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Das Wesentliche

Lotti hat wenig Geld. Mein Kollege Klaus Petrus traf die ältere Dame vor langer Zeit und schrieb ihre Geschichte für uns auf. In dieser ging es um das Leben als arme ältere Frau in unserer Gesellschaft. Was macht der Geldmangel mit ihr, was mit ihrem Sozialleben? Einige Jahre später traf er sie wieder. Und erzählt nun noch den zweiten Teil ihrer Geschichte, nämlich den über Lotti. Was sie so macht, und was sie mag. Weil sie mehr ist als nur arm. Oft erzählen Journalist*innen persönliche Geschichten so, als wären sie massgeblich durch einen zentralen Faktor bestimmt, in Lottis Fall die knappen Finanzen.

Dabei lassen sie manchmal aussen vor, dass eine Person möglicherweise auch gern schwimmt, Kinder zur Welt gebracht hat, welche Berufsausbildung sie hat und ob sie gern Velo fährt. Lotti zum Beispiel mag Kartoffelsalat. Für einen aussagekräftigen Artikel spielen nicht immer alle Facetten einer Person eine Rolle. Sehr wohl aber für deren Identität. So ist es für Lotti, und so sind auch die Protagonist*innen der Recherche von Lea Stuber über die Lebensmittelversor- gung von Armutsbetroffenen mehr als nur knapp bei Kasse – auch wenn wir uns auch diesmal auf diesen Aspekt ihres Lebens beschränkt haben, um eine klare Aussage zu treffen. Wer wenig Geld hat, kann sich nur selten aussuchen, was er oder sie isst – und ist oft sogar auf andere angewiesen, um satt zu werden.

Unsere Titelgeschichte fokussiert nicht auf einen besonderen Sachverhalt und wie dieser sich auf das Dasein einzelner Personen auswirkt. Im Gegenteil: Hier geht es um eine einzelne Person und die Vielfalt der Faktoren, die aus einem behüteten, verträumten Kind eine obdachlose junge Frau haben werden lassen. Und die Schwester, die Autorin, die diese Entwicklung begleitet und trotzdem hilflos zuschauen muss. Doch auch hier ist nicht alles auserzählt. Wer weiss, ob sich wie bei Lotti irgendwann ein zweiter Teil anschliesst.

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Ellas Tod soll Leben retten

Die neunjährige Britin Ella Adoo-KissiDebrah starb im Februar 2013 an einem schweren Asthma-Anfall. Als Ursache im Untersuchungsbericht wurde erstmals offiziell die Luftverschmutzung an ihrem Wohnort in Lewisham, South London, angegeben. Nun kämpft ihre Mutter Rosamund Adoo-Kissi-Debrah zusammen mit Abgeordneten der Green Party für eine bessere Gesetzgebung: Die Clean Air Bill, bekannt als Ella’s Law, hat bereits das House of Lords passiert und wird derzeit im Parlament debattiert. Das Gesetz fordert unter anderem wirksamere Massnahmen gegen Luftverschmutzung in den nächsten fünf Jahren sowie regelmässige Kontrollmessungen.

Studie zeigt Übergriffe

Hohe Todeszahlen

36,6 % 29 der Frauen mit einer Behinderung in Österreich gaben an, Opfer von sexualisierter Gewalt geworden zu sein. Die Übergriffe finden im Elternhaus, in der Schule, in Institutionen oder im öffentlichen Raum statt. Menschen mit Behinderung sind deutlich öfter von Gewalt betroffen als Menschen ohne. Dies sagt die Studie «Erfahrungen und Prävention von Gewalt an Menschen mit Behinderungen», die letztes Jahr veröffentlicht wurde.

Mindestens 29 wohnungslose Menschen starben letztes Jahr in Dortmund. Die Zahlen dürften höher liegen, da die Stadt nur die offiziell als wohnungslos gemeldeten Menschen erfasst. Eine Ursache ist die schlechte Gesundheitsversorgung von Wohnunglosen, aber auch Lücken im System. Unter den Verstorbenen waren 12 Personen nicht­deutsche Staatsangehörige aber EU­Bürger, was sie von kommunalen Hilfen und oft auch Notunterkünften ausgeschlossen hatte.

Mieten steigen

4 %

Laut dem Immobilienportal Immowelt sind die Angebotsmieten in Freiburg im Breisgau im 2022 um 4 Prozent gestiegen. Die Aussage bezieht sich auf die im Portal zur Neuvermietung ausgeschriebenen Wohnungen ohne Neubau mit einer Grösse von 40 bis 120 Quadratmetern. Der Durchschnittpreis beträgt 12,60 Euro/m2. In München lag die Angebotsmiete bei Immowelt bei 18,70 Euro, in Berlin bei 10,90 Euro.