DESIGN METROPOLE RUHR BROSCHURE 1/2017 - Ideenschmiede Ruhrgebiet

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S. 3 — Ein Visual Leader aus Dortmund

Interview mit Jan Zimmermann von Wilo

S. 7 — Szenografie

Was versteckt sich hinter dem Begriff

S. 23 — Maschine

Der Industrie-Fotograf Hannes Woidich zeigt uns ungeahnt ästhetische Technik

Nicht im Silicon Valley, nicht in Berlin – nein, im Bochumer Bermudadreieck tüftelt das Team von 9elements an neuen Computerapplikationen.


01 / 2017 – Design Metropole Ruhr


Editoral

Seien Sie erfolgreich! Weltmarktführer und Start-ups machen es vor: Sie nutzen bereits in ihrer Entwicklungsphase von Produkten und Dienstleistungen die Sichtweise von Designer*innen. Dank deren Hilfe werden Prozesse vereinfacht, Produkte optimiert und Dienstleistungen kreiert. Designer bieten großen und kleinen Unternehmen Mehrwerte, die für erheblichen Wettbewerbsvorteil sorgen können. So entstehen nicht nur Innovationen, sondern diese Designleistungen wirken sich auch nachhaltig positiv in den Unternehmenskennzahlen aus: Am Ende des Tages geht es um höhere Umsätze und ausgewiesenen Gewinn.

Profitieren Sie von Designern! Um Ihnen die Suche nach kompetenten Mitdenkern, Entwicklern und Beratern gerade vor der Haustür zu erleichtern, haben wir im letzten Jahr die Plattform DESIGN METROPOLE RUHR im Internet gestartet. Auf der Plattform sind diverse lokale Designer*innen unterschiedlichster Disziplinen aufgeführt, die Sie gern unterstützen. Zudem informieren wir Sie über die Plattform über wichtige Termine in Ihrer Umgebung. Einen kleinen Auszug der vielfältigen Themen der DESIGN METROPOLE RUHR halten sie in einer 1. Druckausgabe gerade in Händen. Wir freuen uns, wenn Sie die DESIGN METROPOLE RUHR zukünftig als Informationsquelle nutzen, um nach Ihren Dienstleistern zu suchen. Besuchen Sie die Website und melden Sie sich bei uns, falls sie online nicht weiter kommen. Bei Gefallen, dürfen Sie die Website natürlich gern weiter empfehlen. Übrigens ist die DESIGN METROPOLE RUHR durch ein erfolgreiches Crowdfunding und in Kooperationen mit unseren Partnern entstanden. Dafür danken wir herzlich! Reinhild Kuhn und Marc Röbbecke Heimatdesign

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Wilo

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Interview: Marc Röbbecke Portrait: Roland Baege Fotos: Wilo

Die Wilo-Gruppe ist ein weltweit agierender Konzern mit Hauptsitz in Dortmund, dessen rd. 7.600 Mitarbeiter Pumpen und Pumpensysteme für die Heizungs-, Kälte- und Klimatechnik, die Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung und -reinigung herstellen. Im Fokus steht in der Entwicklung neben den Bedürfnissen der B2B-Kunden auch das Design der Produkte. Wir sprachen mit Jan Zimmermann, Project Manager für Corporate & Product Design im Bereich des Brand Managements für die Abteilung Group Marketing über seine Arbeit im Unternehmen. 01 / 2017 – Design Metropole Ruhr


Wilo

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nelement jeder Pumpe zum Beispiel ist so eine Schnittstelle, da er auch zukünftig ein wichtiges Element der Markenkommunikation ist. Er taucht sowohl in der unmittelbaren Bedienung auf, rückt mittlerweile aber auch das Produkt selbst für unsere Kunden immer stärker in den Hintergrund.

