Zeit für Religion 4 Handbuch für Lehrer:innen

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Unterrichtswerk Religion (r. k.) 8. Schulstufe: Sekundarstufe 1 HANDBUCH für Lehrerinnen & Lehrer
RELI GION ZEIT FÜR 4

Impressum:

Zeit für Religion 4. Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer.

Das vorliegende Handbuch ist ein ergänzende Serviceunterlage zum Schulbuch „Zeit für Religion 4“ (SB-Nr. 215.037) und kann nur in Verbindung mit diesem Schulbuch sinnvoll genutzt werden.

Herausgeber: Kompetenzzentrum für Religionspädagogische Schulbuchentwicklung

© 2024 by KIRCHLICHE PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE der Diözese Graz-Seckau, A-8010 Graz, Lange Gasse 2

Autorinnen und Autoren: Herbert Stiegler, Connie Blühwald, Andrea Kern, Simone Rieser-Kurzmann, Alexandra Branz-Schorn, Christian Feichtinger

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk ist nach dem Urheberrechtsgesetz geschützt. Jede vom Urheberrechtsgesetz nicht zugelassene Verwertung bedarf vorheriger ausdrücklicher Zustimmung der Herausgeber.

Verlegerische Beratung, Betreuung und Vertrieb: Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG

Layout & Gestaltung: Fiona Rieser

Titelbild: Getty Images

1. Auflage (2024)

Die Autorinnen und Autoren haben sich bemüht, Urheberrechtsinhaber:innen ausfindig zu machen und eventuelle Ansprüche abzuklären. Sollten dennoch Urheberrechte verletzt worden sein, bitten die Autorinnen und Autoren um Kontaktaufnahme zur Klärung möglicher Ansprüche.

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Urheberrechtshinweise und Quellenangaben sind auf den jeweiligen Seiten vermerkt.

Homepage:

Zeit für Religion

4.4 Religiöse Elemente in der Populärkultur ...

KAPITEL 5: SCHAU HIN

5.0/5.1

heute?

KAPITEL 6: MEHR ALS ALLES

6.0/6.1 Wohin gehen wir?

6.2 Zeichen des Leidens und der Hoffnung

KAPITEL

... S. 112–127

... S. 123–127

... S. 128–159

... S. 129–133

EINLEITUNG ... S. 4–7 GANG DURCHS BUCH ... S. 8–9 JAHRESPLANUNG ... S. 10–15 KAPITEL 1: LEBENSPERSPEKTIVEN UND ZUKUNFTSPLÄNE ... S. 16–31 1.0/1.1 Leben – eine einzigartige Geschichte ... S. 17–20 1.2 Zukunft – meine Lebensziele ... S. 21–23 1.3 Utopie – ein Zukunftsmodell ... S. 24–26 1.4 Vertrauen – eine Entscheidungshilfe ... S. 27–31 KAPITEL 2: IN EINER GEMEINSCHAFT VERBUNDEN ... S. 32–53 2.0/2.1 Erwachsen werden ... S. 33–35 2.2 Ich bin bereit ... S. 36–40 2.3 Ohne uns – geht gar nichts ... S. 41–51 2.4 In der Gemeinschaft mitwirken ... S. 52–53 KAPITEL 3: ENTSCHIEDEN IN FREIHEIT LEBEN ... S. 54–71 3.0/3.1 Entscheidungen treffen ... S. 55–58 3.2 Was ist das Gewissen? ... S. 59-61 3.3 Auf das Wohl des Menschen ausgerichtet ... S. 62–63 3.4 Religion: Befreiend oder unterdrückend? ... S. 64-67 3.5 Die dunkle Seite des Glaubens ... S. 68-71 KAPITEL 4: IN DER KUNST GOTT UND DER WELT BEGEGNEN ... S. 72-111 4.0/4.1 Kunst und ihre Funktionen ... S. 73–79 4.2 Bildsprache der Kunst ... S. 80–85 4.3 Kunst und Religion
S.
INHALT
...
86-100
S.
101-105 Weihnachtsspecial
... S. 106–111
Stop, look, go ... S. 113–115 5.2 Verteilungsgerechtigkeit ... S. 116–119 5.3 Biblische Prophetinnen und Propheten ... S. 120–122 5.4 Und wie leben wir
... S. 134–141 6.3 Auferstehen und aufstehen ... S. 142–146 6.4 Stärker als der Tod ... S. 147–151 6.5 Botschaften für das Leben ... S. 152–155 Special: Thomas. Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!
S. 156–159
...
7:
S. 160–173
HEILIGER GEIST, KOMME HERAB ...
... S. 161–163 7.2 Aufbruch in ein neues Leben ... S. 164–166 7.3 Heiliger Geist ... S. 167–169 7.4 Was sind Geistgaben? ... S. 170–173 KAPITEL 8: HINDUISMUS UND BUDDHISMUS ... S. 174–196 8.0/8.1 Die Religionen Ost- und Südostasiens ... S. 175–179 8.2 In allem wohnt Gott ... S. 180–185 8.3 Die Wahrheit tun ... S. 186–188 8.4 Auf den Spuren des Erwachten ... S. 189–191 8.5 Auf dem achtfachen Pfad ... S. 192–196 ANHANG ... S. 197–217 Feste in den Religionen … S. 197-199 Risiko (Weihnachten, Ostern, Sakramente) …S. 200-208 Gottesdienstbausteine … S. 209-217
7.0/7.1 Meine Charismen

EINLEITUNG

„Zeit für Religion 4“ versteht sich als zeitgemäßen Ansprüchen gerechtes, didaktisch leicht zu nutzendes und optisch ansprechendes Unterrichtswerk für den katholischen Religionsunterricht der 8. Schulstufe. Das hier digital vorliegende Handbuch für Lehrer:innen gehört zum Schulbuch und ist in Einheit mit diesem zu sehen. Hier gibt es Hintergrundinformationen zu den einzelnen Kapiteln, Ausführungen zum Lehrplanbezug und Arbeitsanregungen sowohl zur Differenzierung (Kompetenzniveau 1) des Unterrichts als auch zur weiterführenden Auseinandersetzung mit den Inhalten. In dieser Einleitung sollen die Grundkonzepte des Unterrichtswerks und die wiederkehrenden Elemente im Handbuch erklärt werden.

Grundkonzept des Unterrichtswerks

Religionsunterricht hat heute einige interessante Voraussetzungen:

Religionsunterricht steht wie jeglicher Unterricht im Spannungsfeld vielfältiger Interessen. Das Besondere des Religionsunterrichts ist, dass er neben dem Kontext staatlicher Organisation auch in seiner kirchlichen Verankerung zu sehen ist, gleichzeitig aber die persönliche Glaubensund Gewissensfreiheit der Schüler:innen nicht nur zu respektieren, sondern auch zu fördern und zu entwickeln hat. Die Vielfalt kultureller und sprachlicher Hintergründe nimmt im österreichischen Schulsystem zu. Auch dies stellt den Unterricht vor neue Herausforderungen.

Die Selbstverständlichkeit religiöser Milieus ist weitgehend verschwunden. Früher selbstverständliches Vorwissen aus gelebter religiöser Praxis kann nicht mehr vorausgesetzt werden.

Die Schüler:innen werden in ihrem Alltag von einer Vielzahl an Informationen vor allem im digitalen Bereich überhäuft, eine Entschleunigung und Konzentration auf das Wesentliche wird durch verschiedene Aktivitäten ebenfalls versucht zu erreichen.

Das Unterrichtswerk versucht diesen Voraussetzungen in mehrfacher Hinsicht gerecht zu werden.

Kompetenzorientierung und Lehrplanorientierung

Das Unterrichtswerk bildet den mit September 2021 in Kraft gesetzten kompetenzorientierten Lehrplan vollständig ab. Die Kapitel des Buches folgen weitgehend den im Lehrplan enthaltenen Kompetenzbeschreibungen unter Berücksichtigung der Kompetenzdimensionen.

Das Unterrichtswerk folgt dem Doppelseitenprinzip. Inhalte/Kompetenzen werden auf einer oder höchstens zwei Doppelseiten in sich vollständig behandelt.

Individualisierung und Differenzierung

Das Unterrichtswerk ist grundsätzlich so gestaltet, dass Schüler:innen Arbeitsanregungen zur selbstständigen Auseinandersetzung mit den Inhalten jeder Doppelseite finden. Zusätzliche Anregungen zur Differenzierung finden sich hier im Handbuch für Lehrer:innen. Es sind dies Ideen, wie Unterricht – im Blick auf die einzelne Schülerin/den einzelnen Schüler sowie auf die gesamte Klassensituation – abwechslungsreich und kreativ gestaltet werden kann.

Daneben versteht sich das Unterrichtswerk als ein Buch für Schüler:innen. Ihrer Gestaltung, dem Einbringen ihrer Gedanken und Fragen wird im Buch Platz gegeben.

Anhang

Wichtige Begriffe, die über den unmittelbaren Kontext des Kapitels von Bedeutung sind, werden im Anhang in einem kleinen Lexikon erklärt.

Die im Lexikon enthaltenen Begriffe sind in den Texten durch Punkte unter dem Begriff beim erstmaligen Vorkommen auf einer Doppelseite gekennzeichnet.

In der darauffolgenden Methodenwerkstatt wird ein Beitrag zum Aufbau einer Methodenkompetenz geleistet. Jedem Kapitel ist eine Leitmethode zugeordnet.

Im Anhang ist eine Übersicht über die fünf Religionen, auf die in den letzten Schulbüchern näher eingegangen wurde. Diese Doppelseite will vor allem die Gemeinsamkeiten der Religionen herausstreichen.

Wiederkehrende Elemente jedes Kapitels

Um die Orientierung im Unterrichtswerk zu erleichtern, gibt es feststehende Elemente, die sich in jedem Kapitel wiederholen.

4 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Eröffnungsseite

Am Beginn jedes Kapitels gibt es eine Einführungsseite, die aus einem hinführenden Text, anregenden Fragen und einem Kunstbild besteht. Die Fragen sollen einerseits neugierig auf das Kapitel machen, können aber auch schon erste Diskussionspunkte sein oder Erinnerungen an das in der Volksschule Gelernte wecken. Die Arbeit mit dem Bild kann ebenfalls zum Kapitel hinführen. Bilddidaktik gehört wesentlich zum Religionsunterricht dazu und bekommt dadurch eine Regelmäßigkeit.

Themenseiten

Die Themenseiten behandeln den zentralen Inhalt in methodisch vielfältiger Form. Differenzierungsmöglichkeiten bieten sich durch Arbeitsaufträge, Diskussionen, DigiPoints usw. Sie sind durch Icons in der Randleiste gekennzeichnet. Das Schulbuch ist als Arbeitsbuch konzipiert und soll daher als Einladung an die Schüler:innen verstanden werden, sich an der Gestaltung „ihres Buches“ zu beteiligen.

Bibeltext

Die Arbeit mit Bibeltexten ist ein wichtiger Bestandteil des Religionsunterrichts. In jedem Kapitel finden sich daher ein längerer, für den Inhalt maßgeblicher Bibeltext aus der Einheitsübersetzung 2016 und Anregungen, wie der Text analysiert, interpretiert und reflektiert werden kann.

Zeit für ein Porträt/Gespräch

Das Christentum lebt vom Einsatz und Glauben einzelner Menschen. Diesen lebendigen Glauben sichtbar werden zu lassen ist die Aufgabe der Porträtseiten. Sie beschäftigen sich mit wichtigen Personen aus der Glaubensgeschichte genauso wie mit heutigen Christ:innen und ihren Zugängen zu verschiedenen Aspekten des Glaubens.

Schlussseite

Am Ende jedes Kapitels gibt es eine Doppelseite, die es ermöglicht, die Inhalte und Kompetenzen des Kapitels zu wiederholen. Hier finden sich sowohl elementare Kompetenzen, die „abzuhaken“ sind, aber auch Aufgabenstellungen, in denen das Gelernte noch einmal angewendet wird. Anhand von Leitfragen wird zudem auch noch einmal eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Kapitel angeregt. Da Religionsunterricht immer über sich selbst hinausweisen will, gibt es auch Anregungen für Aktivitäten, die Schüler:innen ganz individuell zusätzlich im oder nach dem Unterricht machen können.

Kompetenzdimensionen

Zu jedem Kapitel gibt es einführende Informationen, die den Lehrplanbezug herstellen, die Logik des Kapitels erläutern und die Grundkompetenzen mit den Kompetenzdimensionen berücksichtigen.

A: Wahrnehmen + beschreiben (Perzeption)

B: Verstehen + deuten (Kognition)

C: Gestalten + handeln (Performanz)

D: Kommunizieren + (be)urteilen (Interaktion)

E: Teilhaben + entscheiden (Partizipation)

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We are: # Timeforelicons
INNOVATIV ANSCHAULICH LEBENSNAH DURCHDACHT FUNKTIONAL INTERAKTIV KREATIV KOMPETENZORIENTIERT QUALIFIZIERT

GRAFISCHE ORIENTIERUNGSPUNKTE IM UNTERRICHTSWERK

In der Randleiste gibt es verschiedene Ergänzungen zum jeweiligen Seiteninhalt.

ARBEITSANREGUNG

Zur selbstständigen Auseinandersetzung mit den Inhalten.

WOW!

WUSSTEST DU …

Interessante, über den unmittelbaren Kontext hinausweisende Zusatzinformationen zum Inhalt der Seite.

Auf den Porträt-/Interviewseiten werden die wichtigsten Fakten kurz präsentiert.

LIED

PROFIAUFGABE

Arbeitsanregungen, die intensivere Auseinandersetzung und Weiterdenken mit den Inhalten der jeweiligen Seite voraussetzen.

Lieder, die über das Buch verteilt zu finden sind.

METHODENKOFFER

Methodenteil im Anhang des Buches. Sukzessiver Aufbau von Fachkompetenzen und von Methodenkompetenz.

DISKUSSIONSANREGUNG

Fragen, die in der Gruppe/Klasse im gegenseitigen Austausch diskutiert werden können.

DIGITALER HINWEIS

Verweis auf digitale Anwendungen, welche die Buchinhalte vertiefen bzw. ergänzen.

VERWEIS

Verweis auf vergleichbare Inhalte innerhalb des Buches oder der Reihe „Zeit für Religion“.

ÜBERGREIFENDE THEMEN

Hinweis auf die im Lehrplan festgelegten übergreifenden Themen. Kann alleine stehen oder mit einem anderen Icon verknüpft sein.

KOMPETENZNIVEAU 1

Das Kompetenzniveau 1 wird farblich hervorgehoben und stellt eine Art Mindestanforderung für den Erwerb einer Kompetenz dar und ist im Lehrplan im Kompetenzraster als verbindlich angeführt.

Sachtexte, Bibeltexte, Erzählungen, Interviews, Grafiken, Kunstbilder, Fotografien und vieles mehr ermöglichen eine persönliche Auseinandersetzung mit den Inhalten. Zusätzlich liefern die Randleisten weiterführende Ergänzungen.

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Dieses Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer folgt dem Aufbau der Kapitel des Unterrichtswerks und der darin enthaltenen Doppelseiten.

Die Inhalte des Handbuchs verstehen sich als „Tun im Prozess“ und sollen immer wieder auf ihre Aktualität und Praktikabilität hin überprüft werden.

Zur jeweiligen Doppelseite ist ein Raster angelegt, in dem Teilkompetenzen und Kompetenzdimensionen formuliert sind.

Hintergrundinformationen erläutern die Inhalte.

Es werden Einstiegs-, Erarbeitungs- und Vertiefungsvorschläge als Ideen zum Einsatz des Unterrichtswerks in verschiedenen Phasen der Lehreinheit angeboten. Hierbei geht es ganz besonders darum, dass das, was das Unterrichtswerk an Inhalten bietet, differenziert, kreativ und lustbetont umgesetzt wird. Ergänzende Materialien und Methoden werden dort angeboten, wo sie notwendig und sinnvoll erscheinen.

Die Gottesdienstbausteine sind ein besonderes Serviceangebot. Arbeitsaufträge, die im Unterricht mit Schüler:innen erarbeitet werden, werden zu Elementen von religiösen Feiern. Die Gottesdienstvorschläge orientieren sich an Inhalten/Themen des Schulbuches.

Die Berücksichtigung des Kirchenjahres ist ein wesentlicher Orientierungspunkt in der Gestaltung von Lehreinheiten. In einzelnen Kapiteln dieses Unterrichtswerks wird ein inhaltlicher Bezug zum kirchlichen Jahreskreis hergestellt. Eine Besonderheit stellen das Weihnachts- und Osterspecial dar. Diese bilden eine bewusste Unterbrechung des „Alltags“ und regen an, diese Feste aus dem Buch „herauszunehmen“ und in das persönliche Umfeld zu transferieren.

Wir wünschen allen Kolleginnen und Kollegen viel Erfolg und Freude beim Unterricht. Wir hoffen, dass wir mit unserem Werk ein wenig dazu beitragen können.

Herbert Stiegler (Gesamtkoordination), Connie Blühwald (Koordination Handreichung), Andrea Kern, Alexandra Branz-Schorn, Christian Feichtinger, Simone Rieser-Kurzmann

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Betrachte das Bild auf der Umschlagseite deines Buches. Beschreibe mit einem Wort, wohin dich dieser Sprung heuer bringen könnte.

In den letzten Jahren hast du viele Einblicke in das Christentum, das Judentum und den Islam erhalten. Welche beiden großen Religionen lernst du in diesem Schuljahr kennen? Die Antwort findest du im Inhaltsverzeichnis.

Auf S. 15 siehst du ein sehr bekanntes Bild. Was zeigt es?

Im Kapitel 2.2 erfährst du viel über das Sakrament der Firmung. Hast du dir schon überlegt, welche Gründe für oder gegen die Firmung sprechen? Schreibe den wichtigsten Grund für dich auf.

Wer ist hier abgebildet? Hinweise dazu findest du im Kapitel 3.4.

Dieses Bauwerk ist einem bestimmten Kunststil zuzuordnen. Schreibe den Namen des Bauwerks auf und welche Kennzeichen es zu welchem Kunststil zuordenbar machen.

Aus welcher Sprache stammt das Wort „Prophet/in“ und was ist dessen Bedeutung? Schlag dazu im Kapitel 5.1 nach.

Scanne den DigiPoint im Kapitel 6.2. Zeichne zwei Kreuzformen ab und recherchiere deren Bedeutung.

Warum wird Thomas oft „der ungläubige Thomas“ genannt? Antworten findest du im Osterspecial.

Das Kunstbild vom Kapitel 7 zeigt die Decke der Andreaskapelle in der Kirche St. Andrä in Graz. Welche Formen erkennst du darin?

Im Kapitel 8.5 erfährst du über die „Pancasila“. Welche Gemeinsamkeiten mit den christlichen Zehn Geboten kannst du festmachen?

Die Methodenwerkstatt enthält die Methode „einen Protestsong schreiben“. Welche Themen würde dein Protestsong enthalten?

Schreibe zwei wichtige Feste für jede der fünf Religionen auf, die du im Special im Anhang findest.

Eine lange Zeit hat dich diese Reihe von Büchern nun begleitet, du hast viel über das Christentum erfahren und auch zahlreiche neue Begriffe gelernt. Schau dir das gesammelte Lexikon durch und schreibe das Wort heraus, das du am schwierigsten findest.

9 GANG DURCHS BUCH
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Zeit/Kirchenjahresbezug

Kompetenzbereich Leitkompetenz

Kompetenzbeschreibung

September/ Oktober

Schulbeginn/ Schulanfangsfeier/ Erntedank

A2 Menschen und ihre Lebensorientierungen.

Leitkompetenz: Sich mit den großen Fragen der Menschen auseinandersetzen können.

Die Schüler:innen können Perspektiven für ihr Leben entwickeln und Zukunftspläne entwerfen.1,2

Anwendungsbereich Unterrichtshinweise

Oktober/Allerheiligen (Anmeldung zur Firmung)

B4 Gelehrte und gelebte Bezugsreligion.

Leitkompetenz: Kirchliche Grundvollzüge kennen und religiös-spirituelle Ausdrucksformen gestalten können.

Die Schüler:innen können die Firmung als Befähigung und Beauftragung zum Mitwirken an den Grundvollzügen der Kirche erläutern.

Anwendungsbereich: –

Unterrichtshinweise:

Sehnsüchte und Lebensträume, persönliche und berufliche Ziele, Utopien und Dystopien

Anwendungsbereiche: Verkündigung – Liturgie –Diakonie – Gemeinschaft

Unterrichtshinweise: Sakrament: Firmung – Entscheidung zur (Nicht-)Teilhabe; Möglichkeiten des Mitwirkens junger Menschen in der Kirche, Compassion

November/ Dezember

A1 Menschen und ihre Lebensorientierungen.

Leitkompetenz: Beziehung verantwortungsvoll gestalten können – zu sich selbst, zu anderen, zur Schöpfung

C6 Religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Gesellschaft und Kultur.

Leitkompetenz: Unterschiedlichen Lebensweisen und Glaubensformen reflexiv begegnen können.

Die Schüler:innen können das Verhältnis von geltenden Normen und persönlichen Gewissensentscheidungen analysieren und anhand von Beispielen diskutieren.7

Die Schüler:innen können lebensförderliche und lebensfeindliche Aspekte in Religionen und Weltanschauungen benennen und beurteilen. 3,7

Anwendungsbereich:

Bildung des eigenen Gewissens

Unterrichtshinweise:

Orientierungskriterien bei Entscheidungen, Gruppendruck, sexualethische Fragestellungen, Gesetzesauslegung Jesu (z. B. Sabbatgebot)

Anwendungsbereiche: –

Unterrichtshinweise:

Lebensgestaltung in Freiheit, Befähigung zur oder Verlust der Eigenverantwortung, Gewaltstrukturen in Ideologien und Missbrauch von Religion und Autorität, Fundamentalismus

JAHRESPLANUNG 8. SCHULSTUFE

Inhalte/Buch „Zeit für Religion 4“

Eröffnung:

„Spiel des Lebens“

1. Kapitel: LEBENSPERSPEKTIVEN UND ZUKUNFTSPLÄNE

1.1 Das Leben – eine einzigartige Geschichte 1.2 Die Zukunft – meine Lebensziele 1.3 Die Utopie – ein Zukunftsmodell 1.4 Das Vertrauen – eine Entscheidungshilfe

Kompetenzniveau 1/Übergreifende Themen

2. Kapitel: IN EINER GEMEINSCHAFT VERBUNDEN

Kompetenzniveau 1: –

Übergreifende Themen: –

1 Bildungs-, Berufs- und Lebensorientierung

2 Entrepreneurship Education

Kompetenzniveau 1:

Die Schüler:innen können anhand von Beispielen aufzeigen, wie gefirmte Christinnen und Christen am kirchlichen Leben mit-wirken.

Übergreifende Themen: –

3. Kapitel: ENTSCHIEDEN IN FREIHEIT LEBEN

3.1 Entscheidungen treffen

3.2 Was ist das Gewissen?

3.3 Auf das Wohl des Menschen ausgerichtet

3.4 Religion: Befreiend oder unterdrückend?

3.5 Die dunkle Seite des Glaubens 3.6 Kompetenzcheck

Kompetenzniveau 1:

Die Schüler:innen können Kriterien für Gewissensentscheidungen in Bezug auf ein gerechtes Zusammenleben anhand von Fallbeispielen diskutieren.

Übergreifende Themen:

7 Politische Bildung

Kompetenzniveau 1:

Die Schüler:innen können anhand von Kriterien Lebensförderliches und Lebensfeindliches von religiöser und weltanschaulicher Praxis beurteilen.

Übergreifende Themen:

3 Gesundheitsförderung

7 Politische Bildung

Neuer Lehrplan – Neues Schulbuch „Zeit für Religion 4“
1.5 Kompetenzcheck
der
mitwirken
Kompetenzcheck
2.1 Erwachsen werden 2.2 Ich bin bereit 2.3 Ohne uns geht gar nichts 2.4 In
Gemeinschaft
2.5

Zeit/Kirchenjahresbezug

Kompetenzbereich Leitkompetenz

C5 Religiöse und weltanschauliche

Vielfalt in Gesellschaft und Kultur.

Dezember/Jänner Advent, Weihnachten

Februar/März Fastenzeit

Leitkompetenz: Medien, Kunst und Kultur im Kontext religiöser Weltwahrnehmung interpretieren, beurteilen und gestalten können

Kompetenzbeschreibung

Anwendungsbereich Unterrichtshinweise

März/April

Fastenzeit/Ostern

A1 Menschen und ihre Lebensorientierungen.

Leitkompetenz: Beziehung verantwortungsvoll gestalten können – zu sich selbst, zu anderen, zur Schöpfung

A2 Menschen und ihre Lebensorientierungen.

Leitkompetenz: Sich mit den großen Fragen der Menschen auseinandersetzen können.

B3 Gelehrte und gelebte Bezugsreligion.

Leitkompetenz: Grundlagen und Leitmotive des christlichen Glaubens kennen und für das eigene Leben deuten können.

Die Schüler:innen können Kunst als Möglichkeit religiöser Weltdeutung verstehen und ihr eigenes kreatives Potenzial entfalten.6

Anwendungsbereiche: –

Unterrichtshinweise:

Begegnung mit Kunst im religiösen Kontext, verschiedene Formen und Funktionen von Kunst, Religion in der Populärkultur

Die Schüler:innen können die Bedeutung eines Einsatzes für ein gerechtes Zusammenleben erkennen und konkrete Handlungsoptionen entwickeln.7,13

Anwendungsbereiche: (Biblische) Propheten und Prophetinnen

Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit8, 11

Unterrichtshinweise: Zivilcourage, Friede, Gewaltfreiheit, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklungsziele der UNO – (un)gerechte Wirtschaftsmodelle

Die Schüler:innen können die über den Tod hinausgehende christliche Hoffnung beschreiben.

Die Schüler:innen können Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi als Hoffnungsbild für Menschen reflektieren.

Anwendungsbereiche

Biblisch-hermeneutische Kompetenz: eschatologische Bilder10

Erlösungsglaube

Unterrichtshinweise: –

Anwendungsbereiche: –Unterrichtshinweise: Erfahrungen von Scheitern und Neubeginn, Passionsgeschichte und Osterevangelium, Bedeutung des Kreuzes, österlicher Glaube als christliche Lebenshaltung

JAHRESPLANUNG 8. SCHULSTUFE

Neuer Lehrplan – Neues Schulbuch „Zeit für Religion

4. Kapitel: IN DER KUNST GOTT UND DER WELT BEGEGNEN 4.1

Kompetenzniveau 1:

Die Schüler:innen können sich kreativ mit einem Kunstwerk und seiner möglichen religiösen Deutung auseinandersetzen.

Übergreifende Themen:

6 Medienbildung

Weihnachtsspecial: Josef

5. Kapitel: SCHAU HIN 5.1

Kompetenzniveau 1: –

Übergreifende Themen:

7 Politische Bildung

8 Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung

11 Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung

13 Wirtschafts-, Finanz- und Verbraucher:innenbildung

6. Kapitel: MEHR

Osterspecial: Thomas

Kompetenzniveau 1:

Die Schüler:innen können ein eschatologisches Bild unter dem Aspekt christlicher Hoffnung beschreiben.

Übergreifende Themen:

10 Sprachliche Bildung und Lesen

Kompetenzniveau 1:

Die Schüler:innen können sich mit Tod und Auferstehung Jesu als zentralem christlichen Glaubensgeheimnis auseinandersetzen.

Übergreifende Themen: –

Inhalte/Buch „Zeit für Religion 4“ Kompetenzniveau 1/Übergreifende Themen
und ihre
4.2 Bildsprache der Kunst 4.3 Kunst und Religion 4.4 Religiöse Elemente in der Populärkultur 4.5 Kompetenzcheck
Kunst
Funktionen
Halt, schau,
5.2 Verteilungsgerechtigkeit
und
Und wie leben wir
Kompetenzcheck
handle
5.3 Biblische Prophetinnen
Propheten 5.4
heute? 5.5
ALS ALLES
Wohin gehen wir?
Zeichen des Leidens und der Hoffnung
Auferstehen und aufstehen
Stärker als der Tod
Botschaften für das Leben
Kompetenzcheck
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
6.6
4“

Zeit/Kirchenjahresbezug

Kompetenzbereich Leitkompetenz

Kompetenzbeschreibung

Mai/Juni

Christi Himmelfahrt/ Pfingsten (Firmung)

B3 Gelehrte und gelebte Bezugsreligion.

Leitkompetenz: Grundlagen und Leitmotive des christlichen Glaubens kennen und für das eigene Leben deuten können.

Die Schüler:innen können das vielfältige Wirken des Heiligen Geistes entdecken und charakterisieren.

Anwendungsbereich Unterrichtshinweise

Anwendungsbereiche: Biblische Symbolik für den Geist Gottes, Vielfalt der Charismen1

Unterrichtshinweise: Pfingstereignis (Apg 2), Ängste überwinden und Begabungen leben

Juni/Juli

Fronleichnam/ Schulschluss

C 6 Religiöse und weltanschauliche

Vielfalt in Gesellschaft und Kultur.

Leitkompetenz: Unterschiedlichen Lebensweisen und Glaubensformen reflexiv begegnen können.

Die Schüler:innen kennen Charakteristika asiatischer Glaubenstraditionen und können diese mit dem christlichen Glaubensverständnis vergleichen.5

Anwendungsbereiche: –

Unterrichtshinweise: Elementare Inhalte und religiöse Praxis in Hinduismus, Buddhismus und chinesischen Religionen: Anfänge, prägende Persönlichkeiten, Meditation, Erlösungswege

JAHRESPLANUNG 8. SCHULSTUFE

8.

Kompetenzniveau 1:

Die Schüler:innen können biblische Bilder für den Heiligen Geist benennen und erschließen.

Übergreifende Themen:

1 Bildungs-, Berufs- und Lebensorientierung

Anhang: Fünf Religionen auf einen Blick

Kompetenzniveau 1:

Die Schüler:innen können elementare Inhalte der asiatischen Glaubenstraditionen benennen.

Übergreifende Themen:

5 Interkulturelle Bildung

Inhalte/Buch „Zeit für Religion 4“ Kompetenzniveau 1/Übergreifende Themen
Kapitel: HEILIGER GEIST, KOMME HERAB 7.1 Meine Charismen 7.2 Aufbruch in ein neues Leben 7.3 Heiliger Geist 7.4 Was sind Geistgaben? 7.5 Kompetenzcheck
7.
Kapitel:
UND
Die Religionen Ost- und Südostasiens 8.2 In allem wohnt Gott 8.3 Die Wahrheit tun 8.4 Auf den Spuren des Erwachten 8.5 Auf dem achtfachen Pfad
HINDUISMUS
BUDDHISMUS 8.1
8.6 Kompetenzcheck
Lehrplan – Neues Schulbuch „Zeit für Religion 4“
Neuer

Lehrplanbezug: KOMPETENZBEREICH A: Menschen und ihre Lebensorientierungen

LEITKOMPETENZ 2:

» Sich mit den großen Fragen der Menschen auseinandersetzen können.

» Kompetenzbeschreibungen (KB):

› Die Schüler:innen können Perspektiven für ihr Leben entwickeln und Zukunftspläne entwerfen.7,8

» Anwendungsbereiche (AB): –

» Unterrichtshinweise:

› Sehnsüchte und Lebensträume, persönliche und berufliche Ziele, Utopien und Dystopien

» Kompetenzniveau 1: –

Grundkompetenzen: Die Schüler:innen können …

» Gedanken zum Thema Leben gestalterisch zum Ausdruck bringen. (C)

» sich kreativ mit den eigenen Lebensträumen und Sehnsüchten auseinandersetzen. (B, C)

» persönliche und berufliche Ziele benennen und Zukunftspläne entwerfen. (B, C)

» die Begriffe Utopie, Eutopie und Dystopie erklären und Beispiele dafür aufzählen. (A)

» über Vertrauen im Allgemeinen und Gottvertrauen im Besonderen Auskunft geben. (A)

» aus dem Leben von Rut einige wesentliche Lebensabschnitte benennen und erläutern, welche Rolle Gott in ihrem Leben einnimmt. (D)

Aufbau des Kapitels:

Aufbau des Kapitels: Dieses Kapitel orientiert sich vor allem an folgenden zentralen fachlichen Konzepten: Gottesliebe und Menschenliebe und Zusage und Verantwortung und an den folgenden übergreifenden Themen: Entrepreneurship Education (7) und Bildungs-, Berufs- und Lebensorientierung (8).

Das erste Kapitel widmet sich dem Leben mit all seinen Facetten. Die Möglichkeit, das eigene Dasein bewusst zu gestalten, steht in enger Verbindung mit der Festlegung persönlicher und beruflicher Ziele. Diese spiegeln Träume, Wünsche und Vorstellungen wider. Dabei können utopische Ideale, die eine perfekte Welt skizzieren, ebenso als Vorbilder dienen wie Eutopien, die auf realistisch erreichbare positive Zustände abzielen. Dystopien hingegen warnen vor düsteren Zukunftsszenarien. In diesem Spannungsfeld nimmt der Glaube, sich auf jemanden verlassen zu können, also das Vertrauen auf jemanden oder etwas, eine Schlüsselrolle ein. Dieses Vertrauen kann sich auf zwischenmenschliche Begegnungen und Erfahrungen beziehen, aber auch in Verbindung mit einer höheren Macht stehen. Vertrauen ist der Schlüssel für gute Beziehungen und persönliches Wachstum.

Ein faszinierendes Beispiel für die tiefgreifende Verbindung zu Gott zeigt sich in der Geschichte von Rut. Durch ihre Entschlossenheit, ihre Schwiegermutter Noomi zu begleiten, und ihren Glauben an Gott erlebt sie positive Veränderungen. Rut macht deutlich, dass Vertrauen in Gott nicht nur spirituelle Führung bedeutet, sondern auch unsere Lebensgeschichte maßgeblich beeinflussen kann. So wird das Leben zu einer Reise, auf der wir aktiv gestalten, Ziele setzen und im Vertrauen auf eine höhere Macht unserem eigenen Weg folgen können.

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KAPITEL 1: LEBENSPERSPEKTIVEN UND ZUKUNFTSPLÄNE

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können …

• das Bild in Zusammenhang mit den Themen Leben und Lebensperspektiven analysieren und eigene kreative Zugänge entwickeln. (B, C)

• sich über die Künstlerin informieren und über ihr Werk austauschen. (B)

• das eigene Leben reflektieren und Träume und Sehnsüchte formulieren. (A, C)

Informationen:

Hintergrundinformationen zur Künstlerin und zum Bild (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Bildentdeckung: Zwei Schüler:innen beschreiben abwechselnd, was sie im Bild wahrnehmen (Motive, Farben oder Kompositionselemente). Sie zählen vier Minuten lang alle Eindrücke auf.

Gedankenblitz: Ein spontaner, erster Gedanke zum Bild wird notiert. Danach wird der Bildgegenstand/Bildinhalt gesucht, durch den der Gedanke ausgelöst wurde. Anschließender Austausch in einer Zweiergruppe.

• Die Geschichte (S. 10) lesen und ein Brainstorming zu den wesentlichen Inhalten an der Tafel machen.

• Wer bin ich? Lied (S. 10) anhören und im Plenum besprechen, was die Kernaussagen des Liedes sind. Danach im Heft eine Strophe zum eigenen Leben ergänzen.

Erarbeitung:

• Schnippelbild „Mensch und Maschine“ (M1): Eine Kopie des Bildes wird zerschnitten, neu angeordnet und ins Heft geklebt. Etwaige Fehlstellen können individuell ergänzt werden. Das Bild kann auch neu benannt werden.

• Märchen „Das Leben“ (M2) lesen und die Unterschiede zur Geschichte im Buch herausarbeiten und diese im Heft sammeln.

Das Leben (S. 10): Eigene Ideen zur Geschichte „Leben“ im Buch/Heft ergänzen. Diese können mit Bildern und Zeichnungen kombiniert werden. Ein Rundgang in der Klasse kann ebenfalls gemacht werden. Die Antworten können auch gesammelt und für einen Gottesdienst verwendet werden.

Vertiefung/Abschluss:

• Kurzfilm (S. 11) ansehen: Ziele herausfiltern, im Heft festhalten und im Plenum diskutieren.

• Diskussion (S. 11): Austausch darüber, ob jeder Mensch sein kann, wer er/sie sein möchte. Welche Einflussfaktoren gibt es? Die Gruppengröße kann variieren (2, 3, 4, 5 oder Plenum).

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1.0/1.1 LEBENSPERSPEKTIVEN UND ZUKUNFTSPLÄNE/ LEBEN – EINE EINZIGARTIGE GESCHICHTE

Künstlerin

Anna Theres Johanne Höch (geboren am 1. November 1889 in Gotha, gestorben am 31. Mai 1978 in Berlin) war das älteste von fünf Kindern. Sie lebte in gutbürgerlichen Verhältnissen. Nach dem Besuch der höheren Töchterschule, die sie vorzeitig abbrach, begann sie 1912 ein Studium an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg. Sie hatte eine siebenjährige Liebesbeziehung mit dem verheirateten Dadaisten Raoul Hausmann. Durch ihn lernte sie 1917 die dadaistischen Kreise in Berlin kennen. Gemeinsam mit ihm entwickelte sie die Fotomontage, die später zu ihrem wichtigsten künstlerischen Medium wurde. 1920 nahm sie als einzige Frau an der Ersten Internationalen Dada-Messe teil. Trotz verschiedener Ausstellungen wurde sie von den männlichen Dadaisten lange Zeit nicht als eigenständige Künstlerin anerkannt. Höch und Hausmann trennten sich 1922. Hannah Höch pflegte zahlreiche Kontakte zu internationalen Künstlern, darunter Piet Mondrian, Kurt Schwitters, Man Ray, Tristan Tzara und andere. Im Jahr 1926 lernte Hannah Höch die niederländische Schriftstellerin Til Brugman kennen, mit der sie bis 1936 in Den Haag und Berlin lebte und arbeitete. 1938 heiratete sie Kurt Heinz Matthies, einen wesentlich jüngeren Handelsreisenden. Das Paar reiste durch das nationalsozialistische Deutschland und die benachbarten, zum Teil besetzten Länder, trennte sich jedoch 1944.

Während des Nationalsozialismus wurde Höchs Werk als „entartete Kunst“ eingestuft, was ein Arbeits- und Ausstellungsverbot zur Folge hatte. Lange Zeit verdiente sie ihr Geld mit Illustrationsaufträgen. 1939 zog sie in ein kleines Anwesen in Berlin, das als Versteck für ihre Werke und die anderer AvantgardeKunstschaffender diente. Nach dem Krieg engagierte sie sich wieder in der Kunstszene. Sie entwickelte ihre Fotomontagen und Collagen weiter und widmete sich auch der abstrakten Malerei. Sie war Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und wurde 1965 an die Akademie der Künste in Westberlin berufen.

Hannah Höchs Kunst war in vielen bedeutenden Gruppen- und Einzelausstellungen zu

sehen und wurde mit renommierten Preisen geehrt. 1976 wurde sie vom Berliner Senat mit einer Ehrenprofessur ausgezeichnet. Sie starb in Berlin im Alter von 88 Jahren.

Werk

In Hannah Höchs Gemälde „Mensch und Maschine“ (1921) wird das Verhältnis zwischen Mensch und Technik auf beeindruckende Weise dargestellt. Die Figur, die eine technische Apparatur bedient, ähnelt selbst einer Maschine oder einem Roboter. Ihr emotionsloser Gesichtsausdruck während der Bedienung vermittelt den Eindruck von Automatisierung. Die Hand, welche die Knöpfe drückt, ist nur durch ein dünnes Kabel mit dem Kopf der Figur verbunden. Die Befehle aus ihrem Gehirn führt sie beinahe genauso automatisch aus, wie eine Maschine ihr Programm erfüllt. In solchen Darstellungen zeigt sich die tief sitzende Furcht, dass die Maschine sich von ihrem Schöpfer emanzipieren könnte, indem sie ihm die Empfindungsfähigkeit und Fantasie entzieht. Die Vorstellung, dass Maschinen die Kontrolle über die lenkbare menschliche Gestalt übernehmen, wird in diesem Bild aufgegriffen. Doch bei Hannah Höch wirken solche Visionen nicht düster. Das farbenfrohe Gemälde erinnert durch die lockere Anordnung der Formen an eine Baukastenlandschaft, die immer wieder umgestaltet werden kann. Schon in ihren früheren Werken hebt sich Hannah Höch von einigen Dada-Kolleg:innen ab. Der Widerspruch liegt für sie nicht im Wesen der Maschine, sondern im Wesen der Person, die diese erfindet und nutzt, d. h. im Wesen des Menschen selbst. Dieser hat es in der Hand, die Maschine zum Segen oder zur Vernichtung einzusetzen. Mit sanfter Ironie greift sie Ideen auf, die in den Zwanzigerjahren weiterverfolgt wurden, etwa am Bauhaus (modernen Technik neu gedacht in Bezug auf die Bedürfnisse des Menschen).

Quellen: t1p.de/hannah-hoech-1 t1p.de/hannah-hoech-2

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I1 Kurzbiografie und Bildbeschreibung 18

Schnippelbild „Mensch und Maschine“ (M1)

Zerschneide das Bild in seine Einzelteile und setze es neu zusammen. Fehlstellen kannst du selbst ergänzen und gestalten.

Quelle: t1p.de/hoech-mensch-maschine

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Schwedisches Märchen: Das Leben (M2)

An einem schönen Sommertage war um die Mittagszeit eine Stille im Wald eingetreten. Die Vögel steckten ihre Köpfe unter die Flügel. Alles ruhte. Da steckte der Buchfink sein Köpfchen hervor und fragte: Was ist das Leben? Alle waren betroffen über diese schwere Frage.

Eine Rose entfaltete ihre Knospe und schob behutsam ein Blatt ums andere heraus. Sie sprach: Das Leben ist eine Entwicklung.

Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Lustig flog er von einer Blume zur anderen, naschte hier und dort und sagte: Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein.

Drunten am Boden schleppte sich eine Ameise mit einem Strohhalm, der zehnmal länger als sie selbst war, und sagte: Das Leben ist nichts als Mühe und Arbeit.

Geschäftig kam eine Biene von einer honighaltigen Blume zurück und meinte dazu: Das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen.

Wo so weise Reden geführt wurden, steckte auch der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und sagte: Das Leben ist ein Kampf im Dunkeln.

Die Elster, die selbst nichts weiß und nur vom Spott der anderen lebt, sagte: Was ihr für weise Reden führt! Man sollte wunder meinen, was ihr für gescheite Leute seid!

Es hätte nun fast einen großen Streit gegeben, wenn nicht ein feiner Regen eingesetzt hätte, der sagte: Das Leben besteht aus Tränen, nichts als Tränen. Dann zog er weiter zum Meer.

Dort brandeten die Wogen und warfen sich mit Gewalt gegen die Felsen, kletterten daran in die Höhe und warfen sich dann wieder mit gebrochener Kraft ins Meer zurück und stöhnten: Das Leben ist ein stetes, vergebliches Ringen nach Freiheit.

Hoch über ihnen zog ein Adler majestätisch seine Kreise, der frohlockte: Das Leben ist ein Streben nach oben.

Nicht weit davon stand eine Weide, die hatte der Sturm schon zur Seite geneigt. Sie sprach: Das Leben ist ein Sich-Neigen unter einer höheren Macht.

Dann kam die Nacht … Im lautlosen Flug glitt ein Uhu durch das Geäst des Waldes und krächzte: Das Leben heißt, die Gelegenheit nutzen, wenn die anderen schlafen.

Schließlich wurde es still im Walde.

Nach einer Weile ging ein Mann durch die menschenleeren Straßen nach Hause. Er kam von einer Lustbarkeit und sagte so vor sich hin: Das Leben ist ein ständiges Suchen nach Glück und Erfolg sowie eine Kette von Enttäuschungen.

Auf einmal flammte die Morgenröte in ihrer vollen Pracht auf und sprach: Wie ich, die Morgenröte, der Beginn des kommenden Tages bin, ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit.

Verfasser unbekannt.

Quelle: t1p.de/maerchen-leben

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1.2 ZUKUNFT – MEINE LEBENSZIELE

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• erklären, was Ziele sind und welche Bedeutung sie haben. (B) persönliche Ziele benennen. (A)

• aufzählen, welche Faktoren Ziele beeinflussen, und Beispiele finden. (B, D)

• eine Fotomontage/Bucket-List zu den eigenen Lebenszielen gestalten. (E)

Informationen: Hintergrundinformation Bildbeschreibung (I1)

• Hintergrundinformationen zu Zielen formulieren (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Berufspantomime: Einen Beruf pantomimisch darstellen. Die anderen Schüler:innen sollen erraten, um welchen Beruf es sich handelt. Verschiedene Berufe werden vorab auf Kärtchen geschrieben und dann gezogen. Die Klasse kann auch in mehrere Kleingruppen unterteilt werden (mindestens 4 – 5 Personen).

• Diskussion (S. 12): „Ziellos in den Tag hineinleben“ – Im Plenum Pros und Kontras sammeln und an der Tafel festhalten. Danach darüber diskutieren.

• Schreibmeditation zu „Wenn alles möglich wäre, dann …“ (S. 12): Fünf Minuten lang ganz auf diese Aussage und sich selbst konzentrieren und alle Gedanken und Ideen ins Heft schreiben. Zeichnungen können als Ergänzung hinzugefügt werden.

• Unterschiedliche Menschen – unterschiedliche Lebensziele (S. 12): Texte lesen und Kästchen im Buch ergänzen.

Erarbeitung:

• Beitrag anhören (S. 12): Im Heft die wesentlichen Inhalte notieren.

• Meine Lebensziele (S. 12): Mithilfe der Methodenwerkstatt (S. 122) eigene Ziele formulieren.

• Zukunft: Wer – was – wie? (S. 13): Mit einer Mitschülerin/ einem Mitschüler überlegen, was die Zukunftsaussichten von Menschen beeinflusst. Stichworte im Heft notieren.

• Bucket-List (M1): Die eigenen Lebensziele in Form einer Bucket-List festhalten und dann gestalten.

Vertiefung/Abschluss:

• Video ansehen (S. 13): Welche Themen werden angesprochen? In Zweier- oder Dreiergruppen ein Plakat entwerfen und dann im Plenum darüber austauschen.

• Gesprächsrunde (S. 13): Worauf kann man persönlich auf keinen Fall verzichten?

• Lebensziele-Fotomontage: Mithilfe von Zeitungen, Zeitschriften, Prospekten etc. oder der App Canva eine Fotomontage im Stil von Hannah Höch mit den persönlichen Lebenszielen im Heft gestalten. Bild und Überschriften können verwendet werden.

Fragen:

Was möchte ich einmal werden?

Wo möchte ich einmal leben?

Wie möchte ich einmal wohnen? …

Link: t1p.de/app-canva

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1. Was sind Ziele?

Ziele verdeutlichen, was eine Person erreichen möchte. Sie sind wie Wegweiser, die einem helfen, den richtigen Pfad zu wählen. Sie bieten eine klare Richtung für Handlungen und Entscheidungen.

2. Warum sind Ziele wichtig?

Ziele geben dem, was man tut, einen Sinn. Sie helfen dabei, fokussiert zu bleiben und motiviert zu lernen/arbeiten. Wenn man Ziele erreicht, fühlt man sich gut und kann stolz auf sich sein. Sie dienen als Quelle der Motivation, da sie eine klare Vision für die Zukunft bieten. Sie können Menschen dazu inspirieren, Anstrengungen zu unternehmen und Hindernisse zu überwinden.

3. Arten von Zielen:

Es gibt verschiedene Arten von Zielen, darunter kurzfristige und langfristige Ziele, persönliche und berufliche Ziele, quantifizierbare und qualitative Ziele. Kurze Ziele sind wie kleine Etappen auf dem Weg zu größeren Zielen. Persönliche Ziele können das individuelle Wachstum fördern, Selbstbewusstsein aufbauen und dazu beitragen, das Leben zielgerichteter zu gestalten. Berufliche Ziele sind oft mit Karriereentwicklung, beruflichem Erfolg und beruflicher Zufriedenheit verbunden. Sie können als Leitprinzipien für die berufliche Planung dienen.

4. Wie setzt man Ziele?

Zuerst überlegt man, was wichtig ist, was man z. B. lernen möchte und wie man es erreichen kann. Man sollte sich realistische Ziele setzen und sie aufschreiben, um immer daran erinnert zu werden. Die Umsetzung von Zielen erfordert klare Handlungspläne und Strategien. Die kontinuierliche Anpassung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Ziele erreicht werden. Ziele sind etwas Persönliches. Sie bieten Orientierung, fördern die Selbstmotivation und helfen, eine klarere und zielgerichtete Zukunft zu schaffen.

5. Merkmale von Zielen:

Ziele sollten spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden sein, um ihre Effektivität zu maximieren. Diese Kriterien werden oft auch als SMART-Methode bezeichnet.

Die SMART-Methode ist ein effektiver Ansatz zur Zielsetzung und steht für spezifisch (S), messbar (M), erreichbar (A), relevant (R) und zeitgebunden (T). Spezifische Ziele sollten klar formuliert sein, messbare Kriterien ermöglichen die Überprüfung des Fortschritts, erreichbare Ziele sind realistisch und machbar, relevante Ziele passen zu langfristigen Plänen und Werten und zeitgebundene Ziele haben einen klaren Zeitrahmen.

Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte WOOP-Methode, abgeleitet von „Wish, Outcome, Obstacle, Plan“. Das ist eine Strategie zur effektiven Zielsetzung und -erreichung. Wunsch (Wish): Wunsch oder Ziel klar definieren. Er sollte motivierend und bedeutungsvoll sein.

Ergebnis (Outcome): Positives Ergebnis oder die Erfüllung des Ziels visualisieren. Der Fokus liegt auf den positiven Emotionen und Veränderungen im Leben.

Hindernis (Obstacle): Mögliche Hindernisse ausfindig machen.

Plan: Konkrete Pläne und Strategien entwickeln, um mit den Hindernissen umzugehen. Die WOOP-Methode verbindet positive Visualisierung mit einer realistischen Betrachtung von Herausforderungen. So wird eine umsetzbare Strategie für die Zielverwirklichung geschaffen.

Quelle: t1p.de/ziele-finden

22 I1 Hintergrundinformationen zu Zielen formulieren Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Meine Lebensziele – das möchte ich einmal erreichen (M1)

Hast du den Begriff Bucket-List schon einmal gehört?

Eine Bucket-List (übersetzt Löffelliste) enthält alle Dinge, die du in deinem Leben tun oder erreichen möchtest. Diese Dinge können konkrete Ziele, aber auch Wünsche und Träume sein, wie z. B. in ferne Länder zu reisen oder einmal den NY-Marathon zu gewinnen.

Arbeitsauftrag: Fülle deine persönliche Bucket-List aus. Welche Ziele möchtest du in naher Zukunft erreichen?

Was ist dein großes Lebensziel?

Wovon hast du schon immer geträumt? ...

BUCKET-LIST

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1.3 UTOPIE – EIN ZUKUNFTSMODELL

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können …

• über die Begriffe Utopie, Eutopie und Dystopie Auskunft geben. (B)

• eigene Vorstellungen von einer Utopie in Form einer Geschichte zum Ausdruck bringen. (D)

• sich mit dem Thema Zukunft befassen und ihre Meinung dazu äußern. (A)

• sich aktiv an einer Diskussion zum Thema „Utopien“ beteiligen. (D)

Informationen:

• Hintergrundinformationen zu Thomas Morus und seinem Werk „Utopia“.

Einstieg/Aktivierung:

• Lied (S. 14) anhören: Auf Post-its notieren, wie Utopie und Religion dargestellt werden. Alle Post-its der Klasse auf einem Plakat sammeln. Anstelle von Post-its kann auch gemeinsam Miro genutzt werden.

Link:

t1p.de/miro-brainstorming-lied

• Gemeinsame Bildbeschreibung (S. 15): Das Bild wird 1 Minute genau betrachtet, ohne zu sprechen. Danach schreibt eine Schülerin/ein Schüler seine Gedanken dazu auf ein Blatt und reicht dieses weiter. So nimmt reihum jede und jeder zum Bild Stellung. Das Blatt wandert so lange im Kreis, bis niemand mehr etwas notieren möchte.

Erarbeitung:

• Video ansehen: Eines der beiden Videos ansehen mit einer Partnerin/einem Partner drei wesentliche Merkmale von Utopien herausarbeiten und im Heft gestalten.

Links: „Die Welt könnte besser sein“: t1p.de/video-welt-besser-sein

„Utopia to go“: t1p.de/utopia-to-go

• Zuordnen und ergänzen (S. 14): Durchlesen der Aussagen und mit eigenen Vorstellungen ergänzen.

• Der kleine Turmbau zu Babel (S. 15): Zum Bild eine utopische Geschichte ins Buch/ Heft schreiben. Die Geschichten können dann in Kleingruppen oder im Plenum vorgelesen werden. Werden sie auf ein A4-Blatt geschrieben, können sie auch zu einem kleinen Buch gebunden und illustriert werden.

Vertiefung/Abschluss:

• Diskussion (S. 15): Was bedeutet utopisch? Die Schüler:innen diskutieren im Plenum.

• Ich – eine Zukunftsforscherin/ein Zukunftsforscher (S. 15): Die Fragen aus dem Buch im Heft beantworten und durch eigene Fragen ergänzen.

Die Insel Utopia (M1): Die Insel Utopia nach eigenen Vorstellungen gestalten. Zeichnen und schreiben können sich dabei ergänzen.

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Thomas Morus, ein englischer Jurist des 16. Jahrhunderts, stellt die Frage nach der Möglichkeit eines gerechten Staatswesens, das allen Menschen Glück und Wohlstand bietet. In der Zeit der Renaissance, die geprägt war von der Reformation und von Glaubenskriegen, von ständigen Nachrichten über die Entdeckung neuer Welten, entwirft Morus sein Werk „Utopia“. Es gilt als eine der bedeutendsten politischen Schriften der Neuzeit und hat die Textgattung der Utopie geprägt. Das Kunstwort „Utopie“ selbst findet hier seinen Ursprung. Morus präsentiert ein Idealbild eines sozialen Staates und übt gleichzeitig Kritik an den existierenden Staatsformen seiner Zeit.

Morus diskutiert in „Utopia“ verschiedene grundlegende Fragen. Soll es beispielsweise Privateigentum geben? Ist soziale Gleichheit erstrebenswert? Kann eine Gesellschaft ausreichend Güter produzieren, wenn niemand nach persönlichem Gewinn strebt? Existiert ein gutes und gerechtes Staatsoberhaupt, das nicht aus Eigennutz Kriege anzettelt und seine Untertanen ausbeutet?

Die erörterten Fragen machen „Utopia“ bemerkenswert modern. Viele Ideen in diesem Werk sind frühsozialistisch und sogar kommunistisch, und das rund 300 Jahre vor den Ideen von Karl Marx. Die Suche nach dem idealen Zustand beschäftigt Autor:innen und Philosoph:innen bis heute. Die Frage, ob Privateigentum für eine Gesellschaft Glück oder Unglück bedeutet, bleibt ebenfalls aktuell.

Ein weiterer Verdienst von „Utopia“ liegt in der Erschaffung der Literaturgattung der Utopie. Ein zentraler Bestandteil des Textes ist der fiktive Bericht eines Seefahrers über die Insel Utopia, auf der perfekte gesellschaftliche Verhältnisse herrschen. Der Seefahrer kritisiert

scharf die adeligen Gesellschaften Europas und vertritt frühsozialistische sowie teilweise kommunistische Ideen. Besonders hervorgehoben wird die Kritik am Adel, der seiner Verantwortung für das Gemeinwohl nicht nachkommt und dadurch Kriege und Armut verursacht.

In seinem Reisebericht entfaltet der Seefahrer den Traum von einem menschenwürdigen Leben ohne negative Einflüsse wie Stolz, Neid und Machtgier. Auf Utopia herrscht Gleichheit und die Menschen widmen sich freiwillig dem gemeinschaftlichen Interesse. Privateigentum und Geldwirtschaft gelten als Ursachen gesellschaftlichen Übels und wurden abgeschafft.

Die Bewohner:innen von Utopia finden ihre Freude vor allem in der Erfüllung ihrer Pflichten, indem sie gemeinschaftlich arbeiten. Thomas Morus zeigt sich als Humanist und liberaler Reformer. Das Buch spiegelt auch seine persönlichen Bedenken wider, insbesondere die Frage, ob er als Berater des Königs dienen oder lieber unabhängiger Denker bleiben soll.

In „Utopia“ wird seine liberale Denkweise deutlich, die ihn später, als er sich weigert, König Heinrich VIII. zu gehorchen, das Leben kostet. Der Roman ist deshalb nicht nur historisch relevant, sondern er enthält auch zeitlose Ideen über ideale Gesellschaftsstrukturen.

Quelle: t1p.de/utopia-thomas-morus

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I1 Hintergrundinformationen zu Thomas Morus & seinem Roman „Utopia“

Die Insel Utopia (M1)

Gestalte deine Vorstellung von der Insel Utopia. Wie sieht sie aus? Wie leben die Menschen dort? …

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1.4 VERTRAUEN – EINE ENTSCHEIDUNGSHILFE

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können …

• beschreiben und begründen, welche Situationen für sie Vertrauen erfordern. (A, B)

• Texte zum Thema „Vertrauen“ für einen Gottesdienst gestalten. (E)

• das Leben von Rut skizzieren und wesentliche Punkte zusammenfassen. (B)

• ihre Gedanken zum Thema „Gottvertrauen“ reflektieren und darüber diskutieren. (A, D)

Informationen:

• Hintergrundinformationen zum Buch Rut (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Spuren im Sand (S. 16): Die Geschichte gemeinsam lesen und den Inhalt besprechen.

• Beispiele finden und im Heft festhalten (S.16), welche Situationen oder Momente Vertrauen erfordern.

• Vertrauensübungen (M1): Verschiedene Vertrauensübungen ausprobieren und die Schüler:innen reflektieren lassen, was diese in ihnen auslösen.

• Freewriting zu Vertrauen (Methodenwerkstatt, Zeit für Religion 3, S. 129): 7 Minuten lang ohne Unterbrechung alles zum Thema Vertrauen (Was ist Vertrauen?) ins Heft schreiben, ohne dabei abzusetzen. Rechtschreibung und Grammatik treten in den Hintergrund.

Erarbeitung:

• Gottvertrauen – Pro- und Kontra-Debatte: Argumente sammeln, ob Gottvertrauen lernbar ist. Kann als Teamarbeit, aber auch als Gruppenarbeit umgesetzt werden.

• Zeit für … (S. 17) lesen und Situationen markieren, die mit den Themen Vertrauen und Gott zu tun haben.

• Video (S. 17) ansehen: Brainstorming zu den Besonderheiten des Buchs Rut an der Tafel. Die Stichworte können dann ins Heft übertragen und kreativ gestaltet werden, z. B. mit diversen Farben, Schriftarten, Materialien …

• Der Lebensweg von Rut (M2): Verschiedene Stationen aus dem Leben von Rut eintragen und eigene Gedanken zu den Zitaten auf dem Blatt festhalten. Die Schüler:innen können den Lebensweg auch frei im Heft gestalten.

Vertiefung/Abschluss:

• Erzählung schreiben: Eine eigene Geschichte zum Thema „Vertrauen“ oder „Gottvertrauen“ aufschreiben oder zeichnen.

• Speed-Dating Rut (S. 17 – Diskussion): Zuerst 1 Minute darüber nachdenken, was man selbst an Ruts Stelle getan hätte. Im Anschluss tauscht man sich in Form von SpeedDating mit mindestens 3 Personen darüber aus. Alle zwei Minuten wechselt man zur nächsten Person.

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I1 Hintergrundinformationen zum Buch Rut

Eine Geschichte von Liebe, Treue und Segen

Das Buch Rut findet sich im Alten Testament. Es ist eine faszinierende Erzählung von Liebe, Treue und den segensreichen Wegen Gottes. Der Text, dessen Autor oder Autorin unbekannt ist, dürfte zwischen 1011 und 931 v. Chr. entstanden sein. Rut zeigt bedingungslose Freundschaft und Liebe zu ihrer Schwiegermutter Noomi, da sie sich weigert, sie allein in ihre alte Heimat zurückkehren zu lassen, obwohl Rut in ihrer eigenen Heimat bleiben könnte. Ihre Entscheidung zeugt von ihrer tiefen Treue und Freundschaft. Rut wird oft als Beispiel für eine starke und mutige Frau in der Bibel betrachtet und ihre Geschichte wird oft als Symbol für Liebe, Treue, Freundschaft und Gottes Führung zitiert.

1. Historischer Hintergrund

Das Buch Rut spielt während der Zeit der Richter im Alten Israel, einer Periode zwischen dem Auszug aus Ägypten und der Errichtung der Monarchie unter König Saul. Diese Zeit war von Unruhe, moralischem Verfall und militärischen Konflikten gekennzeichnet.

2. Struktur

Das Buch Rut hat vier Kapitel und ist eine relativ kurze Erzählung. Die Geschichte reicht von Ruts Entscheidung, mit Noomi nach Betlehem zu gehen, ihrer Arbeit auf den Feldern von Boaz, ihrer Ehe mit diesem bis hin zu ihrer Rolle in der Ahnenreihe von König David.

3. Inhalt

Die Geschichte spielt in Moab und in Betlehem. Noomi verlässt wegen einer Hungersnot mit ihrer Familie Betlehem. Nach dem Tod ihres Mannes und ihrer Söhne bleibt sie mit ihren Schwiegertöchtern Rut und Orpa allein zurück. Deshalb beschließt sie, Moab zu verlassen und wieder nach Betlehem zurückzukehren. Rut entscheidet sich dazu, mit Noomi zu gehen, während Orpa in Moab bleibt. In Betlehem heiratet Rut Boaz und wird somit nicht nur die Großmutter von David, sondern auch eine Vorfahrin von Jesus.

4. Hauptfiguren

Rut: Eine Moabiterin, die ihre jüdische Schwiegermutter Noomi nach Betlehem begleitet und mit ihr dort ein neues Leben beginnt. Ihr Name bedeutet möglicherweise „Freundlichkeit“ oder „Gefährtin“.

Noomi: Ruts jüdische Schwiegermutter, lebt mit ihrer Familie in Betlehem und Moab. Ihr Name bedeutet „angenehm“ oder „freundlich“.

Boaz: Ein reicher Verwandter von Noomi, auf dessen Feldern Rut Gerstenähren sammelt und den sie dann heiratet. Die Handlungen von Boaz illustrieren das mosaische Gesetz der Fürsorge für in Not geratene Verwandte, ein Vorbild für die spätere Erlösung durch Jesus.

5. Themen

Treue und Loyalität: Die Geschichte von Rut betont ihre Hingabe gegenüber ihrer Schwiegermutter Noomi und ihrem Glauben an den Gott Israels.

Gottes Vorsehung: Das Buch zeigt, wie Gottes Plan sich in den scheinbar alltäglichen Ereignissen des Lebens entfaltet.

Liebe und Erlösung: Rut wird als ein Beispiel für Hingabe und Treue präsentiert und ihre Geschichte ist ein Vorläufer der messianischen Linie, die zu König David führt.

Quelle: t1p.de/buch-rut

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Vertrauensübungen (M1)

Vertrauensübungen helfen dabei, das Vertrauen, die Zusammenarbeit und die Gemeinschaft zu stärken.

