Es war einmal ...

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Wenig später hatte der herzogliche Konzertmeister bereits eine Sonate für sich und seine Angebetete komponiert, die sie im Gothaer Hofkonzert zum Besten gaben: „Wir spielten an dem Abende mit einer Begeisterung und einem Einklange des Gefühles, der nicht nur uns selbst hinriß, sondern auch die Gesellschaft so elektrisirte, daß sie unwillkürlich aufsprang, uns umringte und mit Lobsprüchen überhäufte. Die Herzogin flüsterte dabei Doretten einige Worte ins Ohr, welche diese erröthen machten. Ich deutete auch dies zu meinen Gunsten und so gewann ich endlich auf der Rückfahrt den Muth, zu fragen: ‚Wollen wir so für’s Leben mit einander musiciren?‘ Mit hervorbrechenden Thränen sank sie mir in die Arme; der Bund für das Leben war geschlossen!“ Nach der Hochzeit im Februar 1806 wandte sich Spohr neuen Kompositionen für seine Frau und sich zu und kam dabei auch auf den Gedanken, das Duo zum Trio zu erweitern. So entstand das f-Moll-Trio mit Cello, was der junge Ehemann freilich bald als störend empfand: „Ich begann alsbald ein eifriges Studium der Harfe, um zu ergründen, was dem Charakter des Instrumentes am angemessensten sei. Da ich in meinen Compositionen reich zu moduliren gewohnt war, so mußte ich besonders die Pedale der Harfe genau kennen lernen, um nichts für sie Unausführbares niederzuschreiben. Da die Harfe am vorteilhaftesten im Vereine mit dem singenden Tone meiner Geige erklang, so schrieb ich vorzugsweise concertirende Compositionen für beide Instrumente allein. Später machte ich zwar auch Versuche mit einem Trio für Harfe, Violine und Violoncell; da ich aber fand, daß jede Begleitung unser einiges und inniges Zusammenwirken nur störe, so kam ich bald wieder davon zurück.“ (Selbstbiographie, 1860) Dorette Spohr spielte damals noch eine einfache Pedalharfe deutscher Bauart. Erst 1820 in London versuchte sie sich an den neuen Doppelpedalharfen von Érard, was ihr aber solche übermenschlichen Kräfte abverlangte, dass sie das Harfenspielen aufgab. Josef Beheimb


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