Sie kommen selbst aus dem Marketing und Gestaltungsbereich. Das hilft doch mit Sicherheit, um Design auch in wirtschaftlichen Kennzahlen abzubilden und somit auch zu rechtfertigen. Oder war das Thema Design bei Wilo schon immer präsent? Dazu kann ich sagen, dass es die Stelle des Corporate Design Managers bei Wilo schon vor mir gab und das Thema schon immer sehr ernst genommen wurde. Allerdings war der Arbeitsbereich früher sehr klar begrenzt, heute ist er generalistischer ausgelegt und mit mehr Schnittstellen versehen – letztendlich ist Design ja überall. Die Aufgaben umfassen eher eine klassische Form des Designmanagers, der nicht zwingend einen Designbackground hat, sondern sehr systemisch denkt. Dass Design Metropole Ruhr – 01 / 2017

umfasst sowohl Veränderungen in der Gestaltung und, aber genauso auch deren Auswirkungen in der Produktion. Hinzukommen so genannte „Ausnahmen“, die dann leider schnell zur Regel werden können. Diese moderne Auslegung des Bereichs Corporate Design der „Experte für Farbfächer“ ist meines Erachtens passé - ist die Fortschreibung der Designgeschichte bei Wilo. Diese begann in den 70er Jahren, als der damalige Geschäftsführer und Mitglied der Gründungsfamilie Dr. Jochen Opländer mit seinem damaligen Werbefachmann den Farbton Pantone 334 (unseren Logo-Grünton) als Firmenfarbe definiert hat. Ihr Ziel: „Unser Auftritt muss freundlicher gestaltet werden und mit der Farbigkeit etwas signalisieren“. Das war ein guter Kontrast zur damals eher blauen Heizungswelt. Mittlerweile hat sich bei Wilo intern der Fokus sehr stark dahingehend verändert, dass die Unternehmensmarke das führende Thema ist. Die Visualisierung der Marke, also die Corporate Identity, das Corporate Design und die Brandexperience dienen hierfür als Treiber. Das war 2013 eine Grundsatzentscheidung durch den Vorstand. Die Erkenntnis, dass gutes Design zudem mittels Standardisierung auch Kosten senken kann, ist dahingegen viel schwieriger zu vermitteln. Zunächst ging es speziell bei den Produkten um die Codierung der Farbigkeit nach dem Motto „Grüne Pumpe gleich Wilo“. Jetzt gehen wir mehr in die Tiefe: Der grüne Knopf als Bedie-

Ein Beispiel: Wasserversorgungsanlagen in modernen Gebäuden sind kaum noch sichtbar, somit für den Kunden kaum mehr greifbar. Im Endeffekt findet man sich dann mit der Steuerung auf dem Handy wieder, ohne physisch mit dem Produkt in Kontakt zu kommen. Das sind die Entwicklungen der Zukunft und wir sind da mit unserer Produktentwicklung und dem App-Design weit vorne, wofür wir auch bereits einige Designpreise erhalten haben.

„Design wird hier im Unternehmen als Leistung und Mehrwert angesehen“


Wilo

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Gibt es eine eigene Designabteilung und wenn ja, welche Kompetenzen werden dort eingesetzt (Produktdesign, Servicedesign, UX-Design, Kommunikationsdesign)? Wir haben gute und ausreichende Kompetenzen inhouse im Bereich Group Marketing, neben dem Thema „Design & Brand Experience“ z.B. auch digitales Marketing, Marketing Kommunikation und technische Kommunikation, wir arbeiten aber auch mit ausgesuchten externen Experten zusammen, speziell mit Blick auf Impulse und Support bei der Ausarbeitung von Details.

Es gibt verschiedene Abstufungen bei den Prozessen im Zuge der Produktentwicklung, bei denen wir mit Agenturen zusammenarbeiten. Hier arbeiten wir mit Expertenagenturen für die unterschiedlichen Bereiche, die dann auftragsgenau angesteuert werden. Wie z.B. beim Corporate Design, bei dem wir mit einer bekannten Hamburger Agentur die Basiselemente entwickelt und dann mit einer Düsseldorfer Agentur die kommunikativen Ausläufer und das tatsächliche „System“ geschaffen haben. Wir halten es für sehr wichtig und richtig, interdisziplinär und fachübergreifend die Leute an einen Tisch zu holen. Collaborative Working trifft das aus meiner Sicht am besten. Nicht zuletzt gibt

