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Das optimale Schläger-Set

Das Angebot an Schlägern ist vielfältig, und es fällt nicht leicht, die Übersicht zu bewahren. Vorlieben und Modeerscheinungen, aber auch das individuelle Können bestimmen über den Inhalt eines Golfbags. Welches aus dem Blickwinkel eines Clubfitters und Golflehrers der geeignetste Materialmix ist, erläutert Alain Pfister in diesem Beitrag.

Die hehren Vorbilder, die Stars unter den Tour Professionals, sind die Schrittmacher auf dem Golfmarkt.

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Die Schläger, welche die Cracks verwenden, sind auch für den Clubspieler in jedem Golfshop erhältlich. Und für viele dieser Golfer besteht die Versuchung, eben aufgrund des Wissens um die Schlägerwahl der Idole einer Selbstüberschätzung zu erliegen, wenn es gilt, die Ausrüstung zusammenzustellen. Eine kritische Würdigung der eigenen Fähigkeiten, verbunden mit den Ratschlägen des PGA Golflehrers, der die Schwächen und Stärken seiner Schüler bestens kennt, können Fehlinvestitionen im Meer des Angebotes der Golfindustrie verhindern.

Unterschätzt: der Putter

Vom Putter werden die genauesten Schläge erwartet. Grundsätzlich kommt das Präzisions-Gerät bei jedem Loch zum Einsatz, der Putter ist demnach eigentlich der wichtigste Schläger im Set -– in Wahrheit jedoch der meistunterschätzte.

Auch der Putter verfügt über Loft. Und zwar zwischen 3°bis 7°. Höheres Gras auf dem Green verlangt mehr Loft, schnelle, dem Tour-Standard entsprechende Greens weniger.

Auch der Offset und der Lie sind wichtige Komponenten, die bei einem Putter-Fitting eine zentrale Rolle spielen. Putten ist die individuellste Sparte des Golfspiels. Der Putter muss deshalb dem jeweiligen, bewährten Putt-Stil optimal angepasst sein – denn nicht der Spieler muss seine Technik dem neuen Putter unterwerfen, von dem natürlich immer Wunderdinge erwartet werden. Die Grundregel lautet: Was als individuelle Lösung bestens funktioniert, soll nicht verändert werden. Einem Fitting kommt demnach allgemein auch eine Kontrollfunktion zu. Im Fall des Putters geht es einzig um die Frage, ob seine Ausgestaltung dem Putt-Stil des Nutzers entspricht. Leider wird in der Regel die Wichtigkeit und der Wert des Präzisonsschlägers für das Score unterschätzt. Viel lieber geben die Clubspieler ein Vermögen für die groben Geschütze aus, als dass sie sich einen für sie ideal passenden Putter leisten.

In den meisten Fällen können Billigputter nicht gefittet werden, denn bei minderwertigen Materialien besteht erhöhte Bruchgefahr.

Das wichtige Thema: Wedges

Jeder Golfer wünscht sich, den Ball so nahe wie möglich zum Tap-in an die Fahne zu spielen. Die Wedges sind die Schläger, welche dieses Triumphgefühl vermitteln sollen. Das bekannteste Wedge ist das Pitching Wedge. Dessen Loft bildet die Grundlage für die Zusammenstellung der Wedges im Set. Informationen dazu bieten die Kataloge der Schlägerhersteller. Welches Pitching Wedge man wählt – die Variationen bewegen sich innerhalb eines Spektrums von 6°– hängt auch von der Anzahl der Wedges ab, die man in das Set integrieren will – drei oder vier sind die Norm. Natürlich spielt auch die Distanz eine Rolle, welche von den Wedges abgedeckt werden soll. In der Regel bewegt sich diese zwischen 100 und 120 Meter bis zur Fahne. Eine Variation bei vier Wedges mit einer Abstufung von 4° wäre: ein Pitching Wedge von 48°, ein sogenanntes Gap-Wedge von 52°, ein Sandwedge von 56°und ein sogenanntes Lob-Wedge von 60°. Reichen drei Wedges aus, so wären ein Pitching-Wedge von 48°, ein Sandwedge von 54°und ein LobWedge von 60°denkbar. Eine andere Variation in 5°-Schritten ohne LobWedge ist bei Pros beliebt: 46°Pitching-Wedge, 51°Gap-Wedge und 56°Sand-Wedge. Folgende Möglichkeit ist ebenfalls oft anzutreffen: Pitching-Wedge 46°, Gap-Wedge 52°, Sand-Wedge 58°. Die individuelle Wahl ergibt sich aus den Längen der

Die Zusammenstellung eines modernen Golfsets richtet sich primär nach dem Können und der Konstitution der Spieler – zum Beispiel mehr oder weniger Hölzer, lange Eisen, Hybrid-Schläger und Wedges und in zweiter Linie nach den Charakteristiken der Parcours.

