SV Hoerbranz

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150 Jahre

Schützenverein Hörbranz Nach der Gründung es Schützenvereines Hörbranz im Jahre 1846 konnten rechtzeitig zum 150.:.Jahr-Jubiläum im vergangenen Jahr das neue Schützenheim und der KK­ Stand in Diezlings mit einem würdigen und geselligen Festakt der Bestimmung überge­ ben werden. Heuer findet nun am 15. Juni die offizielle Eröffnung mit einem Fest­ schießen statt. Welch wichtigen gesellschaftlichen Stellen­ wert die Sportvereine, wie z.B. die Sport­ schützen mit derzeit 112 Mitgliedern, in einer Gemeinde einnehmen, braucht nicht besonders erwähnt zu werden. Neben den üblichen Vereinsmeisterschaften finden die beliebten Schübling- und Klosamännle­ schießen, aber auch das Schießen zu beson­ deren Anlässen sowie das Ortsvereine­ Schießen statt. Der Vereinsführung gebührt ein Lob für ihre bisherige Aufbauarbeit zu einem modernen, zeitgemäßen Verein. Den Wettkampfschützen, in die auch die Jugendlichen eingebunden sind, wünsche ich auf Grund der nun verbesserten Trainingsmöglichkeiten recht viel Erfolg.

So gratuliere ich im Namen der Gemeinde Hörbranz dem Schützenverein Hörbranz zum Jubiläum, wünsche dem Fest einen guten Verlauf, sowie ein herzliches Will­ kommen allen Schützengilden und Fest­ gästen aus dem In- und Ausland. HELMUT REICHART BÜRGERMEISTER.

III


Der Tradition verpflichtet Ähnlich wie viele volkskundliche Vereini­ gungen, aber auch Gemeinschaften, die sich der Pflege des Brauchtums widmen, fühlen sich die Schützengilden der Tradition ver­ pflichtet. Sie sind sich des überkommenen Erbes bewusst. So hat auch die Schützengil­ de Hörbranz in der langen Zeit von 150 Jah­ ren das dörfliche Leben durch ihr Wirken wesentlich geprägt. Von gleicher Bedeutung ist das sportliche Engagement. In den letzten Jahren wurde von der Schützengilde Hörbranz daher unter tatkräftiger Unterstützung und Mit­ wirkung der Gemeinde die Schießstätte neu errichtet. Sie bildet eine wichtige Ein­ richtung für die sportlichen Aktivitäten ihrer Mitglieder. Es ist zu wünschen, dass sich junge Menschen von dieser schönen Sportanlage angezogen fühlen. Entschei­ dend für den Schießsport ist, dass nicht ein Wettkampf zwischen Personen im Vorder­ grund steht, sondern allein die eigene per­ sönliche Leistung zählt. Es geht um ein Kräf­ temessen mit einem Partner, ohne mit die­ sem in unmittelbaren Kontakt zu treten. Schützinnen und Schützen sind daher besonders befähigt, immer wieder echte Freundschaften für das Leben zu begrün­ den.

Der Vorarlberger Schützenbund gratuliert dem Schützenverein Hörbranz zum 150jährigen erfolgreichen Bestehen und wünscht, dass dieses segensreiche Wirken auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden kann. DR. GOTTFRIED FEURSTEIN LANDESOBERSCHÜTZENMEISTER


Grußwort Zum 150-Jahr-Jubiläum des Schützen­ vereines Hörbranz sowie zum Eröffnungs­ schießen auf unserem neuen KK-Schieß­ stand heiße ich alle Schützen und Schüt­ zenfreunde ganz herzlich willkommen. An dieser Stelle danke ich nochmals allen recht herzlich, die am Zustandekommen dieses großen Werkes mitgewirkt haben, besonders der Gemeindevertretung von Hörbranz. Unser Verein darf auf eine lange Tradition zurückblicken. Waren die Schüt­ zen früher zur Verteidigung der Heimat zusammengeschlossen, so dient der Schießsport heute der körperlichen Ertüch­ tigung und der Kameradschaftspflege. Wir werden uns bemühen, mit unseren vielen Jungschützen die Tradition vergangener Zeiten in das nächste Jahrtausend weiter­ zutragen. Danken möchte ich auch Lehrer und Archi­ var Willi Rupp, der neben Alfred Schupp diese Festschrift verfasste und durch seine Nachforschungen die Geschichte des Schüt­ zenvereins erstmals bis ins Gründungsjahr 1846 zurückverfolgte.

Im Namen des Schützenvereines Hörbranz lade ich alle Schützenfreunde zum Eröf­ fungsschießen, wie auch zum Festakt am Sonntag den 15. Juni um 10.00 Uhr herzlich ein. Ich wünsche allen Teilnehmern viel Erfolg, sowie gemütliche Stunden in unse­ ren schönen Heimatgemeinde.

PETER MALY 0BERSCHÜTZENMEISTER.


WILLI RUPP

150 Jahre

Schützenverein Hörbranz Das Schützenwesen in Vorarlberg Während heute das Schießen eine beliebte Freizeitbeschäfti­ gung ist, war es früher haupt­ sächlich als Übung für den Ernst­ fall gedacht. Eine möglichst große Zahl von Bauern, Handwerkern und Bürgern sollte mit einer Waf.­ fe umgehen und somit die Heimat verteidigen können. Als Ausbil­ dungsstätten dienten seit alters­ her die Schießstände, die in Vor­ arlberg seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar sind. Die Städte Feldkirch, Bludenz und Bregenz waren damals die Zentren des Schützenwesens, während es in den Landgemeinden noch keine eigenen Schießstände gab. In Feldkirch existierte seit 1375 eine Schützengesellschaft, in Bludenz lässt sich seit 1422 eine Schieß­ stätte nachweisen und in Bregenz erfolgte 1498 die Gründung einer Bruderschaft der Armbrust- und Büchsenschützen. In Vorarlberg, aber auch in ande­ ren Teilen des Reiches existierten die Armbrust- und die Büchsen-

schützen noch eine Zeitlang nebeneinander. Die Armbrust galt in Jägerkreisen - auch dann noch, als sich das Gewehr längst durchgesetzt hatte - als vorneh­ me Jagdwaffe, da das Wild ge­ räuschlos erlegt werden konnte, was mit einer „Büchse" nicht mög­ lich war. 1481 kam es in Hall/Tirol zu einem interessanten Wett­ schießen zwischen der Armbrust­ und der Luntenbüchse. Das Schießen der Armbrustschützen war sicherer und zuverlässiger, jenes der Büchsenschützen dage­ gen weittragender und zerstören­ der. Die Schussleistung der Armbrust betrug bei einem geübten Schüt­ zen 8 Balzenschüsse pro Minute. Auf 50 Meter Entfernung konnte ein eiserner Ritterharnisch mit dem Stahlbolzen durchschlagen werden, die maximale Schusswei­ te betrug etwa 250 Meter. Die Armbrustschützen waren im Kampf gefürchtet, mussten jedoch letztendlich die Vorteile der ständig verbesserten „Büch­ se" anerkennen. Im Jahr 1511 wurde in Feldkirch eine .Landesrettung" beschlos­ sen, die die ständische Landes­ verteidigung regelte. Eine Verein­ heitlichung der Landesverteidi­ gung brachte 1512 die Bekannt­ machung des Tiroler Landlibells. Weitere Details brachten in der Folge die Vorarlberger Landwehr­ ordnungen von 1531, 1534 und 1546. Die Waffen und Ausrüstung wurden einer regelmäßigen Kon­ trolle unterzogen. So lange

Kriegsgefahr drohte, funktionier­ te die ständische Landesverteidi­ gung sehr gut, herrschte jedoch jahrelanger Friede, so erlahmte das Interesse am Schützenwesen. So reduzierte man 1621 aus finan­ ziellen Erwägungen das Aufgebot der Bürger und Bauern aus dem ganzen Land von 6000 auf 4000 Mann. Als dann 1647 die Schwe­ den Bregenz überrannten, konnte man erkennen, dass die Landes­ verteidigung zu diesem Zeitpunkt doch im argen lag. Die älteste Schießstätte der Arm­ brust- und Büchsenschützen aus Bregenz und Hofrieden, zu dem auch das Leiblachtal zählte, befand sich auf dem gräflich montfortischen Lehen Milden­ berg. Dieser Lehenhof - erstmals 1293 urkundlich erwähnt - lag in der Nähe der Bregenzer Ober­ stadt. Vom ersten Stock des Hau­ ses soll gegen den Berg hin geschossen worden sein. Die Bre­ genzer bauten dann für die Bür­ ger der Stadt 1614 einen eigenen Schießstand im Bodensee, der bis 1871 in Verwendung stand.


Die Anfänge der Hörbranzer Schützen Über die Anfänge des Hörbranzer Schützenwesens gibt es keine konkreten Aufzeichnungen. We­ der die Ursrpünge der Fronleich­ namsschützen noch der „anderen Schützen" sind bekannt. Im Zuge der ständischen Landesverteidi­ gung mussten jedoch auch die Hörbranzer ihre wehrfähigen Männer bewaffnen und an die Landesgrenzen entsenden. Die Erprobung ihrer Schießkünste erfolgte in friedlichen Zeiten - wie bereits erwähnt - im Ansitz Mil­ denberg bei Bregenz. Aus dem Jahr 1611 ist eine „Schützenord­ nung für das Gericht Hofrieden" bekannt, in der in 8 Punkten detaillierte Vorschriften für das Scheibenschießen gemacht wer­ den. Da Hörbranz durch seine expo­ nierte Lage in nahezu alle Kriegs­ läufe, die Vorarlberg betrafen, verwickelt wurde, kann ange­ nommen werden, dass sich die Bewohner dieses Gebietes seit jeher für die Verteidigung ihrer Häuser und den Schutz ihrer Angehörigen einsetzten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte das Leiblachtal in den sogenann­ ten „Franzosenkriegen" wieder­ holt unter Kriegshandlungen zu leiden. Zu dieser Zeit waren die wehrfähigen Hörbranzer immer wieder in die Kampfhandlungen eingebunden. Die späteren „Fron­ leichnamsschützen" entstanden

