style in progress 2/2017 – Deutsche Ausgabe

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SO LÄUFT’S 133 NACHFOLGE WANDERJAHRE

Heraus aus der Vergleichbarkeit: Wichtiger als High Fashion, die es überall gibt, sind Clemens Sagmeister Labels und Events, die seine Geschäfte besonders machen.

Clemens, Caroline, Heidrun und Gebhard Sagmeister.

Sagmeister Trüffel und Afterwork-Bier Was mit Antiquitäten vor 170 Jahren begann, hat sich zum international angesehenen Premiumhandel für Mode entwickelt. An der Spitze steht heute Clemens Sagmeister in sechster Generation, der einen Erfahrungsschatz von Hugo Boss, Tommy Hilfiger und P&C mitbringt. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Sagmeister

Hugo Boss in Miami, Tommy Hilfiger in Amsterdam. Die Praktika während eines internationalen BWL-Studiums waren für Clemens Sagmeister sehr prägend. „Modisch war ich ja schon familiär vorbelastet, aber erst da hat es mich richtig gepackt. Ich hatte motivierende Mentoren, die unternehmerisch jung gedacht haben und ihrem Job sehr leidenschaftlich verbunden waren.“ Davon angesteckt, schlug Clemens Sagmeister tatsächlich seinen Weg in die Modebranche ein und startete 2006 ein Traineeprogramm für General Management bei Peek & Cloppenburg in Wien. Ab da ging es zügig bergauf. Sagmeister wurde auf Führungsaufgaben vorbereitet, auch bei P&C Düsseldorf oder in Zürich. Da wurde ihm bereits die Leitung der Damen und HerrenExquisitabteilung bei P&C Salzburg angeboten. Nach einem Dreivierteljahr dort folgten eineinhalb Jahre Abteilungsleitung und Einkaufsverantwortung für die junge Exquisitabteilung im Wiener Haus des Unternehmens. „Man bot mir daraufhin an, Geschäftsführer von P&C in der Wiener Kärntner Straße zu werden“, erzählt Clemens Sagmeister. „Doch ich wollte gemeinsam mit meiner Frau

nach Bregenz ins Familienunternehmen zurück. Der richtige Zeitpunkt war gekommen.“ Flucht nach vorn

Das Sagmeister Business hat der junge Österreicher von seinen Eltern Gebhard und Heidrun Sagmeister im Jahr 2011 zu einem guten Zeitpunkt übernommen. Die Herausforderungen nach der Jahrtausendwende – zunehmende Konkurrenz im Handel, off- wie online – hatte Sagmeister mit einem deutlichen Trading-up pariert. In den letzten Jahren ist das Unternehmen auf sechs Filialen und 40 Mitarbeiter gewachsen. Menswear-Multibrandkonzepte bleiben die Hauptdomäne, ergänzt von einem Eleventy-Monobrandgeschäft, dem Webshop auf Farfetch sowie seit 2015 einem Kindergeschäft, das Clemens Sagmeisters Frau Caroline verantwortet. Von Kollektionen wie Prada und Dolce & Gabbana hat sich Clemens Sagmeister verabschiedet. „Zum einen aufgrund der Limits, zum anderen, weil man bei Orderterminen mit Prada uns als kleinem Händler nicht auf Augenhöhe begegnet.“ Zudem sieht er die Zukunft des Familienunternehmens in mehr Einzigartigkeit. So setzt

er auf lokale Labels wie Weber + Weber als besondere Trüffel. Zusätzlich gibt es Maßtage oder Events wie das Afterwork-Bier bei Sagmeister, in Kooperation mit einem ortsansässigen Bierspezialisten. Auch die Personalpolitik ist heute eine andere. „Ich möchte die Mitarbeiter als Mitunternehmer wahrnehmen, mit geteilten Verantwortlichkeiten. Diese Bereitschaft fehlt in vielen kleinen Firmen, aber bei P&C habe ich gelernt: Es geht gar nicht anders.“ Ebenso prägend war für ihn das dortige Controlling. „Ich habe versucht, einiges davon in die täglichen Abläufe bei Sagmeister einfließen zu lassen. Manches habe ich allerdings nach einem halben Jahr wieder gelassen, weil es auf unsere kleine Struktur nicht übertragbar war.“ Schon während des Studiums hat Clemens Sagmeister für eine Arbeit Interviews mit Mitgliedern des Masculin Modekreises geführt und festgestellt, wie wichtig es ist, Zahlen offen auf den Tisch zu legen. „Es ist sinnvoll, zu vergleichen, anstatt nur einzeln zu agieren“, sagt er. „Man sieht, dass die Probleme wie auch die Erfolge sehr ähnlich sind – und dass man voneinander lernen kann.“ style in progress 217


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