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Inhalt
4–7 Nachrichten
8 Holzbau:
«Zeitzeuge der Baukultur»
12 3D-Druck: Komplexe Akustiklösung
16 Digitalisierung: Virtuelle Kollaboration
20 Mobilität: Mit Strom und autonom
24 Interview:
Fredy Hasenmaile, Credit Suisse
26 Energetische Sanierung: Wie weiter, Bestandseigner?
28 Interview: Adrian Grossenbacher, Bundesamt für Energie
32 Betriebskosten:
Energie sparen, Synergien nutzen
38 Umfrage bei Swiss Circle Membern
44 Gebäudetechnik:
Heizen durch die Tiefgarage
46 Gebäudetechnik:
Saubere Energie aus dem See
50 Standortentwicklung: Ein Ökotop für die EPFL
54 Investmentmärkte:
«Dunkelgrüner Vorzeigefonds»
57 Aus den Unternehmen
Impressum
58 Grusswort der Herausgeber Agenda
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Wo man frei denken kann, gedeihen neue Ideen. Nicht umsonst belegt die Schweiz im Freiheitsindex des kanadischen Faserund des amerikanischen Cato-Instituts bereits zum dritten Mal in Folge den ersten Platz – unter 165 Nationen. Demnach gelingt es der Schweiz mit Abstand am besten, persönliche und wirtschaftli che Freiheiten zu kombinieren.
Wohin das im positiven Sinne führt, können Sie auf den folgenden Seiten selbst lesen. Beispielsweise zu wegweisenden Innovatio nen: ob der Pflanzenturm Semiramis, der mithilfe eines MachineLearning-Algorithmus entworfen und mit einer innovativen Holz bautechnologie realisiert wurde, oder die Akustikbox aus dem 3D-Drucker, die als Schallschutz dient – eine Erfindung der neu geschaffenen Unit STEP2 des NEST, der Forschungs- und Innova tionsplattform von Empa und Eawag.
Auch bei der Verkehrsrevolution kommen wir gut voran. Die Schweiz hat eines der dichtesten Ladenetze für Elektrofahrzeuge in Europa und forscht an selbstfahrenden Automobilen.
Die Immobilien- und Baubranche trägt mit zum neuen Denken bei: Bei Planung und Umsetzung von Immobilienprojekten kommen immer häufiger digitale Technologien zum Einsatz, die Ressourcen sparen. Neben Building Information Modeling geht es längst auch um Augmented Reality, Virtual Reality, Blockchain oder künstliche Intelligenz.
Zurzeit ist aber wohl die Energieversorgung das drängendste Thema. Seit die Gaspreise im Zuge des Kriegs in der Ukraine stei gen und die Versorgungslage mit fossilen Brennstoffen generell unsicher wird, denken immer mehr Unternehmen über alternative Heiz- und Kühlmethoden nach. Zug und Zürich zeigen bereits, wie es funktionieren kann – mit sauberer Energie aus dem See.
Mit den besten Grüssen Susanne Osadnik
30 Prozent günstiger
Die Bauaufsichtsbehörden des US-Bun desstaats Montana sind die ersten des Landes, die den 3D-Druck von Wänden als vollwertigen Ersatz für Wände aus Betonmauerwerk oder Standard-Kern betonblöcken zulassen. Die Genehmi gung wurde Tim Stark, einem Bauun ternehmer aus Billings, der grössten Stadt in Montana, erteilt, nachdem er Dokumente, Spezifikationen und Prüf berichte eingereicht hatte, die von Apis Cor entwickelt worden waren. Die 3Dgedruckten Wände und das Material wurden von einem unabhängigen Labor in Boston, Massachusetts, und an der Civil and Environmental Engineering School der Universität von Connecticut
Apis Cor hat in den USA bereits einige 3D-gedruckte Häuser gebaut.
getestet, die daraus resultierende Spe zifikation von der National Fire Protec tion Association veröffentlicht.
Die von Apis Cor, einem in Florida an sässigen Bautechnologieunternehmen, entworfenen 3D-gedruckten Wände entsprechen den internationalen Bau vorschriften. Das Unternehmen hat be reits mehrere Pilotprojekte in den USA und den Vereinigten Arabischen Emira
Neuer Weltrekord
Eine Forschungsgruppe an der Jacobs University Bremen um Professor Yilmaz Uygun hat den weltweit grössten indus triellen Delta-3D-Drucker entwickelt. Der vier Meter hohe Apparat soll den Bau von Prototypen effizienter, kosten günstiger, schneller und flexibler ma chen. In Branchen wie der Ersatzteil wirtschaft, dem Prototypenbau und dem Maschinen- und Anlagenbau werden regelmässig Einzelteile benötigt, die eine komplexe Struktur aufweisen, je doch nur in geringer Stückzahl ge braucht werden. Das Problem: Konven tionelle Fertigungsverfahren eignen sich für die Produktion solcher Einzel teile kaum. Die Herstellung ist unwirt schaftlich und je nach Grösse und Kom plexität des Teils oft unmöglich. Der neue Drucker erlaubt es laut Uygun, durch das additive Fertigungsverfahren kostengünstig komplexe Einzelteile für
Prototyen herzustellen, die sich noch in der Test phase befinden, und deren Design bei Bedarf flexibel und ökonomisch den Test ergebnissen anzupassen.
Der Druckbereich von bis zu 1,50 Me tern im Radius sowie die Druckhöhe von bis zu 2,50 Metern sind einzigartig und erlauben es, aussergewöhnlich grosse Teile zu drucken. Ermöglicht wird das durch die Bauweise: Der Druckkopf schwebt über der Druckplatte, befestigt an drei Armen, die ein Dreieck – ein Delta – bilden. Über die Arme lässt sich der Druckkopf in jede Richtung bewe gen. Derzeit werden im Rahmen eines Projekts die Druckteile in vertikalen Windkraftanlagen eingesetzt, hierfür werden Turbinen mit dem additiven Fer tigungsverfahren erzeugt. Weitere Pro jekte für verschiedene Industrien sind
ten durchgeführt und hält den GuinessRekord für das volumenmässig grösste 3D-gedruckte Gebäude der Welt. Der Generalunternehmer Tim Stark be mühte sich um die Erlaubnis, das 3DDruck-Verfahren und die Ausrüstung von Apis Cor für ein Wohnungsbaupro jekt in Billings und in anderen Gebieten von Montana zu nutzen, um die dort herrschende hohe Nachfrage nach günstigem Wohnraum zu bedienen. Wie Stark berichtet, können durch das Nut zen von 3D-Druck statt traditioneller Baumethoden die Baukosten um 30 Pro zent gesenkt werden. (bw)
Der Druckkopf schwebt über der Druckplatte, befestigt an drei Armen.
geplant. Uygun und sein Team arbeiten zudem an der Weiterentwicklung zur Si cherung der Qualität beim Druckvor gang mittels eines kamerabasierten Systems, mit dem der Druck optisch kontrolliert wird. Langfristig soll sich Honeycomb, wie der 3D-Drucker getauft wurde, bei Abweichungen im Druck selbst korrigieren. Der Name beschreibt die innen liegende Struktur der ge druckten Teile – eine Honigwabenstruk tur. Der Vorteil: Es wird weniger Mate rial verwendet, ausserdem ist das gefertigte Stück leicht und stabil – ein weiterer Beitrag zur Effizienz und Nach haltigkeit. (bw)
© Apis Cor © Jacobs-University.de«Alto Zürrus» in Betrieb
Prognosen zufolge wird die Zahl von Hit zetagen und Tropennächten weiter zu nehmen. Menschen in Städten leiden besonders, weil sich dicht bebaute Ge biete – «Wärmeinseln» – überdurch schnittlich stark erhitzen. Städte versu chen deshalb zunehmend, Lösungen für das Problem der Überhitzung zu finden, um eine gute Lebensqualität zu erhalten
und die Gesundheit der städ tischen Bevölkerung zu schüt zen. Grün Stadt Zürich (GSZ) hat in diesem Sommer auf dem Zürcher Turbinenplatz, einem der heissesten Plätze der Stadt, zur Hitzemilderung –zusätzlich zu den dort im vergangenen Jahr gepflanzten Bäumen – das Projekt «Alto Zürrus» in Betrieb genommen. Ab
Neues Dock aus Holz
Nach über 35 Jahren in Betrieb muss das Dock A am Zürcher Flughafen er setzt werden. Für den Neubau hat die Flughafen Zürich AG einen Wettbewerb durchgeführt, den das Projekt «Raum fachwerk» eines Planungsteams um BIG, HOK und 10:8 Architekten für sich entschieden hat.
Geplant ist, dass das neue Flughafen dock zu grossen Teilen aus Holz gebaut wird – für ein Terminalgebäude dieser Art bislang einzigartig. Ferner will man das Dach des neuen Docks und der Dockwurzel vollflächig für Photovoltaik nutzen, um damit rund zwei Drittel des
jährlichen Strombedarfs des Docks ab zudecken. «Für das neue Dock A des Flughafens Zürich haben wir versucht, der komplexen globalen Herausforde rung der CO₂-Absenkung mit einer mög lichst einfachen Lösung zu begegnen: mit einem Raumtragwerk aus Massiv holz, das Struktur, Raumerlebnis, archi tektonische Gestaltung und Organisa tionsprinzip in einem ist», sagt Bjarke Ingels, Architekt, Gründer und Leiter des Büros BIG. Im Innenraum soll sich die Aufenthaltsqualität für die Passagie re erhöhen: In der sogenannten Dock wurzel sind – wie im angrenzenden Airside-Center – neue Shop- und Gas tronomieangebote geplant. Auch grosse Loungeflächen mit Blick auf das Vorfeld wird es geben. Der Baustart für das neue Dock A ist für 2030 geplant. Wäh rend der Bauarbeiten bleibt das alte Dock in Betrieb, da rund ein Drittel aller Flughafenpassagiere dort abfliegt oder ankommt.
Die Investitionen für das neue Dock A inklusive Tower und Dockwurzel: rund 700 Millionen Franken. (bw)
einer Temperatur von 30 Grad springt «Alto Zürrus» automatisch an und ver sprüht kühles Wasser. Ein auf fünf Me tern Höhe aufgehängter Aluminiumring mit neun Metern Durchmesser erzeugt aus 180 Hochdruckdüsen die künstliche Wolke. Die dabei entstehenden Wasser partikeln sind so klein, dass sie an heis sen Sommertagen sofort verdunsten und so der Umgebungsluft Wärmeener gie entziehen. Dadurch kühlt die Umge bungsluft um bis zu 10 Grad ab. Perso nen können sich, ohne nass zu werden, dort aufhalten und die kühle Brise ge niessen. Die Wolke wird über entspre chende Temperatur- und Feuchtigkeits sensoren gesteuert und wird an voraussichtlich 44 trockenen und heis sen Tagen betrieben. Die ringförmige Anlage verbraucht rund 7,5 Liter Wasser pro Minute, was etwa einem Zehntel ei nes normalen Brunnens entspricht. «Alto Zürrus» wird bis September 2024 in Betrieb sein. Während dieser Testzeit werden Daten zur Luftqualität erhoben und die Temperatur gemessen, um he rauszufinden, inwiefern sich die Wolke als hitzemindernde Massnahme eignet und ob sie Akzeptanz bei der Bevölke rung findet. Die Kosten für das Projekt: rund 140.000 Franken. Die Wolke ist in des nur eine Idee, wie die Temperatur in der Innenstadt im Hochsommer ge senkt werden soll. Als wichtigere Mass nahmen zählen das Pflanzen von Bäu men oder die Anlage von Grünflächen; sie sind nach Berechnungen der ETH zumindest in unseren Breitengraden die effektivsten Kühlmittel. So spielt in den Plänen der Stadt Grün die wichtigste Rolle, in Parks, an Fassaden, auf Dä chern, entlang von Strassen. Eine wei tere Option sind Schattenspender, etwa in Form von Sonnensegeln – und wo immer möglich, sollten Böden nicht ver siegelt werden. (bw)
Zürich Flughafen Zürich © / Visualisierung des neuen Docks A © Stadt Zürich, Tabea Vogel «Alto Zürrus» sorgt in Zürich für Abkühlung auf dem Turbinen platz.Mobility Bidirektionale Ladetechnologie
Elektroautos als Stromspeicher? In Bern startete kürzlich ein Projekt, das ausloten soll, inwiefern E-Autos zur Stromnetzstabilität genutzt werden können. Das Carsharing-Unternehmen Mobility aus Rotkreuz hat die Federfüh rung des Projekts, an dem weitere sechs Unternehmen beteiligt sind. Im Rahmen von V2X Suisse soll die bidirektionale Ladetechnologie an 40 Orten im ländli chen und städtischen Raum der Schweiz getestet werden. Die Idee: Batterien
Heizenergie
geparkter E-Autos zum Ausgleich von Netzschwankungen zu nutzen. Die den Batterien zu Spitzenverbrauchszeiten entnommene Energie könnte über den Tag bei Sonnenschein zu günstigeren Tarifen wieder eingespeist werden. Laut Mobility bringen es 3.000 ans Netz an geschlossene Mobility-Autos auf eine Regelleistung im Umfang eines Schwei zer Stausees. (os)
Sparen mit smartem Thermostat
tionsgebäude von Empa und Eawag, zeigten, dass mit diesem Ansatz zwi schen 20 und 40 Prozent der Energie eingespart werden kann. Der Probelauf in einem älteren Versuchsobjekt, der in den 1960er-Jahren gebauten und 2009 renovierten Empa-Direktion, verlief ebenso erfolgreich.
Madaster Kooperation mit Epea
Madaster, das «Grundbuchamt» für Materialien, hat eine Kooperation mit der Epea-Material- und Pro duktplattform abgeschlossen – mit dem Ziel, Entwicklern, Investoren, Bauherren und Verwaltern von Immobilien und Infrastruktur einen Einblick in die Kreislauffähigkeit von Bauteilen und Materialien zu geben. Die Verknüpfung der Epea-Material- und Produktdaten bank mit der Madaster-Plattform soll es erleichtern, die CO 2-Emissi onen und die Kreislauffähigkeit von Immobilien zu berechnen und in die Berichterstattung aufzunehmen und damit die Umsetzbarkeit
kurz- oder langfristiger Ziele, wie sie in den Pariser Klimavereinba rungen festgelegt sind, zu über prüfen. Zudem soll es einfacher werden, kommende Gesetze und Vorschriften einzuhalten.
Mit den steigenden Energiepreisen wer den unweigerlich auch die Heizkosten steigen. Um diese abzufedern, werden Lösungen benötigt, mit denen sich Ge bäude effizienter betreiben lassen. Das Empa-Spin-off «viboo» hat dazu einen Regelalgorithmus entwickelt, mit dem man auch ältere Gebäude auf einfachem Weg mit deutlich weniger Energie be treiben kann, einen «smarten Thermo stat», der das Raumklima voraus schauend regelt und dadurch neben der Energieeffizienz auch den Komfort und das Raumklima verbessert.
Der Regelalgorithmus kann, basierend auf Wetter- und Gebäudedaten, mehre re Stunden im Voraus den idealen Ener gieaufwand eines Gebäudes berechnen.
Die ersten Experimente im NEST, dem modernen Forschungs- und Innova
Als Partnerunternehmen fungierte da bei Danfoss, ein internationaler Herstel ler von smarten Heizkörper-Thermo staten, die bereits eine geeignete Schnittstelle besassen. Über diese kön nen die vom viboo-Algorithmus berech neten Stellwerte aus der Cloud an die Hardware übermittelt werden. Die neuen Thermostate (Danfoss Ally) regelten das Raumklima von Weihnachten 2021 bis Ende März 2022.
Um den Weg für den Markteintritt wei ter zu ebnen, führt viboo in der nächs ten Heizperiode weitere Pilotprojekte durch – ausser mit Danfoss auch mit weiteren Herstellern wie ABB und Schneider Electric. Gleichzeitig gibt es bereits Interesse seitens der öffentlichen Hand, den Algorithmus in bestehende Gebäude zu integrieren, so etwa vom Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) und der Gemeinde Männedorf. (bw)
Die Berechnung projektspezifischer gebundener CO 2-Emissionen oder die Ermittlung der Kreislauffähig keit eines Gebäudes setzt viele komplexe Daten voraus, über die Eigentümer, Planer oder Bauherren oftmals nicht verfügen. Epea hat daher eine spezielle Material- und Produktdatenbank für Madaster entwickelt, bei der Daten für den Schweizer Markt adaptiert wurden, was Nutzern der Madaster-Platt form erlaubt, die für ihr Vorhaben erforderlichen Berechnungen durchzuführen. Im Datensatz hinterlegt sind die Materialherkunft, detailliert nach Sekundärrohstof fen, nicht erneuerbare Primär materialien und nachwachsende Rohstoffe sowie auch die Material verwertung mit Blick auf mögliche Wiederverwendung, Verwertung, Verbrennung oder Deponie. Alle Daten basieren auf zuverlässi gen Quellen und einer Aufbereitung durch Epea. Aktuell umfasst der Datensatz 187 Materialinformatio nen und ist damit der umfang reichste verfügbare Datensatz mit dieser Breite und Tiefe. Der Umfang des Datensatzes wächst stetig und kann auf Nachfrage der Nutzer der Madaster-Plattform erweitert werden. (bw)
© MobilityDer Roboterhund scannt seine Umge bung und liefert damit die Datengrundlage für den digitalen Zwilling.
Digitalisierung
Auf den Hund gekommen
Er bellt nicht, beisst nicht, hat sechs Augen und einen Elektromotor im Bauch: Spot ist ein hundeähnlicher Ro boter mit vielen Talenten. Für die New Yorker Polizei durchkämmt er gefährli che Umgebungen in Notfallszenarien, die Feuerwehr setzt ihn für Such- und Rettungsmissionen ein, und auf abgele genen Weiden Neuseelands hütet er Schafe. In Zukunft wird der vom USamerikanischen Robotikunternehmen Boston Dynamics entwickelte Roboter hund auch über heimische Baustellen wachen. Spot kann die Baustellendoku mentation auf ein völlig neues Level he ben, weil er regelmässig und sicher alle baulichen Veränderungen aufzeichnen und speichern kann. Das bringt erheb liche Vorteile mit sich, denn Baupläne sind geduldig, und in der Realität sind Verzögerungen und Abweichungen von der ursprünglichen Planung eher die Regel als die Ausnahme. Ganz gleich, ob Probleme bei der Materialbeschaffung, Störungen in den Lieferketten oder Aus fall von Gewerken – fast immer wird an ders gebaut als ursprünglich geplant. «Bisher lag es im Zuständigkeitsbereich des Baumanagements, den Baufort schritt und eventuelle Verzögerungen zu prüfen, zu dokumentieren und et waige Änderungen im digitalen Zwilling zu aktualisieren», sagt Wolfgang Kroll, der als Teamleiter bei Drees & Sommer die Digitalisierung des Baumanage ments vorantreibt. «Nun gibt es für die
se zeitaufwendigen Aufgaben einen sta bilen vierbeinigen Helfer.» Langfristiges Ziel seines Unternehmens sei es, den gesamten Baufortschritt eines Projekts in einem einzigen konsistenten Modell darzustellen und den Sollzustand aus der Planung mit dem Istzustand auf der Baustelle abzugleichen.
Digitaler Zwilling für Neu- und Bestandsbauten
Spots Weg kann zwar vorab program miert werden, derzeit wird er noch – da die gesetzlichen Rahmenbedingungen autonome Laufwege verbieten – via Ta blet in alle Winkel der Baustelle gesteu ert, wobei der 73 Kilogramm schwere Roboterhund nicht nur auf Treppen und Brettern mit Trittfestigkeit überzeugt, sondern auch Menschen oder Zement säcken ausweichen kann. «Sehen» kann Spot mit auf seinem Rücken montierten Laserscannern, mit denen er ein 360-Grad-Blickfeld hat. Deren Laser strahlen tasten alle Oberflächen ab und erzeugen ein Netz aus Millionen einzel ner Punkte. Dabei entsteht eine soge nannte Punktwolke – eine millimeter genaue, geometrisch exakte Abbildung der Umgebung, die als Grundlage für den digitalen Zwilling dient. Der Soll-IstAbgleich aus Planung und tatsächli chem Baufortschritt soll somit erleich tert werden.
Spot kann ausserdem für den Scan von Bestandsgebäuden eingesetzt werden.
Hier liegt ein grosses Potenzial, denn ein Grossteil aller Gebäude wurde gebaut, bevor es den digitalen Zwilling gab. Für die Bauplanung birgt das Herausforde rungen, wenn es an einen Umbau oder eine Umnutzung geht. Existiert ein voll ständiger Scan des Objekts, lässt sich ein realitätsgetreues, virtuelles Modell erstellen und anhand dessen, den Bau prozess und die Baulogistik besser ko ordinieren. Bevor der Robodog zur Se rienreife gelangt, muss er noch einiges lernen: Bisher erkennt der Hund keine sogenannten Scanschatten. Stehen etwa Baumaterialien herum, werden diese ebenfalls erfasst und in die Punkt wolke als Gebäudedaten übertragen. Laut Kroll sollte der Roboter selbst ent scheiden können, wann ein Scanschat ten vorliegt und wann nicht: «Er muss lernen, wichtige von unwichtigen Ände rungen automatisiert zu erkennen.» Wie das gelingen kann, untersuchen die La serscanspezialisten von Faro in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit den Baumanagement- und Digitalisie rungsexperten von Drees & Sommer. Vielversprechend seien Ansätze, die KI und klassische Mustererkennung ver bänden: «So soll der Roboterhund un terscheiden lernen, welche Datenpunk te zum Gebäude gehören und welche er löschen kann.» Doch eine solche Hun deschule brauche Zeit: Bis Spot auto nom über die Baustelle spazieren und dort den Baufortschritt dokumentieren kann, wird es noch eine Weile dauern. Bis dahin macht er seine Gänge zusam men mit der Baumanagerin oder dem Baumanager. Zuverlässig und ganz ohne Leine. (bw)
Behind the Mask Behind the Mask«Zeitzeuge der Baukultur»
Holzbau – Auf dem Areal des Tech Clusters in Zug ist ein Hochhaus der besonderen Art entstanden: Der Pflanzenturm Semiramis wurde mithilfe eines Machine-LearningAlgorithmus entworfen und mit einer inno vativen Holzbautechnologie realisiert.
Von Anja Hall – Fotos: Timbatec, Pascal Bach/ Gramazio Kohler Research, ETH Zürich
Matthias Kohler von der ETH-Professur für Architektur und Digitale Fabrikation, die Land schaftsarchitektin Rita Illien und der Holzbau ingenieur Andreas Burgherr von der Firma Tim batec haben das Pflanzenhochhaus gemeinsam realisiert.
Holzbauwerke sind quadratisch, praktisch, gut –aber um elegante, gerundete Formen herzustel len, braucht es dann eben doch Beton? Weit ge fehlt, wie das Pflanzenhochhaus Semiramis zeigt. Im Sommer dieses Jahres wurde der 25 Meter hohe Turm auf dem Gelände des Tech Clusters in Zug der Öffentlichkeit vorgestellt. Hergestellt ist er mit einer innovativen Holzbautechno logie, die eigentlich für Geschossdecken entwickelt wurde. In fünf grossen Holz schalen wachsen Gräser, Blumen, Stau den, Sträucher und sogar Bäume – all dies in luftiger Höhe. Mit dem Tech Cluster errichtet die Metall-Zug-Gruppe auf ihrem Areal im Norden von Zug ein neues Quartier, das innovativ und nachhaltig zugleich sein soll. Etwa ein Drittel der Fläche wird künftig vom Haushaltsgerätehersteller V-Zug ge nutzt, und auf den restlichen gut 60.000 Quadrat metern sollen sich Industriefirmen, Start-ups, Forschungseinrichtungen und Think Tanks, aber auch Schulen und industrienahe Dienstleister an siedeln. Erschlossen wird das Areal mit einem ökologischen Multi Energy Hub, und das Mobili tätskonzept sieht auch den Einsatz von selbstge steuerten Fahrzeugen vor. Auf dem bislang rein industriell genutzten Gelände entstehen zudem neue öffentliche Plätze und Grünräume. Der Pflanzenturm soll ein Symbol für diesen Mix aus Innovation und Natur sein, sagt Beat Weiss, CEO der Tech Cluster AG bei der Vernissage: «Die Skulptur Semiramis mit ihren Pflanzengesell schaften auf fünf Stockwerken widerspiegelt so wohl diese vertikale Ausrichtung des Tech Clus ters als auch die Betonung der Grünräume.»
