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Besonderer Einblick in den Ballett-Alltag

Der klassisch-akademische Tanz entwickelte sich im Frankreich des 17. Jahrhunderts am Hofe Ludwig XIV, der selbst begeisterter Tänzer war und nach seiner Rolle im ‚Ballet de la nuit’ den Beinamen „ Sonnenkönig“ erhielt. Die von ihm gegründete Académie aus dem Jahr 1661 war die erste Ausbildungsstätte für professionellen Tanz. Die wenige Jahrzehnte später 1713 gegründete Ballettschule der Pariser Oper existiert bis heute. Die Bezeichnungen der Positionen und Schrittkombinationen gehen auf Raoul Auger Feuillet zurück, der um die Wende vom 17. auf das 18. Jahrhundert lebte und sie notierte.

Das Training beginnt immer gleich: Zunächst mit einer aufeinander aufbauenden Übungsabfolge an der „Barre“, der Ballettstange, die bei der Balance unterstützt, wenngleich man sich niemals wirklich an ihr festhalten darf. Als erstes wird die Muskulatur der Füße, der Beine und des Rumpfes aufgewärmt und ge - schmeidig gemacht. Auf kleine und große „Plié“, ein Beugen der Knie, folgen unterschiedlich akzentuierte „Tendu“, ein Schleifen des Fußes über den Boden bis zur Streckung. Mit „Frappé“ einem Schlagen des Fußes ans Standbein wird die Schnelligkeit trainiert. Über „Ronde de Jambe“, ein Kreisen des Spielbeins auf dem Boden oder gehoben, wird schließlich mit „Developpé“ und „Battements“ – Entfaltungen bzw. Streckungen der Beine in verschiedene Höhen – außer der der Beine auch die Muskulatur des Rückens und gesamten Torsos gestärkt. Nach einem, oftmals individuellen, Dehnen des ganzen Körpers geht das Training frei im Raum, „in der Mitte“, weiter. Jetzt werden die verschiedenen Raumrichtungen in die Übungen mit einbezogen: „En face“, frontal zum Publikum und in die Diagonalen „effacé“, geöffnet und „croisé“, gekreuzt. Ein zentraler Part ist das langsam und mit klaren Linien sehr genau geführte „Adagio“. Außerdem werden

Die Suche nach dem wilden Ich

‚TierSein‘

Schon 2014 hatten Vanessa Valk und Esther Falk die Idee zu einem Theaterstück, das sich mit dem Verhältnis des Menschen zur Wildnis, der Tiere zur Stadt beschäftigen würde. Und noch vor der Pandemie holten sie Maik Evers mit ins Boot. Gemeinsam schlossen die drei sich anlässlich dieser Arbeit zur Figurentheatergruppe ,boondogs‘ zusammen. In den Ateliers der Künstler:innen sind Figuren entstanden, die poetisch, wild und komisch sind. Maik Evers wollte diese Figuren auch in die Straßen seiner Stadt holen. „Was ich sehr spannend und schön finde am Theater im öffentlichen Raum ist eine gewisse Direktheit, man überrascht die Leute, die da sind und die viel- leicht gar nicht damit rechnen, dass da jetzt Theater passiert“, sagt er über ihre besondere Arbeitsweise. „Es hat dadurch immer auch einen sehr frischen, einen improvisatorischen Anteil. Anders als im Theaterraum, wo viele Regeln schon von vornherein festgelegt sind, kann im öffentlichen Raum im Prinzip erstmal alles passieren – was sowohl beängstigend als auch spannend sein kann.“ Dass es große Tiere sind, in die die Spieler:innen schlüpfen, hat auch einen ganz konkreten Vorteil: „Dadurch kann man sehr beeindruckende, manchmal auch lustige und einfach ästhetisch spannende Figuren in die Stadt setzen, die auch schnell auffallen. Das Theater im öffentlichen Raum hat immer die Herausforderung, an einem Ort, der sehr viel Eindrücke bietet, die