Schläge mit den spezifischen Wedges. Übrigens varieren mittlere und kurze Eisen von einer Nummer zur nächsten normalerweise um 4°; ab dem Eisen 6 bis zum Eisen 3 beträgt die Loft-Differenz 3°.

Die Wedges dürfen schwerer sein, vor allem ab dem Gap-Wedge wäre dieser Effekt, der mit einem schwereren Stahl-Schaft erreicht wird, erwünscht, weil sich so die oft mit diesen Schlägern notwendig werdenden ein Viertel- oder halbe Schläge ruhiger und damit besser ausführen lassen.

Ein Distanzplan – Vorsicht vor Überschätzung – kann bei der Zusammenstellung der Wedges hilfreich sein. Je nach Schlägerkopfgeschwindigkeit unterscheidet sich die Distanzdifferenz von Schläger zu Schläger: wenig Tempo ergibt kleinere Unterschiede. Die Differenz beträgt bei längeren Eisen zwischen ca. 7 bis 15 Meter, bei kurzen Eisen beträgt der Unterschied ca. 10 bis 15 Meter. Eine differenziertere Abdeckung ist im Bereich der kurzen Schläger wichtiger – da innerhalb deren Distanzbereich mehr Präzision punkto Länge erwünscht und auch erwartet wird. In welchem Umfang soll man lange Eisen verwenden – bis Eisen 4, 3 oder gar 2? Auf jeden Fall ist es falsch, sich aus Prestigegründen mit langen Eisen abzumühen. Für den Golflehrer Alain Pfister ist als Kriterium der Aspekt des Vertrauens ausschlaggebend. So lange man sich beim Schlag gut fühlt, hat man ein geeignetes Eisen in der Hand. Zu beachten ist zudem der Loft der Schläger. Bei vielen Herstellern entsprechen in dieser Beziehung die heutigen Eisen 4 früheren Eisen 3.

Grosse Mode: Hybrid-Clubs

Hybrid-Schläger sind bereits seit über 20 Jahren bekannt und jetzt wieder sehr en vogue. Noch früher wurden die sogenannten «Driving Iron» auf den Markt gebracht. Der Loft der Eisen ist nicht auf die Hybrid-Schläger oder Driving Irons übertragbar. Zum Beispiel, weil der Schaft eines Hybrid-Schlägers von 25°länger ist, spielt sich dieser länger als ein Eisen 4 mit demselben Loft. Es wäre also ratsam, die Hybrid-Schläger nicht aufgrund ihres Lofts zu kaufen, sondern das Material auf dem Platz zu testen, um den in den Distanzplan passenden Schläger für das individuelle Golfset ausfindig zu machen. Während Driving Irons mit ihren planen Schlagflächen eine vereinfachte Form von langen Eisen darstellen, die in engen Situationen beim Abschlag vom Tee gute Dienste leisten können, stellen die Hybrid-Schläger, deren Schlagfläche wie bei den Hölzern mit Bulge und Roll ausgebildet sind, keinen Ersatz für Hölzer dar. Sie sind so genannte Troubleshooter, die im Semi-Rough oder in Hanglagen, in Situationen also, in denen Eisen oder Holz-Schläge technisch sehr anforderungsreich sind, zum Einsatz kommen. Mit ihren kürzeren Schäften sind sie einfacher zu schlagen als die Hölzer; im Vergleich zu den Eisen ist ihre Reichweite grösser, da die Schäfte der Hybrid-Modelle in Bezug auf diese Schlägerkategorie länger sind.

Wedges werden in verschiedenen Varianten – hinsichtlich Loft und Bounce -–konstruiert.

Distanz: Hölzer besten entsprechende Mischung zusammenzustellen.

Fairwayhölzer werden heutzutage bis zum Holz 13 angeboten. Bis zum Holz 7 kommen diese Schläger ebenfalls als Troubleshooter in Betracht. Sie sind noch einfacher zu spielen als Hybrid-Schläger und werden besonders von Frauen und Senioren gerne verwendet. Die Hölzer 3 und 5 sind Standardversionen. Der Driver ist in der Regel für den Schlag vom Tee reserviert. Er ist der längste Schläger im Bag und verlangt nach der höchsten Schlägerkopfgeschwindigkeit.