es interne international übergreifende Gestaltungsprojekte – nicht nur bei der jährlichen Weihnachtskarte der Gruppe. Digitalisierung und Big Data ist doch sicher bei Wilo schon seit Jahren ein großes Thema. Smarte Bedienbarkeit der Steuerungen und dezentrale Auswertung/Visualisierung der Daten. Alles Einsatzgebiete bei denen Designer gut mitdenken können. Wie ist da ihre Erfahrung und Vision für die Zukunft? Das Thema ist im aktuellen Wilo-Geschäftsbericht mit dem Titel „Wilo brings the future“ ideal zusammengefasst. Hier bekennt sich unser Vorstand klar zur Digitalisierung als einen unserer strategischen Pfeiler. Das Ziel, das unser Vorstandsvorsitzender Oliver Hermes formuliert hat, lautet, der digitale Pionier in der Pumpenindustrie zu werden. Sichtbarstes Zeichen im Bereich der Produktion wird die Smart Factory werden, die derzeit am Hauptstandort Dortmund entsteht und die Anfang 2019 ihren Betrieb aufnehmen wird. Das ließe sich jetzt weiter ausführen. Die Botschaft ist jedoch klar:

Unsere Zukunft ist digital. Die Produktion wird einen großen digitalen Aspekt haben und auch der Service hat mit digital basierten Dienstleistungen wie WiloCare den Fokus auf Zukunft. Das hilft dann beim Kunden, Servicevorgänge zu visualisieren und so zu erleichtern. Hierdurch werden wir State of the Art Technologie und Digitalisierung nutzen und vorantreiben. Wilo wird für die gesamte Bandbreite dieser Fälle immer verlässliche und effiziente Lösungen anbieten. Tendenziell werden die Produkte dabei immer integrierter und smarter, in gesättigten Märkten noch stärker als in Wachstumsregionen. Das Design ist dabei ständig gefragt, von der bewährten, langlebigen Lösung in harschen Umgebungen wie z.B. Wüstenregionen, bis zur leicht zu bedienenden digitalen Multipumpensteuerung mit Fernwartung im modernen Gebäudekomplex – in jedem Einsatz müssen die Produkte ihre Innovationskraft und Selbstähnlichkeit zur Marke erhalten und Wilo damit auch in der Form angemessen repräsentieren.

„Das Ziel, das unser Vorstandsvorsitzender Oliver Hermes formuliert hat, lautet, der digitale Pionier in der Pumpenindustrie zu werden.“

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Fangen Sie doch einfach noch mal neu an. NEU DesignbĂźro Design Dienstleistungen Print und Digital. www.neu-designbĂźro.de


PLEASE DON`T TOUCH

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Orgatec - Afterwork workout

Wann immer eine Narration in den Raum kommt ist es Szenografie.

Euroshop 2017

Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine Architektur, Innenarchitektur oder Raumgestaltung mehr ist. Die dort wirksamen Parameter gelten weiterhin. Verhältnisse von Mensch, Nutzung, Atmosphäre im Raum sind weiter von zentraler Bedeutung. Es kommen eben eine oder mehrere Botschaften hinzu. Entscheidungen müssen getroffen werden ob diese Botschaften in ihrer Erzählung einer chronologisch linearen Ordnung bedürfen oder auch „quer gelesen“ werden können. Verhältnisse von Raum und Narration müssen richtig gesetzt werden, der Raum kann sich aber auch als Subtext von der eigentlichen Narration emanzipieren und weitere Bedeutungsebenen hinzufügen - unterstützend oder auch im Widerspruch. Dabei ist es unerheblich ob es sich dabei um Theater, Museum, Ausstellung, Film, Messe oder den öffentlichen Raum handelt. Kommunikation im Raum braucht Szenografie.

Orgatec - Afterwork workout

Prof. Oliver Langbein, Professor für Szenografie an der FH Dortmund, Studiengangsleiter Master Szenografie und Kommunikation osa_office for subversive architecture 01 / 2017 – Design Metropole Ruhr


PLEASE DON`T TOUCH

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PLEASE DON´T TOUCH widmet sich der Konzeption, Gestaltung und Inszenierung von Räumen, findet temporäre und dauerhafte Strategien für Ausstellungen, Messestände, Interiors sowie Shops und begreift Szenografie als Schnittstelle zwischen Kunst, Design und Architektur. www.pleasedonttouch.de

re.lab Euroshop

Neugestaltung der Bibliothek Sonnenstraße an der FH Dortmund

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PRINZTRÄGER

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PRINZTRÄGER entwickelt außergewöhnliche Konzepte für die Kommunikation im Raum. Das Designbüro gestaltet Shopsysteme und entwirft Markenwelten auf Messen und Events für Auftraggeber aus Wirtschaft und Kultur. Klassisches Interior Design für Shops, Arbeitsräume und die Gastronomie zählt ebenso zu den Gestaltungsdisziplinen wie Ausstellungsdesign und szenografische Interventionen im öffentlichen Raum. www.prinztraeger.de Neon Perser für Bochum Marketing