Blicke auf sich zu ziehen.“ Zugleich können die Spieler:innen als Privatpersonen hinter ihre Figuren zurücktreten, so Evers, der beschreibt, dass man „damit auf gewisse Art und Weise über seine Menschlichkeit hinauswachsen kann“. „Tier-Sein und Tier-Werden bedeutet für mich die Auseinandersetzung mit einer Seite des Menschen, die gerne unterdrückt und weggeschoben wird. Mit einer Seite, die etwas wilder, etwas direkter, etwas konfrontativer sein kann.“ Es ist diese Seite, die mit ,TierSein‘ entdeckt werden kann – von den Puppenspieler:innen und durch die Begegnung mit den Figuren von ihrem in großen Teilen zufälligen Publikum. „Der Blick auf die Stadt ist ein beson- zahlreiche Pirouetten, die berühmten Ballettdrehungen, trainiert und schließlich kleine und große Sprünge. Sprünge in den unterschiedlichsten Varianten: Von zwei Beinen auf zwei Beine gesprungen, von zwei Beinen mit Landung auf einem Bein und umgekehrt, sowie von einem Bein auf das andere oder dasselbe Bein. Das Training wird – live begleitet am Flügel – innerhalb der vorgegeben Übungsreihenfolge immer variiert in seinen Rhythmen, Tempi und Ausführungen der Schrittkombinationen, sodass außer der Muskulatur auch die schnelle Auffassungsgabe der Tänzer:innen trainiert wird. Dieses stetige konzentrierte und disziplinierte Üben im Training ermöglicht es später auf der Bühne , auch komplexe Bewegungsfolgen mit einer scheinbar mühelosen Leichtigkeit auszuführen. Nach ca. eineinhalb Stunden ist der Körper, das Instrument der Tanzenden, bestens „gestimmt“, um unterschiedlichste Choreografien zu tanzen. TH derer“, so Evers. „Dadurch, dass wir ein Stück hinter das Tier zurücktreten können, nehmen wir die Perspektive des Tieres ein. Das bedeutet, Eindrücke können neu sein, können aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Und was im Weiteren darin liegt, ist der Konflikt. Der Konflikt des wilden Tieres oder auch des scheuen Tieres mit den Vorgängen in der Stadt, mit den Regeln einer Stadt, einer Innenstadt, was da an Reibung und interessanten Vorgängen und Bildern entstehen kann.“ VK

23. und 24. Juni ab 17.30 Uhr in der Oldenburger Innenstadt

ST:EO — das STADT:ENSEMBLE OLDENBURG

Mit Beginn der neuen Spielzeit 2023/24 nutzen die Theatervermittlung und die Sparte Niederdeutsches Schauspiel ihre Synergien und arbeiten noch enger zusammen als bisher. Im Zuge dessen wird unter dem Namen STADT:ENSEMBLE OLDENBURG, kurz ST:EO eine neue Bürgerbühne am Oldenburgischen Staatstheater entstehen.

Leitung und zugleich die Regie der ersten Produktion ‚Robinson Crusoe ‘ übernehmen als Team Hanna Puka (Leitung Theatervermittlung) und Nora Hecker (Leitende Dramaturgin Niederdeutsches Schauspiel & Theatervermittlerin). Beide verfügen über jahrelange Erfahrung in der Regiearbeit mit Lai:innen und haben sich zum Ziel gesetzt, in der Stadt Oldenburg und dem Umland Themen aus unserer Lebensrealität zu finden, die den Menschen unter den Nägeln brennen. Diese sollen dann in Projektform gemeinsam

Die neue Bürger:innenbühne am Oldenburgischen Staatstheater mit Bürger:innen entwickelt und unter professioneller Regie inszeniert werden. Dass gerade das Niederdeutsche Schauspiel und die Theatervermittlung miteinander kooperieren, liegt nahe: Beide Abteilungen arbeiten mit Amateurschauspieler:innen, die auf hohem Niveau Theater spielen. Der Nachwuchs der niederdeutschen Sparte generiert sich seit Jahren zu einem großen Teil aus den Platt'n Studios, den Theaterclubs für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in denen es niederdeutsche Sprachanteile gibt. Damit die niederdeutsche Sprache weiter lebendig bleiben kann, muss sie gesprochen und gelebt werden. Wie kann das besser gelingen als auf der Bühne?