Pros verwenden beispielsweise den Putter, 3 Wedges, Eisen 9–3, als Ersatz für ein Eisen 2 oder 1 einen Hybrid-Schläger, um besser aus dem Rough spielen zu können, ein Holz 3 und einen Driver.

Mittlere Spieler gehen von 3 Wedges aus bis Eisen 4, setzen dafür 2 Hybride oder ein Holz 5 und 7 sowie Holz 3 und Driver ein. Frauen begnügen sich oft mit einem Eisen 5, verwenden dafür Holz 9,7,5,3, sowie den Driver.

Im Prinzip sollte man Schläger verwenden, die einem gut liegen und von denen man weiss, wie weit man sie schlägt. Bei einem Fitting stellt sich oft heraus, dass das Set mangelhaft zusammengesetzt ist, im Grunde also Geldmittel verschleudert worden sind. Distanzmessungen bieten wichtige Anhaltspunkte zur Korrektur, und auch der Fachmann, sprich der PGA-Pro, weiss Rat.

Für Anfänger empfiehlt Alain Pfister ein Set bis Eisen 4 mit Standard-Wedges, einem Holz 5 und 3 sowie einem Hybrid-Schläger. Je früher

Frauen spielen die Hölzer oft besser, weil sie rhythmischer schwingen, statt rohe Kräfte einzusetzen. Weil er die Eigenheiten seiner Schüler genau kennt, ist auch für Anfänger der Pro die geeignete Anlaufstelle, welche Schläger auf dem Parcours die besten Dienste leisten. Der Verkäufer im Laden kann solche Kenntnisse nicht für sich in Anspruch nehmen.

Allgemein gibt es keine Norm, wie ein Set zusammengestellt sein soll. Die Lösung muss eine individuelle sein; sie ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Zu diesen gehören unter anderem das technische Können, das Alter, Kraft und Konstitution und damit verbunden die Schlägerkopfgeschwindigkeit.

Immer wieder: Testen

Testen, um so die zum Distanzplan passenden Lofts zu finden, ist der bessere Weg, als sich zu unüberlegten, rein emotional gefärbten Kaufentscheidungen hinreissen zu lassen. Eine sachkundige Beratung des Pros des Vertrauens spart Geld. Grundsätzlich schafft letztendlich der Platz die Voraussetzungen, wie das Set ideal zusammengesetzt sein sollte. Das Klima sowie die aktuelle Verfassung des Spielers – körperlich wie in Bezug auf das Vertrauen – spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Beispielsweise verlangt weicher Boden bei den Wedges nach mehr Bounce; ist die Unterlage hart, wäre ein schmaler Bounce passend.

Alain Pfister, Pro in Interlaken, Clubmaker und Clubfitter, eignete sich das Metier an den renommiertesten Clubfitting-Schulen in England und den USA an und besucht weiterhin regelmässig Fortbildungskurse. Unter dem Firmennamen Par Golf AG betreibt er zusammen mit seiner Frau Karin in Leissigen am Thunersee einen Golfshop mit angeschlossener Werkstatt.

Der Driver, an den die höchsten Ansprüche an Fehlertoleranz gestellt werden – die Errungenschaft der grossen Schlägerköpfe und Schlagflächen soll Gewähr dafür bieten – ist kein Präzisionsschläger und braucht demnach Platz. Bei engen Verhältnissen empfiehlt es sich, auf einen präziseren Schläger auszuweichen. Immer wieder lässt sich beobachten, dass die Golfer ihr Können überschätzen und den Driver wider besseres Wissen einsetzen.

Beispiele: Set-Zusammensetzungen

Seitdem ein Golfset aus höchstens 14 Schlägern bestehen muss, sind die Spieler gefordert, eine ihrem Können am

Die Pros auf der Tour wählen deshalb ihr Set in Anbetracht der spezifischen Bedingungen und ihrer Verfassung aus gegen 20 Schlägern aus. Selber testen, selbstkritische Einschätzung, sich nicht von den Aussagen anderer Spieler beeinflussen lassen, sondern Rat von berufener Seite suchen, so lauten die Ratschläge des Clubfitters und Golflehrers Alain Pfister. Denn was nützt es, den neuesten, Wunderdinge versprechenden Driver im Bag zu haben, wenn man mit diesem nicht in der Lage ist, den Ball ordent-

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