Hermann - Pop Up Ausstellung für Vonovia Wohnungsbaugesellschaft

Colour Grid - Modulares Messesystem für einen Bochumer Verein

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PRINZTRÄGER

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Urban Urtyp - Veranstaltungsarchitektur/ Bühnenbild für Christuskirche Bochum

Althoff-Jahr Dinslaken - Ausstellungsdesign/Szenografie für Stadt Dinslaken

Sommer am U Veranstaltungsarchitektur/ Inszenierung für Dortmunder U

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VIVAMO

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VIVAMO ist Full-Service-Partner für Inneneinrichtung, Ladenund Messebau sowie für Werbetechnik. Bei Vivamo arbeiten Architekten und Designer ebenso wie Projektmanager und Veranstaltungskaufleute. Um dem hohen Qualitätsanspruch bei gleichzeitig kurzen zeitlichen Vorläufen gerecht zu werden, wurden im Laufe der vergangenen Jahre eigene Produktions-Bereiche aufgebaut. So wird Werbetechnik seit 2007 selbst produziert, und seit 2011 sorgt eine eigene Schreinerei für die Umsetzung der Entwürfe, beide arbeiten daneben aber auch an eigenen Projekten. Die Gesamtbelegschaft umfasst mittlerweile 45 Angestellte. Quiksilver Wandgestaltung Bright FFM

www.vivamo.de

Boom Store, Skatedeck plus Büro Bermuda3Eck & Schankcontainer am KAP

Messestand Bread & butter Barcelona für New Balance Design Metropole Ruhr – 01 / 2017


VIVAMO

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Vivamo bei der Euroshop 2017

Pop Up Store bei Slam City Skates London für Emerica

Messestand IFA Berlin für Urbanears 01 / 2017 – Design Metropole Ruhr


Veränderte Sichtweisen ergeben neue Perspektiven! www.beckdesign.de


9ELEMENTS

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Text: Anja Kiel Portrait: Nikita Teryoshin

Nicht im Silicon Valley, nicht in Berlin – nein, im Bochumer Bermudadreieck tüftelt das Team von 9elements an neuen Computerapplikationen. 1999, noch mitten im Studium, schlossen sich Sebastian Deutsch und Eray Basar zusammen. Heute beschäftigen sie rund 30 Mitarbeiter und sind mit Aufträgen für mindestens ein halbes Jahr komplett ausgebucht. Was unterscheidet 9elements von anderen IT-Firmen? Was macht die Firma so sympathisch? Heimatdesign sprach mit Sebastian Deutsch und fand neun Gründe.

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MISSION Die meisten Entwicklungen von 9elements helfen, das Leben zu erleichtern. Das Projekt „DOAR“ etwa entstand, weil nicht alle Teammitglieder Schlüssel zum Büro haben. Wenn sie klingelten, musste immer ein Kollege seine Arbeit unterbrechen, um zur Tür zu gehen und diese zu öffnen. Das nervte, und so wurde eine Anwendung entwickelt, mit der die Tür per Mausklick vom Computer aus geöffnet werden kann.

Ein anderes Beispiel: die Plattform InterNations, ein soziales Netzwerk, in dem jeder, der vorübergehend in einem anderen Land lebt und arbeitet, Unterstützung von Einheimischen und erfahrenen Menschen in ähnlichen Situationen bekommt. Hier werden Fragen beantwortet wie „Wo kann ich wohnen?“ oder „Wie eröffne ich ein Bankkonto?“, und es werden Freundschaften geknüpft. 9elements war maßgeblich an der Entwicklung der Plattform beteiligt, deren Funktionen mittlerweile über 200 000 Benutzer überzeugt haben. Doch die Applikationen müssen nicht nur gut funktionieren, sondern auch ästhetischen Gesichtspunkten genügen. Das klappt mit einem optimal aufeinander abgestimmten ...

