4 minute read

ASG Lizenz für clubfreie

Golfer ab 2008

Was in den meisten kontinentaleuropäischen Ländern Realität ist, will die ASG, der nationale Golfverband der Schweiz also, jetzt ebenfalls in die Tat umsetzen: Golfer und Golferinnen, welche dem Spiel frönen wollen, aber aus den verschiedensten Gründen nicht (oder noch nicht) bereit sind, einem Club beizutreten, können jetzt eine Karte bei der ASG lösen, welche ihnen Spielrecht gegen Greenfee auf schweizerischen Golfplätzen geben soll. (Die folgenden Ausführungen sind eine Zusammenfassung einer vom ASG-Vorstand erstellten Dokumentation).

Advertisement

In ihren Statuten hat sich die ASG das Ziel vorgegeben, den Golfsport in der Schweiz zu fördern und zu überwachen. Darunter verstehen die Entscheidungsträger des Verbandes sowohl das Clubgolf als auch das sogenannte «Public Golf»; also das golferische Geschehen ausserhalb der 93 Golfclubs, welche Mitglieder der ASG sind. Schätzungen gehen dahin, dass etwa 25000 Personen in der Schweiz leben, welche zwar mehr oder weniger häufig Golf spielen, aber keinem ASG-Club angeschlossen sind.

Diese grosse Personenzahl gliedert sich in ASGI-Mitglieder, Inhaber der Golfcard Plus der Migros und Karteninhaber von ausländischen Organisationen; oder sie haben gar keine Mitgliedskarten und damit wohl auch kaum eine Ausbildung. Das betrachtet der ASG-Vorstand als Missstand und als mangelhafte Umsetzung des statutarischen Auftrags, weshalb der Verband jetzt selber eine Karte herausbringt, welche dieses Manko korrigieren soll.

Ende der Streitereien

Nicht nur eine auf dem Verhandlungsweg bereinigte Offensive der IG Bündner Golfclubs betreffend eines Investitionsbeitrages der ASGI (Association Suisse des Golfeurs Indé- pendants) an die ASG Clubs im Jahre 2005, sondern vor allem das Scheitern der Zusammenarbeitsbemühungen zwischen der ASGI und der Migros haben den Vorstand bewogen, jetzt selber die Initiative zu ergreifen. Die ASGI hat zudem an ihrer kürzlichen Mitgliederversammlung (bei einer Präsenz von 59 der 12100 Mitglieder) das in den Statuten festgehaltene Recht der ASG eliminiert, bei der Zusammensetzung des Vorstandes der ASGI mitzureden. Zum Verständnis mag dienen, dass die ASGI vor bald 10 Jahren nur unter Mithilfe der ASG gegründet werden konnte, deren angeschlossene Vereinigung sie ist. Dieses Ändern der Statuten zum Nachteil der Dach-Organisation ASG führt natürlich dazu, dass die ASG keinen Einfluss mehr auf die Entscheidfindung innerhalb der ASGI hat, was auch die Kontrolle über die weitere Entwicklung des Public Golf in Frage stellt. Deshalb hat der ASG-Vorstand nun, ermuntert von zahlreichen Golfclubs, das Projekt «ASG GolfCard», einer Lizenz für clubfreie Golfer und Golferinnen in Angriff genommen.

Das Projekt im Detail

Die ASG GolfCard wird ausgegeben für in der Schweiz wohnhafte Golfer, die nicht Mitglied eines ASG Golfclubs sind und die über eine anerkannte Platzreife oder über ein Handicap verfügen. Sie soll klar unterscheidbar von der ASG-Karte für Clubgolfer sein und muss so attraktiv sein, dass sie von den ASG-Mitgliederclubs als «ihre», also als die offizielle Karte anerkannt wird, und dass sie vom clubfreien Golfer als der in der Schweiz erstrebenswerte Ausweis betrachtet wird.

Diese Karte wird einen Preis haben; als Diskussionsgrundlage stehen im Moment die 65 Franken Grundbeitrag im Raum, zu welchen eine Verwaltungspauschale von rund 40 Franken (muss noch bestätigt werden) hinzukäme. Die Verwaltungspauschale ist begründet durch den zusätzlichen Aufwand, welcher an der Geschäftsstelle der ASG entstehen wird für Kommunikation und Korrespondenz mit den Karteninhabern und für die Handicapverwaltung.

Der Verband hat den Clubs zur ASG GolfCard einen Fragebogen zugestellt, in welchem auch die Frage gestellt wurde, ob allenfalls ein sogenannter «Investitionsbeitrag» von rund 100 Franken zu verlangen sei (Gelder, welche den ASG- Clubs über einen zu erarbeitenden Verteilschlüssel als Subvention zufliessen könnten). Allerdings hat der ASG-Vorstand auch zum Ausdruck gebracht, dass er von einer solchen Lösung wenig hält und die Finanzierung der Betriebsausgaben eines Golfplatzes eher über die normalen Einnahmen (also Mitgliederbeiträge und kostendeckende Greenfees) sieht – das wäre auch aus ordnungspolitischer Sicht in jedem Falle zu begrüssen.