Semiramis: nur dank Innovationen realisierbar Kohler betonte bei dem Anlass, dass das städte baulich markante Kunstwerk nur mit innovativen Techniken umsetzbar war: «Deshalb ist Semi ramis ein Zeitzeuge der heutigen Baukultur, aber auch ein lebendiges, expressives Sinnbild für den dringend nötigen ökologischen Wandel, für Stadt quartiere, die Lebensräume schaffen.» Ein Forscherteam um Kohler hat die fünf Holz schalen entworfen und dabei einen sogenannten Machine-Learning-Algorithmus eingesetzt. Mit hilfe dieses Algorithmus konnten die zu bepflan zende Fläche sowie Zielgrössen für Sonnen- und Regenschutz variiert werden, und die Maschine spuckte Tausende von möglichen Formen und Anordnungen der Schalen aus. Diese Lösungen haben die Forschenden in einem virtuellen Raum mit 3D-Brillen betrachtet und bewertet. Das Ergebnis: Die Pflanzenschalen konnten so ge schickt angeordnet werden, dass es beregnete und trockene, aber auch sonnige und schattige Bereiche gibt. Bewässert werden die Pflanzen durch Leitungen, die in den Stützen unterge bracht sind.
Auch beim Bau der Schalen setzten die Initiatoren auf Hightech: Vier Industrieroboter fügten die einzelnen Holzplatten zusammen, pro Schale waren es zwischen 51 und 88 Teile. Die Roboter nahmen den Handwerkern dabei manch müh same Arbeit ab: Das Anheben und exakte Posi tionieren der Platten blieb ihnen erspart, und auf eine aufwendige Unterkonstruktion konnte ver zichtet werden. Verbunden sind die Schalenteile mit einem Giessharz, den die Holzbauingenieure des Unternehmens Timbatec entwickelt haben.
Mit diesem Harz lasen sich Holzplatten auf Stoss verbinden und stirnseitig verkleben – eine Revo lution im Holzbau, wenn man bedenkt, dass Experten dies jahrzehntelang für schlicht un möglich hielten.
«Die Skulptur Semiramis ist ein Sinnbild für den drin gend nötigen ökologi schen Wandel.»
Matthias Kohler, ETH Zürich
Neue Technologie für nutzungsflexible Bauten
Diese Art der stossseitigen Verbindung hat der Holzbaupionier Stefan Zöllig mit seiner Firma Timbatec sowie Forschenden der ETH Zürich und der Berner Fachhochschule ausgetüftelt. Zöllig hatte dabei aber weniger im Sinn, Holzskulpturen wie Semiramis zu bauen. Er wollte vielmehr ein handfestes Problem des Holzbaus lösen: Nutzer verlangen zunehmend nach nutzungsflexiblen Ge bäuden, aber die sind in der klassischen Holzbau weise schwer zu realisieren. Denn aus statischen Gründen müssen im Holzbau bei grossen Decken flächen entweder sehr viele Stützen eingesetzt oder Querbalken verbaut werden. Die Querbalken allerdings stören bei der Installation der Gebäu
detechnik, und zudem werden dort, wo viele sol cher Träger verbaut werden, die Gebäude höher, als es eigentlich nötig wäre. Die zweite Möglich keit, kleinere Stützenraster einzusetzen, bringt wiederum Schwierigkeiten, wenn Räume gross zügig geschnitten sein sollen: Es sind ständig Pfeiler im Weg.
Die Entwicklung des Teams um Zöllig, die unter dem Namen Timber Structures 3.0 (TS3) ver marktet wird, ermöglicht es erstmals, grosse Deckenflächen komplett aus Holz zu bauen, ohne
Ein Symbol für den Mix aus Innovation und Natur: Der Pflanzenturm Semiramis auf dem Tech Cluster in Zug.
Querbalken und mit nur wenigen Stützen. Wie Zöllig bei einem Vortrag des Verbands Lignum sagte, sind Geschossdecken mit einem Stützen raster von bis zu 8 mal 8 Meter und einer Nutzlast von 500 kg pro Quadratmeter möglich. Die Grund idee dabei: Die einzelnen Holzplatten werden auf Stoss verbunden, stirnseitig verklebt und punkt gestützt.
Hauptanwendung ist die Geschossdecke
Die Anwendung der TS3-Technologie in der klas sischen Variante als Geschossdecke lässt sich unter anderem an Mehrfamilienhäusern in Zürich und in Frenkendorf im Kanton Basel-Landschaft studieren. An der Wehntalerstrasse in ZürichUnterstrass ist ein Mehrgenerationenhaus als Ersatzneubau entstanden, zu dem auch ein Co living Space mit Küche und ein Coworking Space gehören. Rund um ein Treppenhaus aus Beton wurde das Holzsystem aus Stützen und Platten montiert. Die Wände in den insgesamt acht Woh nungen sind nichttragend und können bei Bedarf versetzt werden. Noch grösser als der Bau in Zürich-Unterstrass ist der Fasanenhof, ein viergeschossiges Mehr
familienhaus mit 15 Mietwohnungen in Frenken dorf. Geplant war der Bau zunächst in Stahlbeton, kurzfristig hat die Bauherrschaft dann aber auf die Holzbauweise umgeschwenkt. So ist auf einem massiven Untergeschoss ein reiner Holzbau ent standen, für den 582 Kubikmeter Fichtenholz ver baut und damit 533 Tonnen CO 2 gebunden wurden. Die Geschossdecken wurden mit der TS3-Tech nologie gebaut. Weil auf einen Unterzug, den man sonst vom Holzbau kennt, verzichtet wurde, wir ken die Decken der Wohnungen auf den ersten Blick, als seien sie aus Beton: Sie sind eine ein heitliche Fläche, und die Fugen, mit denen die einzelnen Holzplatten verbunden wurden, sind kaum sichtbar.
Die Kosten sind vergleichbar mit Betonprojekten
Bei den derzeit massiv steigenden Preisen für Baumaterialien stellt sich schnell die Frage nach den Kosten: Die Firma Timbatec betont, dass die TS3-Technologie preislich vergleichbar ist mit Projekten aus Stahlbeton. Der Quadratmeterpreis für Geschossdecken beginne bei 200 Franken pro Quadratmeter, variiere aber stark je nach Grösse, Spannweite und Nutzlasten.
PUBLIREPORTAGEFlatfox feiert 10 Jahre digitales Vermieten
Bereits vor 10 Jahren schritt Flatfox als Pionier in der Digitalisierung des Vermietungsmarktes voran. Im August 2022 stiess Flatfox mit Kunden und Partnern auf den bisherigen Erfolg an.
Als eines der ersten PropTech-Unternehmen im Schweizer Markt stellte Flatfox einen kostenlosen Immobilienmarktplatz mit digitalen Tools für den Bewerbungsprozess zur Verfügung. Über die vergangenen Jahre entwickelte sich Flatfox zu der Kommunikationsplattform für Immobilienbewirtschafter und Mieter. Mit der Einführung der elektronischen Vertragsun terzeichnung sowie dem digitalen Abschluss der Sicherheits leistung konnte im vergangenen Jahr ein weiterer Meilenstein gefeiert werden.
Schlaue digitale Plattform
Oberstes Ziel des Flatfox-Teams ist es, neue Wege zu finden, um die Vermietung und die damit verbundenen Interaktionen zwischen Bewirtschaftern, Interessenten und Mietern zu ver einfachen. «Was uns ausmacht, ist der starke Bezug zur The matik. Sei es aus unseren eigenen Erfahrungen als Mieter, dem engen Austausch mit der Branche oder aus Leidenschaft,
das Leben aller Beteiligten zu vereinfachen», sagt Gregor Letonja (Chief Customer Success).
Die Vision geht über den kostenlosen Marktplatz und die di gitale Bewerbung hinaus: vom Mieterwechsel über Mieter anliegen bis zur digitalen Kündigung. Flatfox unterstützt alle Beteiligten rundum digital.
Flatfox AG
Räffelstrasse 24, 8045 Zürich
T 044 508 75 20, customersuccess@flatfox.ch, www.flatfox.ch/business
Und auch wenn die Hauptanwendung der Tech nologie die Geschossdecke ist – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt: Es lassen sich unendlich lange Stäbe und beliebig grosse Platten erstel len. Die Platten können zur Gebäudeaussteifung und auch für den Bau von Hochhäusern einge
setzt werden. Weil sich die einzelnen Holzelemente in beliebigen Winkeln verbinden lassen, ist der Bau grosser Raummodule für Hotelzim mer ebenso denkbar wie grosse Brückenmodu le – oder eben die Pflanzschalen des Semiramis im Tech Cluster Zug.
Immobilien sind unsere Leidenschaft
Wir begleiten Immobilien entlang ihres gesamten Lebenszyklus. Von der Planung, über den Bau, die Bewirtschaftung oder Revitalisierung und Repositionierung. Eigentümern, Mietern und Besuchern geben wir das gute Gefühl, bei uns in besten Händen zu sein. Das macht uns zum führenden Immobiliendienstleister der Schweiz.
www.wincasa.ch
Industrieroboter fügen Holzplatten auf Stoss zusam men, die mit eigens entwickeltem Giessharz verbun den werden.Kiste in der Decke
3D-Druck – Zu viel Schall in Bürogebäuden nervt nicht nur, sondern ist dauerhaft gesundheitsschädlich. Aber wie bringt man Schallschutz, Energieeffizienz und Behag lichkeit unter einen Hut? In der neuen Unit STEP2 der Forschungs- und Innovations plattform von Empa und Eawag hat man eine Lösung gefunden.
Von Susanne Osadnik – Fotos: BASF 3D Printing Solutions, Stahlton Bauteile AG
Lärm nervt nicht nur. Er ist auch gesundheits schädlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt seit Langem: Lärm ist die zweitgrösste Be drohung für die Gesundheit europäischer Bürger. Zu viel Schall verursacht auf Dauer nachhaltige gesundheitliche Beeinträchtigungen, weil er sich auf den gesamten Organismus auswirkt: Der Stresspegel steigt, die Leistungsfä higkeit leidet. Und damit sinkt auch die Produktivität am Arbeitsplatz. Auch in modernen Bürogebäuden sind Schallprobleme ein Thema, mit dem sich Bauplaner auseinandersetzen müssen –und dabei nicht selten in Konflikt mit den Architekten geraten. Ästhetische Aspek te eines Gebäudes sind nicht immer kompatibel mit baulichen Voraussetzun gen oder Notwendigkeiten beim Lärm schutz. Vor allem dort, wo viel Glas und glatter Sichtbeton zum Einsatz kommen, sind Schallprobleme programmiert.
Silvan Oesterle, NEST
Lange Nachhallzeiten sind schlechte Voraussetzungen für die Nutzung der Büros und Konferenzräume.
Eines von vielen Problemen, derer man sich auch in der neu geschaffenen Unit STEP2 des NEST, der Forschungs- und Innovationsplattform von Empa und Eawag, angenommen hat. Diverse Part ner aus Forschung und Wirtschaft arbeiten in die ser Unit gemeinsam daran, Innovationen in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, digitale und indus trielle Fabrikation, bei der Gebäudehülle sowie im Energiesystem zu beschleunigen – und marktfä hige Lösungen zu entwickeln.
Ein zentrales Element ist dabei die Optimierung von Energieeffizienz und Behaglichkeit. Aus die
sem Grund hat die WaltGalmarini AG ein umfas sendes Energiekonzept für STEP2 ausgearbeitet. Ein wichtiger Bestandteil davon ist eine Sichtbe tondecke, die als Speichermasse genutzt werden kann. Das Projektteam entwickelte eine RippenFiligrandecke in Sichtbetonqualität, die leichter und ressourcensparender als herkömmliche Lösungen ist und dennoch Spannweiten bis zu 14 Metern erlaubt. «Auf der einen Seite erfüllt die Geschossdecke im Betrieb die Funktion einer thermischen Speichermasse. Auf der anderen Seite wird bei diesem Deckenkonzept bis zu 40 Prozent weniger Material benötigt als bei norma len Filigrandecken. Wir sparen Ressourcen ein, reduzieren das Gewicht und steigern gleichzeitig die Kosten- und Energieeffizienz», erklärt Silvan Oesterle, Mitbegründer des Architekturbüros ROK und leitender Architekt der NEST-Unit STEP2. Dieses innovative Vorfertigungsverfahren, mit dem sich Geschossdecken für Massivhäuser ef fizient herstellen lassen, überzeugte auch die Stahlton Bauteile AG, die daraufhin als Industrie partner in das Projekt einstieg, das Verfahren massgeblich mitentwickelte und dieses nun im eigenen Werk anwenden wird. Allerdings stellte sich im Verlauf des Deckenpro jekts heraus, dass konventionelle Akustiklösungen die optimale Umsetzung des bereits erarbeiteten Energiekonzepts behindern würden. Eine Alterna tive musste her, und Silvan Oesterle fand sie: Er erstellte eine erste 3D-Skizze für eine innovative Akustikbox, die in die Decke integriert werden kann. Gemeinsam mit den 3D-Druckspezialisten von BASF 3D Printing Solutions, der Stahlton Bau teile AG als Produzent von vorgefertigten innova tiven Betonelementen und den Akustikexperten der Empa wurde die Box weiterentwickelt. Der Clou: Der 3D-Druck ermöglichte, die Geometrie und Performance so sehr weiter zu optimieren, dass sich die Akustikeigenschaften sowie auch die Platzierung im Deckenelement nochmals verbes serten. Das Ergebnis ist eine in sich geschlossene Akustikbox, die komplett mittels 3D-Druck von der Stahlton Bauteile AG hergestellt wird. Das Innenleben der Box besteht aus einem mine ralischen Absorberschaum von BASF, der im mittleren Frequenzbereich eine bessere Schall
«Wir sparen Ressourcen, reduzie ren das Gewicht und steigern die Kostenund Energieeffizienz.»
Im 3D-Drucker entsteht eine komplexe Akustiklö sung, welche eine hohe Akustikqualität des Raumes trotz schallharter Oberfläche schafft und gleichzeitig die Gestaltungsfreiheit für die Architekten und Architektinnen erweitert.
absorption aufweist als herkömmliche Schall absorber. Auf der unteren Seite befinden sich Löcher, die den Übergang zur Decke darstellen. Dadurch entsteht in den Deckenelemen ten eine Perforation, über die der Schall aufgenommen und absorbiert wird. «Unsere Akustikbox hilft nicht nur dabei, das Energiekonzept wie geplant umzu setzen, sondern bringt auch weitere marktrelevante Vorteile», sagt Oes terle. «Durch diese Lösung kann die Akustik sehr dezent in die Decke inte griert wer den. Die Position und die Form der Lö cher in der 3D-Deckenuntersicht sind zudem variabel, wodurch die architektonische Gestal tungsfreiheit im Vergleich zu herkömmlichen 2DAkustikelementen extrem erhöht wird.» Ein weiterer Vorteil: Da der 3D-Druck zu 100 Pro zent mineralisch ist, kann er vollständig und rück standslos recycelt werden ∙
Die Akustikbox hilft, Energiekonzep te wie geplant umzusetzen, und bringt weitere marktrele vante Vorteile.
Der erste Prototyp überzeugte. Die Akustiklöcher in der Decke waren fehlerfrei und von hoher Qualität.Mehr Hypothekenangebote für Höhere Lebensqualität für Ihre
key4. Die innovative Hypothekenplattform für Renditeobjekte.
Mieterinnen und Mieter.
Virtuelle Kollaboration
Digitalisierung – Bei Immobilienprojekten kommen digitale Technologien immer häufi ger zum Einsatz. Neben BIM geht es dabei auch um Augmented Reality, Virtual Reality, Blockchain oder künstliche Intelligenz.
Augmented und Virtual Reality bieten vor allem im Wohnungsbau viel Potenzial.
Giuseppe Giglio, CDO Steiner AG
Für Giuseppe Giglio schafft Building Information Modeling (BIM) die Grundlage für die Digitalisie rung der Wertschöpfungskette im Immobilien bereich. 3D-modellbasierte Planung ist für den Immobiliendienstleister mit Schwer punkt auf Projektentwicklungen längst zum Standard geworden. Bei der Steiner AG setzt man schon lange auf digitale Lösungen. Im vergangenen Jahr hat das Immobilienunternehmen eigens ein «Di gital Office» ins Leben gerufen, über das künftig die Kollaboration und Produkti vität aller an Immobilienprojekten Betei ligten verbessert und dadurch auch die Realisierung der Projekte beschleunigt werden soll. Immerhin bedeutet Zeit ersparnis auch weniger Kosten. Ein Aspekt, der bei den Kunden ankommt und für Aufgeschlossenheit gegenüber neuen virtuellen Möglichkeiten sorgen sollte. «Die neuen Technologien wie BIM und Augmented Reality, Virtual Reality oder künst liche Intelligenz sind längst vorhanden», sagt Giu seppe Giglio, Chief Digital Officer bei Steiner. «Aber Digitalisierung bedeutet Veränderung und die Bereitschaft, sich auf das Neue und noch Un bekannte einzulassen.»
Effizientere Produktion
Mehr zu diesem Thema am Kongress INNOVATION DAY vom 10.11.22.
Eben dieser Weg scheint für so manches Unter nehmen in der Bau- und Immobilienbranche im mer noch ein wenig steinig zu sein. Und das, ob wohl bisherige Erfahrungen deutlich zeigen, dass Unternehmen, die digitale Prozesse anschieben, davon erheblich profitieren, weil sie effizienter und produktiver sind – etwa bei der Echtzeitüberwa chung in der Projektabwicklung oder der Automa tisierung im Marketing für die Kundengewinnung.
Als Chef des Geschäftsbereichs «Digital Office» beobachtet Giglio, wie die Digitalisierung zwar immer mehr Einzug in der Branche hält – aber halt mit unterschiedlicher Gewichtung. «Der Wan del beschleunigt sich», so Giglio. «Es hat vielleicht rund 20 Jahre gedauert, bis BIM sich in der Praxis durchgesetzt hat. Es wird aber keine weiteren 20 Jahre dauern, bis sich künstliche Intelligenz oder Blockchain etablieren werden.» Für Giglio zeichnet sich heutzutage schon ab, dass sich analoge Pro zesse im Planungs- und Baugewerbe in den kom menden fünf Jahren überholt haben dürften.
... und beschleunigte Abläufe
Wenn auch in manchen Bereichen derzeit noch eher Zurückhaltung dominiere, wünschten sich doch immer mehr Kunden den Einsatz von Aug mented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR). «Vor allem im Wohnungsbau bieten diese Technologien sehr viel Potenzial», sagt Giglio. «Wohnungskäu fer können sich bereits in der Phase des Innen ausbaus viel besser vorstellen, wie ihre Wohnung am Ende aussehen wird, wenn beispielsweise Farben, Materialien, Bodenbeläge virtuell einge setzt werden können.»
Um die Möglichkeiten von Virtual Reality künftig noch weiter ausschöpfen zu können, kooperiert Steiner seit Juni diesen Jahres mit dem DigitalTech-Start-up Hegias. Steiner Digital selbst bietet über die eigene Plattform Lösungen für den ge samten Lebenszyklus von Immobilien – von der Grundstücksakquisition, über die Entwicklung, die Planung und den Bau bis hin zum Property Ma nagement. Hegias ergänzt dieses Angebot durch automatisierte und browserbasierte Lösungen zur Visualisierung und Kommunikation mit Virtual Reality für die Planungs-, Bau- und Immobilien branche. Die neue virtuelle Kollaborationsumge bung soll allen Projektbeteiligten ermöglichen, gleichzeitig und ortsunabhängig am selben Modell zu arbeiten und dadurch bisherige Abläufe zu ver einfachen und zu beschleunigen – und Fehler zu vermeiden. Das könnte auch einem Spitalbauprojekt zugute kommen, das Steiner derzeit im Kanton Zürich realisiert. Es umfasst den Umbau eines denkmal geschützten Spitalhochhauses sowie die Erstel
Von Susanne Osadnik – Fotos: Steiner AG, Implenia AGWurde mit BIM geplant und realisiert: das Glasi-Quartier in Bülach Nord.
lung eines Erweiterungsbaus – und zwar während der Spitalbetrieb im vollen Umfang weiterläuft. Das gesamte Projekt wurde auf BIM-Basis geplant und könnte in der Umsetzungsphase von der Un terstützung von Hegias profitieren. «Im hekti schen und anstrengenden Krankenhausbetrieb ist es für das Personal sehr wichtig, möglichst keine überflüssigen Wege zurücklegen zu müs sen», erklärt Giglio. «Da ist es sinnvoll, schon früh viele Abläufe zu simulieren und Anpassungen vor zunehmen. Wer beispielsweise mit schwer steuer baren Spitalbetten durch Flure fahren muss, soll te sichergehen können, ohne anzustossen um die nächste Ecke zu kommen.»
Digitaler Service von A bis Z
Aber nicht nur bei Planung und Bau werden digi tale Angebote künftig eine immer wichtigere Rol le spielen, ist man sich bei Steiner sicher. Daher realisiert das Unternehmen derzeit das GlasiAreal mit seinen mehr als 40.000 Quadratmetern neben dem Bahnhof in Bülach Nord – eine Mi schung aus Wohnen, Gewerbe, Pflegezentrum und Hotel – längst nicht nur in der Planung und im Bau ausschliesslich mit BIM. Auch für die spätere Be wirtschaftung werden die Weichen mittels Soft ware gestellt. «Digitaler Service gehört für uns künftig von Anfang an dazu», sagt Giglio. «Gebäu de werden vernetzt sein und entsprechend digital betrieben werden.» Ob Catering-, Sicherheits-, Versicherungs- oder Überwachungsangebote –
alles könne über entsprechende Plattformen an geboten werden. Auch bei Implenia setzt man schon voll und ganz auf digitale Tools. So stützt sich der börsenkotier te Bau- und Immobiliendienstleister in der Busi ness Unit Real Estate Development zum Beispiel bei der Preisfindung im Stock werkeigentum auf digitale Prozesse. «Die Preisfindung beim Wohnungsver kauf ist immer mühselig und langwie rig», sagt Marc Lyon, Head Real Estate Development Switzerland bei Implenia. «Mithilfe digitaler Tools lässt sich im Vermarktungsprozess gut eine Woche Arbeitszeit sparen.» Zeitersparnis, we niger Aufwand, aber auch Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung greifen beim Anspruch «so oft wie möglich daten basiert» zu arbeiten, ineinander.
«Mittels digitalem Markttest können wir die Planung frühzeitig an den tatsäch lichen Bedarf anpassen.»
Bedarfsanpassung in der Planungsphase Dazu gehören auch digitale «Market Tests», mit deren Hilfe das Unternehmen schnell und umfassend den wirklichen Bedarf bei Neubauprojekten ermitteln kann. «Wir ergründen so, was potenzielle Bewohner wirklich benötigen oder was sie sich wünschen, und können schon früh in den Planungsphasen den Bedarf anpas sen», so Lyon. Dabei geht es um Fragen wie Wohn formen, Grösse und Ausstattung von Wohnraum
Marc Lyon, Head Real Estate Development (CH) Implenia
Das Implenia-Projekt «Rocket» soll das weltweit höchste Wohngebäude aus Holz werden.
sowie zusätzliche Services. Die durch OnlineBefragungen gewonnenen Daten werden analy siert und weiterhin genutzt, etwa, um künftige Angebote zu verfeinern.