So wird in den Produktionen des STADT:ENSEMBLES mit den Sprachsäulen Hoch- und Niederdeutsch gearbeitet. Zentral bleiben jedoch immer die Inhalte. Sowohl das Publikum als auch die Mitspielenden sollen sich von dem, was auf der Bühne verhandelt wird, angesprochen, betroffen und berührt fühlen. Damit dies gelingen kann, müssen die Themen von den Bürger:innen selbst kommen, die hier lebenden Menschen müssen mit- sprechen und -gestalten dürfen. Für die Produktionen werden also themenspezifisch Expert:innen des Alltags gesucht, die in Oldenburg und umzu leben und sich mittels theatraler Erprobungsräume am gesellschaftlichen Diskurs beteiligen möchten.

Für die erste Produktion ‚Robinson Crusoe. Ein Projekt über das (Über-)Leben‘ werden Mitspielende mit und ohne niederdeutsche Sprachkenntnisse von 16 bis 99 Jahren gesucht. Auf Grundlage des Romans von Daniel Defoe wird gemeinsam mit den Beteiligten ein Stück entwickelt, dass sich anhand der Robinsonade mit grundlegenden Fragen unserer Wohlstandsgesellschaft beschäftigt. Wie wäre es, wenn das Regelwerk der Zivilisation außer Kraft gesetzt wäre?

Alle Überlebenskünstler:innen, Gesellschaftsutopist:innen, Abenteurer:innen, Selbstversorger:in- nen, Entdecker:innen, Individualist:innen, Extremsportler:innen oder all diejenigen, die „Robinson" sein wollen, können sich per Mail für das Casting am 12. September anmelden. Geplant sind acht Vorstellungen von April bis Juni 2024 im Kleinen Haus. Geprobt wird ab September 2023 regelmäßig dienstags von 18.30 bis 21.30 Uhr und in Blöcken an Wochenenden und in den Ferien. NH & HP

Bewirb dich für das Theaterprojekt unter mitmachen@ staatstheater.de Infos unter nora.hecker@staatstheater.de hanna.puka@staatstheater.de

STADT:ENSEMBLE OLDENBURG —

ST:EO

Die neue Bürgerbühne am Oldenburgischen Staatstheater

Stadt:Ensembleproduktion

Theatervermittlung & Niederdeutsches Schauspiel

Die Jugendclubs des Oldenburgischen Staatstheaters

Julia und Romeo

Jugendtheatertage

Festival für Junges Theater vom 24.Juni bis 02.Juli

Die Troer:innen

Kunst (2023, Personen auf Bühne, 12,5 x 12 x 4,6 m)

Freie Theatergruppen und Schultheatergruppen

Sins of the 50s

Queer-Einsteiger

Die schönste und bedauerlichste Tragödie mit Popcorn, Angst vor der Zukunft, einem Traum von Italien, krankem Stolz und der großen Frage: Wer will ich sein? Und wie werde ich los, was an mir zerrt?

Ich verschlafe meine Sonntage

Die Schlacht um Troja ist geschlagen, aber der Krieg ist nicht vorbei. Die überlebenden trojanischen Frauen befinden sich auf der Schwelle zwischen ihrem alten Leben und dem kommenden in der Gefangenschaft. Wohin das Schicksal sie führen wird, wissen sie nicht.

Theatergruppen des Jugendkulturarbeit e.V.

Der Tag an dem RD fast gerettet wurde

Das Junge Theater Bloherfelde stellt sich der Frage: Was ist Kunst? Und wann kann sie weg? Wie sieht eine theatrale Auseinandersetzung mit Kunst aus? Auf keinen Fall zweidimensional, so viel sei verraten.

Morgen – oder war nicht gestern schon alles vorbei?

