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LUFT ZUM ATMEN
Fabiano Paratore erhielt 2019 zwei neue Lungenflügel. Seit Februar 2022 beträgt seine Atemkapazität gerade mal 30 Prozent. Trotz allem hat er seine Freude an der Herausforderung nicht verloren und bewahrt sie sich durch Golf.
«Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Golf spielen würde.» Dies sind die Worte von Fabiano Paratore, dem im August 2019 zwei neue Lungenflügel eingesetzt wurden. Im Jahr danach begann er, Golf zu spielen. «Ich brauchte etwas, bei dem ich den Kopf freibekommen konnte, etwas, um dem Krankheitsalltag zu entkommen. Und als Mann, der Herausforderungen liebt, war ich auf der Suche nach einer neuen Challenge.»
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Als Vollblut-Sportler und -Wettkämpfer begann der Waadtländer Familienvater, sich für die Weltspiele der Transplantierten zu interessieren. «Ich habe die verschiedenen Disziplinen analysiert, die bei dieser Veranstaltung auf dem Programm standen. Die meisten davon kamen für mich aufgrund meiner Situation aber nicht in Frage», erklärt er. «Dann kam ich auf Golf. Ich dachte mir, warum nicht? Meine Frau konnte mir einige Türen öffnen, da sie im Bereich Golfausrüstung arbeitete.»
Nach der Einrichtung eines Spendenpools begann das Abenteuer des gelernten Gipsers und Malers. Sein Ziel: die Welt spiele der Transplantierten 2023 in Perth (Australien). Anfang Mai kehrte Fabiano Paratore (Handicap 12) von Down Under zurück, mit dem (etwas undankbaren) vierten Rang im Gepäck. Doch das Wesentliche war etwas ganz anderes: «Geblieben ist mir vor allem der Moment, als bei der Eröffnungsfeier sechs Spenderfamilien, die einen geliebten Menschen verloren hatten, an uns vorbeizogen. Dass wir tun, was wir tun, verdanken wir unseren Spenderinnen und Spendern. «Unter Transplantierten nennen wir das ein geschenktes Leben.»
Eine Folgenschwere Kombination
Dieses Ziel zu verwirklichen, war alles andere als ein Spaziergang. Um sich zu qualifizieren, musste er sich in seiner Kategorie bei den Europäischen Spielen 2022 in Oxford durchsetzen. Und es galt, Mittel und Wege zu finden, um die Reise nach Australien zu finanzieren. Die gesamte Vorbereitung stellte Fabiano vor die Realität einer Situation, in der «jeder Tag, der vergeht, ein gewonnener Tag ist», wie er sagt.
dem beträgt seine Atemkapazität gerade mal 30 Prozent. Für ihn bedeutet das, dass er ganz genau planen muss, was er unternimmt. «Stellen Sie sich vor, Sie gehen spazieren und haben einen Sack über dem Kopf, dessen Reissverschluss zu 30 Prozent geöffnet ist...»
«EIN FAULPELZ»
«Seit Februar 2022 hat sich leider meine Atemkapazität verschlechtert, weil mein Körper die neue Lunge abstösst», erzählt er. «Grundsätzlich lässt sich das behandeln. Aber das Problem ist, dass ich zur gleichen Zeit das Coronavirus erwischt habe. Diese Kombination war gar nicht gut, und heute, ein Jahr später, bin ich immer noch coronapositiv... Meine ein zige Option ist, mich mit Medikamenten vollpumpen zu lassen und abzuwarten, bis die Sache ausgestanden ist.» Konkret muss Fabiano täglich 40 Medikamente einnehmen, die damit verbundenen Nebenwirkungen aushalten und sich regelmässig im Universitätsspital Lausanne untersuchen lassen. Bei all
In diesem Alltag gibt ihm Golf buchstäblich Luft zum Atmen. «Beim Golfen kann ich mich eine Weile auf etwas anderes konzentrieren, sogar für eine ziemlich lange Zeit», sagt Fabiano. «Selbst mit einer eingeschränkten Atemkapazität ist Golf für mich etwas Positives. Das ein zige Problem ist, dass ich derzeit keine andere Wahl habe, als mit dem Golfcart über den Platz zu fahren. Das bringt zwei Probleme mit sich: Erstens kann ich nicht bei jedem Wetter spielen, und zweitens hält man mich manchmal für einen 41-jährigen Faulpelz, der keine Lust hat, zu Fuss zu gehen; man sieht mir meine Beeinträchtigung ja nicht an», lacht Fabiano, der Mitglied des Golfclubs Lausanne ist. Die nächsten Europameisterschaften (2024) und Weltmeisterschaften für Transplantierte (2025) hat Fabiano Paratore bereits in seine Agenda eingetragen. Zum Abschluss möchte er einer Person ganz besonders danken: «Meiner Frau, ohne die ich das alles nicht schaffen würde. Sie können sich gar nicht vorstellen, was sie alles für mich tut. Wir sind ein echtes Team.» •