«Wir briefen dann beispielsweise die Architekten, sich zu überlegen, wo sich Attribute wie zum Bei spiel ein dedizierter Ort zum ruhigen und ergono mischen Arbeiten für zwei bis drei Tage pro Woche in den zu planenden Wohnungen einrichten lies se», sagt Lyon. «Heutzutage wollen die meisten Menschen eine Möglichkeit haben, von zu Hause aus arbeiten zu können. Deshalb müssen flexible Lösungen eingeplant werden.»
Der beste Entwurf zählt
Paketfächer für Warensendungen neben dem Briefkasten in Wohngebäuden oder Parkplätze für Elektrovelos in Liegenschaften mit überwiegend jungem urbanem Publikum sind ebensolche At tribute. Vorgaben zu artikulieren, ohne die Krea tivität der Architekten einzuschränken, ist Lyon, der selbst Architekt ist, wichtig.
Bei digitalen Konkurrenzverfahren werden die Architekten von BIM-Spezialisten begleitet; der beste Entwurf – auch wenn er nicht immer mit der besten Anwendungsfähigkeit von BIM einher geht – wird ausgewählt. «Wir erleben immer wie der, dass Planer behaupten, sich beispielsweise gut mit BIM auszukennen», so Lyon. «In der Pra xis stellen wir aber fest, dass die Kenntnisse sehr unterschiedlich ausfallen; eine deutliche Verbes serung in den letzten Jahren ist aber erkennbar.»
Etwa beim Wahrzeichen «Rocket». Bei dem welt weit höchsten zurzeit in Planung befindlichen Wohnhochhaus aus Holz, für das Implenia im Auf trag von Ina Invest und in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich sowie dem Bauingenieurbüro Walt Galmarini eine innovative Holzkonstruktion ent wickelt hat, wurde ein digitalisierter Studienauf trag organisiert. Dabei habe sich gezeigt, dass die Qualität der BIM-Modelle sich verbessert hat und die Entscheidungsfindung besser unterstütze. Für Lyon bedeutet erfolgreiches BIM, dass alle Beteiligten sich in dieselbe Richtung mit derselben Geschwindigkeit bewegen – was aber noch nicht allzu oft der Fall sei. «Wer behauptet, BIM funk tioniere reibungslos in der Praxis, sagt nur die halbe Wahrheit», so Lyon. «Vielmehr ist es immer noch ein Learning by Doing.» Dennoch besteht aus seiner Sicht kein Zweifel da ran, dass Planer, Entwickler und Bauunterneh men sich laufend anpassen und sich weiterentwi ckeln müssen, um zukunftsfähig zu bleiben. ∙
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Mit Strom und autonom
Von Richard Haimann – Fotos: profifoto.ch; zVg; Lea Waser; Sara Keller
Es ist ein Novum, nicht nur für Zürich, sondern für die gesamte Schweiz. An der Färberstrasse 6 in der Limmatstadt hat die Amag Gruppe diesen Sommer ihr erstes «Ladehaus» eröffnet. 50 der 150 Parkplätze im Inneren sind mit Ladesäulen für E Mobile versehen. Im Dreieck von Opernhaus, Zürichsee Ufer und Botanischem Garten können Anwohner ihr Elektroauto oder ihren Plug in Hybrid seit Juni nicht nur über Nacht sicher parkieren, sondern auch zugleich mit Strom betanken. «2021 waren rund ein Viertel der neuzu gelassenen Autos in der Schweiz Stecker fahrzeuge», sagt Hendrik Lütjens, Mana ging Director der Amag Parking AG. Bis 2025, so verheissen es aktuelle Progno sen, würden voraussichtlich über 50 Pro zent, ab 2030 über 70 Prozent der Neu zulassungen in der Schweiz von Elektromotoren angetrieben werden. Eine gute Ladeinfrastruktur sei somit unumgänglich und werde zukünftig im mer wichtiger. «Vor allem in den Städten, wo der Platz knapp und die Mietdichte hoch ist, verfügen viele Immobilien noch über keine oder nicht genügend Ladesäulen», sagt Lütjens. «Mit dem Ladehaus Utoquai bietet Amag Parking den Anwohnerinnen und Anwohnern im Zürcher See feld eine nachhaltige und komfortable Lösung und leistet einen Beitrag zur effizienteren Nutzung in nerstädtischer Flächen.»
Umweltfreundliche Stromer, Fahrzeuge, die –autonom – ohne Zutun eines Fahrers ihr Ziel an steuern, alternative Kraftstoffe: Die Welt steht nach den Erfindungen von Rad und Verbrennungs motor vor der dritten grossen Revolution in der Mobilität. Und die Schweiz ist einer der führenden
Staaten bei der Entwicklung kommender Konzep te, obwohl es, anders als in den USA und den Automobilexportnationen Deutschland, Frankreich, Italien und Japan, keine eigene Fahrzeugindustrie mehr im Land gibt. Ajax, Ansermier, Belcar, Berna, Cegga, Dufaux, Egg & Eggli, Enzmann, Griffon, Kaufmann Millot, Lucia, Martini, Monteverdi, Oehler, Saurer, Zedel –nahezu 100 Chlapf Hersteller existierten während der ersten Blütezeit der Kraftwagen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg in der Schweiz; einige von ihnen bis in die 1970er Jahre. Produzenten von Kleinserien, Sport und Luxus mobilen, die grösstenteils Nischenprodukte fer tigten, so erlesen wie die Uhren aus den Manu fakturen in den Kantonen Bern, Genf, Jura, Neuenburg, Solothurn und Waadt. Doch gegen die grossen internationalen Automobilkonzerne konnten sie alle nicht bestehen.
Pilotprojekt mit positiver Bilanz Heute fokussieren sich Forscherinitiativen und Unternehmen der Schweiz im Mobilitätssektor daher vor allem darauf, an den Zukunftstechnologien zu arbeiten. Ein Beispiel dafür ist der Kanton Schaffhausen, in dessen Gemeinde Neu hausen am Rheinfall die Swiss Association for Au tonomous Mobility mit dem Verein Swiss Transit
Mobilität – Bei der Verkehrsrevolution kommt die Schweiz gut voran. Sie hat eines der dichtesten Ladenetze für Elektrofahr zeuge in Europa und forscht mit Macht an selbstfahrenden Automobilen.
«Autonome Fahrzeuge haben viele Vorteile.»
Hans Wicki, Swiss Association for Autonomous Mobility (Saam)
Lab und den Verkehrsbetrieben Schaffhausen 2018 erstmals weltweit einen selbstfahrenden Bus an das öffentliche Nahverkehrsnetz angebunden hat. Auf der Linie 12 hat der fünf Meter lange, «Trapi zio» getaufte Kleinbus mit elf Sitzplätzen während des Pilotprojekts bis 2019 das Ortszentrum mit dem Industrieplatz verbunden. Hersteller des Fahrzeugs ist das in Neuhausen ansässige Unter nehmen Trapeze. Der Spezialist für Fahrzeug- und Betriebsleittechnik, Fahrgastinformation und Ticketing ist eine Tochter des kanadischen Trans porttechnologiekonzerns Modaxo.
Das Experiment verläuft nicht unfallfrei. Obwohl immer eine Begleitperson im Trapizio ist, die jederzeit die Kontrolle über den Kleinbus über nehmen kann, prallt eine Velofahrerin gegen den Bus. Dessen Fahrten werden daraufhin vorüber gehend gestoppt.
Der Vorfall bestätigt die Befürchtungen der Neu hauser Bevölkerung, wie Umfragen des Instituts für Wissenschaft, Technologie und Politik (ISTP) der ETH Zürich zeigen, welches das Pilotprojekt wissenschaftlich begleitet. Danach stösst der Testversuch zwar auf grosse Unterstützung bei den Einwohnern. Einem vollautomatisierten Strassenverkehr stehen viele Befragte jedoch ten denziell skeptisch gegenüber. Besorgt sind sie vor allem, ob schwächere Verkehrsteilnehmende –Velofahrer und Fussgänger – durch die Technik ausreichend geschützt sind.
Das Swiss Transit Lab, eine vom Kanton Schaff hausen unterstützte Initiative aus Industriefirmen, inklusive Trapeze, lokale Verkehrsbetriebe, Wis senschaft und öffentliche Hand für die Mobilitäts zukunft, kann bereits nach den ersten knapp fünf Monaten des Pilotversuchs positive Bilanz ziehen: «Über 11.000 Passagiere sind in dieser Zeit mit dem selbstfahrenden Bus mit gefahren. Zudem konnten entscheiden de Erkenntnisse bezüglich Einbindung in die Leitstelle und im regulären Verkehr gesammelt werden.»
doch die Technik stösst an Grenzen Dass solche Bedenken berechtigt sind, zeigt auch ein Versuch in Zug. Dort lässt ein Konsortium aus Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), Zugerland Ver kehrsbetriebe, Mobility Genossenschaft, Tech Cluster Zug und Stadt Zug von 2017 bis 2019 den selbstfahrenden MyShuttle im inner städtischen Fliessverkehr rollen. Das Fazit: Die Technologie ist noch nicht ausgereift für den Routineeinsatz.
Zwar sei es heute bereits möglich, selbstfahren de Fahrzeuge «mit hoher Präzision zu manövrie ren», heisst es im Abschlussbericht. Bei der Inte gration in den Fliessverkehr stosse die Technik aber an ihre Grenzen. «Ein Antizipieren von ande ren, menschlichen Verkehrsteilnehmenden, Fah
11.000 Passagiere in knapp fünf Monaten: autonom fahrender Kleinbus Trapizio in Neuhausen«Der Wandel zur Elektromobilität ver langt ein Umdenken.» Helmut Ruhl, Amag-Gruppe
In der Färberstrasse in Zürich eröffnete die Amag Gruppe in diesem Jahr ihr erstes «Ladehaus».
rern sowie Fussgängern, erforderte mehr als reaktive Bremseingriffe aufgrund von Sensorinformation.» Und: «Hindernisse und Gefahren müssten früher erkannt und verarbeitet werden können, um ein sicheres, im Verkehr integriertes Vorwärtskommen zu erreichen.»
«Neue Massstäbe setzen und hochspannende Projekte rund um die Mobilität der Zukunft ermöglichen.»
Es sind Schwierigkeiten, mit denen auch in den USA Unternehmen wie Google und Tesla ringen, die ebenfalls in autonomen Fahrzeugen die Zu kunft der Mobilität sehen. Immer wieder kommt es zu Unfällen, weil die Rechner in den Mobilen die Informationen der Sensoren nicht schnell ge nug oder falsch verarbeiten. Im Kanton Schaffhausen soll noch in diesem Jahr, diesmal auf der Linie 13 in Schaffhausen selbst, erneut ein autonom fahrender Kleinbus zum Einsatz kommen: ein han delsüblicher Kleinbus Toyota Proace Verso Electric, ausgestattet mit der Sen sor und Steuerungstechnologie des fin nischen Unter nehmens Sensible 4 – na türlich mit einer Begleitperson an Bord, die im Fall des Falles rechtzeitig die Bremse treten und das Lenkrad herumreissen kann. «Der in Kürze angesetzte Betriebsbeginn wird neue Massstäbe setzen und hochspannende Projekte rund um die Mobilität der Zukunft ermög lichen», sagt Dirk Apel, Vizepräsident des Swiss Transit Lab.
Die autonome Mobilität scheint die «richtige Lösung» für die Herausforderungen der Zukunft zu sein, sagt Hans Wicki, Mitglied des Ständerats (FDP) und Präsident von dessen Verkehrskom mission sowie seit Mai neuer Präsident der Swiss Association for Autonomous Mobility (Saam). «Autonome Fahrzeuge haben viele Vorteile.» Sie könnten für effiziente und wirtschaftliche Mobilität in ländlichen und abgelegenen Gebieten
mithilfe von Abrufdiensten sorgen. «Ebenso kön nen sie Senioren und Menschen mit Behinderun gen mehr Freiheit bieten», sagt Wicki. «Ausser dem könnten sie dazu beitragen, unsere Strassen sicherer zu machen, indem sie die Komponente des menschlichen Versagens beseitigen und so Leben retten und medizinische Kosten einspa ren.» Da autonome Fahrzeuge über das Internet miteinander kommunizieren, könnten sie Staus reduzieren, «was wiederum zu einer Verringerung der CO 2 Emissionen führen würde», sagt Wicki.
«Antwort auf den Klimawandel» Zusammen mit den sauberen Stromern, die im Betrieb keine Schadstoffe ausstossen, gelten selbstfahrende Automobile damit als die Antwort auf das grösste Problem der Menschheit: den Klimawandel. Denn das bei der Verbrennung von Benzin und Diesel entstehende Kohlendioxid be feuert als Treibhausgas die globale Erwärmung. Die Folgen sind in diesem Sommer in der Schweiz so sichtbar geworden wie nie zuvor: In den Alpen blicken Urlauber auf rapide schmelzende Glet scher; tauender Permafrost lässt Steinlawinen zu Tal prasseln. Hitze und ausgebliebener Regen haben Felder und Wiesen vertrocknen lassen. Weil Futter fehlt, sind Bauern gezwungen, Tiere früher als vorgesehen zum Schlachthof zu bringen. Im August werden im Kanton Waadt pro Woche 300 Rinder auf den Viehmärkten an Metzger verkauft – doppelt so viele wie üblich zu dieser Jahreszeit, berichtet die Tageszeitung «24 heures». Im Jurabogen, von der Nordwestschweiz bis hinunter nach Genf, würden ältere Kühe zum Schlachten gebracht, berichtet die «Luzerner Zeitung». «Um genügend Futter für die jüngeren Tiere zu haben, die von der Alp zu rückkehren.»
Eine Frage der Reichweite
Dennoch zögern viele Interessenten, sich ein E-Mobil anzuschaffen. Aus «Reichweitenangst» –aus Sorge, mit dem Stromer liegen zu bleiben, weil dessen Akku leer, eine Ladestation aber nicht zu finden ist. Der ADAC, der Allgemeine Deutsche Automobil-Club, hat diesen Sommer den Stress test gemacht: Mit einem Elektro-SUV samt Wohn wagen geht es 1.281 Kilometer durch die Alpen –von Landsberg am Lech durch Österreich über Venedig, Triest, Ljubljana, Villach, Salzburg und München zurück zum Startort. Eine Fahrt durch vier Länder in drei Tagen.
Das Fazit: Machbar – aber noch schwierig. Der 1,6 Tonnen wiegende Wohnwagen im Schlepp reduziert die Reichweite des Mittelklasse-Elek tro-SUV vom Typ Kia EV6 von knapp 400 auf 220 Kilometer bis zur nächsten Stromladung. Ins gesamt achtmal muss das Fahrzeug unterwegs Strom tanken; gleich in zwei Schnellladeparks entlang der Route sind sämtliche Ladesäulen de fekt. «Der Wohnwagen musste einmal sogar stehen gelassen werden, um noch genügend Reichweite bis zur nächsten Ladesäule zu haben», berichtet ADAC-Redaktor Thomas Kroher von der Testfahrt. «Die Fahrt zeigte grossen Handlungsbedarf, was die Zuverlässigkeit und die Abdeckung der Reise routen mit Schnellladesäulen angeht; nur knapp konnte ein Liegenbleiben verhindert werden.»
In der Schweiz ist ein Liegenbleiben nicht zu er warten. Mit mehr als 9.000 öffentlichen Ladean schlüssen, verteilt auf über 5.500 Ladestationen, verfügt das Land über eines der dichtesten Netze in Europa. Die Ladesäulen stehen an Tankstellen, vor Shoppingcentern und Bürogebäuden, auf Parkplätzen und – wie nun an der Färberstrasse in Zürich – erstmals auch in grosser Zahl in Park häusern. Die Amag-Gruppe hat inzwischen auch das Parkhaus am Zürcher Kongresszentrum mit 28 Ladestationen zum Ladehaus gemacht, weite re sollen folgen. «Der Wandel zur Elektromobilität verlangt ein Umdenken», sagt CEO Helmut Ruhl.
Amag startet Ladestationenoffensive
Gross geworden ist die Amag-Gruppe mit dem Import von Automobilen. 1948 unterzeichnet Fir mengründer Walter Haefner dazu einen Vertrag mit Volkswagen, 1951 einen weiteren mit Porsche. Es folgen der Einstieg in die Parkhausbewirt schaftung, Automobilvermietung, das FahrzeugLeasing, der Import weiterer Marken wie Audi, Bentley, Seat, Skoda und zuletzt Cupra. Jetzt stösst die Amag in ein neues Segment vor: Strom erzeugung und Stromverkauf für Elektromobile. Photovoltaikanlagen von 20.000 Quadratmetern nimmt die Amag in diesem Jahr in Betrieb, 75.000
Qua dratmeter sollen bis 2025 hinzukommen, ebenso 2.000 Ladestationen. Eine Investition von 100 Millionen Franken. Es gelte, den Wandel vor anzutreiben, «die Umsetzung weiter zu beschleu nigen und neue Wege einzuschlagen», sagt Ruhl.
E-Fuels «schlicht zu teuer»
Doch nicht alle möglichen Wege in die neue Welt der Mobilität erweisen sich am Ende als gangbar. Ein Beispiel dafür sind die E-Fuels. Synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlendioxid erzeugt werden sollen. Die Volkswagen-Tochter Audi und der deutsch-schweizerische Versorger Energiedienst in Laufenburg kommen 2017 überein, am Wasserkraftwerk in der Stadt im Aargau gemeinsam eine Anlage zu schaffen, mit der pro Jahr 400.000 Liter synthetischer Diesel produziert werden können. Doch 2018 wird Herbert Diess Vor standschef bei Volkswagen. Ein hoch karätiger Ingenieur, der die Zukunft allein in der E-Mobilität sieht und alle Anstrengungen darauf richtet, den deutschen Konzern zum Weltmarkt führer bei Steckerfahrzeugen zu ma chen. E-Fuels seien in der Herstellung schlicht zu teuer, weil sehr grosse Mengen Elektrizität benötigt werden, um Wasser in Sauerstoff und Wasser stoff zu spalten und Letzteren mit Koh lendioxid zu verbinden, meint Diess. Ein Liter E-Fuel würde bis zum Zehnfachen des Prei ses einer vergleichbaren Menge Diesel kosten. Entsprechend kommt das Projekt in Laufenburg nicht recht voran. 2020 steigt Energiedienst aus, konzentriert sich stattdessen auf ein Projekt zur Wasserstoffgewinnung durch regenerativ erzeug ten Strom im Wasserkraftwerk im direkt hinter der Grenze gelegenen Wyhlen im baden-württember gischen Landkreis Lörrach. «Nach unserer Ansicht liegen auch in der direkten Nutzung des Wasser stoffs grosse Chancen, um klimaneutrale Mobilität voranzutreiben», sagt Jörg Reichert, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Energiedienst. Diess ist seit dem 1. September nicht mehr CEO von Volkswagen. Sein Nachfolger, der bisherige Vorstandschef der Konzerntochter Porsche, Oliver Blume, ist Befürworter synthetischer Kraftstoffe. Sportwagenliebhaber suchen den kernigen Klang von Verbrennungsmotoren. Porsche hat sich un ter seiner Ägide an einer Anlage zur Produktion von E-Fuels in Chile beteiligt. Ob sich daraus eine neue Chance für das Projekt in Laufenburg ergibt, wird die Zukunft zeigen. •
«Vor allem in den Städten, wo der Platz knapp und die Miet dichte hoch ist, verfü gen viele Immobilien noch über keine oder nicht genügend Ladesäulen.»
Hendrik Lütjens, Amag Parking AG
«Der Elektroantrieb ist der sinnvollste Weg»
Mobilität – Mit der Zahl der E-Mobile wächst der Bedarf an Stromtankstellen. Gebäude eigentümer würden von Investitionen in Ladesäulen profitieren, meint Immobilien ökonom Fredy Hasenmaile.
Interview: Richard Haimann – Foto: zVg
Lange Ladezeiten und zu wenige Ladestationen dürften der Grund sein, weshalb die meisten Käufer neuer Automobile noch immer zu Verbren nern greifen. Und weshalb Automobilfirmen an weiteren alternativen Antriebskonzepten wie E-Fuels und Wasserstoff arbeiten
IMMOBILIEN INNOVATION: Herr Hasenmaile, Bergführer haben diesen Sommer keine Gäste auf das Matterhorn geführt, weil es zu gefährlich war. Von Touren auf Jungfrau, Castor und Pollux haben Behörden abgeraten
Fredy Hasenmaile: Der Klimawandel hat im vergangenen Winter für geringe Schneefälle und im Frühjahr und Sommer für extreme Hitzewellen gesorgt. Die Gletscher sind massiv geschrumpft. Der Permafrostboden in den Alpen taut. Das sorgt für heftige Steinschläge und Abbrüche ganzer Felspartien.
Um die globale Erwärmung einzudämmen, haben Bundesrat und Bundesversammlung für die Schweiz das Netto-Null-Ziel ausgerufen.
Die Akademie der Wissenschaften Schweiz hält dies bis 2050 für erreichbar – vorausgesetzt, die Anstrengungen würden intensiviert.
Im Gebäudesektor geschieht bereits sehr viel. Neubauten verursachen kaum noch KohlendioxidEmissionen im Betrieb oder sind sogar bereits CO 2-neutral. Bei Liegenschaften im Bestand schreitet die energetische Modernisierung voran. Wo derzeit der grösste Handlungsbedarf besteht, ist der Verkehrssektor. Nach Angaben des Bun desamtes für Statistik waren Anfang Jahr nur 1,5 Prozent aller Automobile auf Schweizer Strassen mit Elektromotor unterwegs. Die Tendenz steigt jedoch. In der ersten Hälfte 2021 lag der Anteil der reinen Elektrofahrzeuge bei den Neuimmatriku lationen bei etwas mehr als 16 Prozent. 2034, mit hin in zwölf Jahren, soll – aktuellen Prognosen zufolge – jedes zweite Auto in der Schweiz rein elektrisch fahren.
Der Elektroantrieb erscheint derzeit als sinnvolls ter Weg. Um E-Fuels und Wasserstoff zu produ zieren, ist sehr viel Energie nötig. Aus Wasserstoff wird in der Brennstoffzelle elektrischer Strom ohne Schadstoffemissionen gewonnen, weil es dabei nur zu einem Ausstoss von Wasserdampf kommt. Aber Wasserstoff wird derzeit vor allem aus Erdgas gewonnen. Um eine Tonne Wasserstoff herzustellen, werden in der Herstellung zehn Ton nen CO 2 freigesetzt. E-Fuels sind so teuer, dass dieser Kraftstoff das Zehnfache des heutigen Ben zinpreises kosten würde – und somit derzeit auch nicht als Alternative infrage kommt.
Wasserstoff kann auch durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen werden. Die dafür nötige Energie könnten Solar-, Wasser- und Windkraft werke liefern.
Richtig. Allerdings wäre es dann sinnvoller, mit diesem regenerativ gewonnenen Strom direkt Elektrofahrzeuge aufzuladen. Der Gesamtener gieverbrauch wäre dann deutlich geringer als beim Umweg über den Wasserstoff. Hingegen ist Wasserstoff ein sinnvoller Kraftstoff für Last wagen und Schiffe. Diese sind ständig unterwegs. Die Betankung muss daher in kürzester Zeit er folgen, so wie heute beim Diesel. Automobile hin gegen stehen viel herum, tagsüber, wenn ihre Besitzer arbeiten, nachts, wenn sie schlafen. Da können sie über Stunden ihre Batterien laden, ausserhalb der teuren Spitzenlastzeiten.
Das heisst, die Ladeinfrastruktur muss voran gebracht werden? Genau. Wobei wir einerseits viele Ladestationen entlang der Autobahnen und Fernstrassen benö tigen, damit Menschen problemlos auch grössere Distanzen mit dem E-Mobil bewältigen können.
Andererseits, und dies ist noch wichtiger, müssen Büroimmobilien, Shoppingcenter, Fachmärkte und Wohnüberbauungen mit Ladesäulen in gros sem Umfang ausgestattet werden. Da es Zeit braucht, den Akku aufzuladen, sollte dies immer dann möglich sein, wenn die Menschen ihr Auto ohnehin nicht benötigen: bei der Arbeit, beim Ein kaufen und am Abend, wenn sie daheim sind.
