Schweizer Landtechnik 09/2020

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Wissen | Praktisch

Das digitale Ökosystem «Nevonex» fĂŒr die smarte Landwirtschaft. Bild: Nevonex

Offen fĂŒr digitale Funktionen Mehr und mehr setzt sich die Digitalisierung in der Landwirtschaft durch. WĂ€hrend es bisher mehrheitlich Insellösungen mit beschrĂ€nktem Nutzen von verschiedenen Herstellern waren, gibt es nun vermehrt offene und herstellerunabhĂ€ngige Digitalsysteme. Ruedi Hunger Die Landwirtschaft ist rasant unterwegs zu einer digitalen Branche. FĂŒr viele mag das ĂŒberraschend sein, doch die Herausforderungen von Landwirtschaft 4.0 lassen ihr keine Wahl. Obwohl noch zögerlich genutzt, gibt es moderne IT-Lösungen und das Internet der Dinge, die dank Automatisierung und Vernetzung von GerĂ€ten Arbeitszeit sparen, ErtrĂ€ge steigern und Kosten reduzieren. Leere Versprechen oder Zukunftsmusik?

Digitalisierte Landwirtschaft Wie eine reprĂ€sentative Umfrage des Deutschen Bauernverbandes im Jahr 2016 zeigte, nutzt jeder zweite Landwirt digitale Lösungen bei der Feld- und Stall­ arbeit. Entsprechende Zahlen fĂŒr die Schweiz sind nicht bekannt. Doch auch bei uns werden digital unterstĂŒtzte Landmaschinen zur Bodenbearbeitung, Aussaat, fĂŒr den Pflanzenschutz und die Ernte auf breiter Basis eingesetzt. Auch werden computergesteuerte tierindividuelle FĂŒtterungssysteme eingesetzt. Entspre54

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chend ist die Digitalisierung eine grosse Herausforderung fĂŒr viele Betriebe. Vielen digitalen Systemen wird aber noch mangelnde Praxisreife unterstellt.

Wo sind MĂ€ngel offensichtlich Derzeit schrĂ€nken (immer noch) folgende drei Hauptprobleme den Zusatznutzen digitaler Systeme ein: ‱ InteroperabilitĂ€t (FĂ€higkeit unterschiedlicher Systeme, nahtlos zusammenzuarbeiten): Es gibt eine grosse Anzahl digitaler Konzepte auf dem Markt (GerĂ€tehersteller). Trotz grosser Fortschritte in der Standardisierung (z. B. Isobus) gibt es immer noch erhebliche Probleme bei der Vernetzung von GerĂ€ten und Anwendungen der unterschiedlichen Hersteller und bei der AufrĂŒstung Ă€lterer Maschinen. ‱ Zugriff und Steuerung: Oft sind die heutigen «Smart-Agricul­ ture»-Systeme nicht benutzerfreundlich. Zu oft werden fĂŒr Softwareinstallationen oder Updates noch USB-Sticks oder gar

der Servicetechniker benötigt. Zudem fehlt es oft an KompatibilitĂ€t zwischen dem Daten­management der digitalen FunktionalitĂ€ten und dem Betriebsmanagementsystem. Solche «Geduldsspiele» sind nicht zielfĂŒhrend und verursachen Kosten fĂŒr die Landwirte. ‱ Wissensvernetzung: Eine zusĂ€tzliche HĂŒrde ist der Mangel an Wissen-Transfer zwischen Hersteller, HĂ€ndler und Dienstleister, weil sich die Kompetenz und die Erfahrung auf ihren jeweiligen Fachbereich konzentriert. Das schrĂ€nkt den Mehrwert der Anwendungen beim Endverbraucher (Landwirt) ein. An dieser Stelle soll, laut Bosch, die herstellerunabhĂ€ngige «Nevonex»-Lösung anset­ zen. Als offene Infrastrukturlösung bietet das System einen interessanten Mehrwert gegenĂŒber bisherigen Digita­ lisierungs­ ansĂ€tzen. Anbieter von Agrartechnik, Betriebsmitteln oder Dienstleistungen können entlang der gesamten landwirtschaftlichen Prozesskette ihre Funktionen und Tools zur Vernetzung und


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