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Verlust der Spielkultur?

Das Golfspiel befindet sich im Wandel. Die technologische Entwicklung – nicht nur hinsichtlich der Schläger oder der Bälle, sondern auch in Bezug auf die Platzpflege –hinterlassen ihre Spuren, die den ursprünglichen Charakter des Spiels verändern. Ob zum Guten oder Schlechten – das bleibt Geschmackssache. Der Lauf der Zeit lässt sich jedenfalls nicht aufhalten. Dennoch wäre es der Spielkultur gewiss förderlich, wenn man sich den Wurzeln und dem Geist des Golfspiels bewusster wäre.

Jean-Jacques Blatti, Jahrgang 1964, hat gewissermassen auf dem Golfplatz Montreux das Laufen gelernt. Nach der Matura hat er die Ausbildung zum Pro absolviert, um darauf als Playing Pro sein Glück zu versuchen. Villars und Wylihof, wo er sechs Jahre tätig war, sind seine Stationen als Teaching Pro. Nach einem Jahr als Lehrer an einer Sportschule in Leysin arbeitete

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Jean-Jacques Blatti anschliessend drei Jahre als Golfmanager im Golf Club Zermatt. Kürzlich hat er eine neue Stelle als Geschäftsführer der Rhônegreen AG, Susten, angenommen. Die Firma ist im Bereich Greenkeeping, Platzumbau und Renovation tätig.

Der bewährte Experte von Golf Suisse im Bereich Schlägertests ist ein Golfer wie er im Buche steht: ein Meister auf dem Platz, ein profunder Kenner der Materie in allen ihren Facetten und daher ein überzeugter Befolger und Bewahrer des traditionsreichen Spirit of the Game.

Die langen Eisen verschwinden immer mehr aus den Sets der Golfer. Bei vielen ist Eisen 4 oder gar Eisen 5 Endstation. Denn die Bedeutung der Hölzer – bis Holz 13 – zu denen sich in neuester Zeit die Hybrid-Schläger gesellt haben, ist stark gewachsen. Noch vor zehn Jahren bestand ein normales Eisen-Set aus den Eisen 3 bis zum Sandwedge. Diese Veränderung lässt sich durch die Evolution im der Material-Technologie sowie der Spielkonditionen erklären. Die heutigen Bälle fliegen weiter, besonders wenn sie mit den neuesten HightechGeräten geschlagen werden. Das bedeutet, dass für den Schlag auf das Green in der Regel kürzere Schläger ausreichen.

Aber auch die viel perfektere Unterlage steuert das ihrige bei: Die Qualität der Greens, Fairways, Roughs oder Semi-Roughs – und auch die Ansprüche der Spieler aller Stärkeklassen – wachsen ständig, dank verbesserter Pflegemaschinen, wirkungsvoller Düngemitteln, besser geeigneter Grassorten und einem allgemein gewachsenen Kenntnisstand bezüglich Platzunterhalt und Platzpflege.

Die Golfer werden immer polyglotter. Auf ihren Reisen spielen sie auf hervorragenden Plätzen von Weltruf. Zuhause fordern sie dasselbe Niveau auf ihrem Heimplatz. Auf diese Weise hebt sich der Standard auf den Parcours ständig, zusätzlich begünstigt durch die Konkurrenzsituation zwischen den Golfplätzen. Auf neuen Plätzen gehört eine Bewässerung mittlerweile zum gewohnten Element der Infrastruktur: ein weiteres Argument, das sich zum Marktvorteil auswachsen kann, wenn die Habenichtse im Sommer – was eigentlich natürlicherweise zum Spiel in der Natur gehören würde – auf ausgedörrter Unterlage spielen müssen.