Es wären Milliardenbeträge, welche die Immobili enwirtschaft investieren müsste. Warum sollten die Eigentümer der Gebäude Ladestationen aufstellen, wenn es keine staatliche Förderung gibt?
Die Antwortet lautet: Wettbewerb und Nachfrage. Beim Bau neuer Bürogebäude integrieren viele Investoren schon heute Ladestationen, weil sie in ihnen einen Vorteil für die Gewinnung von Mietern sehen. Gleichzeitig schaffen immer mehr Besitzer von Shoppingcentern und Fachmärkten auf ihren Parkplätzen Lademöglichkeiten, um Kunden, die Elektrofahrzeuge bereits besitzen, anzuziehen.
Die wachsende Ladeinfrastruktur macht E-Mobi le wiederum attraktiver. Das treibt den Absatz dieser Fahrzeuge voran – und erhöht den Bedarf an Ladepunkten, was weitere Immobilieneigentü mer verleitet, die Parkplätze ihrer Liegenschaften mit Stromspendern zu versehen. Hat ein solcher Kreislauf erst einmal begonnen, entwickelt sich eine Eigendynamik.
Bei der Errichtung neuer Liegenschaften ist es kein Problem, Ladestationen gleich mit zu schaffen. Anders gestaltet sich die Lage bei den innerstädtischen Wohnimmobilien im Bestand. Diese Liegenschaften stehen dicht an dicht und haben meist keine Garagen. Die Autos parkieren auf den Strassen.
Für dieses Problem werden sich Lösungen finden. Zum einen wird dereinst mit zunehmender Reich weite der Batterien ein Ladevorgang pro Woche ausreichen. Die Bewohner dieser Liegenschaften werden ihre E-Mobile am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen laden können. Zum anderen werden Energieversorger Ladekapazitäten in den Wohn quartieren schaffen.
Das wäre nicht gerade billig Irrtum. Die Kosten für Ladestationen sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Für eine Heimladestation müssen heute nur noch Beträge zwischen 500 und maximal 3.000 Franken aufge wendet werden. Schnellladestationen sind dage gen erheblich teurer. Für einen Energieversorger dürfte sich eine solche Investition jedoch rechnen. Schliesslich verdienen sie am Stromverkauf. Bei den herkömmlichen Tankstellen war die Finan zierung auch kein Hindernis.
Was ist mit den Eigentümern von Immobilien, die Ladestationen stellen? Könnten Sie auch am Stromverkauf partizipieren?
Dazu werden sicherlich Modelle geschaffen wer den. Denkbar ist, dass die Eigentümer Elektrizität von den Versorgern beziehen und mit einem Auf preis weiterreichen. Möglich ist aber auch, dass sie die Flächen für die Ladestationen an die Ver sorger vermieten. In den nächsten Jahren werden jene Vorreiter, die jetzt schon Ladestationen bei ihren Wohnliegenschaften installieren, in jedem Fall von der First Mover Advantage profitieren: Mieter mit einem E-Mobil werden bereit sein, für solche Wohnungen eine höhere Miete zu zahlen. Schliesslich sparen sie Benzin oder Diesel und geniessen den Komfort, ihr Elektrofahrzeug da heim laden zu können.
Autonomes Fahren ist ein weiteres grosses Zukunftsthema
Bis dahin wird noch geraume Zeit vergehen. Doch wenn dereinst autonome Fahrzeuge ihren Weg gänzlich allein finden und nicht mehr gelenkt wer den müssen, dann gibt es keine Notwendigkeit mehr, die E-Mobile direkt vor der Wohnung oder der Arbeitsstätte zu parkieren. Sie können allein zu einer abgelegenen Ladestation fahren, parkie ren, Strom tanken und zurückkommen, wenn ihre Dienste benötigt werden. Dann könnten Parkplät ze in Wohnquartieren obsolet werden – zugunsten von einer verdichteten Bebauung oder auch von Grünflächen. Doch, wie gesagt, bis dahin wird noch viel Wasser den Rhein hinabfliessen.•
Fredy Hasenmaile, Head of Real Estate Economics Credit Suisse AGWie weiter, Bestandseigner?
Energiekrise – Gas- und Strompreise sind durch die Decke gegangen. Der kom mende Winter könnte der Schweiz eine Mangellage bescheren. Was das für den Immobilienbestand bedeutet.
Von David Strohm – Foto: Depositphotos.com
an die Politik mehr Tempo in der Klimafrage ge fordert.
Von gutem Willen zeugt ausserdem das Statement der Pensimo-Gruppe, die für diverse Pensionskas sen einen Bestand von 540 Liegenschaften unter hält. «Wir gehen haushälterisch mit den natürli chen Ressourcen um, leisten einen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung und setzen uns für Biodiversität ein.»
Plötzlich soll es schnell gehen. Schon seit Jahren machen sich Portfoliomanager, Bewirtschafter und Liegenschaftsbesitzer Gedanken, wie sie auf eine Herausforderung reagieren können, die bis her in weiter Ferne lag. Etwas für das Klima tun, dabei aber nicht pressieren und nicht zu viel aus geben. Netto-Null bis zum Jahr 2050, so hiess das Ziel, vorgegeben durch den Bundesrat und das Pariser Abkommen, welches die Schweiz 2017 ra tifiziert hat.
In den Chefetagen entstanden Konzepte, Präsen tationen, es gab viel geduldiges Papier. Darin ist die Absicht festgehalten, den CO 2 -Ausstoss zu re duzieren, zumeist auf einem eher gemächlichen Pfad. Vielleicht die Fassaden dämmen, die Heizung ersetzen. Immerhin, die gute Absicht war erkenn bar. Denn auch vonseiten der Eigentümer nimmt seit Längerem der Druck auf die Assetmanager zu, die Emissionen der von ihnen verwalteten Ver mögenswerte zu reduzieren.
«Um den ambitionierten Absenkpfad zu realisie ren, setzen wir uns klare Ziele für die Umsetzung bei den Bestandsliegenschaften und bei Projekt realisierungen», sagt René Zahnd, Konzernchef der grössten kotierten Immobiliengesellschaft der Schweiz, Swiss Prime Site (SPS). Sein wichtigstes Ziel lautet: Bis 2040 soll das ganze Immobilien portfolio klimaneutral sein. Bereits heute verfügen drei Viertel aller SPS-Flächen über ein Nachhal tigkeitszertifikat.
Mehr Tempo gefordert
«Höchste Priorität hat für uns die Eindämmung des Klimawandels. Wir leisten unseren Beitrag, indem wir bei all unseren Tätigkeiten die Treib hausgasemissionen reduzieren.» So setzt André Wyss, CEO von Implenia, die Leitlinie des Baukon zerns. Gemeinsam mit 70 weiteren Unternehmens chefs hat André Wyss zudem in einem offenen Brief
Doch trotz aller wohlfeilen Lippenbekenntnisse und der Vorreiterfunktion von potenten Branchen riesen: Die Sanierung des gesamten Gebäudebe stands bleibt nach wie vor weit hinter dem Nötigen zurück. Etwa 3 Prozent aller Liegenschaften in der Schweiz müssten jährlich auf den neuesten Stand gebracht werden, um das Ziel 2050 zu erreichen. Weniger als 1 Prozent sind es tatsächlich. Nun scheint es, als hätte der Wind gedreht. Die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm. Plötzlich pres siert es, denn die Preise für Energie sind in die Höhe geschnellt. Ein Szenario mit Mangellage für Gas und Strom lässt sich für die nahe Zukunft nicht mehr ausschliessen. Das betrifft in erster Linie die Mieter, denen bei gleichzeitig sinkender Kauf kraft hohe Nebenkosten für Wärme und Elektrizi tät drohen. Doch weil sich längst nicht alles über wälzen lässt, sind die Auswirkungen ebenfalls bei den Bestandseignern zu spüren: Sie sehen sich mit sinkenden Renditen, steigenden Zinsen und ungeplanten Investitionen konfrontiert.
Sanierung angehen Was also ist zu tun? In vielen Unternehmen mit einem Immobilienportfolio sind die CO 2 -Reduk tionspfade und die Systeme zur Messung von Aus stoss und Kosten angelegt. Daran gilt es festzu halten. Falls nötig lässt sich der Weg auch nachzeichnen und korrigieren, das heisst konkret: Warum nicht jetzt ein wenig mehr Tempo bei der Umsetzung wagen? Denn das kann sich rasch aus zahlen. Das grösste Reduktionspotenzial, so heisst es etwa im Nachhaltigkeitsbericht von SPS, be stehe «in der Beschaffung der Elektrizität und Wärme sowie in Sanierungsmassnahmen». Für Bestandshalter liegen die weiteren Aufgaben auf der Hand. In einem ersten Schritt bedeutet das: Wo die Übersicht fehlt, ist das gesamte Portfolio auf Herz und Nieren zu prüfen. Auf Objektstufe muss dabei jedes einzelne Gebäude unter die Lupe genommen werden: Substanz, Zustand, Heizsys
tem, Energiewerte, Stellung im Erneuerungszyklus, Planung der konkreten Massnahmen. Für all das gibt es Standards und Benchmarks in der Branche, die als Orientierung dienen.
Daraus abgeleitet ergeben sich der Handlungs und der Sanierungsbedarf samt unterschiedlicher Optionen. Oft kommt das Naheliegende zuerst, die Haustechnik. Hier kann mit versierten Dienstleis tungspartnern und innovativen Anwendungen pro fessionell nach Schwachstellen gesucht und rasch optimiert werden. Das Reduktionspotenzial, siehe SPS, ist meist erheblich. Intelligente Steuerungen und smarte Messinstrumente helfen dabei den Bewirtschaftern und Gebäudenutzern.
Die energetische Sanierung von Bestandesobjekten ist oftmals ein Gewinn für Umwelt, Eigentümer und Mieter.
Besonders wenig CO 2 verursacht der Betrieb von Wärmepumpen, deren Strom durch den Einbau einer Photovoltaikanlage gedeckt werden kann. Damit sinken die Heizkosten erheblich. Als effiziente Investition erweist sich der Einbau von Wär mepumpen überall dort, wo es die Baugesetze und die örtlichen Gegebenheiten zulassen, etwa wenn die Bohrung einer Erdsonde zur Wärmegewinnung möglich ist.
Anreize für die energetische Sanierung und den vorzeitigen Ersatz von Heizanlagen und Geräten gibt es genug: Gemeinden, Kantone und der Bund halten erhebliche Fördermittel vor. Der Verzicht auf Energieschleudern steht dabei im Vorder grund. Nach dem Motto «Wer jetzt noch fossile Brennstoffe nutzt, sieht ganz schön alt aus!» bie tet etwa die Stadt Zürich für den Austausch von Öl und Gasheizungen grosszügige Subventionen an, und zwar selbst dann, wenn die Anlagen noch relativ neu sind.
Allein aus dem Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen flossen im Jahr 2021 rund 361 Millionen Franken – so viel wie noch nie seit Bestehen des Programms. Mit 126 Millionen Franken ging gut ein Drittel der Fördersumme an Wärmedämmpro jekte. An Vorhaben im Bereich Haustechnik wur den 106 Millionen Franken ausbezahlt, ein Plus von 70 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Dass damit tatsächlich dem Klima gedient wird, rechnet das Bundesamt für Energie vor: Über die gesamte Lebensdauer reduzieren die dank För dergeldern umgesetzten Massnahmen den Ener gieverbrauch des Gebäudeparks um 6,5 Milliarden Kilowattstunden und den CO 2 Ausstoss um rund 1,8 Millionen Tonnen.
Abriss oder Ertüchtigung
Eine wichtige Grundsatzfrage ist bei allen Projekten zu klären: Lohnt sich eine Ertüchtigung der beste henden Liegenschaft oder ist ein Ersatzneubau sinnvoller? Anhaltspunkte hierfür liefert die Le benszyklusbetrachtung. Der Grossteil des CO 2 Ausstosses fällt bekanntlich nicht während des laufenden Betriebs an, sondern zu Beginn, bei der Konstruktion und durch die Herstellung des Mate rials, sowie später bei Instandhaltung und Rückbau. «Manche Anleger werden feststellen müssen, dass sich eine Sanierung ihrer Objekte aufgrund der ho hen Kosten nicht lohnt», sagt Simon Kinnie, Leiter des Immobilien Forecasting beim Vermögensver walter und Fondsmanager Abrdn. Solche Gebäude würden künftig kaum noch Mieter finden oder kei nen positiven Cashflow mehr erzeugen, sodass letztlich nur noch der Abriss bleibe. So weit will Kinnie es nicht kommen lassen. Es lohne sich, bes ser früher als zu spät zu handeln. «Wir ergreifen lieber jetzt schon die wichtigen Massnahmen.» «Energetische Sanierungen von Renditeliegen schaften stellen im Idealfall einen Gewinn für alle drei involvierten Parteien dar: Umwelt, Eigentümer und Mieter», sagt Jörg Schläpfer, Leiter Makro ökonomie beim Beratungsunternehmen Wüest Partner. Für die Mieter würden sich Vorteile erge ben, wenn die dank der Sanierung eingesparten Nebenkosten die Mietzinssteigerung überkompen sierten. Eigentümer könnten den Marktwert ihrer Liegenschaften steigern, sofern sich die Investitionskosten durch höhere Mieterträge gegenfinan zieren liessen, sagt Schläpfer. Apropos Finanzie rung: «Wir haben unsere ambitionierten Klimaziele mit unserer Finanzierungsstrategie verknüpft», sagt SPS Chef René Zahnd. Jede Ver besserung der Nachhaltigkeit trage letztlich dazu bei, eine attraktivere Finanzierung zu erhalten –und legt die Grundlage dafür, «um langfristig einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehr wert für alle Stakeholder zu schaffen». ∙
Mehr zu diesem Thema am Kongress INNOVATION DAY vom 10.11.22.
«Unsere Vision weist den Weg»
Nachhaltigkeit – Der Gebäudesektor hat in der Klima- und Energiepolitik eine beson ders grosse Bedeutung. Gebäudespezialist
Adrian Grossenbacher vom Bundesamt für Energie erklärt, welche Massnahmen im Vordergrund stehen.
Interview: David Strohm – Foto: zVg
IMMOBILIEN INNOVATION: Das Energiethema ist hochaktuell, die Politik bereitet sich auf allfällige Mangellagen vor. Welche Prioritäten setzt das Bundesamt für Energie für den schweizerischen Gebäudepark?
Adrian Grossenbacher: Der Gebäudepark Schweiz verbraucht etwa 100 TWh oder rund 45
Prozent des Endenergiebedarfs im Land. Zudem ist er verantwortlich für rund einen Drittel des inländischen CO 2 -Ausstosses. Das Sparpotenzial im Gebäudebereich ist also gross: Viele Gebäude sind nach wie vor nicht oder schlecht gedämmt, ein Grossteil immer noch fossil beheizt. Die Vi sion des BFE für den Gebäudepark 2050 zeigt den Weg auf, wie die strategischen Ziele des Bundes erreicht werden kön nen.
In konkreten Zahlen: Was soll der Gebäudesektor einsparen?
Das Ziel lautet, dass bis 2050 der mitt lere Endenergieverbrauch (Wärme und Elektrizität) des schweizerischen Gebäudeparks pro m 2 im Vergleich zu 2010 um rund 55% tiefer liegt. Wird das Wachstum der Gebäudeflächen berücksichtigt, ist pro m 2 Energiebezugsfläche eine noch grössere Anstrengung nötig. So muss der Durchschnitt der Energiekennzahl über alle Energieträger auf 72 kWh/m 2 /Jahr gesenkt wer den (im Vergleich zu 156 kWh/m 2 /Jahr im 2010). Zudem hat der Bundesrat zur Erreichung der Zie le des Pariser Klimaübereinkommens beschlos sen, die CO 2 -Emissionen bis 2050 auf netto null zu senken.
Das BFE hat – noch vor dem Beginn der jetzigen Krisenlage – eine Vision mit dem blumigen Namen ROSEN vorgelegt. Können Sie dieses Konzept konkretisieren?
Das Akronym setzt sich aus den Elementen Re duktion, Optimierung, Substitution, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit zusammen: Reduk tion des Endenergieverbrauchs des Gebäude parks von 90 auf 65 TWh. Bei der Gesamtbe trachtung eines Gebäudes soll nicht nur die Betriebsenergie reduziert werden, sondern auch die graue Energie und die grauen Emissionen. Optimierung: Bis 2050 soll die Gesamtenergieef fizienz jedes Gebäudes in der Schweiz bekannt sein. Die energetische Betriebsoptimierung soll te für alle Gebäudetypen in der Schweiz obligato risch erklärt werden. Substitution: Erdöl- und Erdgasheizungen sowie ortsfeste elektrische Widerstandsheizungen sind durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen. Erneuerbare Energien: bis 2050 möglichst grosse Abdeckung des Eigen bedarfs in jeder Jahreszeit und zusätzliche Ener gieerzeugung für andere Anwendungen. Jedes Gebäude, Quartier, Areal oder jede Stadt soll den eigenen energetischen Bedarf möglichst selbst decken. Nachhaltigkeit: keine Immobilienentwick lung ohne Berücksichtigung von Zielkonflikten mit anderen Bereichen im Sinne der nachhaltigen Entwicklung der Schweiz.
Reden wir kurz über das O, die Optimierung. Gebäudeeigner sind sich gewohnt, zu optimieren. In welcher Form kann man sie dabei unterstützen?
Der Bund investiert viel in Beratungs- und Infor mationsangebote: Die aktuelle Kampagne des Bundes «nicht-verschwenden.ch», aber auch
Adrian Grossenbacher«Erfreulich ist, dass die Verkaufs zahlen erneuerbarer Heizsysteme von Jahr zu Jahr stark zunehmen.»
EnergieSchweiz geben Privathaushalten und Unternehmen sehr konkrete Hinweise für die Energieoptimierung. Unter dem Stichwort Betriebs optimierung finden dort Unternehmen und Privathaushalte Tipps und Merkblätter für Opti mierungsmassnahmen.
Transparenz bei der Gebäudeeffizienz heisst auch: messen, rechnen und handeln. Wie lassen sich die Massnahmen am Gebäude kontrollieren?
Am einfachsten durch tatsächliches Messen und Vergleichen der Energieverbräuche. Bei technisch einfacheren Gebäuden, zum Beispiel Einfamilien häusern, gibt es häufig nur einen Elektrozähler. Je nach System kann der jährliche Verbrauch der Heizungsanlage an einem zusätzlichen Elektro zähler für die Wärmepumpe, via Gaszähler oder den Öl oder Holzverbrauch ermittelt werden.
Sollten solche Optimierungen in absehbarer Zeit für jedes Gebäude obligatorisch werden?
Aus Sicht der Energieeffizienz wäre dies ein sehr wichtiger Punkt, wie er auch im Element O von ROSEN abgebildet ist. Die gesetzliche Hoheit im Gebäudeenergiebereich liegt bei den Kantonen, der Bund kann also eine solche Massnahme nicht vorschreiben. Die energetische Betriebsoptimie rung ist derzeit als freiwilliges Modul in den Mus tervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) enthalten.
Stichwort Anreize: Das Gebäudeprogramm erweist sich als grosser Erfolg. 2021 wurde eine rekordhohe Summe an Fördergeldern ausgezahlt. Welchen Grund sehen Sie für die überwältigende Nachfrage?
Da gibt es mehrere Faktoren: Wir haben in Um fragen festgestellt, dass die Klimathematik eine immer grössere Rolle spielt bei der Sanierung oder dem Neubau eines Gebäudes. Die Besitzer nehmen also etwas höhere Investitionskosten für die energetisch sanierte Hülle oder das erneuer bare Heizsystem in Kauf gegenüber einer konven tionellen Sanierung. Hinzu kommt das grosse Engagement der Kantone: Sie haben in den letzten Jahren ihre Förderbudgets und die Förderbeiträ ge erhöht, weshalb mehr Geld zur Verfügung stand. Wir stellen zudem fest, dass die Eigentü mer, Architekten, Planer und Installateure immer besser informiert sind über die Fördermöglich keiten. Und schliesslich tragen auch kantonale Vorschriften zur erhöhten Nachfrage bei. In ver schiedenen Kantonen ist beispielsweise ein rein fossiler Heizungsersatz nicht mehr möglich.
Rund ein Drittel der Fördersumme entfiel auf Wärmedämmung, etwas weniger auf die Haus
technik. Lassen sich hier die Einsparungen besonders rasch amortisieren?
Das hängt vom jeweiligen Projekt ab. Wichtig ist vor allem eine korrekte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung über die Lebensdauer der Massnahmen. Generell sind die Amortisationszeiten bei der Haustechnik eher kürzer als bei der Däm mung. Die angenommene Lebensdauer bei der Wärmedämmung von 40 Jahren ist mehr als dop pelt so hoch wie bei einer Heizungsanlage, wo es 15 Jahre sind.
Bei der Substitution steht der Ersatz fossiler Energieträger für die Wärmeerzeugung im Vordergrund. Wo steht die Schweiz heute, wohin und wie schnell wird die Entwicklung gehen?
Um die Klimaziele im Gebäudebereich in der Schweiz zu erreichen, müssen bis 2050 rund eine Million fossile und elektrische Heizungen durch er neuerbare, sparsame Heizsysteme ersetzt werden.
Das 2020 von EnergieSchweiz lancierte Programm «Erneuerbar heizen» ist gut und erfolgreich ange laufen. Das ambitionierte Ziel erfordert jedoch wei tere Anstrengungen. Deshalb wird die Impulsbera tung seit April 2022 kostenlos angeboten. Erfreulich ist, dass die Verkaufszahlen erneuerbarer Heizsys teme von Jahr zu Jahr stark zunehmen. Im Neubau werden heute schon praktisch keine fos silen Heizsysteme mehr eingesetzt.
Auf jedes Dach eine Solaranlage: Im internationalen Vergleich eher spät beginnt nun auch bei uns der Ausbau der Sonnenenergie. Weshalb misst der Bund dieser erneuerbaren Energieform nun eine besondere Bedeutung zu?
Der Ausbau pro Kopf war in der Schweiz Ende 2021 bereits am vierthöchsten im europäischen Vergleich. Somit hat der Ausbau nicht gerade erst begonnen. Vielmehr hat er sich kontinuierlich ent wickelt. In den letzten zwei Jahren be trugen die Wachstumsraten mehr als 40 Prozent.
Unter der Federführung ihres Bundes amts wurde kürzlich die Vielfalt an Gebäude-Labels gestrafft. An welchen Standards sollten sich Gebäudebesitzer künftig orientieren?
Zur Person Adrian Grossenbacher ist Bereichsleiter Gebäu de beim Bundesamt für Energie (BFE). Der dipl. Ing. FH Heizung Lüf tung Klima (HLK) ver tritt den Bund in zahlrei chen Vorstands und Fachgremien, unter an derem bei Minergie und im Netzwerk Nachhalti ges Bauen Schweiz (NNBS). Er ist zudem als Fachspezialist Gebäude in dem vom Bundesrat ins Leben gerufenen Programm «Energie Schweiz» tätig.
Je nach Bedarf empfehlen wir den Gebäudeener gieausweis der Kantone (GEAK), eines der ver schiedenen Minergie Labels mit oder ohne Zusatz «Eco» oder den Hochbau Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS). Ab Mitte nächsten Jahres stehen für Areale die neuen Label Minergie Are al und SNBS Areal bereit. ∙
Digitaler Fortschritt als Erfolgsfaktor
Die Digitalisierung nimmt zunehmend Raum ein. Für die Steiner AG als einen der Branchenführer und Innovationstreiber der Schweizer Immobilien- und Baubranche ist sie einer von vielen Wegen, um gemeinsam mit Kundinnen und Kunden die Zukunft zu gestalten.
