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Talent vom Léman
Achtzehneinhalb Jahre ist er alt, ein schlaksiger Bursche, nach dem sich die Girls vor dem Clubhaus und auf der Strasse umdrehen, gross, blond und blauäugig. Und er ist gegenwärtig der beste Amateurgolfer der Schweiz. Marc Dobias, GC Lausanne. Siege an den Tessiner Meisterschaften und am Championnat du Léman alleine sind schon herausragend; aber Dobias ist auch gleich noch Landesmeister im Matchplay geworden. Wenn er in der Schweiz an den Start geht, dann spielen die Gegner um den zweiten Rang...
Klar, dass ein solcher Spieler ein positives Handicap hat –anlässlich der Genfersee-Meisterschaften lag es bei +1,6. Ebenso klar daher auch, dass man sich dafür interessiert, wie der Junge schwingt und spielt. Er spielt seit acht Jahren Golf, ist auch sonst ein begeisterter Sportler (Fussball, Eishockey, Tennis) und sagt, sein Schwung habe immer so gut funktioniert, dass er sich kaum um ihn kümmern müsse. Wenn der Rhythmus stimme, dann treffe er auch die Fairways.
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Marc Dobias hat einen extrem rythmischen, extrem repetitiven Schwung, ist aber nicht einer der absoluten Longhitter. Er ist nicht einmal ein so vergifteter Golfer, dass er kaum einen Tag ohne Golf erträgt. Er hat neben dem Spiel noch andere Interessen, und er hat als Gymnasiast das klare Ziel, die Matura zu bestehen und anschliessend für vier Jahre an ein College in den USA zu wechseln.







Sein Familienname erklärt sich einfach: seine Eltern sind aus der ehemaligen Tschechoslowakei in die Schweiz eingewandert. Marc selber ist in Lausanne geboren und ist Doppelbürger, doch ausser seinen Eltern und seiner Schwester lebt der grösste Teil seiner zahlreichen Verwandten («Eine meiner Grossmütter hatte 12 Geschwister») nach wie vor in der Tschechischen Republik – ausser denjenigen, welche in die USA ausgewandert sind. Marc ist ein aussergewöhnliches Talent, und er bringt auch genau die Eigenschaft mit, welche solche Talente meistens am totalen Durchbruch hindert. Er ist für vieles talentiert, und er vermittelt immer ein wenig den Eindruck, alles falle ihm leicht und er müsse kaum dafür trainieren. «Ich weiss, dass ich mehr trainieren müsste. Was mir Schwierigkeiten bereitet, das ist, immer alleine zu sein. Im Club habe ich keinen vergleichbaren Spieler, mit dem ich mich messen könnte. Deshalb freue ich mich darauf, vier Jahre an einem College zu studieren, zum Golfteam zu gehören und zu trainieren». Dort muss man aber auch Kurse belegen und Prüfungen bestehen; das Leben kann hart sein. «Ich weiss. Aber das ist dann endlich mal eine echte Herausforderung!»

Long Game, Chip, Putt

Wenn er scoren will, muss er die Greens in Regulation treffen. «Mein langes Spiel ist gut. Wenn mein Rhythmus stimmt, dann treffe ich die Fairways. Aus dem Bunker bin ich stark, mein Sand-Save-Prozentsatz liegt sicher über 50%. Aber wenn ich chippen muss, sieht es weniger gut aus. Abschläge, Approaches, Putten – das bereitet mir wenig Kummer. Bloss das Chippen...». Aber das lässt sich doch ganz leicht trainieren, ist vor allem eine Fleissleistung, um sich zu verbessern? «Das sagt mir Nationalcoach Graham Kaye auch immer. Man sieht, ich habe da noch Reserven – im Chippen muss ich mich aber auf jeden Fall steigern!»
Diese Schwäche hat ihn indessen nicht daran gehindert, an den Schweizer Meisterschaften auf dem Golfplatz des GC Genève seine Gegner richtiggehend vom Platz zu putzen. Siege gegen Arthur de Rivoire, Steven Rojas und Sandro Viglino, mit dem er allerdings in ein Playoff musste, führten in den Final gegen Andy Chris Orsinger. Dieser, ein ebenfalls noch sehr junges Nachwuchstalent aus dem GC Domat/Ems, musste sich im über 36 Holes gehenden Final 10&8 geschlagen geben.
«Das war mein grösster Erfolg bisher, zusammen mit dem Sieg an den Internationalen Meisterschaften der Schweiz 2006». Und Marc Dobias wird erst im kommenden Dezember überhaupt erst 19 Jahre alt!
Der typische Schwung eines jungen, grossgewachsenen, athletischen Golfers. Entscheidend für die Präzision der Abschläge sind das nahezu perfekte Schwingen auf der Schwungebene. Im Treffmoment bilden linker Arm und Driver eine gerade Linie. Ebenfalls eine ausgezeichnete «Extension» durch den Schwung hindurch und ein balancierter Finish zeigen, dass dieser Schwung mechanisch stimmt.