Vertrauenskreis:

Die Schüler:innen stehen in einem Kreis und schließen die Augen. Ein/e Schüler:in steht in der Mitte des Kreises und fällt langsam nach hinten. Die anderen Schüler:innen fangen den/die fallende Schüler:in auf und geben ihn/sie im Kreis herum, bis er/sie wieder sicher steht.

Geführte Vertrauensreise:

Die Schüler:innen bilden Paare. Ein/e Schüler:in verbindet sich die Augen. Die/Der andere Schüler:in führt diese zu verschiedenen Stationen oder Orten und beschreibt, was sie/ er sieht, hört und fühlt. Am Ende wiederholt die/der Schüler:in mit den verbundenen Augen einige Stationen oder Orte.

Vertrauens-Labyrinth:

Ein Labyrinth wird auf dem Boden markiert. Die Schüler:innen müssen mit geschlossenen Augen hindurchgeführt werden, ohne die Markierungen zu berühren.

Blinde:r Künstler:in:

Einer/Einem Schüler:in werden die Augen verbunden. Diese/r versucht, mithilfe der Anweisungen einer anderen Person ein Bild zu malen.

Vertrauens-Challenge:

Die Schüler:innen arbeiten zusammen, um eine komplexe Aufgabe zu lösen, wie das Konstruieren eines Bauwerks oder das Lösen eines Rätsels.

Blitzrunde:

Die Schüler:innen haben eine begrenzte Zeit, um so viele Informationen wie möglich über ihre Teammitglieder zu sammeln, und präsentieren diese dann der Gruppe.

Vertrauen 2.0:

Die Schüler:innen schreiben anonym positive Eigenschaften über ihre Gruppenmitglieder auf Karten. Anschließend werden die Karten eingesammelt und die Schüler:innen raten, welche positiven Eigenschaften ihnen zugeordnet wurden.

Reflexion:

Nach den Aktivitäten wird eine Gruppendiskussion darüber geführt, wie sich die Jugendlichen während der Aktivitäten gefühlt haben und was sie für das tägliche Leben mitnehmen können.

Quelle: t1p.de/vertrauensspiele t1p.de/vertrauensuebungen t1p.de/spiele-vertrauen t1p.de/teambuilding-vertrauen t1p.de/team-building-games

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Rut 1,16: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“

Der Lebensweg von Rut (M2)

Rut 4,17: „Noomi ist ein Sohn geboren; und sie nannten ihn Obed. Der ist der Vater Isais, welcher Davids Vater ist.“

Rut 3,9: „Ich bin Rut, deine Magd. Breite den Zipfel deines Gewandes über deine Magd, denn du bist der Löser.“

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Lehrplanbezug: KOMPETENZBEREICH B: Gelehrte und gelebte Bezugsreligionen

LEITKOMPETENZ 4:

» Kirchliche Grundvollzüge kennen und religiös-spirituelle Ausdrucksformen gestalten können.

» Kompetenzbeschreibung (KB):

› Die Schüler:innen können die Firmung als Befähigung und Beauftragung zum Mitwirken an den Grundvollzügen der Kirche erläutern.

» Anwendungsbereiche (AB):

› Verkündigung – Liturgie – Diakonie – Gemeinschaft

» Unterrichtshinweise (UH):

› Sakrament: Firmung – Entscheidung zur (Nicht-)Teilhabe; Möglichkeiten des Mitwirkens junger Menschen in der Kirche, Compassion

» Kompetenzniveau 1:

› Die Schüler:innen können anhand von Beispielen aufzeigen, wie gefirmte Christ:innen am kirchlichen Leben mitwirken.

Grundkompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler können …

» erklären, was der Begriff „Gemeinschaft“ zum Ausdruck bringt. (A)

» die Bedeutung von Initiationsriten erklären. (A)

» über eigene Erfahrungen mit Initiationsriten berichten. (D, E)

» das Sakrament „Firmung“ deuten. (B)

» ihre Entscheidung für den Empfang der Firmung/gegen den Empfang der Firmung begründen. (D, E)

» vier Grundvollzüge der Kirche nennen. (A)

» die Aufgabe von Christ:innen in einer Pfarre und darüber hinaus beschreiben. (A)

» erklären, was sie unter Kirche verstehen. (B)

» über Formen des Mitwirkens in der Kirche berichten. (E)

Aufbau des Kapitels:

Dieses Kapitel orientiert sich vor allem an folgenden zentralen fachlichen Konzepten: Freiheit und Offenbarung sowie Zusage und Verantwortung Es findet sich kein übergreifendes Thema in diesem Kapitel.

In diesem Kapitel wird das Sakrament „Firmung“ näher betrachtet. Da die Firmung den dritten Initiationsritus (neben Taufe, Erstkommunion) darstellt und somit die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christ:innen abschließt, begleitet sie auch das Erwachsenwerden.

Mit dem Erwachsenwerden gehen neben zunehmenden Freiheiten auch das Übernehmen von Aufgaben und Verantwortung einher. So widmet sich ein Kapitel den Schritten zum Erwachsenwerden sowie den Freiheiten, die Jugendliche von ihren Eltern zugesprochen bekommen, und den Ritualen (religiöse und weltliche), die zum Erwachsenwerden hinführen.

Dann wird näher auf die Voraussetzungen für die Firmung, deren Ablauf und die angewandten Symbolhandlungen eingegangen. Der nächste Abschnitt weist darauf hin, dass Kirche nicht nur ein Gebäude ist, sondern dass wir alle (Christ:innen) Kirche sind. Ohne uns gäbe es keine Kirche. Sie ist auf unser Mitwirken angewiesen. Jede/r Gefirmte ist somit einverstanden/bereit, Aufgaben zu übernehmen, die den Glauben weitergeben/bezeugen.

Daraus folgend der Abschnitt „In der Gemeinschaft mitwirken“, der Einblick in die Vielfalt von Möglichkeiten innerhalb einer Pfarre gibt, aber auch jene aufzeigt, die die Weltkirche betreffen.

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KAPITEL 2: IN EINER GEMEINSCHAFT VERBUNDEN

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Installation „Across the River“ von Chiharu Shiota beschreiben und deuten. (A, B) den Begriff „Gemeinschaft“ definieren. (A, B)

• erklären, welche Bedeutung Rituale haben. (A, D)

• über eigene Erfahrungen von Initiationsritualen berichten und reflektieren. (B,D)

Informationen:

• Hintergrundinformation zur Künstlerin und der Installation „Across the River“ (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Bildbetrachtung (S. 21): Welche Gedanken gehen der Person durch den Kopf? Wohin könnten die Boote sie bringen? Wie fühlt sie sich? Was stellen die roten Elemente des Bildes dar?

• Reflexion: Jede/r bekommt einen roten Wollfaden. Während Musik läuft (ca. 2 Minuten), über die eigene Vergangenheit, Träume etc. nachdenken und für jedes einschneidende Erlebnis (positive und negative Dinge) im eigenen Leben einen Knoten in den Faden knüpfen. Bei manchen wird der Faden sehr kurz werden, bei anderen länger. Danach im Plenum besprechen.

• Spinnennetz: Alle stellen sich in einem Kreis auf und werfen einen Wollknäuel, beginnend bei einer Person, kreuz und quer durch den Raum. Jede Person sagt den Namen der nächsten Person und ein Kompliment an die Person. Ein Netz entsteht.

Erarbeitung:

• Lesen und beantworten des Arbeitsauftrags auf S. 22.

Fragen:

Welche Freiheiten sind hinzugekommen? Was findest du am Erwachsensein toll?

• Rituale aus aller Welt (S. 23) lesen und besprechen. Diese können um weitere Rituale ergänzt werden (z. B.: SateréMawé-Brauch, tropische Riesenameisen, Rumspringa, Land-Taucher etc.).

Link: https://t1p.de/Rituale

• Interview lesen und eine Installation ähnlich dem Titelbild gestalten. (M1)

Vertiefung/Abschluss:

• Diskussion: Fragen auf S. 23 im Plenum besprechen.

Mind-Map zu „Gemeinschaft“ im Heft gestalten.

• Die Erinnerungsblätter in einem Feuer symbolisch verbrennen.

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2.0/2.1 IN EINER GEMEINSCHAFT VERBUNDEN / ERWACHSEN WERDEN

I1 Hintergrundinformation zur Künstlerin und der Installation „Across the River“

Künstlerin

Chiaharu Shiota wurde am 20. Mai 1972 in Osaka, Japan, geboren. Sie begann ihr Studium der bildenden Künste 1992 in Kyoto und wechselte 1996 nach Hamburg. In Deutschland studierte sie dann an mehreren deutschen Universitäten und schloss ihr Studium 2003 in Berlin ab. Sie war Schülerin von Marina Abramović und Rebecca Horn. Derzeit lebt sie in Berlin.

2015 durfte sie Japan auf der 56. Biennale von Venedig vertreten, was ihr zum Karrieredurchbruch verhalf.

Werk

„Across the River“ ist eine Fadeninstallation, die in der Landesgalerie Niederösterreich in Krems 2022 zu sehen war. Es wurden hierfür 700 Kilometer rote Wollfäden von zwei Assistentinnen Shiotas sowie acht Mitarbeiter:innen der Landesgalerie verknüpft. Shiota besuchte diesen Raum und entwarf daraufhin eine Skizze, die dann als Vorlage diente. Die roten Fäden verbanden Donauzillen aus der Wachau (Boote, die zum Befahren der Donau genutzt werden) und wölbten sich wie ein roter Himmel über die betrachtende Person. In das rote Fadengewirr wurden historische Landkarten der Donau eingearbeitet.

Die Boote versinnbildlichen das Reisen. Da die Donau durch mehrere Länder fließt, überwindet sie Grenzen und kann somit völkerverbindend wirken. Die eingearbeiteten historischen Landkarten untermauern diesen Aspekt.

Die Künstlerin greift in ihren Arbeiten zentrale Themen menschlicher Existenz auf: Erinnerung und Zeit, Heimat und Tradition, Leben und Tod. Und so fließt auch eine japanische Legende in ihre Arbeiten ein: Alle Menschen sind durch unsichtbare Fäden verbunden und dadurch können sich Gefühle und Gedanken über innere Linien berühren.

Quellen:

Landesgalerie Niederösterreich: Chiharu Shiota, in: https:// www.lgnoe.at/de/ausstellungen/23-chiharu-shiota

Könige Galerie: Chiharu Shiota, in: https://www-koeniggalerie-com.translate.goog/collections/chiharu-shiota?_x_tr_ sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc

Chiharu Shiota, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Chiharu_Shiota

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Arbeitsblatt (M1)

1. Lies den Ausschnitt des Interviews mit der Künstlerin Chiharu Shiota.

2. Schreibe auf ein Blatt für dich auf, welche Erinnerungen dich geprägt haben. Denk über die Beispiele von Chiharu Shiota nach: Kindheit, Liebe, Einsamkeit, Angst etc.

3. Nimm den roten Faden und mache für jede deiner prägenden Erinnerungen einen Knoten in den Faden. Manche von euch werden viele Knoten haben, andere nur wenige.

4. Besprecht eure Knoten in der Klasse, natürlich nur die/derjenige, die/der das möchte.

5. Faltet mehrere Papierschiffe und klebt sie in einen leeren Karton. Schneidet eine Seite davon auf, dass der Karton wie ein Raum aussieht. Befestigt eure Fäden mit den Knoten, ähnlich zur Installation von Chiharu Shiota, im Karton.

Günther Oberhollenzer (GO): Erinnerung und Verbundenheit sind Grundthemen deiner Arbeit. Kannst du ein wenig ausführen, was diese Begriffe für dich bedeuten?

Chiharu Shiota (CS): Ich bin der Meinung, dass wir alle miteinander verbunden sind. Wir sind alle Menschen und machen daher ähnliche Erfahrungen. Wir alle haben Erinnerungen, zum Beispiel an die Liebe einer fürsorgenden Person, an kindliche Empfindungen, an Liebeskummer und Einsamkeit oder Krankheit oder Angst. Wir können uns mit den anderen identifizieren. Durch das Teilen meiner oder anderer Erinnerungen glaube ich, dass die Besucher:innen sich darin wiederfinden und an ihre eigene Geschichte erinnert werden. Dadurch fühlen wir uns miteinander verbunden.

Quelle: https://www.lgnoe.at/de/museum/news/chiharu-shiota

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2.2 ICH BIN BEREIT TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• ihre Beziehung zu Gott gestalterisch zum Ausdruck bringen. (C)

Pro- und Kontragründe für die Firmung nennen. (A)

• die eigene Entscheidung zur Teilnahme an der Firmung verbalisieren. (E)

• die Voraussetzungen für die Teilnahme an der Firmung erklären. (A)

• den Ablauf der Firmung beschreiben. (A)

• Symbole der Firmungsfeier deuten. (B)

Informationen:

• Kurzinfo zur Firmung (I1)

• Gefirmt: stark gemacht! – Ein kurzes Wort zur Firmung (I2)

Einstieg/Aktivierung:

• Meine Beziehung zu Gott: Du und Gott auf einem Bild. Benötigt werden ein roter (Person) und blauer (Gott) Faden sowie ein Blatt Papier. Die Beziehung zu Gott kann durch Form und Größe sowie Entfernung oder Nähe der Figuren zum Ausdruck gebracht werden. Am Ende alles festkleben.

• Video: Was bedeutet Firmung?

Link: https://t1p.de/FirmungC

• Video: Was sind Sakramente?

Link: https://t1p.de/Sakrament

• Spiel: Sakramentenrisiko (im Anhang)

Erarbeitung:

• Pro-/Kontraliste: Gründe aufschreiben, warum man sich firmen lassen möchte bzw. warum man es nicht möchte, oder wie im Buch auf S. 25 abgebildet, eine Diskussion darüber führen.

• Internetrecherche: Suche nach Voraussetzungen für die Teilnahme an der Firmung.

Erzählung zu Sakrament: Lesen der Geschichte von Leonardo Boff (M1) und Quiz beantworten.

• S. 24 und 25 lesen und besprechen.

Vertiefung/Abschluss:

• Internetrecherche: Suche auf verschiedenen Social-MediaPlattformen nach Videos von Firmungen.

• Symbole der Firmung ins Heft zeichnen (Handauflegung, Chrisamöl, Siegel) und die eigene Erklärung hinzufügen. Z. B. Handauflegung zeigt das Herabkommen des Heiligen Geistes.

Ablauf der Firmung lesen (M2) und anhand von Bildern oder Videos aus dem Internet in Gruppen nachstellen lassen. Danach kann mit diesen Inhalten ein Lapbook erstellt werden.

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Vorbild der Apostel

In der frühen Kirche wurden meist Erwachsene getauft und sofort nach der Taufe vom Bischof mit wohlriechendem Öl (Chrisam) gesalbt. Öl galt schon im Alten Testament als Symbol des Heiligen Geistes. Der Bischof legte ihnen auch die Hände auf und rief Gottes Geist auf sie herab. Ein Vorbild für dieses Tun finden wir in der Apostelgeschichte (8,14–17):

„Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin. Diese zogen hinab und beteten für sie, sie möchten den Heiligen Geist empfangen. Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur auf den Namen Jesu, des Herrn, getauft. Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.“

Feier der Firmung heute

Ähnliches tun die Bischöfe als Nachfolger der Apostel noch heute, wenn sie Firmung feiern. Wird jemand erst als Jugendlicher oder Erwachsener getauft, erfolgt die Firmung unmittelbar nach der Taufe durch den Taufpriester. Die meisten Menschen in unserem Land werden aber als Kinder getauft und es

liegen viele Jahre zwischen Taufe und Firmung. Dennoch ist die Firmung als Besiegelung und Bestärkung der Taufe zu verstehen. Nachdem die Firmlinge in der Feier ihren Glauben bekannt haben, ruft der Bischof (oder ein Vertreter des Bischofs) den Heiligen Geist auf sie herab, dann legt er jedem Firmling die Hand auf das Haupt und salbt die Stirn mit Chrisam. Dabei spricht er: „N., sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist.“

Chrisam

Das in der Firmung verwendete Chrisam besteht aus Olivenöl, dem wohlriechende Essenzen beigemischt sind. Es wird in der Karwoche vom Bischof geweiht (Chrisammesse). Chrisam wird auch für die Salbung des Täuflings nach der Taufe und bei der Priesterweihe verwendet. Es erinnert an die besondere Verbindung der Gläubigen mit „Christus“. Dieser Jesus-Titel heißt wörtlich „Gesalbter“: Jesus ist wie niemand sonst mit dem Heiligen Geist „gesalbt“, also vom Heiligen Geist erfüllt.

Quellen:

Veitschegger, Karl: Kurzinfo zur Firmung, in: https://karl-veitschegger.at/texte/firmung-kurzinfo.htm

37 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. I1 Kurzinfo zur Firmung

I2 Gefirmt: stark gemacht! – Ein kurzes Wort zur Firmung

„Ich mache sie stark durch den Herrn, und sie werden in seinem Namen ihren Weg gehen –Spruch des Herrn“ (Sacharja 10,12)

Firmung und Taufe gehören zusammen. Die beiden Sakramente sind ganz eng verwandt, auch wenn bei vielen Menschen 14 und mehr Jahre zwischen ihrer Taufe und ihrer Firmung liegen. In den Ostkirchen werden übrigens heute noch Kinder unmittelbar nach der Taufe gefirmt. Bei Erwachsenentaufen wird auch in unserer Kirche die Firmung unmittelbar danach gespendet.

Das Wort Taufe kommt von „tauchen"; der Mensch wird durch dieses Sakrament in die Liebe Gottes hineingetaucht und darf als Freund des Herrn Jesus ein Leben mit Gott beginnen. Das Wort Firmung kommt vom lateinischen „con-firmare“, was „bestärken“ bedeutet. Das, was in der Taufe begonnen hat, muss durch den Heiligen Geist gestärkt werden, damit es sich auch entfalten und im Alltag bewähren kann.

Jeder Christ, jede Christin ist dazu berufen, als verantwortungsvoller Mensch in der Welt zu leben: „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder!“ (Epheser 5,1) Diese Wahrheit wird im Sakrament der Firmung prägnant ausgedrückt.

Firmlinge, die keine kleinen Kinder mehr sind, haben die Möglichkeit, sich bewusst und freiwillig für Jesus Christus und ein christliches Leben zu entscheiden. Dazu gehören die Liebe zu Gott, die Selbstannahme, die Liebe zu den Mitmenschen (besonders zu den Benachteiligten) und die Liebe zur ganzen Schöpfung.

Die Gemeinschaft der Kirche will helfen, dass jeder Christ und jede Christin die eigenen Begabungen entdecken und entfalten kann. In der Bibel lesen wir: „Samuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an.“ (1 Samuel 16,13) Diese Stärkung erbittet die Gemeinschaft der Kirche auch für ihre Firmlinge.

Aus dem Ritus der Firmung

Der Bischof (oder sein Vertreter) legt dem Firmling die rechte Hand auf das Haupt, salbt seine Stirn mit Chrisam und spricht: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“

Aus der Bibel

Schon die Apostel legten bereits getauften Christen die Hände auf, um ihnen den Heiligen Geist mitzuteilen. Die Apostelgeschichte (8,14-17) erzählt: „Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin. Diese zogen hinab und beteten für sie, sie möchten den Heiligen Geist empfangen. Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur auf den Namen Jesu, des Herrn, getauft. Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.“

Quellen:

Veitschegger, Karl: Gefirmt: stark gemacht! – Ein kurzes Wort zur Firmung, in: https://t1p.de/FIR

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Arbeitsblatt (M1)

In meiner Schublade liegt ein kleiner Schatz verborgen: eine Schachtel mit einem kleinen Zigarettenstummel. Dieser unscheinbare Zigarettenstummel hat eine einzigartige Geschichte: Es war der 11. August 1965. Deutschland, München. Ich erinnere mich genau. Nach der langen Reise bringt mir der Briefträger den ersten Brief aus der Heimat. Ungeduldig öffne ich ihn. Er bringt mir die Nachricht vom Tod meines Vaters. Am folgenden Tag entdeckte ich in dem Briefumschlag etwas, was ich vorher übersehen hatte: den Stummel einer Zigarette. Es war dies die letzte Zigarette, die mein Vater nur wenige Augenblicke zuvor geraucht hatte, bevor er starb. Von diesem Augenblick an ist der Zigarettenstummel kein einfacher Zigarettenstummel mehr. Denn er wurde für mich zu einem Sakrament. Aber was heißt das? Der Zigarettenstummel begleitet mein Leben. In meiner Erinnerung lässt er meinen Vater lebendig werden. Natürlich ist der alte Zigarettenstummel an sich nicht gerade lebendig. Aber wenn ich

ihn in der Hand halte, sehe ich mit den Augen meines Herzens meinen Vater vor mir. Dann ist er mir besonders nahe – fast so, als wäre er neben mir.

https://t1p.de/Firmcheck

Hast du einen ähnlichen Gegenstand, der dir besonders wichtig ist? Oder schon von jemand anderem gehört, dass sie/er so einen besitzt? Wie lautet die Geschichte dahinter?

Erkläre das Wort „Sakrament“ für dich:

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Arbeitsblatt: Ablauf der Spendung des Sakraments der Firmung (M2)

1. TAUFBEKENNTNIS

Bei der Taufe haben deine Eltern und deine Patin oder dein Pate für dich den Glauben bekannt und dich Gottes Händen anvertraut. Jetzt bist du alt genug und entscheidest selbst, ob du JA zu Gott sagst. Wie die Taufe ist auch die Firmung eine Entscheidung und ein Bekenntnis zum Glauben an Jesus Christus. Als gefirmte Menschen geht es darum, diesen Glauben mit Leben zu füllen und dafür Zeugnis zu geben. So bist du nun auch in der Erneuerung des Taufbekenntnisses selbst angefragt, deinen Glauben kundzutun und auf die Fragen des Bischofs zu antworten.

2. DER BISCHOF: LÄDT ZUM GEBET EIN

Der Bischof und alle Anwesenden beten für die Firmlinge. Du bist Teil einer großen Gemeinschaft, die sich gegenseitig Halt gibt und füreinander betet. Du kannst dich darauf verlassen, dass du nicht allein bist.

3. GEBET UM DEN HEILIGEN GEIST

Der Bischof breitet nun die Hände aus und bittet um den Heiligen Geist, um die bewegende Kraft Gottes, die in uns wirkt. Das Ausstrecken der Hände ist ein Zeichen dafür, dass wir vom Heiligen Geist berührt werden.

4. HERAUSSCHREITEN

Es ist eine bewusste Entscheidung von dir, deinen Platz zu verlassen. Du bringst damit noch einmal zum Ausdruck: Ja, ich möchte dieses Sakrament empfangen. Jetzt kommt ein großer Moment für dich.

5. HANDAUFLEGUNG DES PATEN/DER PATIN

Die Handauflegung spielt bei der Firmung eine wichtige Rolle. Der Firmpate oder die Firmpatin steht hinter dir und legt dir die Hand auf die Schulter. Er oder sie stärkt dir damit sichtbar den Rücken und sagt dir zu, dich zu begleiten. Ein besonderer Mensch zeigt dir so: „Ich stehe zu dir!“

6. HANDAUFLEGUNG DES BISCHOFS

Der Bischof oder ein vom Bischof ernannter Firmspender legt seine Hand auf deinen Kopf. Die Handauflegung ist in der biblisch-christlichen Tradition ein Zeichen für den Segen Gottes. Sie drückt die Zusage Gottes aus: Ich bin bei dir. Ich gehe mit auf deinem Weg. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich segne dich. Paulus ermahnt seinen Schüler Timotheus: „Niemand verachte dich, weil du noch so jung bist. Sei vielmehr den Gläubigen ein Vorbild in dem, was du sagst und tust, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit. Vernachlässige nicht die Gabe, die dir durch die Handauflegung der Ältesten gegeben wurde. (1Tim 5,12-14)

7. DER BISCHOF NENNT DEINEN NAMEN

Du wirst beim Namen gerufen! DU bist persönlich gemeint, nicht irgendjemand, DU bist Gott wichtig. DU wirst von Gott mit dem lebendigen Geist beschenkt. Ihr werdet nicht alle auf einmal gefirmt, nein, jede und jeder Einzelne wird mit seinem/ihrem Namen gefirmt.

8. SALBUNG MIT CHRISAM

Das wichtigste Zeichen der Firmung ist die Salbung mit Chrisam. Chrisam ist eine Mischung aus Olivenöl und Balsam und wird vom Bischof geweiht; es ist ein sehr kostbares Öl, das mit Duftstoffen versetzt ist. Schon im Alten Testament ist die Salbung ein Zeichen für die Übertragung des Geistes Gottes. Könige, Priester und Propheten wurden gesalbt. Der Geist Gottes sollte ihnen Kraft geben, das Volk nach Gottes Willen zu führen. Die Bedeutung der Firmung: Der Geist Gottes wirkt in dir. Du bist erfüllt vom Geist Gottes. Du hast nun den Auftrag, Gottes Botschaft weiterzusagen und danach zu leben. Du wirst gestärkt, als Christ/Christin zu leben.

9. „SEI BESIEGELT DURCH DIE GABE GOTTES, DEN HEILIGEN GEIST“

Die Besiegelung mit dem Kreuzzeichen drückt die Treue Gottes aus. Wie ein Siegel das Geschriebene beglaubigt, vor Fälschungen schützt, seine Echtheit garantiert und seine Unversehrtheit bewahrt, so schützt und bewahrt dich Gott selbst durch seinen Geist, den Christus uns geschenkt hat.

10. AMEN

Mit dem Amen bringst du zum Ausdruck, dass du bereit bist, Gottes Geist in deinem Leben wirken zu lassen oder es zumindest zu versuchen. Amen heißt so viel wie: „So sei es“.

11. FRIEDENSGRUSS

Verabschiedung mit dem Wunsch des Bischofs: „Der Friede sei mit dir“, und deiner Antwort: „und mit deinem Geiste“. Dieser Friedensgruß ist ein Zeichen der Einheit und des Friedens in Jesus Christus und in seiner Kirche. Als erwachsener Teil der Kirche versichert dir der Bischof als Vertreter der kirchlichen Gemeinschaft seine Bereitschaft, dir freundlich und in Frieden zu begegnen. Mit deiner Antwort bekräftigst du deine Bereitschaft, allen Menschen in dieser Gemeinschaft in gleicher Weise zu begegnen.

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Quelle: Elisabeth Aumüller, Katholische Kirche Steiermark

2.3 OHNE UNS – GEHT GAR NICHTS

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• erkennen, was Gemeinschaft bedeutet. (B) verschiedene Meinungen zum Thema „Glauben“ kommunizieren. (D)

• ihre Meinung zu Glaube und Kirche äußern. (A)

Informationen:

• Wäre eine Welt ohne Religion und Kirche besser? (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Podcast anhören und Arbeitsblatt (M1) ausfüllen.

Link: https://t1p.de/Eder

• Exit-the-Room-Spiel (M2): Zum Thema „Firmung und Gemeinschaft“ spielen. Das vorgefertigte Spiel kann beliebig erweitert werden. Hilfreiche Tipps finden sich im Link.

Link: https://t1p.de/Exitroom

• Gordischer Knoten: Alle stehen in einem Kreis und strecken die Arme nach vorne. Jede/r gibt jemand anderem die Hand. Jetzt wird der Knoten gelöst, indem niemand die gefassten Hände loslassen darf.

Erarbeitung:

• Geschichte „Die Kirche von Yonderton“ dramaturgisch bis zur Stelle „Einer der Letzten in der Prozession war ich.“ lesen oder erzählen. Eine Schachtel mit einem Spiegel mit in die Stunde nehmen. Die Schüler:innen machen schweigend die Prozession und schauen der Reihe nach in die Schachtel. Danach teilen sich die Schüler:innen in der Klasse in zwei Bereiche: Wer glaubt, dass die Kirche tot sei, oder wer glaubt, dass man die Kirche wiederbeleben kann.

• Methodenwerkstatt: Drehen eines Informationsfilms zur Firmung. Dabei sollen die wichtigsten Informationen zu Ablauf und Vorbereitung der Firmung beinhaltet sein.

Vertiefung:

• Diskussion: Auf S. 26 anschließend an die Erarbeitung der Geschichte.

• Zur Podcastfolge einen eigenen Podcast in Gruppen zum Thema „Glauben und Kirche“ herstellen. Die Fragen aus der Podcastfolge können übernommen werden. Interviewpartner:innen können der Ortspfarrer, Lehrer:innen, Mitschüler:innen sein oder es wird ein Interview auf der Straße gemacht.

• Zeit für von S. 27 lesen und ein Interview zu den Fragen des Interviews in Partner:innenarbeit gestalten.

• Kirche-Plakat: Eine Figur gestalten. In die Figur wird mit Grün geschrieben, was an „Kirche“ gefällt, und mit Rot, was man verändern würde. Die augeschnittenen Figuren werden zu einer Kirche zusammengefügt.

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I1 Wäre eine Welt ohne Religion und Kirche besser?

„Im Namen von Religion und Kirche wurden viele Verbrechen begangen. Ohne Religionen und Kirchen ginge es menschlicher zu auf der Welt." – Stimmt diese Behauptung?

Alles ist missbrauchbar

Es stimmt, dass im Lauf der Geschichte im Namen der Religion und auch im Namen des Christentums Verbrechen begangen worden sind. Menschen können alles missbrauchen: Technik, Medizin, Kunst … – und leider auch Religion! Das ist eine bittere Tatsache. Die katholische Kirche will hier nichts beschönigen, sondern hat die historische Schuld ihrer Vertreter:innen mehrmals öffentlich bekannt und wohl auch aus der Geschichte gelernt.

Welt ohne Christus?

Es wäre aber unfair, die gesamte Kirchengeschichte nur als Kriminalgeschichte zu lesen. Der Schriftsteller Heinrich Böll, ein scharfer Kirchenkritiker, meinte dazu: „Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in einer christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache, und mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe für die, die der heidnischen wie der gottlosen Welt nutzlos erschienen und erscheinen … Ich empfehle es der Nachdenklichkeit und der Vorstellungskraft der Zeitgenossen, sich eine Welt vorzustellen, auf der es Christus nicht gegeben hätte.“ 1

Verbrechen im Namen der Vernunft

Ob es in einer Welt ohne Kirche, ohne Religion wirklich menschlicher zuginge, wie manche meinen? – Die größten Massenverbrechen der Geschichte geschahen jedenfalls nicht im Namen eines religiösen Glaubens, sondern

durch kirchenfeindliche und religionsfeindliche Systeme (Nationalsozialismus, Kommunismus). So hat, um ein Beispiel zu nennen, der chinesische Revolutionär und Atheist Mao Tse-Tung († 1976) durchschnittlich alle 40 Minuten seiner 27-jährigen Regierungszeit so viele Menschen umbringen lassen, wie die römische Inquisition in einem Vierteljahrtausend (ca. 100).2 Menschen können durch alle möglichen Ideen fanatisiert werden und sich zu Killern entwickeln. Sogar „im Namen der Vernunft“ und unter dem Banner von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ wurden Zigtausende hingerichtet. (So geschehen durch die Vollstrecker der Französischen Revolution; ihre Opferzahl reichte in nur wenigen Monaten an die aller Hexenprozesse im Verlauf von 300 Jahren heran!)

Kritik nicht einseitig austeilen

Es ist gut und wichtig, Religionen immer wieder kritisch zu befragen, wie sie es mit der Gewalt gehalten haben und halten, aber man macht es sich zu einfach, wenn man die Hauptschuld für Grausamkeiten Kirchen und Religionsgemeinschaften in die Schuhe schiebt. So mancher, der im Lauf der Geschichte schonungslos die Inhumanität der Kirche anprangerte, hatte selbst Dreck am Stecken.3 Quellen: Veitschegger, Karl: Wäre eine Welt ohne Religion und Kirche besser?, in: https://t1p.de/KNs

1 Böll, Heinrich, Eine Welt ohne Christus, in : Deschner, Karlheinz (Hrsg.); Was halten Sie vom Christentum?, München 1957, S.22

2 Vgl. Manfred Lütz in: Die WELT 13.10.2007

3 So verdiente z. B. der große Aufklärer und schonungslose Kirchenkritiker Voltaire († 1778) viel Geld am afrikanischen Sklavenhandel (er rechtfertigte dies mit der „Minderwertigkeit" der Schwarzen), im Blick auf die katholische Kirche meinte der Prediger der Toleranz: „Écrasez l’infâme!" („Zermalmt die Niederträchtige!")

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Arbeitsblatt (M1) : Podcast mit Jungpfarrer Roman Eder

Hör den Podcast von Roman Eder an und beantworte die Fragen:

Alter:

Beruf des Interviewten:

Was macht er am Electric Love Festival?

Was wollen die meisten Menschen am Festival von Roman Eder?

Warum wollte Roman Eder am Festival teilnehmen?

Was sieht Roman Eder als Anfangsproblem am Festival?

Worüber wurde hauptsächlich mit ihm gesprochen?

Wie haben die Jugendlichen auf Roman Eder reagiert?

Welche Veränderungen braucht Kirche heute laut Roman Eder?

Wo ist Glaube im Alltag am wichtigsten?

Welchen Stellenwert hat der Glaube für Roman Eder?

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Antworten: Alter: 32

Beruf des Interviewten: Pfarrer

Was macht er am Electric Love Festival? Ist für Menschen da und spricht mit ihnen.

Was wollen die meisten Menschen am Festival von Roman Eder? Sprechen

Warum wollte Roman Eder am Festival teilnehmen? Er wollte herausfinden, was jungen Leuten wichtig ist, und als Kirche präsent sein.

Was sieht Roman Eder als Anfangsproblem am Festival? Er hat keine fixe Location.

Worüber wurde hauptsächlich mit ihm gesprochen? Private Probleme (Piercing stechen lassen, wie Mama beibringen), Liebeskummer, Kirche, Beichten

Wie haben die Jugendlichen auf Roman Eder reagiert? Mit Interesse

Welche Veränderungen braucht Kirche heute laut Roman Eder? Ein Miteinander soll es werden, nicht alles aufrechterhalten, größere Strukturen, man braucht mutige Leute, die Entscheidungen treffen.

Wo ist Glaube im Alltag am wichtigsten? Überall, in der Schule um Hilfe Gottes bitten, Schöpfung bewahren, für Essen bedanken

Welchen Stellenwert hat der Glaube für Roman Eder? Einen großen. Er weiß, dass jemand immer da ist, der ihn nicht im Stich lässt.

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Arbeitsblatt (M2) : Exit the Room

Material:

5 Kuverts – UV-Stift – UV-Licht – Bibel – Schulbuch 4 – 3 verschließbare Taschen – 1 vierstelliges Zahlenschloss (mit Code 1388) – 2 dreistellige Zahlenschlösser (638 + 597)

Vorbereitungen:

» Das gesamte Material ausdrucken: Dekodierscheibe 1 + 2 auf braunem Papier ausdrucken und zerknittern.

• Den Rest auf weißem Papier ausdrucken.

» Das Bild mit den roten Linien so bearbeiten: Zunächst mit dem UV-Stift die Zahl 597 auf das Bild groß und gut leserlich (natürlich nur, wenn man das UV-Licht verwendet) schreiben. Dann das Bild entlang der roten Linien zerschneiden. Das zerschnittene Bild in das Kuvert 2 geben und dann in die Tasche mit dem Code 638 legen und verschließen.

» Bilder von Tauben oder Origami-Tauben mit einer persönlichen Botschaft für die Schüler:innen, die sie am Ende mitnehmen dürfen. Die Tauben dann in die Tasche mit dem Code 597 legen und verschließen.

» 5 Kuverts mit folgenden Nummern vorbereiten:

• 0 2

• 10

• 597 1388

» Taschen:

• Tasche mit 4-stelligem Zahlenschloss (Code 1388) versteckt im Raum positionieren. Achtung: Die Taschen müssen so versteckt werden, dass die Schüler:innen diese finden können.

In diese Tasche das Kuvert 10 legen.

• Tasche mit 3-stelligem Zahlenschloss (Code 638) offensichtlich im Raum positionieren.

In die Tasche das Kuvert 2 legen.

• Tasche mit 3-stelligem Zahlenschloss (Code 597) offentsichtlich im Raum positionieren.

In die Tasche Bilder von Tauben oder Origami-Tauben legen. Es sollten so viele Tauben wie Schüler:innen sein. Darauf eine persönliche Botschaft für die Schüler:innen schreiben/drucken.

Die Schüler:innen bekommen zu Beginn des Spiels folgende Gegenstände:

UV-Licht – Kuverts mit der Nummer 0 – Bibel – Dekodierscheibe 1 – Dekodierscheibe 2

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Dekodierscheibe 1

Dekodierscheibe 2

Quellen: https://pixabay.com/de/photos/ohr-ohrmuschel-h%C3%B6ren-geh%C3%B6r-2372090/ https://pixabay.com/de/photos/zimt-gew%C3%BCrz-duft-weihnachten-3809537/ https://pixabay.com/de/photos/tauben-vogelschwarm-fliegend-v%C3%B6gel-7735606/ https://pixabay.com/de/photos/halloween-geister-1746329/ https://pixabay.com/de/photos/landkarte-europa-karte-l%C3%A4nder-3473166/ https://pixabay.com/de/photos/david-harfe-k%C3%B6nig-bibel-religion-4848005/ https://pixabay.com/de/photos/dieb-einbruch-einbrechen-r%C3%A4uberhut-1562699/

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Kuvert 0:

Löse das Kreuzworträtsel und finde das nächste Kuvert!

Fragen für das Kreuzworträtsel

1. Wie viele Sakramente gibt es?

2. Nenne ein Sakrament mit 14 Buchstaben.

3. Wie wird der Heilige Geist oft dargestellt?

4. Welches Öl spielt bei der Firmung eine wichtige Rolle?

5. Wer darf firmen?

6. Aus welchem Buch der Bibel stammt das Bibelzitat auf S. 25?

7. Von welchem Wort leitet sich „Firmung“ ab?

8. Wie nennt man Rituale, die das Erwachsenenalter einführen?

Kuvert 0:

9. Welches Ritual auf S. 23 findet bei den Apachen statt?

Löse das Kreuzworträtsel und finde das nächste Kuvert!

10. Wer kommt auf die Firmlinge herab?

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Lösung Kreuzworträtsel für Lehrperson

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Lösungsweg für die Lehrperson: Kreuzworträtsel ausfüllen und dann die eingeringelten Buchstaben in der Reihenfolge der Fragen des Kreuzworträtsels eingeben. Der Code ist 1388. In der Tasche befindet sich das Kuvert 10.

Kuvert 10 (befindet sich in Tasche mit Code 1388): Bibelsuchrätsel

Im Kuvert 10 befinden sich folgende Inhalte: Bibelsuchrätsel 1 + 2 (auseinanderschneiden)

Bibelsuchrätsel 1

Lies die Fragen laut und langsam, achte dabei auf jedes Wort, dann findest du sicher auch die Lösung sofort. Die Abkürzungen geben dir Hinweise wo, dann ist das Rätsel für dich lösbar, sowieso.

Bibelsuchrätsel 2

Was wird in Ez 36,27 den Menschen in ihr Inneres gelegt?

Welcher Körperteil kommt in Mk 4,23 vor?

Was ist strafbar in Hebr 10,34?

Wem gehört die zerfallene Hütte in Apg 15,16?

Von welchem Gewürz ist die Rede in Offb 18,13?

Wer kam in Mk 4,4 fressen?

Welches Land wird in Röm 15,24 genannt?

Lösungsweg für die Lehrperson:

Was wird in Ez 36,27 den Menschen in ihr Inneres gelegt? Geist

Welcher Körperteil kommt in Mk 4,23 vor? Ohren

Was ist strafbar in Hebr 10,34? Raub

Wem gehört die zerfallene Hütte in Apg 15,16? David

Von welchem Gewürz ist die Rede in Offb 18,13? Zimt

Wer kam in Mk 4,4 fressen? Vögel

Welches Land wird in Röm 15,24 genannt? Spanien

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Lösungsweg für die Lehrperson: Bibelstellen suchen, Lösungswörter aufschreiben. Danach die eingekreisten Figuren in der Tabelle in der Reihenfolge der Fragen auswählen und die Zahlen in das Schloss eingeben. Der Code ist 638. In der Tasche befindet sich das Kuvert 2.

Kuvert 2 (befindet sich in Tasche mit Code 638): Bild zerschneiden anhand der Anleitung oben Im Kuvert 2 befinden sich folgende Inhalte: beschriftetes und zerschnittenes Bild

Zettel mit der Aufgabenstellung

Kuvert 2:

Zerschnitten in viele Stücke ei, das ist ja eine Sauerei.

Bringe es in die richtige Ordnung und finde die Zahl richtig herum.

Lösungsweg für die Lehrperson: Wenn das Bild in der richtigen Ordnung daliegt, kann mit dem UV-Licht die vorher hinaufgeschriebene Zahl entdeckt werden. Hier kann das Lösen des Rätsels länger dauern. Die Lösung führt zum Code 597, der die letzte Tasche öffnet, die das Ende des Rätsels markiert.

Quellen: https://pixabay.com/de/photos/ohr-ohrmuschel-h%C3%B6ren-geh%C3%B6r-2372090/ https://pixabay.com/de/photos/zimt-gew%C3%BCrz-duft-weihnachten-3809537/ https://pixabay.com/de/photos/tauben-vogelschwarm-fliegend-v%C3%B6gel-7735606/ https://pixabay.com/de/photos/halloween-geister-1746329/ https://pixabay.com/de/photos/landkarte-europa-karte-l%C3%A4nder-3473166/ https://pixabay.com/de/photos/david-harfe-k%C3%B6nig-bibel-religion-4848005/ https://pixabay.com/de/photos/dieb-einbruch-einbrechen-r%C3%A4uberhut-1562699/

50 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
9 8 7 6 5 4 3

Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Pfingsten#/media/Datei:RabulaGospelsFolio14vPentecost.jpg

51 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
für
2:
Bild
Kuvert

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Bedeutung von Kirche erklären. (A) die Grundvollzüge in der Kirche nennen und erklären. (A, B)

• ihre Vorstellungen von Kirche verbalisieren. (A, C)

• an alternativen Arten von Gottesdiensten teilnehmen. (E)

• an kirchlichen Feiern teilhaben. (E)

Einstieg/Aktivierung:

Traumkirche malen: Präsentation über die Traumkirche mit Skizze (auch eine Darstellung mit Mindcraft wäre möglich) vorbereiten. Fragen. Wie sieht das Gebäude aus? Was darf dort auf keinen Fall fehlen? Welche wöchentlichen/monatlichen Events finden in der Kirche statt? Wen soll die Kirche ansprechen?

• Kirchenbesuch: Kirche besuchen und dort etwas Interaktives machen, z. B. am Boden hinlegen und Deckenfresken oder das Altarbild abmalen lassen. Vorher unbedingt mit der Pfarre abklären.

• Dalli dalli: Wenn ich „Kirche“ sage, dann meine ich ... – zwei Personen spielen gegeneinander. Wer findet in einer Minute die meisten Begriffe.

Erarbeitung:

S. 28/29 lesen und die wichtigsten Inhalte in einem Mindmap festhalten.

• Kurzvideo auf S. 29 ansehen und die nachfolgende Diskussion im Plenum durchführen.

• Internetrecherche: Arbeitsauftrag auf S. 29 durchführen und im Heft sammeln.

• Diskussion: Sind Onlinegemeinschaften echte Gemeinschaften?

Vertiefung:

Eine Aktion planen und durchführen: siehe im Internet „Young Caritas“

• Experimentelle Liturgie: Anfragen, ob eine experimentelle (Wort)Gottesfeier in der Pfarre möglich ist, und dort z. B. ein Frühstück abhalten.

• Einen gemeinsamen Kirchenbesuch am Sonntag planen und durchführen. In der Folgestunde darüber diskutieren.

• Mitwirken in Glaubensgemeinschaften von anderen Religionen besprechen. Gegebenenfalls andersgläubige Jugendliche dazu interviewen.

• Den Puzzleteil aus der Vorstunde mit jenen Aufgaben ergänzen, die man machen möchte.

Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 2.4 IN DER GEMEINSCHAFT MITWIRKEN
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Lehrplanbezug: Kompetenzbereich A + C: Gelehrte und gelebte Bezugsreligion

LEITKOMPETENZ 1 + 6:

» Beziehung verantwortungsvoll gestalten können – zu sich selbst, zu anderen, zur Schöpfung (1) und unterschiedlichen Lebensweisen und Glaubensformen reflexiv begegnen können (6)

» Kompetenzbeschreibung (KB):

› Die Schüler:innen können das Verhältnis von geltenden Normen und persönlichen Gewissensentscheidungen analysieren und anhand von Beispielen diskutieren (1) und können lebensförderliche und lebensfeindliche Aspekte in Religionen und Weltanschauungen benennen und beurteilen (6).

» Anwendungsbereiche (AB):

› Bildung des eigenen Gewissens

» Unterrichtshinweise (UH):

› Orientierungskriterien bei Entscheidungen, Gruppendruck, sexualethische Fragestellungen, Gesetzesauslegung Jesu (z. B. Sabbatgebot) (1) und Lebensgestaltung in Freiheit, Befähigung zur oder Verlust von Eigenverantwortung, Gewaltstrukturen in Ideologien und Missbrauch von Religion und Autorität, Fundamentalismus (6)

» Kompetenzniveau 1:

› Die Schüler:innen können Kriterien für Gewissensentscheidungen in Bezug auf gerechtes Zusammenleben anhand von Fallbeispielen diskutieren (1) und anhand von Kriterien Lebensförderliches und Lebensfeindliches von religiöser und weltanschaulicher Praxis beurteilen (6)

Grundkompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler können …

» erkennen, dass ihre Entscheidungen Auswirkungen auf ihre Mit- und Umwelt haben. (B)

» Werte und Normen benennen und sie mit ihrem Leben in Verbindung bringen. (A, B)

» erklären, was das Gewissen ist und es bildlich darstellen. (B, C)

» beschreiben, wie sich das Gewissen bildet und Beispiele diesbezüglich anführen. (A)

» bedeutende Aussagen der Heilungserzählung am Sabbat beurteilen und Textpassagen kreativ hervorheben. (B)

» Lösungsvorschläge für Dilemmageschichten diskutieren und eigene Dilemmageschichten erzählen. (C, D)

» die Gewissensentscheidung Franz Jägerstätters diskutieren. (D)

» Beispiele für den Missbrauch von Religionen aufzählen. (A)

» lebensförderliche und lebensfeindliche Seiten von Religionen benennen. (A)

» zu Missbrauch von Religion kritisch Stellung nehmen und Ideen für Gegenmaßnahmen entwickeln. (B, C)

Aufbau des Kapitels:

Dieses Kapitel orientiert sich vor allem an folgenden zentralen fachlichen Konzepten: Freiheit und Offenbarung, Gottesliebe und Menschenliebe, Jesus der Christus sowie Lebensrealitäten und Transzendenz. Es finden sich auch folgende übergreifende Themen: politische Bildung, interkulturelle Bildung, Gesundheitsförderung.

Das Kapitel verbindet zwei Leitkompetenzen, die inhaltlich gut zusammenpassen: einerseits zur Frage nach Normen, Freiheit und Gewissensentscheidungen und andererseits zu lebensförderlichen und lebensfeindlichen Aspekten von Religionen und Weltanschauungen. Religionen können zu beidem beitragen, zu persönlicher Orientierung, Freiheit und Gewissensbildung, aber auch zu Unterdrückung und Unfreiheit. In der Auseinandersetzung mit den „schwierigen Seiten“ von Religion und mit Fragen der ethischen Orientierung sollen die Schüler:innen ein kritisches Bewusstsein entwickeln und Kriterien lernen, mit denen sie Gewissensentscheidungen und lebensförderliche und lebensfeindliche Aspekte von Religion beurteilen können.

54 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 54
KAPITEL 3: ENTSCHIEDEN IN FREIHEIT LEBEN

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können …

• sich mit den Eingangsfragen zum Kapitel auseinandersetzen und sie gemeinsam reflektieren. (B, D) das Bild beschreiben und interpretieren. (B)

• verstehen, dass sie Entscheidungen – selbstbestimmt oder beeinflusst – treffen. (A)

• Werte und Normen benennen und sie mit ihrem Leben in Verbindung bringen. (A, B)

• Werte, die für ihr Leben von Bedeutung sind, grafisch darstellen. (C)

• an einer Diskussion aktiv teilnehmen und die Ergebnisse festhalten. (D, E)

Informationen:

• Hintergrundinformationen zum Künstler und zum Bild (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Bildbetrachtung zu folgenden Fragestellungen: Was kannst du auf diesem Bild sehen? Warum hat Jacob Wexler das Bild „Torso“ genannt? Eine Aussage des Künstlers zu seinem Werk ist: „Manchmal kommt es mir vor, als ob zwei Maler in mir kämpfen. Der eine ist sehr impulsiv und malt die Inspiration des Augenblicks. Der andere ist kalkuliert, überlegt, er baut und experimentiert.“ Wie passt diese Aussage zu diesem Bild? In welchem Zusammenhang kann dieses Bild mit der Überschrift des Kapitels „Entschieden in Freiheit leben“ stehen? … Vier-Ecken-Spiel als Einstieg in das Thema Entscheidungen treffen: (1) Ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie ich Entscheidungen treffe. (2) Ich beschäftige mich heute das erste Mal damit. (3) Ich habe schon mal was davon gehört, aber ehrlich gesagt keine Ahnung. (4) Es interessiert mich nicht wirklich. Die Schüler:innen entscheiden sich für eine Ecke und reflektieren innerhalb der Gruppe ihre Wahl.

Erarbeitung:

• Einleitungstext (S. 34) lesen und den Arbeitsauftrag erfüllen.

• Digipoint (S. 35) ansehen, besprechen und Arbeitsauftrag (S. 35) in Partner:innenarbeit lösen.

Klassen-/Gruppendiskussionen zu den Diskussionsvorschlägen (S. 34 oder S. 35) führen und Ergebnisse der Diskussionen im Heft festhalten. (M1)

Vertiefung/Abschluss:

• Einen Bausteinsatz mit Werten beschriften und gemeinsam eine Wertepyramide bauen.

• Eine eigene Wertepyramide bauen. (M2)

• Die Goldene Regel wiederholen und herausarbeiten, welche Werte sie vermitteln will (S. 35).

55 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 3.0/3.1 ENTSCHIEDEN IN FREIHEIT LEBEN / ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN

Künstler

Jacob Wexler wurde 1912 in Liepaja, Lettland, geboren. Seine Eltern – sein Vater war Buchhalter, seine Mutter Schneiderin – gehörten dem Jewish Labour Bund an. Jacob hatte drei Geschwister. Die Familie übersiedelte 1923 nach Deutschland. Jacob wurde Mitglied der jüdisch-sozialistischen Jugendbewegung und schrieb sich 1930, gegen den Willen seines Vaters, an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg ein. Hier kam er mit dem deutschen Expressionismus in Berührung. 1935 musste er, nach der Machtergreifung der NSDAP, sein Studium abbrechen. Im selben Jahr heiratete er Annie Roch und beide wanderten nach Palästina aus. Dort schlossen sie sich dem Kibbuz Ein HaHoresh an. In dieser Zeit zeichnete Wexler erotische Illustrationen für Texte des französischen Renaissancedichters Francois Villon und des deutschen Dramatikers Bertold Brecht. 1937 zog Wexler nach Haifa. Hier freundete er sich mit verschiedenen Malern an und nahm an mehreren Gruppenausstellungen teil. Seine erste Einzelausstellung fand 1946 in der Jonas Gallery in Jerusalem statt. Die Motive für seine Gemälde stammten aus der palästinischen Landschaft. Die Farben und Formen seiner Werke deuteten nur sehr vage auf die Wirklichkeit hin, sie sind eher „eine Art symphonische Transkription der Wirklichkeit in Sphären künstlerischer Imagination“.

In den kommenden Jahren vollzog Wexler einen Wandel von der figurativen hin zur abstrakten Malerei, wobei das Objekt immer der Ausgangspunkt blieb. Seinen Werdegang fasste der Künstler selbst so zusammen: „Als ich erkannte, dass es sich bei der Form um eine Form handelt und nicht um eine Frau oder eine Blume oder irgendeine andere Form in der natürlichen Welt, wusste ich, dass ich beim Abstrakten angekommen war.“

In den Sechzigerjahren begann er, geometrische Figuren, die durch die Rot-Grün-Brille dreidimensional und dynamisch werden –sogenannte Anaglyphen –, in seine Gemälde

einzubauen. Wexler beschreibt diese Veränderung so: „Manchmal kommt es mir vor, als ob zwei Maler in mir kämpfen. Man ist sehr impulsiv und malt die Inspiration des Augenblicks. Der andere ist kalkuliert, überlegt, er baut und experimentiert.“

In der Spätzeit seines Schaffens kehrte er wieder zur figurativen Malerei zurück. Er nahm Atmosphäre und Motive aus Formen, Farben und Dingen, die er in seinem Gedächtnis hatte. Seine Jahre in Deutschland und Zitate aus der Brecht’schen Dreigroschenoper fanden hier besonders ihren Niederschlag.

Wexler starb 83-jährig, am 21. März 1995, in Ramat Gan in Israel.

In seinem Werk Torso, es entstand im Jahre 1968, kommt das Suchende des Künstlers ganz besonders zum Ausdruck. Der konstruktive Ansatz beginnt zu dominieren. Es braucht eine lebhafte Vorstellungskraft und die Neugier einer Forscherin / eines Forschers. Das Gemälde besitzt Fantasie und Farbigkeit. Es baut auf perspektivischen Fundamenten auf und erstreckt sich von der Leinwand hin zum Betrachter. Wird der Betrachtungswinkel verändert, ändern sich auch der Winkel und die Länge der Formen – es entsteht der Eindruck der Bewegung.

Interpretation auf das Kapitel hin: Die Welt, in der wir leben, ist nicht „schwarz-weiß“ und nicht starr. Sie ist bunt und in Bewegung. (Gewissens)Entscheidungen haben Auswirkungen auf die Buntheit und Beweglichkeit unseres Lebens – auf unsere Welt. Es ist gut, manchmal den Betrachtungswinkel zu verändern.

Quelle: https://t1p.de/wexler

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I1 Kurzbiografie und Bildbeschreibung
56

Wertepyramide (M1)

Hier findest du Beispiele für Werte. Entscheide dich, welche Werte für dich von Wichtigkeit sind. Schreibe sie in die Bausteine. Schneide anschließend die Bausteine aus und klebe sie in Pyramidenform in dein Heft. Überlege, welche Werte sind die Basis für dein Leben, welcher Wert ist an der Spitze deiner Pyramide. Wenn Werte, die für dein Leben wichtig sind, in der Aufzählung fehlen, ergänze sie!

ABENTEUER, EHRLICHKEIT, LIEBE, GEMEINSCHAFT, FAMILIE, MITBESTIMMUNG, FRIEDEN, AUSSEHEN, REICHTUM, FREUNDSCHAFT, OFFENHEIT, GESUNDHEIT, GLAUBE, RESPEKT, GELD, GERECHTIGKEIT, UMWELTSCHUTZ, FREIHEIT, TOLERANZ, HÖFLICHKEIT, RELIGION, TREUE, VERTRAUEN, BILDUNG, NÄCHSTENLIEBE, HOBBYS …

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Diskussionsergebnisse festhalten (M2)

Protokolliere die Diskussion. Schreibe die Fragestellung auf und halte fest, wer an der Diskussion teilgenommen hat. Beschreibe die Inhalte der Diskussion und füge deine Meinung dazu. Bewerte die Diskussion, indem du überlegst, ob sie für dich spannend und in-

Fragestellung:

Wer hat diskutiert?

Was wurde gesagt?

Bewertung und Begründung:

teressant war und sie dich in deinem Denken weitergebracht hat ( sehr spannend und sehr interessant; spannend und interessant; war ganz okay; langweilig ). Begründe deine Bewertung!

58 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

3.2 WAS IST DAS GEWISSEN?

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können …

• die Bedeutung des Wortes Gewissen reflektieren, erklären und kreativ darstellen. (A, B, C) wahrnehmen, dass sich Menschen zu allen Zeiten mit dem Phänomen Gewissen auseinandergesetzt haben. (A)

• Orientierungspunkte aufzählen, die zur Bildung des Gewissens beitragen, und dazu Beispiele aus ihrem eigenen Leben nennen. (B, C)

• das Gelernte grafisch darstellen. (C)

Informationen:

Das Gewissen – Stimme Gottes oder Produkt menschlicher Erziehung? (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Ja-Nein-Spiel – Was ist das Gewissen? Siehe Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer/ Zeit für Religion 2, S. 131.

• Wörter und Redewendungen (Internetrecherche), in denen das Wort Gewissen vorkommt, suchen. Ergebnisse der Klasse präsentieren und/oder im Heft festhalten.

• Bilderrätsel zum Thema „Was ist das Gewissen?“ lösen. (M1) Diese oder ähnliche Bilder an die Tafel beamen, verbunden mit der Fragestellung: Was können diese Bilder mit dem Wort Gewissen zu tun haben?

• Variante: Bilder vervielfältigen, sodass jede:r Schüler:in ein Bild bekommt – im ersten Durchgang versucht jede:r eine eigene Interpretation. Dann finden sich die Schüler:innen in Gruppen zusammen (gleiche Bilder = eine Gruppe) und vergleichen ihre Interpretationen.

Erarbeitung:

Arbeitsauftrag 1 und 2 (S. 36) erfüllen. Die eigene Erklärung des Wortes Gewissen den Mitschüler:innen präsentieren.

• Arbeitsauftrag (S. 37) in Zweiergruppen erledigen. Die Zweiergruppen schließen sich in Vierergruppen zusammen und besprechen ihre Beispiele.

• Digipoint (S. 37) ansehen und Beispiele aus dem eigenen Leben für den „kategorischen Imperativ“ finden.

Vertiefung/Abschluss:

Arbeitsauftrag 3 (S. 36) – ein eigenes Bild zum Wort Gewissen im Heft gestalten (dazu können auch Materialien, z. B. Bilder aus Zeitschriften, verwendet werden). Eine Klassendiskussion zu den Diskussionsvorschlägen (S. 36 oder S. 37) führen.

• Eine Mindmap (ev. online) erstellen. Hier sollen die Inhalte der S. 37 dargestellt und vertieft werden.

59 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Ein schlechtes Gewissen zu haben ist menschlich und etwas ganz Individuelles. Das schlechte Gewissen zeigt die Differenz zum Guten. Und die Gewissensfreiheit ist, so wie die Rede- oder Meinungsfreiheit, in den allgemeinen Menschenrechten verankert. Das Gewissen aus theologischer Sicht bringt die Gottesfrage ins Spiel: Spricht Gott im Gewissen zu mir oder höre ich Stimmen von außen oder meine eigene?

Ein Blick in die Bibel verrät uns, dass im Alten Testament das Wort Gewissen nicht vorkommt – in bildlicher Sprache wird hier immer wieder das Wort Herz verwendet.

Im Neuen Testament begegnen wir dem Wort Gewissen öfter bei Paulus. Das Gewissen kann von etwas Kenntnis erlangen (2Kor 5,11), es fällt Urteile (1Kor 10,29) oder legt ein Zeugnis ab (Röm 2,15). Paulus will zum Ausdruck bringen, dass alle Menschen von Natur aus die Fähigkeit haben, das Gute zu erkennen. Augustinus versucht mit seinen Aussagen über das Gewissen, die biblische und philosophische Tradition seiner Zeit zusammenzufassen, indem er meint, dass das menschliche Bewusstsein eine dialogische Struktur hat und das Gewissen die Stelle ist, in der Gottes Anruf und die Antwort des Menschen zusammenkommen. Daher ist das Gewissen der Ort der liebenden Gottesbegegnung.

Thomas von Aquin ist der Meinung, dass das Gewissen die göttliche Stimme in uns ist. Er unterscheidet zwischen dem Urgewissen –eine jedem Menschen mitgegebene Anlage, die sich dann rührt, wenn wir etwas falsch machen – und dem Situationsgewissen, ein konkretes Gewissensurteil, das getroffen werden muss, weil das Leben aus Entscheidungen besteht.

Im 2. Vat. Konzil wird das Gewissen thematisiert, hier vor allem im Dokument Gaudium et spes Nr. 16. In diesem Dokument sind die Gedanken des Augustinus und des Thomas von Aquin integriert. Der Mensch hat im Inneren seines Gewissens ein Gesetz eingeschrieben, dem er gehorchen muss. Dieses Gesetz ruft den Menschen zum Tun des Guten und zur Liebe auf, das Böse soll unterlassen werden. Gott hat dieses Gesetz dem Menschen ins Herz geschrieben. Das Gewissen ist so das Heiligtum im Menschen, seine verborgenste

Mitte, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme im Innersten zu hören ist. In der Liebe zu Gott und dem Nächsten findet dieses Gesetz seine Erfüllung. Jedoch ist der Mensch frei, das Gute zu verwirklichen, handelt er dagegen verspürt er eine innere Zerrissenheit, der er sich nicht entziehen kann. Um das Gute zu entfalten, muss diese Anlage im Menschen gebildet werden – als bleibende Aufgabe.

Humanwissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Bildung des Gewissens prozesshaft ist, die Entwicklung und Reifung braucht. So hat der Mensch Verantwortung vor seinem Gewissen und Verantwortung für die Kultivierung seines Gewissens. Viktor Frankl meint, dass wir unser Gewissen, das „Sinnorgan für das Gute“, nähren müssen und dafür Sorge zu tragen haben, dass es nicht verkümmert. Werte und Normen müssen konkret erfahren und gelebt werden, damit sie übernommen werden können, wobei das Gewissen die unmittelbare Norm des Handelns ist. Es verpflichtet den Menschen unmittelbar. Es gibt das Recht der Gewissensfreiheit, das zum Ausdruck bringt, dass niemand gezwungen werden kann, gegen sein Gewissen zu handeln. Dieses Recht hat allerdings dort seine Grenze, wo Rechte anderer Menschen verletzt werden, z. B. das Recht auf Leben, auf Eigentum oder die Gewissensfreiheit. Gemeinschaftsstörende Handlungen haben also mit Gewissensfreiheit nichts zu tun. Gewissensfreiheit steht diametral zu subjektiver Willkür.

Der Mensch besitzt die Fähigkeit, das Gute zu erkennen und es anzustreben, diese Fähigkeit ist uns ins Herz gelegt. „Das Gewissen vereint Glauben und Wissen, Fühlen und Denken, Hören und Sehen, Freiheit und Bindung. Es ist das Persönlichste und Wertvollste, was der Mensch hat – es ist die Mitte der Person und die letzte Instanz moralischer Verantwortung.“

Quelle:

Auszüge aus einem Vortrag von Dr. Karl-Heinz Kronawetter, in: https://t1p.de/GEWISSEN

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60
I1 Das Gewissen – Stimme Gottes oder Produkt menschlicher Erziehung?