Enge Zusammenarbeit, zielgerichteter Austausch und effiziente Kommunika tion sind seit jeher Erfolgsfaktoren in der Projektarbeit. Die Digitalisierung hebt sie jedoch auf ein neues Level. Alle beteiligten Mitarbeitenden und Partne rinnen und Partner nutzen eine einheit liche Datenbasis und gemeinsame Tools. Alle sind auf dem gleichen Pro jektstand – zu jedem Zeitpunkt und standortunabhängig. Nicht nur diejeni gen, die vom ersten Moment am Projekt beteiligt waren. Auch neue oder nur teilweise am Projekt beteiligte Mitarbei tende verfügen über aktuelle Informa tionen. Fehler sind ebenso selten wie Leerzeiten. Neue Anforderungen, An passungen, Kundenwünsche: Alles fliesst in Echtzeit in das Projekt ein. «Digitale Tools eröffnen vielfältiges Po tenzial von Beginn an – sei es beim Ma nagement des Portfolios, bei der Initia lisierung des Projekts oder bei der Entwicklung», erklärt Giuseppe Giglio, Chief Digital Officer bei der Steiner AG. «Die cloudbasierte Vernetzung aller Da ten und Informationen bieten allen am Projekt Beteiligten einen Überblick von der Strategie bis zur Umsetzung. So können sie schnell auf neue Anforde rungen reagieren und eventuell notwen dige Anpassungen prüfen.»
Datenplattformen, die allen Akteuren zur Verfügung stehen, tragen zur Stei gerung der Transparenz, zur Reduktion von Risiken und zur Verbesserung der Produktivität und Qualität bei. Digitale Tools helfen dabei, Grundlagen zu erarbeiten, Ergebnisse zu dokumen tieren und Lösungen abzu stimmen. Sie erfassen, analy sieren und speichern räumliche Daten und unterstützen damit den Pla nungsprozess. Oder sie schaffen ein virtuelles begehbares Modell des künf tigen Gebäudes. Augmented- und Vir tual-Reality-Tools ermöglichen zudem
das Visualisieren des Bauprojekts und seiner Bestandteile.
Digitale Lösungen für den gesamten Lebenszyklus
Für die Steiner AG als einen der Bran chenführer und Innovationstreiber der Schweizer Immobilien- und Baubranche ist all dies nur ein Anfang. Denn digita ler Fortschritt beginnt schon lange vor der ersten Skizze und führt weit über den Rückbau der Immobilie hinaus. «Wir wollen digitale Lösungen und Services anbieten, die den gesamten Lebens zyklus von Immobilien abdecken», kon statiert Giglio. «Darüber hinaus wollen wir die Zusammenarbeit und die Pro duktivität verbessern und dadurch die Realisierung der Projekte beschleuni gen. Dabei verfolgen wir auch das Ziel, unsere Partner und Kunden bei der eigenen digitalen Transformation mit unserem Know-how zu unterstützen.»
Als eines von zahlreichen Beispielen führt Giglio das von der Steiner AG realisierte Glasi-Quartier in Bülach an: «Das städtebauliche Entwicklungspro jekt ist in vielerlei Hinsicht wegweisend. Alle Planer haben ausschliesslich nach der Open-BIM-Methode gearbeitet. Die Vernetzung über offene Schnittstellen hat es allen Beteiligten erlaubt, eigene fachspezifische Modelle einzusetzen. Erstellt haben sie diese Entwürfe mit
tels eigener Autorensoftware, wobei der Datenaustausch über den offenen Stan dard IFC erfolgte, der zur digitalen Be schreibung von Gebäudemodellen ent wickelt wurde. Regelmässige Sitzungen mit allen Planern im BIM-Lab vor Ort haben für eine hohe Qualität gesorgt und eine Steuerung der räumlichen Koordi nation ermöglicht.»
Neben neuester BIM-Technologie kom men im Glasi-Quartier noch weitere zu kunftsgerichtete digitale Anwendungen zum Einsatz. So hat ein eigens ent wickelter Online-Wohnungskonfigurator die Vermarktung der Eigentumswoh nungen im Hochhaus Jade unterstützt. Er ermöglichte es Kaufinteressenten, die Grundrisse sowie die Materialisie rung der gewünschten Wohneinheit in dividuell zu gestalten. Zudem können sich die Käufer, die mittlerweile in die exklusiven Wohnungen eingezogen sind, über ein Zuhause mit moderner SmartHome-Technologie freuen.
Neue Massstäbe beim Thema Effizienz Auch bei der Erstellung von Gebäuden sind digitale Tools längst wesentliche Helfer, um die Effizienz und Transparenz von Projekten zu steigern. Datenbanken mit präzisen Produktangaben erleich tern und beschleunigen die Auswahl von Produkten. Dank digitaler Anwendun gen erreichen Materiallieferungen ihr
Der digitale Zwilling macht die Arbeit für alle Beteiligten transparenter – von der Entwicklung über die Realisierung bis hin zur Betriebsphase.
Ziel genau nach Plan. Tools für die Pla nung des Bauablaufs helfen, Kollisionen und Überschneidungen in der Ressour cenplanung zu vermeiden, und steigern die Effizienz der Arbeitsabläufe. Digita le Werkzeuge zur Überwachung der Ausführungsqualität, der Inbetriebnah me und bei der Abnahme machen Ver änderungen transparent und reduzieren Risiken.
«Digitale Tools setzen neue Massstäbe nicht nur im Hinblick auf Effizienz und Kostenersparnis», ergänzt Giglio. «Auch bei den Themen Nachhaltigkeit, Sicher heit und Gesundheit verschaffen sie al len Beteiligten einen entscheidenden Vorsprung. In unseren BIM-Labs an un seren Standorten Zürich und Toloche naz VD arbeiten wir beständig an neuen Wegen, digitale Lösungen und Produkte für den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie zu entwickeln. Darüber hi naus begleiten wir unsere Partner und Kunden bei der eigenen digitalen Trans formation. Unsere Serviceleistungen reichen von Training, Mentoring und Coaching bis zur individuellen Exper tenunterstützung und Beratung beim gezielten Einsatz digitaler Tools.»
Wie so etwas aussehen kann, zeigt ein aktuelles Spitalbauprojekt, das Steiner derzeit im Kanton Zürich realisiert. Es umfasst die Modernisierung eines denkmalgeschützten Spitalhochhauses sowie die Erstellung eines Erweite rungsbaus – und dies, während der Spi talbetrieb im vollen Umfang weiterläuft.
Dieses Projekt legt nicht nur die Basis für eine zukunfts- und tragfähige Spi talinfrastruktur. Es setzt auch im Be reich BIM neue Massstäbe, da es in allen Bereichen von den Vorzügen digitaler Anwendungen profitiert. Sie ermögli chen es, Prozess- und Betriebsabläufe schon im Vorfeld virtuell zu testen und den Anforderungen entsprechend anzu passen. Ein bedeutender Fortschritt für das Gesundheitszentrum – aber auch für die Region und deren Bevölkerung.
Eine Plattform für die Zukunft «Die Steiner AG nutzt jede Möglichkeit, um die Kollaboration und Produktivität aller an Immobilienprojekten Beteiligten zu verbessern und dadurch die Realisie rung von Projekten zu beschleunigen», erklärt Giglio weiter. «Dafür bieten wir digitale Lösungen und Services, die den gesamten Lebenszyklus von Immobilien abdecken. So erstellen wir bei schon bei der Planung einen digitalen Zwilling der Immobilie. Dokumente, Abmessungen und Lage von Bauteilen, Wärme- und Dämmeigenschaften, Sensordaten: Alle gesammelten Informationen fliessen in eine Datenbank ein. Über den Collabo ration Room können die Projektbeteilig ten Analysedaten, Informationen und Dokumente jederzeit von überall abru fen. Somit sind alle Prozesse durch BIM transparent und nachvollziehbar. Der digitale Zwilling der Immobilie wird so zu einer Plattform für digitales Proper ty-Management. Er erleichtert den Be
trieb der Immobilie, wie auch ihre Re novation und ihren Rückbau. Denn dadurch wird sie schon bei der Entste hung zu einem wertvollen Rohstofflager zahlreicher Folgeprojekte.» Digitalisierung ist bei Steiner längst Wirklichkeit und die Implementierung neuester digitaler Technologien schrei tet stetig voran. Die Steiner-DigitalPlattform bildet dafür eine solide Grundlage – für aktuelle wie auch für künftige Entwicklungen. Denn Steiner hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Plattform zu schaffen, die mit den An forderungen wächst. Eine Plattform, auf der Immobilienunternehmen auf einfa che Weise ihr Geschäft miteinander ver binden. Auf der sie Produkte und Dienst leistungen aufbauen und gemeinsam einzigartige und nachhaltige Immobi lienprojekte erstellen können. Alle Stei ner-Produkte sind auf dieses Ziel aus gerichtet und können entweder einzeln oder in Kombination genutzt werden. Das Ergebnis: nachhaltiger Mehrwert und durchgängig effiziente Prozesse.
Das städtebauliche Entwicklungsprojekt Glasi-Quartier in Bülach umfasst 580 Wohnungen, ein Wohn- und Pflegezentrum und über 20 000 m² Gewerbe- und Dienstleistungsflächen. Beim Glasi-Quartier haben alle Planer ausschliesslich nach der Open-BIM-Methode gearbeitet, die es allen Beteiligten ermöglichte, eigene fachspezifische Modelle einzusetzen.Energie sparen, Synergien nutzen
Betriebskosten – Strom zu sparen und Energiekosten zu senken ist längst mehr als nur ein Trend. Klimawandel, Krieg und damit verbundene Abhängigkeiten von Gaslieferungen zeigen, wie drängend Um denken und beherztes Handeln sind. Die Grundlagen dafür haben gewiefte Start-ups und innovative Fachberater schon gelegt.
Von Susanne Osadnik – Fotos: zVg
Meinefeld eine Punktlandung geglückt zu sein. Dabei habe man sich lediglich lang bekannter Pro bleme angenommen – und Lösungen gefunden.
Der Schlüssel: Volt Management
Givaudan ist ein Traditionsunternehmen. 1895 in Zürich gegründet, hat der Aroma- und Duftstoff hersteller heute seinen Sitz in Vernier. Seine 15.800 Mitarbeiter an mehr als 181 Standorten sorgten 2020 für einen Jahresumsatz von 6,3 Mil liarden Schweizer Franken.
«Unser Ansatz setzt an drei verschiedenen Hebeln an: dem Reduzieren der Stromspannung, dem Vermeiden von Spitzenlasten im Stromnetz zu bestimmten Zeiten sowie der Optimierung des Grundlastverhaltens aufgrund einer umfassenden Verbrauchsanalyse und der Bereitstellung von Handlungsoptionen», sagt Beat Geissler, Ge schäftsführer von Hibyrd.
«In der Regel lässt sich überflüssiger Strom verbrauch in Höhe von 8 bis 15 Prozent einsparen.»
Beat Geissler, Geschäfts führerHibyrd
Eine der vielen Produktionsstätten von Givaudan ist in Dortmund angesiedelt und wird möglicher weise bald Energiegeschichte schreiben. Der Standort zählt schon jetzt zu den ener getisch effizientesten des Konzerns, dürfte bald aber mit der Reduzierung von rund 19 Prozent des Stromverbrauchs seine Poleposition weiter ausbauen. Durch energetische Optimierung der ge samten Industriegruppe könnten die CO 2 -Klimaziele viel schneller erreicht –und auch Kosten im zweistelligen Milli onenbereich eingespart werden. Möglich machen kann das ein Berliner Start-up, welches ein technologiever liebter Schweizer gemeinsam mit einem Sustai nability-Investmentbanker 2018 gegründet hat.
Zu den wichtigsten Stellschrauben, an denen Hi byrd dreht, zählt das sogenannte Hibyrd Volt Ma nagement («Spannungsregulierung»), bei dem Schwankungen im Stromnetz genau so reduziert und stabilisiert werden können, dass der optima le Betriebspunkt erreicht wird. «Dadurch lässt sich in der Regel überflüssiger Stromverbrauch in Höhe von 8 bis 15 Prozent einsparen, ohne dass der operative Betrieb in irgendeiner Form beein trächtigt wird», erklärt Hybird-Chef Geissler. Da bei habe der Kunde keine Investitionen zu leisten. «Wir liefern die Einsparung und absorbieren alle Kosten», sagt Geissler.
Der Grund, warum Volt Management überhaupt notwendig sei, liege unter anderem auch darin begründet, dass die Energieversorger täglich Strom in zu hoher Voltzahl lieferten. Obwohl in der Regel 215 Volt ausreichten, liege die tatsächliche Voltzahl oft bei 235 Volt und mehr.
Mehr zu
INNOVATION DAY vom 10.11.22.
Die Idee der Hibyrd GmbH: Ganzheitliche Strom nutzungs- und Stromeinsparlösungen für Indus trie, Gewerbe und öffentliche Auftraggeber mit smarter Green Tech (Volt Management), um da rüber den Stromverbrauch umgehend und dras tisch zu reduzieren.
In Zeiten, in denen es wie nie zuvor um das Ein sparen von Energie und Kostenreduktion geht, scheint Beat Geissler und seinem Kompagnon Nils
Das Ergebnis: hohe Kosten für die Verbraucher, weil mehr Strom ver- als gebraucht wird; öfter defekte Maschinen und hohe Unterhaltungskos ten. «Der tägliche Strom-Tsunami, der im Netz tobt, sorgt dafür, dass sowohl der Kühlschrank als auch die Industrieanlage unter der zu hohen Spannung leiden», führt Geissler weiter aus. Dies führe zu höheren Wartungskosten, darüber hinaus werde die Lebensdauer von Geräten und Maschi nen verkürzt.
Smarte Green-Tech-Lösungen
Durch die Einspeisung erneuerbarer Energien sind die Stromnetze zudem instabiler geworden –Atomstrom fliesst gleichmässiger als der unre gelmässig eingespeiste Ökostrom – und müssen durch viel und sehr teure Regelenergie stabili siert werden. So wollen die Lieferanten auf der sicheren Seite sein und Stromunterbrechungen im Netz vermeiden. Die rasant steigenden Mehr kosten dafür werden auf die Verbraucher umge legt.
Mithilfe des von Hibyrd neu interpretierten «Span nungsregulierers» wird das interne Versorgungs netz ihrer Kunden erheblich geschont und die Lebenszyklen der einzelnen Komponenten signi fikant verlängert. Hibyrd erfasst den energeti schen Fussabdruck eines Standortes und imple mentiert smarte Green-Tech-Lösungen für zusätzliche Einsparungen.
Strombezüger «intelligent steuern»
Eine weitere wichtige Stellschraube ist die Ent kopplung der einzelnen Stromverbraucher, um die Lastspitzen zur reduzieren. «Die Spitzenlast in Hotels liegt beispielsweise immer um die Mittags zeit, wenn in der Küche viel Strom gebraucht wird, aber auch überall Staubsauger in den Hotelzim mern zum Einsatz kommen und beispielsweise auch noch die E-Autos für die Lunchzeit an der Zapfsäule angeschlossen werden», berichtet der Hybird-Geschäftsführer. «Diese Spitzenlast kann
man entkoppeln, indem die einzelnen Strombe züger intelligent gesteuert werden.»
Bislang ist Hibyrd sowohl in der Hotellerie als auch in Gesundheitseinrichtungen, in der Grossindus trie und im Handel zum Einsatz gekommen.
Wider die Energieverschwendung Strom- und Energiesparen steht auch bei der Wattelse AG im Fokus. Das Unternehmen mit Sitz in Cham berät Immobilieneigentümer und -nutzer bei der Reduktion des Energiebedarfs: Ob Betrieb oder private Wohnung – Wattelse bietet eine Rund umberatung zum Thema Heizungs-, Lüf tungs-, Klima- und Kälteanlagen (HLKK) sowie zur Dekarbonisierung von Immo bilien an.
Seit der Bundesrat in der Schweiz die Unternehmen aufgefordert hat, sich selbst das Ziel zu setzen, im Vergleich zum Vorjahr 15 Prozent Strom einzuspa ren, hofft man bei Wattelse, dass das Thema Energiesparen weiter an Bedeu tung gewinnt. Aus Sicht von HLKKExperte Markus Gomer, Partner bei Wattelse, wird von Verbauerseite grundsätzlich zu sorglos mit Strom umgegangen: «Vielfach wird nicht hinterfragt, ob ein bestimmtes Gerät den ganzen Tag eingeschaltet sein muss. Gerade im Gewerbe kommt es häufig vor, dass Motoren oder Anlagen laufen, ohne dass sie im Einsatz sind.»
Gerät den ganzen Tag eingeschaltet sein muss.»
Markus Gomer, Partner bei Wattelse
Hibyrd Volt Management wird in Betrieb genommen.«Vielfach wird nicht hinterfragt, ob ein bestimmtes
Energetisches Vorbild: Swiss Life Arena
Die neue Swiss Life Arena, die im Oktober offiziell eröffnet wird, lässt nicht nur die Herzen von Eishockey-Fans höherschlagen. Sie ist auch ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Energieeffi zienz von Gebäuden. Denn durch die Einbindung in den Energie verbund Altstetten und Höngg trägt die Arena zukünftig dazu bei, dass umgerechnet rund 30.000 Haushalte mit umwelt freundlicher Wärme beliefert werden. Wie das funktioniert? Herzstück des Energiekonzepts sind die bis zu vier Tonnen schweren Kältemaschinen. In der Energie zentrale der Arena werden mit ihrer Hilfe die Kälte für die Eis fläche, die Klimakälte für die Entfeuchtung der Raumluft und die Raumklimatisierung im Stadion produziert. Gleichzeitig wird die daraus entstehende Abwärme für die Beheizung der Räume verwendet und mit Wärmepumpen das Wasser für die Duschen erwärmt.
Durch die Verknüpfung von Anergie- sowie Fernwärme- und Fernkältenetz entstehen zahlreiche Synergien in der Versorgung der Arena und der Kunden im Energieverbund Altstetten und Höngg mit ökologischer Wärme und Kälte. Die intelligente Vernetzung nutzt die verschiedenen Energiequellen und ermöglicht innerhalb des Energieverbunds klimafreundliche Wärmeproduktion.
Neben der CO 2 -neutralen Wärme- und Kälteversorgung der Arena ist auch der Strom, der in der Swiss Life Arena verbraucht wird, zu 100 Prozent CO 2 -frei. Zudem wird auf dem Dach eine Photovoltaikanlage mit 400 kWp installiert. Der hier produzierte Strom von 400 MWh wird direkt in der Arena verbraucht. (so)
Aber auch falsch eingestellte Heizungen sorgen für Energieverschwendung – und zwar gleich auf doppelte Weise: Wird zu stark geheizt, kühlt die Lüftung die Raumtemperatur gleich wieder auf einen bestimmten Wert nach unten. Da kämpfen gleich zwei Systeme gegeneinander – und produ zieren dabei nicht zuletzt enorme Kosten. Martin Hofer, Geschäftsführer von Wattelse, beobachtet auch immer wieder, dass generell zu hohe Tem peraturniveaus für die Gebäudeheizung einge stellt werden. Das tue beispielsweise den Wär mepumpen gar nicht gut. «Denn je höher die zu erzeugende Wassertemperatur ist, desto teurer wird es», erklärt der diplomierte Ingenieur. «Schon eine Rücklauftemperatur, die um zehn Grad zu hoch ist, verursacht 20 bis 25 Prozent höhere Stromkosten, verkürzt die Lebensdauer der Geräte.» Das könne richtig ins Geld gehen, so Hofer.
Hohes Einsparpotenzial
Nach Einschätzung des Wattelse-Geschäftsfüh rers könnten Immobilienbesitzer durch eine ent sprechende Betriebsoptimierung 10 bis 15 Prozent einsparen. Bei grösseren Anlagen, wo der Hebel stärker ist, könnten es auch 20 Prozent sein. «Selbst in neuen Gebäuden steckt viel Potenzial für Optimierungen», sagt Hofer. «Anlagen gehen falsch eingestellt in Betrieb, oder aber sie laufen gar nicht erst richtig. Nur merken das die Kunden oft erst zu spät, weil sie einfach darauf vertrauen, dass alles korrekt abgenommen wurde.»
Der Energiedetektiv Markus Gomer bei der Analyse einer Lüftungsanlage.88. Schweizer Immobiliengespräch
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Dienstag, 1. November 2022, 17.30 Uhr, Metropol Restaurant Zürich
Quartierentwicklungen stellen besonders hohe Anforderungen an die Baukultur. Es sollen nicht nur architektonisch überzeugende Konzepte, sondern vor allem auch lebenswerte und gut durchmischte Lösungen entstehen. Vielerorts werden dazu kooperative Vorgehensweisen gewählt. Dadurch wird aber auch der Ablauf komplexer. Worauf kommt es an, dass solche Pro zesse erfolgreich und effizient ablaufen? Wie wird dafür gesorgt, dass tatsächlich lebenswerte, durchmischte Quartiere entstehen?
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Die Schweizer PropTech-Szene lebt! Ein Blick in das Labor für Immobilieninnovationen
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Dienstag, 10. November 2022 von 9.00 bis 16.00 Uhr in der JED-Eventhalle in Schlieren. Tagestickets sind für CHF 490 auf innovation-day.ch erhältlich. Member von Swiss Circle, SwissPropTech und Abonnenten von Immobilien Business profitieren von ermässigten Preisen.
«Die Krise hilft, Transformationen zu beschleunigen.»
Immobilienwirtschaft – In Sachen Neuerungen gilt die Real-Estate-Branche im Vergleich zu ande ren Industrien als eher träge. Ob dies zutrifft – und falls ja, warum dies so ist, ergab eine Umfrage bei Mitgliedern von Swiss Circle.
Von Roman Bolliger – Fotos: zVg
Alle reden von einem drohenden Engpass in der Energieversorgung. Wie gut ist die Schweizer Immobilien branche Ihrer Meinung nach dafür gewappnet?
Rolf Truninger: Meiner Meinung nach kann sie gar nicht gut genug gewappnet sein. In den letzten mindestens 40 Jah ren musste sich niemand ernsthaft über einen Energieengpass Gedanken ma chen. Generell ging jeder davon aus, Energie hat es genug und ist günstig.
Stefan Feldmann: Bei uns wurde in den letzten Jahren viel in energieeffiziente Anlagen und Gebäude investiert, aber es besteht natürlich noch weiteres Po tenzial. Für den drohenden Engpass haben wir Pläne erarbeitet, wo je nach Lageentwicklung reduziert oder sogar abgeschaltet werden kann.
Manuel Frey: Energieverbrauch und Nachhaltigkeit sind schon lange ein The ma in der Bau- und Immobilienbranche, leider bisher aber nicht als wesentliches Entscheidungskriterium aufgrund man gelnden Preisdrucks oder Nutzerbe dürfnis genutzt worden. Viele Bestan desgebäude und Anlagen sind nicht auf das energetische Optimum, sondern minimale Investitionskosten und mög lichst reibungslosen und damit leider oftmals ineffizienten Betrieb ausgelegt. Dies könnte uns nun auf die Füsse fallen, wenn wir Einbussen bezüglich unseres
gewohnten Komforts bei gleichzeitig steigenden Betriebskosten hinnehmen müssen.
Mich stimmt jedoch positiv, dass wir mit unseren gut ausgebildeten Handwer kern und Ingenieuren sowie mit einem auf den Lebenszyklus bezogenen Ansatz die Transformation unseres Gebäude parks mittelfristig erreichen können. Kurzfristig werden wir wohl hauptsäch lich durch nichtinvasive Massnahmen und eine Anpassung unseres Nutzungs verhaltens den drohenden Engpass ab federn können.
André Nauer: Rund 80 Prozent des Gebäudebestands der Schweiz ist älter als 30 Jahre; die Dämmung entspricht grösstenteils nicht dem aktuellen Stand der Technik. Zudem werden zwei Drittel der Gebäude noch immer mit fossilen Energieträgern beheizt; sie sind in der aktuellen Situation grundsätzlich an fällig: Sie verbrauchen zu viel Energie und sind dabei abhängig von fossilen Energieträgern. Dies wird sich überpro portional auf die Betriebskosten in den nächsten Monaten auswirken. Viele Eigentümer und Nutzer sind sich dieser Entwicklung noch nicht mit allen Kon sequenzen bewusst – zumal die Rech nungen ja auch erst im nächsten Jahr kommen.
