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Park über der City

Einer der ältesten Golfclubs der Schweiz ist vor 100 Jahren in den Räumlichkeiten des Hotels Dolder auf dem Zürichberg gegründet worden. Heute ein Privatclub, eingebettet in eine Geländemulde im Osten der Stadt Zürich, ist der Golfplatz des GC Dolder eine wirkliche Besonderheit; eine Parkanlage, aber auch ein körperlicher Challenge für seine Mitglieder – denn es geht stramm bergauf und bergab, und zum Scoren muss man einen exzellenten Ball hauen.

«The Dolder Grand» heisst es heute, gehört zu den «Leading Hotels of the World» und beansprucht – sicherlich zu recht – fünf Sterne. Gebaut wurde es aber 1897 mit dem Ziel, ruhebedürftigen Städtern Erholung und Regeneration zu bieten. Natürlich gehörten bald zahlreiche Reisende zur Kundschaft des Dolder; darunter viele Briten, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts «den Tourismus erfunden» hatten. Vor allem der Alpinismus, das Erstbesteigen immer neuer Viertausender der Alpen war ein Motor, der schliesslich gegen die Jahrhundertwende hin für einen enormen Aufschwung des dritten

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Sektors in der Schweiz führte. 1914 sollen in der Schweiz 22 Millionen Hotelübernachtungen gezählt worden sein. Britische Touristen wollten britische Vergnügungsmöglichkeiten. Alle der alten Schweizer Golfplätze sind auf Initiative von Briten entstanden, die sich teilweise sogar in der Schweiz niedergelassen hatten; im Dolder war es natürlich die Leitung des neuen Hauses, welche offensichtlich bereits zwei Jahre nach Eröffnung die Wiese vor dem Haupteingang zum Golfspiel einrichtete. 1904 soll der Generalkonsul der USA in der Schweiz Präsident des Golfclubs gewesen sein, der sich 1907 um die Aufnahme in die 1902 gegründete ASG bewarb – mit einem neuen Präsidenten, dem Schweizer Alfred Hoffmann. Wie die Chronisten im Jubiläumsbuch der ASG 2002 schrieben, war der GC Dolder der erste Golfclub der Schweiz, dessen Mitglieder mehrheitlich Schweizer Staatsbürger waren.

Gewachsene Bäume, Veränderungen an der Fassade, die beiden monumentalen Anbauten und das vor dem Hotel gut erkennbare Clubhaus des GCDolderfallen beim Vergleich einer undatierten historischen mit einer aktuellen Fotografie auf.

Damals und heute

Mehrere Umbauten haben das Aussehen und vor allem auch das Interieur des Hotels massiv verändert. Seit 2004 ist es wieder einmal geschlossen; es soll totalerneuert und wesentlich grösser 2008 neu eröffnet werden. Der Golfplatz ist geblieben; seine neun interessanten Holes bieten quasi Gelegenheit zu einem «Spaziergang im Park». Sein Layout hat sich in den 100 Jahren nicht grundsätzlich verändert. Aber Erneuerung ist trotzdem notwendig: vor drei Jahren wurden alle Greens neu aufgebaut und gleich auch vergrössert. Das Clubhaus gab es ebenfalls nicht von Anfang an; und wo heute das Putting Green liegt, war ursprünglich der Abschlag von Loch 1. Noch immer gehört der Golfplatz zum Angebot des Hotels; doch daneben hat sich längst ein eigenständiger Golfclub etabliert, in Betrieb und Verwaltung unabhängig vom Hotel, mit einem gesellschaftlichen Leben und einem Turnierbetrieb. Aus den Reihen des GC Dolder sind Spitzenspielerinnen wie Lisa Schaufelberger und Stephanie Noser gekommen, beide Mitglied der Ladies-Nationalmannschaft; und auch Dieter Meier (der Yello-Meier) und Ricky Moos haben es in früheren Jahren in die nationale Elite geschafft. Und dank einer dynamischen Clubpolitik ist es über die Jahrzehnte trotz einer anhaltenden Nachfrage nach Mitgliedschaften gelungen, eine für den Clubbetrieb gesunde Alterstruktur innerhalb der Mitglieder zu erhalten. Man pflegt auch eine Juniorenabteilung; rund 50 Mitglieder sind jünger als 20 Jahre!

■ Urs Bretscher

57 Holes für jedes

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