spätestens in dieser Zeit, vermut­ lich jedoch schon unter Maria Theresias Herrschaft. Auch das Vorhandensein einer eigener „Artillerie", lässt auf Grund der hellbraunen Uniformfarbe auf ein hohes Alter schließen. Ebenso las­ sen verschiedene Uniformteile französische Einflüsse erkennen. So ist auch überliefert, dass die Einheimischen von den Unifor­ men der gefallenen französischen Unteroffiziere die Epauletten abtrennten und an den eigenen Uniformen befestigten. Die Anfänge zur Umgestaltung des Schützenwesens gehen auf ein Regierungsdekret aus dem Jahr 1839 zurück, das sich mit der Organisation der Landesverteidi­ gung und der Revision der alten Schützenordnung befaßte. Eine genauere Bestimmung erfolgte mit der „Schießstandsordnung als gesetzliche Norm für Tirol und Vorarlberg" vom 8. November 1845, welche das Schießstandswe­ sen als ein „gemeinnütziges, volkstümliches Institut" dem besonderen Schutz der Staatsver­ waltung unterstellte. Damit fan­ den in weiten Teilen des Landes Neugruppierungen in der Schüt­ zenschaft statt. Auch die Hör­ Schützengesellschaft branzer entstand 1846 als Folge dieser Bereits Schießstandsordnung. 1847 wurde anläßlich des ersten kaiserlichen Freischießens in Bregenz aus den Schützenbrü­ dern die Standschützenkompa­ gnie der Stadt Bregenz gegrün­ det. Eine vollkommenere Ausge-

staltung erfuhr das Schießwesen durch die Schießstandsordnung „für die gefürstete Grafschaft Tirol und das Land Vorarlberg" aus dem Jahr 1864, das vor allem für die sogenannten Standschüt­ zen (siehe eigener Abschnitt) von Bedeutung war. Als Antwort auf eine Anfrage des k.k. Landgerichts Bregenz vom Sommer 1825 nach einem Schieß­ stand, meldete die Vorstehung in Hörbranz, ,,daß keine Schießstad hier seie und man keine verlan­ ge." Bereits ein Jahr später erfolg­ te eine neuerliche Anfrage, auf die dann Vorsteher Plazidus Rhomberg von Fronhofen aus­ führlich antwortete: ,,In der Gemeinde Hörbranz befindet sich wirklich kein Schüßstand, inde­ me sich in der ganzen Gemeinde kein Scheibenschütz befindet; und auch sich keine jungen Pur­ sehen auf wiederholte Bekannt­ machung als deren Schützen zeigten, daher kann die Vorste­ hung auch keine Schüßstatt antragen und somit einem k.k. Landgericht der gehorsamste Bericht erstattet."


Der Schießstand beim Gasthaus „Kreuz" Die erste greifbare Nennung eines geordneten Hörbranzer Schützenwesens fällt in das Jahr 1846, das somit für das 1996/97 gefeierte 150jährige Bestandsju­ biläum ausschlaggebend war„ Alles fing jedoch sehr bescheiden an, denn die Gemeindevorste­ hung berichtete am 11. März 1846 an das "Löbl. k.k. Land- und Kri­ minalgericht Bregenz", dass nur wenige Schützen sich gemeldet hätten. Weiters sei die Gemeinde nicht vermögend, um Stutzen anzuschaffen und es sei auch kein Schützenvermögen vorhanden. Es wären jedoch mehrere Liebha­ ber vorhanden, nur dürfe alles mit keinen Unkosten verbunden sein. Abschließend schrieb Konrad Schmidinger ( Gemeindevorste­ her von 1845 bis 1856): ,,Den Schüt­ zenstand ist die Gemeinde nicht im Stande, allein zu bauen und herzustellen." Doch bereits am 13. September 1846 versammelten sich sämtli­ che Hörbranzer Schützen „auf dem Schützenstand bey Schüt­ Wilhelm Reichard zen-Rath Kreuzwirth in Hörbranz." Dabei wurde im Beisein des k.k. Land­ und Kriminalrichters von Bre­ genz zur Wahl eines Unterschüt­ zenmeister als Ersatz für Josef Elgaß geschritten. Wie lange Elgaß dieses Amt innegehabt hat­ te, geht aus den Akten nicht her­ vor. Jeder Schütze mußte seinen

eigenen Stutzen samt Munition " welche eine haben" - mitbringen. Auch um weitere Mitglieder wur­ de geworben, indem verlautbart wurde, dass alle weiteren Schüt­ zenliebhaber an dem betreffen­ den Tag „zu dieser schönen Unterhaltung, welche seine k.k. Majestät wünschet," erscheinen sollten. Welcher Stellenwert dem Schützenverein zugerechnet wurde, geht aus der Tatsache her­ vor. dass Vorsteher Konrad Schmidinger zugleich auch Ober­ schützenmeister war.

Die erste Beschwerde Am 4.Juli 1848 gelangte an die Gemeinde Hörbranz folgendes amtliche Schreiben: ,,L.J Franz Josef Greußing, Ziegler von Hör­ branz, hat sich beim Kreisamte schon wiederholt beschwert, daß der Kreuzwirth Wilhelm Reichart daselbst eine Schießstätte errich­ tet habe und dieselbe bereits län­ gere Zeit auf eine solche Art selbst an Werktagen benütze, daß der Beschwerdeführer, wenn er auf

Beim Gasthaus „Kreuz" wurde 1846 ein provisorischer Schießstand errichtet.

Dennoch galt der Schießstand des Kreuzwirts nur als provisorischer und man strebte einen neuen, sprich „definitiven", an. Doch das sollte aus Geldmangel noch eini­ ge Jahre dauern.

dem Feld arbeiten wolle, des Lebens nicht mehr sicher sey. So sey erst unlängst neben seinem Eheweibe, welche auf dem Felde arbeitete eine Kugel vorbeigeflo­ gen, wodurch sie in solchen


Schrekken gerathen, daß sie bereits ohnmächtig geworden. Er selbst habe gestern mit seinem Dienstbothen auf dem Felde arbeiten sollen und wollen, aber es wegen Lebensgefahr unterlas­ sen müssen, weil gestern wieder auf jener Schießstätte geschossen worden. Er habe sich beim Kreuzwirt darüber beklagt und gefordert, man solle zu schießen aufhören. Darüber habe man ihm gedroht ihn niederzuschießen, wenn er nicht gleich weitergehe." Das Amt verbot nun Wilhelm Reichart bei strenger Strafe bis auf weiteres jedes Schießen und zitierte den Kreuzwirt sowie den Gemeindevorsteher nach Bre­ genz zu einem Amtstermin. Anfang Jänner 1849 kam das Gericht nach einer Überprüfung durch den Kreisingenieur zur Erkenntnis, dass die Forderungen des Franz Josef Greußing „nicht als unbillig und übertrieben ange­ sehen werden können und der Zustand der gegenwärtige Schießstätte nicht ohne Gefahr ist." Es wurden Verbesserungs­ vorschläge vorgetragen und die Gemeinde erhielt die amtliche Weisung, die Umsetzung der Änderungen zu kontrollieren. Die Missstände konnten jedoch nie gänzlich beseitigt werden und deshalb wurde 1853 in der Parzel­ le Berg ein neuer Schießstand erbaut.

Die älteste Schützenscheibe (leider undatiert) von Ferdinand Flatz, Ziegelbach.

Die Absage an ,,Gwiggen" Im Jahre 1852 gab es Bestrebun­ gen, in Gwiggen einen Schieß­ stand zu errichten. Mehrere Schützen aus Hörbranz, Hohen­ weiler und Möggers hatten den Wunsch ausgesprochen, ,,im Mit­ telpunkte" dieser Gemeinden -

eben in Gwiggen - einen gemein­ samen Schießstand zu erbauen. Als weitere Begründung wurde angeführt, dass „diese 3 Gemein­ den zu wenige wirkliche Schützen haben, um daß jede derselben, für sich allein einen Schießstand errichten könnte". So kam es am 29.Juni 1852 im Bräuhause des Ignaz Feßler zu Gwiggen unter


dem Beisein des k.k. Bezirkskom­ missärs Deigentesch zu einer wichtigen Besprechung. Von der Behörde wurde der Standplatz Gwiggen als • vollkommen geeig­ net" angesehen und .der Eigentü­ mer Ignaz Feßler sich auch bereits herbeigelassen hat, den Schießstand auf eigene Kosten Hinter dieser herzustellen". Absicht steckte jedoch nicht eine vereinsfördernde Großmütigkeit, sondern ein gutüberlegtes wirt­ schaftliches Interesse. So findet sich kaum ein Schießstand, der seinerzeit nicht in der Nähe eines Gasthauses errichtet wurde. Die Hörbranzer gaben auf der Versammlung zu Gwiggen zu ver­ stehen, dass sie gewillt seien, einen eigenen Schießstand an einem neuen Standort zu erstel­ len. Die Hohenweiler scheinen daraufhin den Schießstand in Gwiggen allein errichtet zu haben. Auf einer heute noch vor­ handenen Ehrenscheibe wird ersichtlich, daß vom heutigen Klosterportal längs der Straße und der Kapellenwand bergwärts geschossen wurde. 1857 fand in Gwiggen das letzte Schießen statt, denn inzwischen war in Gmünd ein neuer Schießstand errichtet worden.

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Der Schießstand in Berg 1853 - ein Jahr nach der .Absage an Gwiggen" - ließen die Hör­ branzer Schützen in der Parzelle

Der alte Schießstand in Berg im Jahr 1859 Berg ihren neuen Schießstand erbauen. Berg liegt von Gwiggen wirklich nur .einen Katzen­ sprung" entfernt, so dass die ablehnende Haltung nicht ganz verständlich erscheint. Gastwirt Mathias Knäbler vom „Gasthaus Sternen" in Berg war jedenfalls froh, auf diese Art eine Geschäfts­ belebung zu erfahren.

Auf dem Grundstück des Johann Lau erfolgte die Schießstander­ richtung. Der Scheibenstand wur­ de südlich davon auf der Flurpar­ zelle „Hagstall" aufgestellt. Vier Scheiben luden die Schützen zum Schießen ein. Die zwei links ste­ henden Scheiben waren mit einer Vorrichtung scharnierartigen vom „Zieler" gegen die Schutz-


mauer herzuziehen und dann wieder in ihre Lage zurückzu­ stoßen, um den Schuss aufzuzei­ gen. Die zwei Scheiben auf der rechten Seite waren sogenannte festste­ hende Scheiben, auf denen rück­ wärts zwei Märchenfiguren ange­ bracht waren. Hänsel befand sich hinter der rechten und Gretel hinter der linken Scheibe. Erfolg­ te nun ein „Schwarzschuss", d.h. ein Schuss ins Zentrum, so schau­ kelte die betreffende Figur, bis sie vom „Zieler" wieder befestigt wur­ de. Zwischen dem Schießstand und dem Scheibenstand war eine Blende mit „Schußscharten aus starken Hölzern angebracht, damit die Nachbarn von Fehl­ schüssen gesichert waren."