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TEAM Bei 9elements arbeiten Designer und Entwickler Hand in Hand. Das war schon gleich zu Beginn der Firmengründung so. Sebastian Deutsch und Eray Basar haben beide Informatik studiert, jeder jedoch seinen eigenen Schwerpunkt gefunden, wodurch sie sich perfekt ergänzen. Sebastian Deutsch erklärt: „Ich bin mehr der Entwickler, Eray der Designer.“ Analog dazu bauten die beiden ihr 01 / 2017 – Design Metropole Ruhr


9ELEMENTS

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Team auf. Die einen bringen Erfahrungen aus der Computerspiele-Entwicklung mit, die anderen kennen sich mit Interface-Design, Business Programming oder Digital Culture aus. Wertvolle Kenntnisse, die gut aufeinander abgestimmt werden müssen. Deshalb ist ein Punkt besonders wichtig ...

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KOMMUNIKATION „Unsere Designer müssen auch über grundlegende Programmierkenntnisse verfügen. Und die Entwickler müssen die Tools der Designer kennen“, erklärt Sebastian Deutsch. „Nur so versteht jeder die Probleme des anderen - etwa bei der Gestaltung eines digitalen Buttons - und kann darauf reagieren.“ Da helfen Workshops, die je nach Bedarf initiiert werden, und vor allem ein offenes Betriebsklima, in dem die Mitarbeiter mitei-

nander sprechen. Das gute Betriebsklima wird aber nicht zuletzt getragen von ...

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BEGEISTERUNG „Bei guten Ideen sind wir gern dabei!“, sagt Sebastian Deutsch. Natürlich ist es toll, mit Größen wie IBM, Google und Microsoft zu arbeiten. Natürlich ist es spannend, eine Software zu entwickeln, die es ermöglicht, konfektionierte Schmuckstücke in Gold, Silber und Platin von 3D-Druckern herstellen zu lassen. Doch auch Studenten konnten 9elements schon mit ihren Projekten überzeugen. „Nach einem Vortrag an der Universität Witten-Herdecke sprachen mich vor einigen Jahren zwei Studenten an, die die Idee zu einem Bewertungsportal für Praktikumsplätze entwickelt hatten. Mit denen haben wir einen Workshop gemacht, aus dem

letztlich Meinpraktikum.de entstanden ist.“ Doch 9elements ist nicht nur an den Ideen selbst, sondern auch an den Menschen dahinter interessiert. Denn sie halten permanent Ausschau nach ...

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NACHWUCHS Gute Leute werden bei 9elements immer gebraucht. Im Team arbeiten auch eine Reihe Studenten, die nach Abschluss ihres Studiums mit hoher Wahrscheinlichkeit übernommen werden. Oft gelingt der Einstieg über ein Praktikum. Sebastian Deutsch ist selbst einer, der schon im Alter von sechzehn, siebzehn Jahren Geld mit Programmieren verdient hat. Der Kontakt zu den Universitäten ist ihm wichtig. So dozierte er vor ein paar Jahren als Gastprofessor an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, hält Vorträge und ist wie Eray Ba-

AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2017 KARARO Krake — eine zeit- und ortsbezogene Installation 6.5.–11.6.17

Everyday Is Like Sunday im Rahmen des f2-Fotofestivals 24.6.–23.7.17

blind spot Klangkunst 2.9.–8.10.17

Akademieklasse Gostner Studenten der Kunstakademie Düsseldorf 21.10.–19.11.17

Das Fenster zum Code Wahrnehmung und Illusion im postdigitalen Zeitalter 2.12.17–14.1.18

www.kh-do.de


9ELEMENTS

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sar bei Stammtischen zum Thema aktiv. Trotzdem bewahren die beiden ...

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Fantasie ankurbeln kann. Das schließt trotzdem eins nicht aus ...

