subculture November 2011

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INTERVIEW

Außerdem gib es eine Remix-App? Wie funktioniert das und wer sollte die App unbedingt haben? Das ganze nennt sich Remiix - genau, mit ii - und ist eine iPhone/iPad App Serie, initiiert von Richie Hawtin. Vor mir haben schon Plastikman, Dubfire, Joris Voorn sowie Bodzin & Romboy jeweils eine Ausgabe bestückt. Pünktlich zum Release nun auch die Oliver Huntemann Paranoia App. Remiix ist ein super Spielzeug, mit dem man sich stundenlang die Zeit vertreiben kann. Es gibt mehrere Spuren und Sequenzen verschiedener Tracks, die man in jeglicher Form kombinieren kann. So entstehen die verrücktesten Mash-Ups und Versionen. Ein großer Spaß! Wie auch der Vorgänger ‚H-3’ erschien ‚Paranoia’ auf deinem eigenen Label ‚Ideal Audio’. Wie wichtig ist es dir auf deinem eigenen Label zu veröffentlichen. Eröffnet es dir mehr künstlerische Freiräume? Ich habe mich schon vor vielen Jahren dazu entschlossen ein eigenes Label zu führen und konsequenterweise meine Produktionen auch dort zu releasen. Es zeugt nicht gerade von Glaubwürdigkeit, wenn man eine eigene Plattform aufbauen möchte aber selbst nicht daran glaubt und woanders veröffentlicht, um eventuell mehr Aufmerksamkeit zu erreichen. Natürlich gibt mir ein eigenes Label auch jegliche Freiheit zu machen, was ich für gut empfinde. Man sollte dabei trotzdem immer selbstkritisch sein. Nicht alles muss veröffentlicht werden. Auf deiner Live Tour agierst du mit einem besonderem Technischen Tool. Was kann man sich unter ‚REACTABLE’ vorstellen? Bei dem Reactable handelt es sich um eine Art Leuchttisch mit Touchscreen, der einen Synthesizer und Sample-Player enthält. Über Würfel und andere Bausteine, die entsprechend codiert sind, werden Samples und Sequenzen abgespielt, die wiederum von mir live arrangiert werden. Zusätzlich arbeite ich mit verschiedenen Effekten und Tools. Damit jeder sieht, was ich tue, wird die Oberfläche des Reactable auf Videoscreens projiziert. Ich hatte den Reactable vor einigen Jahren als Studie gesehen und fand das Gerät sehr interessant. Schon während der Albumproduktion habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich eventuell eine etwas andere LivePerformance bieten könnte. Bei einem Gig in Barcelona bin ich dann von den Entwicklern des Reactable noch einmal auf das Thema angesprochen worden. Mittlerweile sollte das Gerät in Serie gehen. Ich habe es ausprobiert und war begeistert über die intuitive Bedienung und Programmierung. Ich helfe den Jungs zudem noch dabei, den Reactable einem größeren Personenkreis zugänglich zu machen und Bugs zu beseitigen.

Ich packe meinen Plattenkoffer mit? – Was ist noch übrig geblieben vom analogen Zusammenstellen der Scheiben vor einem Gig? Nach welchen Kriterien stellst du dein Sets zusammen? Und wie unterscheidet sich ein DJ Gig zu deiner Live Performance? Obwohl ich seit einigen Jahren mit TraktorScratchPro arbeite, bin ich dank Control-Vinyl doch recht klassisch geblieben. Auch meine Vorbereitung hat sich nur bedingt geändert. Ich habe einen Main-Ordner, mit dem ich arbeite. Dort sind nur eine begrenzte Anzahl an Tracks vorhanden - eben wie früher in der Plattenkiste. Jede Woche höre ich diese noch einmal durch, füge neue Tracks ein und schmeiße ausgediente raus. Der Vorteil ist, dass ich das nun auch im Flieger oder Hotel machen kann. Außerdem bin ich mit Traktor für alle Fälle gewappnet. Sollten einmal die Plattenspieler nicht mehr mitmachen, weil sie einfach abgerockt sind oder die Bühne zu sehr vibriert, kann ich einfach an meinem X1 Controller auf internal gehen und trotzdem weiterspielen. Du kannst dir ja nicht vorstellen, was einem so alles passiert, wenn man heutzutage nach Turntables verlangt. Im Pacha in Sao Paulo kannte mein Host noch nicht mal mehr das Wort Turntable! Erst der Haustechniker hat aus dem Keller zwei verstaubte Technics hervorgekramt. So etwas passiert, da kann der technical rider noch so gut sein. Mein Live-Set ist eine ganz andere Geschichte. Zum einen spiele ich nur eigene Tracks, die ich währen der Performance mit meinem Reactable live arrangiere. Zum anderen stehe ich in einem Käfig aus LED‘s, der die visuelle Show verstärkt. Das Ganze ist eine Kombination aus Sound- und Lichtdesign und hat eher Konzertcharakter als ein DJ-Set. Was ist im Anschluss Deiner Album + Live Tour geplant? Erst einmal Urlaub? Oder gibt es bereits neue spannende Projekte von denen wir erfahren dürfen? Der Plan ist bis Sommer 2012 die Album-Tour zu machen. Genaueres für danach gibt es noch nicht aber Ideen hab ich einige. Remixe vom Album soll es geben. Eine neue PLAY! mit einem live DJ-Mix aus einem Club irgendwo auf der Welt könnte dann auch mal wieder angegangen werden. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Momentan steht der Focus auf dem Paranoia Album Release und der Tour, auf die ich mich schon wahnsinnig freue. Das Interview führte Sandra Prawitt von ARTIST PR


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