Die Zieler Die Zieler hatten die Aufgabe, die Scheiben zu betreuen und die Treffer aufzuzeigen. Ihre nicht immer ungefährliche Tätigkeit nahmen die Zieler jedoch gerne in Kauf, da sie sich ihrer Wichtig­ keit bewusst waren. Auch der Humor kam nicht zu kurz, da die beiden Zieler aus Berg, Josef und Michael Schlachter - vulgo Häge­ le - bei jedem Zentrumsschuss hervorsprangen und „Bajazel­ sprünge" machten. Im Jahr 1847 war in der Tiroler Schützenzei­ tung, die auch in Vorarlberg gele­ sen wurde, folgendes Gedicht zu lesen:

Jahrgang 1891 vor dem ganz alten Schießstand in Diezlings. Stolz schmückten sich die jungen Herren mit den attraktiven „Bedienungen und Zimmermädchen" des Bad Diezlings sowie den beiden ältesten Schützenscheiben. (Foto von 191 OJ Der Zieler Ich steh gar oft am Scheibenstand, und schau den Zieler an, und denk mir da in meinem Sinn: Der Zieler ist ein Mann.

Er sagt die Wahrheit g'rad heraus, sagt jedem, wie er's hat. Er lobt und tadelt, wie sich's trifft, die gut' und schlechte Tat.

Er fragt nicht, wer der Schütze ist, fragt nicht, wie viel er hat. Ihm gilt ein jeder Schütze gleich, er sieht nur auf die That.

Da denk ich mir mit schlichtem Sinn, wie gut wär's in der Welt, wär hie und da, und hier und dort ein ZIELER angestellt.

So oft ein guter Schuß gelingt, so zeigt er's freudig an. Und wenn ein Schütz' die Scheibe fehlt, der Zieler bleibt ein Mann.

(KrammerJ


Die Hochzeits- und Freischießen

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Honoratioren geistlichen und weltlichen Standes luden die Schützengesellschaften immer wieder zu Freischießen ein. Diese festlichen Veranstaltungen wur­ den gerne besucht, stellten sie doch jeweils ein besonderes gesellschaftliches Ereignis dar. Aus diesen Anlässen wurden meist sehr schöne Schützenschei­ ben gestiftet, auf die geschossen wurde und man die Namen der besten Schützen darauf festhielt. Neben den Freischießen gab es auch anlässlich einer Hochzeit oder eines Hochzeitsjubiläums eigene Schießveranstaltungen. Auch bei diesen wurde auf eine Erinnerungsscheibe geschossen. Bei allen festlichen Schießen wur­ den zur besseren Motivation der Schützen Sach- und Geldpreise „ausgeschossen". Fachausdrücke wie „Haupt-, Kranzund Schleckerbest" waren den Schüt­ zen geläufig. Wie in jedem anderen Ort fanden auch in Hörbranz derartige Ver­ anstaltungen statt. Da jedoch kei­ ne schriftliche Schützenchronik existiert, ist eine komplette Aufli­ stung unmöglich. Einladungen zu einzelnen Hochzeits- und Frei­ schießen haben sich aber in den Akten dennoch erhalten. Am 26. und 27. Juli 1846 veranstal­ tete Johann Kinz bei seinem „neu bezogenen Wirtshause zum Stau­ denhäusle ein kleines Frey­ schießen". Verschiedene Geld-

Die älteste datierte Schützenscheibe wurde 1852 von „ Weidenmüller" Plazidus Bentele und seiner Gattin Franziska gestiftet. preise im Gesamtwert von 21 Gul­ den und 34 Kreuzer konnten gewonnen werden. Die Haupt­ preise war .!Napoleondor mit Zierde" (Wert: 9 f1 30 kr) sowie „ lDucaten mit Zierde" (Wert 5 f130 krl. Geschossen wurde auf 140 Schritte Entfemung. Gastwirt Johann Kinz .zum Engel" ver­ sprach, ,, durch gute Ordnung, gute und billige Bedienung allge-

meine Zufriedenheit zu er­ wecken." Ein Jahr später lud Engelwirt Kinz zu einem neuer­ lichen Freischießen ein. Für den 2. Mai 1847 erhielt die Schützengesellschaft in Hörbranz eine Einladung nach Eichenberg. Ignaz Achberger, ,,Wirth und Best­ geber" zur Mühle, veranstaltete ein Hochzeitsschießen mit einer Gabe von 3 f1 30 kr „nebst einer


Fahne". Die erste Ausschrei­ bungsbedingung lautete: ,,Wird dieses freye Schüßen mit Stuzen und ganz freyer Hand geschossen, Gugger-Blenden und Vortheils­ Gläser sind gänzlich verbothen." Kaplan Johann Pfänner ließ am 21. Mai 1848 folgende Einladung verlautbaren: ,, Um den Schützen und Gemeindebürgern von Hör­ branz ein Vergnügen zu verschaf­ fen, findet sich der Unterzeichne­ te Hr Caplan veranlaßt, auf den 21 ten May d. J. so wie am darauf fol­ genden Sontag bey hiesigem Schützenstand ein Freyschießen zu geben." Geldpreise in der Höhe von 6 Gulden wurden dabei ,, ausgeschossen".

Zahlreiche Schützengesellschaf­ ten aus Tirol und Vorarlberg nah­ men mit insgesamt 528 Schützen an diesem Großereignis teil. Das Fest dauerte vom 22. August bis zum 31.August und jeden Tag marschierten weitere Schützen­ gesellschaften ein. Am 28. war auch Hörbranz an der Reihe: „Den Schluß machten an eben diesem Tage die Gesellschaften der Schießstände von Hörbranz,

Hard und Kennelbach, alle mit geschmückten Fahnen, und die meisten mit trefflicher Musik ...". Auch beim zweiten Kaiser­ schießen anno 1852 waren die Hörbranzer Schützen „mit Musik und Fahne" erschienen. In den Siegerlisten der erfolgreichen Schützen scheinen keine Hör­ branzer Schützen auf, dennoch war die Teilnahme an diesen bei­ den Großbewerben Ehrensache.

Die Kaiserschießen Im Sommer 1847 fand im Kreis­ hauptschießstand in Bregenz das ,,erste kaiserliche Freischießen" statt. Es war dies das erste große Schützenfest in Vorarlberg, das durch die kaiserliche Freigiebig­ keit ermöglicht wurde. Außer­ halb der Stadt wurde zum Emp­ fang der Gäste eine Ehrenpforte errichtet, die Stadt selbst wurde „herausgeputzt". Die rund 100 Bregenzer Schützen erhielten „graue Waffenröcke mit grünen Aufschlägen und grauen Hüten, wie die Schützen nun fast überall tragen...". Dazu wurde auch eine 35köpfige .Musikbande" ins Le­ ben gerufen, die ebenfalls eine .geschmackvolle Uniformierung" erhielt.

Freiheitskämpfer Andreas Hofer auf der Hochzeitsscheibe von Stefan Forster und Ursula King (1886)


Die Gnadengaben Die „einrollierten" Schützen, d.h. die Schützen, die als Mitglied eines Schießstandes (früher: in einer „Schützenrolle") verzeich­ net waren, mussten mehrmals jährlich ihr Können unter Beweis stellen. Taten sie dies nicht, kamen sie auch nicht in den Genuss der sogenannten „Gna­ dengaben", die alljährlich unter die aktiven Schützen der Schieß-

stände aufgeteilt wurden. Die Geldbeträge wurden „beim k.k. Kameral Zahlamte Innsbruck flüssig gemacht". Auf Grund der Meldungen der Schießstands­ Vorstehungen kann man auf die Mitgliederzahl sowie auf das wechselnde Interesse am Schüt­ zenwesen schließen: 33 Schützen 21fl 1849 32 Schützen 1850 18±1 34 Schützen 1851 21fl 25 Schützen 1852 15fl

Nach einer Kundmachung des k.k. Ministeriums des Innern vom 12. September 1852 wurde festge­ legt, ,,daß jene einrollierten Schützen, welche ohne erhebli­ che Hindernisse L.J die Verbind­ lichkeit durch 3 Jahre nicht erfül­ len, bei Bemessung der Gnaden­ gaben nicht mitgezählt werden." 1853/54 erbauten die Hörbranzer Schützen ihren neuen Schieß­ stand in der Parzelle Berg Cs.eige­ ner Abschnitt), doch schien die Gesellschaft bereits damals in einer ersten, ernsten Krise gesteckt zu haben, da in den Jah­ ren nach 1853 - trotz mehrfacher amtlicher Urgenzen - keine Abgabe von Standlisten wegen der Gnadengaben erfolgte.

Die "widersetzliche Musik"

Schützenscheibe zur Erinnerung an die Fahnenweihe von 1893

Lehrer Benedikt Gorbach (18201896) unterrichtete seit 184 7 an der Volksschule in Hörbranz und trat 1888 als langjähriger Schullei­ ter in den Ruhestand. In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts war er als Unterschützenmeister aktiv. Im April 1854 war er sehr erbost und richtete an den Orts­ vorsteher Konrad Schmidinger einen emotionsgeladenen Brief. Darin warf Gorbach dem Musik­ verein vor, wegen „Widersetzlich­ keit'' das bevorstehende Frei­ schießen zu Ehren der Kaiserver­ mählung (Franz Josef und „Sissi") zu gefährden. Er forderte Schmi-


dinger auf, sich dagegen einzuset­ zen, dass „den Schützen Freun­ den, ihre Lust abstumpfen und den Lustzeigenden selbst, selbe ganz genohmen werde." Gorbach führte weiter aus: ,,Wir unserer­ seits sind nicht schuld an dem starrköpfigen Sinn einiger Musi­ kanten, welche ihre schmutzigen teils materiellen Interesse hier­ durch an den Tag legen, was sie schon bei mehrmaligen Ausruken bei nicht so wichtigen Gelegen­ heiten an den Tag legten." Wie die Angelegenheit endete, ist aus den Akten nicht ersichtlich.

Also war der Hörbranzer Verein ohne Führung. Die Krise schien augenscheinlich, nachdem be­ reits 1857 der Hörbranzer Schieß­ stand als „eingegangen" erklärt wurde. Im September 1858 forderten 54 Schützen die Wiedereröffnung des Gemeindeschießstandes. Ma­ thias Walser von Diezlings (Orts-

Aufzeichnungen darüber greifbar sind, ist das Ergebnis bekannt. Aurel König aus Fronhofen wurde zum Ober- und Lehrer Benedikt Gorbach zum Unterschützenmei­ ster gewählt. Sie gehörten den ,, neuen" Schützen an. Die Haupt­ ursache der Spaltung lag in der Handhabung der „Einrollierung", d.h. in der Aufnahme. Bislang war

Schützenstreit: alt contra neu Ende der 1850er Jahre geriet die Hörbranzer Schützengesellschaft in eine schwere Krise. Es bildeten sich zwei Schützenlager: die ,,alten" und die „neuen" Schützen. Was war geschehen? 1855 war Konrad Schmidinger, Ortsvorsteher, zum Oberschüt­ zenmeister gewählt worden. Gleichzeitig mit ihm hatte Josef Anton Greißing von Gmünd/Ho­ henweiler das Amt des Unter­ schützenmeisters angetreten. 1858 war die gesetzliche Dienst­ dauer abgelaufen und Schmidin­ ger lehnte eine Wiederwahl ab. Nachdem 1856 in Hohenweiler ein eigener Schießstand errichtet worden war, hatte Greißing sich dort „immatrikulieren" lassen.