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BODENHAFTUNG -

HEIMATGEFÜHL -

Als Chef nur noch herumreisen und Kunden akquirieren? Das kommt für Sebastian Deutsch nicht infrage: „Ich werde immer weiter selbst programmieren, sonst verliere ich die Basis.“ Er und Eray Basar sind zwar die Chefs, fühlen sich aber trotzdem als Teil des Teams. Darüber hinaus stellt 9elements die Quelltexte vieler seiner Software-Produkte allen Interessenten als Open Source zur Verfügung. Und sie suchen den Austausch mit Gleichgesinnten. Ein regelmäßiges Javascript-Treffen, das sogenannte „PottJS“, das 9elements in den vergangenen Jahren organisiert hat, fand so viel Zuspruch, dass es seit 2016 eine Nummer größer ausfällt. Die „RuhrJS“ ist eine richtige Konferenz mit Fachvorträgen und Workshops, zu der sich auch im Oktober 2017 die Javascript-Szene wieder treffen wird. Daran nimmt nicht das gesamte Team teil, vielmehr werden einzelne Mitarbeiter abgestellt. Sonst bleibt wenig Zeit für ...

Wie so viele Firmen stand auch 9elements Anfang 2000 vor der Frage, ob nicht ein Umzug in die deutsche Hauptstadt sinnvoll wäre. Letztendlich wurde zwar eine Zweigstelle in Berlin-Kreuzberg eröffnet, doch der Hauptsitz blieb in Bochum. Warum? „Das Ruhrgebiet ist eine megaunterschätzte Region“, meint Sebastian Deutsch. „Dabei bietet es einige Vorteile: viele Unis mit gutem Output, bezahlbare Mieten, weniger Hektik. Außerdem sind wir hier die Platzhirsche. Gute Programmierer aus der Gegend MÜSSEN einfach bei uns arbeiten. Den Kunden dagegen ist es völlig egal, wo wir sitzen.“ Für die ist 9elements längst ein bekannter ...

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FREIRÄUME Obwohl sich 9elements über mangelnde Aufträge nicht beklagen kann, werden immer wieder eigene Projekte lanciert. Bleibt dafür überhaupt noch Zeit und Energie? „Vor ungefähr drei Jahren haben wir gemerkt, dass etwas schiefläuft, wenn das nicht mehr möglich ist. Deshalb nehmen wir uns etwa alle drei Monate zwei bis drei Tage Zeit für einen ,Hackathon‘, abgeleitet von Hacking und Marathon, probieren neue Technologien aus und entwickeln Software-Ideen.“ Da ist dann mehr oder weniger das ganze Team dabei. 2015 artete der Hackathon in eine ganze Woche Istanbul aus, weil man bei 9elements die Meinung vertritt, dass auch ein Ortswechsel die

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NAME Geheimnisvoll klingt er ja, der Name 9elements. Was steckt dahinter? „Öh ...“ Sebastian Deutsch zögert. „Gerne würde ich jetzt eine richtig gute Geschichte zu dem Namen erzählen. Aber in Wirklichkeit war es so, dass wir damals zu viert waren, 4elements aber schon weg war. Und 5elements, 6elements und so weiter auch. Erst 9elements war dann wieder frei.“ Und das ist doch irgendwie auch schon eine Geschichte, eine sympathische noch dazu.

Photo Editor SDK von 9Elements 01 / 2017 – Design Metropole Ruhr


Womit

rechnest

du? Geert mul: match maker

installationen: multimedial und interaktiv

Fulldome 360° Projektion: ein Planetarium mit Werkstattcharakter der Fachhochschule dortmund

20.5. – 3.9.’17

ausstellunGsFestival im dortmunder u

der eintritt in alle ausstellunGen ist kos tenFrei.

kooperationspartner

Produktpartner

Förderer

kulturpartner

medienpartner

matheliebe sPannende und insPirierende entdeckunGsreise in die Welt der mathematik


EDG

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ig n n s d es o i t a k i un Komm orgung s t n E EDG für die bH nd G m u m t r Do