Bilderrätsel (M1)

Quellen: Spiegel: https://pixabay.com/de/photos/menschen-frau-erwachseneportr%C3%A4t-3169395/ Ampel: https://pixabay.com/de/photos/ampel-signal-der-verkehrstra%C3%9Fe-876047/ Erhobener Zeigefinger: https://pixabay.com/de/photos/junge-portr%C3%A4tidee-denken-baby-6680398/ Landkarte: https://pixabay.com/de/photos/kompass-landkarte-navigation-karte-3889674/ Gefängnis: https://pixabay.com/de/photos/gef%C3%A4ngnis-sicherheit-zaunstraftat-3357414/ Fallschirm: https://pixabay.com/de/photos/fallschirmspringer-fallschirm-4628308/

61 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• wesentliche Aussagen der Perikope mit eigenen Worten wiedergeben und reflektieren. (A, D) sich in unterschiedlichster Weise kreativ mit der Heilungserzählung auseinandersetzen. (C)

• sich mit Dilemmageschichten auseinandersetzen und Lösungen finden. (A, B)

• Pro- und Kontra-Argumente finden und an Diskussionen teilnehmen. (A, E)

Informationen:

Arbeit mit einem Dilemma (I1) Ethik Jesu (I2): https://t1p.de/EthikJesu

Einstieg/Aktivierung:

• Bibel teilen – Perikope vorlesen und spontane Äußerungen zum Text einholen.

• Eine Bibel-Wort-Wolke in Einzel- oder Klassenarbeit aus Lk 6,6-11 gestalten. Alle Substantive und Verben aus dem Text sollen vorkommen.

Link: www.wortwolken.com

• Von guten Mächten … – das Lied gemeinsam anhören und/oder singen. Den Text und die Hintergründe der Entstehung zu diesem Lied besprechen.

• Link: https://t1p.de/Maechte https://t1p.de/MaechteInter

Erarbeitung:

• Die Bibelstelle lesen und Arbeitsaufträge (S. 38) erledigen.

• Pro-/Kontra-Debatte zu Themen dieser Doppelseite (z. B. Soll Heilung am Sabbat erlaubt sein?) führen: In Kleingruppen Pro- und/oder Kontra-Argumente finden. Vertreter:innen der Kleingruppen diskutieren als Expert:innen miteinander. Am Ende der Diskussion können dann alle Schüler:innen über die Ausgangsfrage abstimmen.

• Die Dilemmageschichte lesen und die Arbeitsaufträge (S. 39) erfüllen. Die Ergebnisse den Mitschüler:innen präsentieren.

• Digipoint (S. 39) ansehen, ein Kritzelbild mit Sprechblasen zur Dilemmasituation gestalten und Lösungsansätze diskutieren.

Vertiefung:

• Eigene Dilemmageschichten erzählen oder erfinden und sie nach der Ö3-Sendung

„Frag das ganze Land“ in der Klasse diskutieren. Ablauf: Ein Dilemma wird von einem/einer Schüler:in erzählt, die Mitschüler:innen sind das „ganze Land“ und können ihre Lösungsvorschläge darbieten. Als Schlusspunkt gibt der/die Schüler:in Bescheid, wie er/sie sich entscheidet.

Internetrecherche zu Dietrich Bonhoeffer. Hier kann der Arbeitsauftrag so lauten: Recherchiere zu Dietrich Bonhoeffer.

Link: https://t1p.de/Bonhoeffer

Lies den Text.

Und nun stell dir vor, du wirst von einer Zeitschrift beauftragt, einen Bericht zu Dietrich Bonhoeffer zu schreiben. Verfasse einen Bericht mit 150 Zeichen.

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3.3 AUF DAS WOHL DES MENSCHEN AUSGERICHTET
62

2. Organ für den Bruder (vgl. Piel 2009)

DArbeit mit einem Dilemma I1

Begegnungsformen Aneinander vorbei gehen. Aufeinander zugehen. Aufeinander zugehen, aneinander vorbeireden. Aufeinander zugehen, aufeinander einreden. Aufeinander zugehen, miteinander reden. Hans Manz Quellen Grundschulmagazin. Impulse für kreativen Unterricht in der Grundschule 4 (2014): Schriftspracherwerb. Köck, Peter: Handbuch des Ethikunterrichts, Donauwörth: Auer Verlag 2012. Kuld, Lothar/Gönnheimer, Stefan: Compassion –sozialverpflichtendes Lernen und Handeln, Stuttgart: Kohlhammer 2000. Mendl, Hans: Religionsdidaktik kompakt, München: Kösel 2011, 111–119. Manz, Hans: Mit Wörtern fliegen. Neues Sprachbuch für Kinder und Neugierige, Weinheim und Basel: Beltz & Gelberg 1995, 29. Peters, Martina/Peters, Jörg/Rolf, Bernd: Lebenswert 2. Unterrichtswerk für Werte und Normen in Niedersachsen, Bamberg: Buchner 2012. Pfeifer, Volker: Didaktik des Ethikunterrichts. Bausteine einer integrativen Wertevermittlung, Stuttgart: Kohlhammer 3 2013. Piel, Inga: Wie soll ich mich entscheiden? Dilemmageschichten mit Arbeitsanregungen für Jugendliche, Mühlheim/Ruhr: Verlag an der Ruhr 2009. Förderung der moralisch-demokratischen Kompetenz mit der KMDD® in: http://www.uni-konstanz.de/ ag-moral/moral/dildisk-d.htm [18.09.2014].

Leistungssportler Lasse Hilversum und seinem krebskranken Zwillingsbruder Lukas, die an ihrem 18. Geburtstag vor der schwerstenorgan hat Lukas nur noch wenige Monate zu leben. Familie und ÄrztInnen erwarten, dass Lasse als Lebendspender zur Verfügung steht. Die Einwilligungen liegen bereits vor, auch das Gutachten des Psychologen scheint nur noch eine Formsache zu sein. Doch der Klinikpsychologe stellt sich quer. Der Gutachter ist lange Zeit der Einzige, der sich für das Schicksal des jungen Spenders interessiert. Das Psychodrama handelt von einer Familie, in der sich alles um den kranken Lukas dreht. Sein Zwillingsbruder wird zum „Schattenkind“ und muss früh selbstständig werden. Lasse habe die Familie unterstützt, wo er konnte, berichtet sein Vater. Als Lukas eine Transplantation brauchte, habe er sich sofort bereit erklärt, ein Stück von seiner Leber zu spenden. Bloch soll die seelische Stabilität des Spenders und die Freiwilligkeit der Entscheidung bescheinigen. Der Gutachter sieht, dass sein Schützling unter einem enormen psychischen Druck steht. Er entschließt sich … wofür?

Reflexion Wie hast du die Diskussion in der Klasse erlebt? An welchem Punkt ist das Thema für dich persönlich interessant geworden? Was hast du heute durch die Auseinandersetzung mit der Dilemma-Geschichte gelernt?

–Beschreibe, wer sich in dieser Situation in –Welche Gründe könnte es für Lasse bzw. für nicht zuzustimmen.

–Zu welcher Entscheidung würdest du rWaten? zu spenden bzw. zu einem Spenderorgan zu kommen: Welche gesetzlichen Regelungen sind in Österreich bestimmend? Wie stehen Kirchen und Religionsgemeinschaften zu dieser Frage?

Konkrete Beispiele G eorg Lind, der Begründer der Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion, weist auf die Arbeit mit sogenannten „semirealen moralischen Dilemmas“ hin, die sowohlrung erlauben und dadurch einen stärkeren Fördereffekt haben als reale oder hypothetische Dilemmas. Er rät davon ab, SchülerInnen mit moralischenlische Gefühle auslösen, weil diese Lernprozesse Erachtens das Rettungsboot-Dilemma und das Stellgleis-Dilemma, die in der Literatur viel zitiert werden. In beiden Dilemmas muss eine Person geopfert werden, um anderen das Überleben zu ermöglichen. Da der Schutz des Lebens von vielen Menschen als ein absolutes moralisches Prinzip angesehen wird (wonach das Leben eines einzelnen Menschen als genauso schutzwürdig gilt wie das Leben vieler Menschen), kann die Diskussion solcher Dilemmas Schuldgefühle und vielleicht sogar ein Ge-prozesse stimulieren.

1. Geburtstagseinladung: annehmen oder ablehnen? E milia erzählt ihrer allerbesten Freundin Anastasia von den Vorbereitungen ihres Geburtstagsfestes und teilt ihr die allererste Einladung aus. Anastasia sieht: Emilia hat eine ganze Menge Einladungen in der Hand. Sie freut sich auf den Tag vom Fest und gleichzeitig wird sie rot im Gesicht und stellt zwei Fragen wie aus der Pistole geschossen: „Ist Elias auch dabei?“ Ihn mag sie gar nicht, weil sie Buben –wie er einer ist –, die mit Mädchen spielen und gleich anfangen zu weinen, gar nicht ausstehen kann. „Bist du vielleicht auch auf die Idee gekommen, Suleika einzuladen?“ Die kann ja nirgends mitmachen, weil sie nicht einmal unsere Sprache versteht und an Emila hängt sie wie eine Klette. Aber Emilia ist meine allerbeste Freundin. Soll ich die Einladung annehmen oder eine Lüge erzählen und einfach nicht hingehen? –Wer ist da in eine Zwickmühle geraten? –Wenn Anastasia dich um Rat fragen würde, was würdest du ihr raten? –Was kann Emilia zur Entscheidung beitragen? –Kann dir die Goldene Regel der Religionen eine Entscheidungshilfe dabei sein?

methodenlabor

ARBEIT MIT EINEM DILEMMA

In einer Gesellschaft, die davon geprägt ist, dass (fast) allen Menschen immer öfter immer mehr Möglichkeiten offen stehen, sind Kinder und Jugendliche herausgefordert, sich zu entscheiden, indem sie Handlungsweisen wählen müssen, denen ethische Werte, Normen und Prinzipien zu Grunde liegen. Diese ethische (Urteilsund Handlungs-)Kompetenz wird immer mehr zu einer

Hinweise für die Praxis Bereits mit dem Kindergarten beginnend und dann in der Primarstufe können Dilemma-Geschichten einen wertvollen Beitrag zur ethischen Bildung leisten. Für jüngere Kinder ist die schrittweise Hinführung zur Dilemma-Diskussionen empfehlenswert. Einleitende Übungen: –Auf einem Würfel gibt es die Begriffe JA/NEIN/JEIN/NJA/NAJA/LEER. ausgeschlafen/NEIN, ich schlafe nicht mehr/ JEIN, der ist eigentlich mein Freund ... –So kann ich Sätze beginnen, wenn ich in einem Gespräch ein JA vertrete: Ich bin der Meinung, dass … Ich bin voll überzeugt, dass … –So kann ich Sätze beginnen, wenn ich in einem Gespräch ein NEIN vertrete: Ich habe eine andere Meinung als du, weil … Ich sehe das anders, weil … Ich widerspreche dir, weil … M it allen Altersstufen kann entsprechend der folgenden Grundstruktur (vgl. Mendl 2011) gearbeitet werden: Eindruck Dilemma-Geschichte vorstellen (z. B. mit verteilten Rollen lesen, gezielte Höraufgaben stellen, Personen/Zeitwörter … notieren, Dilemmasituation in einem Kritzelbild mit Sprechblasen oder in einem Gruppen-Standbild festhalten) In der Zwickmühle: Dilemma-Frage formulieren (einzeln oder in Gruppen) Ausdruck Position zur Dilemma-Frage einnehmen (z. B. JAs und NEINs sammeln) Individuelle Haltung/Position begründen (Motive/Werte) Kreative Entfaltung der eigenen Position (z. B. Email, LeserInnenbrief, Resolution, Plakat, Aufruf, …) Austausch Austausch, Bewertung und Diskussion der einzelnen Positionen und Begründungen (z. B. Kreisgespräch, Argumente auf Papierstreifen notieren, …) Kreative Weiterführung der Diskussion (z. B. in Stille noch einmal die Diskussion vorbeiziehen lassen, Geschichte im Gruppen-Standbild stellen, Abstimmung, Wertepyramiden, Rollenspiele, …)

D amit SchülerInnen die Fähigkeit entwickeln können, solche Entscheidungssituationenricht mit Dilemma-Geschichten zu arbeiten. Sie ermöglichen eine Konzentration auf den Kernre Antworten auf überschaubare Fragestellungen ein (vgl. Kuld / Schmid 2001). Ein ethisches Dilemma beschreibt eine Situation, in der mindestens zwei Werte/Prinzipien miteinander kongeraten, indem sie den handelnden Personen einander widersprechende Entscheidungen oder Handlungen nahelegen. In der Arbeit mit Dilemma-Geschichten kann in der Schule durch den offenen Austausch von Argumenten (Diskursethik) spielerisch das Abwägen von Handlungsfolgen und das Aushandeln von Lösungen eingeübt werden. Eine solche Dilemma-Diskussion kann die Plausibilität verbindlicher Normen und die gleichzeitige Notwendigkeit, dem Einzelfall gerecht zu werden, viel deutlicher zeigen als ein Erlernen von Verboten und Geboten. Besonders wichtig ist dabei das Erarbeiten von begründeten Werturteilen, die dann respektiert und gewürdigt werden können. Ein Religionsunterricht, der eine lebendige Beziehung zwischen LehrerInnen undnen konstruktiven Beitrag für Kinder und Jugendliche, um Dilemma-Situationen eigenverantwortlich und selbstbestimmt lösen zu können.

Monika Prettenthaler Andrea Scheer

methodenlabor

Entscheidungsfindung mittels Würfel?

Aus dem Methodenlabor

Quelle: Monika Prettenthaler, Andrea Scheer. Arbeit mit einem Dilemma. ReliPlus 11/12-2014. S. 20-21

63 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe
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20 21 reli+plus 11–12|2014 11–12|2014 reli+plus

3.4 RELIGION: BEFREIEND ODER UNTERDRÜCKEND?

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• Beispiele für den Missbrauch von Religionen aufzählen. (A) positive und negative Auswirkungen von Religion benennen und diskutieren. (A, D)

• die Gewissensentscheidung Franz Jägerstätters diskutieren. (D)

• sich mit christlich motiviertem Widerstand von Frauen in der NS-Zeit auseinandersetzen. (B)

Informationen:

Hintergrundinformationen zu religiösem Fundamentalismus (I1) und den Schlagzeilen (I2)

Einstieg/Aktivierung:

• Diskussion: Warum kann sich Religion sowohl positiv als auch negativ auf Menschen auswirken? Welche Beispiele kennt ihr? Warum sind radikale Formen von Religion für Jugendliche/für Menschen generell anziehend?

• Arbeitsblatt: Sind diese Aussagen „radikal“? (M1)

• Zielpunktspiel zu „Was weißt du über den Nationalsozialismus?“. Zielscheibe an die Tafel zeichnen und Schüler:innen selbst abstimmen lassen (z. B. mit einem Punkt, je mehr sie glauben zu wissen, desto näher ist ihr Punkt beim Mittelpunkt). In der Reflexionsrunde das Schüler:innenwissen einholen.

Erarbeitung:

• Dokumentation zum Thema radikalisierte Religion (45 Min.): MIT GOTT GEGEN ALLE (D. Laabs, Deutschland 2006).

Link:

https://t1p.de/radikaleReligion

• Internetrecherche: Auseinandersetzung mit den Schlagzeilen und Arbeitsauftrag (S. 40) erledigen.

• Zeit für Franz Jägerstätter (S. 41) lesen und einen Brief an seine Familie verfassen.

• Digipoint (S. 41) ansehen. Wichtige Aussagen während des Sehens schriftlich festhalten. Anschließend den Film besprechen, die wichtigen Aussagen einholen und die Entscheidung Franz Jägerstätters diskutieren.

Vertiefung:

• Unterrichtsmaterial zur Dokumentation von filmwerk.de

Link: https://t1p.de/Filmwerk

• Arbeitsauftrag Frauen im Widerstand (S. 41) in Gruppenarbeit erledigen: Jede Gruppe arbeitet inhaltlich mit einer Frauengestalt. Wichtige Informationen werden auf einem Plakat festgehalten und nach Abschluss der Gruppenarbeit der Klasse präsentiert.

Alternative: Schüler:innen entscheiden, zu welcher Frau sie arbeiten möchten, und gestalten zu dieser Frau ein „Zeit für …“ in ihrem Heft.

Sophie Scholl:

https://t1p.de/Scholl

https://t1p.de/SophieScholl

Edith Stein: https://t1p.de/SteinE

Schwester Maria Restituta

Kafka: https://t1p.de/Restituta

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64

Der Begriff (religiöser) Fundamentalismus stammt ursprünglich aus dem US-amerikanischen Protestantismus. Der Anfang des 20. Jahrhunderts war für viele religiöse Menschen in den USA eine Zeit der Unsicherheit: Durch Evolutionstheorie, historisch-kritische Bibelauslegung und Frauenemanzipation wurden vertraute Gewissheiten in Glauben und Leben infrage gestellt. Daher wollte man unverrückbare fundamentals des Glaubens festschreiben und verteidigen, etwa die Schöpfung in sieben Tagen oder die Verlässlichkeit aller biblischen Aussagen.

Später wurde der Begriff zunehmend zu einer Fremdzuschreibung für alle Religionsgemeinschaften, die sich ablehnend und abgrenzend zu Entwicklungen der Moderne verhalten. Dies führte jedoch dazu, dass der Begriff uneindeutig wurde, da sich diese Abgrenzung stets anders zeigt. Als mögliche Kennzeichen für Fundamentalismus können gelten:

» Aussagen aus heiligen Schriften werden ohne historischen Kontext übernommen und/oder nicht hinterfragt.

» Vereindeutigung der Religion: Nur die eigenen Ansichten repräsentieren das richtige Verständnis der Religion, andere Auslegungen und Formen werden verurteilt.

» Religion gilt als feststehend und unveränderlich; wenig Bereitschaft zu Adaption und Entwicklung.

» scharfe Kritik an Entwicklungen der modernen Gesellschaft, z. B. „Sittenverfall“, Glaubensverlust, Gleichstellung der Geschlechter, Toleranz für Homosexualität uvm.; damit verbunden die Vorstellung einer idealisierten Vergangenheit, die man gerne wiederherstellen möchte.

» Abgrenzung nach außen: Außenstehende gelten als gefährlich oder bedrohlich.

» Anerkennen von Gewalt oder eine Rhetorik der Gewalt (als Kriterium umstritten)

Je nach Religionsgemeinschaft zeigen sich manche oder mehrere dieser Kennzeichen. Insgesamt bleibt der Fundamentalismusbegriff jedoch diffus und wird vor allem ab-

wertend gegen andere eingesetzt. Dennoch kann entlang der obigen Kriterien zumindest über einzelne Aspekte von Religionsgemeinschaften kritisch diskutiert werden.

Fundamentalismus wird heute in allen Religionsgemeinschaften konstatiert. Beispiele dafür sind:

» Christentum: Ablehnung und Verurteilung aller mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil initiierten Reformen; radikalisierte Ausprägungen von Pfingstkirchen und Evangelikalen Kirchen; Verbindungen von Orthodoxie und Nationalismus …

» Islam: Verbot einer Historisierung des Korans, Kontaktvermeidung zu NichtMuslimen, Verständnis des Islam als politisches Programm (Islamismus), terroristische Vereinigungen …

» Judentum: scharfe Abgrenzung zu NichtJuden, radikale Siedlergemeinschaften, Streben nach einem religiös-politischen Israel, religiöse Aufladung des Israel-Palästina-Konflikts

» Hinduismus: Verbindung von Religion und Nationalismus in Indien (Hindutva), Ablehnung nicht indischer Religionen in Indien, damit verbunden gewaltsame Übergriffe gegen Christ:innen und Muslim:innen

» Buddhismus: Verbindung von Religion und Nationalismus, religiöse Aufladung der politischen Identität und damit Übergriffe gegen religiöse Minderheiten, z. B. in Myanmar oder Sri Lanka

Quellen:

Bauer, Thomas: Die Vereindeutigung der Welt, Stuttgart: Reclam, 2018.

Kienzler, Klaus: Der religiöse Fundamentalismus, München: Beck, 2005.

Meyer, Thomas: Was ist Fundamentalismus?, Wiesbaden: Springer VS, 2011.

Schirrmacher, Thomas: Fundamentalism. When Religion becomes Dangerous, Bonn: VKW, 2011.

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religiösem
I1 Hintergrundinformationen zu
Fundamentalismus

Die fiktiven Zeitungsschlagzeilen decken idealtypisch das Spektrum ab, in dem sich negative Berichterstattung über Religionen oder parareligiöse Phänomene gegenwärtig erstreckt. Daher soll eine kritische Auseinandersetzung damit angeregt werden, ohne diese Vorkommnisse zu relativieren oder zu beschönigen. Da solche Schlagzeilen auch als Argumentationsgrundlagen populistischer Politik oder undifferenzierter Pauschalkritik an Religion herangezogen werden, ist es wichtig, gemeinsam mit den Schüler:innen die Quellen ihrer Recherche festzulegen (z. B. Internetportale etablierter Zeitungen und Nachrichtensender) oder sich diese vorher anzusehen.

Schlagzeile „Esoterik-Boom“: Esoterik und esoterische Strömungen sind ein Teil der europäischen Religionsgeschichte. Neben Abhängigkeiten und pseudowissenschaftlichen Weltbildern wird vor allem die heutige Kommerzialisierung verschiedenster Esoterik-Angebote stark kritisiert.

Schlagzeile „Myanmar“: Hier sollen sich die Schüler:innen mit Gewaltakten und Verfolgung gegen die ethnische Minderheit der Rohingya im mehrheitlich buddhistischen Staat Myanmar (Birma) auseinandersetzen. In den letzten Jahren wurden diese Konflikte nicht zuletzt durch radikalisierte buddhistische Mönche befeuert.

Schlagzeile „Aufruf von Hindu-Nationalisten“: Indien erlebt den Aufstieg der Hindutva-Bewegung. Sie vertritt das Ideal einer Einheit von Staat, Territorium, Kultur und Religion. Damit verknüpft ist die Diskriminierung und bisweilen Verfolgung von Anhänger:innen jener Religionen, die nicht indischen Ursprungs sind, v. a. Islam und Christentum.

Schlagzeile „Keine Bildung mehr für Mädchen“: Diese Schlagzeile bezieht sich auf Bestrebungen islamistischer Gruppierungen, Jugendliche, im Besonderen Mädchen, von Bildung auszuschließen. Konkrete Beispiele wären etwa die Taliban in Afghanistan oder Boko Haram in Nigeria.

Schlagzeile „Atmosphäre der Angst“: Fälle von sexualisierter und geistlicher Gewalt in christlichen, oft katholischen Einrichtungen sind seit Jahren Thema in den Medien. Die entsprechenden Probleme sollten daher im Unterricht offen und klar angesprochen werden, jedoch auch die grundlegenden Mechanismen von Missbrauch diskutiert werden.

Schlagzeile „Mit der Bibel gegen Darwin“: Das religiös motivierte Vorgehen gegen Naturwissenschaften findet sich in allen Religionen. Häufig wird diese mit protestantischfundamentalistischen Kirchen verbunden. Hier sind etwa jüngere Fälle aus US-amerikanischen Bundesstaaten oder auch aus Südkorea (2012) als Beispiele zu nennen.

Schlagzeile „Israel“: Die israelische Politik steht immer stärker unter dem Einfluss ultraorthodoxer religiöser Parteien wie Schas, Noam, Agudat Jisrael u. a. Diese streben nach mehr religiösem Einfluss auf den Staat und sind als Koalitionspartner auch als Minderheiten in der Lage, ihre Anliegen einzubringen.

Schlagzeile „Antisemitisch, völkisch und spirituell?“: Esoterische Weltanschauungen haben eine lange Verbindung mit politischem Rechtsextremismus. Rechte Esoterik findet sich heute verbreitet auf Internetplattformen, in Verbindung mit Verschwörungstheorien, völkischen Siedlerbewegungen oder Naturheilkunde.

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I2 Hintergrundinformationen
den Schlagzeilen 66
zu

Arbeitsblatt (M1): Sind diese Aussagen „radikal“?

Immer wieder werden religiöse Gemeinschaften oder religiöse Ansichten als „radikal“ bezeichnet. Mit diesem Begriff bezeichnet man Aussagen oder Gruppen, die als sehr intolerant und kompromisslos gelten. Radikale Ansichten trennen klar zwischen „richtig“ und „falsch“, gelten als unumstößlich und verurteilen andere. Sie weichen von dem ab, was sonst in der Religion üblich ist.

Aus einem solchen „Radikalismus“ kann auch „Extremismus“ werden. Extremistische Aussagen und Grup-

pen lehnen die Grundlagen von Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechten ab. Extremismus gilt daher als Gefahr für die demokratische Gesellschaft.

Lies diese Aussagen von religiösen Personen und beurteile sie: Sind sie aus deiner Sicht noch im Bereich der religiösen Norm, findest du sie „radikal“ oder würdest du sie sogar als extremistisch sehen? Woran machst du dein Urteil fest? Diskutiert anschließend in der Gruppe eure Ansichten.

Aussage noch normal radikal extremistisch

„Die Naturwissenschaften liegen falsch. Die Erde wurde in sieben Tagen geschaffen, so wie es in der Bibel steht.“

„Die Ehe ist ganz klar eine Sache von Mann und Frau. Eine religiöse Eheschließung für Homosexuelle ist daher absolut unmöglich.“

„Wer sich nicht an unsere Gebote hält, den wird Gott nach dem Tod bestrafen.“

„Gott sieht eindeutig vor, dass Männer und Frauen nicht die gleichen Aufgaben und Pflichten haben. Daher kann es keine völlige Gleichstellung geben.“

„Wer nicht an Gott glaubt, wird auf ewig in der Hölle verdammt sein.“

„Nur meine eigene Religion führt zur Erlösung. Menschen aus anderen Religionen werden niemals in den Himmel/in das Paradies kommen.“

„Meine eigene Religion ist die wahre Religion. In anderen Religionen gibt es höchstens kleine Spuren der Wahrheit.“

„Die Politik sollte sich endlich mehr an der Religion ausrichten. Die Trennung von Religion und Staat ist falsch.“

„Ich will nicht mit Personen befreundet sein, die nicht die gleiche Religion haben wie ich.“

„Krankheiten und Katastrophen können eine Strafe Gottes für unsere Sünden sein.“

„Natürlich existiert der Teufel.“

„Viele schlechte Entwicklungen in unserer Gesellschaft sind ein Werk des Satans.“

„Ich glaube daran, dass allein in meiner Heiligen Schrift die Wahrheit über Gott zu finden ist.“

„Meine Heilige Schrift stammt Wort für Wort von Gott. Daher dürfen wir nicht daran zweifeln.“

„Österreich ist ein christliches Land. Andere Religionen sollten daher nicht dieselben Rechte haben wie die christlichen Kirchen.“

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3.5 DIE DUNKLE SEITE DES GLAUBENS

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• zu Missbrauch von Religion kritisch Stellung nehmen und Ideen für Gegenmaßnahmen entwickeln. (B, D) Bedeutung und positive Beiträge von Religion(en) aufzeigen. (B)

• lebensförderliche und lebensfeindliche Seiten von Religionen benennen. (A)

• anhand von Kriterien Religionen und religiöse Gemeinschaften auf ihre lebensförderlichen und lebensfeindlichen Aspekte kritisch reflektieren. (B, E)

Informationen:

• Bundeszentrale für politische Bildung: Handreichung „Schule und religiös begründeter Extremismus“ in: https://t1p.de/m5k5i

Einstieg/Aktivierung:

• Videoinput: Dokumentation Radikale Christen in Deutschland. Mission unter falscher Flagge (NDR 2014) ansehen.

Link:

https://t1p.de/radikaleChristen

• Arbeitsauftrag: Lesen der Beispiele (S. 42) und persönliche Auseinandersetzung.

Erarbeitung:

• Diskussion der Impulsfragen (S. 42) im Plenum

• Erarbeiten und anwenden der Kriterien (S. 43): Wie habe ich Religionsunterricht in der Schule erlebt? Wie bewerte ich meine Erfahrungen mit unterschiedlichen Religionsgemeinschaften? Welche Beispiele aus Medien kenne ich?

• Handyspiel Hidden Codes: Hidden Codes (2021) ist ein Serious Game für den Unterricht, das als App auf dem Smartphone gespielt werden kann. Schüler:innen ab 14 Jahren können sich in einem simulierten Netzwerk interaktiv mit rechter und islamistischer Radikalisierung auseinandersetzen.

Link: https://t1p.de/Hidden

Vertiefung:

• Profiaufgabe (S. 42): Antwort auf die Ansicht des Mitschülers, Religionen seien gefährlich und würden nur Unglück über den Menschen bringen.

• Arbeitsblatt: Neue religiöse Gemeinschaften (M1)

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Sind damit Sekten gemeint?

Das Wort „Sekte“ bedeutet „Partei“ oder „Richtung“. Ursprünglich meinte man damit einfach kleine Religionsgemeinschaften, die in ihrem Glauben und in ihrer Praxis anders als die großen Kirchen und Religionen waren. Im heutigen Sprachgebrauch wird das Wort „Sekte“ aber in einem negativen Sinn verwendet: Man bezeichnet damit eine kleinere Religionsgemeinschaft, die gefährlich ist – es ist fast ein Schimpfwort geworden. Daher verwendet man heute eher den Ausdruck „Neue religiöse Gemeinschaften“ oder „Neureligionen“.

Aber es gibt doch gefährliche Gemeinschaften?

Richtig: Nur weil man den Ausdruck „Sekte“ nicht mehr verwendet, heißt das nicht, dass es keine Religionsgemeinschaften gibt, die Menschen einengen und ausbeuten. Ehemalige Mitglieder zweier solcher Gemeinschaften erzählen dir nun von ihren Erfahrungen.

Arbeitsauftrag:

Lies die folgenden Erzählungen von Thea und Max, die über ihre Zeit in zwei unterschiedlichen neureligiösen Gemeinschaften berichten. Beantworte anschließend folgende Fragen:

Welche Lebensumstände können dazu beitragen, einer solchen Gemeinschaft beizutreten?

• Welche Eigenschaften/Eigenheiten können sektiererische Neureligionen haben?

Welche negativen Auswirkungen auf Menschen können solche Gemeinschaften haben?

Erste Erzählung: Thea

Ich war damals so Anfang 30 … man kann sagen, ich war in so einer Art Lebenskrise. Ich habe hauptsächlich für meinen Job gelebt, und dann wurde der Firmensitz ziemlich plötzlich aufgelöst. Jetzt stand ich da, ohne Arbeit. Einen neuen Job gab es hier für mich nicht, also bin ich umgezogen in eine größere Stadt. Ein ganz neues Umfeld, irgendwie habe ich mich verloren gefühlt. Ich bin auch nicht der Typ, der schnell neue Freundinnen findet … also ein bisschen einsam, das alles. Eine neue Arbeitsstelle hab ich zwar bald gefunden, aber richtig wohl habe ich mich dort nicht gefühlt. Ich bin dort eher nur zum Geldverdienen geblieben.

Und dann hat mich eine Kollegin angesprochen, aus einer anderen Abteilung. Wir haben ein wenig geplaudert, darüber, wie es in der Welt gerade aussieht: Umweltzerstörung, Klimakatastrophe, überall Krieg, Terroranschläge … welchen Sinn hat das Leben noch? Und dann hat sie mich eingeladen, mal mit ihr in ihre Kirche mitzukommen, so nannte sie das. Ich bin zwar nicht so religiös, aber okay, ich ging mit, ich hatte ja sonst nichts zu tun. Es war komisch, aber auch angenehm. Ein Gemeinschaftsgefühl, das ich lange vermisst hatte, alle sehr nett und sofort um mich bemüht. Und eine Art Gottesdienst, aber anders, als ich das kannte, gefühlvoll, mit toller Musik. Und der Prediger dort, einfach ein spannender Typ, sehr sympathisch. Und er sprach genau über das, was mich beschäftigte … die Krisen in der Welt, fehlenden Lebenssinn, fehlende Orientierung. Ich hatte das Gefühl, die wissen genau, was mir fehlt. Hier in der Gruppe sollte alles anders sein, hier würde ich sicher sein vor der schlechten Welt.

Und so ging ich dann regelmäßig hin, hab mich belehren lassen von unserem Prediger. Es war schnell klar, dass er alles bestimmte, dass alles auf ihn ausgerichtet war. Er war der klare Anführer. Widerspruch gab es eigentlich nie. Die Botschaft war klar: Die Welt war schlecht, die moderne Gesellschaft war gefährlich, nur wenn wir uns ganz auf Gott ausrichten, werden wir gerettet. Und das bedeutete konkret: Alles tun, was der Prediger vorgab. Alles glauben, was wir glauben mussten. Das fand ich anfangs auch gut … aber irgendwann wurde es immer einengender: Ständig gab es Kontrollfragen über mein Privatleben, über meine Familie, über meine Träume und Gefühle … jede Woche gab es Programmpunkte, wo man unbedingt dabei sein musste. Meine ganze Freizeit verbrachte ich nur noch in der Gemeinschaft. Wir sollten auch eine spezielle Ernährung zu uns nehmen, nicht diesen Müll, den die Menschen da draußen

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Arbeitsblatt Neue religiöse Gemeinschaften (M1)

täglich fressen … so sagte es der Prediger. Das war schon eine klare Botschaft: Es gibt „uns“, bei „uns“ ist alles gut, und es gibt die anderen „da draußen“, die schlechte Welt.

Dann wurde auch Druck gemacht, für die Gemeinschaft Werbung zu machen, Kollegen, Familienmitglieder anzureden … Stichwort Familie, meine Eltern bekamen mich kaum noch zu Gesicht, weil ich immer in der Gemeinschaft war. Haben sich Sorgen gemacht, nachgefragt. Ich habe immer alles abgewehrt und irgendwann den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen. Meine Familie war ja auch „da draußen“.

Irgendwann hat mich das mit meiner Familie schon beschäftigt. Waren mein Vater und meine Mutter böse Menschen? Aber kritisch nachfragen habe ich mich nicht getraut. Ich hab dann auch gemerkt, wie mit Leuten umgegangen wurde, die nicht alles, was der Prediger gesagt hat, einfach geschluckt haben. Dann gab’s Drohungen, Einschüchterung, Psychoterror. Wirklich gecheckt habe ich aber erst später, wo ich da gelandet bin. Weil ich gemerkt habe, dass der Prediger junge Frauen unter Druck gesetzt hat, damit sie mit ihm Sex hatten. Dann bin ich draufgekommen, es gab regelmäßig sexuelle Übergriffe durch den Prediger. Dabei sagte er sonst immer, was wir für gute und anständige Menschen waren, besser als „die da draußen“.

Da habe ich gemerkt, dass man mich belogen hat, dass hier was falsch läuft, und ich wollte irgendwie raus. Aber das klingt so leicht … meine ganzen Freunde waren dort, mein ganzes Privatleben spielte sich nur in der Gemeinschaft ab. Wenn du rausgehst, stehst du wieder allein da, verlierst alles. Das war hart, aber mithilfe meiner Eltern hab ich’s doch geschafft.

Zweite Erzählung: Max

Mir ging’s vorher eigentlich ganz gut, ich war in einer Beziehung, hatte einen soliden Job. Dann gab’s aus heiterem Himmel plötzlich die Trennung von meiner Freundin, das hat mich ziemlich zurückgeworfen. Dann hab ich den Trennungsschmerz irgendwie mit Alkohol zu betäuben versucht und bin in ein Loch gefallen. Konnte mich bei der Arbeit nicht mehr so gut konzentrieren und statt einer Beförderung gab’s die Drohung einer Kündigung. Also insgesamt eine blöde Situation. Eigentlich sollte es privat und beruflich bergauf gehen, und jetzt saß ich da, ziemlich enttäuscht vom Leben.

In der Stadt bin ich dann bei einem Stand vorbeigegangen, da waren zwei junge, sehr dynamisch aussehende Männer. Beim Stand hieß es: „Dein Weg zu mehr Lebenserfolg!“ Das brauch ich jetzt, dachte ich und ging hin, eher so aus Interesse. Die beiden Männer erklärten mir, dass es neue wissenschaftliche Erkenntnisse darüber gibt, wie man das Beste aus sich herausholen kann, wie man erfolgreich wird. Ich habe noch gelacht und gefragt: „Seid ihr eine Sekte oder so was?“ Aber die blieben ganz cool, nein, das hat mit Religion und Gott gar nichts zu tun, sondern das ist Wissenschaft, das ist geheimes Wissen, sagten sie. Man muss das selbst erlebt haben, ich soll doch mal zu ihrem Zentrum kommen. Und das habe ich dann gemacht.

Dort im Zentrum sah alles sehr stylish aus, modern, und alle Leute dort wirkten fit, glücklich, gesund. Vielleicht war also doch was dran an dem Versprechen? Und dann kam der Chef dort herein, ein cooler, selbstsicherer Typ, so einer, der ich auch sein wollte. Und erzählte mir von der Idee, vom Gründer ihrer Gemeinschaft und darüber, was der entdeckt hatte: Das Geheimnis unseres Glücks, unserer Gesundheit, unseres Erfolgs. Die Message war klar: Nur bei uns erfährst du die Wahrheit! Aber draußen in der Welt wirst du von den Medien und der Industrie und den Pharmaunternehmen nur belogen und vergiftet. Mit uns kommst du wieder in die Spur, sagte er. Tja, und ab dann war ich dabei.

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Es war eine eigene Welt. Es gab ganz eigene Begriffe und Wörter, die man lernen musste. Es gab viel zu lesen, genaue Regeln für unseren Alltag und Kurse, immer wieder Kurse. Da sollten wir lernen, wie wir wieder erfolgreich werden. Und die kosteten natürlich Geld, und zwar immer mehr. Aber ich wollte natürlich dabei sein. Kontakt gab es nur noch mit den Leuten dort in der Gemeinschaft, denn zu viel Kontakt mit Außenstehenden würde mich nur runterziehen, meinten sie. Die Leute in der Welt sind ja alle gebrainwashed, hieß es immer. Nur hier würde ich klar sehen und denken lernen. Die Kurse wurden immer mehr und immer teurer, ich musste mich dann schon verschulden, um sie noch zu bezahlen.

Trotzdem fühlte ich mich besser, selbstbewusster … am Anfang. Ich lernte dann auch eine junge Frau kennen, die mir sympathisch war. Aber das wurde von der Gemeinschaft gleich unterbunden … Kontakt mit normalen Menschen würde mich runterziehen, ich sollte mich jetzt nur auf meinen Erfolgsweg konzentrieren. Und da hab ich die Beziehung wieder beendet … was ich noch heute bereue.

Irgendwann machte ich nicht mehr so die Fortschritte wie früher. Mit dem Geld wurde es auch knapp. Aber die Antwort war eindeutig: Wenn das Programm nicht wirkt, ist das mein Fehler. Kritik, Widerspruch wurden nicht geduldet. Meine Schulden könnte ich abarbeiten, wenn ich das wollte. Und dann wurde auch gedroht, ich solle ja nicht draußen schlecht über die Gemeinschaft reden. Dann machen sie mich fertig. Da merkte ich zum ersten Mal, dass das in die falsche Richtung gegangen war. Dann dachte ich wieder, nein, ich bin das Problem, ich arbeite nicht hart genug an mir.

Irgendwann konnte ich dem Druck nicht mehr standhalten und brach zusammen. Ich musste da raus, wie auch immer. Ich hab’s aus eigener Kraft geschafft. Aber wer die Gruppe verlässt, verliert sein gesamtes soziales Umfeld. Vorher war alles durchgeplant, strukturiert, ich hatte viel Halt in der Gemeinschaft. Das verlierst du dann alles, plötzlich musst du wieder selber mit dem Alltag klarkommen. Jetzt gelingt mir das langsam.

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Lehrplanbezug: KOMPETENZBEREICH C:

Religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Gesellschaft und Kultur

LEITKOMPETENZ 5:

» Medien, Kunst und Kultur im Kontext religiöser Weltwahrnehmung interpretieren, beurteilen und gestalten können.

» Kompetenzbeschreibung (KB):

› Die Schüler:innen können Kunst als Möglichkeit religiöser Weltdeutung verstehen und ihr eigenes kreatives Potential entfalten.6

» Anwendungsbereiche (AB): –

» Unterrichtshinweise:

› Begegnung mit Kunst im religiösen Kontext, verschiedene Formen und Funktionen von Kunst, Religion in der Populärkultur

» Niveaustufe 1:

› Die Schüler:innen können sich kreativ mit einem Kunstwerk und seiner möglichen religiösen Deutung auseinandersetzen.

Grundkompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler können ...

» erklären, was Formen und Funktionen von Kunst sind und einige aufzählen. (A, B)

» umreißen, wie sich die religiöse Kunst entwickelt und verändert hat. (C)

» verschiedene Baustile miteinander vergleichen und das Wesentliche zusammenfassen. (A, B)

» ein Bild betrachten und eigene Gedanken zu dem Bild ausdrücken. (D)

» ein Bild analysieren und mögliche religiöse Deutungen diskutieren. (B, C)

» über eigene Erfahrungen mit Religion Auskunft geben. (A)

» ihre Kreativität auf unterschiedliche Art und Weise ausdrücken. (A, E)

» recherchieren und interpretieren, was Kunstschaffende mit ihrer Kunst aussagen möchten. (D)

Aufbau des Kapitels:

Dieses Kapitel orientiert sich vor allem an folgenden zentralen fachlichen Konzepten: Lebensrealität und Transzendenz und Verantwortung und am folgenden übergreifenden Thema: Medienbildung (6).

Im Laufe der Kunstgeschichte haben Kunstschaffende eine Vielzahl von Möglichkeiten genutzt, um ihre Auseinandersetzung mit göttlichen Konzepten und der Welt um uns herum darzustellen. Von traditionellen religiösen Motiven bis hin zu abstrakten Darstellungen, sozialen Kommentaren oder persönlichen Erfahrungen spiegeln Kunstwerke ein breites Spektrum an Perspektiven wider.

Dieses Kapitel soll zeigen, wie Kunst als Raum für tiefgreifende Reflexionen über das Göttliche, die Natur und die menschliche Existenz dient und wie sich die christliche Kunst im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und verändert hat. Es soll die Schüler:innen dazu ermutigen und anregen, ihre eigene Kreativität zu erforschen und praktisch zu erproben, um persönliche Ausdrucksformen zu finden und gleichzeitig die Bedeutung der Kunst als Medium für existenzielle Fragen zu verstehen.

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KAPITEL 4: IN DER KUNST GOTT UND DER WELT BEGEGNEN

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• das Bild analysieren und mit anderen Bildern vergleichen. (C, D) beschreiben, welche Funktionen Kunst hat. (A)

• einige Punkte benennen, was Kunst für sie bedeutet. (B)

• sich kreativ mit einem berühmten Gemälde befassen und dazu ein Upcyclingprojekt gestalten. (E)

Informationen:

• Hintergrundinformationen zu Künstler und Kunstwerk (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Bildbefragung: Fragen an das Bild stellen. Die Fragen auf ein Plakat schreiben und damit eine Wandzeitung gestalten.

• Bildbetrachtung in Ausschnitten: Vom Bild wird nur ein Detail gezeigt. Schrittweise wird das ganze Bild aufgedeckt. So kann das Bildmotiv in Form eines Ratespiels vorgestellt werden.

• Kunst und ihre Bedeutung (S. 48/49): Recherchieren, was der Begriff Kunst bedeutet.

• Wortwolke Kunst/christliche Kunst gestalten (M1): Eine Wortwolke (Wörter von M1 verwenden) digital oder analog gestalten.

Link:

https://www.wortwolken.com/

Erarbeitung:

• Bild – Text – Vergleich: Bibelstelle (Mt 2,1-12) vorlesen und mit der Darstellung vergleichen.

Fragen: Warum hat der Künstler sein Bild so gestaltet? Wie hat er die Bibelstelle umgesetzt? Verstehst du das Dargestellte? Kannst du alles zuordnen? …

• Arten von Kunst (S. 48): Arbeitsaufträge im Buch und Heft beantworten und gestalten.

• Diskussion (S. 49): Zuerst für sich selbst überlegen, welche Aussagen zum Thema Aufgaben der Kunst für einen persönlich zutreffen und dann gemeinsam in der Klasse darüber austauschen und diskutieren.

Vertiefung/Abschluss:

• Die Macht des Blicks: Die Anbetung der Könige (Bildvergleich M2): Das Bild wird mit den Bildern verglichen, die dem Künstler als Vorbilder gedient haben. Wie sieht der Blickkontakt zwischen den drei Personen aus?

• Kunst ist für mich (S. 49): Im Buch den eigenen Zugang/ die eigenen Gedanken dazu ergänzen.

• Kunst = Mensch = Kreativität = Freiheit (S. 49): Die Antwort(en) auf diese Gleichung ins Heft schreiben und danach mit zwei Mitschüler:innen vergleichen und sich darüber austauschen.

• Upcycling eines Kunstwerks: Ein Kunstwerk als Vorlage kopieren und dann aus unterschiedlichen alten Materialien (Stücke aus altem Papier – alte Briefe, Briefmarken, Zugtickets, Papierschnipsel, alte Werke, Stoffe etc.) nachgestalten und in ein neues Kunstwerk verwandeln.

73 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 4.0/4.1 IN DER KUNST GOTT & DER WELT BEGEGNEN/KUNST & IHRE FUNKTIONEN

Künstler

Jean Gossaert (1478, Maubeuge, Frankreich –1532, Antwerpen, Belgien), auch als Jan Gossart oder Mabuse bekannt, war ein flämischer Maler, der nach seinem Geburtsort Maubeuge benannt wurde. Seine Karriere begann vermutlich in Antwerpen. Ab 1508 diente er Philipp von Burgund. Es wird angenommen, dass er Philipp nach Rom begleitete und dort 1509 antike Artefakte zeichnete. Nach seiner Rückkehr arbeitete er weiterhin für Philipp in Brüssel und Zeeland.

Im Jahr 1517 wurde Philipp Bischof von Utrecht und Gossaert folgte ihm dorthin. Nach Philipps Tod im Jahr 1524 arbeitete er für Adolf von Burgund und hatte auch viele andere adelige Gönner. Typisch für seine Malerei ist die Kombination aus verschiedenen Einflüssen und Stilen. Seine Werke zeichnen sich durch folgende Kriterien aus:

» Vielseitigkeit der Themen (breite Palette von Themen – von religiösen Altarbildern bis zu mythologischen Szenen und Porträts)

» Detailreichtum (prächtige Details – Darstellung von Gewändern, Architektur oder symbolischen Elementen)

» Kombination von Tradition und Innovation (Antike heraufbeschwören, dennoch eine gewisse Unabhängigkeit von den klassischen Einflüssen – innovative Elemente, die auf eigene künstlerische Sensibilität hinweisen)

» Lebendige Porträts (Individualität der dargestellten Personen sorgfältig wiedergegeben)

» Klassische Inspiration ohne radikale Veränderungen (trotz Romreise ist er seinem Stil treu geblieben)

Die Anbetung der Könige, ein monumentales Gemälde von Jean Gossaert, offenbart eine faszinierende Vielfalt von Details und verborgenen Elementen. Das Werk, das in einer imaginären Umgebung angesiedelt ist, verbindet Zeit und Raum auf besondere Weise. Gossaert verleiht der vertrauten christlichen Szene durch seine einzigartige Darstellung eine besondere Tiefe. Das Altarbild ist vollgestopft mit Bauern, Tieren, Engeln und reich gekleideten Königen und Höflingen, die gekommen sind, um das Jesuskind anzubeten. Die Signatur des Künstlers findet sich auf dem Hut von Balthasar und dem silbernen Kragen seines Dieners. Der Künstler hat persönliche Spuren hinterlassen, darunter seinen Fingerabdruck in der grünen Glasur. Sorgfältig platzierte er Disteln und tote Brennnesseln. Haare, die aus einer Warze auf einer Wange sprießen, eine winzige Perle und ein versteckter Engel sind nur einige der verborgenen Schätze, die sich bei genauer Betrachtung zeigen.

Um die unsichtbaren Aspekte des Gemäldes zu enthüllen, wird der Betrachtende auf eine Reise durch eine Welt am Rande des Wandels geführt. Er wird eingeladen, nicht nur vor dem Gemälde zu stehen, sondern in seine Welt einzutauchen. An dem Gemälde finden sich zahlreiche Unterzeichnungen und Änderungen, die vom Künstler selbst vorgenommen wurden und die von dem Geschick, der Zeit und Mühe zeugen, die der Künstler in dieses Bild investiert hat. Das Gemälde befand sich möglicherweise um 1600 in der Abtei St. Adrian in Geraardsbergen, wo es zwischen 1510 und 1515 für die Kirche gemalt wurde, wahrscheinlich für die Grabkapelle von Daniel van Boechout, dem Herrn von Boelare bei Geraardsbergen.

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I1 Kurzbiografie und Bildbeschreibung
Werk
74

Bildbeschreibung

Das Gemälde „Die Anbetung der Könige“ von Jean Gossaert enthält zahlreiche symbolische Elemente und Details. Einige besondere Merkmale des Gemäldes sind:

Drei Könige: Jeder der Weisen, Kaspar, Melchior und Balthasar, bringt symbolische Geschenke mit. Kaspar kniet vor der Jungfrau nieder und präsentiert einen goldenen Becher mit Goldmünzen, Melchior trägt Weihrauch in einem kunstvollen Gefäß und Balthasar bringt Myrrhe in einem mit nackten Babys verzierten goldenen Gefäß.

Geschenke: Die Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe symbolisieren Tribut, Opfer und Begräbnis der Toten. Auf einem Kapitell über Kaspars Kopf befindet sich zudem eine Darstellung der Opferung Isaaks, welche auf die Kreuzigung von Jesus verweist.

Heilige Familie und Umgebung: Die Jungfrau Maria hält das Christkind, das eine der Goldmünzen in der Hand nimmt, auf ihrem Schoß. Der heilige Josef blickt zu den Engeln auf, während ein Ochse seinen Kopf durch eine Tür steckt und ein Engel dahintersteht. Ein Esel knabbert Unkraut und Hirten mit Musikinstrumenten und einem Schafhund sind ebenfalls präsent. Der Stern, der die Heiligen Drei Könige geleitet hat, leuchtet über dem Stall und die Taube des Heiligen Geistes schwebt darunter, während zahlreiche Engel den Himmel erfüllen. Ein Teil des Gefolges der Heiligen Drei Könige drängt sich hinter ihnen, während andere auf Pferden durch das Fenster zu sehen sind. Direkt hinter Kaspar stehen zwei Hirten. Einer trägt ein Musikinstrument, der andere einen Strohhut und ein Werkzeug zum Hüten der Schafe. In der Ferne sieht man die gleichen Hirten, welche die Nachricht von der Geburt Christi erhalten haben und nun gekommen sind, um das Jesuskind anzubeten.

Architektur: Die Architektur des Gebäudes ist palastartig, aber verfallen. Gossaert hat sorgfältig Licht und Schatten genutzt, um die Struktur zu betonen. Die geometrische Anordnung der Komposition verleiht dem Bild eine kraftvolle Struktur. Das Gemälde ist in zwei horizontale Register unterteilt: die himmlische Zone des Sterns, der Taube und der Engel und die irdische Zone der Jungfrau mit Kind, den Königen und Hirten. Die Figuren überlappen sich nicht, sondern die Zonen werden durch die starken Vertikalen der Architektur vereint.

Farbgebung: Die Farben, insbesondere Rosa und Grün in der Kleidung der Könige, schaffen eine dynamische Komposition. Gossaert hat bewusste Farbänderungen vorgenommen, wie die Änderung von leuchtendem Rot zu mattem Grünbraun in Balthasars Hut.

Die Szene ist mit Figuren, Tierdarstellungen und spirituellen Elementen gefüllt, die zusammen eine komplexe und symbolische Erzählung der Anbetung des Christuskindes darstellen. Gossaert schöpfte aus mehreren Quellen, vor allem aus dem Montforte-Altar von Hugo van der Goes (prachtvoll gekleidete Könige und Diener, die zerfallene Architektur und die fliegenden Engel) und aus den Druckgrafiken von Albrecht Dürer und Martin Schongauer (Hunde und Details der Kleidung).

Englische Bildbeschreibung: t1p.de/gossaertanbetung-koenige

Quellen: t1p.de/jan-gossaert t1p.de/jan-gossaert-anbetung-koenige

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Wortwolke: Kunst/christliche Kunst (M1)

Gestalte mit mindestens 25 Wörtern eine Wortwolke.

feierlich ruhig

reich verziert hoch klar zierlich

Kerzen

Beispiele: golden niedrig kühl freundlich himmlisch schlicht prachtvoll mächtig hell beruhigend dunkel

Quelle: Simone Rieser-Kurzmann

kostbar

sicher

kunstvoll farbenfroh

Bibel

Menschen

Heilige

Gott

Heiliger Geist

Jesus

leuchtend

Figuren

Marmor

Maria

Wandmalereien

Geschichten

Bilder erklären

prunkvoll geheimnisvoll

Bilder

Auslegung offen

Kirchenbauten

Musik

Statuen Ausdruck

Wandmalereien

christliche Inhalte

Engel

Ikonen

Sakralraum

Himmel

Emotionen

Gemälde

Gewölbe

meisterhaft

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Die Macht des Blicks: Die Anbetung der Könige (Bildvergleich M2)

Quelle: t1p.de/bild-jan-gossaert-anbetung-koenige

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Jean Gossaert

Quellen: t1p.de/hugo-van-der-goes-anbetung-koenige t1p.de/albrecht-duerer-anbetung-koenige

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Hugo van der Goes Albrecht Dürer

Die Macht des Blicks: Die Anbetung der Könige (M1)

Du siehst hier das Titelbild des vierten Kapitels (S. 47) und jene Bilder, die den Künstler inspiriert haben und ihm als Vorlagen dienten. Wie sieht der Blickkontakt

von Maria, dem Jesuskind und dem König aus? Wie die Mimik und Gestik? Wie handeln die Personen miteinander?

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Gossaert Van der Goes Dürer
1 2 3
Maria Jesuskind König

4.2 BILDSPRACHE DER KUNST

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• charakterisieren, was mit Bildsprache gemeint ist. (B) zum Thema „Kreativität“ Stellung nehmen. (D)

• über Kunst und Kreativität diskutieren und ihre eigenen Zugänge beschreiben. (A, D)

• ihre eigene Kreativität anhand unterschiedlicher Aufgaben entdecken und praktizieren. (A, E)

Informationen:

Hintergrundinformationen zu Bildsprache der Kunst (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Der Gegenüber-Check: Wahrnehmung und Beobachtung sensibilisieren. Zwei Schüler:innen sitzen einander gegenüber und haben einige Minuten Zeit, sich gegenseitig genau zu betrachten. Dabei kommt es auf die Details an. Dann schließt die eine Person für ca. zwei Minuten die Augen. Jetzt verändert die andere Person etwas an sich (z. B. Haare öffnen, Hemd aufknöpfen, Ohrringe herausnehmen etc.). Maximal fünf Änderungen sind sinnvoll. Nun gilt es, so viele Veränderungen wie möglich bei der anderen Person zu entdecken.

• Kreativität entfalten (S. 125) (M1): Die Methode im Methodenlabor durchlesen und einige Übungen ausprobieren.

Erarbeitung:

• Momentaufnahmen (S. 50): Fotos mit dem Handy gestalten und danach im Heft einkleben oder am Handy in der Bildergalerie speichern und die Fragen aus dem Buch beantworten. Im Anschluss mit einer/einem Mitschüler:in austauschen.

• Formen der Bildsprache (S. 50): Die wesentlichen Formen der Bildsprache erarbeiten und die Fragen zum zweiten Arbeitsauftrag im Heft/Buch beantworten.

• Was ist Kreativität? (M2): Zitate durchlesen und im Plenum miteinander besprechen. Danach eine Kurzpräsentation zu jener Person gestalten, von der das Lieblingszitat stammt.

• Weihnachtsmotive digital (S. 51): Digitale Weihnachtsmotive gestalten und verschicken.

Link: t1p.de/Weihnachtsmotive-KI

Vertiefung/Abschluss:

• Diskussion zu dem Zitat „Jedes Kunstwerk ist eigentlich eine Skizze …“ (S. 51): Was ist mit diesem Zitat gemeint?

• Sidewalk cracks „Weihnachtsbild“ (S. 51): Im Buch mithilfe der Vorlage ein Weihnachtsbild anfertigen und danach das Dargestellte beschreiben.

Sidewalk cracks Zusatz (M3): Mit den Vorlagen weiter Motive designen und damit eine „Kunstwand“ in der Klasse oder im Schulgebäude zusammenstellen.

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Die Bildsprache der Kunst bezieht sich auf die Verwendung von visuellen Elementen, Symbolen und Techniken in der Kunst, um bestimmte Bedeutungen und Botschaften zu vermitteln oder Emotionen hervorzurufen. Sie kann als eine Form der Kommunikation betrachtet werden, bei der visuelle Elemente die Rolle von Wörtern oder Ausdrücken übernehmen. Ähnlich wie bei der Sprache, bei der Wörter zu Sätzen kombiniert werden, arrangieren Künstler:innen visuelle Elemente in ihren Werken, um eine Botschaft zu vermitteln oder eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. Die Art und Weise, wie diese Elemente angeordnet, kombiniert und interpretiert werden, variiert von Künstler:in zu Künstler:in und von Kunstwerk zu Kunstwerk.

Die Bildsprache ermöglicht es Künstler:innen, komplexe Ideen, Gefühle oder Gedanken ohne den Einsatz von Worten darzustellen. Betrachtende werden aufgefordert, diese visuelle Sprache zu entschlüsseln und ihre eigenen Interpretationen zu finden, wodurch Kunst viele individuelle Erfahrungen und Perspektiven anspricht.

Künstler:innen verwenden eine Vielzahl von Mitteln, um ihre Absichten auszudrücken, und die Bildsprache spielt dabei eine zentrale Rolle. Hier sind einige grundlegende Aspekte der Bildsprache in der Kunst:

» Bildaufbau (Komposition): Die Art und Weise, wie Elemente im Bild angeordnet sind, beeinflusst die Art, wie der Betrachtende das Kunstwerk wahrnimmt. Die Komposition kann Harmonie, Spannung oder Gleichgewicht erzeugen.

» Perspektive und Raum: Die Darstellung von Raum und Perspektive schafft die Illusion von Tiefe und Dimensionen und beeinflusst die räumliche Wahrnehmung des Betrachtenden.

» Formale Mittel: Formen und Linien beeinflussen die Struktur und können bestimmte Gefühle hervorrufen. Abgerundete Formen vermitteln Freundlichkeit oder Weichheit, während scharfe Linien auf Energie oder Konflikte hinweisen können.

» Farbigkeit und Farbwirkung: Farben haben eine starke emotionale Wirkung und transportieren Stimmungen. Rot steht etwa für Leidenschaft oder Gefahr, Blau wird häufig mit Ruhe oder Kälte verbunden.

» Licht und Schatten/Kontrast und Helligkeit: Kontrastreiche Elemente und gezielte Lichtvariationen lenken die Aufmerksamkeit und erzeugen Dramatik.

» Symbole: Symbole sollen bestimmte Bedeutungen vermitteln. So kann eine Taube für Frieden stehen, eine Rose für Liebe oder ein Kreuz für Tod und Erlösung.

» Texturen: Die Verwendung von verschiedenen Texturen legt den Fokus auf die Oberfläche und das Material eines Kunstwerks. Glänzende Oberflächen können z. B. Licht reflektieren und eine bestimmte Atmosphäre schaffen.

» Techniken und Stile: Die gewählten Techniken und der künstlerische Stil tragen ebenfalls zur Bildsprache bei. So kann der Einsatz von Abstraktion verschiedene Ausdrücke und Interpretationen ermöglichen.

» Wiederholung: Wiederkehrende Muster oder Elemente ermöglichen Einheit und Struktur in einem Kunstwerk.

Die Bildsprache der Kunst ist oft vielschichtig und kann unterschiedliche Interpretationen je nach persönlicher Erfahrung und Perspektive des Betrachtenden zulassen. Künstler:innen nutzen diese Elemente bewusst, um ihre kreativen Visionen auszudrücken und mit dem Publikum zu kommunizieren.

Quelle: t1p.de/Bildsprache-der-Kunst

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Bildsprache
I1 Hintergrundinformationen zu
der Kunst

Kreativität entfalten (M1)

Suche dir zwei Übungen aus und versuche sie in deinem Heft umzusetzen.

Kritzeln macht frei

Kritzeln hilft, den Kopf frei für neue Ideen zu bekommen. Deshalb kritzle, wann dir danach ist, z. B. wenn du wartest, telefonierst oder dir langweilig ist. Zeichne, was dir gerade einfällt. Das regt die Fantasie an und es können richtig tolle Dinge entstehen.

Kombiniere unmögliche Dinge

Nimm zwei Alltagsgegenstände und verbinde sie. Du kannst alles kombinieren, was du möchtest. Du könntest z. B. dein Handy mit Fahrradreifen zeichnen oder deinen Schulrucksack mit Turnschuhen. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Stelle alles auf den Kopf

Nimm Gegenstände und stelle sie einfach auf den Kopf. Das fordert dein Gehirn und regt zu neuen Ideen an. So kann z. B. ein Baum von der Decke wachsen, Tiere auf dem Kopf laufen oder Wolken am Boden schweben. Du kannst auch mit der Hand zeichnen, die nicht deine Schreibhand ist.

Quelle: t1p.de/Kreativitaet-entwickeln

30 Kreise helfen bei der Ideenfindung

Vielleicht möchtest du gerne zeichnen, du weißt aber nicht was. Dann versuche den 30-Kreise-Test. Dabei zeichnest du zuerst 30 Kreise auf ein Blatt. Danach stellst du dir den Wecker auf eine Minute. In dieser Zeit verwandelst du so viele Kreise wie möglich in irgendetwas anderes, z. B. in einen Ball, eine Orange, ein Gesicht etc. Schau, wie viele Kreise du am Ende verwandelt hast.

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Was ist Kreativität? (M2)

Du findest hier unterschiedliche Aussagen zum Thema „Kreativität“. Welcher/en dieser Aussage/n würdest du zustimmen und warum. Markiere sie und besprich dich

mit der Klasse. Recherchiere zu der Person, von der deine Lieblingsaussage stammt und stelle sie in einer Kurzpräsentation der Klasse vor.

„Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat.“

Albert Einstein

„Kreativität bedeutet, Dinge zu verbinden.“

Steve Jobs

„Kreativität braucht Mut.“ Henri Matisse

„Kreativität ist … etwas zu sehen, das es noch nicht gibt. Du musst herausfinden, wie du Ideen verwirklichen kannst, um auf diese Weise ein Spielgefährte Gottes zu sein.“

Michele Shea

„Kreativität ist nichts anderes, als eine ausgebaute Straße zu verlassen, um neue Wege zu suchen.“ Willy Meurer

„Kreativität kann man nicht verbrauchen, je mehr man sie nutzt, desto mehr hat man.“

Maya Angelou

„Die Kreativität des Menschen ist das wahre Kapital.“ Joseph Beuys

„Kreativität heißt, aus dem Chaos Ordnung zu schaffen.“ Georg Stefan Troller

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“

Pablo Picasso

„Kreativität wartet nicht auf den perfekten Moment. Sie erschafft aus gewöhnlichen Momenten ihre eigenen perfekten Momente.“

Bruce Garrabrandt

Quellen: t1p.de/Zitate-1 t1p.de/Zitate-2

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Sidewalk Cracks (M3)

Gestalte ein weiteres Motiv.

Quelle: t1p.de/sidewalk-cracks-1

84 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Quelle: t1p.de/sidewalk-cracks-2

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4.3 KUNST UND RELIGION

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• wesentliche Merkmale einzelner Epochen benennen und auf einem Infoplakat zusammenfassen. (A, B) eine Kirche auswählen und dazu ein Referat gestalten. (D, E)

• ein Lied anhören und es analysieren und beschreiben. (A, C)

• darüber diskutieren, wie sich die Bedürfnisse der Menschen auf die Kunst ihrer Zeit ausgewirkt haben. (B)

Informationen:

Hintergrundinformationen zu christlicher Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (Überblick) (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Lied (S. 54) anhören und dazu die eigenen Gedanken im Heft beschreiben.

