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karGer Boden im GolfBeet schweiz

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Tendenziell neigen Bankaktien zum vorübergehenden Fall in den roten Bereich, wenn ein Geldinstitut die Quartalszahlen publiziert und der Gewinn nicht mehr gleich hoch ausfällt wie in den vorangegangenen drei Monaten. Und was ist zu halten von Zahlen in der Schweizer Golfwelt, die nicht mehr die Spitzenwerte früherer Jahre erreichen? Mit Statistiken lässt sich ja bekanntlich viel beweisen; Zyniker behaupten auch das Gegenteil! Nun, die Mitgliederzahlen der ASG und der ASGI sind immer noch im Steigen begriffen (knapp 80 000 beziehungsweise gegen 15 000), aber die Zuwachsraten weisen längst nicht mehr die gleich üppigen Prozentzahlen auf wie noch vor wenigen Jahren. Die Kurve flacht ab. Die einen wähnen sich am Ende des Schweizer Golfbooms, andere sehen das Potenzial bald ausgeschöpft oder noch schlimmer, sprechen von Stagnation.

Nullwachstum besteht unbestritten in einer Hinsicht, beim Bau neuer Golfplätze. Ist man am Plafond angelangt mit 94 Klubs und 2 ASG-Mitgliedschaften öffentlicher Organisationen? Die seit drei Jahren gleichbleibende Zahl an Plätzen wiegt umso schwerer, als das Interesse an aktiver Golfbetätigung bei vielen durchaus vorhanden, aber aus vielerlei Gründen einstweilen zurückgestellt ist. In gewissen Landesteilen, namentlich Ballungszentren wie in der Region um die Stadt Zürich, bestünde noch reges Interesse, einem Club beizutreten oder auf Greenfee-Basis als klubfreier Golfer Runden spielen zu dürfen. Aber just hier sind alteingesessene Clubs, die sich um den Erhalt der wünschenswerten minimalen Mitgliederzahl nicht zu kümmern brauchen, sehr restriktiv, nicht nur was den zu entrichtenden Obolus für Mitgliedschaften, Jahresbeiträge beziehungsweise Greenfees betrifft, sondern auch bezüglich der geforderten Mindesthandicaps (häufig 24) um eine Runde drehen zu dürfen.

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Folgerichtig drängen Interessenten in die besser zugänglichen Clubs. Diese wiederum profitieren von der grossen Nachfrage (mit teils schon fast

Immobilien, die in den Ferien oder an Wochenenden über die Fairways streifen. Solche Clubs sind zudem auf Golf spielende Feriengäste angewiesen, die den Parcours auf Greenfee-Basis zurücklegen. «Urlaubs-Golfer» ist schon nahezu ein fester Sprachbegriff. Etliche Schweizer spielen hierzulande kaum (noch), sondern freuen sich auf vergnüglich ungezwungene und erst noch vergleichsweise kostengünstige Runden an einer fernen Feriendestination.

Der Wunsch nach mehr Plätzen bestünde hierzulande durchaus. Aber zahlreiche Projekte ausuferndem Gedränge) und passen ihre Preise entsprechend an. Das gilt auch für Plätze, die alles andere als schmucke und attraktive, geschweige denn anforderungsreiche Parcours anzubieten haben oder die im grenznahen Ausland liegen. Weniger krass erscheint die Situation auf den Anlagen in Ferienregionen. Ein Grossteil der Mitglieder stammt nicht vom Ort, sondern besteht aus auswärtigen Eigentümern von werden heutzutage wieder ähnlich massiv attackiert wie in den Anfangszeiten, als die breite Öffentlichkeit dem faszinierenden Spiel noch unaufgeklärt skeptisch gegenüberstand. Der Widerstand gegen neue Anlagen wird mit den exakt gleichen abgedroschenen Argumenten angeheizt wie zur Zeit des grossen Aufbruchs der Sportart. In Lokalblättern wird Stimmung gemacht gegen durchdachte Projekte, die alle

Auflagen seitens des Natur-, Umwelt- und Tierschutzes zwingend erfüllen. Und in den Leserbriefspalten werden überwiegend gehässig formulierte Gemeinplätze wider den Bau neuer Parcours publiziert. Jedem Golfer sind die vermeintlich längst ausgeräumten Vorbehalte sattsam bekannt. Erinnert sei deshalb nur an gewisse Schlagworte: Golfer, identisch mit wohlhabenden, älteren Herrschaften, penetrieren fruchtbares Land, funktionieren es für sich um in eine aufwendig gepflegte und gedüngte Erholungszone, von der nur wenige profitieren und wo der Grossteil der Öffentlichkeit ausgeschlossen bleibt.

Vor solchem Hintergrund, dem Unwissen, allenfalls Missgunst und Neid zugrunde liegt, ist es derzeit schwierig, hierzulande dem Vorwärtsdrang des Golfspiels gerecht zu werden. Gegen den Einsatz derart kräftiger Giftspritzen ist es schwierig, die geeigneten und auch hinlänglich bekannten Gegenmittel wirksam einzusetzen. Dass Golf in der Schweiz je ein Breitensport wird, konnte ohnehin von Vorneherein ausgeschlossen werden, aber die Begeisterung für das Spiel würde doch dazu aufrufen und berechtigen, bessere Voraussetzungen für jene zu schaffen, die dem Sport gerne gelegentlich bis intensiv nachgehen möchten. Dies umso mehr, als von Verbandsseite das geeignete Fundament durchaus gelegt wurde.

Kein Wunder daher auch, dass auf dem kargen Schweizer Golfboden zwar gelegentlich ein zartes Talentpflänzchen vorsichtig hervorlugt, aber sich im Regelfall selbst als Berufsgolfgewächs damit begnügen muss, die lebensnotwendige Nahrung vornehmlich dem näheren Umfeld zu entziehen. Und so wartet die Schweizer Golfszene (im Gegensatz zur Sparte Tennis) wohl noch lange darauf, dass sie ein besonders kräftig geratenes Eigengewächs dereinst ins Schlaraffenland der Sportart verpflanzen kann, wenigstens als Klette auf der Tour der europäischen PGA.

Urs Osterwalder ist langjähriger Golfexperte der «Neue Zürcher Zeitung» und Kenner par excellence der internationalen Golfgrössen.

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