Musik und Schützen standen stets in gutem Einvernehmen - ausgenommen 1854, denn damals zeigten sich die Musikanten „widersetzlich".

vorsteher von 1857 bis 1866) hatte nach Greißing das Amt des Unterschützenmeisters angetre­ ten. Er äußerte im September 1858, dass von den „alten Schüt­ zen" aus intrigiert werde, um „die Leitung dieses Schießstandes an sich zu ziehen". Deshalb sei seit einigen Jahren eine Spaltung der Schützengesellschaft im Gange. Am 24. Oktober 1858 erfolgte eine mit Spannung erwartete Neu­ wahl. Obwohl keine detaillierten

es im Hörbranzer Schießstand üblich gewesen, dass die Aufnah­ me gebührenfrei war. Aurel König ließ nun nach der Schießstands­ ordnung von 1845 ein Matrikel­ buch anlegen und jeder Schütze sollte 1 Gulden und 5 Kreuzer Ein­ schreibgebühr entrichten. Dage­ gen wehrten sich die „alten" Schützen. Sie hätten nie etwas bezahlen müssen, aber alle anfal­ lenden Kosten bisher stets bereit­ willig getragen. Die „neuen"


Schützen verweigerten jedoch die Einschreibgebühr, falls nur sie diese zu entrichten hätten. Bei mehreren Schlichtungsversu­ chen zeigte sich immer wieder ,,die leidenschaftliche Erbitte­ rung, welche besonders die Mit-

Konrad Schmidinger- hier in der Offi­ ziersuniform der Fronleichnams­ schützen - war Bürgermeister von 1845 bis 1856 und auch mehrere Jahre lang Oberschützenmeister.

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glieder der neuen Schießstands­ vorstehung gegen die alten Schüt­ zen zur Schau trugen" und somit von vornherein jede Hoffnung auf eine Verständigung unmöglich machte. In der Folge entspann sich ein längerer Rechtsstreit, der sich über sämtliche Instanzen hinwegzog und schließlich von der „k.k. Landeshauptschieß­ stands-Vorstehung Innsbruck" entschieden wurde. Innsbruck entschied zugunsten der „neuen" Schützen, da die rechtliche Lage im ganzen Land per Gesetz ja geregelt war. So blieb den „alten"

Schützen lediglich noch die Auf­ gabe, das Jahr 1858 „abzurech­ nen", was auch mit einem Defizit von rund 50 Gulden geschah.

Aurel König - ,,neuer" Oberschützenmeister Aurel König, 1811 in Lindenberg geboren, hatte 1839 die vermö­ gende Witwe Anna Maria Rhom­ berg geb. Wocher in Fronhofen geheiratet. König hatte „eine gute Partie gemacht", nannte er doch nun den späteren "Werner-Hof' mit dem enormen Grundbesitz sein eigen. Er betrieb in diesem Anwesen eine Tavemwirtschaft und besaß so „nebenher" noch eine Sägemühle sowie eine Lohr­ stampfe (zur Herstellung der Ger­ berlohe). Aurel König genoss im Dorf hohes Ansehen, da er aber ein „Zugereister" war, mag er sicherlich auch auf Ablehnung und Neid gestoßen sein. 1858 wurde König zum Ober­ schützenmeister der „neuen" Schützen gewählt. Bereits ein Jahr später wurde vor dem Bezirksamt Bregenz ein Streit zwischen König und dem „Alt­ oberschützenmeister" Schmidin­ ger aktenkundig. Die Spannun­ gen zwischen den beiden Schüt­ zengruppen erstreckte sich dem­ zufolge auch in andere Lebensbe­ reiche, indem Gastwirt Aurel König vorgeworfen wurde, ,,zu geringhaltige Maße" zu verwen­ den. Daraufhin beschimpfte die­ ser Konrad Schmidinger recht übel.

1863 beschwerte sich Josef Hane von Weidach, er habe vor vier Jah­ ren im Auftrage des Oberschüt­ zenmeisters Aurel König am Schießstand Reparaturen in der Höhe von 62 Gulden vorgenom­ men, jedoch bis heute noch kei­ nen einzigen Gulden erhalten. König erklärte, die Schießstand­ kasse sei völlig leer, die Gemein­ de solle die Kosten dafür über­ nehmen. Dies wurde der Gemein­ de vom Bezirksamt in der Folge auch vorgeschrieben. So mag es denn für einige Hörbranzer „Alt­ schützen" eine Genugtuung gewesen sein, als sie erfuhren, was König bei Ausübung seiner Schießkünste 1865 passierte.

Aurel König (geboren 1811 in Linden­ berg) aus Fronhofen- einer der reich­ sten Gemeindebürger - belebte 1858 das Schützenwesen in Hörbranz, lei­ stete sich aber einen „Fehlschuss", der seine Schützenkarriere beendete.


Der „treffsichere" Aurel König Die Schadenfreude wird wohl spürbar gewesen sein, als König den Zieler Konrad Schlachter mit einem „Kreuzschuß" am Ober­ schenkel verletzte. Manche behaupteten, der Schuss sei in den „Allerwertesten" gegangen. Auf jeden Fall ließ sich der Ober­ schützenmeister seit diesem Vor­ fall auf dem Schießstand nicht mehr blicken. Die Schmach wird wohl zu groß gewesen sein! Im Mai 1865 stellte König sein Amt zur Verfügung und trat aus der Schützengesellschaft aus.

Die 1. Auflösung Nach dem Austritt von Ober­ schützenmeister Aurel König gelang es nicht, einen Nachfolger zu bestimmen bzw. zu wählen. Das Interesse am Schützenwesen schien auf dem Tiefpunkt ange­ kommen zu sein. Auch der Lan­ desoberschützenmeister sah die Gefahr eines Niedergangs und schrieb der Gemeindevorstehung Hörbranz, es habe den Anschein, dass der Schießstand „dem Ver­ fall anheim gegeben werde". Die Intervention blieb jedoch ohne Erfolg und der Schützenverein beendete seine Aktivitäten. Zwi­ schen 1865 und 1867 wurde der Schießstand von keinem einzigen Schützen besucht. 1867 leisteten

dort die „einrollierten" Schützen viermal ihre Pflichtübungen ab. Offiziell galt der Schießstand seit 1865 „wegen Mangel an Schützen" als aufgehoben. Einige Jahre spä­ ter wurde der Schießstand abge­ brochen und dem ehemaligen Oberschützenmeister König als Brennholz zurückgebracht.

Die Feldzüge 1848, 1859 und 1866 In welchem Umfang auch Hör­ branzer Schützen bei den Feldzü­ gen der Jahre 1848, 1859 und 1866 beteiligt waren, läßt sich im Rah­ men dieser Arbeit nicht nachvoll­ ziehen. Bekannt sind namentlich jedoch 3 Freiwillige für den „66er Krieg": Josef Anton Stadler mel­ dete sich ebenso zu den „Landes Scharfschützen" wie Johann Georg Hagen, Fabriksarbeiter und Franz Jennewein, Einneh­ merssohn aus Unterhochsteg. Aus einer anderen Quelle ist zu entnehmen, dass der spätere Lochmüller Konrad Kalb 1866 ebenfalls in den Krieg zog und Zeit seines Lebens stolzer „Radetzky-Soldat" blieb. 1874 gründeten die „Veteranen" dieser Feldzüge einen „Veteranenver­ ein", dem Mitglieder aus allen fünf Gemeinden des Leiblachtales angehörten. Der Sitz des Vereins war Hörbranz, als Initiator galt der hiesige „Fabriks- und Gemeindearzt" Dr. Anton Werle, während das Gasthaus „Schwarz-

er Adler" (Eigentümer Werle) als Vereinslokal bestimmt wurde. Schon im ersten Vereinsjahr kam der Wunsch nach einer eigenen Fahne auf und die Veteranen woll­ ten die alte Fahne des aufgelösten Schützenvereins kaufen, was ihnen jedoch nicht gelang. Die rotweiße Fahne - die „Fahnen­ mutter" war Gräfin Belrupt, die Frau des damaligen Landes­ hauptmannes - wurde in späteren Jahren im Lerbscher-Haus (Dorf) aufbewahrt. Dort war sie bis zum 1.Weltkriegs, Ausbruch des „nachher hat man trotz aller Nachfrage und Nachschau nichts mehr herausgebracht."

Lochmüller Konrad Kalb U834-1911) und seine Gattin Innocentia, geb. Ehr­ le, (1842-1923), waren die Eltern von 17 Kindern(!) und wohnten in Diezlings, ganz in der Nähe des Schießstandes. Konrad Kalb hatte den 1866er Feldzug in Italien mitgemacht, wurde verwun­ det und kehrte hochdekoriert heim.


Die Schützenfahne von 1893 Wie berichtet war die älteste Ver­ einsfahne in den Farben Rot-Weiß gehalten und von Gräfin Belrupt 1859 gestiftet worden. 1893 wurde eine neue Fahne angeschafft, die von großteils von .Madame Wer­ ner" finanziert wurde. Die Fah­ nenweihe gestaltete sich zu einem Großveranstaltung, die mit einem fünftägigen Fest- und Frei­ schießen begangen wurde. Vier­ hundert Kronen wurden als Preis­ geld vergeben, daneben konnten die Schützen auch acht seidene Fahnen gewinnen. Das Fest im Hochsommer 1893 - organisiert von Oberschützenmeister Johann Baptist Hutter und Unterschüt­ zenmeister Franz Josef Hutter war ein Höhepunkt des dörflichen Lebens. Fahnenpatin Kreszentia Werner aus Fronhofen zog mit sechzehn weißgekleideten und bekränzten Jungfrauen in die Kir­ che an. Die Festlichkeiten wurden durch die Anwesenheit der ,,löbl. Musik- und Schützenvereine von Kennelbach, Lochau und Hohen­ weiler" verschönert, indem am Nachmittag der Fahnenweihe in den verschiedenen Gasthäusern des Dorfes .Musikproduktionen" stattfanden. Die Fahne - auch heute noch der Stolz des Vereins - zeigt auf der einen Seite den Doppeladler mit dem rotweißen Bindenschild, der das Schwert und den Reichsapfel in seinen Fängen hält. Der

schwarze Adler befindet sich auf ovalem, goldenen Grund, der von goldenem Eichenlaub bekränzt wird, während die Fahne in den Farben Grün-Weiß-Grün gehal­ ten ist. Die Rückseite der Fahne zeigt die Gottesmutter Maria -

trug. Ein Jahr später errichtete er aus einem Stadel ein Wohngebäu­ de, mit dem auch ein Schießstand (eingebaut/ange­ verbunden baut?) war. Das Gebäude stand etwa dort, wo heute die Gaststu­ ben des „Bad Diezlings" sind. Das

Der „Landsturm Hörbranz Jahrgang 1894" mit Erinnerungsscheibe im Jahr 1913. Ein Jahr später standen die jungen Männer an der Front. (Von links: 3. Ferdinand Feßler, Oberhochsteg; 4. JosefGorbach, Ziegelbach; 5. Chrisost Breuß, Ziegelbach; 7. Theodor Sohler, Herrenmühle; 8. Xaver Leithe J

das Böse in Form der Schlange zertretend - mit einer Lilie in den Händen.