• Kunstmäzen:in sein: In die Rolle einer Auftraggeberin/eines Auftraggebers versetzen und den Auftrag an die/den Künstler:in schriftlich formulieren. Genaue Beschreibung, um welches Kunstwerk (Gemälde, Plastik, Bauwerk) es sich handeln soll, für welchen Zweck, Ort, Kosten etc.

• Diskussion (S. 55): Gespräch darüber, wie sich die Bedürfnisse der Menschen auf die Kunst ihrer Zeit ausgewirkt haben könnten und woran man das erkennt.

Erarbeitung:

• Geschichte „Ein kunstvoller Ort“ (M1) lesen, nacherzählen und den Arbeitsauftrag im Heft ausführen.

• Video (S. 52) ansehen und eine Mindmap gestalten.

• Infoplakat Kunstepochen (S. 52) erstellen (M2): Die Infokarten in einer Vierergruppe durchlesen und ein Plakat für die Klasse machen (inkl. Zeichnungen, Bildern, Textpassagen etc.). Das Plakat im Plenum erklären und berichten, wie die Erarbeitung in der Gruppe funktioniert hat.

• Stationen-Plan Kunstepochen (M3): Die Infokarten und das Bildrätsel (M3) können auch im Rahmen einer Freiarbeit eingesetzt werden.

Vertiefung/Abschluss:

• Bildrätsel Epochen (M4): Die Bilder aus dem Buch (S. 52–55) den einzelnen Epochen richtig zuordnen und ins Heft einkleben.

• Referat (S. 54) Kirche: Eine der genannten Kirchen auswählen und dazu ein Referat mit Plakat verfassen. Es kann alternativ auch eine PPT erstellt werden. Die Kirche wird dann im Plenum vorgestellt und eventuell kann auch ein Ausflug dorthin initiiert und geplant werden. Die Klasse gibt Feedback.

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I1 Hintergrundinformationen zu christlicher Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (Überblick)

Die christliche Kunst hat eine reiche und vielfältige Geschichte, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Ihre Entwicklung reicht von den Anfängen in den Katakomben bis zu den vielfältigen und experimentellen Formen der zeitgenössischen Kunst. Die Vielfalt an Stilen und Interpretationen spiegelt die Veränderungen in der Gesellschaft, der Kultur und den persönlichen Glaubensüberzeugungen sowie künstlerische Experimente im Laufe der Jahrhunderte wider.

Frühchristliche Kunst (2. bis 5. Jahrhundert): Katakombenmalerei: Zeichen und Symbole haben einen großen Stellenwert in dieser Zeit. Die frühchristliche Kunst entstand in den römischen Katakomben als Ausdruck des christlichen Glaubens während Zeiten der Verfolgung. Hier finden sich Fresken und Gravuren, die biblische Szenen und Symbole darstellen, während die Gläubigen ihre spirituellen Überzeugungen in diesen unterirdischen Grabstätten manifestierten.

Byzantinische Kunst (5. bis 15. Jahrhundert): Ikonen: Die byzantinische Kunst betonte die Verwendung von Ikonen – religiösen Bildern, die als spirituelle Fenster in die himmlische Welt dienten. Diese religiösen Bilder sind durch ihre strenge Formalität und lebhafte Farbgebung gekennzeichnet und tragen dazu bei, die Gläubigen in die christliche Lehre einzuführen.

Romanik (10. bis 12. Jahrhundert):

Kirchenmalerei und Skulptur: Die Romanik brachte monumentale Fresken, Wandgemälde und Skulpturen in den Kirchen hervor. Die Kunst war oft stark stilisiert und betonte die religiöse Symbolik. Kirchen dienten als Orte der Anbetung und Lehre.

Gotik (12. bis 16. Jahrhundert):

Kathedralkunst: Kathedralen wurden zu prachtvollen Zentren der Kunst mit farbigen Glasfenstern, fein gearbeiteten Skulpturen und realistischeren Gemälden, die biblische Erzählungen mit großer Detailtreue darstellten. Es kam zu einer Weiterentwicklung der Kirchenkunst.

Renaissance (14. bis 17. Jahrhundert):

Klassizismus und Realismus: Die Renaissance brachte eine Wiederentdeckung der antiken Kunst mit sich, was zu einer Betonung der Klassik und einer Rückkehr zu realistischen und naturgetreuen Darstellungen führte. Künstler wie Leonardo da Vinci und Michelangelo schufen Meisterwerke, die biblische Szenen mit einer neuen Tiefe und Detailgenauigkeit präsentierten.

Barock (17. bis 18. Jahrhundert):

Theatralik und Emotion: Die barocke Kunst betonte das Theatralische und die Emotion. Altäre wurden prächtig gestaltet und Gemälde zeigten dramatische Szenen aus der Bibel, um Gläubige zu beeindrucken und spirituelle Erlebnisse zu intensivieren.

Klassizismus und Romantik (18. bis 19. Jahrhundert):

Klare Formen versus Emotionen und Naturverbundenheit: Während der Klassizismus klare Formen und eine Rückkehr zur Antike betonte, konzentrierte sich die Romantik auf Emotionen, Individualismus und die Verbindung mit der Natur. Biblische Themen wurden oft mit persönlichem Ausdruck kombiniert, wodurch eine tiefere, individuelle Spiritualität betont wurde.

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Moderne christliche Kunst (20. Jahrhundert bis heute):

Expressionismus, Pop-Art, zeitgenössische Kunst und Abstraktion: Die moderne christliche Kunst umfasst verschiedenste Strömungen. Künstler wie Marc Chagall integrieren christliche Motive in zeitgenössische Stile, während andere die traditionelle christliche Kunst neu interpretieren oder kritisch hinterfragen.

Frühchristliche Kunst (2. bis 5. Jh.)

Barock (17. bis 18. Jh.)

Quellen: t1p.de/Kunstgeschichte-Epochen t1p.de/Kunstgeschichte Kunst-Epochen. Vom frühen Christentum bis zur Gegenwart. 12 Bde. Stuttgart: Reclam 2020.

Byzantinische Kunst (5. bis 15. Jh.)

Romanik (10. bis 12. Jh.)

Renaissance (14. bis 17. Jh.)

Klassizismus und Romantik (18. bis 19. Jh.)

Moderne christliche Kunst (20. Jh. bis heute)

Quelle: t1p.de/Kunstgeschichte-Epochen Kunst-Epochen. Vom frühen Christentum bis zur Gegenwart. 12 Bde. Stuttgart: Reclam 2020.

Gotik (12. bis 16. Jh.)

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Geschichte: Ein kunstvoller Ort (M1)

Eine Touristin reiste in die Alpen, um dort Urlaub zu machen. An einem sonnigen Tag ging sie wandern, als sie plötzlich in der Ferne ein kleines Dorf entdeckte. Sie beschloss, es zu besuchen. Nach einer langen und anstrengenden Wanderung erreichte sie es schließlich. Vor ihr ragte ein imposantes Gebäude in den Himmel. Das Gebäude hatte massive Mauern, einen stolzen Turm und ein riesiges Kreuz auf der Spitze. Der Anblick erinnerte sie ein wenig an ein Schloss.

Die neugierige Touristin betrat das Gebäude und wurde von angenehmer Stille und gedämpftem Licht begrüßt. Ein Mann in einem langen, schwarzen Gewand war gerade damit beschäftigt, Kerzen anzuzünden und das Innere mit einem sanften Schein zu erhellen. Die Frau betrachtete das Geschehen eine Weile schweigend. Plötzlich wurde ihr bewusst, wo sie sich befand: in einer christlichen Kirche.

Die Wände waren geschmückt mit kunstvollen Gemälden, die biblische Geschichten in lebhaften Farben erzählten. Überall im Raum sah sie Kreuze in unterschiedlichen Formen und Größen, und zwischen den Bänken standen Figuren aus Stein, die Heilige oder bib-

lische Persönlichkeiten darstellten. Die Touristin fühlte sich wie in einem lebendigen Geschichtsbuch, in dem die religiösen Überlieferungen und Geschichten durch die Kunst zum Leben erweckt wurden.

Schließlich fasste sie sich ein Herz und sprach den Mann im schwarzen Gewand an. „Entschuldigen Sie, könnten Sie mir bitte erklären, was all diese Dinge hier bedeuten? Die Gemälde, die Figuren und die vielen Kerzen?“

Der Mann lächelte verständnisvoll und begann, die Bedeutung der Symbole zu erläutern. „Die Kerzen repräsentieren das Licht Christi, das die Dunkelheit durchbricht. Sie erinnern uns daran, dass Jesus das Licht der Welt ist. Die Gemälde erzählen Geschichten aus der Bibel, und die Figuren aus Stein repräsentieren Heilige und biblische Personen, die für unseren Glauben wichtig sind.“

Die Touristin hörte aufmerksam zu, während der Mann ihr mit einer Mischung aus Stolz und Demut ihre Fragen beantwortete. So gingen sie gemeinsam durch die Kirche. Am Ende wurde sich die Frau mit einem Mal der tiefen spirituellen Bedeutung bewusst, die hinter den kunstvollen Darstellungen und Ritualen verborgen war.

Überlege, wie die Touristin den Besuch in deiner Heimatkirche erleben würde. Welche Kunstwerke würde sie entdecken? Gehe in deine Heimatkirche. Zeichne in deinem Heft einen Plan von dieser und trage dort alle Kunstwerke ein, die du findest.

Quellen: t1p.de/Zitate-1 t1p.de/Zitate-2

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Diese Stationen eignen sich als Einzelarbeiten, aber auch im Gesamten für einen Stationen-Plan. Der Stationen-Plan kann in Einzel- oder Gruppenarbeit ausgeführt werden.

1. Diskussion: Allgemeine Informationen zur christlichen Kunst lesen und diskutieren.

2. Infoplakat: Infokarten zu den Epochen der christlichen Kunst lesen und zusammenfassen.

3. Motivverwandlung: Teil eines Bildes ausschneiden und die Leerstelle durch die eigene Kreativität ergänzen.

4. Tonmodell: Zu einer Epoche ein Tonmodell gestalten.

5. Reflexion: Beantworten der Fragen in den Gedankenblasen und danach Austausch im Plenum.

1. DISKUSSION: DIE CHRISTLICHE KUNST

IM WANDEL

Die christliche Kunst (Ars sacra = lateinisch für „heilige Kunst“) umfasst nicht nur die bildende Kunst (Malerei, Bildhauerei und Architektur), sondern auch die Musik, die darstellende Kunst (z. B. Theater), aber auch religiöse Alltagsgegenstände und Gewänder. Sie verbindet christliche Inhalte mit den Ideen eines Künstlers bzw. einer Künstlerin einer bestimmten Zeit und Region. So haben sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Kunststile entwickelt. Diese entstanden teils nacheinander, teils gleichzeitig.

BILDERVERBOT

„Du sollst dir kein Kultbild machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“ (Ex 20, 4)

SYMBOLE

Die ersten Christinnen und Christen wurden verfolgt. Sie konnten ihren Glauben daher nicht öffentlich leben. Symbole halfen ihnen, miteinander zu kommunizieren und ihren Glauben im Verborgenen mit sich zu tragen. Sie waren gegenüber allem Bildlichen eher zurückhaltend, da es ein alttestamentliches Bilderverbot gab. Sie wollten sich zudem vom antiken Götterkult (die Gottheit ist im Bild anwesend) kritisch abgrenzen.

NEUE ZUGÄNGE

In Europa war die Verbindung zwischen Kunst und Christentum in den ersten 1000 Jahren sehr eng. Viele Auftraggeber von Kunstwerken gehörten der Kirche an. In der Neuzeit (ab etwa 1700) löste sich diese enge Beziehung zwischen Kunstschaffenden und ihren traditionellen Auftraggebern (Kirche und Staat) fast vollständig auf. Die zeitgenössische Kunst greift wieder verstärkt religiöse Fragen und christliche Themen auf. Sie stellt sie infrage, fordert sie heraus oder verfremdet sie. Durch ihre neuen Ansätze berührt sie, wirft neue Fragen auf, provoziert auch.

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Kunstepochen (M2 + M3)

Infokarte

Die frühchristliche Kunst konzentrierte sich auf die Darstellung des Glaubens in Zeiten der Verfolgung. Sie entwickelte sich vor allem in den römischen Provinzen des Mittelmeerraums und wurde durch die frühe christliche Gemeinschaft beeinflusst.

Katakombenmalerei: In den römischen Katakomben entstanden Fresken und Gravuren, die oft biblische Szenen darstellten. Die Kunst war geprägt von Stilisierung und einer gewissen Abstraktion. Symbole wie der Fisch (Ichthys) und der gute Hirte wurden häufig verwendet, um die christliche Identität zu kennzeichnen.

Architektur: Die Architektur konzentrierte sich auf frühchristliche Basiliken, oft mit einer einfachen, länglichen Form. Diese Kirchen dienten als Orte der Zusammenkunft und des Gottesdienstes.

Plastik: Sarkophage wurden oft mit Reliefs verziert, die biblische Geschichten oder christliche Symbole darstellten. Dabei wurde auf realistische Darstellungen verzichtet, und die Figuren waren häufig stilisiert. Es gab auch kleinere religiöse Bildnisse, die als plastische Ausdrucksformen genutzt wurden. Diese waren oft flach und formal und dienten als Mittel zur Verehrung.

Musik: Die Musik spielte eine zentrale Rolle in der frühchristlichen Liturgie. Der Gesang von Psalmen und Hymnen war ein wesentlicher Bestandteil des Gottesdienstes, und die frühchristliche Musik wurde von der jüdischen Tradition beeinflusst.

Die Kunst betonte die Transzendenz und spirituelle Hierarchie. Der Kaiser und die Kirche wurden als Verbindung zwischen der irdischen und der himmlischen Ordnung dargestellt.

Malerei: Die byzantinische Kunst betonte die Verwendung von Ikonen und Mosaiken. Diese Ikonen waren oft formal, mit Goldgrund und abstrahierten Gesichtszügen. Große Mosaiken in Kirchen repräsentierten biblische Szenen und Heilige in auffälliger Farbpracht. Die goldenen Hintergründe der Ikonen und Mosaiken symbolisierten das Göttliche und hoben die sakrale Bedeutung der dargestellten Figuren hervor. Die Verwendung leuchtender Farben, oft mit Symbolismus, kennzeichnete die byzantinische Kunst und verlieh den Werken eine spirituelle Dimension.

Architektur: Die byzantinischen Kirchen zeichneten sich durch ihre Kuppelarchitektur aus. Diese architektonische Innovation ermöglichte eine erhabene Innenraumgestaltung.

Plastik: Die byzantinische Plastik unterschied sich von den Entwicklungen in der antiken römischen und griechischen Kunst, da sie stark von ihrer religiösen Funktion geprägt war. Sie verwendete eine idealisierte und symbolische Darstellung. Die spirituelle Dimension der Kunst wurde betont. Es gab auch flach und zweidimensional gestaltete, stark stilisierte Ikonen und skulpturale Elemente in der Architektur (Relief auf Säulen, Kapitellen und Friesen). Diese dienten dazu, religiöse Symbole und biblische Szenen zu vermitteln. Liturgische Geräte wie Reliquiare, Kreuze und Altargeräte wurden aus Bronze gefertigt. Kleinere Skulpturen aus Elfenbein oder Holz wurden als Andachtsgegenstände verwendet. Diese zeigten oft biblische Szenen oder Heilige und waren kunstvoll geschnitzt.

Musik: Die Musik spielte besonders in der Liturgie der byzantinischen Kirche eine wichtige Rolle. Die Verbindung von Musik und Gottesdienst trug dazu bei, die spirituelle Atmosphäre zu gestalten und die Spiritualität der Gläubigen zu fördern. Die liturgische Musik wurde oft von Mönchen komponiert.

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INFOPLAKAT:
EPOCHEN CHRISTLICHER KUNST F R Ü H C H R I S T L I C H E KU N S T (CA. 200 – 500)
2.
INFOKARTEN ZU
B Y Z A N T I N I S C H E KU N S T (CA. 500 – 1500) Infokarte

Infokarte

Die Zeit der Romanik war geprägt von Unruhe und Unsicherheit. Aus diesen Gründen war der Glaube für viele Menschen eine wichtige Stütze. Er bot Sicherheit und Schutz, was sich zum Beispiel auch auf die Gestaltung der Kirchen als Gottesburgen mit dicken und schweren Mauern auswirkte.

Malerei: In den Sakralbauten dienten Wandmalereien (Fresken) als schmückende Elemente. Die bildlichen Darstellungen waren nicht sehr naturgetreu. Die Umrisse waren fest und stark, die Bildinhalte gleichmäßig angeordnet. Sie erwecken den Eindruck, zeit- und ortlos zu sein.

Architektur: Der Grundriss des Kirchengebäudes entsprach ab dieser Zeit der Form eines Kreuzes, in Erinnerung an das christliche Kreuz. Der Chor erhielt eine sogenannte Apsis (eine halbrunde Nische), in der sich der Hochaltar befindet. Rundbögen, massive Wände und kleine Fenster sowie eine Krypta (= Unterkirche) kennzeichnen diesen Baustil. Sakralbauten dienten als schützende Andachtsräume, als Symbole des Ruhms der Stifterfamilien, als Schatzkammern für Reliquien und oft auch als Begräbnisstätte für Adelige und Bischöfe. Die Kreuzgänge um die Kirchen waren Orte der Meditation.

Plastik: Kruzifixe (gekreuzigter Jesus), Taufbecken und Andachtsbilder wurden aus unterschiedlichen Materialien wie Holz oder Bronze hergestellt. Sie wurden mit Gold überzogen (Sinnbild für den göttlichen Glanz). Skulpturen von Christus als Richter oder als leidender Erlöser waren verbreitet. Kunstvoll gestaltete Behältnisse für Reliquien waren typisch für diese Zeit.

Musik: In der romanischen Zeit war der Gregorianische Choral weit verbreitet. Die Melodien waren einfach und wurden oft a cappella gesungen.

G O T I K (CA. 1130 – 1500) Infokarte

Seuchen, Hungersnöte und Kriege erschwerten das Leben in der Gotik. Sie bildeten einen starken Gegensatz zu den glanzvollen Kirchenbauten jener Zeit. Die gotische Kunst betonte die Transzendenz und spirituelle Hierarchie. Der Ursprung des gotischen Stils liegt in Frankreich. Von dort breitete er sich in ganz Europa aus. Viele bahnbrechende Neuerungen in der Architektur haben ihre Wurzeln im Orient und kamen durch die Kreuzfahrer nach Europa.

Malerei: In der Glas- (die Wände der Kirchen waren mit großen Fenstern durchsetzt) und Buchmalerei wurden häufig Szenen aus dem Alten Testament, dem Leben Jesu oder Marias dargestellt. Spitze Falten für die Gewänder und Ölfarben für die feinen Farbabstufungen waren typisch für diese Zeit. Das Licht, welches durch die farbigen Buntglasfenster hereinfiel, symbolisierte göttliche Präsenz und Spiritualität. Die Buchmalerei erlebte in der Gotik einen Höhepunkt mit aufwendig illustrierten Handschriften, die mit kunstvollen Initialen und Verzierungen geschmückt waren.

Architektur: Die gotische Architektur zeichnet sich durch sehr hohe Räume aus. Die Gebäude scheinen in den Himmel zu wachsen, was die Nähe zu Gott zum Ausdruck bringen soll. Hierfür wurde eine spezielle Wandkonstruktion eingesetzt, die sogenannte Skelettbauweise. Daneben gibt es auch noch Spitzbögen und farbige, teilweise runde Glasfenster (Fensterrosetten).

Plastik: In der Bildhauerei wurden die Wände, Türen (Portale) und Kirchenfronten (Fassaden) mit Skulpturen geschmückt. Auch Figuren des Leidens (z. B. die trauernde Maria), ebenso wie Skulpturen von Heiligen, Engeln und biblischen Figuren waren häufig zu finden.

Musik: Der Gregorianische Choral erfreute sich großer Beliebtheit. Durch die Benennung der Töne konnte man mehrstimmige Musik aufschreiben. Die erste überlieferte Instrumentalmusik stammt aus dieser Zeit. Die Gotik brachte auch neue musikalische Entwicklungen hervor wie die Ars Nova, die durch eine differenziertere Rhythmus- und Notationstechnik geprägt war.

92 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. R O M A N I K (CA.
1000 – 1200)

(CA. 1400-1620)

Infokarte

Die Renaissance ist das Zeitalter der Entdeckungen und der Wissenschaften. Auch heute kennen wir noch berühmte Künstler:innen, aber auch Förderer:innen der Kunst dieser Zeit. Ausgehend von Italien wurde die antike Kunst wiederentdeckt und neu belebt. Der Mensch rückte in den Mittelpunkt. Er begann, intensiv über sich selbst nachzudenken. Die naturgetreue Darstellung war wichtiger als die christliche Symbolik. Diese Epoche zeichnet sich auch durch die Entwicklung neuer Denkweisen aus. Es ist eine Blütezeit für die Kunst und Wissenschaft.

Malerei: Die Nachahmung der Natur ersetzt die formelhafte Bildsprache des Mittelalters. Der Mensch wird zum Maß aller Dinge. Die Schönheit des menschlichen Körpers wird anatomisch korrekt und nicht mehr geschönt dargestellt. Mensch und Natur werden so abgebildet, wie sie sind. Erfindungen wie die Zentralperspektive und der Buchdruck verändern die Art und Weise, wie Kunst entsteht und verbreitet wird. Besonders wichtig sind die Tafel- und Wandmalereien.

Architektur: In der Baukunst finden sich geometrische Formen (z. B. quadratisch, rechteckig), Säulen (von der Antike inspiriert) und Kuppeln (Wölbung über einem Raum, meist in Form einer Halbkugel).

Plastik: Auch in der Bildhauerei wird das Altertum zum Vorbild für das Schönheitsideal. Die Körper wurden oft nackt dargestellt (Aktskulpturen). Haare, Gewänder und muskulöse Strukturen wurden meisterhaft in das Marmor- oder Bronzematerial gemeißelt. Altarskulpturen, die Madonna mit dem Kind oder Heilige sollten die Gläubigen emotional ansprechen.

Musik: Klare Kompositionen und volle Klänge zeichnen diese Musik aus. Die moderne Notenschrift hat sich entwickelt. Es entstanden Werke zur Unterhaltung. Die Instrumentalmusik gewann an Bedeutung und die Tasteninstrumente waren weitgehend entwickelt.

B A R O C K (CA. 1600 – 1770)

Infokarte

Diese Zeit war durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) geprägt, der ganze Regionen entvölkerte. Seuchen und Hungersnöte verursachten zusätzliches Leid unter der Bevölkerung, die oft in Armut und Pessimismus lebte. Im Gegensatz dazu führte der Adel ein luxuriöses und verschwenderisches Leben. Prunkvolle Bauten zeugen noch heute von der Macht des Adels in dieser Zeit. Der barocke Mensch führte ein Leben zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite wusste er um seine Vergänglichkeit. Auf der anderen Seite drängte es ihn nach Sinnlichkeit und Lebensfreude.

Malerei: Die Deckenmalereien waren aufwendig mit Blattgold und Stuckmarmor verziert. Die Körper wurden kräftig und in Bewegung dargestellt. Farb- und Formkontraste spielten eine große Rolle. Zu den beliebtesten Themen gehörten Verfall und Tod (Vanitas = Vergänglichkeit), aber auch das „Carpe diem“-Motiv („Nutze den Tag“) und religiöse oder historische Ereignisse. Die Künstler:innen verwendeten intensives Licht und Schatten, um dramatische Effekte zu erzielen.

Architektur: In der Baukunst kamen kreisförmige und ovale Grundformen zum Einsatz. Kuppeln, Doppelsäulen und Stuck schmückten die Gebäude. Übermäßige Verzierungen und Skulpturen waren typisch für barocke Gebäude. Engel, Blumenmotive und andere Ornamente wurden häufig eingesetzt.

Plastik: Die Bildhauerei setzt ebenso wie die Malerei dynamische, kräftige und üppige Körper in Szene. Gold kam häufig zum Einsatz. Barocke Skulpturen zeichneten sich durch eine realistische Darstellung und eine starke Betonung von Emotionen aus. Sie wirken lebendig und ausdrucksstark.

Musik: Es kam zur Entwicklung der Oper und des Oratoriums. Diese Formen kombinierten Musik, Gesang und dramatische Inszenierungen. In den Königshäusern gab es große Orchester, Chöre und eigene Kapellmeister. Auch die Kirche hatte große Chöre. Hier wurde die Orgelmusik perfektioniert.

93 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. R E N A I S S A N C E

In der christlichen Kunst wurden lange Zeit ausschließlich religiöse Motive dargestellt. Andere Inhalte und Gattungen (z. B. Stillleben, Genre- und Landschaftsbilder) waren kaum zu finden. Die einst enge Beziehung zwischen Kunst und Religion löste sich auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die Künstler:innen sich wieder vermehrt mit Religion und Kirche zu befassen – teils kritisch, teils spirituell, teils philosophisch. Die moderne christliche Kunst reagiert auf die komplexen Herausforderungen und Fragen der heutigen Zeit, während sie gleichzeitig spirituelle Werte und Glaubensüberzeugungen verkörpert. Durch die Verwendung von Onlineplattformen und sozialen Medien können Kunstschaffende ihre Werke einem globalen Publikum zugänglich machen.

Malerei: Die abstrakte Malerei entsteht. Der Fokus liegt hierbei auf den inneren Welten und Gefühlen und nicht auf der Realität. Die Grenzen der Kunst und des Alltags verwischen. Es steht weniger die Ästhetik oder der Stil im Vordergrund, sondern vielmehr die Fragestellung, Methodik, Wahl des Mediums oder die Ausstellungsgestaltung. Aktionen, Arrangements und Installationen kommen hinzu.

Architektur: Der Grundgedanken des Nutzens und die zu erfüllende Funktion bestimmen die Architektur. Neue Materialien (Kunststein, Aluminium, Stahl, Gusseisen, Glasfaser, Beton usw.) und Konstruktion kommen zum Einsatz. Materialien werden gemischt, z. B. Ziegel und Steine.

Plastik: Sie löst sich von den alten Traditionen und Schönheitsidealen. Digitale Verfahren und künstliche Intelligenz wie digitale Illustrationen, 3D-Grafiken und Animationen werden eingesetzt. Neue Formen, z. B. dreidimensionale Objekte aus verschiedenen Gegenständen (Assemblage) entwickeln sich.

Musik: Mit geltenden Musiktraditionen wurde gebrochen. Es kam zu einem Wechsel von der Tonalität hin zur Atonalität. Vielfältige Strömungen entstehen. Es ist die Zeit des Jazz und der Popmusik.

94 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. K U N S T D E R G E G E N W A R T (CA. 1945 BIS HEUTE)
Infokarte

3. MOTIVVERWANDLUNG: DIE EIGENE KREATIVITÄT ENTFALTEN

Wähle ein Motiv aus und zeichne es weiter bzw. ergänze es durch deine eigenen Vorstellungen.

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Quellen: https://t1p.de/Moderne https://t1p.de/Weihnachtsglasfenster https://t1p.de/Barockskulpturen https://t1p.de/5nkb0

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4. TONMODELL: HAPTISCHES GESTALTEN

Entwirf zu einer Epoche ein Modell aus Ton. Du kannst z. B. ein Symbol (Fisch), ein Bauwerk (Kirche) oder auch eine Plastik (Figur) gestalten. Diese kann auch angemalt werden.

Beispiel: Kreuz und Jesus

5. REFLEXION: FEEDBACK GEBEN

WAS HABE/N ICH/WIR GEMACHT?

WIE HAT DIE ARBEIT ALLEIN/IM TEAM FUNKTIONIERT?

AUF WELCHE WEISE HABE/N ICH/ WIR DEN AUFTRAG UMGESETZT?

FAZIT?

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Bildrätsel: Epochen der Kunst (M4)

Schneide die Epochennamen aus, ordne sie in der richtigen Reihenfolge und klebe sie in dein Heft.

RENAISSANCE

KUNST DER MODERNE

BAROCK

Schneide die Epochennamen aus, ordne sie in der richtigen Reihenfolge und klebe sie in dein Heft.

GOTIK GOTIK

RENAISSANCE

KUNST DER MODERNE

BAROCK ROMANIK ROMANIK

98 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Schneide die Bilder aus, ordne sie den Epochen richtig zu und klebe sie in dein Heft.

99 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Quellen:

https://t1p.de/rl8wn

https://t1p.de/z39vt

https://t1p.de/hwlfz

https://t1p.de/inuc2

https://t1p.de/4kc43

https://t1p.de/exm7c

https://t1p.de/az9q3

LÖSUNG: Welche Epoche – welches Kunstwerk? (M1)

https://t1p.de/zmds1

https://t1p.de/q2v0a

https://t1p.de/2q5ll

https://t1p.de/yfu2g

https://t1p.de/a8qia

https://t1p.de/5nkb0

https://t1p.de/8beh9

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RENAISSANCE GOTIK MODERNE BAROCK ROMANIK

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Bilder beschreiben und ihre Gedanken dazu formulieren. (A) zu den Begriffen Beispiele aus ihrem Alltag benennen und miteinander vergleichen. (B, D)

• religiöse Spuren in ihrer Lebenswelt wahrnehmen und dazu Stellung nehmen. (A, D)

• Gemeinsamkeiten von Religion und Populärkultur aufzeigen und eine Mindmap erstellen. (C)

• sich mit dem Brauchtum der „Weihnachtskrippe“ befassen und in einer eigenen Krippe umsetzen. (A, D, E)

Informationen:

• Hintergrundinformationen zum Brauch der Weihnachtskrippe (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Bildanalyse (S. 56): Die Bilder analysieren, beschreiben und die Gedanken dazu im Heft festhalten.

• Meine Lebenswelt (S. 56): Zu den Begriffen Beispiele aus dem eigenen Leben finden und Begriffe hinzufügen, die noch ergänzt werden sollen. Alles ins Heft schreiben.

• Diskussion: Gibt es Gemeinsamkeiten von Religion und Populärkultur? Braucht es heute noch Religion?

Erarbeitung:

• Video (S. 56) ansehen und eine Mindmap dazu im Heft gestalten und danach mit einer/einem Mitschüler:in darüber austauschen.

Bibeltexte zur Geburt Christi (M1) lesen und die Hauptfiguren und ihre Funktionen markieren.

• Recherche „Religion und Populärkultur“: Im Internet recherchieren, wo sich religiöse Motive in der Populärkultur finden lassen. Dazu in einer Dreiergruppe eine PPT mit Beispielen gestalten und im Plenum präsentieren. Die Ähnlichkeiten und Unterschiede der einzelnen Präsentationen auswerten und besprechen.

• Zeit für die Weihnachtskrippe (S. 57) lesen und die wichtigsten Informationen umranden und dann die Kreise verbinden. Welches Motiv könnte das sein?

Vertiefung/Abschluss:

• Religiöse Spuren in meinem Leben (S. 56): Über die religiösen Spuren im eigenen Leben nachdenken und diese im Heft zusammenfassen. Die Gedanken können auch durch Bilder oder Zeichnungen ergänzt werden.

• Videos (S. 57) ansehen und erläutern, wie Weihnachten hier dargestellt wird.

• Meine eigene Weihnachtskrippe (M2) gestalten: Eine Weihnachtskrippe für die Klasse oder für zu Hause gestalten. Diese kann aus unterschiedlichen Materialien gefertigt werden. Die Schüler:innen bringen diese selbst mit. Wird eine Krippe für die Klasse angefertigt, kann diese jedes Jahr erweitert und ergänzt werden.

• Digitale Weihnachtskrippe (M3) designen: Mithilfe von verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen eine digitale Eiskrippe gestalten und diese in der Klasse präsentieren.

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4.4 RELIGIÖSE ELEMENTE IN DER POPULÄRKULTUR

I1 Hintergrundinformationen zum Brauch der Weihnachtskrippe

Eine Weihnachtskrippe, auch als Krippenspiel oder Krippendarstellung bekannt, ist eine traditionelle Darstellung der Geburt Jesu Christi in einem Stall oder einer Scheune. Diese Darstellung ist ein wichtiger Bestandteil vieler Weihnachtstraditionen weltweit und wird oft während der Advents- und Weihnachtszeit in christlichen Haushalten, Kirchen und Gemeinden aufgestellt. Die Ursprünge der Weihnachtskrippe lassen sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Franz von Assisi wird oft zugeschrieben, die erste lebende Krippe im Jahr 1223 in Greccio, Italien, geschaffen zu haben. Die Idee hinter der Krippe war es, die Weihnachtsgeschichte für die Menschen erlebbarer zu machen, indem die Szene der Geburt Jesu in einer vertrauten und greifbaren Umgebung angesiedelt wurde.

Die klassische Weihnachtskrippe enthält in der Regel eine Reihe von Figuren, die die Hauptcharaktere der Weihnachtsgeschichte repräsentieren: Maria, Josef, das neugeborene Jesuskind, die Engel, die Hirten, die Drei Weisen aus dem Morgenland (auch als die Heiligen Drei Könige bekannt) sowie Tiere wie Ochsen, Esel und Schafe. Diese Figuren befinden sich meist in einem nachgebauten Stall.

Im Laufe der Zeit hat sich die Gestaltung von Weihnachtskrippen weiterentwickelt, und es gibt verschiedene Stile und Variationen, die von Region zu Region variieren können. Einige Krippen sind sehr realistisch gestaltet, während andere eher stilisiert oder abstrakt sind. Krippen können aus verschiedenen Materialien hergestellt werden, darunter Holz, Ton, Stoff, Keramik und sogar lebende Pflanzen.

» Traditionelle Krippen: Maria, Josef, der neugeborene Jesus in einer Krippe, Engel, Hirten, die Weisen aus dem Morgenland und verschiedene Tiere werden in einer detaillierten Szene arrangiert, die oft einen Stall oder eine Höhle darstellt.

Materialien: Holz, Stoff, Keramik und Porzellan.

» Moderne Interpretationen: Mit unkonventionellen Materialien wie Ton, Glas, Metall oder sogar recycelten Gegenständen werden einzigartige Krippen gestaltet, die minimalistisch, abstrakt oder sogar humorvoll sein können.

» Interaktive Krippen: Durch den Einsatz von Technologie können moderne Krippen interaktiv gestaltet werden. Bewegliche Figuren, Lichteffekte, Klangkulissen und sogar automatisierte Bewegungen machen die Szene lebendiger und beziehen die Zuschauenden stärker ein.

In einigen Kulturen werden auch lebende Krippenspiele aufgeführt, bei denen Menschen die Rollen der verschiedenen Charaktere übernehmen und die Weihnachtsgeschichte in einem theatralischen Kontext darstellen. Diese Aufführungen können in Kirchen, Schulen und an öffentlichen Plätzen stattfinden. Die Weihnachtskrippe dient nicht zuletzt dazu, die Weihnachtsgeschichte lebendig zu halten und Menschen jeden Alters an die Botschaft von Hoffnung, Liebe und Frieden zu erinnern, die mit der Geburt Jesu Christi verbunden ist. Eine Weihnachtskrippe aufzustellen ist für viele Menschen eine wichtige Tradition. Sie erinnert daran, dass Weihnachten nicht nur ein kommerzielles Fest ist, sondern einen tieferen spirituellen Hintergrund hat. Das Aufstellen der Krippe kann eine Gelegenheit sein, sich auf die wahre Bedeutung von Weihnachten zu besinnen und sich auf die Geburt Jesu Christi zu konzentrieren.

Quellen: Bergdolt, Klaus: Die Weihnachtskrippe. Theologie, Kunst, Anthropologie. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 2021.

Schrettl, Peter: Krippen Symbolik. Auf den Spuren der Weihnachtskrippe. Symbolik – Brauchtum – Geschichte.

Angerberg: Eigenverlag 2006.

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102

Die Geschichte des allerersten Weihnachtsfestes (M1)

Vor langer Zeit, als Kaiser Augustus das Römische Reich regierte, beschloss er, eine große Volkszählung durchzuführen. Er wollte wissen, wie viele Menschen in seinem riesigen Reich leben. Jeder sollte sich in seiner Heimatstadt in eine Liste eintragen. Zu dieser Zeit lebten ein Mann namens Josef und seine Verlobte Maria in einer kleinen Stadt namens Nazaret. Auch sie mussten sich an der Volkszählung beteiligen. So reisten sie nach Betlehem, denn Josef stammte aus der Familie von König David, einer wichtigen historischen Persönlichkeit. Als sie in Betlehem ankamen, war es schon spät und alle Unterkünfte waren voll. Nach langer Suche fanden sie einen Stall, in dem Maria ihr Kind zur Welt brachte. Sie wickelte es in weiche Tücher und legte es in eine Krippe, denn es gab keinen anderen Platz.

In der Nähe hüteten Hirten ihre Herden. Plötzlich erschien ihnen ein Engel. Er war wie ein himmlischer Bote! Die ganze Umgebung leuchtete auf und die Hirten erschraken. Aber der Engel beruhigte sie und sagte: „Habt keine Angst! Ich habe eine wunderbare Nachricht! Heute ist der Retter der Menschheit geboren. Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt.“ Weitere Engel erschienen und sangen Loblieder auf Gott. Die Hirten waren erstaunt, aber auch neugierig und sie beschlossen, das Kind zu besuchen. Sie machten sich auf den Weg nach Betlehem und fanden Maria, Josef und das Baby, genau wie der Engel es gesagt hatte. Maria behielt all diese Erlebnisse in ihrem Herzen. Nach einiger Zeit kehrten die Hirten zu ihren Herden zurück, aber nicht ohne Gott für alles, was sie gesehen und gehört hatten, zu loben und zu danken. Sie erzählten allen von den wunderbaren Dingen, die sie erlebt hatten. Und so begann an einem ganz besonderen Ort namens Betlehem die Geschichte von Jesus, der der Welt Liebe und Frieden brachte. (Lukas 2,1-21)

Vor langer Zeit lebten Maria und Josef, ein junges Paar, das heiraten wollte. Bevor dies geschah, erhielt Maria die Nachricht, dass sie ein Kind erwartete. Das Besondere daran war, dass dies durch das Wirken des Heiligen Geistes geschah. Josef, ein besonnener Mann, erfuhr von Marias Schwangerschaft und beschloss, sich zu trennen. Aus Rücksicht auf Maria wollte er die Öffentlichkeit nicht darauf aufmerksam machen. Doch ein Engel erschien ihm im Traum und erklärte ihm, dass das Kind von besonderer Bedeutung sei und den Namen Jesus tragen solle, da es dazu bestimmt sei, den Menschen zu helfen und ihnen ihre Fehler zu vergeben. Josef heiratete Maria und sie nannten das Kind, wie vom Engel angekündigt, Jesus.

Zur gleichen Zeit kamen Sterndeuter aus einem fernen Land nach Jerusalem. Sie hatten einen ungewöhnlichen Stern am Himmel gesehen und wussten, dass er die Geburt eines besonderen Königs ankündigte. König Herodes war durch diese Nachricht beunruhigt. Er erkundigte sich bei den Gelehrten an seinem Hof nach dem Geburtsort dieses besonderen Kindes. Die Gelehrten verwiesen auf eine alte Weissagung, die besagte, dass der Messias in Betlehem geboren werden würde. Herodes rief die Sterndeuter zu sich und bat sie, den genauen Ort der Geburt zu finden und ihn zu informieren.

Die Weisen folgten dem Stern und fanden schließlich das Jesuskind und seine Mutter Maria in Betlehem. Sie brachten dem Kind Geschenke aus Gold, Weihrauch und Myrrhe. In einem Traum wurden sie gewarnt, nicht zu Herodes zurückzukehren, und sie reisten auf einem anderen Weg zurück in ihr Heimatland. So erfüllte sich eine uralte Vorhersage mit der Geburt von Jesus, einem besonderen Kind mit einer wichtigen Aufgabe. (Mt 1,18-25; 2,1-12)

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Hier findest du eine einfache Bastelanleitung für eine Weihnachtskrippe.

Materialien: Karton oder Holzplatte, Holzstücke oder Eisstiele, Farben, Pinsel, Klebstoff, Moos oder kleine Steine, Figuren für die Krippe (Holz, Stroh, Stein, Papier, Pappe etc.), kleine Strohhalme.

• Vorbereitung: Schneide die Karton- oder Holzplatte in der gewünschten Größe zu. Grundform erstellen: Platziere die Holzstücke oder Eisstiele auf der Platte, um den Rahmen für die Krippe zu bilden. Klebe sie mit Klebstoff fest. Male die Holzstücke in einer warmen, erdigen Farbe an, um einen Holzeffekt nachzuahmen.

Boden gestalten: Bedecke den Boden der Krippe mit Moos oder kleinen Steinen. Du kannst auch Sand oder Stroh verwenden.

• Gebäude hinzufügen: Wenn du möchtest, dass deine Krippe einen Stall oder eine Höhle darstellt, kannst du zusätzliche Holz- oder Kartonteile oder kleine Schachteln verwenden, um Wände und ein Dach zu schaffen.

Figuren anordnen: Befestige die Figuren (Maria, Josef, das Jesuskind, die Hirten, die Tiere) mit dem Klebstoff auf der Krippe.

Details hinzufügen: Bemale die Figuren und den Stall mit Farben. Du kannst die Figuren auch mit Stoff überziehen. Füge kleine Strohhalme oder Stroh in dem Stall hinzu, um die traditionelle Strohbettung darzustellen. Du kannst die Krippe noch mit einem Stern oder Engeln ergänzen.

• Trocknen lassen: Lass alle Farben und

Klebstoffe gut trocknen, bevor du die Krippe bewegst oder dekorierst.

Figuren/Hauptcharaktere:

Maria und Josef: Die Eltern von Jesus, die im Stall von Betlehem Zuflucht suchen, weil es keinen Platz in der Herberge gibt. Sie sind oft im Zentrum der Krippe platziert und symbolisieren Demut und Hingabe.

Das neugeborene Jesuskind: In einer Krippe oder einem Futtertrog liegend, verkörpert Jesus das zentrale Ereignis der Geburt.

Die Engel: Engel verkündeten die frohe Botschaft den Hirten auf dem Feld und betonen die Bedeutung des Ereignisses. Sie stehen für Freude und Lobpreis.

Die Hirten: Die einfachen Hirten sind die ersten, die von der Geburt Jesu erfahren. Sie besuchen das Kind im Stall. Ihre Anwesenheit erinnert daran, dass Gottes Botschaft für alle Menschen bestimmt ist.

Die Drei Weisen aus dem Morgenland: Auch bekannt als die Heiligen Drei Könige oder Magier. Sie folgen einem Stern zur Krippe und bringen Geschenke. Ihre Anwesenheit betont die universale Bedeutung von Jesu Geburt.

Tiere: Ochsen, Esel, Schafe und andere Tiere werden oft in der Krippe dargestellt. Sie symbolisieren die Einfachheit der Umgebung und erinnern an die Geburt Jesu in ärmlichen Verhältnissen.

Viel Spaß beim Basteln deiner eigenen Weihnachtskrippe!

Quellen: Veitschegger, Karl: Krippenfiguren – wer sie sind und was sie bedeuten. t1p.de/Bedeutung-Krippenfiguren

Grün, Mareike: Krippen basteln. Ideen aus Papier, Filz & Holz, Freiburg: Christophorus Verlag 2010.

Kickbusch, Angelika: Weihnachtskrippen. Aus Naturmaterialien leicht gemacht. Mit Vorlagen, Freiburg: Christophorus Verlag 2002.

104 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
analoge Weihnachtskrippe
Bastelanleitung
(M2)

Bastelanleitung digitale „Eiskrippe“ (M3)

Die Eiskrippe im Grazer Landhauses besteht aus 35 Tonnen Eis. Die rund 5 Meter hohe und 7 Meter lange Eiskrippe ist die weltweit erste und einzige Krippe aus klarem Eis in dieser Größe. Die erste Eiskrippe wurde 1996 in Graz geschaffen. Lange Zeit wurde sie von Eiskünstler Gert J. Hödl gestaltet.

Entwirf deine eigene digitale Eiskrippe, um die Weihnachtsgeschichte nachzuerzählen.

Digitale Werkzeuge: Verwende ein einfaches Malprogramm (Microsoft Paint, Paint 3D oder eine ähnliche Anwendung) und ein Präsentationstool (PowerPoint, Google Slides oder Ähnliches).

• Skizze anfertigen: Zeichne eine einfache Skizze deiner Eiskrippe auf Papier, um eine Vorstellung von der Anordnung der Figuren und Elemente zu bekommen.

• Digitale Krippenbasis zeichnen: Öffne das Malprogramm und zeichne die Grundstruktur der Eiskrippe. Verwende einfache Formen und Linien.

Digitale Figuren gestalten: Zeichne digitale Figuren für Maria, Josef, das Jesuskind und andere Charaktere der

Weihnachtsgeschichte. Du kannst einfache oder komplexere Formen nutzen.

• Winterliche Elemente hinzufügen: Füge Schnee, Sterne oder andere winterliche Elemente hinzu, um die Szene zu vervollständigen.

Farben und Details: Male die Figuren und die Umgebung mit passenden Farben aus. Füge einfache Details hinzu, um die Szene lebendiger zu gestalten.

• Präsentation erstellen: Übertrage deine digitale Eiskrippe in die Präsentationssoftware. Erstelle eine Folie für jede wichtige Szene oder Perspektive.

Kurze Erklärung: Füge kurze Textfelder oder Sprechblasen hinzu, um die Weihnachtsgeschichte zu erklären oder Schlüsselmomente zu kennzeichnen.

Präsentation teilen: Teile die Präsentation, indem du sie hochlädst oder freigibst.

Bewertungskriterien: Kreativität bei der digitalen Darstellung der Weihnachtsgeschichte. Genauigkeit bei der Gestaltung der Charaktere und der Krippe. Effektive Nutzung von einfachen digitalen Werkzeugen. Verständliche Präsentation und Erklärung der Arbeit.

Quelle: t1p.de/Eiskrippe-Graz

Bilder Simone Rieser-Kurzmann

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TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Bedeutung des heiligen Josef für uns Christ:innen reflektieren. (A) biblische Aussagen über den hl. Josef in eigenen Worten zusammenfassen. (B)

• ihre eigene Familiengeschichte darstellen und über sie erzählen. (B)

• Auskunft über die Bedeutung der einzelnen Krippenfiguren geben. (C)

Informationen:

Verschiedene Zugänge zu Josef (Karl Veitschegger) (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Arbeit mit dem Bild (S. 59) – projizieren, betrachten, betiteln und eine Geschichte zum Bild erzählen lassen.

Ev. Fragestellung: Was könnte sich Josef denken?

• Familienkonstellationen: Mit kleinen bunten Papieren/ Glasmuggelsteinen, Holzkegeln … die eigene Familie darstellen, sie den Mitschüler:innen vorstellen und über sie erzählen.

• Krippenfiguren präsentieren und Vorwissen zu diesen einholen.

Erarbeitung:

• Text zu Josef (S. 59) lesen und besprechen.

• Was sagt die Bibel zu Josef: Folgende Bibelstellen suchen und lesen: Mt 1,18-24; Mt 2,13-23; Mt 13,55; Lk 2,1-7; Lk 2,41-51; Joh 1,45. Ausgehend von diesen Texten einen Hefteintrag gestalten.

• Was sich die Krippenfiguren denken (M1). Texte lesen und eigene Texte zu den einzelnen Figuren schreiben –eventuell zur Fragestellung: Was würden die Krippenfiguren heute zu sagen haben? Diese Texte können Teil eines Weihnachtsgottesdienstes sein.

Vertiefung/Abschluss:

• Bild (S. 59) ausschneiden, in das Heft kleben und Satzanfänge (S. 60) vollenden.

Alternative: Bild weitermalen lassen und mit den vollendeten Sätzen eine Bild-Text-Collage gestalten.

• Anhand der Krippenfiguren die Weihnachtsgeschichte nachspielen.

Recherche, warum Papst Franziskus den hl. Josef zum „Man of the Year“ 2021 machte: https://t1p.de/Credoe

• Ein Weihnachtsrisiko spielen (siehe Anhang).

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JOSEF – GOTT FÜGT HINZU
WEIHNACHTSSPECIAL:
106

19. März: Heiliger Josef

Verschiedene Zugänge zu Josef (I1)

Jahrelang war ich als „Mundwerker Gottes“ unterwegs. Vielleicht habe ich deshalb im Lauf der Zeit eine besondere Liebe zum heutigen Tagesheiligen entwickelt. Josef, der Zimmermann (eigentlich Bautechniker) aus Nazaret, ist für mich der „Handwerker Gottes“: ein kluger Praktiker, ein alltagstauglicher Mann, der ohne viel Aufhebens dem Heiligen dient und das, was zu tun ist, einfach tut. Auch wenn es hart auf hart kommt: „Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten.“ (Matthäus 2,14) So erzählt die Bibel. Sie nennt ihn „gerecht“, also einen Menschen, der vor Gott im rechten Lot ist. Eine jüdische Legende erzählt, dass es zu jeder Zeit 36 „verborgene Gerechte“ gibt, durch die Gott das Leben in der Welt aufrechterhält.

Der protestantische Theologe Karl Barth (1886–1968) sagte einmal, wenn es in seiner Kirche die Heiligenverehrung gäbe, dann würde er den heiligen Josef an die erste Stelle setzen (Gespräch mit Papst Paul VI. 1966). Barth hat in seinen letzten Lebensjahren bei seinem täglichen Spaziergang durch Basel auch oft die katholische St. Josefs-Kirche besucht.

Allen, die heute Namenstag haben, alles Gute!

Quelle: https://t1p.de/Veiti

Jesus und der Vatertag

Hätte Jesus Vatertag gefeiert?

Jesus hat an sich gern gefeiert, aber anachronistische Fragen sind schwer zu beantworten. Sicher ist: Mit den patriarchalen Strukturen seiner Zeit hatte Jesus keine Freude. Er mahnte seine Jüngerschaft ausdrücklich: „Ihr sollt niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.“ (Mt 23,9). Jesus war auch kein klassischer Familienmensch. Denn familiäre Bindungen verhindern, so sagt er, nicht selten den Einsatz für das Reich Gottes, in dem es keine Herrschaft mehr von Menschen über Menschen gibt, sondern alle durch Gott Geschwister sind. Jesus nennt nur Gott „Abba“. Das ist ein aramäisches Kosewort für einen zärtlich liebenden Papa.

Und was ist mit dem heiligen Josef?

Der Zimmermann aus Nazaret hat nach den Erzählungen der Bibel die menschliche Vaterrolle für Jesus übernommen. Er ist kein furchteinflößender „Patriarch“. Er wird vielmehr als einfühlsamer, aufmerksamer, treusorgender Mann geschildert. Das ist vielleicht der menschliche Erfahrungshintergrund, warum Jesus später in seiner Verkündigung Gott problemlos „Vater“ nennen kann, und zwar einen liebevollen und barmherzigen Vater. Einen Vater, der Freiheit lässt, aber die „Verlorenen“ auch diskret sucht und ihnen neue Chancen eröffnet (vgl. Lk 15) Kurz: Gott Vater als „Freund des Lebens“, wie schon das Buch der Weisheit sagt (Weish 11,26).

Also lernte Jesus durch Josef ein „modernes“ Vaterbild?

Ja, wenn man so will. Und dieses Vaterbild passt dann auch für Gott. Jesus fordert seine Jünger und Jüngerinnen auf: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ (Lk 6,36). Statt „barmherzig“ kann man auch „großzügig“ und „liebevoll“ sagen. Das ist heute besser verständlich. Dieses göttliche Vorbild gilt für alle, aber besonders für Menschen, die selbst Kinder haben oder für Kinder väterlich und mütterlich da sind.

Was hätte Jesus dem hl. Josef zum Vatertag geschenkt?

Ich glaube, keinen Hobel und auch keinen Griller. Vielleicht hätte er ihm einfach gesagt: „Durch dein Vorbild habe ich so viel gelernt über das Leben, über das Arbeiten, über das Menschsein – und über Gott! Danke.“ Was kann man Schöneres zu seinem Vater sagen?

Und vielleicht hätte er im Basar von Nazaret dann auch noch eine Kleinigkeit für ihn besorgt. Wer weiß?

Quelle: https://t1p.de/Veit

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Der heilige Josef und die „Heilige Familie“

„Heilige Familie“

Mit dem Josefitag am 19. März 2021 begann für die katholische Kirche ein „Jahr der Familie“. Unerwartet. Irgendwie aufregend. Denn in der „Heiligen Familie“ ging es ziemlich turbulent zu, wenn man so in der Bibel blättert und nachliest. Josef heiratet eine Frau, deren Kind nicht von ihm ist. Gott will es so, erzählt der Evangelist Matthäus (1,18-25). Die Weisung von oben kommt damit den ursprünglichen Plänen des Zimmermannes und Bauhandwerkers aus Nazaret ziemlich in die Quere. Josef hat sich das Familienleben wohl anders vorgestellt. Und dann muss er für dieses Kind und seine Mutter auch noch eine Flucht und ein paar Jahre im Ausland organisieren. Geburt unter widrigen Umständen, Flucht, Asyl in Ägypten (vgl. Lk 2, Mt 2) … – nichts als Scherereien?

Patchwork-Familie

Nach ostkirchlicher Tradition ist Josef, als er Maria heiratet, Witwer und hat schon größere Kinder aus erster Ehe. Dass das Leben der Patchwork-Familie in Nazaret nicht nur harmonisch abläuft, bezeugen die Evangelien. Die „Geschwister“ Jesu sind mit dem Verhalten ihres Bruders, der als Prophet auftritt, nicht einverstanden, halten ihn zwischendurch für verrückt (vgl. Mk 3,20-21; Joh 7,5). Auch seine Mutter, die schon dem zwölfjährigen Jesus, der unerlaubt weggelaufen ist, sagen muss: „Mein Kind, warum hast du uns das angetan? Dein Vater und ich haben dich

mit Schmerzen gesucht“ (Lk 2,48-49), tut sich zunehmend schwer mit dem „eigenwilligen“ Sohn. Er scheint nicht immer besonders herzlich über sie und mit ihr zu sprechen (Joh 2,4: „Frau, was willst du von mir?“).

Kein Familienmensch

Darüber hinaus macht Jesus – man kann ihn wohl nicht als Familienmenschen bezeichnen – deutlich, dass Familie nicht nur Geborgenheit bedeutet, sondern dass um höherer Werte Willen auch das „Schwert“, die Trennung innerhalb und von der Familie, nötig sein kann (vgl. Mt 10, 34-37). Dass nach seiner Auferstehung die Familie Jesu wieder zusammenfindet und sich in der jungen Kirche engagiert, ist auch bemerkenswert (vgl. Apg 1,14). Josef scheint nicht mehr am Leben zu sein.

Omafreuden, sagt die katholische Kirche, hat Maria nie erlebt, aber die Nachfolger des verheirateten Simon Petrus haben sie zur „Mutter der Kirche“ erklärt. Auf Josef wurde lange vergessen. Aber auch er bekam schließlich sein Hochfest und den Titel „Patron der ganzen Kirche“.

Familie wird in der Bibel nie schöngezeichnet und idealisiert, sondern als spannungsreiche Lebenswirklichkeit und Herausforderung geschildert. Auch die „Heilige Familie“. Ernüchternd? Ja, ernüchternd find ich das schon, aber auch trostreich.

Quelle: https://t1p.de/VeitF

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Krippenfiguren (M1)

Impulse zum Nachdenken liefern fünf biblische Figuren aus der Weihnachtsgeschichte.

Die Texte stammen aus dem Adventkalender „der Andere Advent“ 2019 und wurden vom christlichen Verein „Andere Zeiten“ zur Verfügung gestellt.

Josef

Ich habe hier eigentlich gar nichts verloren. Viel zu viel der Ehre, die mir um diese Zeit immer wieder angetan wird! Ohne mich wäre die Geschichte doch mehr oder weniger genauso gelaufen. Hätte ich Maria tatsächlich verlassen in jener Nacht, nachdem sie mir die Schwangerschaft gestanden hatte, wären ihr die beschwerliche Reise nach Betlehem und vielleicht auch die Flucht nach Ägypten erspart geblieben. Der Kleine wäre sicher und behütet bei ihren Verwandten in Nazaret zur Welt gekommen. Ich habe mich deshalb oft gefragt, ob es nicht ein Fehler war, bei ihr geblieben zu sein. Klar, als partnerlose Mutter wäre das Leben nicht leicht gewesen. Aber als von den Kindern verlassene Mutter war es noch bitterer. Jakobus, Joses, Judas und Simon – alle unsere Jungs sind ihrem ältesten Bruder auf seinem fatalen Weg gefolgt.

Aber eines, immerhin eines wäre anders gewesen. Der Junge hätte nicht Jesus geheißen. Das war meine Idee. Ich habe gehofft, dass der Name sich erfüllt.

Ein „Retter“ sollte er werden für Maria und mich, für unsere Liebe, für unsere Familien. War er das? Bei dem Leid, das sein Ende für uns bedeutete, fällt es mir schwer, das so zu sehen. Aber was er ins Rollen brachte durch seine Reden und Taten, das war viel größer, als wir uns das damals vorstellen konnten. (Frank Hofmann)

Herbergsmutter

Irgendwas geht immer. Erst recht, wenn es drauf ankommt. Dann darf man nicht überlegen, ob etwas möglich ist, sondern nur, wie. Das habe ich meinem Mann auch immer gesagt. So wie an diesem Abend, den wir alle nicht vergessen können. Ein Zimmer hatten wir nun wirklich nicht mehr frei – wegen der Volkszählung war bei uns in Betlehem alles überfüllt. Aber ich konnte doch das junge Paar nicht einfach auf der Straße stehen lassen, schon gar nicht die schwangere Frau. Lieber unser Stall als nur das Sternenzelt!

Wenn ich geahnt hätte, dass das Kind ausgerechnet in dieser Nacht kommen würde! Dann hätte ich wenigstens noch Suppe und Decken gebracht. So mussten sie bei der Geburt ohne Hilfe zurechtkommen. Es ist erstaunlich, was Menschen schaffen. Damals bei uns und heute genauso. Hunderte von Kilometern zu Fuß zu gehen, auf der Suche nach einem friedlicheren Leben. Frauen, die ihr Kind irgendwo unterwegs gebären. Nein, die Not hat offensichtlich immer noch niemand abschaffen können. Die Ungerechtigkeit auch nicht. Aber auch die Barmherzigkeit nicht. (Inken Christiansen)

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Hirtin

Es spricht nichts dagegen, mit der Herde zu trotten. Auch ich habe mich zwischen den Schafen immer wohlgefühlt. Sicher. Warm. Geborgen. Ich mochte die Gewissheit, dass die Sonne morgens auf- und abends wieder untergeht, und mir sicher zu sein, was dazwischen passiert. Dann ist das Licht aufgetaucht. Wie aus dem Nichts. Heller als alles Licht, das ich zuvor gesehen hatte. Und die Botschaft war besser als jede, die ich bis dahin gehört hatte: Fürchtet euch nicht. Ich habe großes Glück gehabt. Nicht jeder sieht einen Engel vom Himmel herabrauschen. Es könnte sein, dass dir das nie passiert. Aber es könnte auch ganz anders sein. Hinter jeder Ecke könnte das Licht lauern. Nur die Augen musst du selbst aufmachen. Es spricht nichts dagegen, mit der Herde zu trotten. Aber alles dafür, dem Licht zu folgen. (Beatrice Blank)

Maria

Für mich war alles stimmig. Das Leuchten, der Besuch, die Hirten mit ihren überraschten Gesichtern. Hält die Welt denn nicht immer den Atem an, wenn ein Kind geboren wird? Über den ersten Tagen mit Jesus lag ein Zauber, von dem ich heute noch zehre. Alles aus diesem Stall habe ich im Herzen behalten, könnte es Wort für Wort wiedergeben. Unser Neugeborenes in meinem Arm. So viel Liebe, so viel Zärtlichkeit. Trotzdem waren Jesus und ich nie so eng, wie ich es mir gewünscht hätte. Was macht man mit einem Sohn, der einen in aller Öffentlichkeit anraunzt: Was geht’s dich an, was ich tue? Zu spüren, dass er mich nicht mehr braucht, tat weh. Schmerzlich musste ich lernen, dass unsere Kinder uns nicht gehören. Aber wir dürfen sie lieben. Als ich das begriffen hatte, bin ich meinem Herzen gefolgt. Nur deswegen bin ich bei ihm geblieben. Jesus hat mich immer daran erinnert, wer ich sein kann. Und dass die Liebe das Größte in dieser Welt ist. (Iris Macke)

Quelle: ReliPlus. 11/12.2020. S.17. Der Andere Advent 2019/20, Verein Andere Zeiten, Hamburg 2019.

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KAPITEL 5: SCHAU HIN

Lehrplanbezug: KOMPETENZBEREICH A: Menschen und ihre Lebensorientierung

LEITKOMPETENZ 1:

» Beziehung verantwortungsvoll gestalten können – zu sich selbst, zu anderen, zur Schöpfung.

» Kompetenzbeschreibungen (KB):

› Die Schüler:innen können die Bedeutung eines Einsatzes für ein gerechtes Zusammenleben erkennen und konkrete Handlungsoptionen entwickeln.7,13

» Anwendungsbereiche (AB):

› (Biblische) Propheten und Prophetinnen, Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit

» Unterrichtshinweise (UH):

› Zivilcourage, Friede, Gewaltfreiheit, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklungsziele der UNO – (un-)gerechte Wirtschaftsmodelle

» Kompetenzniveau 1:

› –

Grundkompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler können ...

» biblische Prophet:innen aufzählen und ihr Tun erklären. (A)

» Handlungen von Prophet:innen bewerten und für sich Positives übernehmen. (C,D)

» nähere Informationen über das Leben und Wirken des Propheten Amos geben und seine Aktualität erklären. (A,D)

» (un)gerechte Wirtschaftsmodelle diskutieren. (D,E)

» über die Verteilungs- und Chancengerechtigkeit informieren. (A,D)

» erklären, was Berufungserzählungen sind, und über die eigene Zukunft reflektieren. (A,C)

» über die Bedeutung von Menschenrechten sprechen und einige auch nennen. (A)

Aufbau des Kapitels:

Dieses Kapitel möchte einen näheren Einblick in das Tun und das Leben biblischer und moderner Prophet:innen geben. Grundlegend sind dabei folgende übergreifende Themen, die das Kapitel durchziehen: politische Bildung (7) und Wirtschafts-, Finanz- und Verbraucher:innenbildung (13).

Das Titelbild zeigt ein berühmtes Werk von Sieger Köder, der verschiedenste Elemente des Propheten Amos in diesem Bild vereint. Das Kapitel 5 möchte in das Thema (Un)Gerechtigkeit einführen. Zunächst werden dafür Aussagen von Personen aus Vergangenheit und Gegenwart betrachtet und diskutiert. Danach wird durch ein Gedankenexperiment auf die Weltsituation aufmerksam gemacht. Im folgenden Unterkapitel rücken die Verteilungsgerechtigkeit und der „Beruf“ der Prophetin/des Propheten in den Mittelpunkt. Hier sollen die Schüler:innen selbst erforschen können, wie schwierig es ist, wirklich gerecht zu sein, bzw. sich die Frage stellen, ob es DIE Gerechtigkeit überhaupt gibt. Die verschiedenen Übungen in der Marginalspalte geben Anreize, weitere Übungen mit den Schüler:innen auszuprobieren. Unterkapitel 3 informiert durch unterschiedliche Zugänge über biblische Prophet:innen. Dabei soll vor allem auf die Prophetinnen in der Bibel verwiesen werden. Die Fokussierung auf Amos, der heute aktueller denn je erscheint, schließt diesen Bereich ab. Das Kapitel wird mit einem Einblick in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die Enzyklika Laudato si’ beendet.

