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Mode ist nicht Mathematik

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Ein neuer Weg

Ein neuer Weg

Matthias Moser führt das Geschäft Föger Woman Pure in dritter Generation.

Föger Woman Pure zählt zu den maßgebenden Multibrand-Playern im Premiumhandel, und das über Österreichs Grenzen hinaus. Matthias Moser, der das Ruder 2015 übernommen hat, spricht im Interview über die Bewegung im Markt und darüber, wie wichtig auch heute die Risiko- freude im Einkauf ist. Text: Nicoletta Schaper. Foto: Föger Woman Pure

Herr Moser, die Sortimentszusammenstellung ist die schönste Aufgabe der Händlers. Doch auf den Messen und in den Showrooms sieht man immer mehr leidende Mienen.

Ich denke, das liegt daran, dass sie über die Jahre hinweg mit immer mehr Zeitaufwand und Kosten verbunden ist. Man spürt überall, dass das Tempo enorm zugenommen hat, getrieben durch die Vertikalen und den Onlinehandel. Viele Händler versuchen mitzuhalten, aber darin sehe ich keine Lösung.

Zumal die Ware im Markt nur noch mehr zunimmt. Auch durch Vorgaben wie Min destorder.

Diese Vorgaben sind für Händler oft nicht kommerziell zielführend. Zudem besteht oft großer Druck, alle Kategorien zu kaufen. Wenn es uns unrealistisch erscheint, all das verkaufen zu können, gehen wir lieber einen Schritt zurück und sagen nein. Auch den Marken kann nicht daran gelegen sein, dass der Handel am Ende gezwungen ist, die Ware verbilligt loszuwerden.

Wo noch geht der Spaß beim Einkauf verloren?

Die Ordertermine driften immer mehr auseinander. Mittlerweile starten sie Anfang November für Herbst/Winter. Auch die großen Lieferfenster sind dramatisch, Warensteuerung ist da schwer möglich. Noch dazu kommt die Information über die Mode durch Inuencer Marketing, getriggert durch die Brands, viel zu früh in den Markt. Es nimmt die Spannung, wenn jeder im Oktober schon weiß, was im Februar im Laden ist. Daher lieben wir zum Beispiel den Einkauf bei Dries van Noten: Es gibt eine Kollektion pro Saison mit normalem Rhythmus, vernünftigen Lieferungen und die Mode ist nicht medial überpräsent. Wir machen übrigens auch beste Erfahrungen mit e Row, die Kollektion der Olsen-Zwillinge. Ein exzellentes Produkt, das nicht zuletzt deshalb funktioniert, weil uns Freiheiten gelassen werden und der Vertrieb die Regionen nicht überstrapaziert.

Es heißt, dass Sie gern wagemutiger einkaufen.

Denitiv, darin sehe ich unsere Aufgabe als innovativer Multilabelhändler, und nicht darin, die immer gleichen Kollektionen zu bringen. Ein Drittel unserer Orderzeit nimmt die Sichtung neuer Kollektionen und Jungdesigner ein. Es macht den größten Spaß, aufsteigende, vielversprechende Brands zu nden!

Kopf oder Bauch, was ist ausschlaggebend?

Das Bauchgefühl, Mode ist nicht Mathematik. Auch wenn die Zahlen die Basis bilden.

Wie kommen wir zurück zu mehr Spaß?

Mehr Ware und mehr Lieferrhythmen führen nicht zu mehr Erfolg und Zufriedenheit beim Kunden. Noch nie vorher gab es in so kurzer Zeit so viele dramatische Veränderungen. Der klassische Handel tut sich schwer, sie zu adaptieren. Dabei müssen wir uns den Herausforderungen mit exzellentem Kundenservice, Beratung und Erlebnis im Store stellen. Wir haben 2011 immens am Standort investiert und letztes Jahr unseren Onlineshop erönet. Wir haben stetig Pläne, weitere Schritte sind jetzt aber noch nicht spruchreif. Der Einkauf muss ein soziales Ereignis sein, ein inspirierendes Erlebnis, das der Handel für den Kunden inszenieren muss! Dafür sollten wir Händler Farbe bekennen und um unsere Freiheit kämpfen, anstatt im Einkauf alle Forderungen hinzunehmen. Wenn mehrere Händler so denken und handeln, wird sich vielleicht auch der Markt ein wenig normalisieren.

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