Die Veränderung des Status Quo

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SCHWEIZ

Die Veränderung des Status Quo

WOMAN IN BUSINESS: Frau Siegle, Frau Ruoss, was bedeutet es für Sie, schön und modern zu wohnen? Wie wohnen Sie selbst? Claudia Siegle: Wie man gerne wohnt, ist im Leben immer wieder anders, weil sich die Bedürfnisse ändern. Die aktuelle Wohnsituation sollte immer die jeweils beste sein. Grundsätzlich habe ich es aber gern hell und offen, mit viel Licht und weiten Räumen. Im Moment wohne ich mit meiner Familie in einer Erdgeschoss-Maisonette-Wohnung, die mir sehr zusagt. Corinne Ruoss: Ich wohne am liebsten hell, luftig und mit Aussicht. All das ist in dem Jugendstilhaus, in dem ich gegenwärtig zur Miete wohne, gegeben.

Claudia Siegle und Corinne Ruoss, Mobimo-Teamleiterinnen im Geschäftsbereich Entwicklung, stehen für Frauenpower und betreuen grosse Projekte. Sie finden, dass die Geschlechterfrage kein Thema ist, erzählen von ihrer eigenen Wohnsituation und von den Trends in der Branche.

Sie sind Immobilienentwicklerinnen. Was müssen sich unsere Leserinnen darunter vorstellen? Ruoss: Als Immobilienentwicklerin gilt unsere Leidenschaft der Veränderung und der Verbesserung des Status Quo. Was können wir aus diesem Ort machen? Wie erreichen wir einen Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer sowie für Mobimo? Und: Wie werden wir in 20 Jahren überhaupt wohnen, arbeiten, leben? Siegle: Diese spannenden Fragen machen unseren Arbeitsalltag aus. Dazu kommen noch viele weitere Aufgaben: Wie soll ein neues Gebäude erschlossen werden? Wie gehen wir mit dem Verkehr um, was machen wir in punkto Nachhaltigkeit?

Claudia Siegle (links) und Corinne Ruoss, die beiden Immobilienentwicklerinnen bei Mobimo.

38 WOMEN IN BUSINESS · MÄRZ / APRIL 2022

Fotos: Markus-Bertschi, Lea Della-Zassa

Text: Michael Baumann

Wie sind Sie in die Bau- und Immobilienbranche gekommen, die ja tendenziell immer noch eher männerlastig ist? Siegle: Das stimmt nur noch teilweise. Bei Mobimo hat es in den Teams, die sich mit Entwicklung, Realisierung und Projektmanagement beschäftigen, sehr viele Frauen. Einzig in den externen Planungsteams gibt es zum Teil noch einen Männerüberschuss. Wir sind ein modernes Unternehmen. Frauen oder Männer, Männer oder Frauen – das ist bei Mobimo schlicht kein Thema. Ruoss: Das kann ich nur bestätigen. Wir haben viele gemischte Teams und auch schon reine Frauenteams. Ausserdem ist Mobimo in Bezug auf die Kinderbetreuung sehr aufgeschlossen und bietet verschiedene Modelle an. Wir haben ein flexibles Arbeits- und Teilzeitmodell, und das ermöglicht eine ausgewogene Work-Life-Balance. Unser Arbeitgeber ist sehr offen für Teilzeitarbeit und geht auf individuelle Pensums-Wünsche von Mitarbeitenden ein. Auch der Verwaltungsrat von Mobimo besteht schon zur Hälfte aus Frauen? Ruoss: Tatsächlich, darauf sind wir Mobimo-Frauen ein bisschen stolz. Auch im Kader ist die Vertretung mit 36 Prozent gut. Auf Stufe Geschäftsleitung besteht noch Handlungsbedarf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch dort der Frauenanteil steigt. Unter den restlichen Mitarbeitenden sind

die Frauen mit 56 Prozent in der Mehrheit. Ein Drittel von ihnen arbeitet Teilzeit.

Was reizt Sie an der Immobilienbranche? Siegle: Da mein Vater schon Häuser gebaut hat und mich häufig auf die Baustellen mitnahm, kam ich mit dieser Branche schon früh in Kontakt. Später habe ich dann Immobilienwirtschaft studiert und bin 2011 zu Mobimo gekommen. Mir gefällt es, Lebensräume zu schaffen – draussen und drinnen. Für mich ist es reizvoll, an solchen Projekten mitzuarbeiten. Die Arbeit ist vielseitig und nie langweilig, denn jedes Projekt präsentiert sich wieder anders. Und für jedes Projekt wird ein neues Team zusammengestellt. Auch nach 15 Jahren habe ich an meinem Job noch gleich viel Freude wie am ersten Tag. Ruoss: Als Kind bin ich liebend gerne auf Baustellen rumgeklettert. Nach der Matura wusste ich dann nicht recht, was ich machen sollte. Der Berufsberater empfahl mir ein Architekturstudium, was ich auch in Angriff nahm und abschloss. An der Architektur gefällt mir die Abwechslung. Jedes Gebäude ist anders, man muss immer wieder auf eine neue Situation, auf einen neuen Ort eingehen und die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen. Am Schluss sieht man ein Resultat, das man sogar begehen kann. Das ist grossartig.

Frauen oder Männer, Männer oder Frauen – das ist bei Mobimo schlicht kein Thema. Wie wird heute im Vergleich zu früher gebaut? Siegle: Heute reden die Städte und Gemeinden stärker mit, gerade wenn es um eine Arealüberbauung geht. Auch die Bevölkerung wird mehr in einen partizipativen Prozess eingebunden, und wir holen die Wünsche und Bedenken in der Nachbarschaft ab. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass wir neue zusätzliche Aufgaben wie beispielsweise die Kommunikation oder Partizipation bekommen haben. Auch die technische Machbarkeit verändert sich laufend und lässt Neues zu. Ruoss: Heute gibt es mehr Regeln und Auflagen, zum Beispiel im Brand- und Lärmschutz, was zukünftig strassenseitig allenfalls zu geschlossenen Fassaden führen wird. Oder alle reden von verdichtetem Bauen, aber bitte nicht im eigenen Garten. Im Vergleich zu früher haben sich die Gebäude geöffnet, d.h. die Gebäude haben je nach Lage grössere Fensterfronten oder zumindest französische Fenster anstelle von Fenstern mit Brüstungen. MÄRZ / APRIL 2022 · WOMEN IN BUSINESS 39


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