konnte der Papst nicht umhin, seinen Vertrauten zu sagen: ‚Maestro Pierluigi hat seine Missa Papae Marcelli und seine Motetten über das Hohelied vergessen.‘ Noch am selben Tag kam die schneidende Kritik dem Giovanni zu Ohren, der sofort erkannte, welchen Irrtum er begangen hatte, und sich sogleich anschickte, seinen Fehler wieder gut zu machen.“ So hat Giuseppe Baini in seiner Palestrina-Biographie von 1828 jene Episode erzählt.
Mariä Himmelfahrt in Santa Maria Maggiore Die nächsten Schritte Palestrinas lesen sich in Bainis Fassung folgendermaßen: „Es nahte der Festtag der glorreichen Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel. Deshalb entschloss sich Giovanni, eine Motette und eine Messe über den Choral ‚Assumpta est Maria in coelum‘ zu schreiben, und bemühte sich, in ihr das wahre Schöne, die ausgewogene Nachahmung der Natur und die grandiose Erhabenheit auf jede erdenkliche Art zu vereinen, so wie es ihm in seiner ‚Missa Papae Marcelli‘ und den Hohelied-Motetten gelungen war.“ Palestrina überredete seine Kollegen von der päpstlichen Kapelle, die neue Messe heimlich einzustudieren, ohne dem Papst den Namen des Komponisten zu nennen: „Man probt die Messe, und die Sänger sind verblüfft und tief bewegt. Es naht also der Morgen des 15. August, man feiert das Pontifikalamt in der Basilica liberiana, sprich: in S. Maria Maggiore, man singt die neue Messe ‚Assumpta est‘, die vom gesamten Auditorium verdientermaßen den größten Beifall erhält; und Sixtus V. – wenn es wahr ist, was man sich erzählt – lächelt, kaum ist die Messe beendet, und sagt: ‚Die Messe des heutigen Morgens ist wahrhaft neu gewesen und kann von niemand anderem als von Pierluigi sein. Am Dreifaltigkeitssonntag haben wir uns über seine Musik beschwert, heute hat sie uns vollauf zufriedengestellt; und wir schmeicheln uns, dass er noch oft auf so süße Weise unsere Andacht entfachen möge.’“ Baini, der erfahrene Sänger des päpstlichen Chores, füg-