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AnleitungSpass

Golf ist Spitzensport für wenige und ein Freizeitvergnügen für viele. Während sich professionelle Spieler und Top-Amateure im Stahlbad des Konkurrenzkampfes immer wieder bewähren müssen, sollten für die Clubspieler der Spass am Spiel, die Freude an der Natur und das gesellschaftliche Erlebnis im Vordergrund stehen. Doch leider ist das häufig nicht der Fall. Denn die Freizeitgolfer setzten sich unnötig unter Leistungsdruck. Verkrampfung, Ärger und Frust sind die Folgen. Marcus Knight’s fünf Tips weisen Wege aus dieser Sackgasse zu mehr Spass am Spiel.

Marcus Knight kennt beide Seiten aus eigener Anschauung bestens: Er hat auf der Challenge Tour versucht, sich für die höchste Stufe des professionellen Golfs zu qualifizieren, und als Teaching Pro sind ihm die Nöte der Clubspieler zur Genüge bekannt.

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In der Rückschau steht er seinem Spiel als Playing-Pro kritisch gegenüber und stellt als Fazit lakonisch fest, dass er jeden Fehler begangen habe, der möglich gewesen sei. Damit meint er nicht die technischen Aspekte, sondern vor allem das Mentale. Auf den Punkt gebracht geht es darum, befreit, überzeugt und mit Freude zu spielen. Er sei hingegen in erster Linie ängstlich bestrebt gewesen, Gefahren wie Bunker und Wasser aus dem Weg zu gehen, statt sich auf das Ziel – Mitte des Fairways oder die Fahne – zu fixieren. Das hat zu gehemmten Schlägen geführt, «gesteuert» und «gedrückt», wie der Pro das Malaise zu benennen pflegt, das er auch bei zahllosen Clubspielern beobachtet. Durch schlechte Erfahrungen geläutert und daher mit veränderter Einstellung zum Spiel schlägt der nun als Golflehrer erfolgreiche ExPlaying Pro die Bälle lockerer und zielorientierter. Diese mental entspannte und gleichzeitig dezidierte Haltung versucht er auch seinen vielen Schülern zu vermitteln. Vor allem geht es dabei um den für ihn wichtigsten Faktor für die Clubspieler: Spass und Freude. Denn er muss immer wieder feststellen, dass sich die Freizeitgolfer selber unnötig unter Druck setzen und sich damit das Vergnügen am Spiel selbstverschuldet vergällen. Klar ist die Technik wichtig, doch Marcus Knight möchte sie möglichst auf das Elementare reduzieren: den Schläger locker laufen lassen, den Ball auf seiner Rückseite square mit höchstmöglicher Schlägerkopfgeschwindigkeit treffen. So gesagt, erschient Golf spielen leicht zu sein – sehr gut zu spielen ist schwer. Diese Tatsache bestätigt sich auf der Driving Range. Denn jeder vermag den Ball einigermassen in die Höhe zu bringen und mehr oder weniger weit vorwärts zu spielen.

Die mentalen Probleme entstehen erst auf dem Parcours, wenn es um Handicap und Score geht, und Angst und Frust zu Spielpartnern werden, Dann hört der Spass auf, Krampf und schwindendes Selbstvertrauen treten an seine Stelle. Ist man einmal in diese mentale Falle geraten, so fällt es schwer, sich wieder daraus zu befreien. Die folgenden fünf Tipps von Marcus Knight sollen als Wege dienen, die zu mehr Vergnügen und besserem Spiel führen. Sie sind be- sonders für diejenigen bestimmt, die sich nach den letzten Golfrunden eingestehen mussten, eine BarbecueParty im Freundeskreis hätte ihnen mit Gewissheit mehr Gefallen bereitet als der nervtötende Aufenthalt auf dem Parcours.