s e e h c s i Kl n e d n i w r e b ü 01 / 2017 – Design Metropole Ruhr


EDG

Der Volksmund redet von Müllabfuhr. Graumausig ist das Image, weit entfernt von Sphären, in denen zeitgemäß ansprechendes Design zu Hause ist. Das sehen selbstperspektivisch sogar viele kommunale Entsorger nicht anders. Die EDG in Dortmund setzt dagegen bewusst auf ein designtes Erscheinungsbild des Unternehmens – mit Erfolg. Sandra Dräger arbeitet als Marketing-Kommunikations-Ökonomin bei der EDG. Seit mehr als zehn Jahren kooperiert ihre Abteilung mit dem Designer Christopher Wiehl (Designagentur wiehl, Co.) in Düsseldorf. „Ein Entsorger kümmert sich um das, was übrig bleibt. Das sollte in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen werden. Deswegen arbeiten wir mit einer Agentur zusammen. Den ersten Volltreffer landeten wir mit der Cleansmann-Kampagne zur WM 2006“, freut sich Sandra Dräger noch heute. Bilder von Straßenreinigern in den entsprechenden T-Shirts gingen damals um die Welt, sind bis heute nicht vergessen. Es folgten Projekte wie das Re-Design der Logos, das Entwerfen eines Piktogrammsystems oder die Konzeption und Gestaltung einer neuen Website. Alles bekam einen frischen, neuen Anstrich. Es ging darum, zu zeigen: wir sind mehr,

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wir können mehr, unsere Leute können mehr.“ „Mit der EDG bringen wir innovative Gestaltungsmaßnahmen auf den Weg“, ergänzt Christopher Wiehl. „Das ist in dem Gewerbe eher selten möglich. Ein Entsorger ist nicht weniger wichtig als ein Versorger, für den Marketing eine Selbstverständlichkeit ist. Gemeinsam haben wir über die Jahre durch kreative Arbeit Klischees überwunden und für gute Gestaltung gekämpft. Wir haben am Möglichen gekratzt.“ Die Kampagnen der EDG funktionieren auf drei Ebenen. Hausintern dienen sie der Motivation. Nach außen geht es um Information und ums Image. Die Tätigkeit der EDG-Mitarbeiter soll erkannt und wertgeschätzt werden. „Nur in einer sauberen Stadt fühlen sich die

„Gemeinsam haben wir über die Jahre durch kreative Arbeit Klischees überwunden“ Menschen sicher und wohl“, weiß Regina Gehrmann, ebenfalls in der Marketingabteilung tätig. Bei der Erledigung seiner Aufgaben ist ein Entsorger nicht zuletzt auf Mithilfe seitens der Bürger angewiesen. Eine Win-Win-Situation. Richtiges Trennverhalten beim Müll zum Beispiel senkt die Kosten und hält so die Gebühren stabil. Also sollte gezielt informiert werden.

Text: Wolfgang Kienast Fotos: wiehl, Co. / EDG

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EDG

Die erwähnten Piktogramme leisten das nicht nur sympathisch und allgemeinverständlich, sondern auch frei von Texten. Die müssten in einer internationalen, bunten Gesellschaft in jede nur denkbare Sprache übersetzt werden. Die aktuell viel beachtete Imagekampagne 100 % EDG basiert auf authentischen Schwarz-Weiß-Fotografien von EDG-Mitarbeitern aus allen Unternehmensbereichen (Fotografie Dominik Asbach). Echte Typen bei ehrlicher Arbeit. Träger der Motive sind Anzeigen, Bauzaunbanner, diverse Werbeartikel und vor allen Dingen Fahrzeuge des großen EDG-Fuhrparks. Diese sorgen für tagtägliche Sichtbarkeit in allen Ecken und Enden der Stadt. Für die Kampagnen wurde die EDG mit zahlreichen renommierten Design-Preisen ausgezeichnet. Auch fragen andere kommunale Entsorger an, ob sie einzelne Ideen übernehmen dürfen. Dennoch ist ein unmittelbarer Erfolg schwer messbar, wie Christopher Wiehl einräumt. De facto sind es langfristige Prozesse, die angestoßen werden. Am überwiegend positiven Feedback seitens der Bevölkerung lässt sich gleichwohl ablesen, dass die EDG als Unternehmen bekannter geworden ist und gleichzeitig das Bewusstsein für die Vorteile einer effizienten Müllentsorgung geschärft wurde.

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Hannes Woidich

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Maschine MASCHINE zeigt Großanlagen aus unterschiedlichen industriellen Bereichen, die in ihrem jeweiligen Sektor für außerordentliche Leistung und technisches Know-how stehen.

