IMMOBILIEN INNOVATION

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Projektentwicklung 18

IMMOBILIEN INNOVATION_10/2021

Das Universitätsspital Basel soll Forschung, Lehre und medizinische Dienstleistung optimal verbinden.

durch frühzeitige Planungen nicht ein? Das sind neben rechtlichen Fragen die grössten Vorbehalte gegenüber der neuen Methodik. Aber auch Eigentumsaspekte sind noch nicht hinreichend geklärt und werden häufig diskutiert: Wem gehören die digitalen Bauwerksmodelle? Dem Ingenieur, dem Architekten oder dem Auftraggeber? Da BIM-Modelle aus Daten bestehen, die aufgrund fehlender Körperlichkeit nicht als Sache gelten, gehen die Meinungen, ob überhaupt Eigentumsrechte an Daten zu erheben «Es ist ein sind, auseinander. Dennoch sollten sich alle Beteiligten vor Projektstart darüber stetiger Prozess, verständigen, rät Huber, Leiter des Insder auf kontinuier­ tituts Digitales Bauen an der Fachhochlichem Lernen schule Nordwestschweiz FHNW, in ei­basiert.» nem Fachartikel: «Es empfiehlt sich, soweit wie möglich schon bei ProjektbePatrick Pick, ginn konkret zu definieren, zu welchem Drees & Sommer Zweck digitale Bauwerksmodelle genutzt werden sollten und welche Ziele damit zu erreichen sind. Building Information Modeling als Zweck zu nennen reicht nicht. Vielmehr führt eine fehlende Zieldefinition dazu, dass die digitalen Bauwerksmodelle den gewünschten Nutzen nicht ermöglichen.» Deutlicher Wettbewerbsvorteil Wer indes rechtzeitig die wichtigsten Fragen klärt, über professionelle Mitarbeiter verfügt und auf Projekterfahrungen zurückgreifen kann, hat nach Ansicht von Fachleuten bereits heute einen Wettbewerbsvorteil. Denn immer mehr Unternehmen freunden sich mit der BIM-Methode an. Das sieht man auch bei Implenia so. Der multinational agierende Baudienstleister profitiert bereits vom digitalen Wandel und von Trends in der Bau-

industrie, indem er Raum schafft für neue Ideen und Lösungsansätze: Nach eigenen Angaben wurde schon 2019 gruppenweites Vorgehen definiert, dessen Ziel es ist, einen einheitlichen digitalen BIM-basierten Prozess über die ganze Wertschöpfungskette hinweg zu etablieren. Ein globales BIMTeam habe Anwendungsfälle weiterentwickelt, die zum Teil divisionsübergreifend erprobt würden. Lokale BIM-Experten unterstützten die Projektteams in der Anwendung. Darüber hinaus hätten die Divisionen Buildings, Development und Civil Engineering jeweils ein eigenes BIM-Core-Team etabliert. Durch die geplante Kombination von BIM und Lean Construction sei Implenia in der Lage, Prozesse und Daten effizient miteinander zu verknüpfen und Informationen über den kompletten Lebenszyklus eines Bauwerks zu verwalten. Dass BIM die Wettbewerbsfähigkeit von Implenia stärke, werde bereits über Aufträge wie die Entwicklung des Stadtviertels Lokstadt in Winterthur oder den Varbergtunnel in Schweden deutlich. Nun gehe es zunehmend darum, alle Prozesse flächendeckend zu digitalisieren. BIM verbessere nicht nur die Effizienz und die Qualität der Projekte, sondern fördere auch die Kollaboration unter den Kollegen. «In der Division Buildings und Civil Engineering haben wir bereits neue Ideen umsetzen können. Und auch der Kontakt zum Kunden hat sich verändert: Wir arbeiten intensiver und vertrauensvoller zusammen», heisst es im Geschäftsbericht 2019. Beispiel Varbergtunnel: «Die Kollaboration und Planungskoordination wurde durch den Einsatz von BIM erheblich vereinfacht. Bei Varberg arbeiten sehr viele verschiedene Fachplaner an einem Grossprojekt zusammen. Das ist nur durch BIM möglich», erläutert Jochen Köhler, Global Head BIM bei Implenia. «Durch BIM wurde auch die Tür für weitere digitale Prozesse geöffnet, dadurch konnten sich wiederholende, zeitintensive Prozesse erheblich verbessert werden. Varberg ist ein Beispiel, dass die Digitalisierung funktioniert und im Bauwesen immer mehr kommen wird.» Auch beim nächsten anstehenden Projekt, dem Bau des Tunnels Lyon-Turin, könnten Planungskoordination und Kollaboration ähnlich angewendet werden, ist Köhler sicher: «Einige Prozesse, etwa der Bewehrungseinbau aus Varberg, sind auch schon in anderen Projekten im Einsatz.» Und auch die «papierlose Baustelle», mit der man beim Varbergtunnel gute Erfahrungen gemacht habe, lasse sich gut auf andere Projekte übertragen. ∙


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