112 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 112

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• das Bild im Zusammenhang mit den Aufgaben und dem Wirken von Prophet:innen deuten und eigene Ideen dazu ausdrücken. (B, C)

• die Vorstellung des Künstlers erläutern. (D)

• das Gedankenexperiment „100 Personen ein Dorf“ erklären. (A, D)

• über (Un)Gerechtigkeiten in der Welt heute diskutieren und ihre Meinung dazu äußern. (A, E)

Information:

• Hintergrundinformationen zu Sieger Köder und zum Kunstbild (I1)

• Informationen zu „Wäre die Welt ein Dorf mit hundert Einwohnerinnen und Einwohnern …“ (I2)

Einstieg/Aktivierung:

• Bildbetrachtung (S. 63): Folgende Fragen können gestellt werden: Was fällt dir auf dem Bild auf? Wie wird der Prophet Amos dargestellt? Welche Merkmale besitzen die Personen um ihn? Was ist im Hintergrund zu sehen?

• Reflexion: Überlegungen zum Wort „Prophet:in“: Auch heutzutage hört man immer wieder das Wort „Prophet:in“. Wer wird heute damit bezeichnet? Dazu könnte das Lied „Astronaut“ von Sido angehört werden.

Erarbeitung:

• Reflexion: Das Gedankenexperiment lesen (S. 65) und den Arbeitsauftrag erfüllen.

• Bucharbeit: Methodenkoffer auf S. 65 verweist auf die Methode „einen Protestsong schreiben“. Zu einer vorgegebenen oder einer frei gewählten Melodie einen Songtext mit kritischen Inhalten zum Weltgeschehen schreiben. Die Methodenbeschreibung befindet sich in der Methodenwerkstatt im Buch.

• Bucharbeit: Zitate der Prophet:innen auf S. 64 lesen, den Bildern zuordnen und die Bedeutung im Plenum besprechen. Versuchen, auch herauszufinden, was die abgebildeten Personen machen/gemacht haben.

Vertiefung/Abschluss:

• Klassenaufstellung: Aktuelle Fotos oder Zeitungsartikelüberschriften auf Beamer zeigen und vorlesen. Im Klassenzimmer auf einer Skala von 1 bis 10 aufstellen und bewerten, ob die Schlagzeile/ das Bild Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit zeigt. Über die einzelnen Inputs soll auch diskutiert werden.

• Plakatgestaltung: Selbst zum/zur Prophet:in werden. Zu folgenden oder ähnlichen Fragestellungen ein Plakat/ eine Heftseite gestalten: Was regt uns in der Welt auf? Was läuft nicht optimal in deiner Welt? Worauf könnten die Menschen auf der Welt verzichten? Wie könnte der Friede gesichert werden? Was regt dich auf?

• Haiku schreiben: Haiku zu ihrem Verständnis von (Un)Gerechtigkeit formulieren. (M1)

113 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 5.0/5.1 SCHAU HIN/ STOP, LOOK, GO

I1 Kurzbiografie und Bildbeschreibung

Künstler

Sieger Köder wurde am 3.1.1925 in Wasseralfingen (Deutschland) geboren und starb am 9.2.2015. Er besuchte in Deutschland das Gymnasium. Nach dem Abitur kam er zur Wehrmacht und zu Kriegsende in Kriegsgefangenschaft in der Bretagne. Ab 1946 studierte er zunächst Ziselieren und Silberschmieden, später dann Malerei und Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. 1951 studierte Köder Anglistik. Ab 1954 unterrichtete er an einem deutschen Gymnasium Kunst, bis er 1965 Theologie zu studieren begann. Er wurde Priester. In seinem privaten Leben malte er und gilt als einer der bedeutendsten Maler christlicher Kunst im 21. Jahrhundert. Eines seiner bekanntesten Werke ist die „Tübinger Bibel“.

Seine Art der Malerei ist wohl einzigartig. Biblische Geschichten wurden von Sieger Köder in eine leicht verständliche und erzählende Darstellung gebracht. Er wollte durch seine Bilder predigen und schaffte es auch, bekannte Motive einfach umzusetzen. Die Darstellungen versuchte er an seine Überzeugungen anzupassen, so malte er statt dem Jesuskind die Bibel in die Krippe.

Werk

In der Mitte der Menschengruppe steht Amos, der Prophet. Er hält seine beiden Arme auseinander, wobei eine Hand Richtung Himmel, zu Gott, zeigt und die andere zu den Menschen. Die Aufgabe von Prophet:innen soll damit gezeigt werden, nämlich Sprachrohr zwischen Gott und den Menschen zu sein.

Die Menschen, die Amos umgeben, sind Frauen und Männer. Einige von ihnen weisen besondere Eigenschaften auf. Zwei wenden sich ab, die anderen ihm zu. Der Mann im Vordergrund, im blauen Gewand, ist ein jüdischer Gelehrter. Dafür spricht, dass er den Gebetsschal trägt und ein Buch in der Hand hält. Er möchte nicht stehen bleiben, sondern versucht, schnell vorbeizugehen.

Im rechten unteren Bildrand sind zwei Hände sichtbar, eine in Gips und eine, die zu einer Faust geballt ist. Sie stehen für Verletzte und für Gewalt. Die Frau auf der rechten Seite verdeckt ihre Augen, möchte aber hinsehen und hinhören.

Im Hintergrund, der dunkel gehalten ist, sieht man die Umrisse einer zertrümmerten Stadt. Nur noch die Ruinen der Häuser sind sichtbar. Aber auch die Hoffnung erblüht. Dargestellt wird sie durch eine weiße Rose, die auf den Trümmern wächst und kurz vorm Aufblühen ist.

Quellen:

https://t1p.de/Mitei

https://de.wikipedia.org/wiki/Sieger_K%C3%B6der#Bilder

I2 (Informationen zu „Wäre die Welt ein Dorf mit hundert Einwohnerinnen und Einwohnern …“)

Die Zahlen der einzelnen Bereiche sollten aktuell gehalten werden.

Es gibt verschiedene Erklärvideos, die online abgerufen werden können. Z. B.: https://www. youtube.com/watch?v=BYXfbLBhKPk

Lösungen aus dem Buch (Achtung, diese können sich verändern!):

Christ:innen: ca. 21

Menschen, die als Analphabeten gelten: ca. 13

Verheiratete Mädchen: in West-/Zentralafrika 12 unter 15 Jahren, jährlich unter 18 ca. 14

Kinder, die mit Lego spielen: 5 Kinder, die Micky Mouse kennen: 98 Handys: 104

Personen auf der Flucht: 1

Quellen:

https://t1p.de/ATL

Drösser, Christoph / Coeneberg, Nora: 100 Kinder, Stuttgart: Gabriel in der Thienemann-Esslinger Verlag, 2022.

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Arbeitsblatt (M1) Haiku

Damit werden oft Gefühle ausgedrückt, aber nicht direkt erwähnt. Die Zeitform ist Präsenz.

1. Zeile: ein konkreter Sachverhalt

2. Zeile: Beispiele, die diesen Sachverhalt beschreiben

3. Zeile: eine positive oder negative Wendung

Quelle: https://www.schreiben.net/artikel/haiku-4017/

Gerechtigkeit Menschen, die einander helfen

Himmel auf Erden?

115 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• Chancen und Herausforderungen im Bereich der Verteilungsgerechtigkeit beschreiben. (A) ungerechte Aufteilungen von Gütern, Bildung usw. anhand von Weltkarten erklären. (A)

• eigene Meinungen zur Verteilungs- und Chancengerechtigkeit erläutern. (D)

• Berufungserzählungen von Prophet:innen wiedererzählen. (B)

• über Prophet:innen heute informieren. (A,D)

Informationen:

• Chancengerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit (I1)

• Der Prophet Amos (I2)

Einstieg/Aktivierung:

• Gerechtigkeit fühlen: Eine Tafel Schokolade mit in die Klasse bringen und die Schüler:innen diese gerecht an alle in der Klasse aufteilen lassen. Dazu ein Konzept auf der Tafel entwerfen.

• Weltkarten analysieren: Auf der Plattform 3 verschiedene Weltkarten aussuchen und diese erklären. Fragen können sein: Was wird auf der Karte dargestellt? Was fällt besonders auf?

Link: https://t1p.de/Weltkarten

• Bildbetrachtung: Beschreiben der Karikaturen. Danach diskutieren, was an den Bildern gerecht und was ungerecht ist. (M1)

Erarbeitung:

• Bucharbeit: Tortendilemma auf S. 66 lesen. Danach Arbeitsauftrag auf derselben Seite machen.

• Internetrecherche: Mit der Reise des Orangensaftes anhand der interaktiven Seite auseinandersetzen. Dabei können einzelne Übungen herausgenommen oder die gesamte Reise erarbeitet werden.

Link: https://t1p.de/Orangensaft

• Übungsblatt mit weiteren Berufungserzählungen aus der Bibel erarbeiten (M2) und diese untereinander vergleichen. Mit der Berufungserzählung von Jeremia im Buch auf S. 67 vergleichen.

Vertiefung/Abschluss:

• Reflexion: Einen Satz formulieren, was „Verteilungsgerechtigkeit“ für einen selbst bedeutet.

• Diskussion: „Wer könnte heute ein Prophet/eine Prophetin sein?“

„Woran erkennt man falsche Prophet:innen?“

Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 116 5.2 VERTEILUNGSGERECHTIGKEIT
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Die Chancengerechtigkeit meint, dass unabhängig von sozialer Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe usw. jede und jeder die Voraussetzung haben muss, dasselbe zu erreichen. Vor allem im Bereich der Ausbildung und Karriere ist das entscheidend. Zudem umfasst sie auch das Recht auf einen fairen Wettbewerb. Ein Beispiel, das diesbezüglich oft genannt wird, ist die Anzahl von Frauen in Führungspositionen. Leider ist es auch in Österreich so, dass in den oberen Gremien in Unternehmen viel mehr Männer als Frauen arbeiten.

Es gibt auch die Unterscheidung zwischen Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit. Erstere meint, dass alle die Möglichkeit bekommen sollen, dasselbe zu erreichen. Dafür erhalten die Menschen dieselbe Unterstützung. Bei der Chancengerechtigkeit geht es darum, dass jede und jeder genau das erhält, was er/sie braucht, um dasselbe Ziel erreichen zu können. Das betrifft hauptsächlich Herkunft, Gesundheitszustand oder Wohnort. Bei Benachteiligungen muss hier eingegriffen und geholfen werden.

Die Verteilungsgerechtigkeit beschäftigt sich mit der gerechten Aufteilung von Gütern. Im Kontext von Familie und Freunden wird eher eine gleiche Verteilung der Güter als „gerecht“ definiert. In der Arbeitswelt wird eine Verteilung je nach Leistung bevorzugt. Im Staat wird eine solche Verteilung angestrebt, dass jedem und jeder in gleichen Maßen der Nutzen der Gesellschaft zukommt. Dazu zählen die Gestaltung der Pension oder des Arbeitslosengeldes.

Quellen:

https://www.dwds.de/wb/Chancengerechtigkeit

https://t1p.de/Chancengleich

https://www.pflanzen-forschung-ethik.de/ethik/1496.theorien-gerechtigkeit.html

I2 Der Prophet Amos

Amos gilt als ältestes Prophetenbuch in der Bibel. Er lebte um circa 750 im Nordreich Israel, stammte aber wahrscheinlich aus dem Süden. Amos arbeitete als Schafzüchter (Am 1,1), wurde aber von Gott in den Norden gesandt.

Besonders interessant gestalten sich die Gerichtsansagen, die in den Kapiteln 3 bis 6 zu lesen sind. Sie beginnen mit „Höret“ in den Kapiteln 3,1; 4,1 und 5,1. Hier werden die sozialen Zustände in Israel beschrieben und von ihm stark kritisiert.

In den Kapiteln 7 bis 9 befinden sich fünf Visionen von Amos, dazu zählen eine Heuschreckenplage oder eine Feuerbrunst. Am Ende in Kapitel 9 ist von Heilsansagen zu lesen, die das Buch positiv enden lassen. Bekannt darin ist Am 9,11: „An jenem Tag richte ich die zerfallene Hütte Davids wieder auf und bessere ihre Risse aus, ich richte ihre Trümmer auf und stelle alles wieder her wie in den Tagen der Vorzeit […].“

Quellen: https://t1p.de/Amo

https://www.schlachterbibel.de/de/bibel/amos/ https://www.bibleserver.com/EU/Amos9%2C11

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I1 Chancengerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit

Arbeitsblatt Chancengerechtigkeit (M1)

Schaut euch die beiden Bilder an und beschreibt, was ihr darauf seht. Versucht zu erklären, welche gerechten und ungerechten Situationen angesprochen werden.

Wer als Erster alle Steine an die Oberfläche gebracht hat, gewinnt.

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Arbeitsblatt Berufungserzählungen (M2)

Vergleiche die Berufungserzählung von Jeremia in deinem Religionsbuch auf S. 67 mit folgenden Erzählungen aus der Bibel:

1 Sam 3 und Jer 1,4-10.

Wann? Wo? Wer? Wie? Reaktion Auftrag

1 Sam 3 Jer 1,4-10 Jes 6,1-6

1 Sam 3 Jer 1,4-10 Jes 6,1-6

Wann? Nachts, Samuel ist jung jung

Todesjahr des König Usijas

Wo? Tempel Mutterleib Tempel

Wer? Gott Gott Gott

Wie? Ruf von Gott

Reaktion Angst, Eli alles zu sagen

Auftrag Nachricht an Eli

Wort von Gott Hand Gottes berührt Mund

Ich kann nicht reden

Ausreißen, niederreißen, vernichten, aufbauen, einpflanzen

Gott auf Thron, 2 Serafim Glühende Kohle auf Lippen

Hier bin ich, sende mich! Annahme

Herz der Menschen verschließen, bis Einsicht kommt

119 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können …

• Aussprüche von Propheten:innen erkennen. (A,B) biblische Prophet:innen nennen und ihr Tun erklären und bewerten. (B,D)

• die Bedeutung von Prophet:innen für die Welt damals und heute erläutern. (C,E)

• Informationen zum Buch Amos geben. (A)

Informationen:

Biblische Prophet:innen (I1)

Einstieg/Aktivierung:

Plakatarbeit: Das Buch Amos durchschauen und die Aussagen auf S. 69 im Buch lesen. Dazu Plakate in Form von Sprechblasen gestalten.

• Kunstbetrachtung: Fresken in der Sixtinischen Kapelle (Michelangelo), die Propheten zeigen, auf die Tafel projizieren. Danach in Gruppen einen Propheten aussuchen und seine Pose nachstellen. Was könnte er denken? Warum wird er so dargestellt?

Auflistung Link:

https://t1p.de/Sixtina

Erarbeitung:

Bibelarbeit: Arbeitsauftrag (S. 68) machen. Tipp: Die Namen der großen und kleinen Propheten befinden sich im Inhaltsverzeichnis der Bibel.

• Diskussion: Zitate aus dem Buch Amos (S. 69) lesen. Vergleich mit der Weltsituation heute. Gegebenenfalls kann hier mit Zeitungsartikeln (auch online) gearbeitet werden. Welche Missstände gibt es auch heute?

• Diskussion: In Gruppen oder im Plenum. Diskussion ausgehend von den Zitaten führen (S. 69). Fragen dazu: Wie hat sich die Situation von damals zu heute verändert? Was fällt den Schüler:innen zu den einzelnen Zitaten in Bezug auf ihr Leben/ die Welt heute ein?

Vertiefung/Abschluss:

Textarbeit: Text „Eine Stadt mit zwei Gesichtern“ lesen. Dazu wird eine Tabelle mit positiven und negativen Seiten der Stadt im Heft erstellt.

Link:

https://t1p.de/Stadtgesichter

• Blick auf die Welt: In M1 findet sich das Porträt eines Propheten/einer Prophetin heute. Das Porträt ins Heft kleben und rundherum aufschreiben, was sich der junge Mann/die junge Frau denkt, wenn er/sie anstelle der Schüler:innen auf ihrem Platz sitzen würde. Was würde ihm/ihr durch den Kopf gehen? Das schwarzweiße Bild kann auch mit Farben über-/ bemalt werden.

• Lied: „Here I am Lord“ singen und zentrale Aspekte daraus übersetzen.

Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 5.3 BIBLISCHE PROPHETINNEN UND PROPHETEN
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Die biblischen Prophet:innen nehmen eine bedeutende Rolle in der Bibel ein. Diese Frauen und Männer wurden von Gott auserwählt, um göttliche Botschaften an das Volk Israel zu übermitteln. Die Prophet:innen dienten als Vermittler zwischen Gott und den Menschen und ihre Aufgaben umfassten oft die Verkündigung von Gottes Wort, die Warnung vor Katastrophen und die Aufforderung zur Umkehr. Wichtig ist zu betonen, dass ihre Botschaften vor allem mündlich weitergegeben wurden, erst später wurden ihre Worte aufgeschrieben.

Ihnen ist im Alten Testament ein eigener Teil, die Bücher der Propheten (Nebiim), gewidmet. Wenn man auch oft denkt, dass darin nur prophetische Schriften vorkommen, stimmt das aber nicht völlig. Viele weitere prophetische Erzählungen sind in der Bibel zu finden. Man denke dabei nur an das Buch Rut. Eingeteilt werden die prophetischen Bücher in zwei Teile. Es gibt große und kleine Propheten. Zu den großen Propheten zählen Jesaja, Jeremia und Ezechiel. Die zwölf kleinen Propheten sind z. B. Joel, Amos, Jona oder Micha.

Neben diesen eigenen Prophetenbüchern gibt es in der Bibel verschiedene Arten von Prophet:innen. Hier sind besonders die Tempel- und Kulturpropheten wichtig, da sie in der damaligen Zeit dem staatlichen Beamtenapparat angehörten. Oft erfuhren sie von ihrer Berufung durch Gott. Hofpropheten arbeiteten am Hof und unterstützten den Herrscher bei seinen Entscheidungen. Die Einzelpropheten sind eine kleine Gruppe in der Bibel. Sie sind es, die Kritik an der Gesellschaft betrieben und sie zur Umkehr brachten. Oft hatten sie ein geringes Ansehen in der Gesellschaft und wurden verfolgt oder verspottet. Gute Einführungen und auch für Schüler:innen zu bearbeitende Texte finden sich unter:

https://www.katholisch.de/dossier/77-die-propheten-im-alten-testament

Quellen:

https://t1p.de/Prop

https://t1p.de/Prophe

https://franziskaner.net/was-sind-propheten/

121 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
I1 Biblische Prophet:innen

Arbeitsblatt Prophet (M1)

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5.4 UND WIE LEBEN WIR HEUTE?

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• über die Menschenrechte informieren. (A) wichtige Menschenrechte nennen und ihre Bedeutung definieren. (A,D)

• ein persönliches Ranking der Menschenrechte vornehmen. (D,E)

• Inhalte der Enzyklika Laudato si’ aufzählen. (A)

• den Unterschied zwischen Menschenrechten und Gesetzen und Regeln diskutieren. (D)

Information:

• Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (I1)

• Nachhaltige Entwicklungsziele der UNO (I2)

Einstieg/Aktivierung:

• Lied von Wolfgang Ambros „A Mensch möchte i bleib’n“ anhören und das Arbeitsblatt bearbeiten. (M1)

Link: https://t1p.de/Ambros

• Diskussion: Friede, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sind laut Papst Franziskus untrennbar miteinander verbunden. Stimmt das oder können diese drei Bereiche getrennt voneinander betrachtet werden?

• Kurzfilm zu Laudato si’ auf S. 71 ansehen und die wichtigsten Aussagen zusammenfassen.

Erarbeitung:

• Zeit für Laudato si’ auf S. 71 lesen und die wichtigsten Inhalte anstreichen.

• Künstlerische Gestaltung: Alle Artikel der AEMR als Gebots-/Verbotsschilder gestalten und damit eine Ausstellung im Schulgebäude machen.

• Internetrecherche: Neben den Menschenrechten gibt es auch die sog. Kinderrechte. Dazu recherchieren und Erkenntnisse in der Klasse vorstellen.

• Video zu 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) anschauen.

Link: https://t1p.de/17Ziele

Vertiefung/Abschluss:

• Diskussion: Fehlen Menschenrechte oder gibt es noch weitere Themen, die in den Menschenrechten verankert gehören? Z. B. das Recht auf einen Internetzugang?

• Spiel: Menschenrechteboot. Es ist ein Gedankenexperiment. Man sitzt auf einem Boot und man muss Ballast abwerfen. Von den bereits ausgewählten Menschenrechten (M2) kann man nur fünf als Klasse behalten, damit das Boot nicht sinkt. Welche Rechte wären das und warum? Diskussion in der Klasse und Auswahl der Menschenrechte.

• Internetrecherche: Über die Arbeit von Amnesty International informieren.

Link: https://www.amnesty.at/

123 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

I1 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (abgekürzt AEMR) wurde am 10.12.1948 verabschiedet. Sie gilt als weltumfassendes Dokument, das den Schutz der Menschen grundlegt. Vor der Verabschiedung waren die Menschenrechte national geregelt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss man, dass derartige Gräuel nicht mehr vorkommen dürften und alle Menschen in Frieden leben sollten. Im Jahr 1948 stimmten 48 Staaten der UNO für die Erklärung der Menschenrechte, acht enthielten sich ihrer Stimme.

Rechtlich ist die AEMR kein juristisch bindendes Dokument, sie hat eher einen moralischen und politischen Schwerpunkt. Dennoch gibt es den Gerichtshof der Menschenrechte in Den Haag, der beispielsweise bei Kriegsverbrechen Urteile ausspricht. Für die Einhaltung der Rechte ist der Staat verantwortlich. Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International setzen sich mit diesem Thema auseinander und kämpfen für die Einhaltung der Menschenrechte weltweit.

Die Menschenrechte gelten für alle Menschen, unabhängig von Religion, Geschlecht, Hautfarbe usw. Es handelt sich um 30 Artikel, die von einer Präambel eingeleitet werden. Aufteilen könnte man die Menschenrechte in „bürgerliche und politische Rechte“ (z. B. Recht auf Leben, Verbot der Folter usw.), in „wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte“ (z. B. Recht auf Arbeit, Recht auf Bildung, Recht auf Wohnung usw.) und in „kollektive Menschenrechte“ (z. B. Recht auf Entwicklung, Recht auf Selbstbestimmung usw.).

Quellen:

https://t1p.de/AEMR

https://t1p.de/AEMRI

I2 Nachhaltige Entwicklungsziele der UNO

Die Nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO auch Sustainable Development Goals oder kurz SDGs genannt, sind ein globaler Plan, um Frieden, Wohlstand und Schutz für den Planeten zu gewährleisten. Die Agenda setzt sich das Ziel, bis 2030 nachhaltiger zu sein. Sie umfasst 17 Ziele. Die Ziele umfassen vor allem den Kampf gegen Armut und Hunger, aber auch gegen Ungleichheiten und unnachhaltigen Konsum.

Quelle:

https://unric.org/de/17ziele/

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Arbeitsblatt Ambros-Lied (M1)

Hört euch das Lied „A Mensch möchte i bleib’n“ von Wolfgang Ambros an: https://www.youtube.com/watch?v=-vU9E1yqnZ4

Was macht einen Menschen zu einem Menschen laut Wolfgang Ambros?

Was meint Wolfgang Ambros, wenn er singt, dass Leute viel für Geld tun? Was tun sie dafür?

Was gehört für dich dazu, dass ein Mensch ein Mensch ist. Schreibe Merkmale in die Box.

125 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Arbeitsblatt Menschenrechtskärtchen (M2)

Art. 1: Freiheit, Gleichheit, Solidarität

Art 2: Verbot der Diskriminierung

Art. 3: Recht auf Leben und Freiheit

Art. 4: Verbot der Sklaverei

Art. 9: Schutz vor willkürlicher Verhaftung

Art. 12: Recht auf Privatsphäre

Art. 5: Verbot der Folter

Art. 10: Anspruch auf ein faires Gerichtsverfahren

Art. 13: Recht auf Bewegungsfreiheit im eigenen Land

Art. 7: Gleichheit vor dem Gesetz

Art. 11: Unschuldsvermutung

Art. 14: Recht auf Asyl

Art. 16: Recht auf Ehe und Schutz der Familie

Art. 18: Gedanken- und Religionsfreiheit

Art. 19: Recht auf freie Meinungsäußerung

Art. 20: Recht auf Versammlungsfreiheit

Art. 24: Recht auf Freizeit und Erholung

Art. 29: Jeder Mensch hat Pflichten gegenüber der Gemeinschaft

Art. 21: Wahlrecht

Art. 26: Recht auf Bildung

Art. 23: Recht auf Arbeit und gleichen Lohn

Art. 27: Freiheit des Kulturlebens

126 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

KAPITEL 6: MEHR ALS ALLES

Lehrplanbezug: KOMPETENZBEREICH A & B: Menschen und ihre Lebensorientierungen & Gelehrte und gelebte Bezugsreligion

LEITKOMPETENZ 2 & 3:

» Sich mit den großen Fragen der Menschen auseinandersetzen können & Grundlagen und Leitmotive des christlichen Glaubens kennen und für das eigene Leben deuten können

» Kompetenzbeschreibung (KB):

› Die Schülerinnen und Schüler können die über den Tod hinausgehende christliche Hoffnung beschreiben.

› Die Schülerinnen und Schüler können Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi als Hoffnungsbild für Menschen reflektieren

» Anwendungsbereich (AB):

› Biblisch-hermeneutische Kompetenz: eschatologische Bilder10, Erlösungsglaube

› –

» Unterrichtshinweise (UH):

› –

› Erfahrungen von Scheitern und Neubeginn, Passionsgeschichte und Osterevangelium, Bedeutung des Kreuzes, österlicher Glaube als christliche Lebenshaltung

» Kompetenzniveau 1:

› Die Schüler:innen können ein eschatologisches Bild unter dem Aspekt christlicher Hoffnung beschreiben

› sich mit Tod und Auferstehung Jesu als zentralem christlichen Glaubensgeheimnis auseinandersetzen.

Grundkompetenzen: Schülerinnen und Schüler können ...

» sich mit der großen Menschheitsfrage „Was kommt nach dem Tod?“ auseinandersetzen. (A, B)

» können die Bedeutung des Kreuzes als Symbol des Leidens und der Hoffnung erläutern. (A, B)

» können die Passionsgeschichte Jesu beschreiben und Bezüge zur Gegenwart und zu ihrem Leben herstellen. (A, C, D)

» können Bilder und biblische Aussagen zur Auferstehung beschreiben und dazu Stellung nehmen. (B, D)

» können sich mit dem Tod und der Auferstehung Jesu als christliches Glaubensgeheimnis auseinandersetzen. (B, E)

» können das Leiden, das Sterben und die Auferstehung Jesu Christi als Hoffnungsbild für Menschen erfassen und deuten. (A, D)

Aufbau des Kapitels:

Dieses Kapitel orientiert sich vor allem an folgenden zentralen fachlichen Konzepten: Lebensrealitäten und Transzendenz und Jesus, der Christus. Als übergreifendes Thema ist dem Kapitel zugeordnet: Sprachliche Bildung und Lesen (10)

Das Kapitel 6 „Mehr als alles“ ist zeitlich der Fastenzeit und Ostern zugeordnet. Werner Hofmeisters Installation „Tabula Saltandi“ auf dem Grazer Kalvarienberg lädt ein, über den Tod als Sprungbrett in eine neue Wirklichkeit nachzudenken.

In einem ersten Schritt wird eine Auseinandersetzung mit den Fragen „Woher kommen wir und wohin gehen wir?“ angeregt. Es folgt ein Nachdenken über das Kreuz, das Leiden und Sterben Jesu. Im Zentrum steht dabei die christliche Hoffnung auf die Auferstehung und auf Erlösung. Die Liebe Gottes ist stärker als das Leiden und der Tod. Aus dem Glauben an die Auferstehung Jesu schöpfen viele Menschen Kraft, auch im Leben immer wieder aufzustehen. Leiden und Tod haben nicht das letzte Wort! Gott schenkt uns neues Leben – hier und jetzt, aber auch über die Grenzen von Zeit und Raum hinaus! Abschließend lädt das Osterspecial dazu ein, mit Thomas über Glauben und Zweifel nachzudenken.

128 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 128

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Symbolik einer künstlerischen Darstellung des Kreuzes oder der Auferstehung beschreiben und deuten. (A, B)

• verschiedene Aussagen von Jugendlichen zur Frage „Wohin gehen wir?“ analysieren und dazu Stellung nehmen. (A)

• die Vorstellungen von Albert Biesinger zur Frage „Wohin gehen wir?“ reflektieren. (B)

• Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener (religiöser) Vorstellungen diskutieren. (D)

Information:

Informationen zu Werner Hofmeister und zur Kunstinstallation „Tabula Saltandi“ (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Einführungstext (S. 74) lesen und in Kleingruppen über die Einführungsfragen philosophieren und theologisieren.

• Bildarbeit (S. 75) und „Zuckerl-Schreibmeditation“ Projektion des Werks „Tabula Saltandi“. Schüler:innen bekommen ein Zuckerl (Traubenzucker ...). Spontanes Aufschreiben von Assoziationen, während das Zuckerl verzehrt wird. Austausch und Vergleich der aufgeschriebenen Gedanken.

• Bildtitel „Tabula Saltandi“ erschließen bzw. übersetzen und den Begriff „Kreuz/Tod als Sprungbrett“ reflektieren.

Erarbeitung:

• Den Einführungstext (S. 76) lesen und sich mit den Aussagen der Jugendlichen auseinandersetzen und eine eigene Position beziehen. Übung in der Gruppe: Was kommt nach dem Tod? Sich vertieft mit den Aussagen der Jugendlichen auseinandersetzen und sich in der Klasse darüber austauschen. (M1)

• Zeit für Albert Biesinger (S. 77) lesen und drei wichtige Aussagen markieren und vergleichend diskutieren.

• Den Satz von Albert Biesinger „Vielmehr wird alles Geistige an mir, was ich in diesen Jahren hier auf der Erde mit anderen, mit mir selbst und mit Gott erlebt habe, als ,Geistperson' im ewigen Leben bei Gott sein“ ergänzend zu den Aussagen der Jugendlichen auf S. 77 ins Gespräch bringen.

Vertiefung/Abschluss:

• Den DigiPoint (S. 77) Albert Biesinger berichtet von seiner Nahtoderfahrung (Minute 2’43“ bis 19’48“) gemeinsam ansehen und diskutieren.

• Den Bericht An der Grenze. Zwischen Leben und Tod lesen und besprechen. (M2)

• Den DigiPoint (S. 76) Was passiert mit der Seele nach dem Tod? anschauen und zu den Aussagen persönlich Stellung nehmen. Transkript der Straßenumfrage. (M3)

129 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe
an Dritte ist verboten. 6.0/6.1 MEHR ALS ALLES/ WOHIN GEHEN WIR?

Werner Hofmeister wurde 1951 in Klein St. Paul in Kärnten geboren. Er lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in seinem Geburtsort. Viele seiner Kunstwerke befinden sich im öffentlichen und kirchlichen Raum. Hofmeister arbeitet vorwiegend mit den Materialien Beton und Metall. In seinem Heimatort gründete er das „Museum für Quellenkultur“. Rund um das Museum entstand ein großer Skulpturenpark mit Werken von unterschiedlichen Künstler:innen.

Quelle:

https://t1p.de/wernerhofmeister

Tabula Saltandi, 2003, Aluminiumguss, orange lackiert. Kalvarienberg, Graz

Die Kalvarienberganlage am Austein im Grazer Bezirk Lend ist 1660 weitgehend fertiggestellt worden und galt seither als eine der größten und bedeutendsten Kreuzweganlagen der ehemaligen Monarchie.

Die Anlage wurde anlässlich von „Graz 2003 –Kulturhauptstadt Europas“ mit Spendengeldern renoviert und in ihren ursprünglichen Zustand gebracht. Im Kulturhauptstadtjahr – als Teil der groß angelegten Ausstellung „HIMMELSCHWER. Transformationen der Schwerkraft“ – schuf der Kärntner Künstler Werner Hofmeister (geb. 1951) die „zwölfeinhalbte Station“ im unmittelbaren Nahbereich zur Kreuzigungsgruppe, wenn man die steinerne Treppe bergabwärts geht.

Die monumentale Skulptur mit der Inschrift „Tabula Saltandi“ hebt sich auch durch ihre Farbgebung deutlich von ihrer Umgebung ab. Die lateinische Inschrift bedeutet so viel wie „Sprungbrett“. Der Künstler hat für diese permanente Installation ein bereits bestehendes Werk extrem vergrößert, schnitzen lassen, in Aluminium gegossen und mit der Signalfarbe Orange gestrichen.

Saltandi“

Im Entwurf verwendete er ein Grabkruzifix, die Darstellung Christi, der ans Kreuz genagelt wurde. Ein Motiv, das seit dem Barock in immer gleicher Weise tradiert wird. Christus hängt am Kreuz, die Arme durch das Gewicht des Körpers lang nach unten gezogen, die Beine leicht angewinkelt – mit diesem Sujet spielt Hofmeister und erzielt dadurch eine fulminante Wirkung: Er schiebt den Gekreuzigten an das obere Ende des Kreuzes und erzeugt dadurch eine Kraft und Dynamik, die den Leidenden plötzlich der Schwerkraft entzieht. Die Arme erscheinen nun wie nach oben gestreckt und die Körperhaltung lässt den Ansatz zum Sprung vermuten.

Die Assoziation von Schmerz und Tod der Kreuzigung verlagert sich und wird zu einem überraschenden Glücksgefühl. Somit wurde durch diesen minimalen Eingriff eine Neuinterpretation für die Symbolik des Kreuzes ermöglicht – nämlich vom sich dahinterliegenden Kreuz zu lösen und abzuspringen in eine nicht definierte Höhe. Mit dem Bruch dieser Bildtradition löst sich der Leidensdruck auf, seine Schwere verliert sich und enthebt sich allem Irdischen. Werner Hofmeister gelingt auf diesem Weg ein Ausbruch aus einer Tradition der Erstarrung, des Innehaltens und der Trauer.

Quellen: Tangl, Eva: Jump – Absprung. KULTUM Graz 2003 https://t1p.de/tabulasaltandi

Ein österlicher Gedanke zur Kunstinstallation von Pfarrer Dr. Josef Reisenhofer: In diesem Werk versinnbildlicht sich die dramatische Botschaft von Ostern: Auferstehung als Loslösung von tödlicher Umklammerung, Aufbruch aus der fesselnden Todeserfahrung in die Weite neuen Lebens. Absprungbasis ist das Kreuz. Das Kreuz, Krisen, Leidensgeschichten und Krankheiten können die Basis für persönliche Weiterentwicklungen im Leben sein.

Quelle: Reisenhofer, Josef: Pfarrblatt Hartberg. 03/04 2021 – NR. 02 – 67. JG. S. 3

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I1 Informationen zur Kunstinstallation „Tabula
130

Was kommt nach dem Tod? (M1)

Die einzelnen Aussagen der Jugendlichen für die jeweilige Gruppengröße kopieren und ausschneiden.

Vier bis sechs Schüler:innen erhalten jeweils einen Satz mit den Aussagen.

Die Karten werden verdeckt in die Mitte gelegt. Reihum deckt jede/r eine Karte auf und äußert seine/ihre Meinung zu der Aussage. (Zum Beispiel: „Das sehe ich auch so.“ „Ich würde das ein bisschen anders sagen, nämlich ...“ „Das finde ich gar nicht, weil ...“)

Gar nichts, nach dem Tod spürt man nichts mehr.

Ich glaube, dass ich als reine Energie weiterexistiere.

Ich träume davon, ins Paradies zu kommen.

Ich denke, dass ich entweder in den Himmel oder in die Hölle komme.

Ich hoffe, zu Gott zu kommen und frei von allen Ängsten zu sein.

Die Seele kommt in die Hölle oder zu Gott und der Körper vermodert im Grab.

Die Guten kommen in den Himmel und die Bösen kommen in die Hölle.

Wir werden beerdigt und liegen für immer im Grab.

Ich verwese.

Nach dem Tod kommen wir in eine bessere Welt.

Drei Karten bleiben frei. Wer eine dieser Karten hebt, äußert seine persönliche Meinung.

Abschließend einigt sich die Kleingruppe auf eine Aussage, die sie im Plenum diskutieren möchte.

Quelle: Bearbeitet und gekürzt nach Herbert Kolb. Was kommt nach dem Tod? Theologische Gespräche mit Jugendlichen. Lizenz: CC BY SA. https://t1p.de/kolb-baustein-tod

Ich glaube, dass ich auf die Erde zurückkehre, aber als andere Person oder ein Tier.

Ich glaube, dass man zu einem Geistwesen wird.

Ich sehe es so, dass mein Körper stirbt, aber meine Seele weiterlebt.

Ich glaube, dass ich an einem unbekannten Ort weiterlebe.

Ich bin körperlich nicht mehr da, seelisch und geistig aber schon.

Die Seele des Toten geht in den Himmel und verweilt dort glücklich!

Das Leben ist dann noch nicht vorbei, sondern es ist eine andere Stufe des Lebens.

Ich stelle mir vor, im Paradies ewig glücklich zu sein.

Ich denke, dass ich ein neues Leben habe, ohne zu wissen, dass ich bereits gelebt habe.

Ich stelle mir vor, als Schutzengel meine Freunde und meine Familie zu beschützen.

Ich stelle mir vor, dass ich mir ein neues Leben aussuchen kann.

Für mich ist danach einfach nichts mehr.

Ich bin überzeugt davon, wiedergeboren zu werden.

Meine Seele wird zu Gott kommen.

Wenn man Gott im Leben angenommen hat, bekommt man das ewige Leben.

Dann kommt die Seele eines Menschen wieder – als Mensch oder Tier – auf die Erde zurück.

Ich träume davon, ins Paradies zu kommen und alle wiederzutreffen.

Wir leben in einer anderen Welt weiter.

Es gibt noch ein Leben, in dem man unsterblich ist.

Den Tod gibt es eigentlich gar nicht.

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An der Grenze zwischen Leben und Tod (M2)

Albert Biesinger, ehemaliger Professor an der Universität Tübingen, war an der Grenze zwischen Leben und Tod. In knappen Worten beschreibt er seine Nahtoderfahrungen von 2010.

Elf Tage Intensivstation nach einer Routineoperation.

Der Arzt sagte, Sie sind in einer Woche wieder an der Uni im Einsatz. Es kam zu lebensgefährlichen Komplikationen. Darmlähmung, Magensaft in der Lunge, Aspirative Pneumonie, septischer Schock. Die Ratlosigkeit der Ärzte wuchs so sehr, dass meine Frau schon überlegte, wo sie mich beerdigen lässt. Während dieser Zeit machte ich eine ganz heftige Erfahrung.

Ich saß auf einem Stuhl und vor mir war ein Rad wie ein großes Nudelholz, das sich zu mir her drehte links und rechts eingehängt. Ich saß auf einem Stuhl und drehte eine Radwalze, die links und rechts eingehängt war – ungefähr so dick wie ein Nudelholz.

Sie drehte sich auf mich zu und ich drehte dauernd dagegen und schaffte es nicht, sie aufzuhalten. Ich drehte diese Radwalze bis zur Erschöpfung. Total erschöpft, verschwitzt, ich kann nicht mehr …

Es war eine angenehme, klare Stimme. Nach einer langen Weile sagte plötzlich eine Stimme zu mir:

„Jetzt ist es so weit. Jetzt bist ja gleich im Himmel. Daraufhin hast du doch so oft hingepredigt.“

Es war eine angenehme, klare Stimme. Nicht meine eigene.

Und plötzlich entstand eine Explosion von hellem Glück …

Ein solches Glück gibt es hier auf dieser Erde nicht.

Ich habe schon viel Glück auch in meinem Leben erlebt. Aber ein solches Glück gibt es nicht hier.

Und ich wurde so richtig spitzbübisch neugierig:

Noch ein Millimeter, dann sehe ich Gott, den wollte ich doch immer schon mal sehen.

Und ich wartete: Jetzt kommt’s gleich, Glück, explosives Glück

Jetzt noch ein Millimeter – und so ging es ganz, ganz lang.

Glück, explosives Glück. Bis dann die Stimme sagte:

„Schade um deine Frau.“

Dann brach dieser Bewusstseinszustand ab.

Ganz offensichtlich arbeitete ich mich dann wieder in meinen malträtierten, schwer kranken Körper zurück.

Ein Gottesbeweis ist dieser extreme Bewusstseinszustand nicht.

Ein Bewusstseinszustand, den ich bisher nicht kannte. Denn es war auch nicht ein Traum. Als ich dann aus dem künstlichen Koma wieder zurückgeholt wurde: Immer, wenn ich kurz danach, aber auch Wochen und Monate danach darüber sprach, musste ich ziemlich schnell mit Tränen kämpfen – weil mich diese Erfahrung so intensiv existenziell berührt hat. Ein Gottesbeweis ist dieser extreme Bewusstseinszustand nicht.

Und ich war ja noch nicht im Himmel. Und ich war auch nicht tot. Aber ich war ganz nahe daran, meinen Körper endgültig zu verlassen. Mein Körper spielte schon gar keine Rolle mehr. Es war nur noch Glück, Glück, das mich geradezu angesogen hat, es war wie ein angenehmer intensiver Sog an Glück … wie eine Attacke …

Quelle: Biesinger, Albert: An der Grenze. Zwischen Leben und Tod, in: Feinschwarz 11/2015, in: https://t1p.de/LuT

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Was passiert mit der Seele nach dem Tod? – Straßenumfrage (M3)

Transkript der Straßenumfrage (DigiPoint S. 76). Glaubst du, dass der Mensch eine Seele hat?

Ne. Glaube ich nicht. Ich glaube, dass der Mensch eine Zusammensetzung aus einzelnen Atomen ist, genauso wie alles andere um uns herum auch. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mensch nach dem Tod stirbt, sich zersetzt und das war’s. Also ich glaube nicht, dass wir Menschen so wichtig sind, wie wir uns fühlen.

Ich bin der Meinung, die fährt in den Himmel. Jede Seele? Ja, jede. Warum? Warum nicht? Ich weiß nicht. Ich würde sagen, die hört dann auf. Die geht dann auch zu Ende mit uns.

Also, ich hoffe immer, dass die Seele irgendwie bestehen bleibt und vielleicht doch irgendwie in einen anderen Körper vielleicht weiterzieht oder dass nicht plötzlich so einfach nichts mehr da ist.

Oh Gott, das sind tiefgründige Fragen, das kann ich nicht beantworten. Keine Ahnung. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, um ehrlich zu sein.

Was passiert mit der Seele? Ich glaube einfach, dass sie weiterwandert, bis sie entweder einen neuen Körper findet in der Wiedergeburt oder in irgendeine Instanz übergeht. Man weiß nicht, worauf man sich vorbereiten muss, und man weiß nicht, ob es gut oder schlecht ist, und irgendwo beruhigt es einen, dass man es halt gar nicht rausfinden kann. Das wird Gott entscheiden wahrscheinlich.

Die kommt dann in die reale Welt, weil die Welt hier ist falsch. Die reale Welt ist der Him-

mel und alles, was Sie hier auf Ihrer Probezeit, sag ich mal, tun, entscheidet dann, wo Sie hinkommen, was für ein Leben Sie eigentlich wirklich führen wollen. Im Himmel oder in der Hölle. Deswegen immer nett sein, lieb sein, seinen Nächsten lieben.

Seele ist Energie und Energie geht immer irgendwo hin. Also Energie ist nicht auf einmal weg, sondern die Energie geht irgendwo hin und wo die hingeht, das kann ich leider nicht sagen. Also habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, ich weiß selbst noch keine richtige Antwort darauf. Ich habe aber das Gefühl, also irgendwas muss damit passieren, und die wird irgendwo hingehen und vielleicht von irgendjemandem wieder aufgenommen.

Ich denke, dass es eine Einheit von Körper und Seele ist und dass alle sterben, und ich glaube, dass es eine Zeit gibt, wo wir insgesamt auferstehen und neu geschaffen werden.

Das kann ich nicht beantworten, weil ich es nicht weiß. Es gibt ja nur Vermutungen, was man hofft, dass da irgendwas kommen würde. Aber ich sehe es so, ich habe zwei Töchter, mit denen ich mich gleich treffen werde, und das ist zumindest das, was anteilsmäßig weiterleben wird.

Impulse:

• Kennzeichne die Aussagen, denen du zustimmen könntest und die deinen Vorstellungen entsprechen, und jene, die du innerlich ablehnst!

Was würdest du spontan bei einer Straßenumfrage antworten?

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TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die wichtigsten Kreuzformen beschreiben und erklären. (A, B) über die Bedeutung des Kreuzes als wichtigstes Symbol des Christentums reflektieren. (A, B)

• über den Hintergrund und die Geschichte des Kreuzwegs Auskunft geben. (B)

• sich mit der Passion Jesu und dem Kreuzweg auseinandersetzen. (C, D)

• eine Kreuzwegstation kreativ gestalten. (E)

Informationen:

• Stationen des Kreuzwegs mit Interpretationen (I1) Dieser Teil wurde entnommen aus „Zeit für Religion 3. Handbuch für Lehrer:innen“ S. 120–121. Weitere Informationen und Impulse zum Kreuzweg finden sich im Handbuch 3 auf den S. 117–119.

Einstieg/Aktivierung:

Kreuzformen im Alltag: Mit dem Smartphone Kreuzformen in der Natur und im Alltag fotografieren und sich darüber austauschen.

• Kreuze im Klassenzimmer: Pro und Kontra diskutieren (S. 78).

• Kreuze in der Familie: Bildbeispiele aus dem familiären Umfeld (Wohnung, Haus, Grab ...) präsentieren und Hintergründe erläutern.

Erarbeitung:

Einführungstext (S. 78) lesen und den Arbeitsauftrag mithilfe des DigiPoints (S. 78) oder mit der Vorlage Kreuzformen (M1) bearbeiten.

• Bucharbeit. Im freien Feld in der Mitte des Kreuzes (S. 78), wo sich „Himmel und Erde“ treffen, eine eigene Kreuzform entwerfen und vorstellen.

• Eine Kreuzwegstation kreativ gestalten. Eine Kreuzwegstation (DigiPoint S. 79) auswählen, inhaltlich erarbeiten und evtl. einen Aktualitätsbezug herstellen. Eine Kreuzwegstation als Legebild gestalten. (Methodenwerkstatt S. 127)

• Legeübung: Kreuzformen zuordnen (M2) und Impulse bearbeiten.

• Ausstellung Kreuzwegstation: Die gestalteten Legebilder präsentieren und sich darüber austauschen.

Vertiefung/Abschluss:

Kreuze und Kreuzwege: Eine Kirche besuchen und Kreuzesdarstellungen und den Kreuzweg betrachten und mithilfe des DigiPoints „Überblick über alle Kreuzwegstationen“ (S. 79) erforschen und besprechen.

• Kreuzwegstationen als Standbild in Szene setzen: Schüler:innen in Gruppen einteilen und eine Station zuteilen. Die Gruppe gestaltet dazu ein Standbild.

• Schüler:innen als Kunstsachverständige: Im Internet ein künstlerisch ansprechendes Kreuz suchen, das in der jeweiligen Heimatkirche als Kreuzesdarstellung verwendet werden könnte. Kriterien und Ergebnisse besprechen.

• Das Infoblatt „Fasten- und Passionszeit“ zusammenfassend bearbeiten. (M2)

• Einen persönlichen Fastenvorsatz formulieren.

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6.2 ZEICHEN DES LEIDENS UND DER HOFFNUNG
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1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt.

Zum dritten Mal sagte Pilatus zu ihnen: „Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?

Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient. Daher will ich ihn auspeitschen lassen und ihn dann freilassen.“

Sie aber schrien und forderten immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch. Pilatus entschied, dass ihre Forderung erfüllt werden sollte. Er lieferte Jesus ihnen aus, so wie sie es verlangten.

Jeder und jede von uns weiß, wie weh es tut, wenn man ungerecht behandelt wird, wie leicht es vorkommt, dass man ungerecht ist, Unrecht tut und Unrecht zu spüren bekommt.

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.

Jesus wurde verraten und verleugnet. Seine Freunde sind geflohen, die Menschenmenge schreit immer wieder: „Kreuzige ihn!“ Sie alle nehmen das Kreuz und legen es Jesus auf die Schultern. So trug er sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf Hebräisch Golgota heißt.

Immer wieder tragen wir Bedrückendes und Schweres, tragen unser Kreuz. Manchmal sichtbar, oft auch nicht erkennbar. Schwer, erdrückend und erschöpfend können beide sein.

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz.

Selbst für Jesus ist das Kreuz zu schwer. Die Last ist groß. Die Macht der Gewalt ist zu stark. Die Leute behandeln ihn grausam. Sie sind rücksichtslos. Sie stoßen ihn aus. Sie lassen ihn allein.

Hinfallen tut immer weh – egal, aus welchem Grund. Das Gesicht auf der Erde ist nicht das Gesicht eines Siegers. Trotzdem stehen wir immer wieder auf und gehen weiter.

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter.

Auch einige Frauen waren da … sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt. Unter ihnen befand sich Maria, seine Mutter. Maria steht zu ihrem Sohn. Sie verlässt ihn nicht. Auch auf dem Kreuzweg steht sie zu ihm.

Geteiltes Leid ist halbes Leid. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen: Egal, was passiert, jemand hält zu mir. Von liebevollen Menschen begleitet, können wir gestärkt auch schwere Wege gehen.

5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.

Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage. Vorbeigehen, wegschauen, aus Angst nicht in eine Sache hineingezogen werden. Warum gerade ich?

Lasse ich mich auf das Leid anderer ein? Helfe ich anderen, ihr Kreuz zu tragen?

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.

Auch Veronika steht am Straßenrand, um Jesus ganz nahe zu sein. Sie blickt ihm ins blutverschmierte Gesicht. Mit ihrem Tuch reinigt sie sein Antlitz.

Wie hilflos sind wir, wenn wir großem, ausweglosem Leid begegnen. Wie eine kleine Geste oft Großes bewirken kann.

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz.

Das schwere Kreuz wirft Jesus erneut zu Boden.

Zu unserem Leben gehört das Scheitern, das Versagen, die Verzweiflung. Aber es gibt in uns auch die Kraft, immer wieder aufzustehen und weiterzugehen.

135 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
mit Interpretationen
I1 Kreuzwegstationen

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen.

Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen und sagte: „Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich, weint über eure Kinder.“

Manchmal ist es wirklich zum Heulen, wenn wir daran denken, was tagtäglich geschieht. Worüber könnte ich weinen? Was bringt mich zum Weinen? Bringe ich auch manchmal andere zum Weinen?

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz.

Bevor sie am Kalvarienberg ankamen, fiel Jesus zum dritten Mal schwer zu Boden. Trotz allem Bemühen, allem guten Willen zum Trotz, liege ich, ehe ich mich versehe, wieder da. Manchmal bin ich versucht zu sagen: Okay, ich habe versagt – so bin ich eben und ich würde am liebsten liegen bleiben.

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt.

Dann warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Die Leute standen dabei und schauten zu; auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: „Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der Sohn Gottes ist.“

Bloßgestellt zu werden! Vor Scham, vor Peinlichkeit könnte man in die Erde versinken. Alle schauen auf einen. Diese Blicke schmerzen. Und nichts ist da, hinter dem man sich verbergen kann.

11. Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt.

Dann kreuzigten sie ihn … Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den anderen links. Festgenagelt zu werden tut auch ohne Nägel weh: auf das Versagen, auf das, was man nicht gut kann, auf Fehler.

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz.

Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.

Leben als Einsatz, Tag für Tag setzen sich Menschen für andere ein, bis zur letzten Konsequenz.

13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen.

Bei dem Kreuz standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas und Maria aus Magdala.

Unser Schmerz ist manchmal groß. Was schmerzt mich?

14. Station: Jesus wird ins Grab gelegt.

Josef von Arimatäa setzte den Leichnam Jesu in einem Grab bei, das in den Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes.

Das Grab, der Grabstein, das Dunkel der Erde. Begraben die Hoffnung, das Leben. Es schaut alles nach Ende aus, endgültig aus.

15. Station: Jesus ist auferweckt.

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.“

Die Auferweckung Jesu ist nicht bloß ein Ereignis, das in der Vergangenheit verblieben ist. Auferweckung ereignet sich im Hier und Jetzt, mitten am Tag, hundertfach in unserem Leben. Immer dann, wenn …

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Das Kreuz – das wichtigste christliche Glaubenssymbol (M1)

Griechisches Kreuz

Das griechische Kreuz besteht aus vier gleich langen Armen und ist bei Orden häufig anzutreffen. Viele orthodoxe Kirchengebäude haben diesen Grundriss. Diese Kreuzform findet sich auch in einigen Staatswappen, wie zum Beispiel in der Schweizer Flagge. Das Kreuz ist auch das Erkennungszeichen der internationalen Hilfsorganisation „Rotes Kreuz“.

Andreaskreuz

Das Andreaskreuz findet man heute oft an Bahnübergängen. Der Apostel Andreas soll an einem Kreuz dieser Form hingerichtet worden sein. In frühchristlicher Zeit wurde das Andreaskreuz häufig als Erkennungszeichen für den Namen Christi verwendet. Der Name „Christus“ beginnt mit dem griechischen Buchstaben „Chi“ und wird im Christusmonogramm als „X“ dargestellt.

Taukreuz

Der Name „Taukreuz“ leitet sich vom griechischen Buchstaben „Tau“ ab. Bekannt wurde das Taukreuz vor allem durch den Franziskanerorden. Franz von Assisi verwendete das Kreuz als Segenszeichen sowie als Zeichen der Demut und der Erlösung.

Petruskreuz

Das Petruskreuz ist ein auf dem Kopf stehendes lateinisches Kreuz. Der Apostel Petrus soll mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sein. Dies geschah auf seinen eigenen Wunsch hin, da er sich nicht würdig fühlte, wie Jesus zu sterben. Diese Form des Kreuzes wird auch als Zeichen der Ablehnung Jesu Christi verwendet.

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Jerusalemer Kreuz

Die fünf Kreuze werden oft als die fünf Wundmale Jesu interpretiert. Eine andere Deutung sieht im großen Kreuz Jesus und in den kleinen Kreuzen die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Das Jerusalemkreuz ist das Abzeichen des Ritterordens vom Heiligen Grab.

Papstkreuz

Das Papstkreuz ist das Symbol des päpstlichen Amtes. Die drei Querbalken symbolisieren die drei Reiche, über die der Papst die Schlüsselgewalt hat: die Kirche, die Welt und den Himmel. Außerdem stehen die Querbalken für die drei wichtigsten Aufgaben des Papstes: Der Papst als oberster Priester, oberster Hirte und oberster Lehrer.

Kleeblattkreuz

Das Kleeblattkreuz ist ein Kreuz, dessen Enden die Form eines dreiblättrigen Kleeblattes haben. Die dreiblättrigen Kleeblätter werden als Zeichen der Dreifaltigkeit Gottes gedeutet. Häufig findet sich das Kleeblattkreuz als Totenkreuz bei Beerdigungen. Auf den Friedhöfen steht das Kleeblattkreuz oftmals als Auferstehungssymbol. Lateinisches Kreuz

Das lateinische Kreuz ist das bekannteste christliche Kreuz der katholischen Kirche, bei dem der Längsbalken länger als der Querbalken ist. Es erinnert an den Tod Jesu Christi am Kreuz. Es ist aber auch ein Symbol für die Verbundenheit des Menschen mit der Erde, seinen Mitmenschen und Gott.

Malteser Kreuz

Das Malteserkreuz findet sich auf den Abzeichen des Malteserordens. Es wird auch als Pfeilspitzenkreuz bezeichnet. Die acht Spitzen werden als die acht Seligpreisungen der Bergpredigt (Mt 5,3-12) gedeutet.

Quellen: Vgl. Spendier, Madeleine: Ein Kreuz, mehrere Formen und viele Bedeutungen, in: https://www.katholisch.de/artikel/19253-diese-zehnkreuze-sollten-katholiken-kennen

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LEGEÜBUNG: KREUZFORMEN ZUORDNEN (M2)

Impulse:

Schneide die einzelnen Felder aus, ordne sie richtig zu.

Stell dir vor du bist ein Jurymitglied für die Gestaltung einer Kirche. Welche Kreuzform würdest du auswählen?

Begründe deine Wahl und vergleicht eure Ergebnisse. Wenn möglich, besuche eine Kirche und analysiere die Kreuzesdarstellungen.

Jerusalemer Kreuz

Die fünf Kreuze werden oft als die fünf Wundmale von Jesus gedeutet. Eine andere Interpretation sieht in dem großen Kreuz Jesus und in den kleinen Kreuzen die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Das Jerusalemer Kreuz ist das Abzeichen des Ordens vom Heiligen Grab.

Griechisches Kreuz

Das griechische Kreuz besteht aus vier gleich langen Teilen und ist bei Orden häufig anzutreffen. Viele orthodoxe Kirchengebäude haben diesen Grundriss. Diese Kreuzform findet sich auch in einigen Staatswappen, wie zum Beispiel in der Schweizer Flagge. Das Kreuz ist auch das Erkennungszeichen der internationalen Hilfsorganisation „Rotes Kreuz“.

Taukreuz

Der Name „Taukreuz“ leitet sich vom griechischen Buchstaben „Tau“ ab. Bekannt wurde das Taukreuz vor allem durch den Franziskanerorden. Franz von Assisi verwendete das Kreuz als Segenszeichen sowie als Zeichen der Demut. Es wird auch als Antoniuskreuz bezeichnet.

Lateinisches Kreuz

Das lateinische Kreuz ist das bekannteste christliche Kreuz der katholischen Kirche, bei dem der Längsbalken länger als der Querbalken ist. Es erinnert an den Tod Jesu Christi am Kreuz. Es ist aber auch ein Symbol für die Verbundenheit des Menschen mit der Erde, seinen Mitmenschen und Gott. Diese Form bildet meist den Grundriss romanischer und gotischer Kirchen.

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Kleeblattkreuz

Das Kleeblattkreuz ist ein Kreuz, dessen Enden die Form eines dreiblättrigen Kleeblattes haben. Die dreiblättrigen Kleeblätter werden als Zeichen der Dreifaltigkeit Gottes gedeutet. Häufig findet sich das Kleeblattkreuz als Totenkreuz bei Beerdigungen. Auf den Friedhöfen steht das Kleeblattkreuz oftmals als Auferstehungssymbol.

Malteser Kreuz

Das Malteserkreuz findet sich auf den Abzeichen des Malteserordens. Es wird auch als Pfeilspitzenkreuz bezeichnet. Die acht Spitzen werden als die acht Seligpreisungen der Bergpredigt (Mt 5,3-12) gedeutet.

Andreaskreuz

Das Andreaskreuz findet man heute oft an Bahnübergängen. Der Apostel Andreas soll an einem Kreuz dieser Form hingerichtet worden sein. In frühchristlicher Zeit wurde das Andreaskreuz häufig als Erkennungszeichen für den Namen Christi verwendet. Der Name „Christus“ beginnt mit dem griechischen Buchstaben „Chi“ und wird im Christusmonogramm als „X“ dargestellt.

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Quelle: Herbert Stiegler. Verkreuzt, in: ReliPlus 3/4 2024. S. 17 Bildquelle: Wikimedia Commons

Die Fasten- und Passionszeit (M3)

In der ersten Zeit nach Jesu Tod feierten die Menschen, die in ihm den Erlöser sahen, jeden Sonntag seine Auferstehung, den sogenannten Herrentag.

Im 2. Jahrhundert bildete sich ein jährliches Erinnerungsfest an die Auferstehung Jesu heraus: das Osterfest, das älteste und bedeutendste Fest der Christenheit.

Maßgeblich für das Datum des Osterfestes ist der erste Frühlingsvollmond: Am ersten Sonntag nach Vollmond wird Ostern gefeiert.

Viele Christinnen und Christen bereiten sich durch Fasten auf dieses große Fest vor. Fasten ist Ausdruck von Umdenken und innerer Einkehr.

In den Tagen vor der Fastenzeit wird der Fasching gefeiert. Es ist eine Zeit der Ausgelassenheit. Vor der langen Fastenzeit will man noch einmal ausgelassen feiern und ausgiebig essen und trinken.

Die Fastenzeit beginnt in der katholischen Kirche am Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Diese Zeit wird auch Passionszeit genannt.

Dazwischen liegen genau 40 Fasttage. Die Sonntage werden nicht mitgerechnet, denn sie gelten als wöchentliche Gedenktage der Auferstehung Christi – an ihnen muss nicht gefastet werden.

Die Zahl 40 wird in der Bibel immer dann genannt, wenn Menschen ihr Leben ändern oder sich auf Gott besinnen: So betete Mose 40 Tage auf dem Berg Sinai, das Volk Israel zog 40 Jahre durch die Wüste und Jesus selbst fastete 40 Tage vor seinem öffentlichen Auftreten. So regt die 40-tägige Fastenzeit dazu an, sich auf Gott und das eigene Leben zu konzentrieren und das eine oder andere zu überdenken. Fastenvorsätze können dabei hilfreich sein.

In vielen christlichen Kirchen gibt es seit Jahren unterschiedliche Aktionen unter dem Motto „Sieben Wochen ohne“. Diese Aktionen rufen dazu auf, bestimmte Gewohnheiten zu reduzieren oder bewusster zu leben: Handyfasten, den Digitalkonsum einschränken, sich mehr bewegen, den Fernsehkonsum einschränken, sich gesünder ernähren ..., um so den eigenen Lebensstil zu überprüfen.

Impulse:

• Erkläre, woran sich Christinnen und Christen an Ostern erinnern. Erkläre, wie das jährliche Datum des Osterfestes festgelegt wird.

• Beschreibe, was Fasching mit Ostern zu tun hat.

Finde heraus, welche Fastenaktion es in diesem Jahr in der katholischen Kirche gibt.

• Überlege dir, was für dich ein sinnvoller Vorsatz für die Fastenzeit ist, den du auch umsetzen könntest.

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6.3 AUFERSTEHEN UND AUFSTEHEN

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• biblische Texte zur Auferstehung benennen und vergleichen. (A, D)

Kreuzes- und Auferstehungserfahrungen wiedergeben und darstellen. (A, C)

• künstlerische Darstellungen entdecken und deuten. (A, B)

• persönliche Auferstehungserfahrungen benennen und gestalten. (A, E)

Informationen:

Aufstehen und auferstehen (I1). Peter Trummer lehrte Neues Testament an der Universität Graz und hat intensiv zum Thema Auferstehung gearbeitet.

• Die bedeutendsten Symbole der Auferstehung im Überblick. (I2)

Einstieg/Aktivierung:

Digipoint „Kinder erzählen, wie sie sich den Himmel vorstellen“ (S. 80) ansehen und eigene Vorstellungen aus der Kindheit benennen und reflektieren.

