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Drive, Pitch, Putt

Die Saison ist nicht nur in den schweizerischen Golfclubs, sonder n weitherum auch auf den verschiedenen Tours der Pros in vollem Gang. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, sich zu fragen, was bisher passiert ist und wie man sich für die kommenden Wochen noch verbessern könnte. Volker Krajewski hat sich solche Fragen stellen lassen müssen.

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Bubba Watson und J.B. Holmes haben in der Saison 2006 als grosse Longhitter in der US PGA Tour debütiert. Seither ist es um die Longhitter aber wieder ruhiger geworden. Watson und Holmes haben TourStatus und halten sich in den Top-100 (Watson ist gegenwärtig 27., Holmes ist 87.). Weite Abschläge haben also doch nichts mit dem Gewinnen von Turnieren zu tun?

Watson und Holmes, das sind zwei Ausnahmekönner. Mit ihrer aussergewöhnlichen Länge vom Tee können sie Hindernisse (Wasser, Bunker) aus dem Spiel nehmen, Doglegs abkürzen und sich so grosse Chancen zu einem präzisen Approach erarbeiten.

Aber: das wichtigste für ein tiefes Score bleibt das, was von 100 Meter und kürzer an geschieht. Und ebenso entscheidend ist es, die Putts einzulochen. Und hier scheinen beide nicht so herausragend zu sein wie mit dem Driver. Länge ist nur gut, wenn man sie kontrollieren kann. J.B. Holmes ist zum Beispiel in der Statistik «Greens in Regulation» bloss auf Platz 70, obschon er kürzere Approaches hat als die meisten anderen Spieler. Und bei den Putts rangieren Watson auf Rang 41 und Holmes auf Rang 98 –das ist mindestens so wichtig wie lange Abschläge.

(Anmerkung der Redaktion: AnfangAugust führte Bubba Watson die Kategorie «Driving Distance» mit 316 Yards an, vor J.B. Holmes mit 312 und Robert Garrigus mit je 311. 14 Spieler lagen über 300 Yards, Tiger Woods mit 297 Yards auf dem 24. Rang).

^Ein Pitch von 20, 30 Metern aus dem Rough, das ist für viele Amateure ein fast unlösbares Problem. Sie bleiben mit dem Clubface im dichten, harten Gras hängen. Schlimmer noch: weil sie das schon vor dem Schlag so erwarten, verkrampfen sie sich, was die Chance des Gelingens weiter reduziert. Was also tun?

Am Anfang muss eine Analyse der Lage des Balles stehen: was ist aus der Situation überhaupt machbar? Der grösste

Fehler wäre es, einen Club mit zu wenig Loft einzusetzen. Denn die erste Priorität, das oberste Ziel muss sein, mit einem Schlag aus diesem Rough heraus zu kommen, und zwar auf jeden Fall. Man sollte also nicht irgend etwas Heroisches versuchen, das vielleicht einmal in hundert Versuchen gelingen kann. Natürlich: je besser die Lage des Balles im dichten Rough ist, desto eher können auch gewisse Risiken eingegangen werden. Zur Technik dann gibt es eigentlich nicht besonders viel zu sagen. Man nimmt einen Club mit möglichst viel Loft, öffnet das Clubface wie bei einem Bunkerschlag und versucht, sich eine Idee über Länge und Stärke des Schwungs zu machen. Der Schlag wird steiler von oben herab auf den Ball ausgeführt, damit möglichst wenig Gras sich um den Schaft wickeln kann. Um dem weiter entgegen zu steuern, packt man den Club mit der linken Hand (Mittelfinger bis kleiner Finger) fester als normal. Der Schlag wird entschlossen – so, wie man sich das vorgenommen hat – ausgeführt.

Sieht man die Pros am Fernsehen auf schnellen, balltreuen Greens ihre Putts rollen und einlochen, wird man als Amateur neidisch. Oft sind Greens in normalen Golfclubs holprig und unterschiedlich schnell. Was sagt der Golflehrer seinem Schüler, wenn sich dieser bei ihm über das schwierige, mit viel Zufall verbundene Putten auf solchen Greens beschwert?

Zuerst einmal das: die Greens in den schweizerischen Golfclubs sind heute viel besser als noch vor wenigen Jahren. Ihre Qualität ist im Durchschnitt gut und kann jedem Amateur zugemutet werden. Natürlich sind sie in den Events der PGA Tour besser; aber dort wird auch viel mehr Aufwand getrieben, und die Pros spielen Woche für Woche auf Greens, die nach den genau gleichen Richtlinien vorbereitet wurden. Ich will mir allerdings gar nicht vorstellen, welche enormen Schwierigkeiten ein Clubgolfer auf Greens wie denjenigen von Augusta oder am US Open hätte...

In der Schweiz sind die Greens demgegenüber auf allen Plätzen unterschiedlich, was aber auch logisch ist. Wenn man also zu Gast ist auf einem anderen Golfplatz, dann sollte man sich ausreichend Zeit auf dem Putting Green geben, um sich ans Tempo und an die Slopes zu gewöhnen. Ein harmonischer Putting Stroke mit einem guten Takt hilft, sich besser auf neue Greens einzustellen. Unter Takt verstehe ich eine rhythmische Bewegung mit Rückschwung und Durchschwung in einem guten Timing. Das lässt sich selbstverständlich trainieren. Man macht sich eine Idee von seiner Puttlinie, richtet sich, den Putter und den Ball auf diese Linie aus und versucht dann, das Tempo des Putts (man könnte auch sagen: die Distanz) zu spüren. Dann wird der Putt ohne weitere Überlegungen gespielt. Aber ich habe noch eine andere Übung für Sie. Gerade bei kurzen Putts, zwei Meter und kürzer, ist es wichtig, dass der Ball weiter rollt als die Distanz zum Loch. Sonst hat er ja bekanntlich keine Chance zu fallen. Man legt also einen Club rund 10 Zentimeter vors Loch und puttet dann aus kurzer Distanz so, dass der Ball über den Schaft hopst und ins Loch geht. Gerade auf leicht holprigen Greens hilft das auch, den Ball auf der Linie zu halten; er wird nämlich von den Unebenheiten desto mehr abgelenkt, je langsamer er rollt. Und das ist ja genau im Bereich des Lochs der Fall!

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