1. Mehr von sich fordern

Viele Spieler denken während der Runde ständig an ihr Score und befürchten den wiederholten Anstieg ihres Handicaps (1/10 Punkt!) mit der Folge, dass sie sich verkrampfen, die Bälle entsprechend miserabel treffen und damit in einen Teufelskreis des Ewiggleichen geraten. Dennoch kann der Wettkampf einen positiven Einfluss auf das Spiel ausüben. Dann nämlich, wenn man sich endlich dazu entschliesst, den Rechenschieber beiseite zu legen und sein Spiel risikoreicher und damit reizvoller zu gestalten. Das bedeutet gleichzeitig, mehr von sich zu fordern. Auf diese Weise verändert sich das Spiel positiv: ein Erfolg bringt weitere Erfolge und damit steigt auch das so wichtige Selbstvertrauen. Natürlich darf es sich nicht um utopische Anforderungen an die eigenen Fähigkeiten handeln. Der Ratschlag von Marcus Knight lautet vielmehr: mit der Unterstützung des Pros ein Ziel abstecken, die realistischen Möglichkeiten von Verbesserungen ausloten und ein entsprechendes Programm aufstellen. Dessen Erfüllung erfordert dann einen entsprechenden Aufwand. Es handelt sich demnach um eine anspruchs- volle, aber umso lohnendere Variante für mehr Spass am Golf.

2. Zocken macht Spass

Die Scorekarte gehört zum Turnier, ansonsten kann auf sie verzichtet werden. Auf Übungsrunden, wo Schlagzahl und Stablefordpunkte eigentlich keine Rolle spielen, behindert unnötiger Resultatdruck das Spiel. Es gibt verschiedene Varianten im Lochspiel, die eine gewisse anspornende Anspannung erzeugen, aber nicht auf ein individuelles Gesamtscore abzielen. Das Ziel muss lauten: Frisch von der Leber weg spielen, Risiken eingehen und damit das eigene Können auf die Probe stellen.

Beispielsweise macht eine ZockerRunde unter Freunden viel Spass und nützt erst noch dem eigenen Spiel. Nach einem solchen Wettkampf wird der spontane Kommentar dahingehend lauten, dass das Golf Freude gemacht hat und nicht die Feststellung beinhalten, man habe trotz drei Strichen 34 Punkte erzielt.

Für Marcus Knight liegt das Schöne in seinem Beruf, dass er sowohl Teil des Erfolges wie auch der golferischen Dramen seiner Schüler ist. Natürlich liegt ihm daran – und er tut alles dafür – dass Ersteres überwiegt.

3. Fruchtbarer Vergleich mit den Pros

Der weisse Abschlag kennzeichnet die wahren Men’s Tees. Beispielsweise in Schönenberg, am Arbeitsort von

Die Karriere von Marcus Knight zum professionellen Golfer hat in England, genauer in Bridgnorth, ihren Anfang genommen, wo er als Fünfjähriger mit dem Golfspiel begonnen hat. Mit 19 wechselte er zu den Pros, mit dem Ziel, sich für die europäische Tour zu qualifizieren. Nach vielen Höhen und Tiefen gab er 2003 seinen Traum endgültig auf und konzentriert sich seitdem auf die Arbeit als Golflehrer. Marcus Knight kam 1994 in die Schweiz, er ist mit einer Schweizerin verheiratet und seit 2001 auch Schweizer Bürger. Obwohl noch jung an Jahren, verfügt er über viel Erfahrung, denn nach seinem eigenen Bekunden hat er im Laufe seiner wechselvollen Karriere «jeden Fehler gemacht», aber auch entsprechend viel daraus gelernt. Davon profitieren die Mitglieder in Schönenberg, wo Marcus Knight seit letzter Saison mit grossem Engagement als Headpro wirkt. Die Katze kann das Mausen nicht lassen, respektive das Turnierfieber hat Marcus Knight wieder gepackt: Der Sieg am Neuchâtel Open und der geteilte dritte Rang am Omnium sind wohl auch die Früchte seiner lockereren Einstellung zum Spiel.

Marcus Knight, besteht eine deutliche Differenz zwischen Weiss und Gelb. Von hinten zu spielen, erlaubt einen Vergleich mit den Könnern. Dieser Challenge aus anderer Perspektive ermöglicht zudem eine direkte Einschätzung des eigenen Spiels. Mängel werden offensichtlich. Weil man vom «falschen» Tee abschlägt, besteht weniger Druck. Man kann befreit spielen, sich als Pro fühlen, der gegen Pros, das heisst auch gegen den Platzstandard, spielt und erleben, welche Anforderungen Golf auf dem professionellen Niveau stellt.