Wie weiter?

Nachdem der Vorstand sich an der DV 2007 den Auftrag hat geben lassen, dieses Projekt an die Hand zu nehmen, wird er im Rahmen der vier Regionalmeetings im Oktober mit den Clubvertretern die Details diskutieren, welche sich erst nach Auswertung des oben erwähnten Fragebogens formulieren lassen. Zur Beschlussfassung in formeller Hinsicht wird es voraussichtlich im Januar 2008 kommen, wenn dieses Geschäft an der nächsten offiziellen Delegiertenversammlung traktandiert werden kann. Klar fest steht heute aber schon, dass die Golfclubs in ihrer Autonomie betreffend Gäste- und Greenfeepolitik uneingeschränkt bleiben: jeder Club wird weiterhin frei entscheiden können, wen er wann und zu welchen Bedingungen bei sich spielen lassen will, auch wenn die ASG GolfCard ab 2008 erhältlich sein wird.

ASG und ASGI

Trotz der Verwechslungsgefahr der Namen der beiden Organisationen bestehen heute keine Zusammenhänge mehr zwischen ASG und ASGI.

Johnny Storjohann: Wie ich das sehe

Der Generalsekretär der ASG, Johnny Storjohann, ist sich bewusst, dass einige ASG-Clubs in der Lancierung einer eigenen ASG-Karte für clubfreie Golfer nicht nur Vorteile sehen: «Die Karte soll in erster Linie dazu beizutragen, dass in der Gemeinschaft der Schweizer Golfspieler eine möglichst gute Ordnung und Übersichtlichkeit herrscht. Und zweitens will ich – zusammen mit allen Organen der ASG natürlich – mithelfen, das Golfspiel in seiner ursprünglichen Form zu bewahren. Es ist die vornehmste Aufgabe des Verbandes, für die Einhaltung der Regeln und der golferischen Umgangsformen zu sorgen; und zwar überall, wo Golf gespielt wird. Deshalb müssen wir alles tun, um zu verhindern, dass sich Bereiche ausserhalb der ASG entwickeln, in denen es ausschliesslich ums Geschäft geht. Das Bewahren der golferischen Kultur muss uns etwas wert sein! Andrerseits könnte die neue Karte von einigen Clubs auch als Konkurrenz im Zusammenhang mit dem Finden neuer Mitglieder betrachtet werden. Das wäre jedoch ein falsches Verständnis. Wir sind verpflichtet, die Interessen der Clubs als oberste Priorität zu sehen. Nach unserer Meinung überwiegen die positiven Aspekte eindeutig.»

• Die ASG ist der nationale Dachverband des Golfsports. Ihre Mitglieder sind die Golfclubs, welche ihrerseits natürliche Personen als Mitglieder haben und bei der ASG für alle ihre Mitglieder eine ASG-Karte bestellen, die alle Jahre neu ausgestellt wird und als Handicap-Ausweis dient. Eine ASG-Karte (oder eine Karte eines der European Golf Association angeschlossenen nationalen Verbandes) benötigt zwingend, wer an Turnieren teilnehmen will. Als nationales Kompetenzzentrum für den Golfsport hat die ASG die Oberhoheit über alle Aspekte des Golfspiels, der Regeln und des Turnierwesens. Sie führt internationale, nationale und regionale Meisterschaften in allen Kategorien durch, und zwar rotierend auf Golfplätzen ihrer Mitglieder (Statuten auf www.asg.ch).

• Die ASGI wurde 1998 als Aufnahmebecken für Personen gegründet, welche Golf spielen, sich aber keinem Golfclub anschliessen wollen. Die ASGI handelt mit den Golfclubs Greenfee-Konditionen für ihre Mitglieder aus; gegenwärtig sind ihre Mitglieder auf beinahe allen Golfplätzen der Schweiz willkommen, teilweise allerdings mit einem substanziellen Zuschlag auf dem Greenfee. Die ASGI bietet daneben ein breites Ausbildungs-, Eventund Reiseprogramm um das Turniergolf herum an. Sie unterstützt im Rahmen ihres eigenen Investitionsprogramms eine Reihe von ASG-Clubs mit finanziellen Beiträgen. Gemäss kürzlichem Statutenänderungsbeschluss will die ASGI künftig nicht nur Golfer vereinen, die noch nicht in einem ASG Club sind, sondern sich um alle Golfer kümmern, d.h. um Clubgolfer und clubfreie Golfer, und dies im Inland und im Ausland. www.asgi.ch

This article is from: