Spitze! 2025

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DasJahresmagazin derSukkulenten-Sammlung Zürich 2025

Spitze!

DieAloe desPharaos S.2

Schmierläuse–ungebetene Gäste S.18

Fressenund gefressenwerden S.27

Oben:Links dasOriginalder fraglichen Stelesteht im Louvre in Paris. Es zeigtRamsesII alsKind–und ohne Aloe! Quelle:Rama/Wikimedia Commons, CC BY-SA2.0.

Rechts dieInternet-Variantemit Aloe. Quelle:deutsches-aloe-verazentrum.de.

Unten: Links Aloe vera ausdem berühmten Dioscorides-Manuskript von512 in Wien. Quelle:Wikimedia Commons.

Rechts eine blühende Pflanzeinder Sukkuklenten-Sammlung.

Tausendfachist im Internet zu lesen, dass Aloe vera bereitsbei denalten Ägyptern eine wichtige Heilpflanzegewesensei.Abereslohnt sich,genauer hinzuschauen.

AlsBeweisfür dieVerwendungvon Aloe im altenÄgypten findet sich aufunzähligen Webseitenein Bild einerStele, dieden 1303 vorChristusgeborenen Pharao Ramses II als Kind zeigt, flankiertvon zwei blühendenAloe-Pflanzen. Wasbraucht es mehr alsBeweis, wenn Aloe sogar neben einemmächtigen Pharao abgebildetwird?

Aber:Die Geschichteist einMärchen!Der amerikanische KunsthistorikerAndrewGriebeler sowiedie Reddit-Wiki Cowofgold_Essays habenbeide dasBildals krude

DieAloe desPharaos

Fälschungentlarvt: DieSteleistinechtimLouvreinParis ausgestellt, aber vonAloefindetsichdaraufkeine Spur. Erst Photoshophat diePflanze dorthingebracht. Fürdie Aloe-Zeichnung hatsichder Fälscher möglicherweise beim ältesten überliefertenBildaus demJahr512 im «WienerDioskorides»-Manuskript bedientund dann einfach noch einenBlütenstand dazu kopiert.

Inhalt

DieAloedes Pharaos S.2

GrüneLiebe S.4

Wirüberuns S.6

Nachtaktive, Verspätete,Wissbegierige S.8

Hoch hinaus im Grosspflanzenhaus S. 10

Sukki aktuell S. 13

Sorgfalttrifft Ästhetik S. 14

Agenda und Angebote S. 16

Schmierläuse –ungebeteneGäste S. 18

100Jahre jung S. 20

Unser Förderverein S. 21

DerFördervereinfür Kinder S. 22

Wo unser Wissen herkommt S. 23

Wissenschaft verblüfft! S. 26

Gehirnfutter ausder Sukki-Küche S. 29

DieWeltder Publikationen S. 30

Titelbild: Unzählbarviele Staubblättersindcharakteristischfür Kakteenblüten,und Ferocactus wislizeni istdafür eingutes Beispiel.Die Artist in densüdlichen USAund demangrenzendenMexikoweitverbreitet. DiePflanzen werden bis3mhochund 80 cm im Durchmesser.

Impressum: Spitze!©Sukkulenten-SammlungZürich, Grün StadtZürich, Februar2025. |Redaktion:Gabriela S. Wyss undUrs Eggli. |Titelfoto:EmmanuelWyss.| Fotos: S. 3, 5, 6/7oben, 14,18, 21,22, 23,24unten,25 unten: Angelika Wey-Bomhard. |S.8/Nr. 7: Archiv Gärten vonTrauttmansdorff.| Alle übrigenBilder, sofern nicht namentlich gekennzeichnet:Archivder SukkulentenSammlung Zürich.NutzungsrechteFotomaterial: CC BY-SA4.0 (ausgenommenBildmaterialmit separater Quellenangabe).| Gestaltung:AngelikaWey-Bomhard, Zürich.|Druck undLithos: Merkur DruckAG, Langenthal. Klimaneutral gedruckt aufRefuturaGSFSC,120 g/m2 (Recyclingpapier aus100%Altpapier). |Auflage:2500Ex. |Spitze! erscheint1xjährlich. Abdruckmit Quellenangabe (Spitze! 2025,Jahresmagazin derSukkulenten-Sammlung Zürich)und Belegexemplarerwünscht.| Dienächste Spitze!erscheint im 1. Quartal2026. DasMagazin kann unterJahresmagazin Spitze!von derWebseitestadtzuerich.ch/sukkulentensammlungheruntergeladenwerden. |facebook.com/sukkulentensammlung|instagram. com/sukkulentensammlungzurich| ISSN 22968385.

Spitze!ist auchimInternet: stadt-zuerich.ch/ sukkulentensammlung

Einfrisches Gewand

Voreinigen Jahren hat dieStadt Zürich ihren visuellenAuftrittgeschärft.Als Absenderin vonvielfältigenInformationen undDienstleistungensowie alsBetreiberin derSukkulenten-Sammlung Zürich istsie damit klar erkennbar.Das prägnantestädtische Erscheinungsbild hatmit dieser Ausgabeauchunsere Spitze!erreicht. Deutlich sichtbar sind die AnpassungenbeidenSchriften undFarben. Inhaltlich hatsichnichtsGrundsätzliches geändert. Aufgrundder vielen hauseigenenPublikationen im Jahr 2024 habenwir jedoch eineeigenständigeSeite realisiert.Sogeben wirnicht nurneuem Wissen von Dritten, sondernauchden eigenenArbeitenetwas mehr Platz.

Unsere Webseite istebenfalls neu: stadt-zuerich.ch/ sukkulentensammlung.Wir präsentieren unsdamit kompakterund orientierenuns stärkeranden Bedürfnissen derNutzenden.Nun auch in Englisch–alsInstitution mitinternationaler Ausstrahlung ging damitein lang ersehnterWunschinErfüllung! Es lohntsich, öftereinen Blickauf unsere Webseite zu werfen,dennauchhierwollenwir unsere Pflanzenwelt «blühen» lassen undIhnen spannende Fachinfosbieten.

EinweitererMeilenstein fürdie Zukunftder Sukkulenten-Sammlung wardie Verabschiedung des behördenverbindlichenMasterplans «Gebiet Sukkulenten-Sammlung» im Juni 2024 durchden Stadtrat (S.13).Die Reisezum Neubau im Sukkulentenpark geht weiter.

DieSpitze!2025 zeigteineVielfaltunseres Sukkulentenkosmos auf: vonder berührendenBegegnung mitder 82-jährigenehemaligenGärtnerin Verena Angermann(S. 4–5) über schwindelerregende Einblickeins Grosspflanzenhaus(S. 10–12) biszur Vorstellungvon Publikationen, dieden Wissenshunger stillen(S. 26–31).

Ichhoffe,Ihnen gefälltunser neuerAuftritt– gedruckt wieonline– undwünsche Ihneneineanregende Lektüre.

Grüne Liebe

Ihre Fotosaus denGewächshäusernder Sukkulenten-Sammlung sind Trouvaillen. UndVerenaAngermann istselbstabgebildet –als Gärtnerin. Sieerinnertsich an vergangene Tage underzählt aus einembewegtenLeben alsPflanzenliebhaberin.

«MeinLieblingsortist dasSüdamerikahaus. Daskenne ichambesten, weil ichhierhauptsächlich gearbeitet habe.» Verena Angermannstrahlt beidiesen Worten.Wir sitzen im Grosspflanzenhausund sieerzählt vonihrer Zeit alsGärtnerinin derSukkulenten-Sammlungvon 1964 bis 1966.Ich staune.ImJahrihres Arbeitsbeginns wurdedas Südamerikahaus am Standort desGründungshausesder Sukkulenten-SammlungimgleichenUmfangkomplett neugebaut. «Mir wurdezudem derSchaubereichAfrika anvertraut.Meine Lieblingspflanze istdeshalb die Aloe vera.Sieisteinevielseitigeinsetzbare Heilpflanze.» Angermannbetontaberauch, «ich liebealleSukkulenten!» Siebegegnete damalsdemersten Leiter derSukkulentenSammlung,HansKrainz. DasBewerbungsgesprächfand im «Labor»statt –nochheute einArbeitsraum mitBüroarbeitsplätzen.Dortwar Krainz häufig fürseine Arbeiten zurKakteensystematik anzutreffen.

Vonder DDR bisanden Zürichsee

Verena Angermann hateinebewegte Vergangenheit,lernte früh anzupacken undihr Lebenselbstindie Hand zu nehmen.Pflanzenbegeistertensie schonimmer,insbesondereSukkulenten:«Siesindfür mich etwasBesonderes. IhrWuchs unddie oftmalsknalligenBlütensind einfacheinmalig. Es istaucheinmalig, dass wirhierin Zürich eine solchschöneSukkulenten-Sammlunghaben unddafür nichtinandereLänderfliegen müssen.»

Währendihrer Ausbildung zurGärtnerin,mit 17 Jahren, flüchteteihreMuttermit ihrund demBruderaus derDDR nach Westberlin –ein tiefer Einschnitt im Lebenvon Verena Angermann.Sie verliess nebenihren Freunden auch ihre geliebten Grosselternund derenGärtnerei,wo

LinkeSeite oben:Auszugaus einer Zeitschrift, wohl 1963,mit Bericht zurSukkulenten-Sammlung und einemFotovom Afrikahaus mit Verena Angermann beim Giessen. Linkeund rechte Seite, jeweils unten: DerLieblingsortvon Verena AngermannimSüdamerikahaus, früher undnoch heute. Bilder schwarzweiss:Privatbesitz Verena Angermann.

Verena Angermann, 82 Jahre, ehemaligeGärtnerin der Sukkulenten-Sammlung Zürich

sieschon als6-Jährige mithalfund inspiriertwurde.Bereits da warklar, dass sie Gärtnerinwerdenwollte.

Nach Abschlussihrer Lehreineiner grossenGärtnerei in Dortmund im Jahr 1962 fand sieeineerste Arbeitsstellein denHerrenhäuser Gärten in Hannover. Doch dieSchweiz warihr grossesZiel. Mit derVolljährigkeit, damals 21 Jahre, brach siezusprichwörtlichneuen Ufernauf –und fand dieseamZürichsee.

DasTeamder Sukkulenten-Sammlung bestanddamalsaus drei Gärtnern,dem Leiter undVerenaAngermann.Hintergrundbereichefehlten fast ganz,der heutige Steingartenwar eine Wiese. AlsTeildes heutigen Frühbeetkasten-Arealsgab es eine Anlage mitwinterhartenSukkulenten. WeitereSchaubereiche warendas heutige Epiphyten- undHolzsukkulentenhaus.

Auch dieLiebe blühte auf Verena Angermann brachtebei ihrerArbeit aber nichtnur Pflanzen zumBlühen: Sie begegnetedortauchihrem zukünftigen Ehemann, derebenfalls alsGärtner arbeitete.Hochschwanger verliess siedie Sukkulenten-Sammlung, ihrMannfolgteihr einige Monate später,imJahr1967, und wechselteineinen Gartenbaubetrieb. SeitherbesuchteVerenaAngermann ihre frühere Arbeitsstätteimmer wieder,anfangs oftmit ihrerTochter im Kinderwagen. Heutefreut siesich, dass dieGärtner*innenihr Bestes fürden Erhalt desSammlungsbestandes gebenund seltene Arten pflegen, dienicht häufig in Gärten anzutreffensind. «Für mich fehltnichts. Allesist so schöngepflegt. Wo gibt es heutenoch so etwas?»

•Aufgezeichnet vonGabrielaS.Wyss

Sukki-Team

DasTeamfotoentstandam9.Januar 2025 vordem Nordamerikahaus, mittenimAreal derFrühbeetkästen. Die Hoffnung besteht, dass dieseaus SichtGesundheitsschutzund Pflanzengesundheit nichtmehrzeitgemässe Anlage durchein temporäres Thermofolienhaus,wie schonheute im Arealvorhanden,ersetzt wird. V.l.n.r.:GabrielaS.Wyss(Leiterin,seit 2010), UrsEggli (Wissenschaftlicher Mitarbeiter,drittfinanziert,seit1986), Balz Schneider(Gärtnerische Leitung, seit 2012), Miriam Koch (Sukkulentengärtnerin, seit2023),Christina Rüeger (Sukkulentengärtnerin, seit 1994), Alisha Dutt Islam(Wissenschaftliche Assistentin, seit2023),CyrillHunkeler (Sukkulentengärtner, seit 2003), Emmanuel Wyss (Wissenschaftlicher Assistent, drittfinanziert, seit 2022), Euphemia Müller (Sachbearbeiterin, seit 2024), Johann Kammerhofer (Sukkulentengärtner, seit 2005), Silvan Kost (Sukkulentengärtner, seit 2020)und TobiasJörg(Sukkulentengärtner, seit2012).Felix Merklinger fehltauf demFoto(Kuratorund Wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit2020). Wirarbeitenmit 1045 Stellenprozenten. Davonwerden75Stellenprozente durchdas Erbe Peisldes Fördervereins(sieheauchBeitrag S. 21) drittfinanziert(Stand Januar 2025).

Goodbye

FelixMerklinger,Wissenschaftlicher Mitarbeiterseit1.September 2020 undKurator seit 1. März 2024 in einemPensumvon 100%,hat die Sukkulenten-Sammlungper Ende Januar 2025 verlassen. Derausgebildete Gärtnerund promovierteSukkulentenbotanikerhat unsindieser Zeit einigeHighlightsgeschenkt: seine kompetentenund lebendigen FührungenzuPhänomenenrundum sukkulente Pflanzen alsBeiträgefür unserewinterliche Matineenreihe, die

Wirübe

LangeNacht derZürcher Museen, Nachtaktiv undviele weitereGefässe; seineAusführungenzum spannungsgeladenen Diskursüberbotanische Sammlungen undKolonialismus, auch dank seinerMitautorenschaft am Positionspapier«Botanische

Gärten,Pflanzensammlungenund Kolonialismus» desVerbandsder BotanischenGärtene.V., Deutschland.

Seingrosses Engagementzur Weiterentwicklungdes Lebendbestandes zeigte ereinerseits mittelsStärkung derinternenQualitätssicherungbei derSamengewinnungfür dieeigene Vermehrung und fürden internationalenSamentausch durchartenreine Bestäubung miteinem neuenProtokoll zurUmsetzung durchdie Gärtner*innenund andererseits durch seineaktiveBewirtschaftung von bestehendenKontakten in botanische Gärten undvon potentiellen Kooperationenfür denWissens-und Pflanzenaustausch.

ErsteErfahrungen mitder Erarbeitung derGrundlagenfür dieRealisierung einerAusstellung machte er mit demlaufenden Fokus«Sammeln–Wissen –Handeln.Sukkulentenvielfalt am Zürichsee». In derZusammenarbeitmit demGärtnerteamkonnteerseine gärtnerischenWurzeln einbringen undim motivierendenAustausch feedbackorientiert denZustand derPflanzen besprechen.Seine Erfahrungenaus Besuchender Naturstandorte sukkulenter Pflanzen im Rahmenseiner Dissertation in Chileoderanderweitig warenfür dasGärtnerteam hochwillkommen,umdie Kulturbedürfnisse unddie Substratwahl besser einzuschätzen.

Es ziehtihn zurück nach Deutschland,woersichabFebruar 2025 der ForschungundLehreander TechnischenUniversität Dresdenwidmen wird.Damit verbundenist dieFreiheit, verschiedene Projekte im Auslandzu begleiten.

Zivildienst

30 Jahre: ChristinaRüeger,1.7.1994

15 Jahre: Gabriela S. Wyss,1.1.2010

Joshua Blattner, einausgebildeter Landschaftsgärtnerauf dem Sprung zurgymnasialen Maturität fürein späteres Studiumaneiner Hochschule,absolvierte zwischen Januar undJuliseinenlangenZivildiensteinsatz. Nebenden üblichen gärtnerischenUnterstützungsarbeiten, wieReinigungs- und InstandhaltungsarbeitenimPublikumsbereich oder derMithilfebei Rodungen und Neupflanzungen vonStauden und Saisonflor im Aussenbereich, unterstützteeruns in denkaltenMonaten engagiertbei unseren Digitalisierungsbemühungen vonwissenschaftlichen Dokumenten.

Tagungen

Kustodentreffen, VerbandBotanischerGärtene.V., Jena,vom 15.bis 16.März2024, durchFelix Merklinger.

Sukkulentengärtnertagung, Verband BotanischerGärtene.V., Überlingen undInsel Mainau,vom5. bis 7. September2024, durch(Foto unten v.l.n.r.)MiriamKoch, Christina Rüeger,Cyrill Hunkelerund Johann Kammerhofer.

26.Januar

Beidiesem Anblickverschlug es sogardem SRF-Aushängeschild Mona Vetschdie Sprache: Carlotta Henggeler vonblueNewsentführte siezum Jubiläumsinterview zur 50.Ausgabe von«Mona mittendrin»auf SRF1indie Sukkulenten-Sammlung. Aufgrund ihrer«natürlichen Kratzbürstigkeit», wiesie im Interviewmit ihremstrahlendenLachensagte,freundete sich diebeliebteTV-Moderatorinschnell mitunseren Kakteenan.

Ý ZumNachsehen:blueNewsentführtMonaVetsch: «Das berührtmichextrem» |Bild: ©blueNews.

18.April

Wiefindenjunge Menschen denWeg insMuseum? Das Zurich-Basel PlantScience Center hatmit seinemAngebot«Nachtaktiv»den Dreh gefunden undwir machen gernemit.Mit demThema «Plant World» informierten jungeWissenschaftler*innen undStart-ups übereine Spezialdrohnezum Sammelnvon Umweltdatenoderüber dasPotenzial vonSatellitenbildern.Unser KuratorFelix Merklinger führte dieüber100 Besucher*innen durchdie beleuchteten Gewächshäuser und eine DJanesorgtefür gute Stimmung.

14.Mai

Einprofessionelles Fotoshooting brauchtZeit. Dashaben am VormittagdiesessonnigenTages auch Gärtnerin Miriam Koch undihr TeamkollegeTobiasJörgerlebt. Nach demPosiereninden Gewächshäusernund im Zusammenspielmit dengärtnerischen Tätigkeitenist das Foto entstanden.Eswirdseither fürden Rekrutierungsprozessbei Grün StadtZürichverwendet. Sympathisch, oder?

27.Mai

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DasSubtropenhaus,unsereAussenstationfür madagassische Sukkulenteninder Stadtgärtnerei,öffnete sich für dieganze Belegschaftvon Grün StadtZürich. Angelegt alsMarktlandschaft präsentiertensichdie verschiedenen Themenbereiche.Unser zuständige GärtnerSilvanKost stelltemit Unterstützungdes wissenschaftlichen Assistenten Emmanuel Wyss dieArbeitsweiseeiner botanischenSammlungvor.

Nachtaktive, Verspätete, Wissbegierige

10.Juli

Unsere «Königinnender Nacht» präsen tensichimBlitzlichtgewittergrandios, aber so spät wienoch nieimJahresv lauf.Mehrals 200Personenreisten zur nächtlichenStundeanund genossen dengleichzeitigen Blühreigen derbeidenPflanzenimNordamerikahaus. Ý ZumNachsehen:www.telezueri.ch/ zuerinews/sukkulenten- sammlungoeffnet- laenger-fuer-koenigin-dernacht-158077342.

29.August

Zum30-jährigen Arbeitsjubiläumder SukkulentengärtnerinChristina Rüeger besuchte dasSukki-Teamden SchaugartenLabhart mitseinenspektakulären Staudenmischpflanzungen.Das Privatgewächshausmit den wunderbargealtertenKakteen undSukkulenten liess unsereHerzenhöherschlagen.VielGesprächsstoffgab es auch währendder Führungdurch dasVerkaufsgewächshausbei KakteenGautschi, beideinSchafisheim. Nochmals herzlichen Dank an Daniel Labhartund Regula Kieser-Gautschi fürden herzlichen Empfang! Ý blumenmeile.chund kakteen.ch.

7. September

Botanikrundum lebendeund konservierte Pflanzen –solautete unser Mottofür die850 Besucher*innen an derLangenNacht der ZürcherMuseen. Wirverschenktenkonservierte Kakteensternefür denHeimweg (Stammquerschnitte), lüfteten dasGeheimnisder MeisterderMaskeradeinKurzführungen,luden zumBlaudruckverfahrenfür dieGestaltungeines Buchzeichens und liessen dasChuchchepatiOrchestra im Grosspflanzenhausihren famosenKlangteppichausrollen –ergänzt mitkulinarischenSpezialitäten ausElSalvador.

Das Jahr2024 in Zahlen

11.Oktober

Dieschönen Gartenanlagenvon Schloss Trauttmansdorffzeigten im Hauptgebäude mit«SUCCU… WAS?»eineAusstellung über dievielfältige Welt derSukkulenten. UnsereFachpersonenstanden beider Vorbereitung mitRat undFotomaterialzur Seite.Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter UrsEggli besuchte diesehrinteressante undlehrreicheAusstellung zusammen mit derverantwortlichen KuratorinDr. Karin Kompatscher. 6 4 7 6 7

Rund 64600 Besuchende. Bestes Ergebnis je! An 22 öffentlichen Führungen haben 204 Personen teilgenommen, undan 30 kostenpflichtigen Führungenbegrüsstenwir 448 Personen.Zusätzlichfanden 21 Angebote derNaturschulen für Schulklassender Mittelstufeder StadtZürichmit rund 462 Kindern statt. Zudemverkauftenwir 424 Broschüren fürdenKinderErlebnisrundgang. Im Rahmen desPflanzenverkaufsgingen 2338 Pflanzen und 2082 PortionenSamen auseigener Vermehrung über denTisch.Inder Präsenzbibliothek standen 417 Zeitschriftenserienund 4993 Bücher.Dazukommen 10912 Separatdrucke–2335 in Papierform, 8577 alspdf-Dateien. DieBibliothekkann übrigens durch Interessiertenach Anmeldungbenutztwerden. AufFacebook erreichten wir 3263 Follower*innenund 4128 aufInstagram.

Baumpfleger erledigendie gefährliche Schnittarbeitin Firsthöhedes Grosspflanzenhauses, grossartige Ausblicke aufden Zürichseeinklusive.

2023 wardas neuerstellte Thermofolienhaus dasJahreshighlight im gärtnerischenBereich (siehe Spitze!2024). Dank ihmkonnten wirdie Kulturbedingungenfür viele Pflanzen optimieren.ImJahr2024fandnun einaussergewöhnlicher EinsatzimGrosspflanzenhaus statt. Die Mehrzahl derSchauhäusersind sichtlichbescheidenin ihrerräumlichenAusdehnung. DasGrosspflanzenhaus wird seinemNamengerecht.Bereits 1948 erbaut,ist es unserältestes, heutenochinder Originalstruktur stehendesGewächshaus undbeeindruckt miteiner Firsthöhe vonknapp 9Metern. Dasunter Denkmalschutzstehende Haus bietet denPflanzenüberviele Jahredie Möglichkeit zurfreienEntfaltung. Entsprechendschätzenauchunsere Besuchendendie imposantePräsentation. Seit jeher pflanzen wirbesondersgrosswüchsigeKakteen und andere SukkulentenindiesesSchauhaus.

Hoch hinaus im Grosspflanzenhaus

DiespektakuläreRückschnittaktion im Grosspflanzenhaus liessdas Gärtner*innen-Team staunen. In schwindelerregenderHöhevollbrachtenBaumkletterer wahreKunststücke,umunsereimposantenPflanzenzupflegen.Ein Blickfür einmal richtighochhinaus.

Wüchsigbis zumFirst NiemandentgehtbeimBesuchdes Grosspflanzenhauses demzentral gepflanztenFelsenkaktus, Cereushildmannianus ‘Monstrosus’, mitseinemgigantischenWuchs.Diese Pflanzewirdmit ihrengeschätzten 100JahrenzuRecht alseineunserer ältesten noch lebenden Sammlungspflanzen geführt. Es wird vermutet,dassdie Pflanzeaus demursprünglichenSammlungsbestanddes Ehepaars Jakob(1870–1932) undLina(1873–1953) Gasser stammt undsoEingang in unsere Sammlung fand.Trotz des hohenAlterszeigt sich der Cereus noch immeräusserst gesundundwüchsig.Ihren reichenBlütenflorträgt die Pflanzeinschwindelerregender Höhe.Die 25–30cmlangenBlütenöffnensichinder Nachtund werden deshalb meistübersehen.

Eine zweite,benachbarte undnicht minder vitale Sukkulenteist diemadagassischeimmergrüneWolfsmilch Euphorbiapachysantha.Auchsie istinzwischenbis zum Firsthochgewachsen unddrohtemit ihremLeittrieb die Gewächshausscheibe bald zu durchstossen.Und so habenwir seit einpaarJahrenden Tagerwartet, an dem beidePflanzenund gleichzeitignochweitere Exemplare in aufwändiger Arbeit eingekürzt werden müssen.Am 9. April, um 7Uhr morgens, waresdannsoweit.

Absturzgefahrbannen

Aufgrund dergesetzlichenVorschriftenist Gärtner*innen dasHochkletterninden Firstbereich desGrosspflanzenhauses ausSicherheitsgründenohneSpezialausbildung nichtmehrerlaubt.Zugross wäre dieAbsturzgefahr. Baumpfleger warenalsogefordert.Mit ergänzender Zulassungals Industriekletterer beherrscht dieseBerufsgattungdas Arbeiten am hängendenSeilanOrten,andenenkeinsichererStand mehr unterden Füssengegeben

Rechts:Der Rückschnittinluftiger Höheerfordert Schwindelfreiheit undvielFingerspitzengefühl.

Unten: Abgeschnittene Triebe des Felsenkaktus, Cereushildmannianus ‘Monstrosus’,eineder ältesten Pflanzen im Lebendbestand.

istund kein Gerüst oder Sicherheitsnetz angebracht werden kann.

Zu Beginn derArbeitenwar auch unsereM hilfegefragt.Mit vereintenKräften führtenw langeAuszugsleiter in denFirst desSchauhauses undstelltensie am massiven Stahlträgeran. Behände stiegdergeübte Kletterspezialistempor,sichertedie Leiterund montiertedenersten Anschlagpunkt.Einige weiterefolgten undbildetendie Basisfür dasErklettern undAbseilenanverschiedenen Standorten.

Artistikin schwindelerregender Höhe

de dieKrone derbaumförmigen Wolfsmilch gekapptund wieder in rm gebracht.Derweil machte nanderer Baumpfleger mitder Handsäge bereitsanden Rückschnittdes Felsenkaktus.Bei diesem warunser fachlich geschultes Augegefragt. VomBoden auskoordinierten wir dieVerkleinerung derKakteenkroneunter Berücksichtigung derOptik undder Statik.Sorgfältigwurdendie zu kürzendenKakteenäste angebunden undnach dem Schnittsanft zu Bodengelassen. Eine dritte Fachperson nahm diesezur Entsorgung entgegen.

Dann ging es schnell: Zwei Baumklettererhobensich ausgerüstetmit Klettergurten, Seilrollen,Karabinernund Sicherungsgerätindie Lüfte. DieBetrachtenden wähnten sich im Zirkus.Sie staunten beim atemberaubendenAnblickdieser geschickten Fachpersonen,die sich mühelos durchdie Baumkronen bewegten undpräzise diegewünschte Position einnahmen.Mit sicherem Schnittwur-

Füreinmalerledigte nichtdas Gärtner*innen-Team die Hauptarbeit, sondernkonntezudienenund vonder eindrücklichenArbeitsweisedieser Baumpflegeartisten viel lernen.Ein wahrhaft einmaliges Ereignis –auchfür unsere langjährig beschäftigtenGärtner*innen.

• Balz Schneider

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Stenocereuseruca ist Kaktus desJahres2025

In derMagdalena-Ebene im Südender mexikanischen Halbinsel Baja California beheimatet,zeigt dieseKakteenartein einzigartigesWuchsverhalten: Dieniederliegenden Triebe ähneln riesigen Raupen,die über denSandboden kriechen.Nicht umsonstbedeutetder lateinischeName eruca «Raupe». Früher besiedelte derKaktusriesige Flächen. Aber durchBauprojekte fürdie Fischindustrie und Landwirtschaft wird sein Lebensraumimmer kleiner. DiePflanze wächst beiuns im Mittelbeet undinder Seitenvitrinedes Nordamerikahauses. Ý dkg.eu, Ý cactusaustria.at, Ý kakteen.org.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Es hat, solangeeshat!DiesesMotto gilt fürunseren Pflanzenverkaufim Foyer. Alle Pflanzen und Samen, diewir verkaufen, stammenaus eigener Vermehrung unseres dokumentierten Lebendbestands. Daher sind sienicht in unbegrenzter Mengeverfügbar,besonders im Winter istdas Angeboteingeschränkt oder ganz ausgesetzt.Wir bitten um Verständnis. AlswissenschaftlicheSpezialsammlung konzentrierenwir unsauf die Erhaltungund Vermittlungdes Pflanzenbestandes, nicht aufdie Massenproduktion.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Die BOTANICA 2025 zumThema Nahrungspflanzen findet vom14. Juni bis 13.Juliin26botanischen Gärten und Pflanzensammlungenschweizweitstatt.

AlsTeilder 2023 lancierten Initiative «Pflanzender Zukunft» stellendie Gärten ausgewählteNahrungspflanzenvor,die sich alszukünftigeAlternativenzur Fleischproduktionanbieten. Pflanzliche Lebensmittel tragen deutlich weniger zumKlimawandel beials tierische. So istesbelegt, dass rund 15%der globalenTreibhausgase und90% derAbholzung in tropischenRegenwäldernauf dieFleischproduktion zurückzuführensind.

Sukki aktuell

DieneuePostkartenserie zum Verkaufim Foyerstammt vonAlishaDutt Islam Ý alishaduttislam.com.

Ab MitteMai liegtbei unskostenlos einBegleitführer aus. Darinwerden26verschiedenePflanzenarten vorgestellt, diezukünftig in Gärten oder in derLandwirtschaftangebaut werden können oder sonstvon sich zu reden machen.Ergänzend dazu findet im Juni beiuns einAnlass über dieBedeutungderDrachenfrucht, Hylocereusundatus,ein sukkulenterKaktus, statt. Ý botanica-suisse.org, Ý hortusbotanicushelveticus.ch.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ DieStadt Zürich hateinen inhaltlich undvisuellüberarbeitetenneuenWebauftritt.Die Inhaltesindkompakt und verständlich aufbereitet, leicht auffindbar undnoch barrierefreierzugänglich. So auch derneue Webauftritt derSukkulenten-Sammlung inklusiveneuer Webadresse.Schauen Sievorbeiauf Ý stadt-zuerich.ch/ sukkulentensammlung.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ DerFördervereinder Sukkulenten-SammlungZürichhat einneues Setvon Postkarten fürden Verkaufim Foyerfinanziert. Diedetailgetreuen Illustrationen mit wissenschaftlichem Anspruch unddie Postkarteaus dem Grosspflanzenhaus wurdendurch unserewissenschaftlicheAssistentin undKünstlerinAlishaDuttIslam realisiert bzw. aufgenommen.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Diekünftige Entwicklungder SukkulentenSammlung Zürich und desGebiets rundherumliegt alsbehördenverbindlicher Masterplanvor.AnfangJuli 2024 wurden diestädtebaulichen Variantenund die Erkenntnisse fürdas Gebiet durchunsereVorsteherin des Tiefbau- undEntsorgungsdepartements Simone Brander undAndré Odermatt,Vorsteher desAmtsfür Hochbauten, an einerMedienorientierungvorgestellt.Bevor mitdem geplantenNeubaubegonnenwerdenkann, muss der Verkehrsknoten Mythenquai/Alfred-Escher-Strasse nach Norden verlegtwerden. DaswirdeinigeJahre dauern.Alle DetailsfindenSie über Ý stadt-zuerich.ch/gebiet-sukkulenten-sammlung.

Geistige Nahrung,Augenfutter,gute Gesprächeund:Luftveränderungen. Das ist, wasBalzSchneider zum Wachsen braucht. In derBlüteseinerJahre bereicherterdie Sukkulenten-Sammlung als Obergärtner. Nach 13 Jahren lässtersich Ende Maifrühpensionieren, um einen neuen Lebensabschnittzubeginnen.

«EineBlüte,ein Blumenstrauss, einwohlgestalteter Garten–Pflanzenentfalten eine grosse Kraft; spendenuns Menschen Trostund Freude.Wir schmückenHochzeiten undBeerdigungen,beschenkenund bedanken unsmit Blumen.IhreHarmoniefärbt aufuns ab.» DerObergärtner derSukkulenten-SammlungZürich, Balz Schneider, sitzt kerzengerade im aufgeräumten Inforaum undstrahlt das aus. Alshätte ihndie lebenslangeArbeitmit Pflanzen geerdet. Dunkelgrün dereleganteWollpullover, dunkelgrün

Sorgfalt trifft Ästhetik

derKragen desPoloshirtsdarunter; abgestimmt,fleckenlos, gebügelt.Echte Harmonie seizeitlos,sagter, ob in derVaseoderauf derWiese,inder Architekturoderinder Musik. «Wennsichdie Menschheit bewusstermit zeitlos schönenDingen umgebenwürde,ginge es ihrbesser.Es istfür Geistund Seelewohltuend.» Schneiderlächelt und trinkt einenSchluck Kräutertee.«Vielleicht kommen die Leuteauchdaher so gerneher.Sie sind unsere grösste Freude.»

Wenigerist mehr

Seit 13 Jahren kümmernerund sein Team sich um den Lebendbestandder Sukkulenten-Sammlung. Fürden Ästheten heisst es gleich zu Beginn:Weniger istmehr. Wassimpelklingt, istineiner Umgebung,die aufVielfalt ausgerichtet istund wo rund 4400 verschiedene Artenaus 79 Pflanzenfamilien präsentiertund kultiviert werden,fast schonrevolutionär. Doch Balz weissaus seiner Zeit in marktwirtschaftlich ausgerichteten Gartencenternund beider Blumenbörse: EinZuvielüberfordert.Die Besuchenden, aber auch dasPersonal. Und: DiePräsentation derPflanzenist entscheidend fürdas Erlebnis.Alsolässt er abgeblätterteFarbe an denWändenübermalen,verschlankt dieunfassbar reiche Sammlung,verkleinert,verjüngtund vitalisiertPflanzen. Dasschafft Platz, hilftaber auch beider Kuration:JedePflanze wanderteinmaldurch dieHände derGärtner*innen undwirdinder Datenbank aktualisiert.Das seiwohlseine grössteLeistunghiergewesen,sagter. «Jetzt passthieralles so fürmich. Ichkann mich pensionieren lassen.» Schneidernickt.

Wissensdurst

DergestalterischeAspektist Schneider wichtig, auch beider Berufswahl:«Ich wollte nieGemüsekultivieren,das gibt mir optischzuwenig her,»sagter. Im Gespräch wird trotzdem klar:Der Obergärtnerist kein Schöngeist ohne Tiefgang. Er schwärmt zwar im Gespräch vonder Ästhetik derPfingstrosen, von Mohn,Ritterspornund Taglilienund liebtes, wenn es in unberührterNatur wildblüht,kreucht und fleucht.Aber: «Das Staunenüberdie lebendigeVielfaltist das, wasmich antreibt,» sagt er.«Undder Wissensdurst,mehrdarüber zu erfahren.» Über Jahrzehnte hatsichSchneider in Lehren, Arbeitsstellen undauf zahlreichenReisen angeeignet, wasesbraucht,umdie Pracht derNatur nichtnur zu geniessen,sondernsie auch verstehenund erhalten zu können –und dieFaszination anandere weiterzugeben. «Die Naturzeigt unsimmer neue Phänomene. Wenn man

neugierigbleibt,stauntund lernt, hilftdas,ein glücklicher Mensch ohne Oberflächlichkeitzusein.»

Zurück zu denWurzeln

«Wennsichdie Menschheit bewusstermit zeitlosschönen Dingen umgebenwürde,ginge es ihrbesser.»

Stattzwischendornenlosen Pfingstrosen arbeitet Balz Schneiderbis zu seinerPensionierung in derrauen Welt derKakteen –wie passtdas zusammen?Erlacht.«Was mich an derStellegereizt hat, istdie Kombinationvon Gärtnerischemund Wissenschaft.Die Vielfalt undTiefe, dieman in Gärtnereiennicht findet.Und,» fügt er an:«ich merkte schonals Kind:Auchein Warzenkaktus,der aus seinem dornig-wolligenHaarkleid in kräftigemPinkblüht, istwahnsinnigberührend.» In derPrimarschule schneidet er noch Fotosvon Blumenzwiebeln ausdem Katalog, klebtsie aufseinenWunschzettel. Mitelf aber packtihn dasKakteenfieber.Zur Konfirmation bekommtder Bub einKleingewächshausgeschenkt,das bald zu kleinfür seineSammlungseinwird: Er erstehtStücke, Freunde bringen ihmvon ReisenMarktpflanzeninalten Bierdosen mit. Irgendwann hater500 Kakteenund andere Sukkulentenbeisammen.Schneider wird zumjüngstenMitglied derZürcher Kakteengesellschaft –und vermacht ihr voreinem Arbeitsaufenthalt in Englandall seinebotanischenSchätze. «Ich habe keineProblemedamit,weiterzuziehen. Brüche gehören zu meinem Leben.»Soauch, alsersichMitte 40 dafür entscheidet,dengut bezahltenFührungsjob zu kündigen, um sich in derSukkulenten-Sammlung–zurückzuden grünen Wurzeln–wiedermit denPflanzenzubeschäftigen, stattnur fürgrüne Zahlen zu sorgen.

Undjetzt:Die Frühpensionierung. DasReisen,umdie Naturnoch besser zu verstehen. Miteiner Sammlung wird er dabeiweiterhin beschäftigtsein–dereigenen:«Pflanzenund Tieresammleich akribisch–abernur aufmeinen Fotografienund in Reisetagebüchern.Schön gestaltet.»

• KatharinaRilling,freie Redaktorin.

DerArbeitsalltag derGärtnerischen Leitungumfasst viel Computerarbeit.Aufnahme vom22.01.2018. Bild:PriskaGisi.

Ausstellungen 2025

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Fokusausstellung

«Sammeln –Wissen –Handeln. Sukkulentenvielfalt am Zürichsee» BisJuli2026

DerFokus reflektiertunsere gegenwärtigeArbeitsweiseals wissenschaftlich geführte Spezialsammlung. Dabei schauenwir zurück in unsere Entstehungsgeschichteund zeigen fürdie Sukkulentenkundewichtigehistorische Etappendes Sammelns und Forschens. Ausgewählte Pflanzen im Schaubereich stellenmit ihrenindividuellen GeschichtenBezügezum SammelninfrüherenZeiten sowiezur heutigen Arbeitsweiseher undregen zum Nachdenken an.Tablets im Schaubereich erschliessen spielerischwissenschaftliche Erkenntnisse mit Nachwirkung.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Subtropenhaus, Aussenstelle in der Stadtgärtnerei:

Dauerausstellung

Täglich9–17.30 Uhr

Im vorderen Bereichdes Subtropenhauses sind wasserspeicherndeund trockenheitsliebende Pflanzen ausMadagaskar in mehreren Lebensrauminseln präsentiert. Etliche kommen in derNatur nurauf Madagaskar vor. Einige der Pflanzen werden in Text und Bild vorgestellt.

Veranstaltungen Sukkulenten-

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Matineen

2024/25

Raffinierte Früchte Führungmit UrsEggli, Botaniker

So,2.März, 10–11Uhr und12–13Uhr

LästigeAnhängsel,explosive Kapselnund schwimmende Sameninder Wüste: WiekönnenneueLebensräume erfolgreichbesiedelt werden,wenn mansichnicht selbst fortbewegenkann? Aufdieser Führungdurch dieSammlung wird zu Fuss entdeckt,mit welchenraffinierten Methoden sich verwurzeltePflanzen «fortbewegen»können.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Höck

Do,6.März, 3. April, 19.Juniund 4. Sept., jeweils19–20Uhr DerHöckist einKreis von besondersinteressiertenSukkulentenliebhaber*innen. Verschiedene Mitarbeitendeder Sukkulenten-Sammlung gebenspannende Einblickevon dergärtnerischen Kulturarbeit biszuneuenForschungsresultatenaus derWissenschaft. Interessiert?

Melden SieIhr Interesseüber Ý sukkulenten@zuerich.ch an. Rund zwei Wochen vorjedem Termin erhalten SieeineEinladung mitder Information über dasaktuelleThema.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Saisonale

Highlights

Kurzführungen zu blühenden Aktualitäten

FührungenüberMittag mitdem Gärtner*innenTeam

Fr,11. April, 25.April, 9. Maiund 23.Mai, jeweils12.30–13Uhr EntdeckenSie mituns dieFaszination blühenderKakteen währendderHauptblütezeit.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Sukkulentenmarkt

Sa,24. Maiund So,25. Mai, jeweils9–16.30 Uhr EntdeckenSie an diesem Wochenende eine reichhaltige,mit Raritätengespickte AuswahlanSukkulenten und vielleichtIhre Lieblingspflanze zumKaufen! Nehmen Sie gleich noch daspassende Substrat dazu undlassenSie sich durchausgewiesene Fachpersonen rundum die Sukkulentenpflegeberaten. Organisiert vonder Zürcher Kakteengesellschaft, mit Unterstützungdes Fördervereinsder SukkulentenSammlung Zürich.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Königin derNacht

Eine Attraktion der besonderen Art Öffnungszeit am Abend derBlüte:21.30–24Uhr, Juni oder Juli Weil dasDatum nichtexakt vorausgesagt werden kann, informierenwir Siegerne per Newsletter.Anmeldung fürdie kurzfristige Bekanntgabedes Datums Ý foerderverein.ch/ koenigin.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Pflanzen fürunsere Zukunft–

Nahrungspflanzen

Sa,14. Juni bisSo, 13.Juli

DerKlimawandel wird nebst demAusstossvon verschiedenenKlimagasen auch durch dieProduktionvon Nahrungsmittelnverursacht. Dabeitragen pflanzlicheLebensmittel deutlich wenigerzum Klimawandel beials tierische. EntdeckenSie währendder BOTANICA eine Auswahlan Alternativen beiden Nahrungspflanzen, dieauchin einemveränderten Klimagedeihen können.

So wird beispielsweise die Drachenfrucht (Hylocereus undatus) alssukkulente, trockenheitsresistente

n-Sammlung Zürich

Termineund Themen stetsaktuell untergruenagenda.ch undstadt-zuerich.ch/ sukkulentensammlung

Nahrungspflanzeinteressant. Diebotanischen Gärten thematisieren insgesamt26ausgewählte Pflanzenarten,die zukünftiginGärtenoderinder Landwirtschaft angebaut werdenkönnen. Dazu zählen auch alte Kultursorten,die ein Revivalerleben.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Essbare Sukkulenten

Führungen

So,15. Juni,10–11 Uhr und12–13Uhr

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ DerbeliebteGarten- und Pflanzenführer allerteilnehmender Gärten zumaktuellen Themaist währendder BOTANICA auch in derSukkulenten-Sammlung erhältlich und zwar kostenlos. BestellenSie dieBroschüre beim Haupt Verlag fürCHF 18.–,wennSie nichtselbstvorbeikommen können (voraussichtlicher Erscheinungstermin 12.Mai 2025).

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ LangeNacht derZürcher Museen

Sa,6.September,18Uhr bisSo, 7. September, 1Uhr Programm Ý langenacht-zuerich.ch.

Nachtaktiv

Do,11. September, 19–22.30 Uhr

Eine Abendveranstaltung im Partystilmit vielen Aktivitäten fürjunge an Wissenschaft, Technikund KunstInteressierte.Studierende undStart-ups stellenspannende Zukunftsprojekte vor. MitFührungen durchdas Sukki-Team.Eine Zusammenarbeitmit dem Zurich-Basel PlantScience Center.

Bleibinformiert: Ý nachtaktiv. ethz.ch/events und Ý instagram.com/nachtaktiv.live.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Matineereihe 2025/26

Rahmenprogramm zurFokusausstellung «Sammeln–Wissen –Handeln. Sukkulentenvielfalt am Zürichsee» jeweils10–11 Uhrund 12–13Uhr

So,2.November2025

So,7.Dezember2025

So,11. Januar 2026

So,1.Februar 2026

So,1.März2026

Weitere Angebote

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Angebote für Kinder mit Begleitpersonen 9–13 Jahre

«Auf Kaktus-Safari mitSaraDorn»

EininteraktiverErlebnisrundgang entlangvon sieben Stationen in drei Gewächshäusern. DurchBeobachten, Rätseln und Ausprobieren können Themen wieWasserspeicherung,Verdunstungsschutz oder derNutzwertsukkulenter Pflanzenerforschtwerden. Bookletmit Aufgaben istvor Ortfür CHF5.– erhältlich (3erSetfür CHF10.–).

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Ferienangebote für Kinder

DasnachfolgendeFerienangebotist ab 3. Mai2025nur über unseren externen Partner Verein Ferienplauschbuchbar: Ý ferienplausch.feriennet. projuventute.ch.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Sommerferien 9–13Jahre Sukkulentengarten gestalten

Mi,23. Juli,Do, 24.Juli, Do,5.Aug., Mi,6.Aug., jeweils9.30–12Uhr

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Angebote für Schulklassen Zyklus 2/ Stufe5,6 «SukkulenteTalente»und «WasserReich–Tricksaus derBotanik»

WeitereInformationen zu den Angebotender Naturschulen Ý stadt-zuerich.ch/de/bildung/volksschule/unterrichtsmaterial/naturschulen.html.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Service Pflanzenberatung KostenloseBeratungbei Fragen zu Pflege,Düngung oder Schädlingsbekämpfung, erwünschtperMail mitentsprechendemFotomaterialan Ý sukkulenten@zuerich.ch oder vorOrt.Ein Umtopfservicekannnicht angeboten werden.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Führungenfür Gruppen

Führungenfür Kinder und Erwachsene nach Vereinbarung aufDeutschoderEnglisch. Gruppengrössebis 15 Personen(grössereGruppen werdendoppelt geleitet).Preise undTermine aufAnfrage.

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ Verkauf

Sukkulentenund Samenmischungen ausEigenproduktion (saisonal),Substrat,Ausstellungsführer, Postkarten unddas Bookletzur KaktusSafari sind vorOrt in Selbstbedienungerhältlich.

Pseudococcus viburni,die häufigste Schmierlaus bei Kakteenund Sukkulenten. Quelle:Alamy.

Gesundeund wüchsige Sukkulenten machen Pflanzenliebhaber*innenstolz. Und dennoch, trotzbesterBemühungen undErfüllung sämtlicher Bedürfnisse, ist einSchädlingsbefallnie ganz zu vermeiden. Sukkulentengärtner Silvan Kost gibt Tippsund verrät Tricks.

Erkennen

Derhäufigste Schädlingbei Kakteenund anderenSukkulenten istzweifellosdie Schmierlaus, auch Wolllaus genannt. VieleSukkulentenliebhaber*innenkönnenvom Kampfgegen diesePflanzensauger berichten. Es handelt sich dabeiumetwa2bis 8mmgrosseInsekten. Sieproduzieren eine weisse Wachsschicht,die ihneneinen effektiven Schutz gegen nachteiligeUmwelteinflüsse bietet.DortkönnensicherwachseneTiere verstecken undihreEierablegen.Sobalddie Jungtiereschlüpfen, suchensiesicheinen geeigneten Platzauf derPflanze:oft zwischen denRippenoderamScheiteleines Kaktus sowiezwischenBlätternoderinBlattachselnvon anderen Sukkulenten.

ErwachseneSchmierläuseschwächen diePflanzendurch ihre Saugtätigkeit, weil sieihnen Energierauben. Oftwerdendiese Saugererst spät entdeckt,besonders wenn die Pflanzebehaart istoderviele Dornen hat. EinHinweis auf einenvorhandenen Befallliefertoft derausgeschiedene Honigtau,der alsglänzenderund klebrigerBelag aufdem Pflanzenkörper anhaftet.Dieser Belagwiederumist ein idealerNährboden für denindirektschädigenden Russtaupilz.

Vorbeugen

Typisches Schadbild eines starkenBefalls.

Es kann einigesgetan werden,umdiese unliebsamenGäste aufAbstand zu halten.Ein optimalerStandort,bedarfsgerechtesGiessen undeine ausgewogene, regelmässigeDüngung während derWachstumszeit schaffenguteBedingungen, um denSchädlingsbefallerfolgreich abzuwehren.

Fürdie Ernährungder Pflanzen sollte unbedingtein Kakteendünger verwendetwerden. Dieserenthältw gerStickstoffund mehr Kalium alshandelsüblicher mendünger. Dadurchsinddie Pflanzen vitalerund deserhöhtenKaliumanteils wird dieZellstrukturgefestigt. DasEindringendes Saugapparatesder Schädlinge wird damit erschwert.

Häufig werden Schmierläuse über neue Pflanzen eingeschlepptund befallen dann dieschon vorhandenen Pflanzen.Daher istesbesonders wichtig, neuerworbene Pfleglinge ausgiebigzukontrollieren.Bewährt hatsich auch dasseparateAufstellender Pflanzen fürvier Wochen mitWiederholungder Kontrolle. Erst nach dieser «Quarantäne» solltendie Neuzugänge zu denbereits vorhandenen Sukkulentengestelltwerden.

Schmierläuse–ungebetene Gäste

Pseudococcus longispinus,die Langschwänzige Schmierlaus.

Quelle:WikimediaCommons, CC BY-SA, D-Kuru.

Mein Tipp:

EingeeignetesMittelzur Bekämpfung derSchmierläuseist leicht selbst herzustellen. Auch im Internet gibt es zahlreiche Anleitungendazu. Im Laufeder Zeit habe ichschon Vieles ausprobiert.

Am wirksamstenhat sich eine Mischung aus20mlflüssiger Schmierseife und 20ml Brennsprit aufeinem LiterWasser erwiesen.DiesesPräparatineinen Sprüherfüllenund gleichmässig aufdie Schädlinge ausbringen.Dabei istes wichtig, dieEmulsionimmer wieder zu schütteln, damitsie gutdurchmischt bleibt.EinedreimaligeAnwendung im Abstandvon vier bissechs Tagenist in denmeisten Fällen ausreichend.

Beikleinerem Befall können dieSchädlingeauchmit eineminSpeiseölgetränkten Wattestäbchenbetupft werden. Sieersticken daran.

Bekämpfen

BefallenePflanzensindsofortzuisolieren,umeineunkontrollierte Ausbreitungauf andere Pfleglinge zu vermeiden. Am einfachstenist diemechanischeBekämpfung durchein Abstreifen miteinem feuchten Tuch oder das Abspülen miteinem harten Wasserstrahl.Dabei istzu beachten,dassalleLäuse undderen Eier entfernt werden.Besondersbeischnellwachsenden, mehrtriebigen Blattsukkulenten hilftauchein Zurückschneidender befallenen Stellen.

Liegtein grössererBefallvor oder sitzen dieTierchenan wenigergut zugänglichen Stellen, helfen Ölpräparate, wie sieaus dembiologischenLandbau bekanntsind. Es gibt im Handel anwendungsfertigeProduktezum Sprühenauf derBasis vonParaffinöl. DasÖllegtsichwie einluftdichterFilmüberdie Schädlinge undbewirkt so einErsticken derSchmierläuse. Dasich derSchädling teilsexplosionsartigvermehren kann,ist eine mehrmalige Anwendungim Abstandvon vier bissechs Tagenwichtig.

• Silvan Kost,Sukkulentengärtner

DieZürcher Kakteengesellschaft(ZKG) wurdevor 100Jahrengegründet.Einst wieheute bietet derVereinKakteenfreunden einenvitalen Ortfür Fachaustausch,Lernenund Geselligkeit.

DieZürcher Kakteengesellschaftist eine Regionalgruppe derSchweizerischen Kakteen-Gesellschaft. Zusammen mitder Deutschenund derÖsterreichischenKakteengesellschaftgibt siedie Monatszeitschrift«Kakteenund andere Sukkulenten»heraus. Wieeinst zurGründungsversammlungam 5. November 1925 mitneunKakteenfreunden stehtder Verein heutemit rund 150Mitgliedern

100 Jahre jung

Pflanzen vorstellen, lehren& lernen,gemeinsambewundern, fachsimpeln, beraten, verkaufen –damalswie heute. DerSukkulentenmarkt in derSukki istdabeidas jährlich wiederkehrende Highlight.

Jung undAlt offen, sich mitKakteen undandernsaftspeichernden oder sonstansaisonale TrockenheitangepasstenPflanzenzubeschäftigen. DieMitgliedertreffen sich monatlichzueinem Vortragund Interessensaustausch underfahrensoSpannendesübersukkulentePflanzen: klimatischeBedingungen in derenHeimat, Pflege,VermehrungoderbotanischeEinzelheiten. Dank derVereinsbibliothek kann dasWissenüberSukkulenten ausneuen undalten Büchern–und Abbildungen! –erweitert werden.

DieSämlingsbörse im April–ein HighlightimVereinsleben –erlaubt Ankauf,Verkauf oder Tausch vonPflanzenund denAustausch mitGleichgesinnten.Der traditionsreiche undalljährlich gutbesuchteSukkulentenmarktinder Sukkulenten-Sammlungbietetdas reichhaltige,mit Raritäten gespickteSortiment derMitgliederzum Verkaufan. Was wieder Platzschafft fürneuePflanzen! AlsMitgliedist das EinmietenimVereinsgewächshausauf demAreal des PflegezentrumsKäferberginZürichbei freien Kapazitäten möglich–ideal zurÜberwinterung.Esist derinspirierende Ortfür denFachaustausch unddas gemeinsame Anpacken beiderBewirtschaftungdes vereinseigenen Pflanzenbestandes.Überdie Vereinsaktivitäten informiert ein Newsletter viermaljährlich. Vollmitglieder gehörenzugleich auch derSchweizerischen Kakteengesellschaftan. Uns verbindendie LiebeundLeidenschaft zu diesen fantastischen Pflanzen!Schauen Sieeinmalals Gast vorbei undlassen Siesichvon unsererBegeisterunganstecken.

• Thomas Bolliger,Präsident

Jubiläumswochenende 100Jahre ZürcherKakteengesellschaft

Am Wochenende vom17. und18. Mai2025feiertdie ZürcherKakteengesellschaft ihrJubiläum im Restaurant zumDoktorhausinWallisellen.Neben Vorträgenvon internationalenSukkulenten-Koryphäenfindetein Kakteenverkauf stattund einspeziellesJubiläumsdinner lockt. WeitereProgrammpunktesindeineexklusive Führungdurch dieSukkulenten-Sammlung Zürich am Samstagvormittag unddie Jahreshauptversammlung derSchweizerischen KakteenGesellschaft. Detailsund Anmeldungbis 18.April über zuercherkakteengesellschaft.ch

Vermächtnismit Strahlkraft

VorzehnJahrenverstarbPeter Peisl undvermachte demFördervereinder Sukkulenten-Sammlung eingrosszügigesErbe. Ihm lagdas Wohlergehen derSukki über seinen Todhinausam Herzen.Was konnte dank seiner finanziellen Gabe realisiert werden?

PeterPeisl ausEffretikonwar seit seinerKindheitfasziniert vonden vielfältigen Phänomenen derNatur.Als promovierter Biologeunterrichtete er 39 Jahrean einemZürcher Gymnasium. Danebenengagierteer sich in derSukkulenten-Sammlungimmer wieder mit Vorträgenund Führungen, dieermit grossemdidaktischemGeschickzubereichernden Erlebnissenmachte.Auchfür dasSukki-Teamwar er eingeschätzter Diskussionspartner.

Posthumüberraschte er 2015 alle miteinem sehr grossen Erbe an denFörderverein, so dass sein EngagementweitüberseinenTod hinaus nachwirkte. Getreu derZweckbestimmung ermöglichtedieseseine Reihevon Massnahmen,die derwissenschaftlichen Betreuungder Sammlungen (Lebendbestand,Herbar, Bibliothek)zugutekam.Insbesonderekonntedie Stelle eineswissenschaftlichenMitarbeitersfinanziertwerden, derdas bestehende Team massgeblichverstärkte.Zudem wares möglich, diejährlichwiederkehrende sechsmonatigePraktikumsstelledankAufstockung desPensums alsattraktiverewissenschaftliche Assistenzstelle fürjeweils zwei Jahreanzubietenund so für dieSukki mehr Kontinuität zu ermöglichen. Weiter konnte dieSukki wichtige Anschaffungentätigen,die im ordentlichen Budget keinen Platzfanden. So wurde eine mobile Reprostation finanziert,umdie Herbar-

bögen professionellzudigitalisieren. Schliesslich wurden ausdem Erbe auch Aktivitätenfür denWissenstransferberappt,etwader Besuch desBotanischen GartensMeise in Brüssel undder Tagung derInternational Euphorbia Society.

Wirfreuenuns,auchkünftig Gelder ausdem Erbe Peisl fürdie wissenschaftlicheDurchdringung weiterer sukkulenterGeheimnisse zurVerfügung stellenzu können.Bis aufWeitereserlaubendie zusätzlichen Ressourcen beispielsweise dieArbeitaneiner Neuauflage derLexikareihe «Illustrated HandbookofSucculent Plants», dasReferenzwerkfür dieBestimmungsarbeit in derLebendsammlung. PeterPeisl bleibt uns undallen Sukkulenten-Freunden durchseinWirken undseinErbeweiterhinin bester Erinnerung. • Matthias Wiesmann,Vorstandsmitglied

Werden SieMitglieddes Fördervereins. AlsMitgliedhelfenSie,die einzigartige Sammlung als wichtigesKulturgut zu erhalten undweiterzuentwickeln. Siewerdendafür ausersterHandüberdie Sukki informiert,erleben exklusiveFührungen in der Sammlung und können an Exkursionenrundums ThemaSukkulenten teilnehmen.WeiterwerdenIhnen alle Publikationender SukkulentenSammlung kostenlosnach Hausegeschickt.

WeitereInformationen finden Sieauf:foerderverein.ch Kontakt: info@foerderverein.ch

Förderverein derSukkulentenSammlung Zürich,8000 Zürich

HalloKaktusfans!Wollt ihr einenKaktus, dergar kein

Wasser braucht? Dann bastelteuchdocheinen.

Dasbraucht ihr:

• dieVorlage unten

• kleine Tontöpfe (Durchmesser 5.5cm)

• TonkartoninGrüntönen

• Bleistift, Schere

• Seidenpapier in Rot, Pink,Gelb…

• Sand oder kleine Kiesel

• grüneund weisse Ölkreide, Filzschreiber, Buntstifte

• Leim

Undsogeht’s:

1. Schneide unsereVorlage sauber mitder Schere aus.

2. Übertragedie Kakteenauf Tonkarton: einfachmit Bleistiftden Rändern entlangzeichnen.

3. Schneide dieKakteen mitder Schere aus–die Aloe* zweimal.

4. Mitden Stiftenkannstdudie Kakteen nunverzieren –dunkelgrüne Kakteen am besten mitweisser Ölkreide.

5. Schneide dieKakteen nunmit der Schere entlangder gestricheltenLinien ein(dieeineAloevon oben,die andere vonunten)und stecke siezusammen.

6. Knülle kleine Kugeln ausSeidenpapier zusammen.Die klebst du mitLeiman dieKakteen –das gibt perfekte Blüten.

7. FüllekleineTontöpfemit Sand oder Kieselnund stecke dieKakteen hinein. Fertig!

EinenKaktusbasteln

* Dasist eineAloe

Wo unserWissen herkommt

EinwissenschaftlichesKonzept legt Leitlinien fürunsereForschungsarbeitin dennächstenzehnJahrenfest.

DieSukkulenten-SammlungZürichist eine botanische Sammlung und «lebendes» Museum.Als städtische Institution istesunser Ziel,Wissen an diebreiteBevölkerung zu vermitteln,wie es in unseremLeitbildfestgelegtist.Im Mittelpunktsteht unsereSammlunglebenderPflanzen, ergänztvon unserer Bibliothek unddem Herbarium. Wir investierenvielZeitindas Wissensmanagementund die regelmässigeAktualisierungder wissenschaftlichen Literatur. So bleibenunsereFührungen,Ausstellungen oder Schulangebote immerauf demneusten Stand.

Teil desinternationalen Wissensnetzwerks Wissen wird über dieganze Welt verteilt –generiert von unzähligen Fachpersonen an Universitäten, Instituten, Laborenund vonengagierten Privaten.BeimAuswerten neuerVeröffentlichungen tauchenmanchmalFragen auf, wirentdecken Wissenslückenoderdie beschriebenen Pflanzen lassen durchBeobachtungen in unserer Lebendsammlungspannende Zusatzerkenntnisse zu. Dann kontaktieren wirdie beteiligtenForschenden.Mitunterergibt sich so eine Idee fürein gemeinsamesPaper

oder sogar eingemeinsames Projekt. In derFolge sind wir aktiverPartner in diesem internationalenWissensnetzwerk –die GrenzenzwischenWissensmanagementund Wissenschaft lösensich auf. DasWissenschaftskonzept formalisiert dieGrundlagenfür solche Aktivitäten, diewir schonseitvielenJahrenindieser Artpflegen.Sie haben zu zahlreichenVeröffentlichungen im Bereich derPflanzentaxonomie,Nomenklaturund Verwandtschaftsbeziehungengeführt(füraktuelleBeiträgesiehe S. 29). DasWissenschaftskonzeptdefiniert auch Projekte,mit denenwir in dennächstenJahrenwichtigeBeiträgezum internationalenWissensnetzwerkleisten wollen.Dazu gehörendie Weiterführungund Intensivierung derDigitalisierungdes Herbars (nachden Herbarbögenkommt auch dasTrockenmaterial vordie Kamera)und unserer Dia-Sammlung mitmehrerentausendPflanzenfotos. Zudemgiltes, verschiedene Nachlässeaufzubereiten.So wird dasbei unsvorliegende Wissen internationaleinfach zugänglich undkannvon Drittenvielfältiggenutzt werden, beispielsweise über diePlattform derZürcher Herbarien (herbarien.uzh.ch) oder GBIF (GlobalBiodiversityInformation Facility;gbif.org).

Lebendsammlung im Zentrum

DasLeitbildbeschreibtunsereLebendsammlungals repräsentativenQuerschnitt derVielfaltder Sukkulenten.

Kakteensämlinge,soweitdas Auge reicht: Blickinein Anzuchthaus derGärtnerei Olsthoorn.

Diebekannten gelbenDiaschachteln strahlen einen Hauchvon Nostalgieaus. Tausende von Dias sind so gelagert und werden nach undnachgesichtetund digitalisiert.

Besuche in Brasilien

GärtnereiOlsthoorn Cactus

DieGärtnerei im BundesstaatSão Paulopflegtauf ungefähr 10 Hektaren Land eine Sammlung von schätzungsweise 1.5MillionenSukkulenten fürden VerkaufübereineKooperative.Der Inhaberist auch privat einSukkulenten-Fan undkennt dieKakteenfloraBrasilienswie nurwenige. Besondersinteressant beidieserInstitution ist, wiesie dieschwierig zu pflegenden Pflanzen derGattung Uebelmannia im grossenStilvermehren underfolgreich kultivieren.

Universidade FederaldeSão Carlos

DieArbeitsgruppe um ProfessorEvandro M. Moraes in Sorocaba unterhälteineenge Kooperationmit derGärtnerei Olsthoorn, aufgrund derenherausragendenKenntnisseder Kakteenflora.Aus dieser Zusammenarbeitentstandenbereits wichtige Veröffentlichungen zur Evolutionund denVerwandtschaftsbeziehungenvon KakteeninBrasilien.Auchder langjährigeKakteenforscher Dr.Nigel Taylor istTeildieserArbeitsgruppe.

Jardim Botânico de Inhotim

Dieser Botanische Garten in Brumadinho im BundesstaatMinas Gerais istursprünglichein Kunst-Garten,heute aber auch eine öffentlicheSchausammlung aufungefähr140 Hektaren, an dieein rund 250Hektarengrosses Schutzgebiet angrenzt.ImGartenwachsen über 4300 einheimischebrasilianischeArten.Von hier auswerdenauchregelmässig Sammelexpeditionen unternommen, um insbesondere selteneund darumgefährdeteArten in denGartenzubringen.

DieseQualitätder Sammlung zu halten oder sogar auszubauen, isteinepermanenteHerausforderung.Unsere Pflanzen wachsenund werdenschöner, aber auch älter undanfälliger. DasErsetzenvon Pflanzen istschwierig, und neuesPflanzenmaterialodergar neubeschriebene Artenzubekommen, istohneguteVernetzungindie Forschungs-Community und mitanderen Gärten unmöglich. NurForschende, dieingemeinsamen Projektenmit den Herkunftsländern derSukkulenten zusammenarbeiten, können legalSamen,PflanzenoderauchHerbarbelege sammelnodererhalten.

Kontakte in alle Welt

Einwichtiger Teil desWissenschaftskonzepts,das im Dezember 2023 vonder Geschäftsleitung vonGrünStadt Zürich genehmigtwurde,ist dieVertiefungund Erweiterung unserer Vernetzung mitanderen Forschungseinrichtungen und Pflanzensammlungen.Deshalb plante unser wissenschaftlicher MitarbeiterFelix Merklinger im Sommer2024neben einemprivatenAufenthaltinBrasilien auch eine «städtischeArbeitswoche»,ummöglicheneue Kooperationspartnerzutreffen undderen Institutionenzu besuchen.Zielwar es herauszufinden,obwir gemeinsam mitbrasilianischen Partnern Artenschutzprojektedurchführen können.Zum Beispiel fürdie Artender kleinen, nach demSchweizer Kakteengärtner und-händlerWernerUebelmann (1921–2014)benannten Gattung Uebelmannia.Was könntenwir vonbrasilianischen Botaniker*innenüberdie Systematik brasilianischer Kakteen lernen?Und können wirmit unserer Wissens- und For-

Oben:Blühende Uebelmannia gummifera in derKakteengärtnereiOlsthoorn.

Unten: 2024 begannen wir damit, dieunzähligen Fotos ausder Geschichte der Sammlung in unserem Archiv zu digialisieren.

schungsarbeitvielleichtaucheinen Baustein dazu beitragen? Auch Neuerkenntnisseinder Kulturführungvon heiklenPflanzensindhochwillkommen. DieUmsetzung desWissenschaftskonzeptshat alsobereitsbegonnen!

AlsEin-Themen-Haus,das sich ganz undgar denSukkulentenverschriebenhat,hat dieSukkulenten-Sammlung eine starke Position:Wer sonstgibt Impulsefür Forschungsprojekteansukkulenten Pflanzen?Wosonst gibt es eine nahezu vollständige Sammlung derrelevanten Fachliteratur, einreinesSukkulentenherbariumund fast einDrittel allerbekannten Sukkulentenartenalslebende Pflanzen?

• GabrielaS. Wyss

MitNeuheiten ausder Wissenschaft habendie wissenschaftlichen Mitarbeitenden derSukkulenten-Sammlungständigzutun.Ein grosserTeilihrer Arbeit bestehtdarin,die vielen neuen Publikationen zu sichten. Drei Arbeiten haben speziell Aufmerksamkeiterregt.

OutofMadagascar:

DieEvolution derBaobabs

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Baobab-Arten (Gattung Adansonia)waren schonwiederholt Gegenstand vonForschungen,v.a.was dasAlter betrifft,das diesegigantischensukkulenten Bäumeerreichen können (z.B.Spitze! 2017,S.25).Jetzt hatein umfangreichesinternationales Team dieGenetik alleracht Artendetailliertanalysiert, um dieEvolution zu entschlüsselnund dierätselhaftegeografischeVerbreitung (jeeine ArtinAfrikaund Australien,alleübrigen in Madagaskar) zu erklären.

Trotzder umfangreichenund kompliziertenAnalysen bleibt noch einRestUnsicherheit. MitgrössterWahrscheinlichkeit hatdie Gattungaberihren Ursprung auf Madagaskar.Zuersthaben dieVorfahren desAfrikanischenBaobab A. digitata vermutlich voretwa21Millionen Jahren Afrika erreicht undsichdanndortverbreitet, zuerst nach Westen undNorden, dann vomWestenaus wiedernachOsten unddannnachNorden. Nurwenig später, voretwa20Millionen Jahren,haben dieVorfahren von

Adansoniaza isteinekonkurrenzstarke unddeshalb weit verbreitete Art. Biswirin derSukkulentenSammlung einmal blühende Baobabs haben, wird es noch dauern. DieseBlüte von Adansoniaza

stammt ausdem FairchildTropical BotanicGardeninMiami. Quellen: linksScott Zona/Flickr, CC BY-NC 2.0, rechts Rafael Medina /Flickr, CC BY-NC-ND 2.0.

Wissenschaft verblüfft!

A. gregorii Australienerreicht,während aufMadagaskar bisvor rund 12 Millionen Jahren dieheute noch vorhandenensechs Artenentstanden. Bei derEvolution dermadagassischen Artenhat wahrscheinlich wiederholteHybridisierungeineerheblicheRolle gespielt.Die Gendaten legenauchnahe, dass A. madagascariensis undv.a. A. za heutesoweitverbreitetsind, weil sieschon in derfernen Vergangenheit konkurrenzstärkerwaren alsdie anderen Arten.

Wan, J. N.,Wang, S. W.,Leitch, A. R. &al. (2024):The rise of baobabtrees in Madagascar.Nature629:1091–1099.

Fressenund gefressenwerden

ÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝÝ

Manchmal Freund,manchmalFeind:Der Feigenkaktus Opuntiaficus-indica isteinerseits Obst-und Gemüseproduzent oder Wirt fürdie Cochenilleproduktion,andererseitsaberinvasiver Neophyt, z.B. in Australien oder Südafrika.Aberauchdie mitder echten Cochenilleschildlaus (Dactylopiuscocci,liefert denFarbstoff Karmin)nahverwandteFalsche Cochenilleschildlaus Dactylopius opuntiae istmanchmalFreund,manchmalFeind: D. opuntiae stammt ausMexikound Mittelamerikaund wurdein den1920erJahrenzur biologischen Bekämpfung der invasivenOpuntienzuerstinAustralienund dann auch im südlichenAfrikaund andernorts eingeführt, wo siedie Unkrautopuntiensehrerfolgreich dezimierte.

Nunjedoch herrscht rund um dasMittelmeerbei denKaktusfeigenproduzentenAlarm:2001wurde D. opuntiae zumerstenMal in Frankreich gesichtet. Ab 2007 verwüstete derInsektenbefallhunderttausende Hektaren von Opuntienplantagen in Spanien, Marokko, Algerien und Tunesien.2012erreichte D. opuntiae denLibanonundhat sich vondortbis 2022 quer durchIsraelverbreitet. Die grossen Schädeninden Kaktusplantagen riefen imperativ nach Massnahmen:Neben demauchbei unsals Nützling verwendeten Cryptolaemus montrouzieri wurdeab2015 mitdem mexikanischen Marienkäfer Hyperaspis trifurcata experimentiert.Erstellte sich alsbesonderseffizient heraus.Schon 2019 warder Befall derPlantagen deutlich reduziert. Sowohl Cryptolaemus wieauch Hyperaspis konntensichinIsraellokal erfolgreichetablieren.

Mittlerweile wird dieneue«predator-preydualintroduction»-Strategie ausprobiert: In Pflanzungen, beidenen bisher kein Befall mit D. opuntiae vorhandenist,werden durchein Netz vonFreiwilligengleichzeitigkleinePopulationen sowohl desSchädlingswie von Hyperaspis etabliert. So soll derNützlingmöglichstgut über dasLand verteilt «auf Vorrat»angesiedelt werden,umeineepidemische Zunahmevon D. opuntiae garnicht erst möglichzu machen.

Mendel,Z., Protasov,A., Vanegas-Rico,J.M., Lomeli-Flores, J. R., Suma,P.&Rodríguez-Leyva,E.(2020): Classicaland fortuitous biological controlofthe pricklypearcochineal, Dactylopiusopuntiae,inIsrael. Biol.Control 142: 104157,9pp.,Karte. Mendel,Z., Protasov,A., Golan, O.,Bensimon, D.,Kolodny,O.& Suma,P.(2024): Navigating challenges in themanagementof Dactylopiusopuntiae (Cockerell): Transitioningfrom‘introduction biological control’ to apreemptivestrategyofartificial seedingofa naturalenemy.Biol. Control196:105582, 11 pp., ills.

DieKarte aus derArbeitvon Mendel &al. (2024) verdeutlichtdie Ausbreitung der Falschen Cochenilleschildlaus im Mittelmeergebiet.

StarkerBefall einerOpuntienheckeinIsrael mitder FalschenCochenilleschildlaus. Quelle:WikimediaCommons/ YoramSorekCC BY-SA4.0.

Befall mitder Falschen Cochenilleschildlaus Dactylopius opuntiae. Quelle:Vahe Martirosy/ Flickr,CCBY 2.0.

Dermexikanische MarienkäferHyperaspis trifurcata hat grossenAppetit aufden Schädling. Quelle: Mike Leffler/ Flickr,CCBY-SA 2.0.

Schädlingsfreie Feigenkakteen sind dieVoraussetzung, um so schöne,makellose Früchtezu erhalten. Quelle: 16:9clue /Flickr, CC BY 2.0.

LangsamerAbschied

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Derbis 20 cm DurchmessererreichendeKugelkaktus Echinocactus horizonthalonius (u.a.als «Turk’sHead Cactus»bekannt)ist ausgesprochen variabel undinden südlichenUSA unddem nördlichen Mexiko in derChihuahuan-Desert-Vegetation weit verbreitet. Eine abweichende Varietät istals var. nicholii vonnur gerade vier kleinenPopulationeninden BundesstaatenArizona und NewMexicobekannt.EinedieserPopulationen, nämlich diejenigeder Waterman MountainsimsüdöstlichenArizona,wurde voneinem Team um dieUS-amerikanische BotanikerinMargrit McIntosh in denJahren1996bis 2017 akribischuntersucht:

Zu Beginn derStudie1996wurden132 Pflanzen gezählt. 2017 warenesnur noch 40.Allerdingssindvon den132 Exemplarennicht einfachzweiDrittel verschwunden.Vielmehr waresgewissermassenein Kommen undGehen. Währendder 23 Studienjahre wuchsennämlich 100Individuen ausSamen heran, 203Pflanzensindverschwunden. DieIndividuenwachsensehrlangsam –imSchnitt nahm derDurchmesser proJahrgerademal 2.2mmzu, die Höhe 2.7mm. DieWuchsgeschwindigkeitvariierte in Abhängigkeit derWasserverfügbarkeit undder Pflanzengrösse:Jetrockener dasWetterund je grösser diePflanze,desto geringer warder Zuwachs. Alarmierendist die Erkenntnis,dassdiejährlicheAbnahme derPopulation sich von1%imZeitraum1995–2008 auf11% in den Jahren 2008–2017beschleunigte.Zudem starbennicht einfachdie ältesten Pflanzen an Altersschwäche,sondern

dieMortalitäterhöhte sich über alle Pflanzengrössen.Das langsame Verschwinden derPflanzenist wahrscheinlich eine Folgedes Klimawandels.Eine2007inder Nähe der Populationneu gebauteWasserstellefür Bighorn-Schafe könnte durchhäufigereTrittschädenebenfalls einenEinflusshaben.Wie meistens beisolchen Untersuchungen: Es istkompliziert!

McIntosh,M.E., Boyd,A.E., Arnold,A.E., Steidl,R.J.& McDade, L. A. (2020):Growthand demography of adeclining,endangered cactus in theSonoran Desert.Pl. Spec.Biol. 35:6-15, ills.

Oben:Das Gebiet derWaterman Mountainsliegt im Ironwood Forest National Monument.Neben dem Saguaro (Carnegiea gigantea) kommenzahlreicheweitere Kakteenartenvor. Quelle:BureauofLand Management,Bob Wick /Flickr, CC BY 2.0.

Unten: Echinocactus horizonthalonius var. nicholii istnur vonvier Populationen bekanntund deshalb hochgradig gefährdet. Quelle:JohnidaDockens /Flickr, CC BY-NC-SA 2.0.

Hiersind dieKakteen imStammbaum

Wirteilenunser

Wissen über verschiedene Wege,wie Führungen, Ausstellungen oder SozialeMedien–auch mitFachkolleg* ausaller Welt.Soent 2024 gleich mehrere Beiträge mit Beteiligung derSukkulenten-Sammlung Zürich.Hiereinige«Leckerbissen».

Gehirnfutter

ausder Sukki-Küche

DasWissen um die Nutzbarkeitvon Aloe vera als Arzneimittel reicht mindestens 2000 Jahreindie Vergangenheit zurück,wie dieStudievon Eggli, Griebeler& al.zeigt:Dem Autorenteamzufolge findet sich dieälteste Illustration einerklarals Aloe identifizierbarenPflanze im berühmtenWienerDioskurides ausdem 6. Jahrhundert, wobeidiese AbbildungvermutlicheineKopie einernoch älterenDarstellung ausdem 1. oder 2. Jahrhundertist.Für dieStudiewurdenspätantike undmittelalterlicheManuskriptesowie gedruckteBücherund getrocknetePflanzenbelegeaus derRenaissancegesichtet.

ZurGattung Austrocactus wurden bisanhin fünf biszehn Artengezählt,die allesamt in Argentinienund Chilebeheimatet sind.EineneueUntersuchung vonBöhnert, Merklinger &al. unterzieht die Gattung Austrocactus einerRevision: Morphologische sowiegenetische Analysen förderninsgesamt 17 Artenzutage, vondenen fünf neubeschrieben sind.Die Studie gliedert dieGattung in zwei Untergattungen unddreiSektionen,zudem liefert sieBestimmungsschlüsselsowie diagnostischeBeschreibungen.

