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Das Comeback von Brooks Koepka
Vier Majors hatte Brooks Koepka schon gewonnen, dann stürzte ihn eine Knieverletzung in ein tiefes Form-Loch. «Wenn ich dorthin zurückblicke, wo wir vor zwei Jahren waren, bin ich im Moment so glücklich», sagte er nach seinem Triumph bei der 105. PGA Championship.
STEFAN WALDVOGEL
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2017 und 2018 siegte «Mister Major» bei der U.S. Open, 2018 und 2019 holte er den Titel bei der PGA Championship. Danach folgten schwierige Zeiten für Brooks Koepka. Ein banaler Ausrutscher zuhause hatte im Frühjahr 2021 die Karriere des grossen, muskulösen Koepka, der auch in jedem Kontaktsport hätte Karriere machen können, gefährdet. Eine Kniescheibe sprang ihm damals raus. Er wollte sie selber wieder einrenken, zerbrach sie dabei aber. Dies ruinierte sein Knie, und er musste operiert werden. Koepka wollte schnell wieder weitermachen und verzichtete auf eine angemessene Reha, doch er verlor dadurch sein Körpergefühl.e Aus dem selbstsicheren Koepka, der vier Majors gewonnen hatte, wurde innerhalb eines halben Jahres eine tieftraurige, unsichere Persönlichkeit.
«WIE GLAS GEFÜHLT»
«Es war wesentlich schlimmer, als ich öffentlich zugegeben hatte. Nur fünf oder sechs Menschen wissen, wie schwierig es wirklich war», sagte der 33Jährige nach seinem fünften MajorTitel. Die Unsicherheit wurde mit der Zeit so gross, dass er im vergangenen Sommer eine bedeutende Karriereentscheidung traf und zur saudiarabischen LIV Tour wechselte. Das passte eigentlich gar nicht zu ihm, weil Koepka nicht wegen des Geldes spielt, sondern wegen der Aussicht auf Ruhm. Nur schien dieser zu diesem Zeitpunkt so weit weg zu sein, dass das Angebot von angeblichen 100 Millionen Dollar eben doch reizvoll wirkte. Er habe sich
«wie Glas gefühlt», sei immer wieder zerbrochen, hatte der Amerikaner schon in der NetflixDoku über seine Probleme geäussert.
Gleichzeitig begann er, mit seinem Trainerteam an der Rückkehr zu arbeiten und sein altes Selbstvertrauen wiederzuerlangen. Koepka war bekannt als ein hochprofessioneller Athlet, als gnadenlos kompetitiver Spieler – und er ist es inzwischen wieder. Sein Trainer Claude Harmon nennt das die «Erschaffung von Koepka 2.0».
«DER SCHÖNSTE SIEG»
Auf der LIV Golf League gewann Koepka im April sein zweites Turnier, er führte beim Finaltag des Masters in Augusta. Das ganz grosse Comeback folgte aber kurz nach seinem 33. Geburtstag mit dem dritten Triumph bei der PGA Championship.
Im Mai siegte Koepka im Oak Hill Country Club mit 271 Schlägen oder neun unter Par mit zwei Schlägen Abstand vor Scottie Scheffler und dem Norweger Viktor Hovland. Dieser hatte im Direktduell lange mitgehalten, verabschiedete sich aber mit einem ärgerlichen Doppelbogey auf Bahn 16 aus dem Titelrennen. So muss Hovland weiter auf seinen ersten MajorSieg warten, während Scheffler dank Platz zwei wieder die Nummer eins der Weltrangliste ist. Für seinen Landsmann war der Titel nach dem knapp verpassten Masters im April etwas ganz Spezielles: «Das ist wahrscheinlich der schönste Sieg von allen, denn es steckt so viel harte Arbeit dahinter», sagte Koepka. «Er ist definitiv etwas Besonderes.»
Koepka wurde am letzten Loch teilweise ausgebuht, nachdem er im vergangenen Jahr als einer von mehreren Stars in die von SaudiArabien finanzierte LIV Tour gewechselt war. «Ich höre das alles», gab der 33Jährige zu, ergänzte aber: «Es ist mir einfach egal. So ist der Sport. Man muss mental stark sein.» «Herzlichen Glückwunsch @BKoepka, dein Comeback war beeindruckend, ich bin so stolz auf dich!», twitterte dafür LIVBoss Greg Norman.