Snowactive Dezember 2019 | DE

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Service // Medizin

Fast täglich werde ich in unserem Gesundheitszentrum Merian SantÊ gefragt: Kann ich dann mit der neuen Knietotalprothese wieder Skifahren? Und fast immer fällt meine Antwort gleich aus: Es kommt darauf an ...!

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ie Empfehlungen ßber die mÜglichen Aktivitäten nach einer Knietotalprothesenoperation sind sehr mannigfaltig. Deshalb ist es unerlässlich darßber zu sprechen, auf was es ankommt. Grundsätzlich gibts nach heutigem Stand des Wissens keinen absoluten Grund nicht wieder auf die Skier zu steigen. Gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen fßhrt dosiertes und korrekt vorbereitetes Skifahren zu einer besseren Koordination, Kraft und Symmetrie der Beine.

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Warum wieder Skifahren? Nichtskifahrern rate ich davon ab mit dem Skifahren zu beginnen, da die Sturzgefahr recht gross ist. Wenn Sie aber seit Jahren, meistens Jahrzehnten, Winter fĂźr Winter Skifahren waren, und dies schmerzbedingt plĂśtzlich nicht mehr mĂśglich war, dann haben Sie sich vermutlich genau deshalb dafĂźr entschieden die Knieprothesenoperation in Kauf zu nehmen, um wieder aktiv im Leben und im Sport teilzunehmen. Gute Vorbereitung Schon während der Rehabilitation kĂśnnen die Massnahmen auf Ihre Ziele ausgerichtet werden. So ist es unerlässlich, frĂźh mit Ihrer Physiotherapeutin die benĂśtigte Beweglichkeit, Kraft und Stabilität zu erarbeiten. In dieser wertvollen Phase kĂśnnen auch bestehende andere DeďŹ zite (z. B. Rumpfkraft) mitberĂźcksichtigt werden. Nach abgeschlossener Rehabilitation, d. h. nach ca. sechs Monaten, empfehle ich den Skibegeisterten weiterfĂźhrende Interventionen. Informieren Sie sich bei Ihrer Physiotherapeutin, wo Sie unter fachkundiger Anleitung ein Kraft-/Fitnesstraining durchfĂźhren kĂśnnen. Ihr Trainingsprogramm sollte neben der allgemeinen Kraft beider Beine auch einen Ausdauerteil und vor allem einen grossen Koordinationsteil beinhalten. Beachten Sie, dass Ihr KĂśrper nicht nur durch die Operation, sondern auch aufgrund der Ăźber Wochen, meist sogar Monate vorangegangenen Minderbelastung, als Folge von Schmerzen und Ausweichbewegungen, geschwächt ist.

TIPPS FĂœR EINEN SICHEREN EINSTIEG NACH KNIETOTALPROTHESE: ĹĄ *XWH 9RUEHUHLWXQJ VWDELOH NUĂ‹IWLJH %HLQPXVNXODWXU ĹĄ 9RUVLFKWLJH )DKUZHLVH 6WXU]SURSK\OD[H

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Gut planen Deshalb ist es unerlässlich das Training genau zu planen und korrekt zu dosieren. Beginnen Sie mit einer niedrigen Intensität. Steigern Sie diese langsam und kontinuierlich, z. B. sobald eine Aufgabe /eine Ăœbung keine Herausforderung mehr ist und auch keine Schmerzreaktion und/oder Schwellung hervorruft, kĂśnnen Sie den Umfang vergrĂśssern. ZwĂślf Wochen gutes Training Zuerst steigern Sie die Wiederholungszahl, danach den Widerstand. So kĂśnnen Sie gewährleisten, dass Sie Ihr System fordern, aber nicht Ăźberfordern. Korrektes Training verlangt eine gewisse Kontinuität, aber auch Variabilität. Dies bedeutet die gleiche Ăœbung Ăźber mehrere Trainings durchzufĂźhren, die Belastung aber immer an das jeweilige LeistungsvermĂśgen anzupassen. Diese Trainingsphase benĂśtigt in der Regel mindestens zwĂślf Wochen. Gerne darfs auch ein bisschen mehr sein! (Weitere Tipps und Tricks zur optimalen Vorbereitung gab es auch in der letzten Ausgabe, November 2019; S. 58) Als Richtwert empfehle ich, bei komplikationslosem Verlauf, die ersten SchwĂźnge auf der Piste nach ca. einem Jahr. Das heisst, sie verpassen keine komplette Saison. Sicherlich sind Sie aber im zweiten Jahr nach der Knieprothesenoperation bereit, um die weisse Pracht wieder zu geniessen. Der Einstieg – ganz sanft! Nun haben Sie sich ein Jahr darauf gefreut, endlich wieder mit Freunden oder Familie die Pisten Ihres bevorzugten Skigebietes unsicher zu machen. Doch der Einstieg will geplant sein. Ich empfehle den ersten Skitag langsam und gegebenenfalls mit einem Skilehrer Ihres Vertrauens in Angriff zu nehmen. LĂśsen Sie eine Punktekarte. Idealerweise ist das Wetter passend, der Schnee und die Sichtverhältnisse optimal. Der erste Tag sollte unter dem Motto: ÂŤVertrauensbildende MassnahmeÂť stehen. Sie sollen sich wohlfĂźhlen und nicht durch Aussenstehende

gedrängt oder ßbermotiviert sein. Nehmen Sie sich Zeit fßr ein gutes Warm-Up und los gehts. Die ersten Schwßnge ... ... fßhlen sich vielleicht komisch an, denn durch die Operation hat sich die Sensorik in Ihrem Bein verändert. Diese wurde zwar durch die Rehabilitation teilweise wiederhergestellt, aber während der Reha kÜnnen wir gewisse Situationen nur simulieren und imitieren. Das reale Skifahren stellt ganz andere Anforderungen an unseren Bewegungsapparat, aber auch den Kopf als Rehatraining. Wichtig zu wissen ist, dass das Skifahren an und fßr sich zum jetzigen Zeitpunkt ein Teil Ihrer Rehabilitation ist und somit gleichzeitig auch den gleichen Prinzipien (Kontinuität und Variabilität) unterliegt. Ihr operiertes Bein wird auch durch das Skifahren kräftiger, koordinierter und reaktionsschneller. Mit jeder Abfahrt werden Ihre Schwßnge sicherer und präziser. Beachten Sie aber auch hier, dass nicht alle geliebten Abfahrten am ersten Tag schon abgefahren werden mßssen. Hat Ihr Knie den ersten Tag ohne Schmerz (Muskelkater zählt nicht dazu) und ohne Schwellung ßberstanden, dßrfen Sie, sofern die Verhältnisse stimmen, gerne schon wieder am nächsten Morgen auf die Piste. Sollte das Knie geschwollen und/oder erwärmt sein, geben Sie dem Knie ein wenig Ruhe und legen einen Wellness-Tag ein, um danach wieder einzusteigen. S I MO N H E I N I S

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ZZZ FURVVNOLQLN FK DEZEMBER 2019

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