• Die Emmauserzählung in Erinnerung rufen (als stille Tafeldiskussion). Verweis auf Zeit für Religion 1, Kapitel 4.3. Verweise auf frühere Bücher können hier recherchiert werden:

Link: https://t1p.de/BlickinsBuch

• Bildersuche „Auferstehung“ im Internet. Ein aussagekräftiges Bild auswählen und in Kleingruppen nach Form und Inhalt besprechen.

Erarbeitung:

Die Einführung und die biblischen Texte zur Auferstehung (S. 80) lesen und Begriffe zum Thema Tod/ Ende und Leben/Neubeginn in den angegebenen Bibelstellen farbig kennzeichnen.

• Einen Bibelvers oder einen Satz auswählen und kreativ im Heft gestalten.

• Zeitungsanalyse: Kreuz und Auferstehen. Eine Tageszeitung auf menschliche Kreuzund Leidenserfahrungen und Auferstehungserfahrungen hin untersuchen und beschreiben.

• Ein Auferstehungskreuz gestalten. (M1)

• Tabula Saltandi: Lesen der Einleitung (S. 81) und Bearbeiten von Arbeitsauftrag 1 im Buch oder mithilfe der Materialvorlage. (M2)

Auferstehung heute und jetzt! Arbeitsauftrag 2 (S. 81) bearbeiten.

Vertiefung/Abschluss:

Das Lied „Manchmal feiern wir mitten im Tag“ singen.

Link: https://t1p.de/mittenamTag

• Eine eigene Strophe zum Lied „Manchmal feiern wir mitten im Tag“ schreiben.

• Ein Elfchen mit dem Ausgangswort Auferstehung schreiben. Regeln und Hinweise für das Verfassen eines Elfchens:

https://t1p.de/elfchenverfassen

• Lese-Meditation. Die Elfchen bzw. selbst verfassten Liedstrophen werden vorgelesen und können als Bausteine für einen Gottesdienst verwendet werden.

• Auferstehung in der Natur: Einen Schöpfungsspaziergang und das Werden in der Natur entdecken.

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Der Hochaltar von Maria Zell überrascht mit einer einzigartigen Darstellung: https://t1p.de/HochaltarMariazell

Da reicht Gott Vater dem Sohn am Kreuz die Hand. Ich kannte das Bild seit frühesten Kindestagen, begriff es aber erst etliche Jahrzehnte später, als das ursprüngliche Ensemble des genialen Grazer Architekten Fischer von Erlach wiederhergestellt war: Genau das meint Auferstehung, nämlich, dass Gott Jesus im Tod nicht fallen lässt. Das ist zwar nicht direkt zu sehen, wird aber dennoch einigermaßen einsichtig. Aber wie geht es weiter? Eine Aussage über Gott ist nur dann nicht ganz falsch (wirklich richtig kann sie ohnehin nie sein), wenn sie für alle Menschen etwas Positives ergibt. Also: Gottes Hilfe für Jesus kann keine Ausnahme sein, sie entspricht seinem Wesen, gilt allen Menschen.

Aber auch hier wieder: Das lässt sich innergeschichtlich nicht beweisen, denn es spielt – zwar höchst real und wirklich – in der jenseitigen, geistigen Welt. Was aber bedeutet dann der Satz: „am dritten Tage auferstanden von den Toten“? Die Bibel kennt kein Wort „auferstehen“, sondern nur das alltägliche „aufstehen“. Die hebräische Bibel spricht schlicht davon, dass Gott einen Bund mit uns „errichtet“ (qum) und zu diesem steht, auch wenn wir es nicht wollen oder nicht mehr können. Und der „dritte Tag“ bedeutet in den meisten Kulturen: Ab diesem Zeitpunkt ist ein Mensch eindeutig und definitiv tot! Doch meint derselbe Tag in der Bibel auch die entscheidende Hilfe Gottes, und keinen Kalendertag. Also fallen bei Jesus sein endgültiger Tod und die göttliche Hilfe in eins zusammen. Aber das „leere“ Grab? – Auferstehung kann nie und nimmer die Rückkehr ins raumzeitliche irdische Leben bedeuten, weder für Jesus noch für uns. Es geht nicht um die Wiederbelebung eines Leichnams, sondern um das „Überleben“, den Fortbestand der Person, die vom Schöpfer mit ihrem Namen ins Dasein gerufen wurde. Und an dieser Person mit all ihren körperlichen und seelischen Erfahrungen hält Gott über unseren leiblichen Tod hinaus fest, wie uns die Bibel sehr anschaulich vermitteln möchte und gerade damit wieder Missverständnisse provoziert. Sagen möchte sie aber: Wir werden „mit Leib und Seele“, also ganz von Gott angenommen. Und

wir können wirklich beruhigt sein. Das Grab Jesu ist schon rein deswegen leer, weil seine Person gar nie hinein gelegt wurde, sondern nur sein „heiliger Leichnam“, wie schon etliche barocke Kreuzwegbilder richtig sagen. Sein Leib ist zwar tot, doch seine Person und Botschaft bleiben lebendig, sind sogar noch stärker und universaler erfahrbar als zu seinen Lebzeiten. Eine Einsicht, wofür vielleicht Frauen empfänglicher waren als Männer, die sogleich den Wettlauf um die geistliche Vorherrschaft (Hierarchie) begannen. Doch der Osterglaube lebt nicht vom „leeren“ Grab (für die Christuserkenntnis des Paulus spielt es überhaupt keine Rolle), sondern von den lebendigen Erfahrungen Jesu, wie sie auch in der Stillung des Seesturmes oder in der Speisung Tausender als „Bilder beschrieben“ werden (was Ikonografie eigentlich bedeutet). Diese Geschichten sind in den Evangelien zwar vorösterlich platziert, aber ganz vom Osterlicht her gedeutet. Erstere besagt: Das Meer (als Sinnbild der Chaos- und Todesmacht) konnte Jesus nicht verschlingen. Er ist als lebendig zu erfahren und befreit das in Not geratene Kirchenschiff von jeder Furcht: Ich bin – fürchtet euch nicht! (Joh 6,20). Noch deutlicher wird dies in den wunderbaren Speisungen. Denn wenn Menschen in seinem Namen danksagend miteinander Brot brechen, dann kann eigentlich nur Jesus der Initiator und Gastgeber eines solchen Mahles sein. Das ist schon daraus zu ersehen, dass dabei nicht Not entsteht, sondern im Gegenteil: mehr als genug für alle. Doch dadurch wird nicht nur Jesus geradezu körperlichgeistig spürbar in der Gemeinschaft anwesend, es wird auch sein Gott nicht nur als gütig, sondern als allumfassend gastfreundlich gefeiert, und zwar auf eine Art und Weise, die allen Menschen zugänglich ist. Wenn wir das zu begreifen anfangen, wird Ostern zum richtigen Aufstand: radikal und fröhlich zugleich. Aber schon jetzt!

Quelle::

Trummer, Peter: Ruf ins Murfeld. Mitteilungen der römischkatholischen Pfarre Feldkirchen bei Graz „Zum Heiligen Johannes dem Täufer“. 53. Jg./Nr. 316. S. 3

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I1 Aufstehen und auferstehen

SYMBOLE DER AUFERSTEHUNG (I2)

Ein uraltes Symbol der Auferstehung ist die Verwandlung der Raupe in einen Schmetterling. Wie die Raupe nach einer Zeit der Verpuppung ihre Flügel ausbreitet, so wird auch der Mensch in neuer Gestalt auferstehen.

Das biblische Symbol der Ähre steht für Vergehen und neues Leben. Wie das Weizenkorn in die Erde gesät wird, so muss der Mensch sterben, und wie das Weizenkorn aus der Erde hervorgeht, so wird der Mensch wieder lebendig werden. (vgl. Joh 12,24-25)

Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Es bedeutet, dass Gott von Anfang bis Ende mit uns ist. „Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott, der Herr, der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung.“ (Offb 1,8)

Wer auf Gott vertraut, wird in der Bibel oft mit einem starken Baum verglichen, der tief in der Erde verwurzelt ist. Der Baum ist ein Symbol für die Erneuerung und die Unsterblichkeit, da er jedes Jahr neue Knospen treibt.

Das Ei steht für Ostern. Wie ein Küken aus dem Ei schlüpft, so hat Jesus den Stein vor dem Grab durchbrochen.

Lange bevor der Pfau zum Symbol der Eitelkeit wurde, war er ein Symbol der Auferstehung. Eine althergebrachte Vorstellung besagt, dass der Pfau im Herbst seine Federn verliert und im Frühling ein neues Federkleid erhält.

Der Anker ist ein Zeichen dafür, dass Gott immer da ist und den Menschen Hoffnung gibt. So wie ein Schiff sicher im Hafen vor Anker liegt, so ist der Anker ein Bild dafür, dass die Seele sicher im „himmlischen Hafen“ ankommt.

Der Delphin ist ein uraltes Christus- und Auferstehungssymbol, weil ihm die Fähigkeit zugeschrieben wird, Schiffbrüchige ans rettende Ufer zu bringen. Jesus Christus trägt wie ein Delphin Menschen durch den Tod hindurch ans andere Ufer.

Jedem Sonnenuntergang folgt ein Sonnenaufgang. Die Sonne als Symbol für Leben und Wärme ist ein Symbol für die Auferstehung Jesu. Die aufgehende Sonne ist ein schönes Symbol für Gott. Denn ihr Licht erhellt den Weg (des Lebens).

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Quelle: Herbert Stiegler. Auferstehung, in: ReliPlus 3/4 2024. S. 18 Bildquelle: Wikimedia Commons

Ein Auferstehungskreuz gestalten. (M1)

Quelle: Stiegler, Herbert. Verkreuzt, in: ReliPlus 3-4/2024, S. 19 Bildquelle: Wikimedia Commons

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Vorlage Umrissbild „Tabula Saltandi“ (M2)

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Quelle: Hofmeister, Werner, Tabula Saltandi, Bearbeitung Herbert Stiegler

6.4 STÄRKER ALS DER TOD

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die zentrale Bedeutung der Auferstehung Jesu für den christlichen Glauben erkennen. (A) wesentliche christliche Vorstellungen und Zukunftsbilder vom Leben nach dem Tod benennen und diskutieren. (B, D)

• eigene Vorstellungen und Hoffnungsbilder von der Auferstehung kritisch reflektieren, ausdrücken und darstellen. (B, E)

Informationen:

• Wie kann man heute an die Auferstehung glauben? Ein Interview mit Karl Veitschegger (I1)

• Bild und Bildanalyse. Schritte ins Weite (I2)

Einstieg/Aktivierung:

• Ein Kreuz zum Blühen bringen: Persönliche Kreuzerfahrungen auf zerrissene Zeitungsreste schreiben und als Kreuz ins Heft kleben. Auferstehungserfahrungen und stärkende Erlebnisse auf buntes Papier schreiben und auf das bestehende Kreuz kleben.

• Eine Auferstehungsblume gestalten. (M1)

Erarbeitung:

• Arbeit mit dem Bild (S. 82). Über Farben (Rot, schwarz, Gelb) und Formen (Türrahmen, Fußabdrücke, Leiter, Perspektive) philosophieren und theologisieren. (Vgl. I2)

• Stärker als der Tod. (S. 82–83) Einleitungstext und einzelne Textblöcke gemeinsam lesen und Verständnis klären. Der Inhalt dieser Doppelseite stellt eine zentrale Grundlage des christlichen Glaubens dar!

Persönlicher Glaube: Den Text alleine lesen und Arbeitsauftrag 1 (S. 83) bearbeiten.

• Partner:innengespräch: Vergleich und Diskussion der Ergebnisse mit einem Mitschüler/einer Mitschülerin

• Ranking in der Klasse: Reflektieren der Ergebnisse, welche Aussagen Zustimmung und welche Ablehnung hervorgerufen haben.

Vertiefung/Abschluss:

• Auferstehungsbild mit Legematerialien gestalten. Mit verschiedenen Legematerialien (Naturmaterialien, Stoffstücke, Steine ...) gemeinsam ein Auferstehungsbild gestalten.

• Spuren der Auferstehung in der Natur. Spuren von neuem Leben und Verwandlung suchen und mit der Kamera festhalten und gemeinsam eine digitale „Auferstehungscollage“ gestalten.

Worte der Verwandlung: Einem Mitschüler/einer Mitschülerin (in Gedanken) unterstützende und aufrichtende Worte mit auf den Weg geben.

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I1 Wie kann man heute an die Auferstehung glauben?

Klingt das, was wir zu Ostern feiern, nicht sehr märchenhaft? Oder gibt es da so etwas wie sichere Fakten?

Historisch sicher ist: Jesus von Nazaret wurde gekreuzigt. Wahrscheinlich am 7. April des Jahres 30, knapp vor dem jüdischen Pessachfest. Es ist eine grausame Hinrichtung, wie sie die Römer als Abschreckung für Unruhestifter vorsehen. Im konkreten Fall wird sie von der Jerusalemer Tempelpriesterschaft und einer kleinen aufgehetzten Meute erwirkt. (Später hat man daraus eine jüdische Kollektivschuld gemacht mit schrecklichen Folgen, wie wir wissen!) Es ist aber die Hierarchie, die sich an Jesus für dessen Kritik an ihrer Religiosität rächt und Pilatus kann ein Exempel statuieren, wie Rom mit jemandem verfährt, den begeisterte Fans zum „König der Juden“ ausrufen wollen. Das Ganze soll möglichst rasch über die Bühne gehen, denn – so heißt es in der Bibel – „sie fürchteten das Volk“ (Lukas 20,19).

Vgl. Link: www.youtube.com/watch?v=tQsieeDQIJY

Wie ging es da den Jüngern Jesu?

Für die Jüngerschaft Jesu ist die Kreuzigung eine Katastrophe. Die Männer lassen Jesus schon vor der Verhaftung im Stich. Dann quält sie in ihren Köpfen vielleicht das Wort aus der Tora: „Verflucht ist, wer am Holze hängt.“ (Deuteronomium 21,23, Gal 3,13) Ist ihr Meister von Gott verflucht? War er nur ein frommer Narr oder gar ein Scharlatan? Ist seine Botschaft von der universalen Liebe weltfremdes Gefasel? Jetzt ist er jedenfalls das Opfer brutaler religiöser und politischer Macht. Aus dem Traum. Enttäuschung. Angst. Zweifel. Unglaube. Depression. Man spürt das noch aus den Zeilen der Evangelien, die auch sehr ehrlich von der Feigheit und dem Versagen der Jünger berichten.

Aber es ging ja dann doch weiter …

Ja genau, und das ist wirklich erstaunlich! Es ist historisch sicher, dass schon bald nach der Hinrichtung Jesu seine Jünger und Jüngerinnen öffentlich auftreten und behaupten: „Jesus, der gekreuzigt worden ist, lebt!“ Sie verwenden dabei auch die Formel: „Gott hat ihn von den Toten auferweckt.“ So etwas klingt total verrückt. Auch damals. Das wissen sie. Und dennoch verkünden sie das mit großer

Überzeugung. Was treibt die vor kurzem noch Feigen und Verängstigten jetzt dazu? Was brachte den plötzlichen Umschwung?

Sie müssen also etwas Besonderes erlebt haben …

Ja! Ein besonderes Erlebnis oder mehrere. Sie drücken das Erlebte so aus: Jesus ist uns „erschienen“. Viele theologische und historische Jesusbücher geraten in Verlegenheit, wenn sie auf dieses Phänomen zu sprechen kommen. Einerseits kann man sich so eine „Auferstehung von den Toten“ nicht wirklich vorstellen, andererseits ist ohne ein einschneidendes Ereignis die weitere Entwicklung der Jesusbewegung nicht erklärbar. Dass die Apostel Betrüger waren, ist auszuschließen. Zum Betrüger wird nur, wer sich vom Betrug einen Vorteil erwartet und nicht von vornherein Kopf und Kragen riskiert. Dass sie sich alles nur eingebildet hätten, klingt auch nicht überzeugend. Einmal waren es sogar 500 Jünger, denen Jesus „erschien“. So steht es in einem Paulusbrief, den auch sehr kritische Historiker als echt bestätigen (1 Korinther 15,6). Paulus verweist darin (um 55 n. Chr.) seine Leserschaft auf noch lebende Zeugen und Zeuginnen. Es muss also schon etwas ganz Besonderes gewesen sein, was wir bis heute „Auferstehung“ nennen …

Wie darf man sich die Gestalt des Auferstandenen vorstellen?

Wie der, der ihnen „erschien“, ausgesehen hat, erfahren wir aus den ältesten Texten nicht. Nur dass sie ihn als den erkannt haben, der gekreuzigt worden ist, und dass er jetzt auf neue, ganz andere Weise lebt. Auch die später (zwischen 70 und 100 n. Chr.) entstehenden Evangelien sind diesbezüglich zurückhaltend, obwohl sie sich bereits bemühen, mit ihren Ostererzählungen das Unvorstellbare und Unbeschreibliche anschaulich zu machen. Sie wollen die Herzen ihrer Leserschaft bewegen, Osterfreude entfachen, sie etwas vom Feuer des Ursprungs spüren lassen …

War das Grab Jesu nach der Auferstehung leer?

Darüber wurde in der evangelischen und katholischen Theologie schon viel diskutiert. Auch darüber, wie man sich eine „leib-

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hafte Auferstehung“ vorstellen kann. Paulus schreibt z. B.: Es stirbt der natürliche Leib, aber auferstehen wird „ein geistlicher (!) Leib.“ (1 Korinther 15,44 wörtlich) Hm, schwierig. Eines ist sicher: In den ältesten Texten des Neuen Testamentes spielt das leere Grab noch keine Rolle, was aber nicht bedeutet, dass es nicht leer war. Es ist für viele bis heute ein wichtiges Zeichen der Hoffnung. Aber wir wissen auch: Nicht das leere Grab führte die Jüngerschaft zum Glauben, sondern die „Begegnung“ mit dem auf neue Weise Lebendigen. Da sind sich alle Quellen einig.

Was ist für dich die Auferstehung Jesu? Wie würdest du das zusammenfassen?

Was an jenem „ersten Ostersonntag“ geschah, bleibt letztlich ein Geheimnis. „Auferstehung“ ist weder einfach die Wiederbelebung einer Leiche, noch die bloß geistige Weiterexistenz einer Person, auch nicht nur inneres Erleben der Jünger und Jüngerinnen. Sie übersteigt naturwissenschaftliche, psychologische und historische Kategorien. Jemand sprach einmal von einem „Sprung in eine ganz neue Ordnung“. Was immer den Jüngern und Jüngerinnen damals genau widerfahren ist, ihre Erlebnisse bedeuten für uns Christenmenschen und daher auch für mich: Jesus lebt wirklich – auf eine neue, unvorstellbare Weise – in Gott, unter uns und in uns! Die Kernpunkte seiner Botschaft sind aktueller denn je. Der Glaube an ihn befähigt auch heute viele, zuversichtlicher, wahrer, reifer und großzügiger zu leben. Bosheit, Leid und Tod haben nicht das letzte Wort.

Und wenn jemand nicht an die Auferstehung Jesu glauben kann?

Auch diese Menschen lade ich ein, Ostern zumindest als Symbol der Hoffnung anzunehmen: Enttäuschte Sehnsüchte nach Liebe, Gerechtigkeit, Frieden und Glück müssen nicht „begraben“ bleiben, sondern können „auferweckt“ werden. Es ist gut, trotz mancher Widerstände ein liebender Mensch zu sein. In diesem Sinne wünsche ich allen Menschen frohe Ostern!

Quellen:

Karl Veitschegger. Theologe, Religionspädagoge, Brauchtumsforscher, früher Leiter des Pastoralamtes der Diözese Graz-Seckau

Veitschegger, Karl. Wie kann man heute an die Auferstehung glauben? In Vernetzt 1/2023 des Seelsorgeraumes Graz-Nord antworte ich auf einige Fragen zur Auferstehung Jesu.

https://t1p.de/VeitscheggerOstern

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Der Blick des Betrachters geht mit zwei Fußspuren durch eine angedeutete Türöffnung in einen schmalen, langen Raum, dessen Rückwand perspektivisch leicht nach rechts aus dem Zentrum verschoben wurde. Die farbigen Flächen wirken plakativ, symbolisch.

Der Raum mit dem braunen Boden, den roten Seitenwänden und der gelben Rückwand erscheint ohne Fenster, Türen und ohne Decke wie eine ausweglose Sackgasse. Diesen imaginären Raum hat ein Mensch barfuß betreten. Die weißen Abdrücke bilden einen seltsamen Kontrast zu den anderen Bildelementen. Der abstrakte Raum erhält durch diese Spuren etwas Menschliches. Eine menschliche Präsenz wird spürbar. Der braune Boden lässt an Erde denken. Der Ort hat etwas Grabähnliches. Doch die roten Wände pulsieren voller Leben und sie können wie symbolische Hände der Liebe gesehen werden, die den Verloren-Geglaubten umfassen und ihm Halt geben, die den Erkalteten und Erstarrten wärmen und in ihm neues Leben zirkulieren lassen.

Auch die sonnengelbe Rückwand mit der Leiter signalisiert, dass dieser Raum kein Ort des Todes ist, sondern der Auferstehung und des Lebens. Es führt über die Leiter ein Weg ins Freie und in die Weite durch den, der von sich sagte: „Ich bin die Tür, ich bin der Weg, ich bin die Auferstehung und das Leben“: JESUS! ER ist es, der zu den Angehörigen von kürzlich Verstorbenen, wie zu Jairus oder der Schwester des Lazarus, sprach: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ (Mt 5,36) ER ist es, der zu den Verstorbenen selbst sagt: „Talita cum –Steh auf!“ (Mt 5,41; vgl. Joh 11,1-45) ER lässt die Worte aus Psalm 18 immer wieder Wirklichkeit werden: „Er führt mich hinaus ins Weite.“ (Vers 20) „Du schufst weiten Raum meinen Schritten“ (Vers 37).

Jesus ist im Symbol des feinen Türbogens ins Bild gebracht. Durch ihn wird die Wahrnehmung positiv verändert, die Sicht auf das Kreuz wird im Symbol der Leiter wieder auf das Leben geweitet, denn er sagt: ICH sage dir: Steh auf! ICH führe dich ins Weite – in die Weite des Lebens!

Quellen:

Patrik Scherrer: https://t1p.de/LauerWeite

Bildquelle:

Thomas Lauer, schritt – weite, 2020

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I2 Schritte in die Weite 150

Auferstehungsblume (M1)

Hier siehst du eine Blüte mit verschiedenen Blütenblättern. In der Mitte erkennst du den sogenannten Blütenstempel. Überlege, was dein Leben aufblühen lässt, was dir Kraft gibt, was dich „auferstehen“ lässt.

Impulse:

Schreibe in den Blütenstempel deinen Namen, klebe ein Bild von dir hinein oder gestalte ein persönliches Symbol.

• Schreibe auf die leeren Blütenblätter, wer oder was dein Leben zum Blühen bringt, was dich im Alltag „auferstehen“ lässt. Welche Menschen, welche Erlebnisse, welche wichtigen Dinge sind das für dich?

Das Leben ist bunt. Gestalte deine Blütenblätter mit passenden Farben.

• Besprich deine „Blume“ vertraulich mit einer Mitschülerin oder einem Mitschüler.

Quelle: Jöller, Gudrun: Lebensblume, in: ReliPlus 3-4/2023, S.19.

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6.5 BOTSCHAFTEN FÜR DAS LEBEN

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Bedeutung von Sterben, Tod und Verlust für das Leben reflektieren. (A, B) Institutionen nennen, die Menschen in Krisensituationen unterstützen. (A)

• stärkende Botschaften für das eigene Leben formulieren. (D, E)

Einstieg/Aktivierung:

• Philosophieren und theologisieren, was das Bild (S. 84–85) darstellt und welche Bedeutung es haben kann.

• Eine persönliche Hoffnungsund Trostwaage gestalten und die angeführten Impulse bearbeiten. (M1)

Erarbeitung:

• Lesen der Berichte einer Krankenhausseelsorgerin (S. 84). Welche Aspekte von Trost und Hoffnung finden sich trotz aller Tragik in den einzelnen Passagen?

• Informationen über die Telefonseelsorge und den Verein Rainbows einholen und deren Angebote und Arbeitsweise recherchieren.

• Passagen aus dem Abschiedsbrief lesen und Arbeitsauftrag 1 (S. 85) bearbeiten. Dazu eine stille Tafeldiskussion durchführen.

• Ein trostvoller Abschiedsbrief: Die Langversion mit den angeführten Impulsen ausarbeiten. (M2)

• Eine persönlich wichtige Botschaft für das Leben formulieren (S. 85) und in einem Speakers’ Corner der Klasse mitteilen.

Vertiefung/Abschluss:

• Was ich jetzt draufhabe (S. 86). Ein künstlerisches Auferstehungskreuz gestalten.

• Einen österlichen Friedhofsbesuch machen. (M3)

• Ein kurzes Video über eine Person drehen. Zentrale Frage: Was ist dir im Leben am wichtigsten?

Gemeinsam eine Auferstehungskerze mit Symbolen des Lebens und der Hoffnung gestalten.

• Den Halleluja-Chor aus dem Messias von Georg Friedrich Händel hören und anschließend über die inneren Bilder sprechen.

Link:

https://t1p.de/Halleluja-Chor

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Die Hoffnungs- und Trostwaage (M1)

Was gibt dir Hoffnung und Trost und was macht dir Angst?

Impulse:

Schreibe in die leeren Waagschalen, was dir Hoffnung und Trost gibt und was dir Angst macht. Achte darauf, dass die Hoffnungsschale mehr Gewicht hat.

• Vergleiche deine Aussagen mit den Ausführungen einer Mitschülerin oder eines Mitschülers. Sammelt in der Klasse die am häufigsten genannten und wichtigsten Aussagen auf der Waagschale der Hoffnung.

Quelle: Jöller, Gudrun: Hoffnungswaage, in: ReliPlus 1-2/2020, S.18.

153 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Am 3. Jänner 2018 schrieb Holly Butcher, die wusste, dass sie bald sterben wird, einen Abschiedsbrief. Am Tag darauf verstarb die junge Australierin, die an einer selten auftretenden bösartigen Krebserkrankung litt. Sie wurde nur 27 Jahre alt. Im Folgenden Auszüge aus ihrem Abschiedsbrief:

Ich bin nun 27. Ich will nicht gehen. Ich liebe mein Leben. Ich bin glücklich. Das verdanke ich meinen Liebsten. Aber die Kontrolle darüber liegt nicht in meiner Hand. ... Ich will einfach, dass Menschen aufhören, sich über kleine, unbedeutende Ärgernisse im Alltag aufzuregen, und daran denken, dass wir am Ende alle dasselbe Schicksal teilen. Also mache, was du kannst, um dich während deiner Zeit großartig und würdig zu fühlen.

Denk daran, zu guter Gesundheit gehört mehr als ein gesunder Körper. Arbeite genauso hart an deiner mentalen, emotionalen und spirituellen Zufriedenheit. Dann merkst du vielleicht, wie unbedeutend und unwichtig es ist, einen perfekt dargestellten Social-MediaKörper zu haben. Zu diesem Thema lösche jeden Account in deinem News-Feed, der dir ein schlechtes Gefühl gibt.

Versuche, im Moment zu leben und ihn zu genießen, statt zu versuchen, ihn durch dein Smartphone einzufangen. Das Leben ist weder dazu da, durch einen Bildschirm gelebt zu werden, noch geht es um das perfekte Foto. Ich habe versucht, ein gesundes Leben zu leben, es war sogar meine größte Leidenschaft. Sei dankbar für deine Gesundheit und einen funktionierenden Körper – auch wenn er nicht ideal ist. Schau zu ihm und realisiere, wie wundervoll er ist. Bewege ihn und füttere ihn mit frischem Essen. Lass dich von ihm nicht verrückt machen.

Es ist seltsam, noch Geld zu haben, wenn man stirbt. Man hat keine Zeit, hinauszugehen und sich materielle Dinge zu kaufen, wie man es sonst machen würde, zum Beispiel ein neues Kleid. Es zeigt einem, wie lächerlich es ist, so viel Geld für Kleider und „Dinge“ auszugeben.

Gebt, gebt, gebt! Es ist wahr, dass es mehr Freude bereitet, Dinge für andere zu tun als für sich selbst. Ich wünschte, ich hätte das häufiger gemacht.

Schenke deiner Freundin etwas Nettes, anstelle dir ein neues Kleid oder ein BeautyProdukt zu kaufen. Erstens ist es allen egal, wenn du zweimal dasselbe anhast, und zweitens fühlt es sich gut an, wenn du ihr was schenkst. Lade sie zum Essen ein, oder besser, koche für sie. Spendiere ihr einen Kaffee. Sag ihr, dass du sie wirklich gerne hast.

Schätze die Zeit anderer Leute. Lasse sie nicht warten, weil du unpünktlich bist. Mach dich früher fertig, wenn du eine dieser Personen bist, und schätze, dass dein Freund Zeit mit dir verbringen will.

Denk daran, wenn dich etwas herunterzieht, hast du die Kraft es zu ändern – in der Arbeit oder in der Liebe oder wo immer es auch ist. Habe den Mut, etwas zu verändern. Du weißt nicht, wie viel Zeit du auf dieser Erde hast, verschwende sie also nicht damit, dich schlecht zu fühlen.

Impulse

» Unterstreiche drei Sätze oder Satzteile, die dich besonders ansprechen. Versuche zu begründen, warum dir diese Gedanken wichtig sind.

» Welche fünf Eigenschaftsworte fallen dir zu diesem Brief ein?

» Versuche in deiner jetzigen Lebenssituation einen Briefgedanken (drei bis fünf Zeilen) zu schreiben, was für dich im Leben besonders wichtig ist und was du anderen Menschen in deinem Alter als „Lebensweisheit“ mitgeben möchtest.

» Wenn „Holly“ dich jetzt hören könnte, was würdest du ihr sagen?

Quelle:

in Originalsprache: https://t1p.de/Butcher

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Tag ist ein Geschenk – ein trostspendender Abschiedsbrief (I1) 154
Jeder

OSTERSPECIAL – THOMAS. KONTROLLE IST GUT, VERTRAUEN IST BESSER!

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Bedeutung des Apostels Thomas für den Glauben reflektieren. (A) über die Beziehung zwischen Glauben und Zweifel nachdenken. (B)

• ihre Zweifel, ihren Glauben und ihr Vertrauen kreativ zum Ausdruck bringen. (C)

Informationen:

• Federico Barocci: Flüchtige Skizze des Apostels Thomas (I1) Glauben?! (I2)

• Risikospiel: Fastenzeit und Ostern. Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Religionspädagog:innen Marion Grabenweger und Walter Ender. (I3-Anhang)

Einstieg/Aktivierung:

• Bild(ausschnitt) (S. 87) projizieren, betrachten, betiteln und eine Geschichte zum Bild erzählen lassen.

https://t1p.de/ApostelThomas

• Über die Redewendungen „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ und „der ungläubige Thomas“ nachdenken. Über die Umkehrung „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“ philosophieren.

• Dimensionen und Merkmale des Glaubens „ich glaube, dass“ und „ich glaube dir“ vorstellen (vgl. glauben?! I2) und Beispiele finden lassen.

• Das Sprichwort von William Newton Clark „Faith is daring the soul to go beyond what eyes can see“ übersetzen und darüber auseinandersetzen.

Erarbeitung:

Texte (S. 87) lesen und besprechen.

• Ein Persönlichkeitsprofil von Thomas entwerfen.

https://t1p.de/Apostel-Thomas

• Heftarbeit (S. 89): Das Bild ausschneiden und in das Heft kleben. Impuls: Gestalte das Bild farbig. Schreibe um das Bild herum, woran du zweifelst und du glaubst und worauf du vertraust.

Vertiefung/Abschluss:

Präsentation der entstandenen Bilder: Die Schüler:innen stellen in Kleingruppen ihre Bilder und Begriffe vor.

• Partner:innengespräch: Einen Menschen beschreiben, dem ich vertraue und an den ich glaube.

• Ausgewählte Teile der erarbeiteten Texte in einen Gottesdienst integrieren. Übung Osterrisiko erproben: Anleitung und Vorlage finden sich im Anhang

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I1 Federico Barocci: Flüchtige Skizze des Apostels Thomas

Federico Barocci (1535–1612) war ein italienischer Maler, Zeichner und Grafiker, der zu den Wegbereitern des italienischen Barock zählt. Barocci entstammte einer Künstlerfamilie. Entscheidend für seine Entwicklung war ein mehrjähriger Aufenthalt am päpstlichen Hof in Rom. Er galt vielen als der größte Künstler seiner Zeit und hinterließ zahlreiche kunsthistorisch bedeutende Werke. Eines seiner bekanntesten Werke ist die Madonna del

Popolo in Arezzo.

Das hier abgebildete Skizzenblatt befindet sich im Rijksmuseum in Amsterdam und trägt den Titel „Vluchtige schets voor de apostel Thomas“ (übersetzt: Flüchtige Skizze des Apostels Thomas). Es ist nicht bekannt, ob aus diesem Skizzenentwurf jemals ein Kunstwerk entstanden ist.

Quellen: Wikimedia Commons CC0

157 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Glaube/Glauben (lat. fides; indogerm. leubh – das heißt „begehren“, „lieb haben“, „für lieb erklären“, „gutheißen“, „loben“) bezeichnet eine Grundhaltung des Vertrauens (vgl. „Ich glaube dir“). Glaube wird hier im Sinn des griech. Substantivs pistis („Treue“, „Vertrauen“) verstanden und meinte ursprünglich: „Ich verlasse mich auf …“, „ich binde meine Existenz an ...“ –

Das lateinische credere (vgl. Credo) kommt von cor dare (= „das Herz geben“/„schenken“) und ist direkt verwandt mit der altind. Wurzel sraddha („glauben“).

Das hebräische aman (= „sich an etwas festmachen“) mit der Schreibung „Aleph-MemNun“ wird nur in einer bestimmten Stammesmodifikation mit dem Wort „glauben“ übersetzt. Die Grundbedeutung dieses Begriffs, die auch im ursprünglich hebr. Wort „Amen“ steckt, ist „fest“ oder „unerschütterlich“.

Das unbestimmt bzw. nicht religiös gemeinte „ich glaube“ i. S. von „ich weiß nicht“ entspricht hingegen dem lat. putare (= „glauben, dass …“).

Sheilaismus ist der Begriff, den die Krankenschwester Sheila Larsen zur Bezeichnung ihres ganz persönlichen Glaubens verwendet hat. Der Ausdruck steht für eine sehr individuell gestaltete Form religiösen Lebens und Glaubens.

Atheismus bedeutet „kein Gott“ oder „ohne Gott“; diese Position begegnet heute in verschiedenen Formen:

Der selbstzufriedene Alltagsatheismus kümmert sich nicht um die Frage nach Gott, stellt „Lifestyle“ und Konsum in das Zentrum des Lebens und leugnet/verweigert tiefere Fragen.

Der suchende Atheismus, der sich gegen allzu konkrete Gottesvorstellungen wehrt, kann im Fragen nach dem Geheimnis des Menschen und der Welt durchaus offen für Gott sein.

Der militante Atheismus beschimpft den Glauben als infantil und gibt den Religionen die Schuld an Kriegen der Welt. Die Wahrnehmung, wie verbissen VertreterInnen dieser Position gegen gläubige Menschen auftreten, zeigt, dass die Menschen anscheinend nicht um die Gottesfrage herumkommen.

Diese Form des Atheismus kann auch Antitheismus (= „gegen Gott“) genannt werden. Apatheismus (vgl. apathisch) sieht Gottes

Existenz als belanglos an, weil sie – nach dieser Vorstellung – keine überprüfbaren Konsequenzen hat.

Agnostizismus (vgl. griech. a-gnoein = nicht erkennen): Weder die Existenz noch die Nicht-Existenz Gottes ist für Menschen erkennbar.

Etwasismus: Diesen Begriff hat der Prager Theologe und Soziologieprofessor Tomáš Halík eingeführt, der damit die Position „Etwas (Höheres) muss/wird es wohl geben …“ benennt. Gregor Maria Hoff beschreibt solche Zugänge als „religionsfreundlichen Atheismus“.

Quelle: Prettenthaler, Monika. Glauben?! in: ReliPlus 09–10|2017. S. 16

Anselm Grün: Jeder von uns ist gläubig und nichtgläubig. Jeder hat eine gottlose Seite an sich, und auch der Zweifel gehört zum Glauben. Der Zweifel reinigt den Glauben. Dass ich Gott nicht mit meinen Gottesbildern identifiziere, sondern immer frage, wer ist dieser Gott? Wir brauchen Bilder von Gott, sonst können wir nicht von ihm sprechen, und zugleich müssen wir wissen, dass Gott jenseits aller Bilder ist.

David Steindl-Rast: So wie die Angst zum Mut gehört, so gehört der Zweifel zum Glauben. Suzuki Roshi [1905–1971, japanischer ZenMeister] hat einmal einen langen Vortrag über den Glauben gehalten. Ich hatte als junger Student gar nicht für möglich gehalten, dass ein buddhistischer Lehrer über Glauben spricht. Er hat ganz richtig über das Vertrauen gesprochen und darüber, dass das Gegenteil des Glaubens die Furcht ist. Er sagte: ‚Macht euch nichts daraus, wenn ihr Furcht habt. Das ist wie der Gegenwind, wenn ihr schnell auf einem Fahrrad dahinrast. Klopft euch auf die Schulter und seid stolz, dass ihr so viel Angst habt, denn der Glaube erzeugt diese Angst. Aber wenn ihr Mut habt, könnt ihr sie überwinden. Solange euer Mut nur eine Nasenlänge der Angst voraus ist, seid ihr schon gläubig‘.

Quelle: Kaup, Johannes (Hg.): Anselm Grün und David SteindlRast: Das glauben wir. Münsterschwarzach: Vier-Türme 2015, S.59

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I2 Glauben?! 158

KAPITEL 7: HEILIGER GEIST, KOMME HERAB

Lehrplanbezug: Kompetenzbereich B: Gelehrte und gelebte Bezugsreligion

LEITKOMPETENZ 3:

» Grundlagen und Leitmotive des christlichen Glaubens kennen und für das eigene Leben deuten können.

» Kompetenzbeschreibung (KB):

› Die Schüler:innen können das vielfältige Wirken des Heiligen Geistes entdecken und charakterisieren.

» Anwendungsbereiche (AB):

› Biblische Symbolik für den Geist Gottes, Vielfalt der Charismen1

» Unterrichtshinweise (UH):

› Pfingstereignis (Apg 2), Ängste überwinden und Begabungen leben

» Niveaustufe 1: Die Schüler:innen können biblische Bilder für den Heiligen Geist benennen und erschließen.

Grundkompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler können …

» verschiedene Darstellungsformen (auch biblische) des Heiligen Geistes nennen. (A, D)

» wichtige Informationen aus dem Leben von Mutter Teresa benennen. (A)

» den Begriff „Charisma“ erklären und mit ihrem Leben in Verbindung setzen. (B, E)

» über ihre eigenen Stärken und Talente reflektieren und diskutieren. (B, D)

» das Pfingstereignis in Apg 2 beschreiben. (D)

» die Geistgaben benennen und erklären, was sie sind. (A, D)

Aufbau des Kapitels:

Dieses Kapitel möchte einen näheren Einblick in das Wirken und die Erscheinungsformen des Heiligen Geistes geben. Grundliegend ist dabei das übergreifende Thema: Bildungs-, Berufs- und Lebensorientierung (1).

Beginnend mit dem Titelbild von Otto Zitko möchte das Kapitel Einblicke in das Wirken des Heiligen Geistes geben. Zunächst beschäftigen sich die Schüler:innen mit ihren Charismen, also mit ihren Fähigkeiten, die sie dazu ermutigen, Christ:innen zu sein. Das passiert durch verschiedene Übungen, wobei man zunächst selbst im Mittelpunkt steht und danach auf die Klassengemeinschaft eingegangen wird. Unterkapitel 2 hat das Pfingstereignis zum Thema. Anhand des biblischen Textes wird hier auf den Heiligen Geist eingegangen, wobei der Schwerpunkt immer auf der eigenen Beziehung mit ihm liegt. Danach werden unterschiedliche Erscheinungsformen des Heiligen Geistes aufgezeigt. Die Schüler:innen setzen sich mit einem Gebet auseinander. Im folgenden Kapitel rücken die Geistgaben ins Zentrum. Das „Zeit für“ enthält wichtige Informationen zu Mutter Teresa. Gerade in ihrem Tun wird die Gegenwart des Heiligen Geistes und ihre Ausrichtung auf ein Leben mit Gott besonders sichtbar.

160 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 160

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können …

• verschiedene Darstellungen im Kunstbild von Otto Zitko erkennen und das Bild so in ihre Lebenserfahrung einbauen. (B, C)

• Inhalte selbst in Form von moderner Kunst ausdrücken. (C)

• Charismen erklären. (A)

• über ihre Charismen und die ihrer Mitschüler:innen reflektieren und diskutieren. (B, D)

Informationen:

• Hintergrundinformationen zu Otto Zitko und dem Titelbild (I1)

• Informationen zu Charismen (I2) Informationen zu Gnade (I3)

Einstieg/Aktivierung:

Bildbetrachtung: Titelbild von Otto Zitko (S. 91) betrachten. Möglichst viele Formen und Inhalte im Bild zu erkennen versuchen.

• Talentesammlung: Als Brainstorming auf der Tafel verschiedene Talente, z. B. der Klasse, sammeln.

Diskussion: Bei welcher Talentshow würdest du dich bewerben?

Erarbeitung:

Diskussion: Fragen (S. 92) beantworten und versuchen, eigene Charismen herauszufinden. Danach Diskussion im Plenum.

• Auf S. 93 wird über Klassengemeinschaft gesprochen. Dazu die Übung im Buch ausfüllen.

Erarbeiten der Profiaufgabe (S. 93). Talente sammeln und auf einem Plakat in der Klasse festhalten. Wenn es konkrete Probleme gibt, kann dort geschaut werden, an wen man sich in der Klasse wenden kann.

Vertiefung/Abschluss:

Kreative Arbeit: Auf großen, weißen Bögen ein ähnliches Bild zum Titelbild mit einem durchgehenden Strich gestalten. In Klassenausstellung vorstellen.

• Kreative Arbeit: Gleich wie oben, jedoch die Bilder zu einem Bild zusammenfügen und auf die Klassendecke kleben. Schüler:innen auf den Boden legen und als Meditationsgrundlage verwenden.

161 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 7.0/7.1 HEILIGER GEIST, KOMME HERAB / MEINE CHARISMEN

Künstler

Otto Zitko ist ein österreichischer Künstler. Er wurde 1959 in Linz geboren, arbeitet und lebt nun in Wien. Besonders ab 1992 werden die typischen Liniennetze für ihn wichtig. Den großen Durchbruch erreicht er dort, als er zwei Wände in der Wiener Secession damit überziehen durfte. Seine Kunst wird als „all over“- Raumzeichnung bezeichnet. Er bekam Aufträge in Berlin, Bukarest und Bristol. 1996 erhält er den Otto-Mauer-Preis und 2004 den Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst.

Zitko möchte mit seinen Werken den französischen Surrealismus widerspiegeln. Die Linie, die nicht unterbrochen wird, will sich einer bewussten Kontrolle entziehen. Trotz der eigentlich gegenstandslosen Malerei werden dabei spontane Elemente und Dinge sichtbar. Besonders im großflächigen Raum wird diese Kunstrichtung wirksam. Gestaltet wird diese Art der Kunst mit Malerrollen oder dicken Ölstiften. Ziel ist es, den Raum durch die Linien in Bewegung zu versetzen.

Beispiele seiner Kunst befinden sich im Hamburger Bahnhof (https://www.ottozitko.com/ de/site-specific/2009/place/40) oder im Arnolfini in Bristol (https://www.ottozitko.com/de/ site-specific/2010/place/32).

Werk

Das Kunstbild am Kapitelbeginn zeigt die Dominikanerkapelle in St. Andrä in Graz. Hier handelt es sich um eine Kapelle, die von Otto Zitko 2003 in seinem typischen Stil bemalt wurde. Die Altarnische ist seit der Gestaltung durch Zitko frei und verzichtet auf Figuren oder Bilder. Wenn man die Decke der Kapelle betrachtet, braucht es ein wenig Zeit, bis man im chaotischen Liniengeflecht Figuren und eine Bewegung erkennen kann. Die Farbe Orange und auch die Form der Linienanordnungen möchten auf ein Feuer verweisen. Die Interpretationen reichen hier vom brennenden Dornbusch bis zum Feuer als Darstellungsmöglichkeit des Heiligen Geistes. In Lk 12,49 ist zu lesen: „Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie froh wäre ich, würde es schon brennen!“ Gemeint ist damit, dass der Heilige Geist auf die Welt kommen wird und das Feuer der göttlichen Liebe verteilt. Otto Zitko schuf mit seinem Liniennetz eine Pfingstkapelle, die den Aufbruch symbolisieren möchte.

Quellen:

https://www.kovacek-zetter.at/kuenstler/25864-otto-zitko

https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Zitko

https://www.ottozitko.com/de/biografie

https://www.andrae-kunst.org/de/andreas-kapelle

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Kurzbiografie und Bildbeschreibung
I1
162

Unter Charismen versteht man Gaben vom Heiligen Geist, die jeder und jedem zukommen. Dabei gilt ein Charisma als eine Art „außeralltägliche“ Fähigkeit, die nicht jeder und jedem zukommt, aber jede und jeder hat eigene Charismen. In der Bibel ist der Begriff Charisma vor allem im Zusammenhang mit Prophet:innen zu lesen. Sie haben eine besondere persönliche Art, die sie dazu befähigt, Visionen, Träume oder Auditionen zu erhalten und diese an das Volk weiterzugeben. Etymologisch kommt der Begriff aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Geschenk oder Gabe. Es wird darunter eine Gnadengabe verstanden, die dazu befähigt, den Dienst an der Gemeinschaft besser ausüben zu können. Ab der Aussendung des Heiligen Geistes in Apg 2 bekommen die Charismen eine besondere Bedeutung.

Quellen:

https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/altestestament/charisma-at

https://www.kathpedia.com/index.php/Charisma

Der Begriff „Gnade“ leitet sich aus dem Hebräischen ab und kann mit Barmherzigkeit oder auch Erbarmen gleichgesetzt werden. Es geht dabei um ein Auf-den-MenschenZugehen von Gott. Er möchte den Menschen unterstützen, ihm Liebe schenken. Der Mensch muss sich selbst nicht mehr erlösen oder darum kämpfen, sie wird ihm durch Gott bereits geschenkt. Trotzdem kann sich jeder Mensch selbst entscheiden, ob er dieses Geschenk annehmen will.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gnade_(Theologie)

https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/altestestament/gnade-barmherzigkeit

163 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
I2: Charismen & I3: Gnade

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• den Bibeltext von Apg 2 erläutern. (A) Apg 2 mit dem eigenen Leben verlgeichen. (B, D)

• über eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren. (C, E)

• über Begeisterung reflektieren und das Wort deuten. (B)

Informationen:

Pfingstereignis in Apg 2 (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Bucharbeit: Bibeltext (S. 94) lesen und Fragen dazu beantworten.

Reflexion: Das Wort BeGEISTerung ins Heft schreiben. Dazu eine Seite künstlerisch mit Feuerzungen und Wörtern in fremder Sprache gestalten.

• Film über Pfingsten anschauen.

Link: https://t1p.de/Pfingstenf

Erarbeitung:

• Bibliodrama: Bibeltext von Apg 2 (S. 94) in Form eines einfachen Bibliodramas aufarbeiten. Informationen zur Methode befinden sich in der Methodenwerkstatt.

Film: Kurzfilm „Rising Hope“ ansehen und anschließend das Arbeitsblatt (M1) ausfüllen.

Link: https://t1p.de/Rising

• Bucharbeit: Arbeitsaufträge auf S. 95 machen. Die Seite im Buch schön gestalten. Die Zukunftsbilder im Anschluss der gesamten Klasse vorstellen lassen.

• Feuerzungen basteln: Feuerzungen (M2) in leuchtenden Rot-, Orange-, Gelbtönen ausmalen. Dann Gedanken zum eigenen Aufbruch in ein neues Leben daraufschreiben. Anschließend in der Klasse aufhängen oder in einer Feuerschale im Schulhof symbolisch verbrennen.

Vertiefung/Abschluss:

• Atemmalerei: Am Boden im Kreis sitzen, Augen schließen, Musik abspielen. Input: Stell dir vor, in deinem Inneren gibt es unendlich viele Farbtöpfe. Jetzt lasse in deiner Fantasie ein Bild entstehen, das voll mit Leben ist und das du malen möchtest: Schließ die Augen und beobachte deinen Atem. Vor deinem inneren Auge siehst du eine weiße Fläche. Dein Ausatmen ist ein farbiger Strahl, den du mit dem Mund zu einem dicken oder ganz feinen Farbstrahl formen kannst. Beim Malen mit dem Atem bewegst du nur den Mund und deinen Kopf. Wenn du die Musik nicht mehr hörst, beende auch dein Malen mit deinem Atem. (Reliplus 2016 /5-6 S. 8)

• Meditatives Laufen: Am Sportplatz meditativ laufen. Dabei einen meditativen Zustand erreichen durch: richtige Atmung, Haltung und Loslassen-Können. Währenddessen auf den eigenen Körper hören. Atmung entspannen, Bauchatmung, länger ausatmen als einatmen. (Reliplus 2016 /5-6 S. 12)

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7.2 AUFBRUCH IN EIN NEUES LEBEN
164

Pfingstereignis in Apg 2

Der Pfingsttag war ursprünglich ein jüdisches Fest (Schawuot), zu dem Menschen aus unterschiedlichsten Gegenden in die Stadt gekommen sind. Es ist ähnlich wie ein Erntedankfest. Man feierte das Ende der Weizenernte, die am Pessachfest begann. Später entwickelte es sich auch als Dankfest für die Verkündigung der Tora. Heute ist es eines der wichtigsten Feste der römisch-katholischen Kirche und gilt als „Geburtstag der Kirche“.

Der Name Pfingsten leitet sich vom griechischen Wort „penta“ ab, was so viel wie 50. Tag bedeutet. Pfingsten wird 50 Tage nach Ostern feiert. Da sich der Tag an den Ostertermin orientiert, wird er jedes Jahr an einem unterschiedlichen Termin gefeiert.

An diesem Tag trafen sich die Apostel in Jerusalem. Das Treffen der Apostel wird durch einen starken Wind durchbrochen und es erscheinen ihnen „Zungen wie von Feuer“ (Apg 2,3). Durch dieses Zeichen des Heiligen Geistes wissen sie, was zu tun ist. Sie gehen hinaus in die Stadt und berichteten allen Menschen von Jesus. Das Besondere: Jede und jeder hört sie in ihrer/seiner Muttersprache. Denn durch den Heiligen Geist konnten sie die Botschaft von Jesus so erzählen, dass sie alle Menschen erreichte. Bald wurde den Aposteln vorgeworfen, betrunken zu sein. Petrus erklärte, dass das nicht der Fall sei, sondern sich die Botschaft der Schrift bewahrheite.

in Apg 2

Dieses Herabkommen des Heiligen Geistes zählt als Geburtsstunde der Kirche. Gott spricht nicht mehr nur über die Prophet:innen mit den Menschen, sondern direkt durch den Heiligen Geist. Die Menschen fühlen sich im Glauben gestärkt.

Zu Pfingsten gibt und gab es einige Rituale und Bräuche. Früher war es in Österreich üblich, dass zu Pfingsten eine Holztaube durch ein Loch in der Kirchendecke herabgelassen und durch den Raum geschwungen wurde. Man nannte das das Heilige-Geist-Schwingen. In manchen Gegenden gibt es noch heute das Pfingstfeuer, das ein Zeichen des Heiligen Geistes ist.

Quellen:

https://t1p.de/Pfi

https://www.bibleserver.com/EU/Apostelgeschichte2

https://t1p.de/MPs

https://karl-veitschegger.at/texte/pfingsten.htm

165 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
I1 Pfingstereignis

Arbeitsblatt (M1) Rising Hope – Kurzfilm

Beschreibe die Situation, in der das Pferd zu Beginn lebt. Was sind seine Wünsche, Träume, Vorstellungen von einem guten Leben?

Was merkt das Pferd am Ende?

Was ändert sich abrupt für das Pferd?

Wie wird dem Pferd geholfen, ein neues Leben/Ziel zu finden?

Wie könnte diese Geschichte mit meinem Leben zu tun haben?

Arbeitsblatt (M2) Feuerzungen

166 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

7.3 HEILIGER GEIST

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können …

• verschiedene Darstellungsformen des Heiligen Geistes beschreiben. (A) für sich selbst eine eigene Darstellungsform des Heiligen Geistes ausfindig machen. (D,E)

• die biblischen Darstellungsformen des Heiligen Geistes erklären. (A,B)

• durch verschiedene Übungen Ausdrücke des Heiligen Geistes nachempfinden. (A)

Informationen:

• Ruach, Pneuma, Spiritus (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Lied: „Rückenwind“ (S. 96) singen.

• Kurzfilm: Film zum Heiligen Geist anschauen.

Link: https://t1p.de/HLGeist

• Kurzfilm: Film zum Heiligen Geist anschauen und ein Lernplakat erstellen.

Link: https://t1p.de/Pfingst

Erarbeitung:

• Bucharbeit: Ausarbeiten und beschreiben der Darstellungsformen des Heiligen Geistes (S. 96). Danach die eigene Vorstellung abbilden.

• Gebet: (S. 97) lesen, Arbeitsauftrag machen.

Bibelarbeit: Biblische Darstellungsformen des Heiligen Geistes suchen. PRO-Aufgabe auf S. 96 machen.

Vertiefung/Abschluss:

• Übung: Mehrere Blätter Papier austeilen und Geräusche aus Apg 2 nachmachen. Schritt 1: Auf ein Blatt aus verschiedenen Entfernungen pusten. Schritt 2: Blatt Papier zerreißen. Schritt 3: Blatt Papier zerknüllen. Abschließende Reflexionsfragen: Was fühlst du beim Anhören?

Woran erinnern dich die einzelnen Geräusche? Welcher Schritt hört sich für dich wie Wind an und warum?

• Sprachspiel: Sätze in verschiedenen Sprachen (M1) austeilen und den richtigen Sprachen zuordnen.

• Fotorallye: In Schule oder im Freien. Dinge fotografieren, die verschiedene Menschen ausschließen können, sodass diese nicht Teil der Gemeinschaft sein können (z. B. kein behindertengerechter Zugang zu Haus). Danach über Erfahrungen diskutieren.

167 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

In der Bibel tritt der Heilige Geist in verschiedenster Gestalt auf und kommt als Begriff sowohl im Alten Testament wie auch im Neuen Testament vor. Gott erscheint in drei Personen: Vater, Sohn und Geist. Das hebräische Wort für Geist ist „ruach“. Es bedeutet so viel wie „Wind“, „Atem“ oder „Hauch“. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass es sich dabei um ein weibliches Wort handelt, es also auch auf die weibliche Dimension Gottes hinweist. Bereits am Beginn des Buches Genesis (Gen 1,2) wird vom Heiligen Geist erzählt, der vor der Erschaffung der Welt bereits da ist. Die ruach ist einerseits stark mit dem Leben verbunden, andererseits kann sie durch ihre Kraft auch zerstören. In Ps 104,29f. ist zu lesen, dass die ruach Gottes dem Menschen für die Dauer seines Lebens gegeben wird.

Besonders bei den Prophet:innen ist der Heilige Geist wichtig. Eine Bibelstelle, die darüber berichtet, ist z. B.: Jes 11,2.

Im Neuen Testament wird der griechische Begriff „pneuma“ verwendet. Dieser ist ein Neutrum und kann auch mit „Wind“ oder „Atem“ übersetzt werden. Interessant ist, dass dabei die Groß- und Kleinschreibung von Bedeutung ist. Wird der Begriff groß geschrieben, wird auf den dogmatischen Begriff verwiesen, bei Kleinschreibung auf das Adjektiv. Oft wird pneuma mit Jesus verknüpft. Die bedeutendste Stelle, in der von pneuma gelesen werden kann, ist in Apg 2 beim Pfingstereignis.

Spiritus ist die lateinische Bezeichnung für den Heiligen Geist. Sie findet sich vor allem in Gebeten in lateinischer Sprache.

Den Heiligen Geist kann man nicht einfangen, nicht fotografieren, nicht herzeigen, so wie man Sehnsucht, Liebe und Freude nicht abbilden kann. Es ist aber möglich, unsichtbare Wirklichkeiten symbolisch darzustellen.

Das versucht die Bibel auch mit dem Heiligen Geist. Hier werden die wichtigsten biblischen Symbole für den Heiligen Geist skizziert:

» Wind

Der Wind kann aus allen Richtungen kommen, man sieht ihn nicht, aber seine Wirkungen sind sichtbar und spürbar. So gehören Sturm, Wind und Atem zu den ältesten Symbolen für das geheim-

nisvolle Wirken des Heiligen Geistes. Die Bibel verwendet für „Wind“ und „Geist“ dasselbe Wort. Im Johannesevangelium sagt Jesus vom Heiligen Geist: „Er weht, wo er will.“ (Joh 3,8)

» Taube

In der Antike symbolisiert die Taube Zärtlichkeit, Liebe, Hoffnung, Frieden und Gewaltlosigkeit. Als Opfertier ist sie in Israel auch Zeichen für die Verbindung mit Gott: Gabe und Hingabe. Von der Taufe Jesu im Jordan erzählt die Bibel: „Als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der [Heilige] Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.“ (Mk 1,10)

» Feuer

Feuer steht für Energie, Wärme, Begeisterung, Leidenschaft, Liebe. Zu Pfingsten, so erzählt die Bibel, verteilte sich der Heilige Geist in Gestalt von Feuerzungen auf die Apostel und begeisterte sie (neu) für Jesus: „Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt.“

(Apg 2,3-4)

» Wasser

Ohne Wasser gibt es kein Leben auf der Erde. Seit uralten Zeiten ist Wasser Symbol für Leben, Reinigung, Erfrischung. Kein Wunder, dass es in der Bibel auch Sinnbild des Heiligen Geistes ist. So spricht Gott im Buch Jesaja: „Ich gieße meinen Geist über deine Nachkommen aus und meinen Segen über deine Kinder.“ (Jes 44,3) Und Paulus schreibt: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“ (Röm 5,5)

Quellen:

https://t1p.de/HlGeist

https://t1p.de/HGs

https://youcat.org/de/credopedia/pfingsten/ https://t1p.de/HGSs

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I1 Ruach, Pneuma, Spiritus 168

Arbeitsblatt (M1): Sprachkärtchen

Her zaman seninle olacağım. Türkisch

Sarò sempre con te. Italienisch

我会一直在你身边 Chinesisch

いつもあなたと一緒にいます Japanisch

Budu vždy s tebou. Tschechisch

Semper tecum ero. Latein Siempre estaré contigo. Spanisch

ינא היהא דימת ךתיא Hebräisch

Ik zal altijd bij je zijn. Niederländisch

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7.4 WAS SIND GEISTGABEN?

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• über das Leben und Wirken von Mutter Teresa informieren. (A) im Leben von Mutter Teresa das Wirken des Heiligen Geistes erfahren. (B)

• die Geistgaben nennen und erklären. (A)

• die Bedeutung der Geistgaben für das eigene Leben erfahren. (E)

Informationen:

Gaben des Heiligen Geistes (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Bibelstellenreflexion: Der Heilige Geist macht jede/n Einzelne/n zu einem Teil des Leibes Jesu. Arbeitsblatt (M1) ausfüllen.

• Reflexion: Welche der sieben Geistgaben ist für dich die wichtigste? Warum? Welche Geistgaben fehlen für dich? Auf welche Geistgabe sollte in der Gesellschaft mehr Acht gelegt werden?

Erarbeitung:

• Reflexion: Arbeitsblatt (M2) bearbeiten: Studie zu den weisesten Menschen.

• Bucharbeit: Geistgaben und zwei Geschichten (S. 98) lesen und zuordnen probieren. Danach selbst Geschichten zu anderen Geistgaben schreiben.

• Bucharbeit: Zeit für Mutter Teresa (S. 99) lesen und Aspekte ihres Lebens nennen, worin der Heilige Geist spürbar ist.

• Legeübung (M3) zu den Geistgaben machen.

Vertiefung/Abschluss:

• Collage gestalten: Aussuchen einer Geistgabe und dazu eine Collage auf einem Blatt Papier gestalten (S. 98).

• Bildbetrachtung: Bild von Wilhelm Leibl „Drei Frauen in der Kirche“ ansehen. Reflexionsfragen: Was machen die drei Frauen auf dem Bild? Welche Geistgaben würdest du ihnen zuordnen und warum?

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170

Der Heilige Geist ist direkter Kommunikator mit dem Menschen. Als dieser weist er auch auf das „gute“ Handeln jedes/jeder Einzelnen hin. Dabei wirken die Geistgaben, die er uns schenkt.

Durch die Gnade Gottes wird uns die Fülle an Gaben des Heiligen Geistes geschenkt. Diese werden in Form von Begabungen für jede/n Einzelnen sichtbar. In diesem Zusammenhang spricht man christlich auch von Charismen.

In der Bibel kann man an verschiedenen Stellen von den Geistesgaben lesen: Z. B. Röm 12,6-8; 1 Kor 12,8-10 oder Eph 4,11f. usw. Die Anzahl der Gaben des Heiligen Geistes ist sieben. Diese sind Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit, Gottesfurcht, Weisheit und Einsicht. Zu unseren bereits bestehenden Fähigkeiten schenkt uns der Heilige Geist spezielle Talente, die uns dazu befähigen können, in der Gemeinschaft aktiv Teil zu werden.

Weisheit

Ein weiser Mensch urteilt nachdenklich und hilfreich. Wichtig ist zu wissen, was im Leben zählt und welche Werte man hat. Macht, Technik und Geld sind nützlich, wenn sie dem Wohl der Menschen dienen. Doch die Gier nach „mehr“ zerstört das Glück. Das Streben nach unendlichem Erfolg macht alles, was man erreicht, scheinbar zu wenig.

Rat

Es ist wichtig für Menschen, Verantwortungen übernehmen zu können. Dabei sind nicht die kurzfristigen Erfolge anzustreben, sondern sich langfristig ein gutes Leben aufzubauen. Gut beratene Menschen verwenden ihre Gaben, um anderen zu helfen.

Stärke

Damit die Erkenntnis auch entschlossen ausgeführt wird, braucht man die Gabe der Stärke. Alle Schwierigkeiten, die einem in den Weg gelegt werden, werden durch die Stärke überwunden.

Frömmigkeit

Diese Gabe zeigt uns, dass wir nicht einfach entstanden sind, sondern erschaffen wurden. Sie will dafür sorgen, dass wir Gott nicht vergessen und gefühllos werden. Das Geschenk unseres Lebens sollen wir auch anderen Lebewesen zurückgeben.

Erkenntnis

Menschen, die schnell Aufgaben lösen können und sofort Probleme ausfindig machen können, nennen wir verständig. Wir müssen erkennen können, wo die Schwachstellen in unserem Miteinander liegen. Wie die Prophet:innen können wir so auf Ungereimtheiten aufmerksam machen und etwas dagegen tun. Der Heilige Geist schenkt uns ein besonderes Licht, damit wir den Kern der Dinge erkennen können.

Gottesfurcht

Die Gottesfurcht hat nichts mit der Angst vor Gott zu tun. Sie zeigt uns, dass jeglicher Verlust im Leben bedauerlich ist, aber allein der Verlust der Liebe wirklich schlimm wäre. Als Menschen sind wir in einer Gemeinschaft aktiv und wir brauchen andere Menschen, um glücklich zu sein. Die Gottesfurcht beschreibt das Gefühl der Angst, aus dieser Gemeinschaft herauszufallen.