Viele Grossverbraucher mit einem Be zug von mehr als 100.000 kWh pro Jahr konnten in den vergangenen Jahren
von den Mechanismen des freien Strom marktes profitieren. Diese Unterneh men wird die aktuelle Volatilität am här testen treffen. In den Medien hören wir von Strompreisentwicklungen um den Faktor 10 bis 15.
Unternehmen mit kritischer Infrastruk tur verfügen in der Regel über Notfallund Blackout-Szenarien und sind für kurzfristige Engpässe eher gut vorbrei tet. Was bislang kaum jemand auf dem Radar hatte, sind mittel- bis langfristige Einschränkungen, wie sie jetzt zu be fürchten sind.
Welche innovativen Ansätze und Technologien aus der Immobilienwelt haben aus Ihrer Sicht das Potenzial, einen positiven Beitrag zur Energiefrage zu leisten?
Rolf Truninger: Die Technologien wären vorhanden, aber die Nachfrage und der Leidensdruck waren bislang zu klein.
Für die Eigentümer ist es aber in der Tat schwierig, den Überblick zu behalten. Es gibt viele Informationen, aber für sich selber und das jeweilige Gebäude fest zulegen, auf welche Technologie gesetzt
ROLF TRUNINGER Geschäftsführer QualiCasa AGwerden soll, ist nicht ganz einfach. Zum Beispiel ist in unserer Eigenverbrauchs gemeinschaft das Management des Nutzerverhaltens die Herausforderung. Es braucht dafür noch gute Speicher möglichkeiten und definitiv höhere Ein speisevergütungen des Elektrizitäts werkes. Die knapp 6 Rappen pro Kilowattstunde sind nicht zu rechtfer tigen. Aktuell verfolge ich die Entwick lung von Methanol-Blockheizkraftwer ken, wie etwa die Schaffhauser Firma Methanology. Damit könnten wir die Herausforderungen in der Eigenver brauchsgemeinschaft vermutlich lösen.
Manuel Frey: Aus meiner Sicht ist vor allem die Sektorenkopplung von Ge bäudebetrieb und Mobilität in Kombi nation mit sinnvoll genutzter Speicher technologie zu nennen, um die zweifelsohne vorhandenen Synergie potenziale breiter nutzen zu können. Zudem sollten wir uns unter anderem am Maschinenbau oder an der Land wirtschaft orientieren, deren prozess intelligente Ansätze zum Aufbrechen der bei uns vorhandenen Daten- und Informationssilos übernehmen, um bessere Entscheidungen zu einem frü heren Zeitpunkt und mit geringerem Aufwand als heute zu ermöglichen.
André Nauer: Die Lösungen zur Bewäl tigung der Energiefrage sind eigentlich schon lange bekannt und werden stetig weiterentwickelt. In jedem Gebäude be steht die Möglichkeiten der energeti schen Betriebsoptimierung. Gebäude sind ständigen Nutzungsänderungen unterworfen, dabei gilt es, den Betrieb der HLKSE-Anlagen der tatsächlichen Nutzungssituation stetig anzupassen. Darüber hinaus gibt es investive Möglich keiten, die in den letzten Jahren oft noch recht langfristige Payback-Zeiten hatten. Diese können nun alle aus der Schublade
geholt werden, weil sich mit der Ver vielfachung der Energiepreise die Pay back-Zeiten verkürzen und sich die Mass nahmen innert kürzester Zeit auszahlen. Sie beginnen bei der Gebäudehülle und den Dämm- bzw. Isoliermöglichkeiten von Fassade, Fenstern und dem Dach. Weitere Massnahmen, die beim Ver brauch ansetzen, sind zum Beispiel die Beleuchtung, Ventilatoren und Motoren in der Gebäudesteuerung sowie eine intelligente Gebäudeautomation, die Sensoren und Aktoren intelligent mit einander in Einklang bringt. Auch in der Energiebereitstellung gibt es viel Po tenzial: Moderne Technologien wie Pho tovoltaik, Wärmepumpen, Freecooling, Abwärmenutzung etc. reduzieren den CO 2 -Fussabdruck und sind teilweise ef fizienter im Primärenergieverbrauch.
Die Technologien existieren und sie wer den auch aufgrund der aktuellen Situa tion zunehmend wirtschaftlich. Letztlich ist es aber der Gebäudenutzer mit sei nen Gewohnheiten und seinem Be wusstsein, der entscheidet, ob er Ein fluss auf die Energiethemen eines Gebäudes nehmen und einen positiven Beitrag zur Energiefrage leisten will.
Stefan Feldmann: Je nach Strompreis entwicklung sollten Photovoltaianlagen auf geeigneten Dächern gepuscht wer den, allenfalls mit einer Speicherbatte rie ergänzt, um den Eigenverbrauchs wert zu erhöhen.
Zur Wärmeerzeugung kann eine hoch effiziente Erdwärmepumpe die passen de Lösung darstellen.
Warum braucht es immer erst eine Ausnahmesituation oder Krise, damit sich etwas bewegt? Wieso tut sich die Immobilienwelt in der Regel schwer mit der Transformation in die (digitale) Zukunft.
Rolf Truninger: Das sind, von mir aus gesehen, zwei unabhängige Fragestel lungen. Leider ist die Menschheit so programmiert, dass sie erst aus der Krise lernt und sich bewegt. Dies scheint eine Konstante in der Evolution zu sein.
Die zweite Frage der schwerfälligen Transformation in die digitale Zukunft ist schon schwieriger zu beantworten. Nach meiner Beobachtung sind einfach zu viele Themen in zu kurzer Zeit auf die Immobilienwelt eingeprasselt, etwa im Vergleich zur Finanzbranche, die seit der Immobilenkrise in den 1990er-Jah ren beinahe ein Viertejahrhundert Zeit hatte, ihren Hypothekarmarkt neu zu strukturieren.
Für die Immobilienbranche gab es da gegen während der letzten 20 Jahre kaum einen Grund, sich ernsthaft zu bewegen – zumal in dieser Zeit bekannt lich eine Art «Goldgräberstimmung» vorherrschte.
MANUEL FREY Leiter Digitale Planung / Head of Early Stage Design Gruner AG ANDRÉ NAUER CEO ISS SchweizManuel Frey: Wir leben und arbeiten in jahrzehntelang eingeschliffenen Strukturen, starren Vergütungs- und Honorarmodellen und einer Branche, die die letzten Jahre gut gelebt hat. Dies macht naturgemäss träge und redu ziert den Eigenantrieb für tiefgreifende Innovation. Darüber hinaus fehlt uns noch eine kritische Anzahl an Personen mit digitalem Mindset und fundierten Kompetenzen sowohl im Management als auch an der Basis vieler Unterneh men. Ich glaube daran, dass die in den letzten Jahren gestarteten Ausbil dungsprogramme mit Schwerpunkt auf Digitalisierung und Innovation eine breite Durchdringung der Immobilien welt mit dem dingend notwendigen Know-how und Mindset gewährleisten und somit die dringend erforderlichen Innovationen zur gesamtwirtschaftli chen Steigerung der Produktivität und Effizienz ermöglichen.
André Nauer: Ich glaube nicht, dass die Immobilienwelt per se nicht innovativ ist. Es gibt viele gute und innovative Ideen und die Proptech-Szene ist mas siv am Wachsen. Jedoch ist der Pro duktlebenszyklus einer Immobilie im Vergleich zu vielen anderen Branchen wesentlich länger.
Ein grosser Hebel für energierelevante Innovation besteht in der Planungspha se von Neubauten, doch da der Gebäu depark Schweiz weitgehend gebaut ist, müssen Innovationen vor allem in der Betriebsphase ansetzen.
Der Gebäudebetrieb findet immer unter hohem wirtschaftlichem Druck statt, um ohnehin vergleichsweise niedrige Renditen zu erzielen. Hier braucht es weitsichtige Eigentümer und Investo ren, die das Potenzial solcher ener gierelevanten Investitionen sehen. Dann ist auch Platz für Innovationen. Hier hilft die aktuelle Energiepreisent
wicklung; sie hilft, Innovationen zu be schleunigen. Energie war in den letzten Jahren zu günstig, als dass sich Inno vationen gerechnet hätten.
Stefan Feldmann: Gewohnheit und Be quemlichkeit. Wenn die bestehende Si tuation funktioniert, besteht wenig Be wegungsdruck für die Veränderung. Leider sind die Optionen dann unter Druck meistens limitiert.
Welche Massnahmen haben Sie privat getroffen, um Energie zu sparen resp. um sich auf den kommenden Winter vorzubereiten?
Rolf Truninger: Ich habe mich seit meiner Kindheit mit Energieeffizienz auseinandergesetzt – und so verfügen wir über energiesparende Installatio nen mit Netzfreischaltern, kontrollier te Lüftung in den Schlafzimmern mit WRG, Wärmepumpenboiler und sind in einer Eigenverbrauchsgemeinschaft mit PV für den direkten Verbrauch und für die Mobilität. Dann habe ich das Glück, dass die ganze Familie gerne Holzfeuer hat und wir immer für ge nügend Brennholz und Feuerungsmög lichkeiten besorgt waren. Generell aber bin ich der Ansicht, dass wir gelassen in den kommenden Winter gehen soll ten – erfrieren wird niemand. Die Kos tenexplosionen belasten mich schon eher. Auf der einen Seite ist es nun wirklich gut, damit wir lernen, Energie zu sparen und zu schätzen. Auf der an deren Seite ist es offensichtlich, dass einige Konzerne gigantisch profitieren und Gewinne abschöpfen. Das muss sich wieder korrigieren.
Manuel Frey: Als ausgebildeter Gebäu detechnikinstallateur achte ich natür lich auf einen ordnungsgemässen und optimalen Betrieb unserer Heizungs
anlage, das richtige Lüftungsverhalten und werde wohl auch die eine oder an dere Minute kürzer unter der warmen Dusche stehen. Darüber hinaus werde ich konsequenter darauf achten, dass nicht mehr alle Räume wie bisher auf bis zu 22 °C, sondern nur noch auf 18–20 °C geheizt werden, was alleine schon einer Energieeinsparung von 15 bis 20 Prozent entspricht und von mir nur ein angepasstes Nutzungsverhalten ab verlangt.
André Nauer: Grundsätzlich sind wir als Familie auf das Thema sensibilisiert und versuchen, wo immer möglich, sorgsam mit Ressourcen umzugehen. Sämtliche Geräte wurden schon bei der Planung unseres Hauses auf Energieeffizienz geprüft. Wir heizen unser Haus mit einer Erdsonde und planen zusätzlich die In vestition in eine Solaranlage. Für den kommenden Winter werden wir die Raumtemperatur senken; auch verzich ten wir auf elektrische Weihnachts beleuchtung. Darüber hinaus fahre ich ein Elektrofahrzeug, welches ich mit erneuerbarem Strom lade.
Stefan Feldmann: Ich habe unter ande rem zwei Teenager zu Hause – etwas weniger lange unter der Dusche zu ver bringen wäre bei uns im Haushalt wohl schon ein wesentlicher Beitrag. An sonsten wohnen wir in einem MinergieGebäude, welches weniger Energie braucht als nicht nach diesem Standard errichtete Immobilien.∙
STEFAN FELDMANN Head The Circle CommercialInnovation Leader 13 Akteure, die sich aktiv für Innovationen rund um Immobilien engagieren
Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ)
EKZ gestaltet die Energiezukunft mit. Wir bieten zukunftsfähige und umweltfreundliche Energielösungen und -dienstleistungen für Mehrfamilienhäuser und grössere Überbauungen. Diese entwickeln wir gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern – geleitet von höchsten Sicherheits- und Qualitätsansprüchen, schon seit 1997. Mit schweizweit über 1000 aktiven Energiesystemen, die wir über Jahrzehnte hinaus managen und auf dem neusten Stand halten, gehören wir zu den führenden Anbietern in diesem Bereich.
ekz.ch/immobilien, 058 359 53 53, contracting@ekz.ch
Electrolux
1919 in Schweden gegründet, ist Electrolux ein weltweit führender Anbieter von Haushalts geräten für den privaten und professionellen Gebrauch. Unsere Produkte vereinfachen das tägliche Leben für Millionen von Menschen weltweit und sorgen für erstklassige Erlebnisse. Unser preisgekröntes Design zeichnet sich durch intuitive Bedienung, klare Formensprache und sorgfältige Verarbeitung aus. Mit innovativen Technologien sorgen wir dafür, dass das Wohlbefinden unserer Kunden immer im Einklang mit unserer Umwelt steht, und inspirieren zu einer nachhaltigeren Lebensweise. Für unser Nachhaltigkeitsengagement wurden wir von zahlreichen namhaften Institutionen als eines der weltweit führenden nachhaltigsten Unternehmen ausgezeichnet.
Badenerstrasse 587 · 8048 Zürich · 0848 848 111 · info@electrolux.ch · www.electrolux.ch
Flatfox AG
Flatfox zählt zu den Pionieren unter den Schweizer PropTech-Unternehmen. Mit Flatfox vermieten Immobilienbewirtschafterinnen und Vermarkter schneller und bequemer. Ob kostenloser Immobilienmarktplatz, Abwicklung von Mieteranliegen oder Mieterwechsel: Die digitale Plattform unterstützt Immobilienprofis ganzheitlich bei allen ihren Aufgaben im Vermietungsprozess. Dank der offenen Plattform ist die Integration von externen Partnern wie auch die nahtlose Anbindung bestehender und neuer Immobiliensoftware schon heute möglich. Die Firma ist eine Tochter der Mobiliar und hat gut 35 Mitarbeitende an Standorten in Bern, Freiburg und Zürich.
Räffelstrasse 24, 8045 Zürich, 044 508 75 20, customersuccess@flatfox.ch www.flatfox.ch
Gruner
Gruner verfügt als führendes Ingenieur- und Planungsunternehmen über ein umfassendes Dienstleistungsangebot für private und öffentliche Bauherrinnen und Bauherren. In den Geschäftsbereichen Hochbau, Infrastruktur und Energie unterstützt Gruner seine Kunden von der strategischen Planung über die Inbetriebnahme bis zur Bewirtschaftung von Gebäuden und Infrastruktur. Gruner, ein unabhängiges Familienunternehmen mit Hauptsitz in Basel, bietet Innovation und Inspiration seit 1862.
Akteure, die sich aktiv für Innovationen rund um Immobilien engagieren
Huperty AG
Huperty bietet eine Lösung für das digitale Immobilienmanagement. Die Software digitalisiert und automatisiert Prozesse entlang des Lebenszyklus einer Immobilie. Dabei werden alle involvierten Parteien vernetzt, was rundum eine Effizienzsteigerung ermöglicht. Huperty deckt die Bedürfnisse von Immobilienverwaltungen, Renditeeigentümern und Dienstleistungsbetrieben mit individuellen Cockpits ab. Auch Privat- und Geschäftsmietende sowie Stockwerkeigentümer werden mit einem eigenen Portal integriert. Durch diesen holistischen Ansatz lässt sich je nach Prozess eine Zeitersparnis von bis zu 60% erreichen.
Seebacherstrasse 4 · 8052 Zürich · T +41 (0)44 741 60 60 · info@huperty.ch · www.huperty.ch
JAROWA – Digitales Auftragsmanagement
JAROWA ist der führende digitale Schweizer Marktplatz sowie eine zentrale Transaktions plattform für Immobilienbewirtschafter, Versicherungen und Leasinggesellschaften, welche ihre Vertrauensdienstleister optimiert verwalten und die Aufträge digital abwickeln wollen. Im Schadensfall wird die Deckung automatisch geprüft und ein geeigneter Vertrauens dienstleister ausgewählt, der mit der Auftragsabwicklung beauftragt wird. Die Schaden behebung wird für alle Beteiligten durchgängig digital abgewickelt. Nach Erreichen des «Markt standards» in der Schweiz expandiert JAROWA erfolgreich in die europäischen Märkte und zählt bereits über 60 führende Immobilienbewirtschafter, Versicherungen und Leasing gesellschaften zu ihren Kunden.
www.jarowa.ch
Quooker
Der Wasserhahn, der alles kann: warmes, kaltes, 100 °C kochendes sowie gekühltes sprudelndes und stilles Wasser aus dem Wasserhahn im Handumdrehen. Sparen Sie mit dem Quooker nicht nur Wasser, sondern auch Energie. Ein Quooker reduziert ebenso unnötigen Plastikmüll, indem Sie künftig auf PET-Flaschen verzichten können. Um das Klima zu schonen, müssen wir alle unseren Beitrag leisten: Weniger konsumieren und bewusstere Entscheidungen treffen.
www.quooker.ch, info@quooker.ch, +41 43 411 20 30
Soobr – Smart Cleaning
Soobr bietet eine optimierte und bedarfsorientierte Planung, Ausführung und Kontrolle von Reinigungstouren, basierend auf Daten und künstlicher Intelligenz. Mittels vorhandenen Leistungsverzeichnissen und Gebäudedaten sowie Sensordaten wird der tatsächliche Reinigungsbedarf bestimmt.
Aus den kombinierten Daten resultiert eine dynamische Tourenplanung, die auf dem Gebäudeplan visualisiert und den Reinigungskräften auf einem Tablet oder Smartphone angezeigt wird. Mit Soobr kann der Immobiliennutzer Einsparungen in der Unterhaltsreinigung realisieren und gleichzeitig von einer vollständigen Transparenz der Leistungs erbringung profitieren.
Papiermühlestrasse 130, 3063 Ittigen, Schweiz | www.soobr.com | info@soobr.com
Steiner AG
Die Steiner AG ist ein führender Immobiliendienstleister mit den Schwerpunkten Projekt entwicklung und -realisierung. Das 1915 gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Zürich und ist mit Niederlassungen in Basel, Bern, Luzern, Tolochenaz und Genf vertreten. Mit einem Entwicklungsportfolio von mehr als CHF 6 Milliarden gehört Steiner zu den grössten Immobilienentwicklern der Schweiz. Die über 100-jährige Erfahrung bringt die Steiner AG in die zwei neu geschaffenen Bereiche Steiner Financial Initiatives für neue Anlagelösungen und Steiner Digital für digitale Kollaborationsplattformen entlang des Immobilienlebenszyklus ein.
Hagenholzstrasse 56, CH-8050 Zürich, T +41 58 445 20 00, F +41 58 445 30 00, info@steiner.ch, www.steiner.ch
key4 by UBS
Über unsere key4-Plattform für Renditeliegenschaften erhalten Sie mit einer einzigen Finanzierungsanfrage einfach und direkt Angebote verschiedener Schweizer Anbieter. Auf der key4-Plattform für Renditeliegenschaften treffen sich Hypothekarnehmer und institutionelle Anbieter aus der Schweiz. Wir bringen die Parteien zusammen und bewirtschaften die Hypothek während der gesamten Laufzeit. UBS ist Ihre Ansprechpartnerin in allen Belangen – vom ersten Beratungstermin bis zur Auszahlung Ihrer Hypothek und darüber hinaus.
UBS Switzerland AG, key4 Renditeliegenschaften, Lending Platforms, Postfach, 8098 Zürich, key4.ch, T 0844 003 366, sh-key4-ipre@ubs.com
WATTELSE AG
WATTELSE AG in Cham ZG fokussiert sich mit ihrem Expertenteam auf die Dekarbonisierung von Immobilien, die ganzheitliche Performancesteigerung (Energieeffizienz) der Gebäudetechnik und die permanente Überwachung, Analyse und Erfolgskontrolle von umgesetzten Massnahmen. Dabei setzt WATTELSE ihr eigens dafür entwickeltes Softwaretool MONALYSE® ein.
www.wattelse.ch, info@wattelse.com, +41 41 781 02 55
Immobilien sind unsere Leidenschaft
Wir begleiten Immobilien entlang ihres gesamten Lebenszyklus. Von der Planung über den Bau bis zu Bewirtschaftung oder Revitalisierung und Repositionierung. Eigentümern, Mietern und Besuchern geben wir das gute Gefühl, bei uns in besten Händen zu sein. Das macht uns zum führenden Immobiliendienstleister der Schweiz.
Wincasa AG, Albisriederstrasse 253, 8047 Zürich www.wincasa.ch
Heizen durch die Tiefgarage
Geothermie – Enerdrape, ein Start-up aus Lausanne, nutzt unterirdische Infrastrukturen zur Gewinnung von erneuerbarer Energie. Das Pilotprojekt verlief vielversprechend.
Von: Heinrich Raatschen – Fotos: Alain Herzog, EPFL
«Ein 1 Quadratmeter grosses Paneel kann 10 Quadratmeter Wohn fläche beheizen.»
Das System von Enerdrape nutzt unterirdische, erdberührende Wände, um die höhere Temperatur des Erdreichs als Ressource zu erschliessen. In Tiefgaragen, Kellern grosser Gebäude oder UBahn-Tunneln werden 1,3 × 0,7 Meter grosse Plat ten aus dünnem Metall an die Wand montiert. Der Name Enerdrape kombiniert Energy und Drape, weil die Paneele so dünn wie eine Vorhangfolie sind. Die Paneele, in denen in einem ge schlossenen Kreislauf Wasser mit einem Anteil Glykol fliesst, sammeln sowohl geothermische Energie als auch die Um gebungsenergie des Raums. Das Wasser wird um durchschnittlich 5 Grad er wärmt.
Margaux Peltier, CEO Enerdrape
Ähnlich wie eine Erdwärmepumpe ent ziehen die Paneele dem Beton (er muss Erdkontakt haben) oder der Luft Wärme, mit dem Vorteil, dass dafür keine Bohrung erforderlich ist, weil die Energie nicht aus der Tiefe entnommen wird – womit sich diese Technik für dicht bebaute städtische Gebiete und für hybride Heizsyteme eignet.
Vom überzeugenden Prototyp ...
Das Projekt startete an der Polytechnischen Hochschule von Lausanne mit den akademischen Forschungsarbeiten von Margaux Peltier. Die Französin ist Mitgründerin und CEO von Enerdrape und hat in Lausanne ihren Master in Physik, Che mie und Ingenieurwesen gemacht. An der Grün dung und der Entwicklung von Enerdrape sind ausserdem beteiligt: Dr. Alessandro Rotta Loria (CTO) und Prof. Lyesse Laloui (Key Advisor), alle vom Labor für Bodenmechanik der EPFL. Dort ist das Unternehmen bis heute angesiedelt. Margaux Peltier ist noch bis Ende des Jahres wissenschaft liche Mitarbeiterin am Institut.
Die Gründer von Enerdrape haben die Technologie zwei Jahre lang in den Untergeschossen der EPFL getestet. Margaux Peltier untersuchte im Rahmen ihrer Forschungsarbeit Wärmeaustauschflüssig keiten und Rohrgrössen; am Ende erwies sich der Ertrag der Platten als besser als erwartet. Im nächsten Schritt entwickelte sie einen Prototyp, besuchte Kurse für Business Development und geriet wegen der Pandemie in Verzug. Dennoch wurde Enerdrape Sàrl im Frühjahr 2021 ins Waadtländer Handelsregister eingetragen. Im gleichen Jahr startete das junge Unternehmen sein erstes Pilotprojekt im Untergeschoss einer Wohnimmobilie der Realstone AG in Lausanne –mit dem Ziel, ein Drittel der Energie für die Be heizung der rund 60 Wohnungen im darüber lie genden Gebäude zu generieren. Alberto Simonato, Direktor von Realstone, dem Unterneh men, dem die Tiefgarage in Lausanne gehört, hat te zugestimmt, die Technologie von Enerdrape im Rahmen des Proof of Concept zu testen. Zum Im mobilienportfolio von Realstone zählen im Lau sanner Stadtteil Sébeillon 356 Wohnungen. Wenn sich die Paneele von Enerdrape als so effektiv erweisen sollten wie erwartet, könne man sie in einer weiteren Tiefgarage oder anderen Realsto ne-Immobilien installieren, hatte Simonato zu Beginn der Probephase gesagt. «Derzeit laufen Gespräche mit der Realstone AG über die Anwen dung der Technik bei anderen Gebäuden», erklärt Margaux Peltier nach Ablauf der Pilotphase.
