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Spitzengolf mit Open-Feeling

Faszinierend ist vor allem die Anordnung jener Plätze, die sich direkt an der Küste rund um Troon aneinanderreihen. Ganz im Süden Prestwick, wo 1860 die erste aller Open Championships stattfand. Der Klassiker beinhaltet eine Vielzahl von blinden Schlägen inklusive der Bahn 17 namens Alps, bei der man über eine sagenhaft riesige Düne schiesst. Verwirrend ist das Spiel hier oft, manchmal unübersichtlich. Aber für alle jene, die diesen Ausflug als eine Art Pilgerfahrt zu den Ursprüngen des Golfspiels verstehen, wohl unerlässlich.

VORAUSPLANUNG

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Vom Open-Platz Royal Troon ist Prestwick nur durch einen Campingplatz getrennt, den man allerdings aufgrund des Flughafens von Prestwick eher meiden sollte. Dieser liegt nämlich direkt daneben, und die Ryanair-Flieger starten und landen hier in Serie. Dies ist wahrscheinlich der einzige negative Aspekt, der die Runden auf den beiden Plätzen von Troon und Prestwick beeinträchtigt. Ziemlich laut wird es hier manchmal; andererseits ist man auf den schnellen, ziemlich ondulierten Grüns in der Regel so mit dem eigenen Spiel beschäftigt, dass man sich kaum ablenken lässt.

Zeit für Träumereien bleibt in Schottland zumindest in der Hochsaison, die von Ende April bis Anfang Oktober dauert, ohnehin nicht. Seit dem Ende der Corona-Pandemie sind die internationalen Golf-Reisenden wieder unterwegs, und Schottland mit seinen OpenPlätzen gilt speziell bei Amerikanern als absolutes Muss. Entsprechend haben sich die Greenfees dem amerikanischen Niveau angeglichen. Die Tee Times sind ausgebucht und Spontan-Golf ist nur auf Plätzen angesagt, die es nicht in irgendein Ranking eines Reiseführers geschafft haben. Dazu kommt, dass die meisten Traditionsplätze wie Royal Troon, aber auch Western Gailes über eine sehr üppige Anzahl Mitglieder verfügt, die den Platz ebenfalls nützen. Entsprechen sind Gäste-Tee-Times ohnehin nicht an allen Tagen verfügbar. Kurzum: Wer das Golf-Mekka Ayrshire als Sommerziel identifiziert, muss dringend im Voraus buchen und vorausplanen.

TURNBERRY, EIN MUST

Ein heikler Punkt bleibt allerdings bei der Auswahl der Plätze immer: Turnberry. Mit insgesamt 36 vorzüglichen Löchern – darunter der Aisla Course als 18. Schauplatz der Open –, dem weltbekannten Leuchtturm und der Halfway-Terrasse direkt über den Klippen ist das Resort zweifellos ein Highlight. Dass es der Trump-Familie gehört und man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf Busladungen voller amerikanischer Golftouristen trifft, führt dazu, dass der eine oder andere Golfer Turnberry zum No-Go erklärt hat. Ansonsten gilt: Die halbstündige Autofahrt von Prestwick aus ist das Resort aus rein golferischer Sicht unbedingt wert.

Ansonsten bekommt man allerdings auch nur rund um Prestwick und Troon Golf der Extraklasse geboten. Denn auf der nördlichen Seite des Seestädtchens Troon finden sich mit Western Gailes, Dundonald Links und Barassie Links drei weitere Top-Anlagen. Kenner kommen ins Grübeln, wenn es um das Abwägen zwischen dem Traditionalisten Western Gailes direkt am Meer und dem Newcomer Dundonald Links geht. 2014 eröffnet, geht der Platz eigentlich auf ein altes Layout aus dem Jahr 1911 zurück, das nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings nicht mehr genutzt wurde. Der amerikanische Architekt Kyle Phillips designte den Platz auf dem Gelände neu; 2017 fanden hier sowohl die Scottish Open für die Männer wie auch für die Frauen statt.

Golf Pur

Wo Dundonald das Links-Erlebnis des 21. Jahrhunderts mit modernem Clubhaus offeriert, stösst man im Western Gailes noch auf viel Tradition, SchwarzWeiss-Fotos und Etikette, wie sie auch in Royal Troon oder Prestwick vorherrschend sind. Nein, in Jeans ist man hier nicht willkommen. Im Clubhaus nimmt man die Kappe vom Kopf, und wer im Dining Room essen möchte, sollte vorsichtshalber eine Krawatte in der Jackentasche haben.

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