Styriarte-Magazin #2 / 2022

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Sie haben klassische Instrumente gelernt oder beziehen sich auf alte Musiktraditionen, wollen aber dort nicht stehen bleiben, sondern etwas ganz Eigenes schaffen. Sandra Pires und ihre Band, Matthias Bartolomey und sein Duopartner Klemens Bittmann und Marie Spaemann und ihr Duopartner Christian Bakanic haben ganz persönliche Wege des Musikmachens gefunden. In der Styriarte präsentieren sie neue Programme, und Thomas Höft hat mit ihnen darüber gesprochen.

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Jenseits der Klassik den Pop, und es sind bei uns eben auch Covers von Sting oder The Cure … also wir blättern auf, was uns beeindruckt und geprägt hat: ein französischer Walzer, oder ein arabisches Liebeslied, das ich mit einem hebräischen Volkslied verbinde, weil das eben in der Utopie eines Songs möglich ist. THOMAS HÖFT: Vielleicht die wichtigste Reise: die in eine hoffentlich gute Zukunft … MATTHIAS BARTOLOMEY: Wir haben ja als Musiker:innen das Privileg, Emotionen im eigenen Schaffen verarbeiten zu können. Und wenn wir da unser Publikum mitnehmen können, dann kann das sehr viel Sinn machen. SANDRA PIRES: Es muss auch Momente geben, wo man seine Sorgen für einen Moment beiseite tut und sich verzaubern lässt. Und wenn es nur für den Moment eines Konzertes ist. Das möchte ich den Menschen schenken, eine Möglichkeit, Hoffnung zu haben.

SO, 10. Juli Helmut List Halle, 19 Uhr

Travel Diaries

Ein neues schillerndes Programm für ein Cello, eine Stimme, ein Akkordeon Marie Spaemann, Cello & Gesang Christian Bakanic, Akkordeon

SO, 17. Juli Helmut List Halle, 19 Uhr

Canto de Alegria Lieder der Freude oder: Eine Reise zu sich selbst A minha Viajem, Rio, Desespero, A minha avó u. a. Sandra Pires, Gesang Ensemble „Panfili & Friends“

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THOMAS HÖFT: Es gibt etwas, was Ich will einfach Songs schreiben. Ich Sie alle drei als Künstler:innen der möchte neu erschaffen, aber dazu Styriarte verbindet. Sie machen brauche ich den Boden der Klassik keine Klassik im engen Sinne. Wie nicht zu verlassen. Wir erweitern passen Ihre Programme denn über- ihn allerdings total. So war meine haupt hinein in ein Klassikfestival? Reise bisher. Und sie ist auch nicht SANDRA PIRES: Was wir machen, zu Ende. hat einen Anspruch: Ob klassisch THOMAS HÖFT: Das bringt uns ja oder nicht, es geht um Gefühle, direkt auf das Thema der Styriarte: um das Zuhören und um das Füh- „Auf Reisen”. Inwieweit reisen Sie in len. Musik bringt uns in eine andere Ihren Programmen? Welt. Wir überqueren mit unse- SANDRA PIRES: (lacht) Das Prorer Musik Grenzen und überwin- gramm ist einfach eine Lebensreise. den Klischees. Und das alles mit Meine Wurzeln sind in Osttimor, ich einem ganz hohen musikalischen bin in Portugal aufgewachsen, weiAnspruch. Deshalb passt unsere ter gewachsen in Australien und Musik wunderbar in ein Klassikfes- seit fast 22 Jahren in Österreich. Ich tival. habe also meinen Koffer gepackt MATTHIAS BARTOLOMEY: Die Sty- und all diese Erfahrungen, all diese riarte hat sich ja seit vielen Jahren Emotionen hineingegeben. Ich habe als ein sehr offenes Festival erwie- sie komponiert, mit Mario Berger, sen. Und wenn man jetzt etwas und jetzt bringen wir das Ganze näher beschreiben möchte, was mit einer sechsköpfigen Band auf Offenheit meint, dann möchte ich die Bühne. Extra und speziell für die das ganz persönlich auf unser Duo Styriarte entwickelt. BartolomeyBittmann beziehen: Wir MATTHIAS BARTOLOMEY: Bei uns spielen jetzt seit zehn Jahren mit- erzählt das Programm nicht das einander und haben von Anfang an ganze Leben, aber immerhin zehn den Fokus darauf gesetzt, eigene Jahre. Zehn Jahre spielen Klemens Stücke zu schreiben. Keine Arran- Bittmann und ich jetzt zusammen, gements, sondern wirklich ganz und das ist Anlass für das neue Proeigene Musik für unsere sehr klas- gramm, das gerade jetzt auch als CD sischen Instrumente. herauskommt. Auf Reisen gehen ist MARIE SPAEMANN: Das gilt in der Musik das nobelste Anliegen, genauso auch für uns, für mein Duo und man kann es glücklicherweise mit Christian Bakanic. Wir haben ganz und gar in der Phantasie tun, klassische Instrumente, in unserem nur beim Zuhören, ohne den Ort zu Fall das Cello und das Akkordeon, verlassen. Und genau das möchten und kommen auch beide aus der wir auslösen. Wir wollen aufwühlen, Klassik, aber wir denken eben auch Geschichten erzählen, aber ganz um. Dabei haben wir beide unter- ohne Worte, nur im Klang. schiedliche Geschichten. Christian MARIE SPAEMANN: Ich habe das Bakanic kommt aus der Volksmusik Gefühl, dass die unterschiedlichsund hat dann die Klassik für sich ten Geschichten und Eindrücke entdeckt, ich selbst komme als Cel- im Laufe unseres musikalischen listin total aus der Klassik. Aber mir Lebens zu uns gereist sind. Und hat da einfach dieser Schaffens- wir erzählen das nun nach. Da ist aspekt gefehlt. Ich habe gemerkt: sehr viel Tango, da sind Ausflüge in

DI, 19. Juli Helmut List Halle, 19 Uhr

Zehn Das Jubiläumsprogramm von BartolomeyBittmann – progressive strings vienna Matthias Bartolomey, Cello Klemens Bittmann, Violine & Mandola 23


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