BWL 02 - LV

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Brennpunkt Betriebswirtschaft

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Unternehmungen modellhaft betrachtet – das Unternehmungsmodell (Ausgabe für Lehrperson)

1 Das Unternehmungsmodell Ein «Modell» ist eine vereinfachte Darstellung der Wirklichkeit: Eine Modelleisenbahn oder das Modell eines geplanten Schulhausneubaus bilden die Wirklichkeit verkleinert und verein­ facht ab. Ein Modellflugzeug mag zwar wie ein echtes, verkleinertes Flugzeug aussehen, sein Aufbau, der Antrieb oder die Steuerung sind aber viel einfacher gestaltet als bei einem rich­ tigen Flugzeug. Auch ein Stadtplan bildet das Häuser- und Strassengewirr einer Stadt verein­ facht ab. Und trotz dieser Vereinfachung hilft uns ein Plan, in einer unbekannten Stadt die Orientierung zu behalten und beispielsweise ein Hotel zu finden. Eine Modelleisenbahn als Hobby ist für den Erbauer und Betreiber ein Vergnügen – eine Freizeitbeschäftigung, mit der eine bestimmte Bahnanlage stark verkleinert dargestellt und betrieben wird. Das Unternehmungsmodell ist dagegen nicht etwa das Modell eines Fabrik­ gebäudes, sondern die grafische Darstellung der wichtigsten Zusammenhänge, die bei der Führung einer Unternehmung zu beachten sind. Mithilfe eines solchen Modells können wir besser verstehen, wie eine Unternehmung funktioniert. Es hilft den Verantwortlichen in der Geschäftsleitung, den Gesamtüberblick zu behalten, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und Wechselwirkungen besser zu erkennen. Unser Unternehmungsmodell besteht aus drei Elementen: der Unternehmung im Zent­ rum, den darum herum angeordneten Umweltbereichen (wir sprechen von «Umweltsphä­ ren») sowie den darin eingebetteten Anspruchsgruppen. ren» ■ Die Unternehmung im Zentrum kann beispielsweise ein Landwirtschaftsbe­ trieb, ein Produktionsbetrieb, ein Han­ delsbetrieb, eine Bank, ein Hotel oder Unterauch eine Gemeindeverwaltung sein. nehmung «Betrieb» wird umgangssprachlich häu­ fig mit «Unternehmung» gleichgesetzt, ist betriebswirtschaftlich aber nicht das­ selbe. Mit einem Betrieb wird in der ­Betriebswirtschaftslehre eine einzelne ­Produktionsstätte bezeichnet. Häufig besteht eine Unternehmung aus verschiedenen Betrieben, man spricht ja bezeichnender­ weise auch von Filial­betrieben. Aus dem ersten Kapitel ­kennen wir bereits den Begriff «Firma» als rechtlichen Namen einer Unternehmung.

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■ Anspruchsgruppen sind Einzelperso­ nen, Gruppen, Organisationen oder Un­ Konkurrenten Kapitalgeber ternehmungen, die an die Unterneh­ mung ganz bestimmte, unterschiedliche Lieferanten Kunden UnterErwartungen stellen. Die verschiedenen nehmung Anspruchsgruppen in unserem Modell sind neben den Kunden die Mitarbei­ Staat Mitarbeitende tenden, die Lieferanten, Konkurrenten Institutionen und die Kapitalgeber. Auch der Staat NGOs stellt Ansprüche an eine Unterneh­ mung. Unter Institutionen verstehen wir gesellschaftliche Einrichtungen wie Verbände, Vereine, Parteien, Aktions­gruppen oder auch die Medien (Presse, TV, Radio). NGOs zählen ebenfalls zu den ­Institutionen. Als NGOs bezeichnen wir Nichtregierungs­ organisa­ tionen (aus dem Engl.: Non-Governmental ­Organisations), z. B. den WWF, Greenpeace oder das Rote Kreuz. Analog zur Unterneh­ mung sind die Anspruchsgruppen ebenfalls in die Umweltsphären eingebettet. Sie wer­ den von deren Entwicklungen beeinflusst und nehmen durch ihr Verhalten Einfluss auf einzelne Sphären. Ökologische ■ Umweltsphären – Eine Unterneh­ Soziale Umweltsphäre Technologische mung sollte die allgemeinen Entwick­ Umweltsphäre Umweltsphäre lungen und Trends in ihrem Umfeld ­laufend verfolgen. Erfolgreiche Unter­ nehmungen beobachten die für sie ­be­deutsamen Vorgänge aus den Berei­ Unterchen Gesellschaft (Soziologie), Natur nehmung (Ökologie), Technik, Wirtschaft (Ökono­ mie) und dem gesamten Rechtsgebiet systematisch. Nur so kann die Unter­ nehmungsleitung rechtzeitig auf mög­ liche Veränderungen reagieren. Wäh­ Rechtliche Ökonomische Umweltsphäre Umweltsphäre rend die Unternehmung mit ihren Anspruchs­gruppen, z. B. Kunden, Mitar­ beiterinnen oder Lieferanten, in einem direkten Austausch steht, wirken die Neuerungen und Tendenzen in den Umweltsphären eher indirekt auf die Unternehmung ein und soll­ ten deshalb gezielt beobachtet werden. Es ist zu beachten, dass auch ein Ereignis in einer aussenliegenden Sphäre direkt auf die Unter­nehmung einwirken kann. Zudem beeinflussen die Entwicklungen in den Um­ weltsphären sowohl andere Umweltsphären als auch Anspruchsgruppen und die Unter­ nehmung.


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