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Ich habe gerne ein Problem
Die fünf Jahre Entwicklungszeit der Textilkollektion F-abric haben den Freitag-Brüdern Daniel und Markus viel Spaß gemacht.
Freitag. „ICH HABE GERNE EIN PROBLEM“
„Eine ankompostierte Hose sieht alles andere als sexy aus, aber sie bringt uns ins Gespräch“, sagt Markus Freitag.
Tüfteln ist der FreitagBrüder liebster Spaß. Trotz 160 Mitarbeiter erlauben sich Daniel und Markus Freitag Experimente mit offenem Ausgang. Wie jenes, das hinter der Bekleidungskollektion F-abric steht.
Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Freitag
„Es ist noch immer ein bisschen wie in unserem Kinderzimmer. Was wir nicht hatten, haben mein Bruder und ich uns kurzerhand selbst gebastelt. Diesen spielerischen Zugang haben wir uns bis heute erhalten und in der Firma zum Wert gemacht: Ich habe gerne ein Problem als Ausgangspunkt einer Entwicklung, habe dann viel Spaß am Tun, am Ausprobieren und auch am Scheitern. Nur so ndet Weiterentwicklung statt“, erzählt Markus Freitag. Viel von diesem Selbstverständnis ndet sich in der Textilkollektion F-abric wieder. Sie geht in ihr drittes Jahr, saisonunabhängig und in einer Akribie umweltverträglich und nachhaltig, wie man wahrscheinlich Schweizer sein muss, um sie walten zu lassen. Ein bisschen Greenwashing reichte den Brüdern nicht: F-abric ersetzt ökologisch bedenkliche Rohstoe wie Baumwolle durch europäische Produkte wie Hanf und Leinen. Verarbeitung, Färbung, Finishing, alles wurde durchleuchtet. Selbst die Industriestandard-Nähgarne wurden durch Eigenentwicklungen ersetzt, dazu gibt es Knöpfe zum Abschrauben, denn: Alle Stücke sind voll kompostierbar. „Cradle to cradle ist unser Anspruch“, erklärt Markus Freitag.
Die Tiefe des Produktes verstehen Fünf Jahre arbeiteten bis zu fünf Mitarbeiter bei Freitag an dieser Vision. Immer wieder waren Rückschläge zu verkraften. „Als wir so weit waren, den HanfLeinen-Sto, der Baumwolldenim ersetzt, in einer deutschen Leinenweberei produzieren zu können, meldete diese Insolvenz an.“ Was im ersten Moment wie zurück zum Anfang klang, stellte sich als einer der vielen positiven Umwege heraus, die es zu erzählen lohnt, wenn der Konsument und auch der Händler verstehen sollen, was F-abric so anders macht. Im Falle des Händlers umso mehr, da bei der aufwändigen Produktion und den Schweizer Wurzeln deutlich weniger Marge übrig bleibt. „Dadurch ndet man auch schnell heraus, wer die richtigen Geschäftspartner sind“, sinniert Markus Freitag. Die fast 70 Händler, die bereits Spaß an F-abric haben, sind First Mover erster Güte. „Wir wissen, dass wir mit unserem Produkt die Welt nicht verändern können, aber wir wünschen uns, dass wir trotzdem etwas auslösen. So wie wir als kleiner Fisch mit der Idee der Tasche aus Recyclingmaterialien eine ganze Welle ähnlicher Produkte losgetreten haben. Diese Konkurrenz ist auch gut für uns, weil sie uns anspornt, immer noch ein bisschen besser zu sein.“ Potenzial für Weiterentwicklung gibt es allerdings auch genug, ohne dass der Mitbewerb auf den Plan treten muss: „Wir würden gerne Jacken aus unseren Stoen herstellen, die auch einem gröberen Regenschauer standhalten, das läge auf der Hand. Noch scheitern wir am Coating, selbst wenn man Bienenwachs nimmt, kommt man um Lösungsmittel nicht herum.“ Wieder ein Problem gefunden, das Spaß macht, es zu lösen, oder?