Nach Motiven aus ‚Ku'damm 56‘: Schüler:innen der Helene-LangeSchule setzen sich mit Rollenbildern in den 50er-Jahren auseinander. Inspiriert von der TV Serie ‚Ku'damm 56‘ wird die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die an den Erwartungen der Zeit zu zerbrechen droht.

Von Bienen und Menschen

Fünf Darstellerinnen der freien Theatergruppe Shapeshifter gehen der Frage nach, was die Entdeckung einer anderen geschlechtlichen Identität mit sich bringt und nach sich zieht. Es wird komisch, musikalisch, ernst und nachdenklich.

Tintenherz

Mach jetzt mal die AirPods raus, wir müssen reden. Über alles, was uns beschäftigt, über das was uns aufhält, was uns ablenkt. Wir haben verlernt, uns zu langweilen. Was uns wirklich beschäftigt, liegt nicht im Trubel. Wir müssen reden. Über die Stille.

Fragmente vun de Heimat

Das Universum in Gefahr! Die Weltengemeinschaft macht sich auf den Weg zum Planeten RD, um zu erkunden was los ist. Dort treffen sie auf einen mächtigen Parasiten und erleben viele Abenteuer. Ein Stück des Jugendtheater Rollentausch in Kooperation mit der Freizeitstätte Kreyenbrück und der IGS Kreyenbrück.

Kein Auge zu

Acht Jugendliche ergründen denn Sinn vun Heimat. Ein Land oder Ort, in dem man geboren un upwussen is or sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt. Or is dat doch mehr?

Der Tag an dem das Glück starb

Der Jugendclub Jugendkulturarbeit e.V. widmet sich den (Alltags-)Held:innen: Wir dürfen Widerstand leisten – einzeln oder als Gruppe. Im Großen und im Kleinen. Lohnt sich das überhaupt? Ja - wehren wir uns!

Zwischen den Welten

Ein Platz mitten in Oldenburg. Menschen begegnen sich. Verpassen sich. Streiten sich. Verlieben sich. Erleben das Leben. Und wir dürfen dabei sein, schmunzeln, uns wundern, uns wieder erkennen. Ein Stück der Theatergruppe DienstagsDrama der Freizeitstätte Bürgerfelde.

Wenn du das liest, bin ich schon weg!

Von Bücherliebe angetrieben bringen 36 Akteur:innen des Laurentius Siemer Gymnasiums den Roman ‚Tintenherz‘ auf die Bühne. Eine packende Geschichte, skurrile Charaktere und tanzfreudige Bücher begleiten Meggi und ihren Vater Mo durch ihr Abenteuer.

Der Schmerz in uns

Das Leben. Wir haben nur eins. Wir müssen unser Leben leben. Wir streben alle nach Glück. Das ist sehr schön, aber auch flüchtig. Manchmal ist Glück gar nicht wichtig. Die Hauptsache ist, dass wir überleben. Aber was ist, wenn wir nicht mehr überleben wollen?

Die Tanz- und Theatergruppe imTransit bekommt nachts kein Auge zu. Die Gedanken sind brei. Ist das die Realität? Oder erkenne ich gerade, wie alles wirklich ist? Hier werden die lästigen Gedanken in der Nacht, die Unruhe, die genialen Visionen und die Träume auf die Bühne gebracht.

Neun Jugendliche des Kurlandtheaters laden auf eine skurrile Tasse Tee ein, um vor der Realität zu fliehen. Wo sind wir? Wer würde nicht stutzig werden, wenn im eigenen Kleiderschrank plötzlich eine Straßenlaterne auftaucht?

Ich fühle mich hier nicht mehr sicher. Ich halte es nicht mehr aus. Ich mache mich auf den Weg. Und komme nicht zurück. Schüler:innen der Oberschule Alexanderstraße haben ein Theaterstück zum Thema Flucht entwickelt.

Die Spieler:innen der freien Theatergruppe Chawerim kennen das Gefühl von Schmerz. Sie erzählen ehrliche, offene und sehr persönliche Geschichten aus dem Leben: Konflikte, Einsamkeit, Trennung. LJ-K