... zum erfolgreichen Pilotversuch
Nachdem vorherige Tests mit nur einer Tafel durchgeführt worden waren, gab das Pilotprojekt Aufschlüsse über die Skalierbarkeit. Die Frage, ob sich das Modell auf einen grösseren Massstab übertragen lasse, sei schnell beantwortet. «Man kann 200 Watt pro Quadratmeter erzeugen, was bedeutet, dass ein 1 Quadratmeter grosses Paneel 10 Quadratmeter Wohnfläche beheizen kann. Eine Kühlung wäre ebenfalls möglich gewesen», er läutert Margaux Peltier. Des Weiteren habe man zeigen können, dass die Lösung mit den meisten auf dem Markt erhältlichen Wärmepumpen kom patibel sei.
Enerdrape arbeitet nun an leichteren Paneelen, die nur 8 Kilogramm wiegen, während die Panee le in Sébeillon mehr als 15 Kilogramm auf die Waage bringen. Gleichzeitig sollen der Wirkungs grad der Anlagen und die Verbindung zur Wärme pumpe optimiert werden.
Die nächsten Schritte: Capital-Raising ... Mit einem Tech-Seed-Darlehen der Stiftung f ür technologische Innovation (FIT) in Höhe von ins gesamt 150.000 Franken, welche das Start-up in einem Innovationswettbewerb gewann, werden nun Aktivitäten zur Markteinf ührung vorbereitet. Eine Fundraising-Runde soll es ermöglichen, das Team zu vergrössern und die Industrialisierung und die Vermarktung der Technologie zu starten. «Wir befinden uns nun mitten in der Kapitalbe schaffung», berichtet Margaux Peltier. «Ziel ist es, 2 Millionen Franken zu erhalten, um den Markt eintritt und die Vermarktung des Produkts f ür eine Dauer von zwei Jahren sicherzustellen. Es kann sich um Schweizer oder internationale Investoren handeln, die Erfahrung mit Start-ups haben.» Inzwischen hat ihr Unternehmen einen Zulieferer in Italien gefunden, der die Platten in grossen Mengen herstellen kann. Weiter wurde das Team um drei Personen erweitert, unter anderem im Bereich Marketing.
«Anfang 2023 wird Enerdrape seinen ersten gros sen Auftrag mit einem zahlenden Kunden ausf üh ren, f ür den 200 Paneele installiert werden», sagt Margaux Peltier. Zudem laufen mit dem schweiz weit präsenten Garagisten Amag Gespräche we gen eines Pilotprojekts, eine Absichts erklärung ist unterzeichnet.
... und Marktreife
Der Markt, auf den Enerdrape vor allem abzielt, sind gewerbliche Gebäude –Bürogebäude und Einkaufszentren – mit Tiefgaragen. Die Technologie von Ener drape kann aber ebenso in Tunneln, Bahnhöfen und U-Bahnhöfen eingesetzt werden. Ihre Unter suchungen hätten gezeigt, dass die Paneele auch dann effektiv arbeiteten, wenn sie eine gebogene Form hätten, wie sie f ür das Innere eines Tunnels erforderlich sei, sagt Margaux Peltier.
Sie sehe grosses Potenzial, die Energiepaneele international auf den Markt zu bringen: Enerdrape habe Anfragen verschiedener Unternehmen aus Frankreich, Grossbritannien, Kanada, den Nie derlanden, den USA und Deutschland erhalten und sei damit beschäftigt, die erforderlichen Zertifizierungen zu erhalten, insbesondere die CE-Zertifizierung, welche die Einhaltung der europäischen Anforderungen nachweist.
Mehr zu diesem Thema am Kongress INNOVATION DAY vom 10.11.22.
Die von Margaux Peltier und ihrem Team entwickelte Technologie hat unter anderem den Charme, dass ausser den Enerdrape-Paneelen keine neuen Anlagen installiert werden müssen.«Die Lösung ist mit den meisten auf dem Markt erhältlichen Wärmepumpen kompatibel.»
Saubere Energie aus dem See
Heizsysteme – Seit die Gaspreise im Zuge des Kriegs in der Ukraine steigen und die Versorgungslage mit fossilen Brennstoffen generell unsicher wird, denken immer mehr Unternehmen über alternative Heiz- und Kühlmethoden nach. Zug und Zürich zeigen, wie es funktionieren kann.
Von Susanne Osadnik – Fotos: xxxxx
Patrik Stillhart ist sichtlich stolz, als er auf dem diesjährigen Nachhaltigkeitsforum der Zug Es tates AG berichtet, dass der 1. Juni 2022 einen weiteren Meilenstein in der Firmengeschichte markiert. «An diesem Sommertag demontierten wir unsere letzte Ölheizung», sagt der CEO der Zug Estates AG.
Möglich geworden sei das durch die Umrüstung von neun weiteren Gebäuden im Zentrumsareal der Stadt Zug. Das wiederum habe dazu beigetra gen, die Treibhausgasemissionen gegenüber dem Vorjahr nochmals um 50 Prozent zu sen ken. Damit liege man schon heute «deut lich unter dem 1,5-Grad-Reduktionspfad des CRREM» (Carbon Risk Real Estate Monitor), so Stillhart.
Circulago soll eines Tages so viel Wärm energie produzieren, dass es für rund 1.500 Standardeinfa milienhäuser reicht.
Im jüngsten Nachhaltigkeitsbericht mel det das Immobilienunternehmen weite re Erfolge: In der Berichtsperiode vom 1. April 2021 bis 31. März 2022 produ zierten die Solaranlagen in der Suurstoffi in RischRotkreuz 1.140 MWh Strom, was in etwa dem durchschnittlichen Verbrauch von 250 Einfami lienhäusern entspreche. Und mit dem Bau von Solaranlagen im Zuger Zentrumsareal würde die eigene Stromproduktion weiter erhöht werden.
Der nächste Schritt: Im Herbst werden im Gebiet Haldenhof sechs Häuser mit einer Solaranlage ausgerüstet und in einen ZEV (Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) überführt. Bis 2023 soll das gesamte Immobilienportfolio, das sich aus dem
Zentrumsareal/Metalli Zug sowie der Suurstoffi in Rotkreuz zusammensetzt, nahezu CO 2 -frei be trieben werden.
Circulago schreibt Erfolgsgeschichte
Dass dieses Ziel erreicht werden kann, liegt zum einen daran, dass man bei der Entwicklung des Suurstoffi-Areals von Anfang an auf ein Energie konzept mit Erdsondenfeldern, Anergienetz und Photovoltaikanlagen setzte. Zum anderen auf den Anschluss des Zuger Metalli-Gevierts an den See wasserverbund Circulago vor zwei Jahren.
Der Seewasserverbund Circulago ist einer der Dreh- und Angelpunkte, wenn es um nachhaltige und umweltfreundliche Nutzung von Energie geht.
Das zukunftsweisende Pionierprojekt versorgt die Stadt Zug und Baar-Süd mit Wärme- und Kälte energie – ganz im Sinne der Bevölkerung von Zug, die 2011 eine Volksinitiative zur 2000-Watt-Gesell schaft angenommen und damit grünes Licht ge geben hatte für den Umbau der urbanen Wärme versorgung – und damit gegen die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe stimmte.
Das Zuger Versorgungsunternehmen WWZ plant, finanziert, baut und betreibt Circulago. Die Ener gie für den Energieverbund stammt aus dem Zu gersee. Dazu wird in 26 Meter Metern Tiefe See wasser geschöpft und in einen geschlossenen Leitungskreislauf zur unterirdischen Seewasser zentrale in der Schützenmatt geleitet. Dort über gibt ein Wärmetauscher die Energie an einen zwei ten geschlossenen Kreislauf. Gleichzeitig gelangt das Wasser wieder zurück in den Zugersee. Und wie kommen Wärme oder Kühlung beim Ver braucher an? Laut WWZ erstreckt sich ein unter irdisches Quellennetz über die gesamte Stadt Zug und leitet die Energie an Wärmezentralen in den Quartieren weiter. An diese Zentralen sind klei nere und grössere Wärmenetze angeschlossen, die die Endverbraucher per Wärmeübergabesta tion mit Energie versorgen.
Die erste in Betrieb genommene Quartierzentra le war «Metalli», die seit 2020 die namensgeben de Einkaufsallee und umliegende Gebäude mit ökologischer Energie für Heizung, Warmwasser, Klimakälte und Serverraumkühlung versorgt –erneuerbar und regional. Sukzessive werden seit dem immer mehr Quartiere an den Verbund an geschlossen, die über neue Energiezentralen versorgt werden.
Im Mai dieses Jahres startete mit dem Bau der Energiezentrale Unterfeld das einzige oberirdische Bauwerk des Generationenprojekts Circulago. Die Anlage wird künftig die Zuger und Baarer Gebiete
Altgass, Unterfeld, Schleifi, Gartenstadt und Her ti mit erneuerbarer regionaler Wärme- und Käl teenergie aus dem Zugersee bedienen –und soll eines Tages so viel Wärmenergie produzieren, dass es für rund 1.500 Stan dardeinfamilienhäuser reicht.
«Wir erwarten, dass sich aufgrund der Marktlage ein hoher Teil der Liegen schaften an den Energieverbund an schliessen wird», sagt Andreas Widmer, CEO der WWZ AG. Nach aktueller Pla nung könnten die ersten Liegenschaften bereits im kommenden Herbst an die Energiezentrale
Immer mehr Quar tiere werden an den Seewasserverbund angeschlossen und über neue Energie zentralen versorgt.
QualiCasa AG
QualiCasa unterstützt seit 20 Jahren institutionelle Immobilienunternehmen sowie Besitzer von Betriebsliegenschaften im Bereich des Real Estate Controllings. Wir bieten dazu Dienstleistungen in der Qualitätssicherung von Bauprojekten – dies schafft Transpa renz in den Phasen der Planung, Ausführung und Abnahme/Gewährleistung. Unsere Dienstleistungen und Tools im Asset Controlling unterstützen unsere Kunden mit Gebäude diagnosen, der Instandsetzungsplanung und des Portfolio-Managements von Bestandes immobilien. Dadurch erhalten unsere Kunden eine einzigartige und ausführliche Sicht über ihre Portfolios. Kostspielige Bauschäden lassen sich vermeiden, Sanierungen zuverlässig und vorausschauend planen.
www.qualicasa.ch, +41 52 320 90 60, info@qualicasa.ch
«Das Quartier Metalli wird über den Seewasserverbund Circulago (hier im Bau) mit Energie aus dem Zugersee versorgt.» Innovation LeaderRund um den Zürichsee hat ewz diverse Verbunde in Betrieb genommen.
angeschlossen werden. Im Herbst 2024 soll das Projekt komplett abgeschlossen sein.
Saubere – und sichere – Energieversorgung War das Circulago-Projekt bei seinem Start vor fünf Jahren noch ein mutiger Schritt – auch vor dem Hintergrund, dass dafür im Laufe der Ent wicklung insgesamt rund 250 Millionen Franken veranschlagt wurden – erweist es sich heutzuta ge nahezu als wegweisend aus der Krise. Je höher die Preise für fossile Brennstoffe im Zuge des
Künftig dürften daher auch die Kunden im Gebiet zwischen Perlen und Rotkreuz in den Genuss al ternativer Wärmelieferung kommen, und zwar über den Wärmeverbund Ennetsee, welcher im Endausbau weite Teile der Ennetseegemeinden mit CO2-freier Abwärme aus der Kehrichtverbren nungsanlage Renergia im luzernerischen Perlen versorgen wird.
Im Rahmen des Ausbaus des Wärmeverbundes Ennetsee wird die erste Liegenschaft bereits aus der Energiezentrale Schöngrund in Rotkreuz ver sorgt. «Die WWZ AG hat sich zum Ziel gesetzt, auf die bevorstehende Heizperiode 2022/2023 mög lichst viele Liegenschaften mit CO 2-freier und preislich attraktiver Wärmeenergie zu versor gen», sagt Marcel Fähndrich, Leiter Wärme und Kälte bei der WWZ AG.
Zürich - bis 2040 klimaneutral
In der Stadt Zürich nutzt man den See schon län ger als Quelle für CO 2-freie Energielieferung. Das Zürcher Seebecken bietet aus Sicht des Energie dienstleisters ewz ideale Voraussetzungen für Seewasserverbunde, weil sich hier auf kleinem Raum viele Immobilien mit Heiz- und Kühlbedarf befinden und daher für die Erschliessung der see nahen Quartiere lediglich kurze Leitungen erfor derlich sind. Seit 2003 hat ewz rund um das Zür cher Seebecken diverse Verbunde in Betrieb genommen, darunter Escherwiese, Fraumünster, Falkenstrasse, Klaus strasse und Seefeld.
Kriegs in der Ukraine steigen und je unsicherer die Versorgung mit fossiler Energie generell wird, desto attraktiver erscheint die Alternative aus dem Zugersee. Denn sie verspricht nicht nur saubere Energie, sondern auch deren zuverlässige Liefe rung. Der Betrieb läuft und die Quartierzentralen Lüssi und Metalli in Zug sind zu 100 Prozent aus gelastet.
Auch anderorts weiss man um die Bedeutung der angespannten geopolitischen Lage, welche die Nachfrage nach CO 2-freier Fernwärme massiv ankurbelt. Wer kann, sieht zu, dass er sich so schnell wie möglich von Gas und Öl verabschiedet. Das Werben des regionalen Energieversorgers WWZ zum Beitritt in einen Wärmeverbund stösst dabei immer häufiger auf positive Resonanz: Im merhin seien die Wärmebezugskosten kalkulier bar und der Hausanschluss brauche wenig Platz. Ausserdem entfallen die Bestellung und die Ein lagerung von Brennstoffen, so die WWZ.
Zahlreiche Gebäude um das Zürcher Seebecken werden inzwischen nachhaltig und wirtschaftlich mit Wärme und Kälte versorgt. Darunter sind das Stadthaus Zürich, das Kongresshaus, das Hotel Park Hyatt, die Gebäude der NZZ sowie diverse Büro- und Wohngebäude.
Die Stadt Zürich will bis zum Jahr 2040 den CO2Ausstoss auf Netto-Null zu reduzieren – und um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, im Stadt gebiet möglichst viele fossil betriebene Heizungen ersetzen – sie sind immerhin für rund 50 Prozent der direkten CO2-Emissionen verantwortlich. Eine Energiezentrale im ewz-Unterwerk Selnau soll bald die Innenstadt mit erneuerbarer Wärme und Kälte versorgen.
Die Realisierung der Energiezentrale im ewz-Un terwerk Selnau hat allerdings zur Folge, dass die bisherige Nutzung des Gebäudes als Museum für konstruktive und konkrete Kunst sowie als «Inno vationskraftwerk» des Impact Hub weichen muss, um Platz für die geplante neue Nutzung zu schaf fen. Bei beiden Mietern läuft der Mietvertrag am 1. Juli 2025 aus. Wie die Stadt Zürich mitteilt, will sie die beiden Institutionen bei der Suche nach neuen Standorten unterstützen.∙
Ein Ökotop für die EPFL
Forschung – Der seit 30 Jahren bestehende Science Park and Innovation Square der EPFL wird in den kommenden Jahren mit einem Neubau ergänzt. Für die Gestaltung des als «Inkubator und Marktplatz für neue Ideen und Kooperationen» konzipierten Ecotopes zeichnen Itten Brechbühl und das Archiktekturbüro 3XN verantwortlich.
Von Gudrun Escher – Fotos: 3XN,IB+
es keine disruptiven Innovationen geben, so die Überzeugung der Stiftung EPFL Innovation Park, Trägerin des Projekts Ecotope.
Das von 3XN und IB+ entworfene Hauptge bäude des Ecotopes soll ab dem Jahr 2025 den EPFL Innovation Park ergänzen.
Zufälle sind eine der wenigen Konstanten in der Geschichte der Forschung. Ob die kosmische Hin tergrundstrahlung oder der Teebeutel, nach vielen oft bahnbrechenden Forschungsergebnissen wurde nicht ausdrücklich gesucht – sie stellten sich ein auf der Suche nach etwas ganz anderem. Wie die Entdeckung Amerikas. Dieses Prinzip des glücklichen Zufalls ist bekannt als Serendipität.
Der Serendipität den Weg zu ebnen, ist Aufgabe des künftigen Ecotopes der École polytechnique fédérale de Lausanne, kurz EPFL. Denn ohne Se rendipität und ein kollaboratives Denken werde
Hintergrund und Ziele Partner der Stiftung EPFL Innovation Park sind der Kanton Waadt und die Gemeinde Ecublens, auf deren Territorium Ecotope angesiedelt wird, westlich von Lausanne im Mündungsgebiet des Flusses Venoge in den Genfersee. Betreut wird der EPFL Innovation Park vom Vizepräsidium für Innovation der EPFL. Es befasst sich unter ande rem mit der Umsetzung des Switzerland Innova tion Park Network. Dieses Netzwerk hat die Form einer Zweckgesellschaft der öffentlich-privaten Partnerschaft in privater Trägerschaft und wird gefördert vom Staatssekretariat für Bildung, For schung und Innovation. Das Netzwerk hat fünf Standorte, darunter sind Zürich im Umfeld der ETH und der Standort West EPFL in Lausanne. Die Aufgabe besteht darin, das technologische Wissen aus der Isolation an den Hochschulen in die Gesellschaft zu tragen, ihre Ergebnisse zu
«übersetzen», um Forschungen für den gesamt gesellschaftlichen Nutzen fruchtbar werden zu lassen, und ganz konkret eine Schnittstelle zwi schen der Hochschule, den ausgegründeten Startups und der Wirtschaft zu bieten. So unterstützt das Vizepräsidium für Innovation den Transfer von Technologien und die Vermarktung von For schungsergebnissen an Unternehmen und küm mert sich um die Wirkung von Innovationen auf die Gesellschaft insgesamt. Obgleich immobilienwirtschaftliche Fragen nicht zu den Kernthemen der auf Naturwissenschaft und Technik ausgerichteten EPFL gehören, tan gieren viele Forschungsbereiche das immobilien wirtschaftliche Handeln zumal unter den Prämis sen von Klimawandel und Energieversorgung. Mit Energiefragen beschäftigte sich z.B. Margarita Agriantoni in einer von Philippe Thalmann am La boratory for Urban and Environmental Economics der Architekturfakultät betreuten Studie. Darin konnte auf Basis von Befragungen sowie variablen dynamischen Modellen nachgewiesen werden, dass der Umweltfussabdruck von Wohnraum in der Schweiz bis 2050 nur gemindert werden kön ne, wenn sich Hauseigentümer und Bewohner darauf verständigen, die Wohnflächen je Person zu begrenzen, ein Ergebnis mit Sprengkraft in ei nem Land mit wachsender Bevölkerung und wachsender Wohnraumnachfrage. Andere Forschende der EPFL und des Smart Li ving Lab Fribourg haben in einer interaktiven Kar te aufgezeigt, welche Art von erneuerbaren Ener
gien an welchen Standorten in der Schweiz installiert werden sollte, um eine maximale CO₂Neutralität und Energieunabhängigkeit des Lan des zu gewährleisten. Ein weiteres Untersu chungsfeld sind Stoffkreisläufe beim Bauen, z.B. mit dem Projekt «Re:Crete – Reuse of concrete blocks» des LowTech Lab in Lausanne, dessen Ergebnis se jetzt in einem Open Access Paper veröffentlicht wurden. Dabei wurde eine Fussgängerbrücke aus zugeschnittenen Abbruchbetonblöcken konstruiert. Das Projekt «rebuiLT», bei dem ein Gemein schaftspavillon in Ecublens aus Teilen eines Gebäudes auf Abbruch errichtet wird, ist ein weiteres der interdisziplinä ren Praxisprojekte der EFPL. Vorbildfunktion will die Hochschule auch mit dem eigenen Handeln übernehmen. So wurde im September ein neues Heiz kraftwerk in Betrieb genommen, mit dem die Hochschule ihrem Ziel der CO₂Neutralität einen entscheidenden Schritt näher kommt. Mit der derzeitigen Anla ge lässt sich der Campus Ecublens heizen und zugleich kühlen, und zwar mit der Kombination aus Pumpwerk, welches das Tiefenwasser aus dem Genfersee nutzt, sowie Wärmetauschern, Solarpanels und der Abwärme aus dem direkt über der Heizzentrale liegenden Rechenzentrum. Damit sollen 54 Prozent des Gesamtenergiebe darfs gedeckt werden.
Ecotope entsteht in Holzbauweise und sieht Büros, Labore und Begegnungs räume vor.
«Nach meiner Kenntnis ist das Konzept von Ecotope bis anhin einzigartig in Europa.»
Ursula Oesterle, Vizepräsidentin für Innovation der EPFL
Lichtdurchflutete, überglaste Innenhöfe verbinden die Kommunikationsflä chen über Treppen und Galerien.
Bauprojekt mit Vorbildcharakter
Vor nunmehr 30 Jahren entstand westlich des Universitätscampus der EPFL der Innovation Park. Dort arbeiten derzeit auf rund 55.000 Qua dratmeter Fläche mehr als 150 Start-ups und 30 Grossunternehmen. Aber die Raumreserven sind erschöpft. Ausserdem brauchten die «Scaleups», Unternehmen, die aus der Start-up-Phase herausgewachsen sind, aber im nahen Umfeld des Wissenschaftsclusters der Hochschule bleiben möchten, Raum, um expandieren zu können, berichtet Ursula Oesterle, Physikerin mit langer Erfahrung in Netz werkprojekten unter anderem im Silicon Valley und amtierende Vizepräsidentin für Innovation der EPFL. Nach ihrer Kenntnis ist das Konzept von Ecotope bis anhin einzigartig in Europa.
«Der Masterplan basiert auf den Grundprinzipien Biophilie, Serendipi tät, Modularität, Nachhaltigkeit, starke Identität und Komfort.»
Jan Ammundsen, Senior Partner bei 3XN
Statt «nur» eine Flächenerweiterung an zustreben (perspektivisch ist von einer Verdoppelung die Rede), will man als Auftakt am zweiten, ergänzenden Stand ort mit einem innovativen Konzept einen Nukleus für Innovationen sprichwörtlich unter einem Dach schaffen, das Ecotope. Nur zehn Minuten Fussweg vom ersten Innovation Park entfernt in einem be stehenden kleinen Gewerbegebiet am Rande eines Wäldchens hat sich die Stiftung ein bisher unbebautes Eck grundstück für das Ecotope gesichert. Weitere Gebäude sollen von Investoren entwickelt werden.
Eine Vision für das Gesamtareal war zusammen mit einem Entwurf für das Ecotope Gegenstand eines Wettbewerbs, zu dem eingeladen und der im Sommer zugunsten der Arbeitsgemeinschaft Itten Brechbühl, Lausanne, und 3XN aus Kopenhagen entschieden wurde. Wie beim Neubau des Head quarters des IOC ebenfalls in Lausanne überzeug te das Architektenteam mit seiner Flexibilität, Ideen für allgemeine Ziele statt für definierte Nutz
flächen zu liefern, und mit der Bereitschaft, sich auf eine kooperative Planungsmethode einzulas sen. Das alles gepaart mit einer erwiesenen Kom petenz im klimagerechten, innovativen Bauen. Denn wie das IOC strebt die EPFL ein Bauwerk mit Modellcharakter an, ein Vorbild für weitere Gebäu de auf dem Campus und darüber hinaus. Ecotope mit einer Fläche von rund 25.000 Qua dratmetern sieht Büros, Labore und Begegnungs räume vor, verteilt auf zwei Kuben in Holzbauwei se mit begehbaren Dachflächen. Die Kuben stehen im spitzen Winkel zueinander mit zum Teil aufge ständerten Erd- und Untergeschossen, die dem Geländeverlauf folgen. Zwischen ihnen entsteht eine einladende Eingangssituation, die nicht an der Peripherie bleibt, sondern gleich ins Zentrum des Geschehens führt, wo lichtdurchflutete, über glaste Innenhöfe die Kommunikationsflächen über Treppen und Galerien verbinden. Glasfassaden mit neu entwickelten hölzernen Ver schattungslamellen sorgen für weitere natürliche Belichtung. Begrünte Aussenbereiche und Dach flächen ergänzen das gesunde Arbeitsumfeld und fügen sich in das sensible Ökotop des Mündungs gebiets der Venoge ein.
