Katalog Kollision

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SARAH SCHREIER & FLORIAN WEHKING Wohnort: Weimar

1 Sarah Schreier: 2001 – 2008, Florian Wehking: 2003 – 2010 2 Sarah Schreier: Mediengestaltung mit den Schwerpunkten Grafik-Design und Film, Florian Wehking: Visuelle Kommunikation 3 FW: Ich arbeite als selbstständiger Filmemacher und Grafik-Designer in Weimar. 4 SS: Ich habe durch mein Studium, durch interdisziplinäres Arbeiten, Um-die-Ecke-Denken und Experimentieren eine mediale Form gefunden, mit der ich mich künstlerisch am Besten ausdrücken kann. Im intensiven Beschäftigen mit dieser Form haben sich mir grundlegende Voraussetzungen zum Entwickeln und Umsetzen von Konzepten erschlossen (…).Während meiner jetzigen freischaffenden Tätigkeit bemerke ich jedoch, dass die Gemeinschaft eine enorme Bedeutung bekommt. Dieses Potential wird momentan im universitären Rahmen kaum genutzt. Im Gegenteil, allein die Fakultäten untereinander tragen gefühlt einen Konkurrenzkampf aus, der auch aus studentischer Perspektive kräftezehrend ist. FW: Meine jetzige selbstständige Tätigkeit ist für mich die logische Konsequenz meines Studiums, während dem man zum eigenen, freien Arbeiten „erzogen“ wird. Auch die Interdisziplinarität ist wichtig, um in der Berufswelt bestehen zu können. Trotzdem sind Studium und Beruf zwei Welten. Im Studium experimentiert man mehr, im Beruf geht es oft darum, effektiv zu arbeiten. 5 SS: Das Projekt ‚Eine Haarschneideaktion’ ist aus einer Spielerei entstanden, welcher ich Raum gebe zu wachsen. Mir gefällt sehr, dass der Film so langsam und durch stetes Präsentieren ganz bewusst entsteht. Ich nutze das Projekt einerseits, um mich künstlerisch weiter zu entwickeln und andererseits um Kontakte zu knüpfen, die mir helfen mich zu professionalisieren. FW: „Eine Haarschneideaktion“ ist eines der freien Projekte, die neben der „normalen“ Arbeit entstehen. Hier geht es nicht um einen kommerziellen Aspekt, sondern viel mehr darum, eigene neue künstlerische Wege zu gehen. 6 FW: Der Wechsel in die Berufswelt ist ein hartes Stück Arbeit, vor allem im Filmbereich. Der Weg dahin, mit seinen filmischen Arbeiten Geld zu verdienen und in der Branche bekannt zu werden, ist lang und steinig. Aber auch im Bereich des Grafik-Design muss erst einmal ein Kundenstamm aufgebaut werden. 7 SS: Im Studium hat man viel Freiheit und Zeit, um perfektionistisch zu arbeiten. Mein jetziges Leben ist geprägt von Zeitknappheit, Bewegung, Spannung und den staccato-artigen Momenten dazwischen, in denen ich entspanne und zugleich denke. Die Selbstständigkeit erscheint mir als Sprung. Doch der eigenen Kraft zu vertrauen fällt mir noch schwer, da ich im Studium nie so präzise und effektiv arbeiten musste. FW: Der Anspruch für alle Dinge Zeit und Muße zu haben, um das bestmögliche Ergebnis herauszuholen, kollidiert oft mit der fehlenden Zeit. Deshalb suche ich mir Projekte, in denen man solche Ambitionen weiterhin verfolgen kann, um kreativ nicht zu „verkümmern“. 8 SS: Das ungerichtete Denken und Tun empfinde ich essentiell wichtig in Vorbereitung auf und innerhalb einer Selbstständigkeit. Allerdings hätte ich mir mehr konstruktive Kritik und intensivere Betreuungszeiten gewünscht. Schade auch, dass es bei der Mediengestaltung keine Einblickprojekte gibt. Einen Teil des Studiums in kleinen, dichten, gut organisierten Projekten umzusetzen, wäre mir eine gute Übung gewesen. FW: Man wurde schon durch das freie und eigenständige Arbeiten im Studium auf eine selbstständige Tätigkeit gut vorbereitet. Jedoch wurde nicht klar genug gemacht, welche Chancen man mit seinen künstlerischen Arbeiten später tatsächlich hat. Vielleicht hatte man auch zu viel Zeit für ein Projekt und hätte auch mal mehrere straffere, kleinere Projekte parallel machen müssen (…).

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