Der Schießstand beim Gasthaus „Schützen" 1872 eröffnete Johann Baptist Hutter (1831-1909) in Diezlings ein bescheidenes Gasthaus, das die Bezeichnung „Zum Schützen"

eigentliche Wohn- und Gasthaus befand sich ungefähr auf dem Standort des heutigen Saales. Zwischen den Gebäuden, die rund 15 Schritte voneinander ent­ fernt lagen, führte der Weg in Richtung Wald hindurch (genau dort, wo heute der Eingang ins Gasthaus ist). Hutter betrieb diesen Schieß­ stand als .Privatschießstand", doch es ist anzunehmen, dass auch die „einrollierten Schützen"


ihre Pflichtschüsse dort abgaben. 1884 wurde auf Betreiben von Martin Lau, Plazidus Gorbach, Benedikt Mangold, Josef Sohler, Konrad und Michael Kohlhaupt sowie Johann Baptist Hutter eine neue Schützengesellschaft ins Leben gerufen, der 41 Mitglieder beitraten. Hutter stellte seinen Schießstand den Schützen zur Verfügung, der ab 1884 als ,, Gemeinde-Sc hießstand-Hör­ branz" bezeichnet wurde. 1885 vergab die Schießstandsvorste­ hung „eine neuzuerbauende Schießhalle im Submissionswe­ ge". Johann Baptist Hutter war Schüt­ zenwirt, Oberschützenmeister und Bürgermeister von 1893 bis 1894. Seine Geschäfte florierten, bis ein großes Unglück über ihn hereinbrach: Am 12. Februar 1896 wurde Hutters gesamter Besitz ein Raub der Flammen. Der „Feuerteufel" war sein eigener Bruder gewesen, dieser wieder­ um wurde vom „Schnapsteufel" geritten. Die Landeszeitung be­ richtete: ,,Letzten Sonntag, nachts

um halb 11 Uhr, brannten in Diez­ lings die beiden Häuser (mit Schießstand) des Oberschützen­ meister und Altvorstehers Butter gänzlich nieder. Das Feuer, wel­ ches sich wahrscheinlich von der Stallung aus verbreitete, hatte in unglaublich kurzer Zeit beide durch eine Straße getrennten Häuser ergriffen und total eingeä­ schert. Die Hausbewohner mußten sich eilends flüchten, wobei ein Knecht, welcher sich durch ein

Fenster rettete, verletzt wurde. Während beinahe sämtliches Mobiliar und die Habseligkeiten zweier Bediensteten verbrannten, gelang es wenigstens die Tiere zu

retten, deren Leben bereits arg gefährdet war. In den beiden Häu­ sern waren ca. 2700 Patronen und 25 Kilo Pulver verwahrt, welche in die Luft flogen. Das Geknatter der

Rechnung für das Übungsschießen der .Landes-Schützen Hörbranz" von Johann Baptist Hutter ( 21./22. April 1885 J


losgehenden Patronen wurde in Hörbranz und Hohenweiler bis Gmünd vernommen und gemahn­ te ernstlich an ein Gefecht. Im Schützenhause verbrannten u.a. sieben ärarische und fünf Pri­ vatgewehre. An eine ausgiebige Hilfeleistung (am Brandplatz waren die Feuerspritzen von Hör­ branz und Hohenweiler erschie­ nen) war umso weniger zu den­ ken, als großer Wassermangel herrschte. Der Schaden, den Herr Hutter erleidet, beträgt ca. 7000 fl. Die Gebäude waren mit 8000 fl ver­ sichert, das Mobiliar jedoch nicht. Die Versicherung des letzteren war bereits abgelaufen. Gestern wurde ein Bruder des Besitzers als der Brandlegung dringend verdächtig verhaftet und dem Gerichte ausgeliefert. Der 67 Jahre alte Brandstifter, der durch viele Jahre hindurch bei seinem Bruder das Gnadenbrot genoß, gestand kaltblütig seine Tat ein."

Schützenwirt Butter war nun im Frühjahr 1896 durch einen Total­ brand in eine prekäre Lage gera­ ten. So musste er einen Teil seines Viehs öffentlich versteigern las­ sen. Zudem stellte er einen Antrag, für den Wiederaufbau aus seinen Waldungen 100 Tannen schlagen zu dürren. 1898 wurden die Gastwirtschaft (ohne Saall, wie sie heute dasteht, und ein Der Badgebäude errichtet. Schießstand befand sich in einem nordseitigen Anbau hinter dem Gasthaus. Dieses führte noch einige Jahre die alte Bezeichnung „Schützen", aber durch die

Führung des Mineralbades kam allmählich die Bezeichnung "Bad Diezlings" auch für die Gastwirt­ schaft in Gebrauch.

Turbulenzen im Diezlinger Schieß.stand Nach dem Brand von 1896wurde­ wie bereits erwähnt - hinter dem Gasthaus „Schützen" ein neuer Schießstand errichtet. Das seit 1873 bestehende Recht auf die jederzeitige Benützung des Schießstandes durch dessen Mit­ glieder wurde vom Grundeigen-

Kaiser Karl I. wurde in der NS-Zeit aus dem Schießstand entfernt. Heute befindet sich die von Anton Mangold, Berg, gestiftete Scheibe wieder im Schießstand.


tümer und Gastwirt Hutter als bleibendes Servitut anerkannt. Der seit 1884 „amtierende" Ober­ schützenmeister Johann Baptist Hutter wurde 1904 von Ignaz Endraß in diesem Amt abgelöst. wurde Unterschützenmeister Lehrer Johann Grabherr. Die Wahl wurde von acht Standschüt­ zen angefochten. Landesober­ schützenmeister AdolfRhomberg stellte jedoch nach gründlicher Untersuchung die Gültigkeit der Wahl fest. In diesem Zusammen­ hang war der Vorwurf laut gewor­ den, es müsste eigentlich mehr Geld in der Schützenkassa sein als tatsächlich vorhanden sei. Johann Baptist Hutter ließ diese Vorwürfe durch Lehrer Johann Grabherr prüfen, wobei dieser nach genauer Buchprüfung erklärt: ,,Die Ein- und Ausgänge sowie die Abschlüsse während der letzten zwanzig Jahre wurden und sorgfältig verzeichnet erstellt. Somit ist alles in bester Ordnung befunden worden." Nach der Wiederwahl anno 1908 wurde Ignaz Endraß 1912 einstim­ mig zum Oberschützenmeister wiedergewählt. Endraß lehnte diese letzte Wahl ab, weil er von der Gemeinde 300 Kronen zum Umbau des Schießstandes, der sich auf dem Grund des nunmeh­ rigen Gastwirtes Johann Füßin­ ger befand und „somit nie richti­ ger Besitz des Schießstandes sein konnte", forderte. Bei einer zwei­ ten Wahl wurde Schmiedemeister Anton Hauber zum Oberschüt­ zenmeister gewählt.Hauber nahm

aber die Wahl ebenfalls nicht an, so dass in einem dritten Wahlgang Zimmermeister Anton Gorbach in das Amt gewählt wurde. Die Konfusion war perfekt, als auch Gorbach die Wahl nicht annahm. Wahlkommissär und Bürgermei­ ster Franz Xaver Hiebeler berich­ tete dem Landesoberschützen-

berichete von Rhomberg's Miss­ mut und Verstimmung. Daraufhin erklärte sich Ignaz Endraß bereit, das Amt wieder anzunehmen, jedoch nur unter der Bedingung, dass 300 Kronen für den Umbau des Schießstandes und 200 Kro­ nen für den Neubau des Schei­ benstandes genehmigt würden.

Fronleichnamsschützen und Schützenverein haben gemeinsame Wurzeln. Das Bild zeigt einige Grenadiere (,, Chorschützen") bei der Ehrenbezeugung (Foto von 1996)

meister Adolf Rhomberg von den Hörbranzer Zuständen. Rhom­ berg war „nicht sehr erbaut über dieses Wahlergebnis und drohte mit der Auflösung des Vereins." Daraufhin ließ der Gemeindevor­ steher die gesamte Schießstand­ vorstehung zu sich kommen und

Am Sonntag den 4. Februar wurde extra eine Gemeindeausschuss­ sitzung einberufen, bei der Hiebe­ ler die Endraß'schen Bedingun­ gen vorbrachte, was bei einigen Ausschussmitgliedern „Zornaus­ brüche zur Folge hatte." Die For­ derungen der Schützengesell-

III


schaft wurden erfüllt, so dass Endraß bei der am gleichen Abend erfolgten Wahl das Amt des Oberschützenmeisters wie­ der annahm.

nen. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Hörbranzer Gemeinde­ schießstand 124 Mitglieder.

Die Standschützen Laut der Schießstandsordnung von 1864 waren die Standschüt­ zen verpflichtet, wenigstens drei­ mal jährlich beim Schießstand zu erscheinen und insgesamt minde­ stens 36 Schüsse abzufeuern. Standschützen, die beruflich ver­ hindert waren, konnten diese Pflicht auch an einem einzigen Tag erledigen. Nach einer zehn­ jährigen Pflicht, waren sie von einer weiteren Teilnahme freige­ stellt.

Durch die Schießstandsordnung von 1913 wurde das paramilitäri­ sche Schützenwesen weiter aus­ gebaut, indem alle Schießstände zu landsturmpflichtigen Körper­ schaften erklärt wurden. Kurz nach Ausbruch des !.Weltkrieges wurden die Hörbranzer Stand­ schützen im öffentlichen Sicher­ heitsdienst eingesetzt. Vom 3. bis 13. August übernahmen die Standschützen gemeinsam mit Mitgliedern des Veteranenver­ eins die Überwachung der Gren­ ze an der Leiblach. Vier-Mann­ Streifen patrouillierten Tag und Nacht im Sechs-Stunden-Wech­ sel.

Johann Baptist Hutter (geb. 1831) war .Schützenwirt" in Diezlings, Ober­ schützenmeister und Bürgermeister 1912 - noch im selben Jahr- wurde

östlich des Gasthauses ein neuer Schießstand erbaut, der - mit Unterbrechungen - bis 1996 in Verwendung stand. Bei der amtli­ chen Kollaudierung vom 6. Mai 1912 wurde festgestellt: .Die Mau­ rer- wie Zimmermannsarbeiten sind solid und dauerhaft durchge­ führt. Die innere Einrichtung, besonders jene der Aus­ schußfront ist sehr zweckentspre­ chend ausgeführt und ist für die Sicherheit der Umgebung in bester Weise gesorgt." Zeitgleich wurde auch mit der Errichtung eines Weitstandes (300 m) begon-

Verabschiedung der 45 Hörbranzer Standschützen am Pfingstmontag 1915 auf dem oberen Kirchplatz. Dann ging es per Bahn an die Südfront, von der nicht mehr alle unversehrt heimkehren sollten.