Die Aufnahmen wurden großformatig in vielen Ausstellungen gezeigt, das Langzeitprojekt wurde mit mehreren Fotopreisen ausgezeichnet. Alle Bilder der Serie sind in dem Katalog „Nachtgelände/Maschine“ erschienen.

Für die Serie wurden der Supercomputer Jugene im Forschungszentrum Jülich, ein Radialkompressor von MAN, eine Tunnelvortriebsmaschine von Herrenknecht und viele weitere technische Anlagen fotografiert. Um den skulpturalen Charakter der Maschinen herauszuarbeiten, wurden die Anlagen nachts, bei völliger Dunkelheit in den Werkhallen, mit Wanderlicht ausgeleuchtet. Die Bildästhetik ist stark reduziert und konzentriert sich auf eine klare Formsprache.

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Hannes Woidich

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Hannes Woidich

Hannes Woidich ist diplomierter Fotograf aus Dortmund mit dem Schwerpunkt Industriefotografie. Zudem arbeitet er für Museen und kulturelle Einrichtungen wie das Dortmunder U, wo er in diesem Frühjahr eine begehbare Camera Obscura installieren wird. Kontakt: hanneswoidich.photo 01 / 2017 – Design Metropole Ruhr


Hannes Woidich

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TERMINE

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Eine Auswahl von feinen Veranstaltungen: Creative Stage Ruhr 13.09.2017 // 19:00 Uhr Anneliese Brost Musikforum Ruhr Marienplatz 1 Bochum Veranstalter: Wirtschaftsentwicklung Bochum

RuhrJs JavaScript Conference 14.- 15.10.2017 Zentrum für IT Sicherheit Lise-Meitner-Allee 4 Bochum Veranstalter: 9elements

RuhrSummit 2017 Startup-Konferenz 19.– 20.10.2017 Dortmunder U Dortmund Veranstalter: 360 Online Performance, Ruhrgründer, Initiativkreis Ruhr, Social Impacthub

Kongress Mensch & Technik Thema: „Intelligente Assistenzsysteme“ 07.11.2017 // 10–17h Dortmunder U Dortmund Veranstalter: untrouble GmbH in Kooperation mit Engage.NRW und der Wirtschaftsförderung Dortmund

corporatedesign-regel nummer 9! gestaltung ist nicht beendet nur weil der nutzer sie selbst anwenden muss!

Briefe, Angebote, Dokumentationen, Präsentationen, Arbeitsunterlagen sind gestaltungstragend, werden in letzter Konsequenz aber nicht von einem Gestalter erstellt. Hier muss jeder Bearbeiter selbst Design anwenden ! CD-gerechte Dokumentvorlagen für Word, PowerPoint oder Excel sind daher unverzichtbarer Bestandteil einer mordernen Unternehmenskommunikation. Programmierung von Office-Templates oder Vermittlung des nötigen Know-hows in Workshops? Einfach mal anrufen :-)

mikschulz Grafik-Design | Illustration | Office-Templates Dortmund | 0231 355156 | mail@mikschulz.de | www.mikschulz.de


Impressum

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Herausgeberin Reinhild Kuhn r.kuhn@heimatdesign.de Heimatdesign Hoher Wall 15 44137 Dortmund www.heimatdesign.de

Das Projekt DESIGN METROPOLE RUHR wird durch unsere Supporter und Partner möglich gemacht :

Konzept, Organisation, Marketing, Anzeigen, Vertrieb: Marc Röbbecke m.roebbecke@heimatdesign.de Chefredaktion Marc Röbbecke Art-Direktion NEU - Designbüro, Dortmund www.neu-designbüro.de Fotografen Roland Baege Nikita Teryoshin Bande für Gestaltung Supporter Autoren Anja Kiel Wolfgang Kienast Druck Bonifatius GmbH Druck - Buch- Verlag Auflage 50.000 Exemplare Ein Nachdruck der Texte und Fotos der Design Metropole Ruhr Broschüre – auch im Internet – ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.

Von der Crowd finanziert über

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Wir entwickeln gemeinsam mit Dir Dein neues Geschäftsmodell.

Wir befähigen Dich nicht nur, neue Lösungen zu finden, sondern sie auch umzusetzen.

Wir machen die Strategie zur Praxis. Unsere Strategien sind Prototypen, die sich in der Praxis beweisen.

theblackframe.com


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Rubrik

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