Auf den Etagen bietet die modulare Bauweise ge nügend Flexibilität im Hinblick auf künftige Ar beitsorganisationen, nur die Anordnung von La boren muss aus technischen Gründen fixiert werden. Derzeit wird der Bauantrag in Abstim mung mit einem Quartierplan präzisiert, den die Kommune erarbeitet. Mit der Baugenehmigung rechnet Ursula Oesterle noch im Jahr 2023, um 2025 einziehen zu können. Bis dahin soll das sau bere Transportsystem zur Verbindung der beiden Standorte bereitstehen.
Stärkung für den Forschungsstandort «Sowohl das Design des Masterplans als auch das des Hauptgebäudes basieren auf sechs Grund prinzipien – Biophilie, Serendipität, Modularität, Nachhaltigkeit, starke Identität und Komfort –, die untrennbar miteinander verbunden sind, um die Flexibilität zu gewährleisten, die den sich ändern den Bedürfnissen der Zukunft gerecht wird», er klärt Jan Ammundsen, Senior Partner bei 3XN. Vom Ecotope erwartet die EPFL eine weitere Stär kung der Genferseeregion und ihrer führenden Stellung in den Bereichen Innovation und Unter nehmensgründung. Zwischen den Jahren 2013 und 2021 wurden in der Region rund 3,6 Milliarden Franken an Risikokapital aufgebracht, 30 Prozent des Schweizer Gesamtvolumens (36% in der Re gion Zürich), was nicht zuletzt der Förderung der wachsenden Zahl von Start-ups aus der EPFL heraus zugutekam.
«Dunkelgrüner Vorzeigefonds»
Leadinvestmentmärkte – ESG-konforme Investments sind bei professionellen Anle gern derzeit sehr gefragt. Projektentwickler und Fondshäuser haben reagiert – wie etwa Elithis und Catella mit dem weltweit ersten «energiepositiven» Wohnimmobilienfonds.
Von Heinrich Raatschen – Fotos: Petitdidierprioux Elithis, Arte Charpentier Architects
Der französische Projektentwickler Elithis, der auf nachhaltige Gebäudetechnik spezialisiert ist, und der Investmentmanager Catella Residential Investment GmbH sind eine strategische Partner schaft eingegangen, um im Rahmen eines umfas senden 10-Jahres-Investitionsprogramms in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Grossbritannien 100 «energiepositive» Wohn hochhäuser zu bauen, die mehr Energie produ zieren, als sie verbrauchen. Catella hat dafür einen Impact Fund nach Artikel 9 aufgelegt und zertifi ziert, der höchsten Einstufung gemäss der EUVerordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offen legungspflichten im Finanzdienstleistungssektor.
Energieüberschuss bei laufendem Betrieb
Das Energiekonzept der Elithis-Hochhäuser nutzt Solarenergieerzeugung durch Photovoltaikele mente auf dem Dach und an den Fassaden. Dazu gehört die energietechnische Optimierung der Ge bäudeoberfläche zur Begrenzung von Wärmever lusten im Winter. Zu den Massnahmen zählt schliesslich der energieeffiziente Betrieb durch die aktive Einbindung der Mieter. Diese steuern das Raumklima ihrer Wohnungen über eine intelligen te Smart-Home-App. Sie werden beispielsweise zum Handeln aufgefordert, wenn die Temperatur ausserhalb des gewünschten Bereichs liegt oder kein künstliches Licht benötigt wird. Die Mieter der neuesten Projekte zahlen wenig oder gar nichts an Energiekosten und erhalten einen Bonus aus der Einspeisung des im Gebäude generierten, über schüssigen Stroms in das nationale Stromnetz.
Planungsbüro für Energieeffizienz
Emir Berkane, Direktor für Strategie und Entwick lung, Elithis, erklärt: «Wir sind historisch gesehen ein auf Energieeffizienz spezialisiertes Planungs-
und Beratungsbüro und verfügen intern über die Kompetenzen und ein grosses Know-how in die sem Bereich, das sowohl in technischer Hinsicht als auch in Bezug auf das Projektmanagement im Auftrag Dritter. Diese Fähigkeiten und dieses Know-how setzen wir seit 2006 für unsere eigenen Hochhausprojekte ein.»
Elithis hat seine Technologiekompetenz bereits 2009 beim Bau eines Hochhauses in Dijon unter Beweis gestellt. Das Bürogebäude übertrifft die regulatorischen Anforderungen und deckt 77 Pro zent seines eigenen Energiebedarfs. Neun Jahre später entwickelte Elithis in Strassburg erstmals ein energiepositives Wohnhochhaus, das einen jährlichen Energieüberschuss von 8 Prozent ge genüber dem Verbrauch produziert. Elithis beschäftigt weltweit mehr als 100 Mitar beiter und hat in den letzten zehn Jahren mehr als 2.500 Projekte entwickelt.
CO₂-Neutralität und erschwingliche Mieten
Catella Residential Investment Management (CRIM) hat mit dem Catella Elithis Energy Positi ve Fund (CEEPF) einen energiepositiven Wohnim mobilienfonds aufgelegt, der 500 Millionen Euro in Elithis-Wohnhochhäuser investieren wird. Catella betonte bei der Vorstellung die CO₂Neutralität und die erschwinglichen Mieten. Der neue Fonds wurde als «dunkelgrüner» Impact Fund nach Artikel 9 gemäss EU-Offenlegungsver ordnung zertifiziert. Die ersten energiepositiven Bauprojekte für den Fonds sind vertraglich gesi chert.
Der angestrebte IRR des CEEPF liegt bei 4 bis 6 Prozent, wobei das Mietwachstum auf dem Ni veau des Verbraucherpreisindexes gedeckelt ist.
Bei einem Beleihungsauslauf von 30 Prozent und einem Eigenkapitalanteil von 70 Prozent sei das Risiko steigender Zinssätze überschaubar, sagt Fondsmanagerin Julie Joubert von CRIM.
Die Aktivitäten von CRIM, einer Konzern-Tochter von Catella AB, im Bereich Wohnimmobilien um fassen Portfoliomanagement, Akquisitionen, Ver käufe und Vermögensverwaltung. CRIM verwaltet und berät Fonds und Mandate mit AuMssets und dem Management im Volumen von über 7 Milliar den Euro in elf europäischen Ländern.
Saint Etienne, Frankreich: Das von Elithis errich tete Plusenergie Wohnhochhaus Tese wird 56 Woh nungen bieten.
«Die Pipeline für dieses und nächstes Jahr um fasst bereits konkrete Bauprojekte in Städten wie Mulhouse, Nancy, Brest, Bordeaux, Le Havre und Clermont Ferrand», erklärt CRIM Fondsmana gerin Julie Joubert.
CEEPF wird dieses Jahr vier bis sechs Elithis Projekte mit einem Volumen von zusammen 100 Millionen Euro ankaufen. Das Zielvolumen des Fonds beträgt 500 Millionen Euro und ist geogra fisch auf Frankreich ausgerichtet. 20 bis 25 wei tere Investitionsstandorte in Frankreich wurden bereits identifiziert.
Julie Joubert erläutert: «Im nächsten Schritt ist das Ziel, internationale Projekte zu realisieren und zu gegebener Zeit einen Folgefonds aufzulegen.»
Partnerschaft für 2 Milliarden Euro Tatsächlich ist der Fonds Teil einer sehr viel umfassenderen Kooperation zwischen Catella und Elithis, die bereits in das Jahr 2019 zurück reicht. Zu diesem Zeitpunkt starteten die beiden Gesellschaften ein umfassendes 10 Jahres Inves titionsprogramm mit einem Volumen von 2 Milliarden Euro für die Realisierung von 100 Elithis Türmen in ganz Europa.
Die Partner planen insgesamt 50 energiepositive Projekte in den urbanen Zentren Frankreichs, wei tere 50 europäische Städte in Deutschland, den Niederlanden und Grossbritannien sollen im Lau fe der nächsten zehn Jahre folgen.
Im April 2020 kam die Baugenehmigung für die ersten beiden Wohntürme dieser Partnerschaft. Das Wohnhochhaus in Saint Etienne (4.000 qm, 56 Wohnungen) übernahm Catella nach Baube ginn für 15 Millionen Euro für den Catella Resi dential III European Impact Fund, das Projekt in Dijon (59 Wohnungen auf 6.000 qm) im Jahr 2021 für 16 Millionen Euro für ein Individualmandat ei nes Versorgungswerks. 2023 soll es fer tiggestellt werden.
Skalierung in der Projektentwicklung Emir Berkane erläutert die Schritte, um das enorme Bauprogramm zu bewälti gen: «Nach dem eindeutigen Feedback der beiden Pilotprojekte in Dijon und Strassburg befindet sich die Gruppe in der Phase der Industrialisierung ihres Modells. Wir verfügen also über eine konkrete Ressourcenstrategie, da wir nun genau wissen, wie die ideale Struktur für die Entwicklung eines Projekts aussehen muss und wie viele Pro jekte ein Mitarbeiter je nach seinem Erfahrungs niveau betreuen kann.»
Julie Joubert, Fondsmanagerin bei CRIM
Die Anstrengungen konzentrieren sich aktuell auf die Verbesserung der internen Prozesse und die Umsetzung des Projektmanagementmodells, das auf der frühzeitigen Einbindung der Architekten, Ingenieure, Bauherren und aller beteiligten Ge werke beruht. Auch die Beschaffung von Fach
«Wir beobachten einen Trend zu Im pact Investments bereits in einem breiten Spektrum des Kapitalmarkts.»
Ein neues Wohn hochhaus in Dijon, entstanden aus der Kooperation von Catella und Elithis.
kräften spielt eine Rolle. Emir Berkane: «Unsere Marktpositionierung und unsere Ambitionen wirken anziehend, was auf einem angespannten Arbeitsmarkt ein nicht zu unterschätzender Vor teil ist.»
Fundraising bei Impact-Investoren
Beim Launch des CEEPF hiess es, man suche nun gleichgesinnte Impact-Investoren. In frühere Re sidential Fonds von CRIM haben zum Beispiel in stitutionelle Investoren wie deutsche Versor gungswerke und Versicherer, das grösste norwegische Pensionsunternehmen und nieder ländische institutionelle Anleger investiert.
«Zukunftssichere Gebäude»
Beim Start der Bauprojekte während der Covid19-Pandemie war den Partnern durchaus klar, dass die besonderen Umstände zu Verzögerungen führen können. Doch das Thema Krisenresilienz sieht Michael Fink, Managing Director, CRIM, po sitiv: «Wir sind davon überzeugt, dass diese Art von Gebäuden der Weg in die Zukunft ist, insbe sondere in diesen Krisenzeiten, in denen die Haus haltseinkommen unter Druck geraten. Unsere energiepositiven Hochhäuser sind zukunftssicher konzipiert.»
Andere Strategien im Markt
Es gibt im europäischen Markt für Projektentwick ler von nachhaltigen und Niedrig-Energie-Bauten auch andere Finanzierungsstrategien. Der nie derländische Entwickler Edge hat sich in den ver gangenen Jahren europaweit durch hochtechno logische Lösungen profiliert und sich in diesem Jahr verpflichtet, bei allen künftigen Projekten auf Net Zero zu setzen.
Edge baut beispielsweise derzeit in Berlin das 140 Meter hohe Hochhaus Edge East Side Berlin mit geplanten 65.000 Quadratmetern Bürofläche. Kurz vor Erteilung der endgültigen Baugenehmi gung verkaufte Edge das Projekt an Allianz Real Estate und Universal-Investment, Letztere als Investor für einen Spezialfonds der Bayerischen Versorgungskammer.
Ein Hamburger Büroentwicklungsprojekt veräus serte Edge im Rahmen eines Forward-PurchaseDeals an die Immobiliengesellschaft Hanse Mer kur Grundvermögen AG.
Fondsmanagerin Julie Joubert erläutert die Ka pitalmarktstrategie für den neuen Fonds: «Gleich gesinnte Investoren beschränken sich nicht auf einzelne Länder. Derzeit prüfen sowohl deutsche als auch internationale Investoren aus dem Pen sions- und Bankenumfeld eine Investition in den Fonds.»
Doch auch dieser Projektentwickler ist nun eine grossvolumige Kooperation eingegangen. Allianz Real Estate, Edge und die Bayerische Versor gungskammer haben 2022 ein 1,3-MilliardenEuro-Programm zur Entwicklung intelligenter Bürogebäude in den vier grössten deutschen Städ ten aufgelegt.
Partnerschaft mit Vorzügen
Mehr zu diesem Thema am Kongress INNOVATION DAY vom 10.11.22.
Aktuell spreche man Investoren aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und den Nordics an. Im späteren Verlauf könnte das Anlagevehikel gemäss Julie Joubert zudem Schweizer Investo ren zugänglich gemacht werden.
«Wir beobachten einen Trend zu nachhaltigen Artikel-9-Investmentprodukten, sogenannten Im pact Investments, bereits in einem breiten Spek trum des Kapitalmarkts, internationale Investoren suchen gezielt nach nachweislich nachhaltigen Anlagemöglichkeiten», sagt Julie Joubert.
Für Emir Berkane haben Projektkooperationen viele Vorteile. Die Partnerschaft, die seine Gesell schaft mit Catella habe, führe dazu, dass sich die Frage des Exits nicht stelle. «Denn dieser ist mit Catella gesichert, natürlich abhängig von der Ein haltung der Investitionskriterien», so Emir Ber kane. «Wir können uns so auf die ständige Ver besserung des Produkts, unseres Modells und die Suche nach den besten Grundstücken für un sere Projekte konzentrieren. Das stellt einen sehr wichtigen Wettbewerbsvorteil für Elithis dar. Die se Kooperation reduziert die Risiken der Projekt entwicklung weitgehend.»
Smino AG
Auf Expansionskurs
Die auf Softwarelösungen für Planungs- und Bauprojekte in der Schweiz fokussierte Smino AG hat im September die BIM Spot GmbH mit Sitz in Wien übernommen. BIM Spot, ein 2018 gegründetes Wiener Start-up, hat eine Technologie für die Building-Infor mation-Modeling-(BIM-)orientierte Zusam menarbeit in Planungs- und Bauprojekten entwickelt, die nun schrittweise in die Com mon-Data-Environment-Plattform Smino integriert wird und deren Funktionsumfang für bestehende und neue Kunden im Bereich BIM-Prozessabwicklung erweitert. Die Ge bäudeinformationen werden bei BIM Spot aus den BIM-Modellen verschiedener Diszi plinen zentral zusammengeführt, struktu riert und automatisch auf Fehler und Voll ständigkeit geprüft. Diese Informationen sollen in verschiedenen BIM-Anwendungs
fällen direkt auf Smino ver wendet oder über offene Schnittstellen in andere BIMSoftware übernommen wer den. Mit dieser Akquisition haben Sandor Balogh und Silvio Beer, Gründer und Managing-Partner des 2016 gegründeten Start-ups Smino, den nächsten grossen Meilenstein innerhalb von nur 12 Monaten nach der Series-A-Finanzie rung mit 3,1 Millionen Franken erreicht. Die Smino AG ist derzeit an den Standorten Zürich, Rapperswil-Jona und Düsseldorf (DE) vertreten. Durch die Übernahme wird das interdisziplinäre Team von BIM Spot, bestehend aus BIM-Experten und Software-Developern, das Team von Smino ergänzen und vom neuen Standort in Wien die technologische Weiter entwicklung und den Ver trieb mit vorantreiben. Durch die Integration der
BIM-Spot-Technologie in die CDE-Plattform Smino werde das Thema BIM vereinfacht, sagt Christoph Degendorfer, der den Stand ort Wien leitet und das Thema BIM bei der Smino AG sowie als Geschäftsführer der Smino Austria GmbH weiterführt. Ähnlich sieht das BIM-Spot-Gesellschafter HansPeter Haselsteiner (Strabag): «BIM ist eines der Zukunftsthe men der Baubranche. Damit entsteht gerade ein wirklich interessantes Unterneh men, das die Zukunft des Bauprojektmanagements prägen wird.» (bw)
IMPRESSUM
IMMOBILIEN INNOVATION
Das Magazin zum Swiss Real Estate Innovation Day ist eine Verlagsbeilage von IMMOBILIEN Business und «intelligent bauen»
CHEFREDAKTORIN
Birgitt Wüst, birgitt.wuest@galledia.ch
AUTOREN
Gudrun Escher, Richard Haimann, Anja Hall, Susanne Osadnik, Heinrich Raatschen, David Strohm
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KORREKTORAT: Galledia Print AG
HERAUSGEBER
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IMMOBILIEN Business / «intelligent bauen» Buckhauserstrasse 24, 8048 Zürich in Kooperation mit Swiss Circle AG Hinterdorferstrasse 21, 8314 Kyburg
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MARKETING: Raffaela Braun, raffaela.braun@galledia.ch, T 058 344 91 24
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Amag Group AG
Übernahme von Helion
Die Amag Group wird Anfang November 2022 den auf Photovoltaik, Wärmepumpen und E-Mobility fokussierten Geschäftsbereich Helion von Bouygues E & S InTec Schweiz übernehmen. Der Kaufvertrag wurde bereits unterzeichnet. Mit der Übernahme erweitert die Amag-Gruppe ihr Dienstleistungsange bot rund um die Elektromobilität erheblich. Helion wird in einer eigenen AG in den neuen Geschäftsbereich Amag Energy & Mobility
der Amag-Gruppe eingegliedert. Seit 2008 realisiert Helion Projekte in den Bereichen Photovoltaik, Stromspeicher, Wärmepumpen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge –von der Beratung über die Planung bis zur Installation und Wartung. «Die Amag-Grup pe will sich zur führenden Anbieterin nach haltiger individueller Mobilität entwickeln. Den Strom für den Betrieb der von uns ver kauften elektrischen Fahrzeuge wollen wir mit Partnern zunehmend selbst produzie ren», sagt Helmut Ruhl, CEO der Amag Group. «Mit der Elektrifizierung der Mobilität und dem Entstehen grosser Speicherkapa zitäten durch Autobatterien ergeben sich neue Geschäftsmodelle, die wir gemeinsam mit Helion und weiteren Partnern entwickeln wollen.» Der neu gegründete Bereich Amag Energy & Mobility wird von Martin Everts ge leitet, dem bisherigen Head of Corporate Development der Amag Group. Helion wird weiterhin vom bisherigen Führungsteam um die beiden Gründer, Noah Heynen, CEO, und Samuel Beer, COO, geleitet. Die Amag-Grup pe will 2030 mehr als 70 Prozent batterie elektrische Fahrzeuge verkaufen. (bw)
© HJ Grau Sandor Balogh und Silvio Beer Enzo Moliterni (Bouygues E & S), Noah Heynen (Helion), Helmut Ruhl (Amag Group), Martin Everts (Amag E & S) © HJ Grau Christoph DegendorferZeit des Wandels
Die einzige Konstante im Universum ist der Wandel. Diese Aussage ist heute ak tueller denn je! In der Immobilienwirt schaft sorgen immer neue Innovationen für einen tiefgreifenden Wandel, wobei die Digitalisierung als starker Katalysa tor wirkt. Diese Bewegung in unserer Branche verfolgen wir mit unserem Ma gazin «Immobilien Innovation» nun schon im dritten Jahr. So berichten wir auch in dieser Ausgabe von frischen Ideen, neuen Geschäftsmodellen und innovativen Branchenakteuren.
Neue Ideen sind zwingend gefordert, da sich die ökonomischen, ökologischen, gesellschaftlichen und politischen An forderungen an unsere Branche in zu nehmend höherem Tempo verändern. Es geht längst nicht mehr nur darum, genügend Wohn- und Arbeitsraum zu schaffen. Unsere Gesellschaft fordert von uns Immobilien, die hohen funktio nalen, ästhetischen und ökologischen Anforderungen gerecht werden. Nach haltigkeit ist die Marke, die uns gesetzt wurde und die wir erreichen müssen.
Agenda
Obwohl unsere Branche mit diesem Ziel schon stark gefordert ist, haben sich durch die geopolitische Entwicklung neue, unerwartete Herausforderungen gestellt. Nebst den ökonomischen Ver änderungen und dem ökologischen Druck beschäftigt uns zurzeit vor allem die sich anbahnende Energie- und Ver sorgungskrise. Die Immobilienbranche ist dadurch stark betroffen und in der Pflicht, Lösungen zu finden. Doch aus der chinesischen Schrift wissen wir, dass das Wort «Krise» immer zwei Bedeutungen hat – es setzt sich aus zwei Schriftzeichen zusammen, eines steht für Gefahr, das andere für Chance. Und eine Chance sind die kommenden Zeiten in der Tat! Denn durch eine intensivere Beschäf tigung mit den Themen Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung, Klimawandel und Energieversorgung lassen sich Immobi lienportfolios grundlegend überdenken und auf den neusten Stand bringen. Dies kann in höheren Renditen, längerfristigen Mietverträgen und nicht zuletzt in einer treueren Kundschaft resultieren.
Harald Zeindl (l.), Roman H. Bolliger (r.)Mit unserem Magazin «Immobilien In novation» und dem dazugehörenden Kongress «Swiss Real Estate Innovation Day» mit dem Schwerpunktthema «Real Estate & Energy» leisten wir einen Bei trag dazu und geben Ihnen die Gelegen heit, Ihr Wissen auf den neuesten Stand zu bringen.
Wir wünschen Ihnen viel Spass bei der Lektüre und würden uns freuen, Sie am 10. November zum Innovation Day begrüssen zu können!
Die Herausgeber
Harald Zeindl Roman H. Bolliger Verlagsmanager CEO Swiss Circle Galledia04.–06.10.2022
EXPO REAL München exporeal.net 01.11.2022
88. Immobiliengespräch Zürich immobiliengespraeche.ch 03.–04.11.2022
NZZ Real Estate Days Davos realestate.nzz.ch 08.11.2022
Retail Forum Switzerland Zürich swisscouncil.swiss 10.11.2022
Swiss Real Estate Innovation Day Schlieren innovation-day.ch 17.11.2022
Swissbau Innovation Lab on Tour Arlesheim swissbau.ch 17.11.2022
SwissPropTech Lunch Zollikon swissproptech.ch 09.01.2023
Dreikönigsapéro Zürich swisscircle.ch 12.01.2023
SwissPropTech Breakfast Zürich swissproptech.ch 18.01.2023
1. Swiss Circle Briefing 2023 Zürich swisscircle.ch 18.–19.01.2023
IMMO’23 Zürich swisspropertyfair.ch 07.03.2023
8. Digital Real Estate Summit Brugg-Windisch digitalrealestate.ch 14.–17.03.2023
MIPIM Cannes mipim.com 28.–30.03.2023
RENT Switzerland Lausanne rem-events.ch 25.04.2023
2. Swiss Circle Briefing 2023 Zürich swisscircle.ch Weitere Termine aus der Immobilienwelt: immobilien-termine.ch
Leben auf höherem Level.
Mit Vorfreude auf die neu entstehende Wohnlandschaft in Wil, hier ein paar Fakten: Zentral und bestens erschlossen, direkt beim Bahnhof mit lebendiger Infrastruktur. Es werden Raum und Flächen für Dienstleistungen und Detail handel, aber auch für urbanes Wohnen mit attraktivem Fernblick geschaffen –die 1,5 bis 5,5 Zimmer-Wohnungen altersgerecht ausgebaut. Für ein gesundes Wohlfühlklima und eine gesunde Mobilität.
m2i setzt ein Zeichen für nachhaltige Projektentwicklungen –ein Invest in die Zukunft.
Mettler2Invest AG Nachhaltige Projektentwicklung
www.mettler2invest.ch St. Gallen Kemptthal Zürich Basel
Wil, Geschäfts- und Wohnüberbauung «Untere Bahnhofstrasse 1-11»