4. Andere Plätze spielen

Stete Routine verliert an Reiz. Auf dem Heimplatz ist einem jeder Grashalm vertraut, desgleichen die taktischen Varianten je nach Wind und Wetter – sowie die Stereotypie der Fehlschläge und der Jagd nach den 36 Punkten. Daher tut es der Psyche und damit dem eigenen Spiel gut, auch fremde Plätze aufzusuchen. Dort stellen sich neue taktische Herausforderungen, gleichzeitig nimmt der Druck ab, weil die durch die Routine aufgebauten Zwangsneurosen bei bestimmten Spielsituationen in unbekannten Gefilden nicht zum Zug kommen.

Pro-Am’s erweisen sich beispielsweise als gute Gelegenheiten, neue Plätze kennen zu lernen und gleichzeitig von professioneller Anleitung zu profitieren. Statt der Routine auf dem Heimplatz bringen eine Runde mit einem Pro, der neuen Ideen vermittelt, sowie die Tatsache, dass andere taktische Varianten bestehen, anregende Impulse und spielerische Verbesserungen. Die Vorstellung, dass besseres Spiel automatisch mit mehr Spass verbunden ist, trifft nicht zu, denn solange sich ein Spieler von seinem Handicap unter Druck setzen lässt, leidet auch der Spassfaktor. Warum beispielsweise nicht mal in Crans spielen und das eigene Leistungsvermögen mit demjenigen der Cracks vergleichen?

5. Die Gedanken sind nicht frei

Nichts zu denken beim Spiel, ist unmöglich, zu viel zu denken schadet jedoch. Marcus Knight plädiert für ein einfaches Gedankengebäude auf dem Parcours. Nämlich ein zielgerichtetes und keinesfalls auf die Technik bezogenes. Ausschliesslich das Ziel visua- lisieren heisst die Vorgabe an die Gedanken, denen die Körperbewegung entsprechend folgen soll. Eine solche simple Psychologie bewährt sich gegen selbst auferlegten Druck. Dieser rührt auch daher, weil man alle sagen gehört hat, Golf sei eine der schwierigsten Sportarten. Daher muss man sich darüber viele Gedanken machen. Zum Vergleich führt Marcus Knight das Skifahren an – für ihn als Engländer ein schwierigerer Sport als das Golfspiel. Für jeden einigermassen geübten Skifahrer ist es normal, seine Skier seinem Können gemäss zum Ziel laufen zu lassen, dabei nicht dauernd technische Probleme zu wälzen und daran zu denken, was ihm Schlimmes widerfahren könnte, würde er nach dem nächsten Schwung stürzen. Auf den Pisten lassen sich nur selten verkrampfte Fahrer ausmachen, denn die meisten machen sich keine grossen Gedanken über ihre Technik, sondern fahren frisch drauflos, in der Art, wie sie es einmal gelernt haben. Warum funktioniert das beim Golf anders? Weil hier die Angst umgeht. Angst vor der Blamage eines schlechten Schlages, Angst vor der Turniersituation, Angst das Handicap würde steigen. Turniere sollte jeder Clubgolfer spielen – aber nicht unter selbst auferlegtem Druck. Golf ist ein sozialer Sport, den man entspannt geniessen sollte. Statt negative Gedanken zu wälzen und sich mit Selbstvorwürfen zu martern, lässt man besser die Naturszenerie und die angenehme Gesellschaft auf sich wirken. Man weiss es ja aus Erfahrung zur Genüge: das Spiel ist wechselhaft – wie ein Spiel es eben per Definition sein muss.

Einer depressiven Einstellung steht die Devise von Marcus Knight gegenüber, die besagt, dass Spass das zentrale Element beim Golf ist. Ohne Freude am Spiel kann man nicht von einem Freizeitvergnügen, sondern muss von einem verfehlten Hobby sprechen – der frustrierte Clubspieler hat sich ernsthaft mit der Barbecue Party-Frage auseinanderzusetzen. Oder – besser – er kann sich aufbauender Literatur zuwenden, die ihm mehr Durchblick hinsichtlich der mentalen Anforderungen im Golf vermittelt. Marcus Knight empfiehlt dazu folgende Lektüre: «Zen Golf» von Joseph Parent, und von Bob Rotella das Buch mit dem bezeichnenden Titel «Golf Is Not a Game of Perfect».

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