Die Vereidigung der Standschüt­ zen erfolgte am 26. August 1914 im Gasthaus .Stern" in Gwiggen. Sämtliche Hörbranzer Stand­ schützen bis zum Alter von 60 Jahren hatten sich dort auf Anweisung des Landesoberschüt­ zenmeisters einzufinden. Nach der Vereidigung der 63 anwesen­ den · Standschützen fand die ,,Chargenwahl" statt. Zum Haupt­ mann wurde Ignaz Endraß gewählt, während Lehrer Inno­ cenz Ender zum Leutnant ernannt wurde. Die restlichen Chargen entfielen auf Franz Josef Hehle und Johann Greißing (bei­ de: Zugsführer) sowie Martin Lau und Plazidus Gorbach (beide: Unterjäger). Seit dem 14. August 1914 hatten die Standschützen eine Flurwa­ che eingesetzt, die, jeweils in zwei Doppelstreifen, von 20 Uhr 30 bis 2 Uhr nachts ihre Rundgänge machte. Weitere zwei Standschüt­ zen übten die Kontrolle über die Patrouillen aus. Vierzig Werndl­ gewehre mit je 10 Patronen stan­ den der Gemeindeschießstands­ vorstehung zur Verfügung. Zur gleichen Zeit versah die Freiwilli­ ge Feuerwehr den Dienst einer Feuerwache. Die Feuerwache - es standen jede Nacht zwei Männer im Beobachtungseinsatz - hatte die gleichen Dienstzeiten wie die Flurwache. Interessant ist die Tat­ sache, daß auch die Feuerwehr­ leute mit Gewehren bewaffnet waren. In einer Meldung an die BH-Bregenz gab Bürgermeister Franz Xaver Hiebeler folgende

bruchstimmung, denn es galt, schnell an die Front zu kommen und diese zu halten. So wurden auch in Hörbranz die Standschützen aufgeboten. 45 Männer - zwischen 17 bis weit über 60 Jahre alt - wurden zu den Waffen gerufen. Am 22. Mai war feierliche „Generalkommunion". Einen Tag später - am Pfingst­ sonntag - hielt Pfarrer Johann Peter Düringer eine flammende, patriotische Rede und erteilte allen Ausrückenden - auf dem unteren Kirchplatz in Hörbranz ,8uut f,:ourntcu 'l(ubcurcu iut o;ebttc

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an unietn unoerge{ll!d)cn. lieben @otten, lßater. Sofln uni> l8r� �! r, Oerrn -

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Vater Johann Lau und Sohn Anton aus der Parzelle Berg rückten zu den Kaiserjägern ein. Und ...

Erklärung ab: ,,Alle diese Wachen haben sich gut bewährt und wer­ den von der Bevölkerung sehr geschätzt. Von den zu Diensten herangezogenen erhält niemand eine Löhnung und es wurde auch nie ein Anspruch erhoben." Als im Kriegsjahr 1915 sich in Ita­ lien die sogenannte .Südfront" bildete, wurden in aller Eile die Tiroler und Vorarlberger Stand­ schützen aufgeboten. In allen Gemeinden dieser beiden Länder herrschte eine fieberhafte Auf-

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tt1dertägel' im -t. l:irolcr ffaiietfiiger• ftt9ime11t, 12. fioml)agnit, 9eboren in �ötbrnn& am 27. �e&einber 18F8, gefall.Im fiilt eott, ftatfer uni> !UatHlGnl>, am 10. lieitmber 1914 tn f&ali&tm. 61T ntfJlt in ,jricbrn !

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. . . bereits am 10. Dezember 1914 fiel der

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sammlung. Dem neuen . Verein traten 44 Mitglieder bei und die anschließende Wahl brachte fol­ gendes Resultat: Oberschüt­ zenmeister Anton Hauber Unterschützenmeister Johann Grabherr Schriftführer Anton Sigg Kassier Josef Fink Schützenrat Schützenrat Josef Greißing Sachwalter Georg Sohler Sachwalter Josef Hehle Ignaz Endraß

Der Schießstand in Halbenstein Viele Hörbranzer dienten in der "Standschützen-Kompganie Bregenz" - hier vor ihrem Unterstand "Parzelle Giggelstein"

kniend - den priesterlichen Segen. Ignaz Oberschützenmeister Endraß, der von den Standschüt­ zen in alter, demokratischer Wei­ se zum Leutnant (Zugskomman­ danten) gewählt worden war, führte „seine Schützen" an. Bereits am 28. Juli erhielten die Hörbranzer, die zum 1.Zug des Standschützenbataillons Bregenz gehörten, in der Nähe des Fedaja­ Passes in Südtirol ihre Feuertau­ fe. Lange Kriegsjahre folgten und nicht alle Hörbranzer Stand­ schützen kehrten wohlbehalten zu ihren Angehörigen zurück.

Ende und Neubeginn (1918/23)

Mit dem Ende des 1. Weltkrieges fand auch das Standschützenwe­ sen sein Ende. Mit der Verord­ nung vom 25.August 1922 setzte die Vorarlberger Landesregie­ rung die alten Schießstandsvor­ stehungen als Vermögensverwal­ ter der ehemaligen k.k.Schieß­ stände ein. Die in der Folge ent­ stehenden Schützenvereine soll­ ten einen lediglich sportlichen und keinen militärischen Cha­ rakter aufweisen. Am 22. Juli 1923 erfolgte im Gast­ haus "Rose" die Gründungsver-

Bereits 1914 hatte Johann Füßin­ ger, Gastwirt in Diezlings, auf die Gefährdung seiner Gäste auf­ merksam gemacht, die beim Schießen auf die Weitdistanz sich ergab. Füßingers Beschwerde bei der BH-Bregenz machte eine kommissionelle Begehung erfor­ derlich. Der Ausbruch des !.Welt­ krieges erübrigte jedoch jede weitere Maßnahme. Mit der Neugründung des Schüt­ zenvereins im Jahre 1923 wurde beschlossen, ,,daß wegen des star­ ken Fremdenverkehrs im Bad Diezlings von der Abhaltung der Schießübungen vorläufig Ab­ stand genommen werden muß." So wurde übereingekommen, den Schießstand provisorisch nach Halbenstein und den Scheiben­ stand auf den „Hasenrain" zu ver-


legen. Aus diesem Grund wurde mit den betreffenden Grundbesit­ zern Michael Hehle und Fridolin Matt das Einvernehmen gesucht und gefunden. So fanden viele

Die Zwischenkriegszeit In der sogenannten „Zwi­ schenkriegszeit" konnte ein regelmäßiges Vereinsleben beob­ achtet werden. Verschiedene Gesellschafts- und Nikolaus­ schießen sowie vielbesuchte Schützenbälle verankerten den Verein im dörflichen Leben. Dies war insofern von Bedeutung, weil die politischen Gegebenheiten mit ihren immer größer werden­ den Unterschieden auch in den Reihen der Schützen für Span­ nungen sorgten. Die Dreißigerjahre waren von einigen markanten Ereignissen

gekennzeichnet. Bereits 1926 war Andreas Rupp zum Oberschüt­ zenmeister gewählt worden und behielt dieses Amt bis kurz nach dem „Anschluß". 1936 stellte Ver­ einsmitglied Karl Mangold den Antrag, ,,der Verein möge. S.M. Kaiser Otto zum Ehrenoberschüt­ zenmeister ernennen." Albert Deuring, Josef Greußing und Gebhard Wagner sprachen sich dagegen aus, weil sie eine Störung des Vereinsfriedens befürchteten. Oberschützenmei­ ster Andreas Rupp sowie Josef Hehle wiesen „diese Befürchtung als sachlich nichtzutreffend" zurück. Bei der nachfolgenden

" "Kaiser Otto von Österreich wurde 1936 zum Ehrenoberschützenmeister ernannt.

Schießübungen in den nächsten (sieben?) Jahren .auf dem Hal­ benstein" statt. Im Jahre 1926 wurden beispielsweise sechs Schießübungen durchgeführt, wovon vier in Diezlings und zwei in Halbenstein stattfanden. Seit 1929 wurde im Gasthaus „Krone" alljährlich auch ein Zimmerge­ wehrschießen durchgeführt.

Beim Besuch von Erzherzog Eugen 1937 in Hörbranz erwiesen sämtliche Vereine dem hohen Gast die Ehre.


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Abstimmung wurde die Verlei­ hung der Ehrenmitgliedschaft mit nur zwei Gegenstimmen ange­ nommen. Im Juni 1937 rückte der Schützen­ verein anläßlich des Hörbranz­ Besuches „seiner Kaiserlichen Hoheit Erzherzog Eugen und Ihrer Kaiserlichen Hoheit Erzher­ zogin Adelheid" aus. Am 13. März 1938 wurde Ignaz Endraß, der 22 Jahre lang Oberschützenmeister war, einstimmig zum Ehrenober­ schützenmeister ernannt.

Die Kriegszeit Am 1. September 1938 wurde der bisherige Oberschützenmeister Andreas Rupp, der als Monar­ chist galt und in der Heimwehr eine aktive Rolle gespielt hatte, vom bisherigen Unterschützen­ meister Josef Greißing abgelöst. Dieser war vom NS- Bürgermei­ ster Alois Fink mit der Leitung betraut worden, indem dieser gesagt hatte, wenn Greißing „die Stelle nicht annehme, so werde der Verein aufgelöst." Am 25. September 1938 wurde Greißing von der NSDAP Orts­ gruppe Hörbranz kommissarisch zum Oberschützenmeister er-

nannt. Der neue Vorstand lautete nun: Josef Greißing Oberschützen­ meister Unterschüt­ Winfried zenmeister Grabherr Schriftführer Richard Hehle Schatzmeister Andreas Rupp und Beirat Beirat Martin Leite Gebhard Wagner Sachverwalter Fähnrich Martin Leite Bürgermeister Fink hatte somit den Verein dem neuen System angepasst. Andreas Rupp wurde vom Verein nicht ausgeschlossen sondern auf eine weniger wichti­ ge Position versetzt. Nach dieser Maßnahme erklärte Bgm. Fink, ,,er wünsche, daß im Verein Frie­ de und Zusammenhalt herrsche." ,,Infolge der politischen Umstel­ lung und der auftretenden Maul­ und Klauenseuche konnten von den festgesetzten fünf Schießen im Felde nur eines abgehalten werden", meldete die Schützen­ chronik für das Jahr 1938. 1939 wurden von Johann Geißler die zwei Signalhörner des Vereins urgiert, die von der HJ abgenom­ men worden waren. Der Ober­ schützenmeister erklärte darauf­ hin, ihm sei eine Rückgabe zuge­ sichert worden. Zugleich führte er weiter aus, es sei die Pflicht jedes Mitgliedes das Vereinsabzeichen zu tragen.