Derrevidierte Stammbaum derBedecktsamigen Pflanzen(Angiospermen).

©RBG Kew.

DieBedecktsamer (Angioermae) bilden die össteGruppeunter flanzen, dieSaduzieren.Zuntini nineiner umfangeeinen neuen Bedecktsamer veröffentlicht.Dafür wurden jeweilsüber350 Gene vonmehrals 9500 Artenuntersucht. DieSukkulenten-Sammlung hatPflanzenmaterialvon knapp200 Kakteenartenbeigesteuert. DieStudiebestätigt diePosition derFamilieder Kakteengewächsesowie ihre grundlegende Einteilung in Unterfamilienund so genannte Triben. Gleichzeitig liefertsieneue Erkenntnisse zu bisher kaum oder nie untersuchten Arten.

Alle Sukki-Publikationen

Böhnert, T.,Merklinger, F. F.,Sarnes, E.,Sarnes, N.,Kiesling, R., Weigend, M. &Luebert,F.(2025): Systematic andtaxonomic revision of thegenus Austrocactus (Cactaceae) basedonmorphology andgenomewideSNP-data. Taxon[im Druck] https://doi.org/10.1002/tax.13311

Conradi, T.,Eggli,U., Kreft, H.,Schweiger,A.H., Weigelt, P.& Higgins, S. I. (2024): Reassessment of therisks of climatechange forterrestrial ecosystems.Nat.Ecol. Evol.8:888-900.

Eggli, U. (2024): RepertoriumPlantarum SucculentarumLXXII. Band 72 (2021).www.cactuspro.com/biblio/en:rpsbis

Eggli, U.,Nyffeler, R. &Merklinger, F. (2024[‘2023’]): Impossible to press? –SucculentsinRenaissance herbaria.Bauhinia29: 31-40.

Eggli, U.,Griebeler,A., Stefanaki, A.,Cronier,M.&Ahl,L.I. (2024): Flowers of Aloe vera from Medieval manuscriptstoRenaissanceprinted books. Aldrovandiana3(1): 151-185.

Eggli, U. &Merklinger, F. (2024): Proposal to reject thename Opuntiaaulacothele(Cactaceae).Taxon 73(2): 639.

Merklinger,F.(2024): Propagationpolicyatthe Zurich Succulent PlantCollection, p. 18.In: Barstow, M. &al. (2024):BGCITechnical Review.The importance of botanicgardens in tackling theillegal planttrade.Richmond(UK): BGCI.

Zuntini, A. R. &al. (2024): Phylogenomicsand theriseofthe angiosperms.Nature629:843-850.

DieWeltder Publikationen

1 Breuer,I.&BorgMarks,G. (2023): Haworthia, Haworthiopsis and Tulista

.

Aguide forcollectorsand growers.Heinsberg (DE):Selbstverlagdes Erstautors.301 pp., ills., Verbreitungskarten.— Englisch.

Eindurchgehend bebildertes«whois who» derHaworthien-Vielfalt –so könnte mandiesesgrossformatige Buch bezeichnen.Die kurzen einleitenden Kapitel«Introduction»und «Classification» gebeneinen ziemlich lückenhaften Abriss derbotanischen Geschichteder Verwandtschaft sowiezur Gliederung und Verwendung desBuches. Biszur letztenJahrtausendwendewurde dieganze Haworthien-Vielfalt zurGattung Haworthia gestellt.Aufgrund vonDNA-Untersuchungenzählenheute einigeFachleuteeinen Teil derArten in dieseparatenGattungen Haworthiopsis und Tulista,und dieses Konzeptwirdim Buch ohne weitereDiskussionverwendet.

Im Hauptteildes Buches werden 45 «cluster»mit 115«aggregates»gemäss derKlassifikationder Autoren vorgestellt: Artenliste,wichtigste Merkmale,eineVerbreitungskarte undfür jededertotal 519Arten mindestensein Foto vonkultivierten Pflanzen mit bekannterWildherkunft. So istdas Buch im Wesentlichen ein bebilderterKatalog ohne weitere Zusatzinfos. Dazu kommt, dass die Klassifikation in «clusters» und«aggregates» kein botanischer Standard ist. Undobwirklich519 Artenunterschiedenwerdenkönnen? Im «Illustrated HandbookofSucculent Plants: Monocotyledons»von 2020 anerkennendie südafrikanischen AutorenM. B. Bayerund E. J. vanJaarsveld nur gerade 63 Artenfür diesePflanzengruppe,und dasdürfteder Realität näherkommen.

2

Vosjoli, P. de (2022):

Pachyforms.

Aguide to growingcaudiciform andpachycaul plants.Second expandededition. Vista(US): Advanced VisionsInc.582 pp., ills. —Englisch.

Pflanzen mitunförmigverdickten, knollen-,klumpen-odertonnenförmigen Stämmenhabeneine ganz eigene Faszination. «Pachyforms» erschien zuerst im Jahr 2004 mit319 Seiten. DieerweitertezweiteAuflage istimWesentlicheneineNeuausgabe davon. DieeinleitendenTexte bestehenaus vielen kurzen Kapiteln (z.B. «Was sind Pachyforms?»,«Töpfeund Kübel»,«Ruhezeit»oder«Krankheit undTod»).Der Hauptteilist einalphabetischer«Photographic Catalogof Pachyforms», gefolgtvon kurzen TextenzudeneinzelnenArten (Vorkommen, Kultur,Erhältlichkeit).Am Schlussgibtesetwas verloren noch vier zusätzlicheKapitel zu einzelnen GattungenoderFamilien.Die Texte sind praktischvollkommenidentisch mitdenjenigenvon 2004,während der«Photographic Catalog» nungemäss Rückseitentext über 180Arten umfasst(statt135 wie2004).Die Bilder, meistmehrere proArt,sindsehr unterschiedlichinder fotografischen Qualität undzeigenmanchmalganze Pflanzen,manchmal ausgewählteDetails(Blüten,Früchte,etc.).Die Artauswahlist einigermassen zufällig, unddie alphabetischeReihenfolge ist punktuellsehrrelativ. Brauchtesdas Buch?Wer dieAusgabe von2004besitzt,ist damitnach wievor gut bedient, vorallem wenn dieKulturanleitungen im Vordergrund stehen.Leiderhat derAutor die Chance verpasst,die Artenaus dem 2007 erschienenen «PachyformsII: Bonsai Succulents»indie erweiterte Ausgabeeinzuarbeiten –das wäre dann einechterMehrwertgewesen.

Becerra, J. &Yetman, D. (2024):

Elephant Trees, Copales,and Cuajiotes. Anaturalhistory of Bursera.

Tucson (US):UniversityofArizona Press. xiv+252 pp., ills.,Verbreitungskarten. —Englisch.

DieGattung Bursera gehört wie Weihrauchund Myrrhe zurFamilie derBalsambaumgewächse. Siezählt rund 110Arten undkommt nurin Amerikavor,von densüdlichen USA bisnachPeruund Brasilien.Die meistenArten sind in Mexiko zuhause,wosie einwichtiger Bestandteil dersommergrünenWälderder Trockengebiete sind.EinigeArten habendeutlichverdickte Stämme mit wasserspeicherndem Holz. Dasvorliegende Buch behandeltalle Aspekteder Gattung–ihr Vorkommen, ihre Evolution, anatomischeund physiologische Anpassungen, Abwehr vonFressfeinden, dasBlühen undFruchten, sowieEthnobotanik undgärtnerischeKultur. Im zweiten Teil werden dieeinzelnen Arteninalphabetischer Reihenfolgevorgestellt, mit Volksnamen,diagnostischerBeschreibung,Bemerkungen zurÖkologie, sowieFotos.Ein Bestimmungsschlüsselfehlt leider,dafür gibt es im Anhang einen«IndexofPlantsby MajorLeafTraitsand Location»mit vergleichenden Bildernvon Blättern. DerGebrauchswert dieser Bildtafeln istallerdingsfraglich. DasBuchist sehr informativ unddie einleitenden Kapitellesensich leicht. DerTeilmit denBeschreibungen ist hingegen bezüglichdes Layoutsund derDarstellung ausunserer Sicht nicht gelungen.Die relevanten Informationen (ausserSynonymienund Publikationsdetails) sind zwar vorhanden,aberdie Übergängevon einerArt zu nächsten sind nahezu unscheinbar. Schade:Diese aktuelle Monographieder Gattunghätte da mehr «grafische Liebe» verdient!

4

Buddensiek,V.(2023): Euphorbien fürs Fensterbrett.

Adelsdorf(DE): DeutscheKakteen-Gesellschafte.V.144 pp., ills.[=SonderausgabederDeutschen Kakteen-Gesellschafte.V.] —Deutsch.

Dieerstensechs Seitendieser Sonderausgabe führen kurz und knappin dieVielfaltder sukkulentenWolfsmilcharten ein, gefolgtvon fünf Seiten mitKulturhinweisen.Der Rest des Buches stellt ausgewählteArten vor, sortiert nach ihrengeographischen Herkünften –«Euphorbien ausMadagaskar»bis «Euphorbienaus Mittelamerika».Für jede Artgibteseine Beschreibung,ergänzt durchHinweise zurPflege, undbegleitet vonein biszweiFotos,die ihnder Regelkultivierte Pflanzen zeigen.EineBildergalerieunter demTitel «Schön,aber selten»,ein kurzes Literaturverzeichnisund dasRegisterbeschliessen denBand.

DerDruck isttechnisch brillant,wie manessichvon derSerie gewohnt ist. DieQualitätder Fotosist mehrheitlich ok,gelegentlichist aber der Hintergrund störenduneinheitlich (z.B.S.24, 69). Einige Bilder sind leiderunscharf(z.B. S. 29,93).Nicht alle dervorgestellten Arteneigenensich nach unseren Erfahrungenwirklich gutfür dieKulturauf demFensterbrett– Euphorbiaprimulifolia oder E. gymnocalycioides etwa sind selbst beioptimalsten Pflegebedingungen im Gewächshausheikel. Enttäuschend istdie AuswahlanamerikanischenArten,wolediglich drei nicht-sukkulenteArten vorgestellt werden –obwohldochdie Sukkulenten E. tithymaloides und E. antisyphilitica in denEinleitungenabgebildet sind.Und wieimmer:Auchdiese 30. Sonderausgabeder DeutschenKakteen-Gesellschaftist denMitgliedern derKakteengesellschaftenin Deutschland, Österreich undder Schweizvorbehalten.

Sukkulenten-Sammlung Zürich Mythenquai 88 CH-8002Zürich Telefon +4144412 12 80 sukkulenten@zuerich.chstadt-zuerich.ch/sukkulentensammlung facebook.com/sukkulentensammlung instagram.com/sukkulentensammlungzurich

UnserArchiv mithistorischen Bildern derSukkulenten-Sammlung wird langsamdigital. Südamerikahaus am 15.Mai 1961, Carl Erhardt, Zürich.

Öffnungszeiten: täglich9 –16.30 Uhr. Eintritt frei.

Anreise: Tram 7bis Brunaustrasse. Bus161/165 bisSukkulentensammlung.Parkplätzevorhanden.

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