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sozialem Ausschluss, wenn das Geld fehlt, um Freund*innen zum Essen einladen oder ein Restaurant besuchen zu können. Haushalte, die mit wenig Geld auskommen müssen, schreibt die Heinrich-Böll-Stiftung 2021 in einer Analyse, kauften häufig weniger oder qualitativ schlechtere Lebensmittel ein. Gemäss Studien ist die Vielfalt von Lebensmitteln in armen Haushalten deutlich geringer, und günstige, sättigende Lebensmittel würden gegenüber Gemüse und Früchten bevorzugt.

Kelsang, nun mit einem Apfel in den Händen – «Seine vierte Frucht heute!», sagt Sonam –, bekommt neuerdings von einer Freundin der Familie Früchte geschenkt. «Wenn ich die Früchte selbst kaufen müsste, hätte ich nichts mehr übrig für Unvorhergesehenes», sagt Tashi. «Heute, am 20., liegen noch 70 Franken auf Sonams Konto, das muss bis zum 25. reichen.»

Tashi ist eine von 31 400 Menschen, die bei 149 Abgabestellen und 3700 Freiwilligen von Tischlein deck dich gratis Lebensmittel abholen. Diese bezieht Tischlein deck dich von rund 1000 Produktspender*innen aus Landwirtschaft, Industrie, Gross- und Detailhandel. Und darauf sind immer mehr Menschen angewiesen. 2022 verteilte der 1999 gegründete, rein spendenfinanzierte Verein fast 16 Prozent mehr Lebensmittel als 2021. Auch die 22 Caritas-Märkte – wo Menschen, die am oder unter dem Existenzminimum leben, Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen oder eine Schuldensanierung machen, Lebensmittel vergünstigt kaufen können – spürten 2022 eine höhere Nachfrage, vor allem von Geflüchteten, Working Poor und älteren Menschen, der Umsatz stieg schweizweit um 22 Prozent. Und für die 2001 gegründete Schweizer Tafel war 2022 ein weiteres Rekordjahr. Seit der Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und nun mit der Inflation ist die Nachfrage konstant 20 Prozent höher. Im vergangenen Jahr verteilte die Tafel 23 Prozent mehr Lebensmittel als 2021 an Gassenküchen, Notunterkünfte, Frauenhäuser, Obdachloseninstitutionen oder an Lebensmittelabgabestellen.