Bilanz

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Rendite aus dem Keller

Viele Schweizer Aktien dümpeln seit Jahren vor sich hin. Nur wenige schaffen den Aufstieg. BILANZ zeigt, wer Chancen hat und wer unten bleibt. Hans peter arnold text / Damien 5 Illustration

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er Auftritt der Von Roll im Internet ist beispielhaft: Der traditions­ reiche Schweizer Industriekonzern zeigt kreisende Windräder, Kraft­ werke und Züge. Die Animation präsen­ tiert Produkte und Systeme, «die der Schlüssel für die Energie von heute und morgen sind», wie es auf der Homepage heisst. Mustergültig ist auch die einge­ bettete Kursgrafik der Von-Roll-Aktie. Wenn da nicht der Kurs wäre, der regel­ mässig nach unten zeigt. Die Aktie kam jüngst nach enttäuschenden Quartals­ zahlen erneut unter Druck. Heute kostet sie etwas mehr als zwei Franken – ein Bruchteil des Mehrjahreshochs von 12 Franken im Jahr 2008 oder gar der 52 Franken im Jahr 1998. Gerade deshalb ist Von Roll für etliche Investoren ein typisches Schnäppchen. Die spekulativ orientierten Anleger ver­ gleichen die aktuellen Preise mit dem historischen Höchstkurs. Aus dieser Per­ spektive resultiert in ihren Augen eine krasse Unterbewertung. Dabei ist die Von-Roll-Aktie auch auf dem aktuell tie­ fen Kursniveau nicht günstig. Das ver­

deutlicht das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 875 für das Jahr 2011 oder von 50 für die Gewinnschätzung 2012. «Grundsätzlich gilt es bei vermeintli­ chen Schnäppchen zu unterscheiden zwi­ schen billigen und günstigen Aktien», warnt Panagiotis Spiliopoulos, Chef­ analyst von Vontobel. Attraktiv findet er A ktien, die aus fundamentaler Sicht ­ ­u nterbewertet sind. Um günstige Aktien zu erkennen, eigneten sich Analysen mit bewährten Kennzahlen wie dem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) oder dem KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis). Als Beispiel für billige, aber nicht unterbewertete Ak­ tien nennt Spiliopoulos Advanced Digital Broadcast, Charles Vögele, Kudelski, Nobel Biocare und Von Roll. Der Investor müsse sich fragen, wes­ halb eine Aktie optisch billig sei, ergänzt Sven Bucher, Chefanalyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Wenn es sich um Firmen handle, die bereits seit Jahren ungenügend profitabel arbeiteten und hoch veschuldet seien, dann sei sicher­ lich Vorsicht geboten. Bucher: «Ein Kauf solcher Aktien ist nur spekulativ orien­ tierten Investoren zu empfehlen, die sich der entsprechenden Risiken bewusst sind.» Es gebe allerdings immer wieder solide Unternehmen, die aufgrund • 10/2012  BILANZ 89


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