1505_142_ImmoAufm_GEWINN 22.04.15 14:14 Seite 142
IMMOBILIEN
Wo früher eine Schneiderei war, lässt sich heute der Grafiker Michele Falchetto vom Treiben am Gehsteig inspirieren
Neues LEBEN für leere Geschäftslokale
Was kommt heraus, wenn man leerstehende Geschäftslokale und junge Unternehmer zusammenbringt? Günstige Gemeinschaftsbüros, Pop-up-Stores und sogar Hotelzimmer. Welches Potenzial in totgeglaubten Immobilien steckt und von VON STEFAN TESCH welchen Konzepten Immobilienbesitzer profitieren können.
E
s ist das Freiheitsgefühl, das Michele Falchetto so sehr an seinem Arbeitsplatz liebt. Durch große Auslagenscheiben blickt er direkt auf den grünen Augarten in Wien. „Wenn mir danach ist, gehe ich einfach einen Schritt vor die Tür, um Luft zu schnappen“, schwärmt der Grafiker mit der Gatsby-Mütze. Er kann sich ein Büro in oberen Stockwerken nicht mehr vorstellen. „Hier ist es durch die Ausla-
142
genfenster angenehm hell“ und die ebenerdige Lage kommt ihm bei großen Papierlieferungen zugute. Außerdem knüpft man viele Kontakte im Grätzel, „denn bald kennen einen alle, die regelmäßig vorbeigehen“. Als er in das Gassenlokal im 20. Bezirk eingezogen war, musste er erst mal die Patina abkratzen. Die frühere Schneiderwerkstatt und Taxizentrale war ziemlich heruntergekommen. Rund 5.000 Euro hat Falchetto in die
Renovierung investiert. Heute teilen sich vier Grafiker von „allesgrafik“ einen rund 50 Quadratmeter großen Hauptraum, dahinter gibt es noch zwei kleine Multifunktionsräume. Einer dient für Besprechungen, den anderen vermietet Falchetto gelegentlich um rund 300 Euro pro Monat an Journalisten oder Grafikerkollegen. Somit reduziert er die Gesamtmiete für das insgesamt 90 Quadratmeter große Lokal von knapp 800 auf 500 Euro netto. Hie GEWINN 5/15