Erzherzog Eugen und Gattin Adele im Gespräch mit den Veteranen und Schüt­ zen (Foto vom 20. Juni 1937)

Im August 1939 mußte die Ehrenscheibe zum 50jährigen Jubiläum des Anton Mangold mit


dem Bildnis von Kaiser Karl I. ,,wegen politischer Anschauun­ gen" aus dem Schießstand ent­ fernt werden, wie im Protokoll vermerkt wurde. In den folgenden Jahren wurden einige WHW- (Anm.: Winterhilfs­ werk) und Gesellschaftsschießen durchgeführt. Im Juli 1942 ge­ wann Josef Greißing beim 5. Lan­ desschießen in Innsbruck die Gaumeisterschaft. Im selben Jahr erhielt der Gendarmerieposten Hörbranz vom Schützenverein leihweise vier Mannlichergeweh­ re „für Dienstsachen (Kriegsver­ stärkung)". Eine der letzten Schießübungen fand am 28. Juni 1943 statt, am 16. April 1944 immerhin noch ein HJ-Schießen. Weitere Aufzeichnungen fehlen. Demnach ruhte der Verein bis 1955, dem Jahr seiner Neugrün­ dung. In den Vereinsnotizen aus dem Jahr 1977 heißt es: In der " NS-Zeit wurde der Verein aufge­ löst, der Schießstand und das Ver­ mögen dem „Standschützenver­ band Tirol-Vorarlberg" überge­ ben. Der Schießbetrieb wurde hauptsächlich von den Parteifor­ mationen beherrscht. In dieser Zeit wurden die ersten Automa­ ten angeschafft und nur auf eine Distanz von 50 m geschossen." Zur Klarstellung sei an dieser Stelle hinzugefügt, dass der Verein dem Standschützenverband Tirol-Vor­ arlberg als „Ortsverband Hör­ branz" unter der Leitung von Oberschützenmeister Josef Greißing angehörte. Der Verein hatte lediglich in der alten Form

von 1923 zu existieren aufgehört, denn den damaligen Vereinssat­ zungen hatte es unter anderem geheißen: ,,Zweck des Vereins ist die Erhaltung und Hebung des traditionellen Schießwesens auf sportlicher Grundlage unter Aus­ schaltung aller militärischen Fra­ gen und Entkleidung jeden militärischen Charakters." Durch den NS-Staat und den Weltkrieg waren diese Grundsätze ungültig geworden und sollten erst zehn Jahre nach Kriegsende wieder Gültigkeit erlangen. Ortsschützenmeister" JosefGrei­ " ßing wurde beim Kreisschießen des Standschützenverbandes mit Datum vom 8. Juli 1943 seines Amtes enthoben. Kreisschützen-

leiter Mahnert hatte wegen einer Unregelmäßigkeit die Absetzung ausgesprochen. Paul Metzner, Ortsgruppenleiter von Hörbranz, versuchte daraufhin mehrfach, durch „Interpellationen beim Kreis" seinen Pg. (= Parteigenos­ sen ) Greißing wieder in das Amt zu bestellen, was ihm jedoch miss­ lang. So bestellte Metzner kurio­ serweise den bei der NS-Macht­ übernahme „degradierten" And­ reas Rupp zum neuen Ortsschüt­ zenmeister. Als dessen Stellver­ treter wurde Pg. Eduard Fink ernannt. Mit Unterschrift vom 20.4.1944 bestätigte Andreas Rupp die korrekte Übernahme des Schießstandes sowie des gesamten Inventars.

Januar 1981 - Ernennung zu Ehrenmitgliedern: (von links) Karl Schwärzler, Zie­ gelbach; Gebhard Leite, Berg; Josef Vögel, Lochau (sitzend); Gebhard Loser, Unterdorf (sitzend); Johann Mangold, Giggelstein; Eduard Muxel, Diezlings

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Der Wiederbeginn (1955) Im Mai 1945 fanden die französi­ schen Soldaten die vom Ober­ schützenmeister Andreas Rupp versteckten Gewehre, der darauf­ hin kurzfristig in Bregenz inhaf­ tiert wurde. Rupp wurde als Nazi betrachtet, obwohl er stets Mon­ archist und Heimwehraktivist gewesen war. Erst am 24. April 1955 erfolgte im Gasthaus „Krone" die Neugriin­ dung des Schützenvereins. Den Vorsitz führte Andreas Rupp, der nach einem eingehenden Referat, bei dem er die NS-Zeit und die gewaltsame Auflösung des Ver­ eins behandelte, den Zweck und das Ziel des neuen Vereins erläu­ terte. Aus den anwesenden 17 Schützenfreunden wurde folgen­ der Ausschuss gewählt: Oberschützen­ meister Unterschützen­ meister Schriftführer Kassier Schützenräte

Fähnrich Begleiter

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In der Folge trat der Schützenver­ ein Hörbranz dem Vorarlberger Schützenbund bei. Auch der Bei­ tritt zum Vorarlberger Sportver­ band wurde einstimmig beschlos­ sen, um so in den Genuss von „Totomitteln" (Sportförderung) zu gelangen. Kommerzialrat Karl Deuring erklärte sich bereit, die Bürgschaft für den gewünschten Kredit in der Höhe von 3000.­ Schilling zu leisten, um Reparatu­ ren und Instandsetzungarbeiten

an den Baulichkeiten durch­ führen zu können. In den folgenden Jahren nahm das Vereinsleben einen ruhigen, geregelten Verlauf. Es wurden regelmäßig Zimmer- und Feld­ schießen abgehalten. Beliebt war auch das alljährliche „Schübling­ schießen". 1960 wurde die reno­ vierte Vereinsfahne durch Pfarrer Wilhelm Ritter feierlich „wieder­ geweiht". 1962 und 1963 trat Jung­ schütze Johann Hainzl erstmals

Andreas Rupp Karl Mangold Winfried Grabherr Martin Matt Josef Schmid Josef Mangold Alois Breuß Christian Jochum Josef Schmid Xaver Bentele Johann Geisler Erinnerungsfoto vor dem alten Schießstand (Foto vom 2. Sept. 1995) Von links: Walter Gorbach, Alfred Schupp, Peter Maly, Lorenz Steiner, Klaus Caha, Renate Wild, Wolfgang Wild


erfolgreich an die Öffentlichkeit, indem er mit dem KK-Gewehr im Dreistellungsmatch den Titel eines Jugendstaatsmeisters er­ ringen konnte. Bei den Euro­ pameisterschaften im Jahre 1968 in Bonn errang Hainzl die Gold­ medaille im Knieend-Bewerb. Die österreichische Mannschaft, in der auch Hainzl mitschoss, erhielt in zwei weiteren Bewerben Gold.

1971 wurde im Zuge der Errich­ tung des „Kronenareals" im Kel­ ler desselben ein Luftgewehr­ schießstand eingerichtet, der auch heute noch ( 1997) in Verwen­ dung steht. 1966 wurde „Schützenbruder" Alois Fink für seine 60jährige Mit­ gliedschaft geehrt. Andreas Rupp erhielt für seine 56jährige Mit­ gliedschaft und die 40jährige

Tätigkeit als Oberschützenmei­ ster den Dank des Vereins ausge­ sprochen. Für ihre 50jährige Mit­ gliedschaft erhielten Christian Jochum und Xaver Bentele eine Ehrenurkunde überreicht. Auch in den folgenden Jahren konnten immer wieder treue Mitglieder geehrt werden. Bei der Staatsmeisterschaft des Jahres 1981 konnte Klaus Maly

Der Vorstand und einige Schützen vor dem neuen Schützenhaus (Foto vom 2. Juni 1996) Von links: Walter Gorbach, Rena­ te Wild, Alois Maly, Helmut Sinz, Peter Maly, Wolfgang Wild, Heinz Ullmann, Alfred Schupp, Klaus Maly, Walter Maly, Lorenz Steiner, Gerhard Grozurek

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sowohl eine Gold- als auch eine Silbermedaille erreichen. Jahr­ zehntelang war auch das Ehren­ mitglied Helmut Sinz bei den Lan­ des- und Staatsmeisterschaften mit hervorragenden Ergebnissen vertreten. Die Damen des Vereins wurden bei regionalen und natio­ nalen Bewerben viele Jahre lang erfolgreich durch Brigitte Köb vertreten. Seit 1973 führte Helmut Sinz eineinhalb Jahrzehnte lang den Schützenverein Hörbranz als Oberschützenmeister bis 1987 Peter Maly dieses Ehrenamt über­ nahm.

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Der neue Schießstand in Diezlings (1996)

übersahen oder missachteten und plötzlich· in der Schusslinie standen. Für jeden Schützen ein Schreckensbild!

Der „alte" Schießstand in Diez­ lings genügte den modernen Anforderungen längst nicht mehr. Vor allem der Aspekt der Sicher­ heit war seit Jahrzehnten „ein Stein des Anstoßes" und bereitete den Verantwortlichen oft schlaflo­ se Nächte. Da das Schussfeld nur unzureichend zu sichern war, kam es gelegentlich zu „Beina­ heunfällen", wenn sorglose Spa­ ziergänger die Absperrungen

Am 2. Juni 1996 feierte der Schüt­ zenverein Hörbranz mit der Über­ siedlung ins neue KK-Schützen­ haus ein gelungenes Umzugsfest. Nach langen Jahren des Wartens war damit der sehnlichste Wunsch der Schützen in Erfüllung gegangen, da die alten Anlagen als völlig unzeitgemäß und unzu­ reichend anzusehen waren.

Das neue Schützenhaus im Rohbau (Foto vom 2. Sept. 1995)

In idyllischer Lage am Diezlinger Waldrand trafen sich etwa 300 Freunde, Schützen und Interes­ sierte, um die moderne Schießs­ portanlage zu besichtigen und zu erproben. Zuvor hatte Pfarrer Roland Trentinaglia den Festgott­ esdienst zelebriert sowie die kirchliche Weihe vorgenommen. Bgm. Helmut Reichart berichtete über den Werdegang des Neu­ baus, dessen Kosten sich auf 2,5 Mio. Schilling beliefen. Nach kur­ zen Gruß- und Dankesworten durch Oberschützenmeister Pe­ ter Maly lud dieser die prominen­ ten Gäste zum Eröffnungs­ schießen. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Musik­ verein Hörbranz. Regelrecht „gestürmt" wurde das neue Schützenhaus von den neu­ gierigen Besuchern, die es sich nicht nehmen ließen, die Promi­ nenten bei ihren ersten Probe­ schüssen zu beobachten. Die acht KK-Schießbahnen mit der Schuss­ distanz von 50 Metern wurden


von den Gemeindemandataren, Vereinsobmännern sämtlichen sowie den Schützenvereinsmit­ gliedern mit dem Schießen auf eine Umzugs-Festscheibe gebüh­ rend eingeweiht. Der Schützen­ verein Hörbranz ist froh, ein neu­ es, würdiges Domizil gefunden zu haben, denn der Schießsport erhielt dadurch neue Impulse.