Einsicht

Die Einsicht gibt jedem die Möglichkeit, Gutes und Schlechtes voneinander zu unterscheiden. Sie zeigt uns sowohl das, was nicht schön ist, als auch das, was für uns gut ist. Ebenso schützt sie uns vor Unwissenheit und damit einhergehenden schlechten Entscheidungsfindungen.

Quellen:

https://t1p.de/HeiligerGeists

https://t1p.de/Gottesf

https://unterrichten.zum.de/wiki/Geistesgaben

171 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
I1 Gaben des Heiligen Geistes

Der eine Leib und die vielen Glieder. 12 Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. 13 Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. 14 Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. 15 Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib. 16 Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. 17 Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn? 18 Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. 19 Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? 20 So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. 21 Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht. Der Kopf wiederum kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. 22 Im

Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich.

23 Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit umso mehr Anstand, 24 während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem benachteiligten Glied umso mehr Ehre zukommen ließ, 25 damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. 26 Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit.

27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.

1. Such dir eine Farbe aus, die dir besonders gut gefällt.

Zeichne in die Figur mit Farbe ein, als welcher Teil du dich aktuell fühlst.

2. Wähle für Personen in deinem Leben Farben aus. Zeichne auch sie in die Figur ein. Schreibe dazu, warum die Person die jeweilige Stelle im Körper einnimmt. Z. B.: Schwester = Auge, weil sie alles immer sieht.

172 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
Arbeitsblatt (M1): Bibelvers 1 Kor 12,12-27

Arbeitsblatt (M3): Legeübung Gaben des Heiligen Geistes

1. Weisheit – Sie hilft zu unterscheiden, was wichtig ist und wofür es sich zu kämpfen lohnt.

2. Einsicht – Sie hilft, den Durchblick zu bewahren und eigene Fehler zuzugeben.

3. Rat – Er hilft, guten Rat geben zu können, aber auch Rat anzunehmen.

4. Stärke – Sie hilft, den Mut nicht zu verlieren, wenn gerade alles schiefläuft.

5. Erkenntnis – Sie hilft dabei, seinem Menschenverstand zu vertrauen und sich nicht kleinreden zu lassen.

6. Frömmigkeit – Sie hilft dabei, immer mit Gott in Verbindung zu bleiben und dass der Faden zu Gott nie abreißt.

7. Gottesfurcht – Sie hilft, Gott die Treue zu halten und zu wissen, dass er einen liebt.

1. ………………………………………………………………………………………

… ist die Gabe, nicht gleich aufzugeben, sondern durchzuhalten, Deine eigene Meinung zu sagen, zu Dir zu stehen, zu anderen, zum Glauben, mutig zu handeln, für andere da zu sein. Gottes Geist hilft Dir dabei.

2. ………………………………………………………………………………………

… ist die Gabe, „tiefer“ zu sehen, nicht schnell zu urteilen und zu verurteilen, sondern genauer hinzusehen, etwas „einzusehen“. Gottes Geist hilft Dir, klarer zu sehen: Dich, Deine Stärken und Schwächen, den anderen und die Welt.

3. ………………………………………………………………………………………

… ist die Gabe, jemandem „etwas“ geben zu können, aber auch „etwas“ annehmen zu können. Dabei ist es wichtig, hinzuhören, zuzuhören, hinzuschauen, den anderen ernst zu nehmen, offen zu sein. Gottes Geist hilft Dir dabei.

4. ………………………………………………………………………………………

… ist die Gabe, über diese Welt und das Leben nachzudenken, Fragen zu stellen, zu forschen und auch etwas zu erkennen: Zusammenhänge, Ursachen, Fehler … Dazu brauchst Du Verstand. Und den hat Dir Gott geschenkt. Gottes Geist hilft Dir dabei.

5. ……………………………………………………………………………………… … ist die Gabe, unterscheiden zu können zwischen wichtig und unwichtig, richtig und falsch, gut und böse – eben: weise zu sein. Gottes Geist hilft Dir zu entdecken, was wirklich wichtig ist im Leben.

6. ………………………………………………………………………………………

… ist die Gabe, Dein Leben festzumachen in Gott. Gott ist für Dich da. Er ist Dein Freund. Ihm kannst Du erzählen, was Dich freut, was Dich ärgert, was Dir Sorgen macht, wofür Du dankbar bist. Gottes Geist hilft Dir, die Verbindung und die Freundschaft zu Gott zu halten.

7. ……………………………………………………………………………………… … hat nichts mit Angst oder Furcht zu tun. Es ist die Gabe, Gott zu vertrauen. Gott ist größer und stärker als Du oder sonst irgendjemand auf der Welt. Er hat die Welt erschaffen, Dir das Leben geschenkt. Darum kannst Du mutig und stark und gelassen durchs Leben gehen. Gottes Geist hilft Dir, auf Gott zu vertrauen.

Quelle: Diözese Graz-Seckau. https://t1p.de/gabensdesgeistes

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KAPITEL 8: HINDUISMUS UND BUDDHISMUS

Lehrplanbezug: KOMPETENZBEREICH:

Religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Gesellschaft und Kultur

LEITKOMPETENZ 6:

» Unterschiedlichen Lebensweisen und Glaubensformen reflexiv begegnen können

» Kompetenzbeschreibungen (KB):

› Die Schüler:innen kennen Charakteristika asiatischer Glaubenstraditionen und können diese mit dem christlichen Glaubensverständnis vergleichen.5

» Anwendungsbereiche (AB): –

» Unterrichtshinweise (UH):

› Elementare Inhalte und religiöse Praxis in Hinduismus, Buddhismus und chinesischen Religionen: Anfänge, prägende Persönlichkeiten, Meditation, Erlösungswege

» Kompetenzniveau 1:

› Die Schüler:innen können elementare Inhalte der asiatischen Glaubenstraditionen benennen.

Grundkompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler können ...

» mehrere wichtige Religionen Südost- und Ostasiens benennen. (A)

» die Grundzüge des Hinduismus zusammenfassen. (A)

» wichtige hinduistische Götter aufzählen und die Gottesvorstellung im Hinduismus beschreiben. (A)

» den Begriff „puja“ erklären. (A, B)

» die Legende des Buddha zusammenfassen. (A)

» Hinduismus und Buddhismus mit dem Christentum vergleichen und Unterschiede und Ähnlichkeiten herausarbeiten. (B)

» darüber diskutieren, warum Hinduismus und Buddhismus für viele Menschen interessant und faszinierend sind. (D)

» die Bedeutung der Vier Edlen Wahrheiten erläutern. (B)

Aufbau des Kapitels:

Dieses Kapitel orientiert sich vor allem an folgenden zentralen fachlichen Konzepten: Lebensrealitäten und Transzendenz, Freiheit und Offenbarung. Es findet sich darin das übergreifende Thema Interkulturelle Bildung.

Das Kapitel befasst sich im Besonderen mit dem Hinduismus und dem Buddhismus als größte und global meistverbreitete Religionen, die ihren Ursprung in Ost- und Südostasien haben. Dieser Fokus wird zunächst in einen breiteren Horizont eingebettet: Auch in dieser Weltregion gibt es eine große Pluralität von religiösen Traditionen, die oft wenig wahrgenommen wird. Die erste Doppelseite soll also vor allem Bewusstsein für Vielfalt wie auch Interesse wecken, dieser Vielfalt nachzugehen.

In der Folge werden auf je zwei Doppelseiten Grundzüge des Hinduismus und des Buddhismus grob skizziert. Dies bedeutet beim Hinduismus ein Blick auf das Selbstverständnis der Religion, zentrale Konzepte wie Karma oder Wiedergeburt und ein Verständnis für Gottesvorstellungen, weiters wird auf wichtige religiöse Praktiken eingegangen. Mahatma Gandhi als historisch bedeutsame Person wird in dieser Buchreihe wieder vorgestellt, jedoch wird auch seine Religiosität stärker beleuchtet.

Beim Buddhismus wird die Buddha-Legende als eine große Erzählung der Menschheit in den Fokus gerückt. Diese Erzählung sagt zugleich auch vieles über das Selbstverständnis des Buddhismus aus. Die bekannten Vier Edlen Wahrheiten werden erschlossen und sollen eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit anregen. Die zweite Doppelseite stellt wichtige Konzepte und Ausformungen buddhistischer Praxis vor.

Der Fokus in diesem Kapitel liegt stark auf sachlicher Information, wenngleich auch eine persönliche Auseinandersetzung mit Einzelaspekten (Wiedergeburt, Vergänglichkeit, Achtsamkeit) angeregt werden soll.

Es bietet eine fundierte, am aktuellen Stand der Religionswissenschaft orientierte Darstellung der beiden Religionen, sodass Lernende am Ende die Charakteristika asiatischer Glaubenstraditionen kennen und diese mit dem christlichen Glaubensverständnis vergleichen können.

174 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 174

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• mehrere wichtige Religionen Südost- und Ostasiens benennen. (A) die Bedeutung von Mandalas als religiöse Kunstform erläutern. (B)

• sich mit einer ausgewählten Religion Ost- und Südostasiens genauer auseinandersetzen. (B)

Information:

• Bildbeschreibung (I1) und Überblick über die Religionen Südost- und Ostasiens (I2)

Einstieg/Aktivierung:

• Beginn mit Impulsfragen: Vorwissen und Reflexion

• Bildbetrachtung: Welche Formen und Elemente sieht man? Wie ist das Mandala strukturiert? Was verbinden die Schüler:innen mit Mandalas?

Erarbeitung:

• Arbeitsauftrag (S. 105): Durchsicht der Doppelseite und Sammeln von Wissen und Fragen

• Auswahl und Recherche einer Religion mit Kurzpräsentation (im Team oder zuerst Recherche allein und dann Bündelung und Vergleich mit anderen, die dieselbe Religion ausgewählt haben)

• Arbeitsblatt „Religion in China“ (M1): selbstständiges Erarbeiten

Vertiefung/Abschluss:

• Kurzpräsentation der jeweiligen Religion

• Mandala selbst malen (Vorlagen im Internet, siehe auch I1)

175 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. 8.0/8.1 HINDUISMUS UND BUDDHISMUS/DIE RELIGIONEN OST- UND SÜDOSTASIENS

I1 Bildbeschreibung

Mandalas als religiöse Kunstform

Das Sanskrit-Wort mandala bedeutet „Kreis“. Dabei handelt es sich um eine geometrische Anordnung unterschiedlicher Symbole. Mandalas finden sich in verschiedenen religiösen Traditionen, etwa im Hinduismus, Jainismus, Shintoismus und vor allem in verschiedenen Schulen des Buddhismus. Das Herstellen von Mandalas dient als Übung für Achtsamkeit und Konzentration – es ist eine besondere Form der Meditation. Mandalas werden primär gemalt oder, vor allem im VajrayanaBuddhismus, mit gefärbtem Sand gelegt. Ein Mandala wird von außen nach innen gemalt, was den spirituellen Weg vom Außen in das innere Selbst repräsentiert. Bisweilen werden Mandalas auch als architektonische Vorlage für sakrale Orte verwendet oder dreidimensionale Mandalas aus Holz konstruiert.

https://t1p.de/Mand

Das Mandala im tibetischen Buddhismus

Das im Buch abgebildete Mandala entstammt dem tibetischen Buddhismus, welcher dem Vajrayana-Buddhismus zugeordnet wird (zu buddhistischen Strömungen vgl. die Information zu 8.5 in diesem Handbuch). Das Mandala beinhaltet verschiedene religiöse Symbole, etwa das buddhistische Rad der Lehre (Dharmachakra) oder das Windpferd als Symbol des Glücks. Der Kreis symbolisiert das Universum, in dessen Mitte sich ein rechteckiger Palast befindet, in dem Gottheiten und Buddhas leben. Das Mandala bildet damit auch die spirituelle Struktur des Kosmos ab und zeigt zugleich die individuelle geistige Entwicklung an. Im tibetischen Buddhismus gelten Mandalas als Hilfsmittel für die Meditation. Wird ein Mandala mit Sand gelegt, wird es anschließend zur Mitte hin verwischt, um die Vergänglichkeit des Seins zum Ausdruck zu bringen.

Video über Herstellung und Bedeutung eines Sand-Mandalas (Englisch, 2:45 Min.): https://t1p.de/MandV

Ein Mandala malen

Das Malen eines Mandalas kann auch im Unterricht als meditative Methode verwendet werden. Entscheidend ist, dass es nicht als beliebiges Ausmalen betrieben wird, sondern die Schüler:innen um die Bedeutung des Mandalas wissen. Das Ausmalen sollte ruhig und entspannt erfolgen, von außen nach innen. Die Aufmerksamkeit sollte ganz auf das Malen selbst gelegt sein, man sollte „bei sich“ sein, ohne Ablenkung, Musik etc. Ziel ist nicht ein ästhetisch schönes Mandala, sondern der Weg selbst ist das Ziel, das meditative und bewusste Malen.

Quelle:

Berzin, Alexander: What Is a Mandala?, in: https://t1p.de/bvdm9

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I2 Überblick über die Religionen Ost- und Südostasiens

Auch wenn Hinduismus und Buddhismus am stärksten präsent sind, gibt es viele weitere religiöse und spirituelle Traditionen, die in Ost- und Südostasien entstanden sind. Sie haben sich nicht isoliert voneinander entwickelt, sondern auch gegenseitig beeinflusst. So ist der Buddhismus etwa von Indien aus in alle Himmelsrichtungen weitergewandert, wodurch es zu unterschiedlichen, wechselseitigen Beeinflussungen mit anderen Traditionen (etwa Shintoismus und Daoismus) kam. Wichtig ist auch, diese Religionen nicht nur auf Asien zu reduzieren: Vor allem durch Migrationsbewegungen handelt es sich hier um echte „Weltreligionen“, die auf allen Kontinenten zu finden sind. In Österreich ist der Buddhismus als anerkannte Religionsgemeinschaft mit gut 30.000 Anhänger:innen und eigenem Religionsunterricht vertreten. Der Hinduismus ist hingegen aufgrund seiner in sich pluralen Struktur nur lose organisiert und gilt als Bekenntnisgemeinschaft, der sich etwa 10.000 Menschen zurechnen lassen.

Viele dieser Traditionen kennen keine explizite Mitgliedschaft: So ordnen sich viele Japaner:innen gleichzeitig sowohl dem Buddhismus als auch dem Shintoismus zu. In China ist es verbreitet, die „Angebote“ unterschiedlicher Gemeinschaften flexibel zu nutzen. Ebenso gibt es nicht immer eine religiöse

Religiöse Tradition (ein) Symbol

Hinduismus

Buddhismus

Konfuzianismus

Daoismus

Identität: So praktizieren viele Japaner:innen shintoistische Rituale, ohne sich deshalb dem Shintoismus zugehörig zu fühlen. Auch lassen sich religiöse und philosophische Aspekte der Religionen nicht immer klar trennen, sodass etwa Buddhismus oder Konfuzianismus je nach Blickwinkel eher als philosophische Weltdeutung oder als religiöse Tradition erscheinen. Die restriktive chinesische Religionspolitik unterscheidet beispielsweise zwischen erwünschten philosophisch-moralischen und unerwünschten „abergläubischen“ Elementen des Konfuzianismus.

Bei der Darstellung der Religionen ist es wichtig, auf Eigenheiten und strukturelle Unterschiede zu Judentum, Christentum oder Islam hinzuweisen, ohne jedoch einem Orientalismus zu verfallen, der das „Fremde“ oder „Geheimnisvolle“ betont und sie als das „ganz andere“ ausweist. Darüber hinaus kann die Gelegenheit genützt werden, um auf die Verbreitung des Islam in dieser Region hinzuweisen: Der Islam wird in der medialen Wahrnehmung häufig durch Bilder der Türkei, des Nahen und Mittleren Ostens sowie des arabischen Raums dargestellt; die größten Populationen von Muslim:innen finden sich jedoch in Asien: in Pakistan (240 Millionen), Indonesien (235 Millionen), Indien (200 Millionen) und Bangladesch (150 Millionen).

Gründungsgestalt

Om keine (Ursprung mind. 1500 v. Chr.)

Dharmachakra (Rad der Lehre)

Shui (Wasser als Quell des Lebens)

Dao (Tao)

Shintoismus Torii

Chin. Volksreligion Lu (Glück, Erfolg)

Sikhismus Khanda (Schwert)

Jainismus

Swastika, Om und AhimsaHand

Buddha (5. Jh. v. Chr.)

Kong Fuzi (6. Jh. v. Chr.)

legendarisch: Laozi (Ursprung 5. Jh. v. Chr.)

keine (Ursprung mind. 300 v. Chr.)

keine (Ursprung 1. Jt. v. Chr.)

Guru Nanak (16. Jh.)

Hauptsächliche Verbreitung

Indien, Nepal, Bangladesch, Indonesien (Bali), Pakistan

China, Thailand, Japan, Myanmar, Sri Lanka, Vietnam

China, mit Einflüssen auf Korea, Japan und Malaysia

China, Taiwan, Malaysia, Singapur

Japan

China, Taiwan, Malaysia

Indien, auch Großbritannien & Kanada

Mahavira (5. Jh. v. Chr.) Indien

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Arbeitsblatt (M1): Religion in China

Eine Auseinandersetzung mit chinesischen Religionen in vier Schritten

Gehe die Informationen und Texte Schritt für Schritt durch und bearbeite die nachfolgenden Arbeitsaufträge.

Schritt 1: Religiöses Leben in China

In China gibt es verschiedene religiöse Traditionen, die sich gegenseitig beeinflusst haben:

1. Konfuzianismus: Er geht auf einen Gelehrten Namens Kong Fuzi (Konfuzius) zurück, der von 551 bis 479 v. Chr. lebte. Er befasste sich mit der Frage: Wie soll sich der Mensch gegenüber sich selbst, seinen Mitmenschen, seiner Familie, seinem Staat und den Göttern verhalten?

2. Daoismus: Er entstand etwa im 5. Jahrhundert v. Chr. Er befasst sich mit der Frage, wie der Mensch in Harmonie mit der Welt und mit sich selbst leben kann.

3. Chinesischer Buddhismus: Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. gelangte der Buddhismus von Indien nach China und entwickelte dort eigenständige Formen.

4. Chinesische Volksreligion: Hier handelt es sich um einen Sammelbegriff für verschiedene Glaubensformen, Traditionen und Praktiken. Diese existieren schon seit langer Zeit oder entstanden später durch Vermischung verschiedener Traditionen.

In China ordnen sich Menschen meist nicht einer bestimmten Religion zu. Sie nutzen „Angebote“ aus unterschiedlichen religiösen Traditionen. Manche betrachten sich auch gar nicht als religiös und nehmen trotzdem an religiösen Ritualen teil. Religion ist also eher flexible Praxis. Weniger wichtig sind stabile Zugehörigkeit und eindeutiger Glaube.

Setze dich mit dieser Art von religiöser Praxis auseinander: Welche Vor- und Nachteile hat es, je nach Bedarf „Angebote“ von unterschiedlichen Religionen nutzen zu können?

Erstelle eine Liste mit Vor- und Nachteilen, wenn man ausschließlich einer bestimmen Religion zugehörig ist?

Schritt 2: Konfuzianismus: Vom guten Einzelnen und gesellschaftlicher Harmonie

Vor etwa 2.500 Jahren lebte in China ein Mann namens Kong. Aufgrund seiner Weisheit nannte man ihn „Meister Kong“ (Kong Fuzi). Er lehrte, dass jede/r durch Lernen und Erziehung ein guter Mensch werden sollte: Wichtige Ideale für ihn waren ren (Nächstenliebe), yi (Gerechtigkeit) und li (richtiges Handeln). Konfuzius sah den Menschen nicht als freies Einzelwesen, sondern als jemanden, der soziale Rollen zu erfüllen hatte. Jeder Einzelne soll Verantwortung übernehmen: für sich selbst, für seine Mitmenschen, für seine Familie, für seinen Staat und für die Götter.

https://t1p.de/vnfm2

Lies den nachfolgenden Text von Kong Fuzi. Arbeite heraus, warum für ihn Lernen und Bildung so wichtig sind. Setze dich dann mit seinem Menschenbild auseinander: Bist du der Ansicht, dass jeder Mensch in erster Linie für sich selbst verantwortlich ist? Oder ist er in erster Linie seiner Familie und seiner Gesellschaft gegenüber verpflichtet? Diskutiert diese Frage.

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Meister Kong sprach: „Vom Erforschen der Welt stammt das Wissen. Wissen macht den Geist aufrichtig und ehrlich. Ein aufrichtiger Geist bringt das Herz in Ordnung. Ein geordnetes Herz macht einen gebildeten, edlen Menschen. Der gebildete, edle Mensch gründet eine geordnete Familie. Geordnete Familien erleichtern die Leitung des Staates. Der gut geleitete Staat führt zum Frieden unter dem Himmel.“

Schritt 3: Daoismus: Die Weisheit des Nicht-Handelns

Die Lehre des Daoismus (oder auch: Taoismus) entstand ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. Er befasst sich mit dem Menschen und seinem Verhältnis zur Welt. Zentral für den Daoismus ist das Prinzip des dao. Dao bedeutet so viel wie „Weg“, „Lauf der Dinge“, „Rhythmus des Lebens“. Damit ist gemeint, dass es eine innere Ordnung gibt, die alles durchdringt. Will der Mensch gesund und glücklich werden, muss er sein Leben nach dieser Ordnung ausrichten. Dies wird mit dem Ausdruck wu wei („Nicht-Handeln“) ausgedrückt: Man soll sich nicht gegen den natürlichen Verlauf der Welt stellen, sondern harmonisch mit der Natur leben.

Das Leben und die Natur sind nicht einseitig, nicht schwarz und weiß, sondern bestehen nur in der Spannung von Gegensätzen: männlich-weiblich, hell-dunkel, stark-schwach, trocken-feucht, heiß-kühl, aktiv-passiv, SonneMond, Himmel-Erde und vieles mehr. Dies wird mit dem bekannten Yin-Yang-Symbol (Tajitu) ausgedrückt.

https://t1p.de/hk3om

Lies die nachfolgende Erzählung: Wie zeigen sich darin die Vorstellungen von dao und wu wei? Wie beurteilst du das Verhalten und die Antwort von Zhuangzi?

Setze dich anschließend mit der Frage auseinander, welche Bedeutung das Leben mit der Natur in deinem eigenen Leben hat.

Als Zhuangzis Frau starb, wollte sein Freund Huizi ihn trösten. Doch er fand ihn fröhlich trommelnd und singend. Huizi wunderte sich: „Deine Frau ist verstorben. Wie kann es sein, dass du nicht trauerst? Ich bin schockiert, dass du stattdessen trommelst und singst.“ Da antwortete Zhuangzi: „Warum? Als sie starb, ja, da war ich traurig. Doch dann dachte ich nach: Es gab eine Zeit, da hat meine Frau noch gar nicht existiert. Doch dann, Veränderung: Ihr wurde das Leben geschenkt und sie kam zur Welt und lebte. Und jetzt wieder Veränderung: ihr Tod. Das menschliche Leben ist wie die natürliche Veränderung von Frühling, Sommer, Herbst und Winter. So ist der Rhythmus des Lebens. Während ich trauerte und weinte, erkannte ich den natürlichen Lauf der Dinge. Und so hörte ich auf zu weinen.“

Schritt 4: Chinesische Volksreligion: Die Ahnenverehrung als wichtige Praxis

„Chinesische Volksreligion“ ist keine genau definierte Religion. Es ist ein Sammelbegriff für verschiedene Bräuche und Rituale. Beispiele dafür sind: die Verehrung von Gottheiten, Opfergaben oder die Verehrung der verstorbenen Vorfahren (= Ahnenverehrung). Viele Chinesinnen und Chinesen glauben, dass die Seelen der verstorbenen Familienmitglieder weiterleben. Dafür brauchen sie aber Opfergaben. Als Gegenleistung für die Opfergaben beschützen sie ihre noch lebenden Nachfahren. Werden sie jedoch vergessen oder vernachlässigt, suchen sie ihre Familien als böse Geister heim.

In chinesischen Geschäften können Gegenstände gekauft werden, die als Opfergaben für die Ahnen dienen. Beschreibe, welche Bedeutung die Erinnerung an verstorbene Vorfahren in deiner Familie hat. Nimm dazu Stellung, ob die Erinnerung an Verstorbene wichtig für die Gegenwart ist oder vielmehr ein unnötiges Festhalten an der Vergangenheit darstellt.

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8.2 IN ALLEM WOHNT GOTT

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Grundzüge des Hinduismus zusammenfassen. (A) über das Konzept der Wiedergeburt als religiöse Erlösungshoffnung diskutieren. (D)

• wichtige hinduistische Götter aufzählen und die Gottesvorstellung im Hinduismus beschreiben. (A)

• den Zusammenhang von dharma, karma und samsara erläutern. (B)

Informationen:

Grundinformationen zum Hinduismus-Begriff und zu Gottesvorstellungen im Hinduismus (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Brainstorming Hinduismus: Sammlung von Vorwissen, Assoziationen, Bildern, Erfahrungen (ggf. mithilfe von Mentimeter)

• Arbeit mit Bild-Impulsen durch Lernkarten.

Link: https://t1p.de/10h4g (Verlag an der Ruhr)

• Diskussion zu Vorstellungen von Wiedergeburt: Ist Wiedergeburt plausibel? Welche Vorstellungen haben die Schüler:innen dazu? Welche Hoffnung verbinden Menschen mit der Idee der Wiedergeburt?

Erarbeitung:

• Arbeit mit dem Text im Buch, (Textversion in leichterer Sprache: M1), anschließend:

• Quiz Grundwissen Hinduismus (M2)

Ansehen der arte-Dokumentation (S. 106) zum Hinduismus: Was finde ich besonders interessant oder beeindruckend? Was ist mir fremd oder unverständlich? Welches Bild habe ich vom Hinduismus gewonnen?

Vertiefung/Abschluss:

• Hinduistische Fabel: Das Mäusemädchen (M3). Diese in Indien beliebte Erzählung bringt die Bedeutung des Kreislaufs der Wiedergeburten zum Ausdruck: Wir nehmen aus unserem vorherigen Leben eine bestimmte Bestimmung mit, der wir uns nicht entziehen können. Das Mäusemädchen wurde als Maus geboren und sie kann daher ihrem karmischen Schicksal trotz aller Wunder nicht entfliehen.

Durchsicht der Buchseite zu Gottheiten und Gottesbilder und Arbeitsauftrag (S. 107): Sammlung von Darstellungen und Fakten zu einer ausgewählten Göttin/ einem ausgewählten Gott.

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I1 Hinduismus: Begriff und Gottesvorstellungen

Zum Begriff „Hinduismus“

Die Briten fanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Indien eine große Anzahl zum Teil jahrtausendealter kleiner, lokaler Traditionen sowie auch einige überregional bedeutende religiöse Gemeinschaften vor. Sie formten den Ausdruck hindooism als Sammelbegriff für all diese unterschiedlichen Traditionen. Indische Intellektuelle, die sich mit der Nationenwerdung Indiens befassten, griffen dieses Konzept auf und entwickelten es weiter: Sie arbeiteten an der Idee einer einheitlichen indischen, „hinduistischen“ Identität und Nation. Die Vorstellung von einem „Hinduismus“ etablierte sich als Band, das die Inder:innen in ihrer Identität einen sollte. Erst im Zuge dieser Entwicklung begannen Inder:innen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts sich kollektiv als „Hindus“ zu sehen und damit als Einheit zu verstehen.

Da es sich um einen Sammelbegriff handelt, ist „der“ Hinduismus eine enorm vielfältige Religion. Man spricht daher alternativ auch von „Hindu-Religionen“, um diese Vielfalt besser zum Ausdruck zu bringen: Es gibt verschiedene Gottesvorstellungen, verschiedene heilige Schriften, verschiedene Erlösungswege, verschiedene Riten. Jedoch ist man sich über einige Ansichten weitgehend einig: dass der ganze Kosmos von einer umfassenden, ewigen Ordnung (sanatana dharma) durchdrungen ist, dass jedes Wesen dem Kreislauf der Wiedergeburten unterworfen ist und dass es sich bei der Schriftsammlung der Veden um eine offenbarte heilige Schrift handelt.

Gottesvorstellungen im Hinduismus Vielfältig sind daher auch die Gottesvorstellungen im Hinduismus. Zunächst gibt es die Vorstellung eines quasi-göttlichen Absoluten, genannt brahman: ein ewiger Urgrund, ein absolutes Sein, in dem alles existiert und durch den alles Seiende verbunden ist. Vor diesem Hintergrund des brahman gibt es verschiedene Vorstellungen, Gott zu denken:

» Die philosophische Anerkennung von brahman als absolutes, unpersönliches, göttliches Sein. Konkrete Gottesvorstellungen gelten hier nur als Hilfsmittel, die

man zugunsten der wahren Erkenntnis eines abstrakten Absoluten überwinden muss.

» Die Identifikation von brahman mit einem bestimmten Gott: In manchen Strömungen wird der Gott Shiva selbst als absoluter Urgrund des Seins verehrt. Hier zeigt sich der Hinduismus nahezu monotheistisch.

» Die Vorstellung, dass sich das Göttliche in vielfältigen Formen und Erscheinungsweisen zeigt. So können verschiedene Gottesbilder und Gottesvorstellungen problemlos nebeneinander existieren. Aus der Vielzahl an unterschiedlichen Göttern wird einer ausgewählt und als persönlicher Gott (ishvara, „Herr“ bzw. ishvari, „Herrin“) besonders verehrt, etwa Vishnu, Shiva, Durga oder Krishna.

» Bisweilen findet sich auch ein klassischer Polytheismus, der unterschiedliche Gottheiten mit unterschiedlichen Funktionen verehrt, oder die Verehrung von lokalen Naturgottheiten.

» Schließlich lassen sich auch materialistisch-philosophische Denksysteme innerhalb des Hinduismus finden, die, ähnlich wie der Buddhismus, nicht von einem göttlichen Sein her denken.

Wichtig ist deshalb, dass der Hinduismus nicht einfach als „polytheistisch“ dargestellt und damit implizit abgewertet wird. Vor allem in älteren Büchern werden als die drei Hauptgötter Brahma, Vishnu und Shiva genannt. Die Vorstellung dieser Trimurti („drei Formen“) ist zwar als theoretisches Konzept weit bekannt, in der Praxis wird Brahma jedoch nur wenig verehrt und es sind ihm nur wenige Tempel gewidmet. Wichtiger ist neben Vishnu und Shiva das Weibliche (Shakti), das als Göttin (devi) in unterschiedlicher Gestalt verehrt wird.

Quelle:

Michaels, Axel: Der Hinduismus. Geschichte und Gegenwart, München: Beck, 2006, S. 222-249.

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Arbeitsblatt (M1): In allem wohnt Gott (leichtere Sprache)

Der Hinduismus ist die drittgrößte Religion der Welt. 1,2 Milliarden Menschen sind Hindus. Eine Milliarde von ihnen lebt in Indien. Im Hinduismus gibt es viele Formen des Glaubens. Diese verschiedenen Formen haben sich in den letzten 3.500 Jahren entwickelt. Der Hinduismus ist eine Religion der Vielfalt: Es gibt unterschiedliche Gottesbilder. Es gibt unterschiedliche Wege zur Erlösung. Es gibt viele heilige Schriften. Es gibt verschiedene Formen von Religion. Daher sagt man statt „Hinduismus“ auch „Hindu-Religionen“. Die Frage ist: Ist der Hinduismus eine Religion oder ist er eine Verbindung von verschiedenen Religionen?

Das Symbol (Zeichen) des Hinduismus heißt „Om“. Om ist ein heiliges Wort. Man spricht es zum Beispiel beim Beten aus.

https://t1p.de/vpi5d (Wilfredor@Wikimedia/Public Domain)

Wichtige Begriffe und Vorstellungen im Hinduismus: brahman: Alles, was es gibt, wächst aus einem göttlichen Sein heraus. Dieses göttliche Sein heißt brahman. Deshalb ist alles miteinander verbunden: Menschen, Götter, Lebewesen, die ganze Welt.

dharma: Das Wort dharma heißt „Pflicht“ oder „Gesetz“. Ein wichtiger Teil der Religion ist es, sich an bestimmte Pflichten und Gesetze zu halten.

karma: Das Wort karma bedeutet „Tat“. Wenn ein Mensch richtige Taten setzt, wirkt sich das gut auf ihn aus. Wenn er falsche Taten setzt, wirkt sich das schlecht auf ihn aus.

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samsara: Dieses Wort bedeutet „wandern“. Die meisten Hindus glauben an Wiedergeburt. Das bedeutet: Nach dem Tod wandert die Seele in ein neues Leben weiter. Immer und immer wieder. Man hofft, einmal nicht mehr wiedergeboren zu werden. Das ist das letzte Ziel.

atman: Dieses Wort heißt so viel wie „Seele“. Es ist mit dem deutschen Wort „Atem“ verwandt. Die Seele wandert nach dem Tod weiter in ein neues Leben: Sie wird ein neuer Mensch. Die Seele kann aber auch in anderen Wesen weiterleben: als Tier, als Gott oder als Geist.

Gott, Götter und Göttinnen

Im Hinduismus gibt es verschiedene Vorstellungen von Gott. Deshalb gibt es viele Götter und Göttinnen. Ein Hindu verehrt aber meistens nur einen von ihnen. Die Liebe zu einem ausgewählten Gott heißt bhakti. In Indien gibt es viele Bilder und Statuen der Götter. Man erzählt gerne Geschichten und Legenden von den Göttern.

Es gibt viele Götter und Göttinnen. Drei sind aber besonders wichtig:

Vishnu

Der beliebteste Gott im Hinduismus heißt Vishnu. Er ist ein guter Gott. Er will den Menschen helfen. Er kommt manchmal zur Erde, um die Menschen vor dem Bösen zu schützen.

Shiva

Sehr beliebt ist auch Shiva. Er ist ein Gott der Gegensätze: wild und sanft, gut und fürchterlich, Schöpfer und Zerstörer. Shiva verbindet die Gegensätze der Welt. Das Bild zeigt Shiva bei der Meditation.

Shakti

Shakti ist die weibliche Seite des Göttlichen. Shakti zeigt sich in verschiedenen Göttinnen. Die wichtigsten Göttinnen im Hinduismus heißen: Lakshmi, Parvati, Kali, Durga und Saraswati.

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Arbeitsblatt (M2): Grundwissen Hinduismus (Quiz)

Beantworte diese Wissensfragen mithilfe der Doppelseite 8.2 – In allem wohnt Gott.

1. Wie heißt dieses Symbol und welche Bedeutung hat es im Hinduismus?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/61/Aum_calligraphy.svg/640px-Aum_calligraphy. svg.png (Wilfredor@Wikimedia/Public Domain)

2. Warum sprechen manche von „Hinduismus“ und manche von „Hindu-Religionen“?

3. Wie sieht die Vorstellung von Wiedergeburt im Hinduismus aus? Verwende für deine Antwort die Begriffe samsara, atman und karma.

4. Was bedeutet der Ausdruck ishvara (weiblich: ishvari)? Wer wird mit diesem Titel angesprochen?

5. Wie heißt der beliebteste und meistverehrte Gott im Hinduismus?

6. Richtig oder falsch? Und wenn falsch, was ist die richtige Antwort?

6.1 Die wichtigsten Götter im Hinduismus sind Brahma, Vishnu und Shiva.

6.2 Die bedeutsamste heilige Schrift im Hinduismus ist die Sammlung der Veden.

6.3 Die wichtigsten Erscheinungsweisen des Gottes Vishnu sind Krishna und Rama.

6.4 Der Gott Ganesha wird daran erkannt, dass er einen Dreizack hält.

6.5 Die Anhängerinnen und Anhänger der unterschiedlichen Götter und Göttinnen liegen miteinander im Streit um das richtige Gottesbild.

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Arbeitsblatt (M3): Das Mäusemädchen (hinduistische Fabel)

Es war einmal eine wunderschöne Einsiedelei am Ufer des Ganges. Dort lebte eine Gruppe von Einsiedlern in Frieden zusammen. Die Einsiedler waren Schüler eines Gurus (eines weisen Lehrmeisters) namens Yajnyavalkya, der stets in Meditation versunken war und strenge Selbstdisziplin übte. Eines Tages, als Yajnyavalkya im Fluss badete, flog ein Falke mit einer Maus in seinen Krallen vorbei. Plötzlich fiel die Maus aus dem Griff des Falken direkt in die Hände des Gurus. Als der Guru bemerkte, dass der Falke immer noch über ihm flog, wusste er, dass er die Maus nicht allein lassen durfte, sonst würde sie wieder vom Falken geraubt werden. Er setzte die Maus auf ein Blatt einer nahegelegenen Banyan-Feige und nahm ein zweites Bad, um sich zu reinigen.

Er nutzte seine Kräfte, um die Maus in ein kleines Mädchen zu verwandeln, und nahm es mit in die Einsiedelei. Er sagte zu seiner Frau: „Meine Liebste, bitte nimm dieses Mädchen als unseren Segen an, da wir kein eigenes Kind haben.“ So wuchs das Mädchen in der Einsiedelei heran, unter der Fürsorge und Aufsicht des Gurus. Sie lernte viele Wissenschaften und Lebensweisen kennen. Der Guru und seine Frau waren sehr stolz auf ihr besonderes Kind.

Eines Tages machte die Frau des Gurus ihn darauf aufmerksam, dass ihr Mädchen das heiratsfähige Alter erreicht hatte. Sie beschlossen, sehr gründlich nachzudenken, denn sie war ein besonderes Kind und verdiente einen besonderen Ehemann.

Am nächsten Morgen rief Yajnyavalkya mithilfe seiner Kräfte den Sonnengott zu sich und sagte: „Bitte nimm die Hand meiner Tochter. Ich möchte, dass du sie heiratest, wenn sie darin einwilligt.“ Aber die Tochter sagte: „Vater, der Sonnengott erhellt die ganze Welt, aber er ist unerträglich heiß und feurig. Ich möchte ihn nicht heiraten. Bitte suche einen besseren Ehemann für mich.“ Der Guru fragte sich: „Wer könnte besser sein als der Sonnengott?“ Dieser riet: „Meister, du kannst einen Ehebund mit dem König der Wolken anstreben. Er ist mir überlegen, denn er kann mich und mein Licht verdecken.“

So rief der Guru mithilfe seiner Kräfte den König der Wolken herbei und sagte: „Bitte nimm die Hand meiner Tochter an. Ich möchte, dass du sie heiratest, wenn sie darin einwilligt.“ Aber die Tochter sagte: „Vater, der König der Wolken ist dunkel, nass und zu kalt. Ich möchte ihn nicht heiraten. Bitte suche einen besseren Ehemann für mich.“ Der Guru fragte sich: „Wer könnte besser sein als der König der Wolken?“ Der Wolkenkönig riet: „Meister, du kannst den König der Winde um ein Ehebündnis bitten. Er ist mir überlegen, denn er kann mich fortwehen.“

So rief der Guru mithilfe seiner Kräfte den König der Winde herbei und sagte: „Bitte nimm die Hand meiner Tochter an. Ich möchte, dass du sie heiratest, wenn sie darin einwilligt.“ Aber die Tochter sagte: „Vater, der König der Winde ist zu schnell und unruhig. Er ändert ständig seine Richtung. Ich möchte ihn nicht heiraten. Bitte suche einen besseren Ehemann für mich.“ Der Guru fragte sich: „Wer könnte besser sein als der König der Winde?“ Der König der Winde riet: „Meister, du kannst einen Ehebund mit dem König der Berge suchen. Er ist mir überlegen, denn er kann mich am Wehen hindern.“

So rief der Guru mithilfe seiner Kräfte den König der Berge herbei und sagte: „Bitte nimm die Hand meiner Tochter an. Ich möchte, dass du sie heiratest, wenn sie darin einwilligt.“ Aber die Tochter sagte: „Vater, der König der Berge ist zu hart und starr. Er ist unbeweglich. Ich möchte ihn nicht heiraten. Bitte suche einen besseren Ehemann für mich.“ Der Guru fragte sich: „Wer könnte besser sein als der König der Berge?“ Dieser riet: „Meister, du kannst den Mäusekönig um einen Ehebund bitten. Er ist mir überlegen, denn als Maus kann er überall Löcher in mich hineingraben.“

Der Guru nutzte also seine Kräfte und rief den König der Mäuse herbei und sagte: „Bitte nimm die Hand meiner Tochter. Ich möchte, dass du sie heiratest, wenn sie darin einwilligt.“ Als die Tochter den Mäusekönig traf, war sie hocherfreut und stimmte schüchtern der Heirat zu. So verwandelte Yajnyavalkya seine Tochter in ein schönes Mäuseweibchen, damit sie alle Aufgaben im Haushalt ihrer Großfamilie übernehmen konnte. So wurde die Tochter des Gurus verheiratet.

Die Weisen sagen: „Wahrhaftig: Was angeboren ist, kann sich niemals verändern.“

Quelle: Indische Fabel, eigene Nacherzählung nach Kakar, Sudhir: Die Inder, München: Beck, 2006, S. 186-188.

185 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• den Begriff „puja“ erklären. (A, B) den Hinduismus mit dem Christentum vergleichen und Unterschiede/Ähnlichkeiten herausarbeiten. (B)

• darüber diskutieren, warum der Hinduismus für viele Menschen interessant und faszinierend ist. (D)

Informationen:

• Das heutige öffentliche Indien ist stark von der religiös-nationalistischen Bewegung Hindutva („Hindutum“) geprägt. Die Hindutva-Bewegung vertritt eine Ideologie der Stärke und der Einheit. Sie ist geprägt vom militärischen Konflikt mit Pakistan und von einer Ablehnung aller nicht-indischen Religionen in Indien, vor allem Islam und Christentum. Aus diesem Grund wird das pazifistisch-inklusive Erbe Mahatma Gandhis heute stark zurückgedrängt.

Einstieg/Aktivierung:

• Spirituell-musikalischer Impuls: Anhören des GayatriMantra

Link: https://t1p.de/Mantra

• Arbeitsblatt: Hinduistische Gleichnisse und Weisheiten (M1)

Erarbeitung:

• Arbeitsauftrag (S. 108): Durchsicht der Seite und Vergleich mit christlichen Praktiken mit Blick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

• Video Rahit (S. 108): Mit welchen Schwierigkeiten hat Rahit zu kämpfen? In welchen Bereichen sieht er die Spannung zwischen religiöser Tradition und europäischen Lebensweisen besonders stark? Welchen Ratschlag würdest du ihm geben?

• Lektüre Zeit für Mahatma Gandhi (S. 109): Nenne drei Dinge, die du an Gandhi besonders interessant oder beeindruckend findest. Was lässt sich von Gandhi für das eigene Leben und die eigene Religiosität lernen?

Vertiefung/Abschluss:

• Dokumentation (oder Auszüge daraus) aus Mahatma Gandhi – Mensch & Mythos (43 Min./Phoenix)

Link:

https://t1p.de/MahatmaGandhi

• Arbeitsblatt: Das indische Kastenwesen (M2)

Quelle: Michaels, Axel: Der Hinduismus, München: Beck, 2006, S. 176–183.

• Zur sozialen Situation in Indien bietet sich der preisgekrönte Spielfilm Slumdog Millionär (Boyle, UK 2008) an. Unterrichtsmaterial von Vision Kino zu finden unter dem Link: https://t1p.de/87nir

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8.3 DIE WAHRHEIT TUN
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Arbeitsblatt (M1): Hinduistische Gleichnisse und Weisheiten

Lies die beiden untenstehenden hinduistischen Gleichnisse und Weisheiten. Setze dich anschließend mit den dazu gestellten Fragen auseinander und nimm zu den Aussagen der Texte Stellung.

1. Die Gestalt des Elefanten (altes hinduistisches Gleichnis)

Eine Gruppe blind geborener Männer hörte, dass ein merkwürdiges Tier in ihre Stadt gebracht worden sei. Es wurde „Elefant“ genannt. Sie waren neugierig und wollten durch Fühlen eine Vorstellung von einem Elefanten bekommen. So machten sie sich auf den Weg und wurden zum Elefanten gebracht.

Der erste Mann fühlte den Rüssel des Elefanten und sagte: „Ein Elefant ist so eine Art dickere Schlange.“

Der zweite fühlte das Ohr und sagt: „Nein, er ist mehr wie eine Art Fächer.“ Der dritte fühlte das Bein und sagte: „Ihr irrt euch, er ist wie ein Baumstamm.“ Der vierte fühlte mit seiner Hand die Seite des Elefanten und sagte: „Nein, er ist ähnlich wie eine hohe Mauer.“ Der fünfte fühlte den Schwanz des Elefanten und sagte: „Nein, ein Elefant hat die Gestalt eines dünnen Seils.“ Der letzte fühlte den Stoßzahn und sagte: „Ihr liegt alle falsch, ein Elefant ist glatt und länglich, wie ein Speer.“ Da gerieten sie in einen Streit.

Fragen: Was ist der Sinn dieser Erzählung – erstens grundsätzlich und zweitens mit Blick auf Gott und Religion? Verfasse einen eigenen Schluss: Wie könnte die Geschichte weitergehen – gibt es Lösungsmöglichkeiten?

2. Das Chamäleon (Erzählung von Ramakrishna [1836–1886])

Einmal ging ein Mann in einen Wald und sah ein kleines Tier auf einem Baum sitzen. Er kam zurück und erzählte einem Freund, dass er ein wunderschönes rotes Tier auf einem Baum gesehen hatte. Der antwortete: „Als ich im Wald war, habe ich dieses Tier auch gesehen. Aber warum nennst du es rot? Es ist grün.“ Ein anderer Mann widersprach den beiden und behauptete, es sei gelb. Bald darauf kamen andere und behaupteten, es sei grau, violett, blau und so weiter und so fort. Schließlich fingen sie an, sich untereinander zu streiten. Um den Streit zu schlichten, gingen sie alle gemeinsam zu dem Baum. Sie sahen einen Weisen, der unter dem Baum saß und meditierte. Als sie ihn nach der wahren Farbe des Tieres fragten, antwortete er:

„Ja, ich lebe unter diesem Baum und kenne das Tier sehr gut. Alle eure Beschreibungen sind wahr. Manchmal erscheint es rot, manchmal gelb und manchmal blau, violett, grau und so weiter. Es ist ein Chamäleon. Und mal hat es eine Farbe, mal hat es keine. Nur ein Mensch, der unter dem Baum lebt, weiß, dass das Chamäleon in verschiedenen Farben erscheinen kann. Er weiß auch, dass das Tier manchmal überhaupt keine Farbe hat. Und so verhält es sich auch mit Gott: Nur derjenige, der beständig an Gott denkt, kann das wahre Wesen Gottes erkennen. Er allein weiß, dass Gott sich den Suchenden in verschiedenen Formen und Gestalten zeigt. Alle anderen leiden unter einem sinnlosen Streit.“

Fragen: Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede gibt es zur ersten Erzählung? Wie sieht Ramakrishna das Verhältnis von Gott und Mensch und von unterschiedlichen Religionen? Stimmst du seiner Ansicht zu? Diskutiert in der Klasse, ob alle Religionen gleich recht haben?

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Blind_men_and_an_elephant https://www.ramakrishnavivekananda.info/parables/1.htm

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Arbeitsblatt (M2): Das Kastenwesen

Eng verbunden mit dem Hinduismus und mit Indien ist das Kastenwesen. Damit gemeint ist eine Unterteilung der Bevölkerung in verschiedene Stände und Gruppen. Dabei ist „Kaste“ gar kein indisches Wort, sondern leitet sich vom Portugiesischen casta ab. Das bedeutet so viel wie „Gruppe“: Im traditionellen Indien gehört jeder Mensch von Geburt an einer bestimmten sozialen Gruppe an. Diese wird „Kaste“ genannt. Die Kaste hat große Auswirkungen auf das Leben eines Menschen. Sie entscheidet darüber, wen man heiraten darf, welche sozialen Rechte und Pflichten man hat, welchen Beruf man ausüben darf und vieles mehr. In welche Kaste man geboren wird, hängt vom Karma ab. Im modernen Indien ist das Kastenwesen offiziell verboten und verliert immer mehr an Bedeutung. Trotzdem spielt es in ländlichen Regionen und bei der Heirat noch eine wichtige Rolle.

1. Die religiöse Seite des Kastenwesens: die vier Geburtsstände (varnas)

Eine alte Erzählung indischer Priester besagt, dass sich aus dem schöpferischen Urgeist vier Geburtsstände entwickelt haben. Aus dem Mund entstanden die Priester, aus den Armen die Adeligen und die Krieger, aus den Beinen die Händler und aus den Füßen die Bauern. Dazu kommen Menschen, die gar nicht dazugehören, die „Kastenlosen“. So ergibt sich eine religiös begründete Aufteilung von Menschen in höhere und niedrigere Gesellschaftsschichten:

1. Brahmins (Priester, Gelehrte)

2. Kshatriyas (Herrscher, Krieger)

3. Vaishyas (Händler, Bauern)

4. Shudras (Arbeiter, Diener)

Dalits (Kastenlose)

2. Die soziale Seite des Kastenwesens: die eigentlichen Kasten (jatis)

In der Praxis ist das Kastenwesen viel komplexer. Wichtiger als die varnas sind die jatis: Sie sind ein System aus Tausenden unterschiedlichen Gruppen. Man nennt sie auch „Unterkasten“. Sie haben weniger mit Religion zu tun, sondern haben wirtschaftliche und soziale Grundlagen. Sie stützen sich vor allem auf verschiedene Berufe. Diese Berufe genießen unterschiedlich hohes Ansehen. Entscheidend für den Status einer Person ist aber nie die Kaste allein. Bewertet werden auch ihre Familie, ihre Abstammung oder ihre ethnische Gruppe. Das Kastenwesen darf also nicht einfach mit den vier religiösen Geburtsständen verwechselt werden.

Wirf einen kritischen Blick auf unsere moderne Gesellschaft: Es gibt zwar keine genau definierten Kasten, aber auch in Österreich genießen Menschen von Geburt an unterschiedlichen Respekt. Dieser Respekt hat nie nur mit der Person, sondern auch mit Familie, Beruf, Religion, Herkunft oder Hautfarbe zu tun. Finde Beispiele, wie sich diese Dinge auf Ansehen, Respekt, Einkommen, Partnerwahl und vieles mehr auswirken. Ist völlige Gleichbehandlung möglich oder werden Menschen immer in Gruppen eingeteilt und unterschiedlich behandelt? Warum?

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8.4 AUF DEN SPUREN DES ERWACHTEN

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• die Legende des Buddha zusammenfassen. (A) die Bedeutung der Vier Edlen Wahrheiten erläutern. (B)

• sich mit den Ansichten des Buddha auseinandersetzen. (E)

• die Vergänglichkeit des Lebens mit Blick auf Kohelet und den Buddha reflektieren. (E)

Information:

• Hintergrundinformationen zum Buddha Shakyamuni (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Brainstorming Buddhismus: Sammlung von Vorwissen, Assoziationen, Bildern, Erfahrungen (ggf. mithilfe von Mentimeter)

Arbeit mit Bild-Impulsen durch Lernkarten

Link: https://t1p.de/10h4g (Verlag an der Ruhr)

• Kurze Achtsamkeitsübung: Die Schüler:innen stehen auf. Sie sollen sich wieder niedersetzen, wenn sie glauben, dass eine Minute vergangen ist. Die Lehrperson stoppt die Zeit und schaut, in welchem Zeitspektrum sich die Schätzungen befinden und wer am genauesten getippt hat. Anschließend ev. Diskussion darüber, wie Zeit für uns subjektiv vergeht und was dazu beiträgt.

Erarbeitung:

• Arbeitsauftrag (S. 110): Lesen der Buddha-Legende und Formulierung von Statusmeldungen oder Schlagzeilen zu den fünf wichtigsten Stationen im Leben des Buddha.

• Analyse der Buddha-Erzählung mit dem POZEKSchlüssel (vgl. Zeit für Religion 1, S. 109).

• Diskussion (S. 110): Wie kommt es zu radikalen Veränderungen im Leben? Welche Beispiele kennen die Schüler:innen dafür?

• Nachspielen der Buddha-Erzählung mit verteilten Rollen: Vorbereiten oder eigenes Verfassen von Dialogen und Szenen.

Vertiefung/Abschluss:

• Arbeitsblatt: Buddhistische Erzählungen und Gleichnisse (M1)

• Lektüre und Diskussion der Vier Edlen Wahrheiten (S. 111): Welche Bedeutung haben Verlangen, Gier und Begehren, Ruhm, Liebe und Besitz? Wie gehen die Schüler:innen mit diesen Dingen um? Wie arbeiten soziale Medien und Werbung mit unserer Unzufriedenheit und unserem Begehren? Was zählt im Leben? Worauf kann man sich im Leben verlassen?

• Profiaufgabe (S. 111): Vergleich von Buddhas Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und den Aussagen im Buch Kohelet (Kapitel 1 und 2).

Diskussion: Die BuddhaLegende besagt, dass der Buddha seinen Palast und seine Familie verlassen hat, um den Weg der Erleuchtung zu finden. Wie bewerten die Schüler:innen diese Erzählung: Ist es gerechtfertigt, seine Verantwortung und seine Familie im Stich zu lassen, um einer höheren Aufgabe nachzugehen? Wenn ja, unter welchen Umständen, wenn nein, warum nicht?

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Siddhartha, der historische Buddha

Dass der Buddha eine reale historische Figur war, ist nahezu unbestritten. Als sein Name ist Siddhartha Gautama überliefert. Der Begriff Buddha bedeutet „Erwachter“ oder „Erleuchteter“ und ist ein Ehrentitel für jeden Menschen, der zur Erleuchtung gefunden hat. Um daher präzise Siddharta zu bezeichnen, wird oft Buddha Shakyamuni („der Weise aus dem Volk der Shakya“) verwendet.

Das Volk der Shakya lebte im Norden des indischen Subkontinents, weshalb auch der Buddha dort verortet wird. Seine Lebenszeit wird nach jüngeren Forschungen mit etwa 480 bis 400 v. Chr. angenommen. Immer wieder findet man auch die Angabe 563 bis 483 v. Chr., was einem älteren Forschungsstand entspricht. Historisch fällt der Buddha in die Zeit der beginnenden Asketenbewegungen (shramanas) in Indien. Diese Asketenbewegungen kritisierten die priesterlich-brahmanische Religion und suchten neue Wege der Erkenntnis und Erlösung. Neben dem Buddha lässt sich auch Mahavira, der Begründer des Jainismus, zur gleichen Zeit in diesen Asketenbewegungen verorten.

Begründer des Buddhismus

Es ist (wie auch bei Jesus) nicht möglich, einen historischen Buddha aus der religiösen Überlieferung herauszuschälen. Der Buddha galt in der buddhistischen Überlieferung nie nur als gewöhnlicher Mensch. Sein Wirken ist in der Tradition immer von Wundern und außergewöhnlichen Ereignissen begleitet. Der Buddha wird verehrt: Man besucht seine Statue im Tempelbereich eines Klosters, dort betet man zu ihm oder bringt ihm Opfer dar. Als ein Gelehrter den Buddha fragte, ob er ein Mensch oder ein Gott sei, soll dieser geantwortet haben: „weder noch“ – also eine Kategorie für sich.

Der Buddha hat seine Lehre nicht als Offenbarung verstanden, sondern er stellt klar, dass er seine Einsicht durch kontemplative Schau gewonnen hat. Entsprechend gilt der Buddha nicht als auserwählter Prophet, sondern jeder Mensch kann mit Buddhas Methoden dieselbe Einsicht erlangen und selbst zum Buddha werden. Der Buddha hat den Weg jedoch als Erster und allein, ohne Anleitung gefunden.

Der Buddha lehrte die Einsicht in die Natur der Welt, das Weltgesetz und den ewigen Kreislauf der Wiedergeburten, sowie in die Methodik, diesen Kreislauf aus eigener Anstrengung heraus zu verlassen. Diese Erkenntnis ist ein Ergebnis der vernünftigen Einsicht, nicht einer Offenbarung. Der Buddha geht wie ein Arzt vor: Er betrachtet die Symptome, stellt eine Diagnose und legt schließlich eine Therapie fest. Daher ist für den Buddha Handeln erlösungsrelevantes Handeln. Handlungen, Institutionen, Ideen etc. werden ausschließlich im Hinblick auf ihre Relevanz für die Selbsterlösung behandelt. Opfergaben, Götter, Schöpfung oder Kasten verlieren damit ihre Bedeutung. Der Buddha leugnet nicht, dass es Götter oder die Schöpfung gibt, die Frage danach wird aber als irrelevant für die Erlösung verworfen. Daher widmet sich der Buddha auch keinen sozialen Fragen.

Es wäre jedoch falsch, den Buddha als lebensfeindlich oder weltflüchtig zu bezeichnen. Die bekannte Formulierung „alles Leben ist Leid“ ist korrekt mit „Ungenügen“ zu bezeichnen, nur als potenziell leidvoll. Der Buddha lehrt, dass sich dauerhaftes Glück nicht in den Dingen der Welt finden lässt und das Befassen mit weltlichen Dingen zu Leid führen kann. Dennoch lehrt der Buddha nicht nur Befreiung und endgültige Glückseligkeit durch Erreichen des Nirvana, sondern auch, wie Glück und Zufriedenheit im Alltagsleben erlangt werden können.

Quellen:

https://t1p.de/ih9o4

Schumann, Hans Wolfgang: Buddhismus. Stifter, Schulen und Systeme, Düsseldorf: Patmos, 2005, S. 13-54.

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I1 Hintergrundinformationen zum Buddha Shakyamuni
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Arbeitsblatt (M1): Buddhistische Erzählungen und Gleichnisse

1. Eine buddhistische Erzählung über unsere schnellen Urteile

Ein alter Pferdezüchter lebte zusammen mit seinem Sohn auf einem Hof. Eines Tags lief plötzlich sein wertvollstes Pferd davon. Sein Nachbar hörte davon und sagte zu ihm: „Das schöne Pferd ... was für ein Unglück!“ Doch der alte Mann antwortete: „Woher weißt du, dass es ein Unglück ist?“ Am Tag darauf kam das Pferd zurück. Es war nicht allein, sondern ein paar Wildpferde waren mit ihm mitgelaufen. Da kam der Nachbar wieder und sagte: „Jetzt hat sich deine Herde sogar vergrößert … was für ein Glück!“ Doch der alte Mann antwortete: „Woher weiß du, dass es ein Glück ist?“

Am Tag darauf begann der Sohn des Pferdezüchters, die Wildpferde zu zähmen. Dabei wurde er von einem Hengst angegriffen und brach sich das Bein. Sein Nachbar hörte davon und sagte: „Dein armer Sohn … was für ein Unglück!“ Doch der alte Mann antwortete wieder: „Woher weißt du, dass es ein Unglück ist?“ Kurz nach diesem Ereignis brach ein Krieg aus. Alle wehrfähigen jungen Männer wurden zum Militärdienst verpflichtet und mussten in die Schlacht ziehen. Doch der Sohn des Pferdezüchters durfte zu Hause bleiben, weil sein Bein gebrochen war.

Arbeite den Sinn der Erzählung heraus und deute ihre Aussage. Erarbeite, was man daraus für das eigene Denken lernen könnte, und entwickle drei praktische Ratschläge für das Leben.

2. Eine buddhistische Erzählung über

unsere Sichtweise auf Menschen

Als der Buddha einmal mit einigen Schülern meditierte, stürmte ein wohlhabender Geschäftsmann herein. Er schrie den Buddha an: „Alle meine Söhne sitzen hier und meditieren mit dir. Statt mir bei meinen Geschäften zu helfen, verschwenden sie nutzlos ihre Zeit!“ Und dann spuckte er dem Buddha ins Gesicht. Der Buddha sah ihn nur an und lächelte. Mehr tat er nicht. Der Geschäftsmann war verwirrt und stürmte hinaus. Noch nie hatte er jemanden gesehen, der lächelte, nachdem man ihn angespuckt hatte.

Am nächsten Tag tat es ihm leid. Er ging noch einmal zum Buddha und fiel vor ihm auf die Knie: „Meister, bitte verzeih mir. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“ Doch der Buddha antwortete: „Nein! Dir kann ich nicht verzeihen.“ Alle schauten den Buddha entsetzt an. Doch er sprach weiter: „Wie kann ich dir verzeihen, wo du doch nichts Falsches gemacht hast?“

Der Geschäftsmann wusste nicht, was er sagen sollte: „Natürlich habe ich etwas Falsches gemacht. Ich habe dich doch gestern im Zorn angespuckt!“ Da antwortete der Buddha: „Der Mann, der mich angespuckt hat, ist nicht hier. Wenn du diesen Mann einmal triffst, sag ihm, dass ich ihm vergebe. Doch dem Mann, der jetzt vor mir steht, sage ich: Du hast nichts Falsches gemacht.“

Interpretiere den Sinn dieser Geschichte. Erläutere, was der Buddha hier mit seinen Aussagen meint. Welches Verständnis von Person kommt zum Vorschein? Setze dich damit auseinander, was man daraus für das eigene Denken und Handeln lernen könnte und entwickle drei praktische Ratschläge für das Leben.

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8.5 AUF DEM ACHTFACHEN PFAD

TEILKOMPETENZEN:

Die Schülerinnen und Schüler können ...

• Die Bedeutung des Achtfachen Pfads erklären. (B) den Buddhismus mit dem Christentum vergleichen und Unterschiede und Ähnlichkeiten herausarbeiten. (B)

• darüber diskutieren, warum der Buddhismus für viele Menschen interessant und faszinierend ist. (D)

• mithilfe einer Achtsamkeitsübung die Bedeutung von Meditation und Konzentration aufzeigen. (B, E)

Informationen:

• Richtungen und Schulen des Buddhismus (I1)

Einstieg/Aktivierung:

• Durchführen einer Achtsamkeitsübung (siehe Methodenkoffer „Achtsam werden“, S. 129)

Durchführen einer Mandarinenmeditation nach Thich Nhat Hanh (M1).

• Ansehen der arte-Dokumentation über den Buddhismus (S. 113).

Erarbeitung:

• Erarbeiten der Seite und Quiz zum Grundwissen Buddhismus (M2).

Arbeitsauftrag (S. 112): Auseinandersetzung mit dem Achtfachten Pfad und Vergleich von Pancasila und Dekalog.

Vertiefung/Abschluss:

• Ein Enso malen (M3): Ausprobieren einer buddhistischen Kunstform.

Diskussion: Warum ist der Buddhismus für viele Europäer:innen interessant und insgesamt eine sehr positiv besetzte Religion?

• Video zu Shaolin Kung-Fu: Ein für manche Schüler:innen interessanter und anderer Blick auf den Buddhismus bietet Shaolin Kung-Fu. Es verbindet buddhistische Spiritualität mit Techniken der Kampfkunst und wurde entwickelt, um Angriffe auf Klöster abwehren zu können. Die Shaolin-Mönche beeindrucken durch außergewöhnliche Körperbeherrschung, die ein Nachdenken über die Verbindung von Körper und Geist, von actio und contemplatio, anregen kann. Dokumentationen etwa hier:

https://t1p.de/Shaolin Dokumentation

https://t1p.de/Shaolin Dokumentation2

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I1 Richtungen und Schulen des Buddhismus

Der Buddhismus ist, wie das Christentum, eine sehr vielfältige Religion mit unterschiedlichen Strömungen und Schulen, die durchaus in einem Konkurrenzverhältnis stehen. Erst in den letzten Jahrzehnten haben sich Bemühungen um eine „buddhistische Ökumene“ entwickelt. Je nach Einschätzung werden im Buddhismus zwei oder drei große Strömungen unterschieden, die sich in viele verschiedene Schulen unterteilen: Die beiden großen Strömungen sind der Theravada-Buddhismus und der Mahayana-Buddhismus. Hinzu kommt der Vajrayana-Buddhismus, der manchmal als eigenständige Strömung und manchmal als Unterart des Mahayana gesehen wird.