Ball spielen, wie er liegt

In früheren Zeiten waren die Erwatungen der Golfer an den Platzzustand viel weniger hoch gesteckt. Gezwungenermassen, denn das Gras musste von Hand gemäht werden, bevor als Vorgänger der ersten Motormäher Pferde die Geräte zogen. Die Fairways und besonders auch die Greens waren meilenweit von den manikürierten Ausgestaltungen heutiger Vorzeigeplätze entfernt. Dennoch wurde schon früher auf für das Spiel perfekten Plätzen gespielt – alte Plätze geniessen ja noch heute wegen ihrer Anlage Kultwert – nur die Natur war unperfekt. Ein wichtiges Stichwort dazu bietet der ursprüngliche Spielgrund, nämlich der Linksplatz. Auf einem Stück unbelassener Natur in unmittelbarer Meernähe, dessen salzhaltiger Untergrund ein zu üppiges Wachstum der Vegetation behinderte, trafen sich die Spieler und mussten etwas als Selbstverständlichkeit akzeptieren, was heutzutage von vielen als Majestätsbeleidigung empfunden wird: schlechte Lagen. Schon im ersten Regelwerk hatten 1754 die St. Andrews Golfers als Grundsatz festgehalten: der Ball wird so gespielt, wie er liegt. In der unperfekten Natur konnte der Ball in miserablen Lagen zum Stillstand kommen, das beweisen die verschiedenen Spezialschläger, die heute in Museen ausgestellt sind oder als Antiquitäten gehandelt werden. Solche Unvorsehbarkeiten bewirkten auch, dass ursprünglich im Golf, das ja immer noch als Spiel bezeichnet wird, dem Faktor Glück, ein viel höherer Stellenwert zukam. Die Natur auf dem Golfplatz präsentiert sich heutzutage stark verändert. Die Plätze sind derart hergerichtet, dass die Spieler ungünstige Ball-Lagen kaum mehr akzeptieren. Das Greenkeeping wird schlecht ge-

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macht, weil es ja dafür verantwortlich ist, wenn der Platz nicht überall makellose Spielbedingungen gewährt. Schnell erfolgt auch der Ruf nach Besserlegen. Ein anderes Kapitel betrifft das heimliche Besserlegen, ohne dass «preferred lies» erlaubt wären – kurz das «Bescheissen», oder gewählter ausgedrückt: Genugtuung für das erlittene Unrecht einer schlechten Ball-Lage.

Die Perfektion macht auch vor den Bunkern nicht Halt. Die Vorbilder, die Pros spielen die Bälle aus dem Sand serienweise an die Fahne. In Anbetracht dessen ist eine Debatte darüber entstanden, ob solch perfekte Sandunterlagen überhaupt noch als

Hindernisse bezeichnet werden können.

Eisen im Rückzug

Bis gegen das Ende der neunziger Jahre waren Eisen 1 noch im Gebrauch, heute sind sie aus dem Angebot verschwunden. Weitgehend trifft dasselbe auf das Eisen 2 zu – JeanJacques Blatti hat sogar noch ein Eisen 0 in seinen Beständen! Diese langen Eisen sind von Schlägern mit anderen Spezifikationen abgelöst worden. Hölzer, bis zum Holz 13 und besonders die Hybrid-Schläger bewähren sich auf den perfekt hergerichteten Parcours. Sogar Tiger

Den Ball spielen wie er liegt: Auch auf dem gepflegtesten Platz kann es sogar auf dem Fairway vorkommen, dass die Ball-Lage wenig Freude bereitet. Das Pech im Spiel als Herausforderung akzeptieren und die dem eigenen Können adäquate Problemlösung wählen –das wäre die richtige Reaktion auf die erlittene «Ungerechtigkeit». Der Clubspieler lässt das Fairwayholz im Bag und hält mit einem kurzen Eisen den Schaden in Grenzen, während der Könner in einem solchen Fall zum langen Eisen greift.

Woods greift zum Hybrid Club. Da die Bälle heutzutage weniger in schlechten Lagen liegen, können problemlos grössere, verzeihendere Schlägerköpfe eingesetzt werden. Die einiges schwerer zu schlagenden langen Eisen eignen sich viel besser, um Bälle aus schlechten Lies zu spielen und dennoch Distanz zu gewinnen. Da Löcher, andere Unebenheiten und kahle Stellen auf dem Parcours zusehends eine Rarität bilden, ist folgerichtig auch der Gebrauch der langen Eisen aus der Mode gekommen. Jean-Jacques Blatti sieht dieser Entwicklung zur Perfektion, Uniformität und letztlichen Erleichterung des Spiels mit gemischten Gefühlen entgegen. Er als Shotmaker und Spieltaktiker, der aus jeder Situation den richtigen Schlag aus einem grossen Repertoire auszuwählen und auszuführen vermag, liebt die zusätzliche Herausforderung durch die unterschiedlichen Gegebenheiten der Natur, sei es auf dem Platz selber oder zusätzlich durch Wind und Wetter begründet. Das impliziert auch, schlechten Lagen mit einer positiven Attitüde als Teil des Spiels zu akzeptieren. Nach seinem Dafürhalten droht durch die beschriebene Entwicklung auf dem Material- und Pflegesektor der «Spirit of the Game» zusehends verloren zu gehen, dessen wichtigste Maxime die Regel 13 umschreibt: Der Ball muss gespielt werden, wie er liegt.

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