Die Schützenscheiben Die Schützenscheiben sind Zeu­ gen ihrer Zeit und spiegeln jeweils ein bestimmtes Ereignis, einen Anlass wider. Die Schützen­ vereine bewahrten und bewahren diese meist wertvollen Stücke über die Jahrhunderte hinweg auf. Stolz werden die alten Schei­ ben den Besuchern gezeigt und sichern schon allein in ihrer Exi­ stenz das Traditionsbewusstsein der Schützenmitglieder. Motiv und Malweise passten sich dem jeweiligen Zeitgeschmack an. Nicht immer waren nachfolgen­ den Generationen mit den Inhal­ ten einzelner Tafel einverstanden, wie die Entfernung der „Kaiser­ Karl !.-Schützenscheibe" aus dem Hörbranzer Schießstand wäh­ rend der NS-Zeit beweist. Trotz all der politischen Wirrnisse und Ent­ wicklungen des 20. Jahrhunderts ( Monarchie, Ständestaat, Diktatur, Demokratie) haben die Schützen immer wieder zusammengefun­ den, vor allem auch wegen der Toleranz der Ober- und Unter­ schützenmeister.

Trifft mit seinen Entscheidungen meist ins Schwarze: Bgm. Helmut Reichart (Standaufsicht: Ing. Walter GorbachJ


Im alten Schützenhaus waren die bunten Schützenscheiben an der Holzdecke befestigt und wurden mit dem Umzug ins neue Schüt­ zenhaus ebenfalls übernommen. Insgesamt besitzt der Schützen­ verein Hörbranz 53 Schützen­ scheiben, die im Jahr 1996 foto­ grafisch festgehalten wurden. Sollte je ein Brand die Scheiben vernichten, was hoffentlich nie geschehen möge, wären die wert­ vollen Zeitdokumente zumindest bildlich erhalten. ( Eine Bildserie befindet sich im Vereinseigen­ tum. Eine zweite ist im Gemein­ dearchiv deponiert und kann dort eingesehen werden.) Die älteste, jedoch undatierte Schützenscheibe zeigt eine auf Felsen stehende Gemse, im lin­ ken Bildvordergrund befindet sich eine junge Frau, bekleidet nach antikem Vorbild - mit einem weißen Kleid, einem roten Schul­ terumhang sowie mit einer Arm­ brust (?) in der rechten Hand. Ver­ mutlich handelt es sich um Diana, die Göttin der Jagd. Im Bildhin­ tergrund erstreckt sich ein weiter See (Bodensee?), der von hohen, schneebedeckten Bergen einge­ rahmt ist. In der Feme glaubt man, ein Dampschiff zu erken­ nen. Im Vordergrund hat sich der Zeichner verewigt, indem er neben Breitaxt, Winkel und Zirkel - den Insignien des Zimmer­ manns - auch eine Palette mit Pinsel hinzufügte. Eine ausgebrei­ tete Schriftrolle ist ohne Inschrift, dagegen hat der Maler mit „Ferdi­ nand Flatz in Ziegelbach" signiert.

Auf die älteste datierte Scheibe wurde „Zu Ehren des Herrn Plazi­ dus Bentele und seiner Frau Fran­ ziska Rast" am 27. und 28. August des Jahres 1852 geschossen. 1887 wurde diese Tafel renoviert und dabei vermutlich mit einer falschen Jahreszahl versehen, die ursprünglich wohl 1854 gelautet

Hörbranz war. Er selbst bezeich­ nete sich als Müller, Säger, Holz­ händler und Landwirt. In den Jah­ ren 1867 bis 1870 und von 1874 bis 1876 war der angesehene und ver­ mögende Plazidus Bentele Bür­ germeister von Hörbranz. Eine interessante Schützenschei­ be von 1859 zeigt den Schießstand

Vater und Sohn (Lorenz und Herbert SchwärzlerJ: Wer hat das bessere Ziel? (Standaufsicht: Klaus MalyJ

haben muss, denn in diesem Jahr fand die Hochzeit statt. Im Jahr 1852 war Benteles erste Frau Kreszenz gestorben und dies war bestimmt kein Anlass für eine Festscheibe. Die Bentele-Scheibe zeigt in der Mitte ein stilisiertes Mühlrad, da Plazidus Bentele Besitzer der „Weidenmühle" in

in Berg, die anlässlich der Fah­ nenweihe von der Fahnenpatin Gräfin Belrupt gestiftet wurde. Ein Zieler in „Bajazelgewand" zeigt einen „Zentrumsschuss" an, der eine kleine Figur nach oben bewegt hat. Ein Schütze trägt einen grauen Rock und einen Hut grünschwarzen mit


Federn.Weitere Schützenschei­ ben zeigen prominente Adelige wie Kaiser Franz Josef, Kaiserin Elisabeth (,,Sissi"J und Kaiser Karl 1., aber auch den Freiheitskämp­ fer Andreas Hafer auf einer Schei­ be von 1886. Eine bemerkenswerte Schützen­ scheibe aus dem Jahr 1926 wurde von Norbert Jacques gestiftet und auch selbst gemalt. Der Dichter Norbert Jacques war Stammgast im Gasthaus Bad Diezlings, wo er auch die berühmte Roman- und Filmfigur „Dr. Mabuse" schuf. Die Scheibe zeigt im Bildmittelpunkt einen dicken Baumstamm, an . dem sich eine Schießscheibe befindet. Dahinter erstreckt sich ein dichter Laubwald, der den Blick in die Feme verhindert. Die gesamte Scheibe ist von zahllosen Blüten und Blättern in ornamen­ tartiger Anordnung umrahmt.

Bürgermeister Plazidus Bentele (1827 1898) - Müller, Säger, Holzhändler und Landwirt in Weidach - war dem Schützenwesen sehr zugetan und stiftete 1859 gemeinsam mit seiner Frau Kresenzia die erste Schützenscheibe.


ALFRED SCHUPP

Gegenwart und Ausblick Der Schützenverein Hörbranz hat gegenwärtig einen Mitglieder­ stand von 112 Schützen. Ganz besonders erfreulich ist die große Zahl von derzeit 20 Jungschützen, die mit großem Eifer sowohl im Luftgewehrstand aber auch be­ sonders gerne an ihrem Lieblings­ stand „Kleinkaliber" trainieren. Großer Beliebtheit erfreuen sich die jährlichen Schießbewerbe, wie das Schüblingschießen und das Nikolausschießen. Sehr gut besucht sind auch die alljährli­ chen Vereinsmeisterschaften im Luftgewehr- und Kleinkaliber­ schießen. 1982 fand das 1. Hörbranzer Orts­ vereine-Turnier im Luftgewehr­ schießen statt, das von 30 Mann­ schaften (120 Schützen) besucht wurde. Einen Rekord brachte das Jahr 1983, als sich zum gleichen Bewerb 48 Mannschaften mit 192 Schützen zum Wettkampf einfan­ den. Nachdem im Luftgewehr­ raum (im Keller des Kronenare­ als) infolge von Platzproblemen und anderen Widrigkeiten seit 1992 keine Großveranstaltungen mehr durchgeführt werden konn­ ten, fand heuer erstmals wieder ein Wettbewerb statt. Im April 1997 wurde das 1. Ortsvereine­ Turnier im Kleinkaliberstand durchgeführt. Groß war die Freu­ de in unserem Verein, als sich 31

Mannschaften mit 93 Schützen zu dieser Veranstaltung anmelde­ ten. Zur Preisverteilung im Saal des Gasthauses „Bad Diezlings" waren 70 Teilnehmer gekommen, unter ihnen auch Bürgermeister Helmut Reichart, der den Ehren­ schutz dieses Turniers übernom­ men hatte. Mit diesem Ortsverei­ ne-Turnier hat der neue Schieß­ stand seine Feuertaufe bestan­ den, aber auch der Schützenver­ ein meisterte diese Großaufgabe bestens. Der Schützenverein dankt daher nochmals allen, die am Zustande­ kommen der neuen Schießstätte mitgewirkt haben, ganz beson­ ders der Gemeindevertretung

Hörbranz. Als Dank und Ver­ pflichtung werden wir versuchen, die Tradition vergangener Zeiten ins nächste Jahrtausend weiter­ zutragen. Besonders wollen wir uns bemühen, der Jugend ein Vorbild zu sein und ihr eine sinn­ volle Freizeitbeschäftigung bie­ ten. Gerade in die Jungschützen setzen wir große Hoffnungen. Mit ihnen werden wir versuchen, Kampfmannschaften in den Be­ werben Luftgewehr und Kleinka­ liber heranzubilden, um wieder an Bezirks-, Landes- und Staats­ meisterschaften teilnehmen zu können und gute Ergebnisse zu erzielen. Um die Geselligkeit zu pflegen und die Kameradschaft

April 1989 - Ernennung zu Ehrenmitgliedern: (von links) Franz Fink, Leiblach; Bgm. Severin Sigg; Oskar Pirker, Brantmann; Ludwig Schuler, Oberdorf; Rudolf Loser, Unterdorf; OSM Peter Maly; Franz Jochum, Berg


zu vertiefen, haben wir vor, Aus­ flüge für alle Vereinsmitglieder zu organisieren. So möge das neue Schützenhaus den Mitgliedern des Vereines aber auch allen Interessierten in der Gemeinde ein Ort der Ruhe und der Erholung aber auch der sportlichen Betätigung und Ertüchtigung sein. Möge vor allem der Segen Gottes auf Allen ruhen, die da ein- und ausgehen!

Ehrenbürger Andreas Rupp 0893-1973) - hier in der Uniform des Fronleich­ namsschützenhauptmanns - war 40 Jahre lang Oberschützenmeister. Andreas Rupp prägte durch seinen Gemeinschaftssinn das gesellschaftliche und politi­ sche Leben in Hörbranz.


Titelbild: Fähnrich Lorenz Steiner mit Tochter Isabella und der Fahne von 1893 vor dem neuen Schützenhaus (1996)

Letzte Seite: Schützenscheibe von 1929 zur Erinnerung an die Neugründung des Vereins 1923

Schützenscheibe von „25 Schützen aus der Parzelle Berg" (1905)

Impressum: Herausgeber: Schützenverein Hörbranz Gesamtgestaltung: Willi Rupp Texte: Willi Rupp, Alfred Schupp Fotos: Gemeindearchiv Hörbranz, Fotostudio Bereiter Bregenz, Willi Rupp, Alfred Schupp Druck: J. N. Teutsch, Bregenz , 1997


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