Theravada-Buddhismus

Der Ausdruck „Theravada“ bedeutet so viel wie „Schule der Ältesten“. Dies bringt zum Ausdruck, dass es sich hier um die ursprünglichste Form des Buddhismus handelt, die sich eng an der Lehre des Buddha orientiert. Die schriftliche Grundlage des Theravada ist primär das Tipitaka (auch: Pali-Kanon). Im Zentrum steht das ursprüngliche Ideal des Buddha, aus eigener Kraft allein oder begleitet durch einen Meister den Zustand des Nirvana zu erreichen, einen glückseligen Zustand der Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Auf diese Weise wird man zu einem Arhat (Heiligen) oder Buddha (Erwachten). Der Theravada-Buddhismus findet sich vor allem in Myanmar, Sri Lanka, Kambodscha und Thailand, bisweilen auch in Vietnam und in China.

Mahayana-Buddhismus

Der Ausdruck „Mahayana“ bedeutet „großes Fahrzeug“. Damit ist gemeint, dass möglichst viele – eigentlich jedes Wesen – auf dem Weg zur Befreiung mitgenommen werden sollen. Der Mahayana-Buddhismus gibt den Fokus auf das Individuum auf. Daher wird der Theravada-Buddhismus spöttisch als „Hinayana“ bezeichnet, als „kleines Fahrzeug“, in dem nur wenige auf dem Weg zur Erlösung Platz haben. Der Mahayana-Buddhismus kennt weitere wichtige heilige Schriften (Sutras, Tantras) und bietet verschiedene Techniken, Rituale und Konzeptionen an, die es möglichst vielen Menschen erleichtern sollen, Nirvana zu erlangen. Besonders wichtig ist die Figur des Bodhisattva: Hier handelt es sich

um ein erleuchtetes Wesen, das auf das endgültige Verlöschen verzichtet, um aus Mitleid anderen bei der Erlösung zu helfen. Der Mahayana-Buddhismus hat daher einen stärker volksreligiösen Charakter. Er findet sich vor allem in Vietnam, China, Japan und Korea. https://t1p.de/ppp2s (Wikimedia/Public Domain)

Vajrayana-Buddhismus

Eine besondere Form des Mahayana oder schon eine eigenständige dritte buddhistische Hauptrichtung ist der Vajrayana-Buddhismus. Der Name bedeutet „diamantenes Fahrzeug“, wobei damit ein Donnerkeil gemeint ist, der sich durch Härte und Schlagkraft auszeichnet, so wie die Methoden des Vajrayana eine besondere Wirkungskraft haben sollen. Vajrayana entwickelte sich in Tibet und ist heute dort und in der Mongolei verbreitet. Er verfügt über ein eigenständiges Schriftkorpus und hat viele besondere Rituale und (magische) Praktiken entwickelt, die den Weg zur Befreiung fördern sollen. Durch das Wirken des XIV. Dalai Lama, dem spirituellen Meister der Gelug-Schule, eine der vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus, ist diese Strömung weltweit bekannt geworden. https://t1p.de/1qkqg (Wikimedia/Public Domain)

Quelle:

Ambalu, Shulamit u. a.: Das Religionen-Buch, London: DK, 2014, S. 154–159.

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Arbeitsblatt (M1): Mandarinenmeditation

Der vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh (1926–2022) gehört neben dem XIV. Dalai Lama zu den bekanntesten Vertretern des modernen Buddhismus. Für ihn zentral ist das Thema Achtsamkeit. Die folgende Mandarinenmeditation soll lehren, unsere Sinne im Alltag zu schärfen. Alle Schüler:innen erhalten eine Mandarine. Diese sollen sie vor sich auf den Tisch legen. Danach beginnt eine langsame, geführte Meditation.

Text (vorher zur Ruhe kommen):

Wenn ich dir mit einer frisch gepflückten Mandarine eine Freude machen will, hängt das Maß, in dem du sie genießen wirst, von deiner Achtsamkeit ab. Wenn du frei von Sorgen und Ängsten bist, wirst du die Mandarine mehr genießen können. Bist du wütend oder hast du Angst, wird die Frucht wahrscheinlich keine große Wirklichkeit für dich haben. Wir sehen die Mandarine an und meditieren über den Ursprung der Frucht. Wir schließen nun die Augen, vergegenwärtigen uns den Mandarinenbaum, die weißen Blüten in Sonnenschein und Regen. Wir vergegenwärtigen uns die grünen Blätter des Baums.

Schau das Blatt mit deinem inneren Auge genau an und erkenne klar die Anwesenheit der Sonne und der Sterne in ihm. Ohne die Sonne, das Licht und die Wärme könnte dieses Blatt nicht existieren. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Erkenne in dem Blatt auch die Gegenwart der Wolken … ohne Wolken gäbe es keinen Regen und ohne Regen wäre dieses Blatt nie gewachsen. Denke an die Erde, die Zeit, die das Wachstum brauchte, den Raum … all das ist in diesem Blatt gegenwärtig. In diesem Moment existiert das ganze Universum in diesem Blatt. Dass es dieses Blatt gibt, ist ein einziges Wunder.

Dann sehen wir die Blütenblätter fallen und die winzigen grünen Früchte erscheinen. Die Mandarine wächst. Nun hatte sie jemand gepflückt und sie ist hier bei uns. Öffne deine Augen. Nimm die Mandarine in die Hand. Fühle die Beschaffenheit ihrer Haut. Bemerke die Einkerbungen und Unregelmäßigkeiten. Bereite dich nun auf das Schälen der Frucht vor. Wenn du jetzt gleich die Mandarine schälen wirst, kannst du sie danach mit oder ohne Aufmerksamkeit essen. Was bedeutet es, eine Mandarine aufmerksam zu essen? Wenn du die Mandarine isst, sei dir bewusst, dass du sie isst. Nur wenn du sie bewusst isst, wirst du ihren Duft und ihren süßen Geschmack voll erfahren.

Beginne nun, sie zu schälen. Achte beim langsamen Schälen der Frucht auf den feinen Sprühregen und den Duft der Mandarine. Dann wird die Mandarine zum Mund geführt. Nimm ein einzelnes Stück. Iss die Mandarine Spalte für Spalte und genieße sie. Vergiss die Mandarine nicht, während du sie isst. Denke an die Mandarine und so wird diese Mandarine für dich Wirklichkeit. Nur wenn die Mandarine wirklich und anwesend ist, bist du selbst wirklich und anwesend. Beiße achtsam und ganz bewusst hinein, um Beschaffenheit, Geschmack und Saft der Frucht wahrzunehmen.

Jedes Mal, wenn du eine Mandarine betrachtest, kannst du tief in sie hineinblicken. Du kannst das ganze Universum in einer Mandarine entdecken. Du schälst sie und du riechst sie, und das ist wunderbar. Du kannst dir Zeit lassen, wenn du eine Mandarine, isst und sehr glücklich sein. Eine Mandarine achtsam essen bedeutet, dass du mit der Mandarine in Verbindung bist, während du sie isst. Deine Gedanken sind nicht bei den Erlebnissen von gestern oder deinen Plänen für morgen. Die Mandarine ist wahrhaft anwesend in deiner Gegenwart.

Achtsam leben heißt, in diesem Moment – jetzt – zu leben. Dein Geist und dein Körper ruhen im Hier und Jetzt. Jemand der Achtsamkeit praktiziert, kann Dinge sehen und spüren, die anderen nie auffallen würden. Eine achtsame Person kann den Mandarinenbaum sehen, seine Blüte im Frühling, das Sonnenlicht und den Regen, die diese Mandarine erst hervorbrachten.

(Text frei formuliert nach Thich Nhat Hanh, in: https://t1p.de/mandarinenmeditation)

194 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Arbeitsblatt (M2): Grundwissen zum Buddhismus

Beantworte diese Fragen mithilfe der Buchkapitels 8.5 – Auf dem Achtfachen Pfad.

Wie wird das Symbol des Buddhismus genannt?

a) Rad der Lehre (Dharmachakra)

b) Rad des Nicht-Verletzens (Ahimsachakra)

c) Rad der Verehrung (Pujachakra)

Welches dieser Prinzipien ist nicht Teil der Lebensanweisungen im Buddhismus?

a) Niemals die Unwahrheit sprechen.

b) Niemals fremde Götter verehren.

c) Niemals töten.

Was bedeutet im Buddhismus der Ausdruck puja?

a) Verehrung des Buddha sowie von Gottheiten

b) intensive Meditation

c) Pilgerreisen zu heiligen Orten

Was ist ein Bodhisattva?

a) Ein anderer Name für den Buddha, der ihm als zusätzlicher Ehrentitel verliehen wurde.

b) Eine buddhistische Tempelanlage, die sich vor allem in Japan und China findet.

c) Jemand, der Befreiung erlangt hat, aber darauf verzichtet, um anderen zu helfen.

Welche beiden Hauptrichtungen gibt es im Buddhismus?

a) Shivaismus und Vishnuismus

b) Nördlicher und Südlicher Buddhismus

c) Theravada und Mahayana

Was ist Reliquienverehrung?

a) Die Verehrung von heiligen Gegenständen.

b) Die Verehrung von besonderen Heiligenbildern.

c) Die Verehrung von Überresten verstorbener Heiliger.

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Arbeitsblatt (M3): Ein Enso malen

Das Enso

Das japanische Wort enso bedeutet „Kreis“. Es ist eine Kunstform, die mit dem Zen-Buddhismus verbunden ist. Der Zen-Buddhismus ist die japanische Form des Buddhismus. Das Besondere am Enso ist, dass es in einem einzigen Moment, mit einer einzigen Bewegung gemalt wird, entweder als geschlossener oder als offener Kreis. Es darf vorher nichts geplant und anschließend nichts daran verändert oder „verschönert“ werden: Das Enso spiegelt genau jenen Moment wider, in dem es gemalt wurde. Es soll den Geist, das Innere des Menschen im Zustand dieses Moments zum Ausdruck bringen.

Das Enso steht symbolisch für Erleuchtung, Vollkommenheit, Schönheit und Leere. Mit dem Enso verbunden ist die buddhistische Vorstellung, dass es nichts Beständiges gibt. Alles ist dem Wandel unterworfen (auch wir selbst). Real ist daher immer nur der jetzige Augenblick.

https://t1p.de/Enso (Wikimedia/Public Domain)

Ein Enso malen

Gestalte selbst ein Enso, indem du dich an folgender Vorgehensweise orientierst. Beschreibe anschließend, wie es dir bei der Aufgabe ergangen ist.

1. Bereite ein Blatt Papier (DIN A4 oder DIN A3) und einen dicken Pinsel und schwarze Farbe vor. In Japan wird Tusche verwendet, für das Ausprobieren sind aber auch Wasserfarben möglich.

2. Werde ruhig und konzentriere dich. Versuche, auf deinen Atem zu achten, zu meditieren und dich auf deine Aufgabe zu fokussieren.

3. Wenn du dich bereit fühlst, nimm den Pinsel und male schnell und ohne abzusetzen das Enso auf das Papier. Bleibe zu 100 Prozent auf deine Aufgabe konzentriert. Je nach Gefühl kannst du einen durchgängigen Kreis oder eine Lücke (wie auf dem Bild oben) machen.

4. Lass das Enso trocknen. Macht anschließend eine Ausstellung und vergleicht die unterschiedlichen Momentaufnahmen eures Geistes, die ihr erschaffen habt.

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GEBURTSFESTE UND JAHRESFESTE IN DEN RELIGIONEN

Feste spielen in den Religionen eine wichtige Rolle und haben für ihre Gläubigen eine besondere Bedeutung. Feste dienen der Erinnerung und Vergegenwärtigung wichtiger Ereignisse, dem Ausdruck von Dankbarkeit und auch der Stärkung von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit

Brit Milah und Simchat Bat

Wie in allen Religionen ist auch im Judentum der Beginn des Lebens ein wichtiger Moment. Ein neugeborener Junge wird am achten Tag nach der Geburt durch die rituelle Beschneidung in die Gemeinschaft aufgenommen. Das Ritual, hebräisch Brit Mila, was übersetzt so viel wie „Bund mit Gott“ bedeutet, geht auf die jüdische Tradition zurück, nach der Gott diesen Bund mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hat. In jüngster Zeit hat sich auch ein Ritual für jüdische Mädchen entwickelt. Simhat Bat ist die jüdische Namensgebungszeremonie für neugeborene Mädchen. Bei dieser Zeremonie erhält das neugeborene Mädchen offiziell seinen Namen. Dabei werden biblische Verse rezitiert und ein Segensgebet gesprochen.

Taufe

Mit der Taufe wird der Täufling in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen und sein Leben Gott anvertraut. Die katholische Taufe findet im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes statt. Das Wasser reinigt und die Salbung mit Chrisam stärkt. Anschließend wird der Täufling mit einem weißen Gewand bekleidet und die Taufkerze an der Osterkerze entzündet. Diese wird den Eltern übergeben, damit sie dieses Licht bewahren und weitergeben können. Vor der Taufe werden die Eltern nach ihrem Glauben befragt, und die Patin oder der Pate wird beauftragt, für das Kind da zu sein. Zum Schluss berührt der Täufer das Ohr und den Mund des Täuflings und spricht das Wort von Jesus: „Effata“ – Öffne dich! Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass der Täufling im Leben hellhörig ist und den Mund aufmacht und die Welt mitgestaltet. Durch das Sakrament der Taufe wird darauf hingewiesen, dass wir geliebte Kinder Gottes sind, mit einem besonderen Auftrag, unsere Möglichkeiten und Talente für ein gutes Leben einzusetzen.

Aqiqa

Nach der Geburt eines Kindes gibt es unterschiedliche Rituale. So wird dem Neugeborenen das Glaubensbekenntnis ins rechte Ohr geflüstert „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Muhammad ist Sein Gesandter. Das sind die ersten Worte, die das Kind nach der Geburt hört. Es soll auch das Kind vor schlechten Einflüssen schützen. Die Namensgebung (Aqiqa) erfolgt meist am siebten Tag nach der Geburt durch den Vater oder den Ältesten der Gemeinde. Aqiqa drückt die Dankbarkeit gegenüber Allah aus und soll das neugeborene Kind vor Unheil beschützen. Der Brauch verlangt, dass dem Kind die Haare ein wenig abgeschnitten werden. Dabei wiegen Eltern das Gewicht der Haare ihres Kindes in Silber auf und spenden diesen Betrag an Arme. Zu diesem Anlass wird auch oft ein Tier geschlachtet und teilweise an Arme verteilt. Die Beschneidung an muslimischen Buben wird meist vor dem siebten Lebensjahr vorgenommen. Das Fest ist ein geselliges Ereignis im großen Verwandtenkreis, bei dem der Knabe gefeiert wird.

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Samskara

Im Hinduismus gibt es Übergangsriten, sogenannte Samskaras. Diese begleiten das Leben eines Menschen von der Geburt bis zum Tod. Eines der Rituale zu Beginn des Lebens ist für Hindus die Namensgebung. Unmittelbar nach der Geburt legt der Vater seine Hand auf den Kopf des Neugeborenen und bittet um ein langes Leben und Weisheit für das Kind. Viele Hindus schreiben ihrem Baby die heilige Silbe Om mit Honig auf die Zunge, damit das Kind vor Schaden bewahrt wird. Andere Samskaras sind die erste Gabe von fester Nahrung. Zu den späteren Riten gehören der erste Haarschnitt (für Jungen) und die Reinigung nach der ersten Menstruation. Der Initiationsritus eines Jungen im Alter von zwölf Jahren ist die Übergabe der heiligen Schnur, die mit dem Recht einhergeht, aus den Schriften zu rezitieren. In allen Samskaras hat die Feuerzeremonie eine besondere Bedeutung. Das Feuer verändert alles und reinigt die Aura des Kindes und seine Flammen zeigen „himmelwärts“.

Lebensbeginn

Spezielle Zeremonien kennen buddhistische Traditionen nicht. Bald nach der Geburt werden dem Baby daheim oder im Tempel die ersten Haare – oder auch nur ein Teil davon – abgeschnitten. Dann wird das Kind von einem Mönch oder der ältesten Respektsperson der Familie gesegnet. Dazu wird die engste Familie zu einem Fest eingeladen und das Kind offiziell der Familie vorgestellt. Die Annahme eines neuen Namens geschieht üblicherweise im Rahmen einer Andacht. Neben der Rezitation von heiligen Versen ist die feierliche Annahme des buddhistischen Namens von Bedeutung. Die Geburt des Buddha wird jedoch als bedeutendes Ereignis am Vesak-Tag gefeiert.

Pessach

Pessach (Pascha) wird im jüdischen Frühlingsmonat Nisan gefeiert. Pessach beginnt mit dem ersten Vollmond im Frühling und dauert acht Tage. Jüdinnen und Juden in aller Welt erinnern sich an den Auszug aus Ägypten unter der Führung von Moses. Ursprünglich war es ein Wallfahrtsfest, bei dem die jüdische Bevölkerung zum Tempel in Jerusalem pilgerte und Opfer darbrachte. Seit der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. wird es in den Familien gefeiert. Der Sederabend markiert den Beginn. Es gibt einen ritualisierten Ablauf mit Tora-Lesungen, Gebeten und dem Sedermahl, das nicht nur an Sklaverei und Leid erinnert, sondern vielmehr an die große Befreiung und den Auszug aus der Sklaverei.

Ostern

Ostern, das Fest der Auferstehung Christi, ist das älteste und wichtigste aller christlichen Feste. Dieses Fest verkündet den Sieg des Lebens über den Tod. Seit dem 4. Jahrhundert wird Ostern immer am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gefeiert. Ostern basiert zeitlich auf dem jüdischen Passahfest. Die Osternacht, die bereits zum Ostersonntag gehört, ist der Höhepunkt des Kirchenjahres. Christinnen und Christen glauben, dass die Liebe Gottes stärker ist als alles Leid und der Tod. Der Glaube an die Auferstehung Jesu gibt vielen Menschen die Kraft, im Leben wieder aufzustehen. Wenn Menschen versuchen, die Ideen Jesu zu leben, ist das ein Zeichen dafür, dass er auch heute noch in den Herzen der Menschen lebendig ist. In frühchristlicher Zeit wurde die Taufe in der Osternacht gespendet. Unser Wort „Ostern“ kommt von „austra“, einem alten Wort für Taufe.

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Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr)

Der islamische Fastenmonat Ramadan dauert einen Mondzyklus lang. Der Fastenmonat endet mit dem dreitägigen „Fest des Fastenbrechens“. Dieses Fest ist auch als Zuckerfest bekannt. Das Fest drückt die Freude darüber aus, die Entbehrungen der Fastenzeit überstanden zu haben. Eingeladen sind Verwandte, Bekannte und Freunde, aber auch der verstorbenen Familienmitglieder wird gedacht. Es ist ein Fest der Dankbarkeit und der Freude. Muslime feiern dieses Fest, indem sie sich feierlich kleiden, Gebete in der Moschee verrichten und an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen. Es ist auch eine Zeit des Gebens und Schenkens. Muslime spenden während dieses Festes besonders auch für Bedürftige.

Divali

Die große Vielfalt der Hindu-Religionen spiegelt sich in den zahlreichen Festen wider. Der Jahresverlauf wird durch Feste und Feiertage geprägt. Es gibt besondere Feiertage für einzelne Göttinnen und Götter oder große Feste, die von vielen Menschen gefeiert werden. Divali ist wohl das bekannteste Freudenfest in ganz Indien. An Divali, auch bekannt als das indische Lichterfest, feiern die Hindus die Glücksgöttin Lakshmi und den Sieg des Guten über das Böse. Das Fest findet am Ende der Regenzeit im Frühjahr statt und dauert fünf Tage. Auf den Straßen werden kleine Öllampen aufgestellt oder in kleinen Booten in die Flüsse gesetzt. Divali bedeutet auf Deutsch Lichtermeer. Es ist ein Fest der Freude und des Jubels, das sich über mehrere Tage hinzieht. Es werden Geschenke und Süßigkeiten für Kinder verteilt. Nach dem alten indischen Mondkalender wird in einigen Teilen Indiens an Divali auch der Beginn des neuen Jahres gefeiert.

Das Wesak-Fest (Vesakh)

Für viele Buddhisten ist das Wesak-Fest das wichtigste Fest des Jahres. Es wird am Vollmond des Monats Visakha (April/Mai) gefeiert. Seit dem 12. Jahrhundert feiern die Buddhisten an diesem Tag drei wichtige Ereignisse im Leben von Siddhartha Gautama Buddha: seine Geburt, seine Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum und seinen Tod. Buddhas Tod wird als freudiges Ereignis betrachtet, weil sein „Verlöschen“ gleichzeitig seinen Eintritt ins Nirvana und damit die Befreiung aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt darstellt. Das Fest ist auch eine Aufforderung an jeden Einzelnen, nach der eigenen „Befreiung“ zu streben. Grußkarten werden an Verwandte, Freunde und Bekannte verschickt. Im Mittelpunkt des Festes steht der Gedanke des Gebens: Einige speisen die Pilger, andere spenden Blut. Wesak ist ein Fest der Lichter und Fahnen. In den Straßen sieht man Darstellungen aus dem Leben des Buddha, viele bunte Fahnen und brennende Kerzen.

Quelle: Stiegler, Herbert: Feiern und Jubeln, in: ReliPlus 9/10 2023. S. 16-18

Bildquelle: Wikimedia Commons.

199 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

RISIKO

200 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
A B C D E 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 3 3 3 3 3 4 4 4 4 4 5 5 5 5 5 6 6 6 6 6 7 7 7 7 7 8 8 8 8 8 9 9 9 9 9 10 10 10 10 10
Quelle: © Walter Ender

RECHENCENTER

SPIELERNAMEN : ..........................................................................

SPIELSTÄNDE

RISIKOEINSÄTZE ENDSTAND (PUNKTE)

Quelle: © Walter Ender

201 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
RANG
EINSATZ RISIKO 1 RISIKO 2 RISIKO 3 RISIKO 4 RISIKO 5 RISIKO 6 RISIKO 7
ANTWORTTIP

RISIKO SPIELREGELN

• SPIELUNTERLAGEN: Folie mit Fragekombinationen, themenspezifisches Frageblatt für den Spielleiter, „RISIKO-Rechencenter“-Blätter in der Anzahl der beteiligten Teams (Kopiervorlage)

• TEILNEHMENDE: Am Spiel beteiligen sich Teams mit zwei bis fünf Spieler:innen. Die Teams werden ausgelost oder von den Schüler:innen selbst zusammengestellt.

• SPIELVORBEREITUNGEN: Die Folie mit dem Schema zur Auswahl der Fragen wird präsentiert (waagrecht A B C D E; senkrecht, jeweils darunter 1 2 3 ... 10). Der Schwierigkeitsgrad der Fragen ist von 1 (sehr leicht) bis 10 (sehr schwierig) gestaffelt. Jedes Team erhält ein „RISIKO-Rechencenter“-Arbeitsblatt.

• SPIELVERLAUF: Ein Team nach dem anderen wählt eine Buchstaben-Zahlen-Kombination, z. B. D4. Der Spielleiter liest die betreffende Frage vor, ein Teammitglied antwortet. Der Spielleiter streicht die gewählte Kombination aus. Ist die Antwort richtig, erhält das Team den Zahlenwert der gewählten Kombination als Punkte zugeschrieben (im konkreten Beispiel 4). Der neue Punktestand wird vom Rateteam im „RISIKO-Rechencenter“ unter „Spielstände“ schriftlich festgehalten. Ist die Antwort falsch, bleibt der Punktestand unverändert und die Frage geht weiter an das nächste Team, bis ein Team die richtige Antwort nennt oder die Frage unbeantwortet bleibt. Für die neue Frage wird wieder zur ursprünglichen Reihenfolge der Teams zurückgekehrt.

• JOKER: Hinter manchen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen verbirgt sich ein JOKER. In diesem Fall werden die entsprechenden Punkte ohne die Beantwortung einer Frage zugeteilt.

• RISIKO: Bei anderen Fragekombinationen handelt es sich um RISIKO-Fragen. Sie ermöglichen allen Spielteams, einen Antworttipp abzugeben. Nachdem die Frage vorgelesen wurde, notieren die einzelnen Teams auf dem „RISIKO-Rechencenter“ ihren Antworttipp und legen sich schriftlich auf die Höhe des Einsatzes fest, je nachdem, wie sicher sie sich bei ihrer Antwort sind (z. B. ganz sicher: Einsatz 10). Auch wenn keine Antwort gewusst wird, muss ein Mindesteinsatz von 1 gesetzt werden. Anschließend gibt jenes Team, das die Fragekombination ursprünglich gewählt hat, seinen Antworttipp ab und der Spielleiter gibt die richtige Antwort bekannt. Richtige Antworten ergeben einen Punktezuwachs in der Höhe des gewählten Einsatzes, falsche Antworten einen Punkteabzug in der Höhe des Einsatzes. Die neuen Spielstände werden wieder im „RISIKO-Rechencenter“ notiert.

• SPIELENDE: Das Spiel ist zu Ende, wenn keine volle Fragerunde für alle Teams mehr möglich ist. Die Teams tragen auf ihren „RISIKO-Rechencentern“ den Punkte-Endstand ein und ermitteln die ersten drei Ränge der Klasse.

Quelle: © Walter Ender

202 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Wo wurde Jesus geboren?

RISIKO –ADVENT UND WEIHNACHTEN

Welchen Beruf übte Josef aus?

Worin wurde Jesu nach der Geburt gelegt?

Wie heißt die Mutter Jesu? JOKER

Welche beiden Tiere stehen traditionell in der Krippe? JOKER

Wer wurde kurz vor Jesus geboren und taufte ihn später?

Welche Berufsgruppe erfuhr als erste von der Geburt Jesu?

Welcher Tag ist der Weihnachtstag?

Aus welcher Himmelsrichtung kamen die drei Weisen? Wie heißt der abendliche Gottesdienst am 24. Dezember?

Was war der sog. „Stall von Betlehem“ eigentlich?

Welche drei Gaben brachten die Weisen?

Wer trug Maria und Josef auf, das Kind Jesus zu nennen?

Nach welchem frühchristlichen Märtyrer ist der zweite Weihnachtsfeiertag benannt?

Aus welcher Stadt stammte Josef?

Welche liturgische Farbe kennzeichnet den Advent?

An welchem Adventsonntag ist die liturgische Farbe anders und welche ist es?

Zu welchem großen Reich gehörte Betlehem damals?

Was bedeutet das Wort „Advent“?

Was geschah mit Jesus am achten Tag nach seiner Geburt?

Was bedeutet die Aufschrift C+M+B?

Welcher römische Kaiser regierte zur Zeit der Geburt Jesu?

König Herodes ließ angeblich alle Knaben bis zum Alter von wie viel Jahren töten?

Aus welchem vermuteten Grund wurde das Weihnachtsfest auf Ende Dezember gelegt?

Warum ist ein Chrisstollen länglich und mit Puderzucker bestreut?

Wie heißt der Vater von Johannes dem Täufer?

1 JOKER

Wo in Betlehem fanden Maria und Josef keinen Platz?

2

Wie heißen die sog. „hl. drei Könige“ traditionell?

3

4 JOKER

JOKER

Auf welchem Kontinent wurde Jesus geboren?

Welcher König regierte in Jerusalem zur Zeit der Geburt Jesu?

5

In welche Stadt gingen die drei Weisen zuerst auf die Suche nach Jesus?

Die sogenannten „hl. drei Könige“ waren in Wirklichkeit … Wohin flohen Maria und Josef mit dem neugeborenen Kind, um es vor Herodes zu schützen?

6

In welchem Zeitraum wurde Jesus am wahrscheinlichsten geboren?

Welche beiden Evangelien berichten von der Geburt Jesu?

Was bedeutet der Ausdruck „Weihnacht“ (von „wihe naht“)?

7

Seit welchem Jahrhundert gibt es Adventkalender und Adventkranz?

Welche Organisation führt die Sternsingeraktion durch?

Betlehem war die Geburtsstadt welches bedeutenden Königs Israels?

8

An welchem Tag 8 (nach unserem Kalender) feiert die orthodoxe Kirche Weihnachten? Wie erfuhr Josef, dass das Kind vom Hl. Geist ist?

Welche schwangere Verwandte besuchte Maria kurz vor Jesu Geburt?

9

Der „Stern“ von Betlehem war nach einer astromischen Theorie eine Konstellation von welchen beiden Planeten?

Welches Fest feiert die Kirche eine Woche nach Weihnachten?

10 Wie heißt die Frühmesse im Advent?

203 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
A B C D E
Quelle: (Walter Ender, Christian Feichtinger)

D E

B C

A

204 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
RISIKO –ADVENT UND WEIHNACHTEN (ANTWORTEN)
1 Joker Maria Joker Krippe Betlehem 2 Herberge Johannes d. Täufer Ochs und Esel Ochs und Esel Bautischer, Zimmermann 3 Kaspar, Melchior, Balthasar Osten (Christ-)Mette 25. Dezember Hirten 4 Joker Stephanus der Engel Weihrauch, Gold, Myrrhe Grotte, Höhle 5 Herodes d. Große Asien Joker Violett Nazaret 6 Sterndeuter Ägypten Jerusalem Römisches Reich 3. Sonntag, rosa 7 „heilige Nacht“ Matthäus, Lukas 7.-4. v. Chr. Er wurde beschnitten. Ankunft 8 König David Jungschar 19. Jahrhundert Augustus Christus mansionem benedicat. 9 Elisabet 7. Jänner Im Traum röm. Sonnwendfeier (Sol Invictus) = Sieg des Lichts über das Dunkel 2 10 Rorate Hochfest der Gottesmutter Maria Jupiter und Saturn Zacharias Er stellt
in weiße
gewickelte Jesusbaby
Quelle: (Walter
Christian Feichtinger)
das
Windel
dar.
Ender,

Was ersetzt vor Ostern die Glocken in der Kirche?

Mit welchen Tag beginnt die Fastenzeit?

Wie heißen die zwei strengen Fasttage?

Wer verurteilte Jesus zum Tod?

Welche Tage sind von der Fastenzeit ausgenommen?

Woran erinnert sich die Kirche am Gründonnerstag?

Mit welchem Tag beginnt die Karwoche?

Was feiern wir in der Osternacht?

Was bringt man zu einer Osterspeisensegnung?

Welche liturgische Farbe wird in der Fastenzeit verwendet?

Was bedeutet die Kreuzesinschrift INRI?

Woran erinnert man sich an Karfreitag?

Der Name „Ostern“ kommt von „Osten“ –warum?

Was verstummt in der Kirche am Gründonnerstag?

Wer reichte Jesus das Schweißtuch?

Was gab man Verurteilten vor der Kreuzigung zu trinken?

Wann beginnt der Osterfestkreis?

Welches Fest feiern wir 50 Tage nach Ostern?

Welche Orden begründete die Kreuzwegandacht?

Wohin ging Jesus nach dem letzten Abendmahl?

Wer hat Jesus vom Kreuz genommen und begraben?

JOKER

Wie viele Fasttage gibt es in der Fastenzeit?

2

Vor den Toren welcher Stadt wurde Jesus gekreuzigt?

3

Joker

Wer verleugnete Jesus drei Mal?

Von welchem jüdischen Fest leitet sich Ostern (lat. pascha) ab?

4

Woran denken wir am Palmsonntag?

Was ist die Passionsgeschichte?

Mit welchen Tag endet die Karwoche?

5

Joker

Welche Fest feiert man 40 Tage nach Ostern?

6 Mit wem glaubte Maria von Magdala am leeren Grab zu sprechen? Woher kommt der Name „Gründonnerstag“?

Welcher Gefangene wurde am Pessachfest anstelle von Jesus freigelassen?

Was bedeutet das Wort „kar“?

Wer hilft Jesus beim Tragen des Kreuzes?

7 Wann endet der Osterfestkreis?

Welche Fest wurde in Jerusalem gefeiert, als man Jesus verurteilte?

Woran denken wir am Karsamstag?

Was geschah auf dem Hügel Golgota?

Welcher Jünger glaubt nicht, dass Jesus auferstanden war?

8

Wie lauten die letzten Worte Jesu?

Was heißt „Golgota“ übersetzt?

Welche Frau sah als erste den Auferstandenen?

9 Wohin gingen zwei enttäuschte Jünger nach der Kreuzigung und trafen auf dem Weg Jesus?

Welche drei Frauen waren bei der Kreuzigung dabei?

Welche Apostel stand als einziger unter dem Kreuz? Wie wird der Ostertermin berechnet?

In welchem Garten betete Jesus vor seiner Gefangennahme?

10

205 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
RISIKO –FASTENZEIT UND OSTERN A
E 1
B C D

E

UND OSTERN (ANTWORTEN)

RISIKO –FASTENZEIT

D

Aschermittwoch Ratschen

Letztes Abendmahl Sonntage

C

Aschermittwoch und Karfreitag

B

Pontius Pilatus

A

Joker

1

Fleisch, Brot, Pinze, Kren, Schinken, Eier (ein paar nennen)

Sonnenaufgang im Osten = Symbol für die Auferstehung

40 Tage Auferstehung Jesu Palmsonntag

2

Violett

3 Jerusalem Kreuzigung und Tod Jesu Jesus von Nazaret, König der Juden (Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum)

Glocken und Orgel

4 Pessach/Pascha Petrus Joker

Einzug Jesu in Jerusalem Wein mit Myrrhe Veronika

Christi Himmelfahrt Joker Aschermittwoch

„Klage“/“Traue“ (von kara) Barabbas Pfingsten

Pessach/Pascha Franziskaner

Grabesruhe Jesu, Abstieg in das Reich des Todes

5 Karsamstag Leidensgeschichte Jesu

6 mit dem Gärtner von „greinen“ (weinen)

7 Pfingsten Simon von Zyrene

8 Thomas Kreuzigung

„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“/“Es ist vollbracht“/“Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Ölberg

Schädelhöhe/ Schädelstätte

Josef von Arimathäa

Maria (Mutter Jesu), Maria (Frau des Klopas) und Maria von Magdala

erster Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond

Maria Magdalene

9 Emmaus

10 Getsemani Johannes

206 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

RISIKO SAKRAMENTE

D E

Was ist die Antwort beim Kommunionempfang?

Erkläre, was Sakramente sind.

Welches Sakrament unterstützt schwache Menschen?

Welches Sakrament kann im Notfall von jedem Menschen gespendet werden?

C

Welches Sakrament empfängt ein Christ als erstes?

JOKER

JOKER

Wer spendet das Sakrament der Firmung?

Bei welchem Sakrament wird auf Joh 8,12 eingegangen „Ich bin das Licht der Welt“?

B

A

Wie heißt das Fest des erst -

maligen Empfangs des Leibes Christi?

Was ist DAS Symbol der Taufe?

1

RISIKO: Wer spendet das Sakrament der Weihe?

Welche Sakramente gehören zu den Initiationssakramenten?

Wer ist für gewöhnlich der Spender des Sakraments der Krankensalbung?

Wie heißt das Sakrament, das ermutigen soll, neu anzufangen?

Welches Öl spielt bei verschiedenen Sakramenten eine wichtige Rolle?

2

Nenne 3 Darstellungsarten des Heiligen Geistes.

Welche Wandlung vollzieht sich in der Eucharistiefeier? (2 Antworten)

RISIKO: Unter welchen Zeichen wird die Firmung gespendet? (2 Antworten)

JOKER

Wie viele Geistgaben gibt es? Woher kommt das Wort „Diakonie“?

In welcher Feier wird das Chrisamöl geweiht?

Was salbt der Priester bei der Krankensalbung?

JOKER

RISIKO: Nenne 5 der Sakramente

Welche drei Weihestufen gibt es?

Welches Weihesakrament können auch verheiratete Männer empfangen?

Nenne 3 Geistgaben.

welches Sakrament braucht es Brot und Wein?

JOKER

Für

Welches Sakrament kann auch täglich empfangen werden?

3

Von welchem lateinischen Wort kommt „Firmung“ und was heißt es?

4

Nenne zwei äußere Zeichen der Taufe! Nenne eine andere Bezeichnung für die Heilige Messe!

Welche Worte werden bei der Taufe gesprochen?

5

Welches Sakrament kann nur dann öfter empfangen werden, wenn ein anderer Mensch stirbt?

RISIKO: Wer taufte Jesus und wo geschah dies?

RISIKO: Bei welchen Sakramenten gibt es einen Paten?

JOKER

Ergänze die fehlenden Spender-worte: „Name, sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den ...“

Wie heißen die beiden Sakramente der evangelischen Kirche?

Nenne 2 Symbole/Zeichen für den Heiligen Geist!

Was ist der Unterschied zwischen einem Priester und einem Pfarrer?

RISIKO: Welche Arten der Bußfeier gibt es?

6 JOKER

Quelle: © Walter Ender, Connie Blühwald

Welche Sakramente können nur einmal empfangen werden? (2 Antworten)

7

RISIKO: Warum sind es genau 7 Sakramente?

8

Wie heißt das Gebet, das mit „Ich glaube an Gott…“ beginnt genau?

9

Was heißt das lateinische Wort „sacramentum“ auf Deutsch?

10

207 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

RISIKO: Handauflegung, Salbung

JOKER

Diakonia (helfen)

Chrisam-Messe am Mittwoch der Karwoche

7

RISIKO: Johannes der Täufer, am Jordan

RISIKO: Taufe, Firmung

Hände und Stirn

JOKER

RISIKO: Taufe, Firmung, Ehe, Eucharistie, Krankensalbung, Weihe, Buße und Versöhnung

7 Taufe, Firmung

RISIKO: 7 = Zahl der untrennbaren Beziehung von Gott und Mensch ... Heiligen Geist JOKER

Quelle: © Walter Ender, Connie Blühwald

8

Taube, Sturm, Feuerzungen Taufe, Abendmahl

9 Apostolisches Glaubensbekenntnis

Nur ein geweihter Priester kann auch eine Pfarre leiten und heißt somit Pfarrer. Weihe zum Diakon Diakon Priester Bischof

RISIKO: Sakrament, Bußfeier, Beichtgespräch

10 Heiliges Geheimnis

208 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
A B C D E 1 Wasser Erstkommunion Taufe Zeichen und Handlungen, die Christ:innen stärken Amen 2 Chrisam Buße JOKER Taufe Krankensalbung 3 Eucharistie Eucharistie Taufe Bischof oder einer von ihm Beauftragter JOKER 4 Firmare = stärken, festigen, ermutigen JOKER Priester Taufe, Firmung, Eucharistie RISIKO: Bischof
taufe dich im
des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes
Eucharistiefeier
in den
Christi,
in das Blut Christi Taube, Wind, Feuer, Freude…
Ehe
RISIKO SAKRAMENTE(ANTWORTEN)
5 Name, ich
Namen
Übergießen mit Wasser, Salbung, Taufkleid, Entzünden der Taufkerze
Brot
Leib
Wein
6 JOKER
Stärke, Einsicht, Rat, Gottesfurcht, Erkenntnis, Weisheit, Frömmigkeit
209 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. VERWEISE AUF INHALTE IN ZEIT FÜR RELIGION: A B C D E 1 2 S. 53 1 S. 122 2 2 S. 53; 4 S.24 2 S. 77 x 2 S. 141 3 2 S. 52 2 S. 141 1 S. 86 4 S. 24 x 4 4 S. 24 x x 2 S. 52 5 2 S.53 2 S.53 2 S. 53 4 S. 96 6 x 4 S. 98 x 7 2 S. 52 2 S. 52 4 S. 98 4 S. 29 8 2 S. 52 x 2 S. 53 4 S. 24 9 1 S. 94 4 S. 96 1 S. 86 x 10 1 S. 122 2 S. 77 3 S. 57 3 S. 57

Ablauf:

• Lied: I have a dream (Vandaag Bakermat) Begrüßung, Hinführung und Besinnung

Tagesgebet

• Lied: Wenn einer einen Traum träumt (Kurt Mikula)

• Evangelium: Mt 13,31f.

Predigt

„Ich habe einen Traum“ (Erarbeitung, S. 12; Methodenwerkstatt)

• Fürbitten

• Vaterunser

Segen

• Lied: All I have to do is dream (Everly Brothers)

Vorbereitungen in der Kirche

Luftballons (mindestens vier) mit Helium füllen und die eigenen Träume der Lehrpersonen groß daraufschreiben. Vorher unbedingt abklären, ob man in den Räumlichkeiten Luftballons steigen lassen darf. Alternativ können Luftballons aus Papier ausgeschnitten werden.

Besinnung

In der Hand halten wir Luftballons. Luftballons sind oft mit Freude verbunden. Mich erinnern sie an Feste. Heute stehen sie aber für etwas anderes. Sie stehen, hier bei uns, für unsere Träume. Am Beginn des 9. Schuljahres wollen wir euch zeigen, wie schön Träume sind. Es geht nicht immer um große Träume, auch ganz kleine, private Träumchen sind wichtig.

In meiner Hand halte ich einen Luftballon, worauf steht „Samstag einen Kaffee in meinem Lieblingscafé trinken gehen“. Es ist ein Traum von mir, aber da ich Kinder habe, hatte ich in letzter Zeit keine Zeit dafür. Ich halte den Luftballon fest und trage ihn mit mir, bis ich Zeit habe, ihn steigen zu lassen. (Lehrperson hält den Luftballon weiterhin.)

In meiner Hand ist ein Luftballon mit „Eine Weltreise unternehmen“. Ich habe vor meinem Studium an der Uni, ein Jahr Auszeit genommen und habe eine Weltreise unternommen. Jede/r hat Träume, die sie/er fliegen lassen kann. (Lehrperson lässt den Luftballon fliegen.)

(Lehrperson nimmt einen unaufgeblasenen Luftballon aus der Jackentasche.) Dieser Luftballon steht für die vielen Träume, die man nie aufbläst, in die man keine Luft lassen kann oder will. Sie bleiben irgendwo am eigenen Weg liegen, als Erinnerungen, gut versteckt oder in Jackentaschen vergessen.

In meiner Hand halte ich den Luftballon, auf dem „Tierärztin/Tierarzt“ steht. (Lehrperson nimmt eine Nadel und lässt den Luftballon zerplatzen.) Ich wollte einmal Tierärztin/Tierarzt werden. Dieser Traum hat sich nicht erfüllt, er ist zerplatzt.

Tagesgebet

Die Zukunft gehört denen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben. Eleonor Roosevelt Lieber Gott, bitte weise uns den Weg, damit wir lernen können, an unsere Träume zu glauben. Sei an unserer Seite und begleite uns auf unseren Wegen, während wir daran arbeiten, sie zu verwirklichen. Schenke uns die Kraft und die Ausdauer, unsere Träume in die Realität umzusetzen, und möge dein göttlicher Segen unsere Bestrebungen leiten. Amen.

Evangelium (Joh 1,1–9)

Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.

210 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
GOTTESDIENSTBAUSTEIN 1: LEBENSTRÄUME SCHULANFANGSGOTTESDIENST

Ich habe einen Traum

Die Schüler:innen vervollständigen die Übung auf S. 12 „Wenn alles möglich wäre, …“. Schüler:innen, die ihre Ergebnisse vorlesen möchten, können das hier tun.

Fürbitten

Herr, gib uns in diesem Schuljahr die Kraft, unsere Träume zu verwirklichen und auch bei Misserfolgen nicht zu verzweifeln.

Herr, gib uns die Fantasie, unser Leben nach unseren Träumen zu gestalten.

Herr, schenke uns den Mut, zu unseren Träumen zu stehen.

Herr, lass uns vor lauter Träumerei aber nicht die Realität und unsere Mitmenschen übersehen.

Wir bitten für alle Menschen, die unter Krieg leiden und auf der Flucht sind. Herr, hilf, den Traum vom Frieden in der Welt zu verwirklichen.

Segensgebet

Möge euer Lebensweg von strahlenden Träumen gepflastert sein.

Möget ihr Mut haben, eure Träume fliegen zu lassen.

Möget ihr genügend Kraft haben, nach zerplatzten Träumen weiterzugehen.

Möge Gott euch beim Träumen unterstützen.

So segne euch der gute Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen

211 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.

Ablauf:

• Lied: Go, tell it on the mountain

• Begrüßung und Hinführung zum Thema (Pfarrer)

Besinnung (RL mit Schüler:innen)

Rückblick auf die Adventzeit und Ausblick auf das bevorstehende Fest

• Tagesgebet (Pfarrer)

• Die bewegte Krippe 1. Teil (Schüler:innen)

Evangelium Lk 2,1-14 (Pfarrer)

Die bewegte Krippe 2. Teil (Schüler:innen)

• Predigtworte (Pfarrer)

• Lied: Es wird scho glei dumpa

Fürbitten (Schüler:innen)

Vaterunser

• Friedensgruß (Pfarrer)

• Segensgebet (Schüler:innen)

Allgemeiner Segen (Pfarrer)

Lied: Feliz navidad

Besinnung

In der Adventszeit haben wir jede Woche eine neue Kerze an unserem Adventskranz angezündet. Jedes Licht symbolisiert ein besonderes Wort. Jetzt, wo Weihnachten so nah ist, wollen wir uns wieder an diese Worte erinnern.

Das Licht der ersten Kerze leuchtet für „Verantwortung“. Es soll uns daran erinnern, dass wir auf uns selbst, auf unsere Mitmenschen und auf die Umwelt achten sollen.

Eine Kerze anzünden

Das Licht der zweiten Kerze leuchtet für „Toleranz“. Es soll uns daran erinnern, dass jede/r von uns einzigartig ist und dass es wichtig ist, freundlich und offen gegenüber anderen zu sein.

Eine Kerze anzünden

Die dritte Kerze steht für „Versöhnung“. Es soll uns daran erinnern, dass wir uns nach einem Streit wieder vertragen können, anstatt böse aufeinander zu sein.

Eine Kerze anzünden

Die vierte Kerze leuchtet für die „Hoffnung auf Frieden“. Es soll uns daran erinnern, dass wir nicht immer Angst haben müssen und dass wir versuchen sollten, freundlich und hoffnungsvoll zu sein.

Eine Kerze anzünden

So lasst uns den heutigen Tag und die kommenden Weihnachtsfeiertage verantwortungsvoll, tolerant, versöhnlich und voller Hoffnung verbringen.

Tagesgebet

Guter Gott, wir feiern Weihnachten und erinnern uns an ein kleines Kind in einer Krippe in einem Stall. In diesem kleinen Kind wird deine Liebe zu uns Menschen sichtbar. In der Freude dieses Tages bitten wir dich: Hilf uns, Boten deiner Güte und Menschenliebe zu sein. Durch Christus, unseren Herrn. Amen

Bewegung an der Krippe (vor dem Evangelium)

Maria: Ich bin Maria. Mein Name bedeutet „von Gott geliebt“. Ich bin ziemlich erschöpft von der langen Reise und der Suche nach einem Platz zum Schlafen, aber trotzdem bin ich sehr glücklich. Ich spüre, dass Gott etwas Großes mit mir vorhat. Die Mutter des Messias zu sein – des Retters, auf den die Menschen schon seit Langem warten –, ist eine große Verantwortung, aber auch ein Geschenk. Ich habe viel darüber nachgedacht und bin mir sicher, dass Gottes Pläne einen höheren Sinn haben. Deshalb vertraue ich ihm und nehme diese besondere Aufgabe an.

Josef: Ich bin Josef, der Ehemann von Maria. Mein Name bedeutet „Gott hat hinzugefügt“. Die letzten Tage und Wochen waren ziemlich schwer für mich. Als ich erfahren habe, dass Maria ein Kind bekommt, war ich sehr unsicher und wollte sie verlassen. Aber jetzt möchte ich für sie und das Kind da sein. Ich möchte eine Stütze und Hilfe für sie sein, sie sollen sich auf mich verlassen können.

Engel: Wir sind die Engel. Wir sind Boten Gottes und kommen zu den Menschen, um von ihm zu erzählen und seine Botschaften zu überbringen. Wir waren bei Maria, bei Josef und auch bei den Hirten auf dem Feld. Wir haben sie ermutigt: „Geht nach Betlehem zu Jesus. Ihr braucht keine Angst vor dem Gott zu haben, der als Mensch geboren wurde.“

212 Dieses PDF-Handbuch ist urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten.
GOTTESDIENSTBAUSTEIN 2: WEIHNACHTEN BEWEGT – WEIHNACHTEN BERÜHRT

Hirten: Wir sind die Hirten. Auch wenn die Menschen nicht viel mit uns anfangen können und uns eher aus dem Weg gehen, weil wir etwas rauer sind, haben wir den Engeln vertraut und sind ihrem Ruf gefolgt. Es erfüllt uns mit großer Freude, die Ersten an der Krippe zu sein, und wir spüren, dass Gott auch für uns sorgt.

Jesus: Ich bin das Jesuskind, das Kind in der Krippe. Ich möchte euch sagen: „Kommt alle zu mir. Ich möchte besonders für jene Menschen da sein, die es schwer haben im Leben und die sich abmühen. Mein Name bedeutet ,Gott rettet‘. Als Gottes Kind und Menschenkind bin ich für alle da. Ich bringe den Menschen den Frieden, nach dem sie sich sehnen.“

Evangelium: Lk 2,1-14

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.

Nach dem Evangelium

Mehr als 2000 Jahre später wollen wir, Maria und Josef, ein Zeichen für die Menschen sein, die Verantwortung übernehmen, sich gegenseitig unterstützen und Ja zum Leben sagen.

Mehr als 2000 Jahre später wollen wir, die Engel, ein Zeichen für Menschen sein, die Toleranz leben, weil Gottes Botschaft alle Menschen erreicht, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion.

Mehr als 2000 Jahre später wollen wir, die Hirten, ein Zeichen sein, dass es möglich ist, sich miteinander zu versöhnen. Auch wenn jemand ausgegrenzt oder gemobbt wird, findet er in Jesus Liebe und Frieden.

Mehr als 2000 Jahre später will das Jesuskind in der Krippe ein Zeichen für Menschen sein, die in Frieden miteinander leben und so der Welt Hoffnung auf Frieden geben.

Kurze Stille: In welchen dieser Figuren, Maria und Josef, den Engeln, den Hirten, dem Jesuskind findest du dich wieder?

Wenn wir die Botschaft der Krippenfiguren ernst nehmen, wird Weihnachten nicht zu einem starren und verhärteten Fest. Stattdessen wird es lebendig und Bewegung kommt in die Krippen in unseren Kirchen und Wohnungen.

Fürbitten

Du Gott, der du uns zur Weihnacht bewegen willst, erhöre unsere Bitten

1. Gib uns Menschen die Kraft, verantwortungsvoll zu leben. (Schüler:in)

2. Gib uns Menschen die Kraft, für Toleranz einzutreten und uns gegenseitig so zu akzeptieren, wie wir sind. (Schüler:in)

3. Gib uns Menschen den Mut, uns nach einem Streit die Hand zur Versöhnung zu reichen. (Schüler:in)

4. Gib uns Menschen ein hoffnungsvolles Herz, damit wir den Heiligen Abend friedlich miteinander feiern können. (Schüler:in)

Segensgebet

Der Herr segne dich, wie er Maria gesegnet hat mit ihrem Sohn. Und behüte dich, wie er Josef behütet hat auf dem langen, schweren Weg.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir, wie es durch die Engel am Himmel geleuchtet hat. Und sei dir gnädig, wie er den Hirten auf dem Feld gnädig war.

Der Herr hebe sein Angesicht über dich, wie er es über das Kind in der Krippe gehoben hat. Und gebe dir Frieden, wie er allen Menschen Frieden geben will.

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GOTTESDIENSTBAUSTEIN 3: LEBEN IST VERWANDLUNG: ÖSTERLICHE WORT-GOTTES-FEIER

Ablauf:

• Lied: He’s got the whole world in his hands

https://youtu.be/z8g5gSbrSiw

https://t1p.de/lyricswholeworld (Als Vorbereitung können eigene Strophen geschrieben werden.)

• Begrüßung

Hinführung zum Thema und Bußgedanken

Tagesgebet

• Lesung: 1. Korinther 15,51-52

• Predigtworte

Fürbitten

Vaterunser

• Meine Botschaft an das Leben (Arbeitsauftrag in Zeit für Religion 4, S. 85)

• Segen Musik – Optionen:

Leonard Cohen, Hallelujah: https://youtu.be/YrLk4vdY28Q

• Text: https://t1p.de/lyricshallelujah

• Katy Perry, Rise: https://youtu.be/hdw1uKiTI5c

• Text: https://t1p.de/lyricsrise

Hinführung zum Thema und Bußgedanken

Kaisermantel – Admiral – Schornsteinfeger – Tagpfauenauge – Großes Ochsenauge – Zitronenfalter – Kohlweißling –Apollofalter – Schachbrett – kleines Wiesenvögelchen – Schwalbenschwanz – Segelfalter – rostfarbiger Dickkopffalter –C-Falter – Baumweißling – Schillerfalter – Trauermantel – kleiner Perlmutfalter – Aurorafalter … … in Österreich gibt es ca. 4000 heimische Schmetterlingsarten. Die Namen einer kleinen Auswahl dieser Schmetterlinge haben wir jetzt gehört.

Aber was haben Schmetterlinge mit unserem Gottesdienst zu tun?

Schon seit der Antike ist der Schmetterling Zeichen der Verwandlung. Christinnen und Christen haben diese Symbolik aufgegriffen und sie als Sinnbild für die Auferstehung Christi verstanden.

Ein Schmetterling ist nicht von Anfang an da. Er macht eine Entwicklung durch. So wurde der Schmetterling zu einem österlichen Zeichen. Das Ei und die Raupe repräsentieren das Leben, die Puppe, der Kokon den Tod und der Schmetterling die Auferstehung. Schmetterlinge sind echte Verwandlungskünstler.

Leben ist Verwandlung. Verwandlung erleben wir jeden Tag, ein ganzes Leben lang.

› Jeder und jede fühlt sich manchmal wie eine Raupe: Unscheinbar, langsam, von anderen übersehen, unersättlich. Wann bist du wie eine Raupe?

› Jeder und jede kennt Zeiten, in denen man sich zurückzieht wie in einen Kokon, in dem man sich verpuppt: Man will zur Ruhe kommen, man ist lustlos, Sorgen belasten, schlechte Laune macht sich breit … Wann verpuppst du dich, ziehst dich in deinen Kokon zurück?

› Und dann gibt es die Schmetterlingsmomente: Ich traue mir etwas zu, habe gute Laune, freue mich auf etwas, kann Neues entdecken, habe Lust auf das Leben … Wann erlebst du Schmetterlingsmomente?

Tagesgebet

Gott, wir danken dir für Verwandlung und alles Neue im Leben: das Aufblühen der Natur.

Alle Neuanfänge, die du uns schenkst.

Die Auferstehung deines Sohnes.

Die Hoffnung, die wir daraus schöpfen.

Segne unser Zusammenleben und unsere Feier.

Lass uns deine Gegenwart spüren. Amen

Lesung: 1. Korinther 15,51-52:

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Seht, ich enthülle euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden –plötzlich, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenschall. Die Posaune wird erschallen, die Toten werden als Unverwesliche auferweckt, wir aber werden verwandelt werden.

Predigtworte:

Fürbitten:

Heinrich Böll schrieb: Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird, wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller.

Guter Gott, wir bitten dich:

› Dann, wenn wir uns wie Raupen fühlen: unscheinbar, langsam, von anderen übersehen, unersättlich, dann schenke uns Zuversicht.

› Dann, wenn wir uns verpuppen, uns wie in einem Kokon fühlen: Wenn wir lustlos sind, Sorgen haben, schlecht gelaunt sind, dann schenke uns Hoffnung.

› Dann, wenn wir Schmetterlingsmomente erleben: Wenn wir uns etwas zutrauen, wenn wir gute Laune haben, uns auf etwas freuen, Neues entdecken und Lust am Leben haben, lass uns dankbar sein für unseren Frohsinn.

› Guter Gott, der Tod ist nicht das Letzte. Der Schmetterling ist Symbol für Verwandlung. Das Leben endet nicht, es wird verwandelt. Verwandle du in uns das, was verwandelt werden soll.

Meine Botschaft an das Leben:

Schüler:innen lesen Ergebnisse aus dem Arbeitsauftrag, Kapitel 6.5, S. 85: Im Feld „Meine Botschaft“ ist Platz für deine „Message“. Was wäre deine wichtigste Botschaft für das Leben, die du weitergeben möchtest?

Segensgedanken:

Stell dir vor: Traurigkeit wird verwandelt und tröstende Umarmungen sind da.

Stell dir vor: Wut und Zorn werden verwandelt und liebevollen Gesten sind da.

Stell dir vor: Streit wird verwandelt und ein friedliches Miteinander ist da.

Stell dir vor: Ausgrenzung wird verwandelt und Gemeinschaft ist da.

Stell dir vor: Gewalt wird verwandelt und zarte Berührungen sind da.

Stell dir vor: Verzweiflung wird verwandelt und Hoffnung ist da.

Stell dir vor: Jesus ist mitten unter uns – in tröstenden Umarmungen, in liebevollen Gesten, im friedlichen Miteinander, im gemeinschaftlichen Leben in hoffnungsvollen Momenten.

Verwandlung hier und jetzt!

Auferstehung hier und jetzt!

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Ablauf:

Lied: Here I am Lord

• Begrüßung, Hinführung und Besinnung

• Meine Charismen (Erarbeitung, S. 92, 93)

Lied: Irgendwas bleibt (Silbermond)

Evangelium: Ez 36,24-30 (Erarbeitung, S. 25)

• Predigt

• Fürbitten (Erarbeitung, S. 95)

Vaterunser

Segnung der Schulabgänger:innen

• Allgemeiner Segen

• Lied: Auf uns (Andreas Bourani)

Vorbereitungen in der Kirche

In der Kirche werden folgende Gegenstände in einem Korb vorbereitet: 1 Turnschuh, 1 Rucksack, 1 Müllsack, 1 Taschenlampe, 1 Ladegerätkabel mit Steckteil

Besinnung (wird von Lehrer:innen gesprochen)

Wir sind nun am Ende von vier Jahren angekommen. Für manche waren es anstrengende Jahre, für andere waren es lustige Jahre und für alle waren es Jahre, in denen sie zahlreiche neue Erfahrungen sammeln durften. Es wurde nicht nur viel für das Leben und natürlich auch die Schule gelernt, sondern man hat auch viel über sich selbst erfahren. Wir (ggf. Ich) möchten euch Folgendes auf euren neuen Wegen mitgeben. Dafür haben wir einige Gegenstände mitgebracht:

1) Einen Turnschuh: Wir hoffen, dass euer Weg nicht steinig wird, aber manchmal wird es Höhen und unangenehme Stellen zu überwinden geben. Der bequemste Turnschuh soll euch dafür mit auf den Weg gegeben werden, damit ihr angenehm gehen könnt.

2) Einen Rucksack: Der nun kommende Weg wird lang sein, manchmal wird er euch zu wunderschönen Berggipfeln mit frischer Luft führen, andere Male wird es lange Durststrecken in kahlen Gebieten geben. Damit ihr immer genug zu essen und zu trinken mitführen könnt, soll euch der befüllte Rucksack mitgegeben werden.

3) Ein Müllsack: Manchmal wird euer Rucksack sehr schwer werden. Damit ihr die belastenden, die unwichtigen Dinge wegwerfen könnt, geben wir euch auch einen Müllsack mit auf den Weg. Habt Mut, diesen auch zu benützen.

4) Eine Taschenlampe: Wenn euer Weg auch in einem noch so dunklen Wald oder in der Nacht verläuft, wünschen wir euch ein Licht, das euch niemals alleine lässt und die dunkelsten Orte hell erleuchtet, sodass ihr wieder den für euch richtigen Weg finden könnt.

5) Ein Ladegerät mit Stecker: Sollte es einmal so weit kommen, dass ihr müde seid und keinen Akku mehr habt, soll euch dieses Ladegerät helfen. Es verbindet euch mit einem unsichtbaren Kabel mit Gott, der immer für euch da ist.

Meine Charismen

Nun soll die Stimme an ausgewählte Schüler:innen übergeben werden. Sie sollen abbilden, wie der Heilige Geist durch die Charismen die Schüler:innen auf ihrem zukünftigen Weg unterstützen kann. Als Vorlage kann das Gebet im Schulbuch auf Seite 97 dienen.

Ein Beispiel wäre:

Der Heilige Geist in mir wirkt wie ein Sprachrohr. Er hilft mir, meine Sprache dort einzusetzen, wo andere schweigen. Der Heilige Geist in mir ist wie eine Landkarte. Er lässt mich offen auf andere Personen und Kulturen zugehen und zeigt mir verschiedene Arten, die Welt zu sehen.

Evangelium

Ich nehme euch heraus aus den Nationen, ich sammle euch aus allen Ländern und ich bringe euch zu eurem Ackerboden. Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen. Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich gebe meinen Geist in euer Inneres und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Rechtsentscheide achtet und sie erfüllt. Dann werdet ihr in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gegeben habe. Ihr werdet mir Volk sein und ich, ich werde euch Gott sein. Ich befreie euch von all eurer Unreinheit. Ich rufe das Getreide und lasse es wachsen. Ich verhänge über euch keine Hungersnot

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GOTTESDIENSTBAUSTEIN 4: AUFBRECHEN IN EIN NEUES LEBEN

mehr. Ich vermehre die Frucht des Baumes und den Ertrag des Feldes, damit ihr unter den Nationen die Schande einer Hungersnot nicht mehr ertragen müsst.

Fürbitten

Gott, der Vater, du bist ein Gott, der mit uns geht und uns unterstützt. Zu dir rufen wir:

1. Wir bitten Gott, euch auf euren Wegen zu begleiten. Er schenke euch Mut und Zuversicht, damit ihr leichten Fußes eure Ziele erreichen könnt.

2. Gott, hilf uns, unsere über die Jahre gewachsenen Freundschaften nicht zu vergessen, aber schenke uns auch neue Menschen, die uns begleiten.

3. Wir bitten dich um Begeisterung und Neugier. Mögen diese euch weit bringen.

4. Gott, wir bitten dich, gib uns Hoffnungen und Träume, sodass wir immer nach mehr streben können und über uns hinauswachsen werden.

Du, Gott, siehst auch all das, was wir still in unserem Herzen tragen. Sei bei uns und hilf uns, unser Leben zu meistern.

Amen.

Segnung der Schulabgänger:innen

Gott schenke euch Augen, die auch die kleinen Dinge sehen.

Gott schenke euch Ohren, die auch die leisen Töne hören.

Gott schenke euch einen Mund, der sich für andere einsetzt, aber auch sie zum Sprechen ermutigt.

Gott schenke euch Füße, die verschiedene Wege ausprobieren möchten.

Gott schenke euch Hände, die anderen helfen und Gutes tun.

Gott schenke euch ein Herz, das Gott und die Menschen liebt.

So segne euch der gute Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Abgeändert nach: https://t1p.de/SchlussGottesdienst

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Zeit für Religion 4 Handbuch für Lehrerinnen & Lehrer

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