Brücke Juli-Oktober 2014

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Reformation. Macht. Politik.

MAG AZIN UND INFORMATIONEN DER EV.-REF. KIRC HEN GEMEINDE S T. PAULI IN LEMGO

NR. 178 JAHRG AN G 2014 JULI – OK T OBER

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Als Christen Gesellschaft gestalten

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st·paulllemgo

Schluss damit?!

So ist Versöhnung

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Inhalt Informationen Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Gottesdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 st·paulı spirituell Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 st·paulı Lebenshilfe Beratung, Seelsorge, »Lichtblick« . . . . . . . . . 7 st·paulı jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 st·paulı sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 st·paulı kreativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 st·paulı musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 st·paulı gratuliert Seniorengeburtstage . . . . . . . . . . . . . . . . 10 st·paulı informiert Taufen, Trauungen, Trauerfälle . . . . . . . . . . 15 Das Spendenprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Liebe Leserinnen und liebe Leser! »Reformation. Macht. Politik.« – das ist das Schwerpunktthema der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in diesem Jahr. Um »Politik« geht es nun abschließend in dieser BRÜCKE. »Politik« ist ein weites Feld. Um Parteipolitik geht es uns nicht, sondern um die Frage, wie wir als Christen in dieser Welt leben, auch wenn wir – wie Paulus sagt – »nicht von dieser Welt« sind. Zuerst wirft Werner Kuloge in seiner kleinen lokalen Kirchengeschichte (8S. 20) einen Blick darauf, wie das Verhältnis von Kirche und Staat in der Reformationszeit verstanden wurde und wo das noch Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Jesus hat keine Machtpolitik betrieben, nie ein politisches Amt bekleidet und keinen Parteienstreit geführt. Und doch war er ganz und gar nicht unpolitisch, genausowenig ist es die Gemeinde heute. Über die 8»Politik Jesu« erfahren wir etwas ab der S. 23. Beispiele dafür, wie wir als Gemeinde »Gesellschaft gestalten«, 18


Schluss damit?! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Die Politik Jesu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Als Christen Gesellschaft gestalten . . . . . . 25 Dankeschön für Ehrenamtliche . . . . . . . . . 27 An-ge-dacht: Versöhnung . . . . . . . . . . . . . . 28 Tagebuch: Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Aus dem Kirchenvorstand: Eine Vision für 2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Neues vom Posaunenchor Lemgo . . . . . . . 32 Aus dem Kirchenvorstand: Zum Abendmahl mit Kindern . . . . . . . . . . . 32 Seniorenfreizeit auf Borkum . . . . . . . . . . . . 33 Aus unserem Mehrgenerationenhaus: Unternehmen Pflege­begleitung . . . . . . . . . 34 Pinnwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

erläutert uns Dagmar Begemann, die die Arbeit unseres Mehrgenerationenhauses koordiniert. Wieso ist uns das überhaupt wichtig? Die Antwort darauf findet sich in der8Vision des Kirchenvorstandes für die Gemeinde für 2018 (S.30). Dort fällt das Stichwort »Versöhnung«. Was darunter zu verstehen ist, habe ich angedacht (8S. 28). Des Weiteren informieren wir Sie auch z.B. über die Einführung des Abendmahls mit Kindern seit Mai (8S. 32). Und wir suchen Menschen, die sich zum »Pflegebegleiter« ausbilden lassen, um denen, die neben ihrer Berufstätigkeit einen Angehörigen pflegen, hilfreich zur Seite zu stehen (8S. 34). Seniorinnen und Senioren sind herzlich eingeladen, mit uns im Herbst Urlaub zu machen (8S. 33). Allen, die dann oder eben vorher im Sommer in den Urlaub fahren, wünschen wir eine erholsame und gesegnete Zeit; denn Jesus Christus ist in allen Teilen der Welt zu finden. Ihre Pfarrerin Cora Salzmann

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NR. 178 JAHRG AN G 2014 JULI – OK T OBER

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Inhalt Magazin

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Schluss Damit?!

Im letzten Teil der kleinen Trilogie zu »Reformation. Macht. Politik« geht es darum: Wie die Reformation die Politik in Lippe und Lemgo beeinflusste.

Über Jahrhunderte hinweg waren weltliche und geistliche Macht in Deutschland und somit auch in Lippe miteinander verbunden. Diesen Bund hat die Reformation eher noch gefestigt. Nach Luther wurde gerne auch von der „Ehe von Thron und Altar gesprochen“. Was blieb davon, was hat das sperrige Wort „Reichsdeputationshauptschluss“ damit zu tun, und welche Rolle spielt es sogar in der aktuellen Politik?

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rsprünglich bedeutet das griechische Wort „politiká“: „Dinge, die die Stadt betreffen“, wobei hier der Stadtstaat oder des Gemeinwesen gemeint ist. Wenn wir heute von „Politik“ sprechen, so denken wir wohl eher an eine Definition, wie sie zur Zeit der Reformation der italienische Politiker und Philosoph Niccolò Machiavelli gegeben hat: „Politik ist die Summe der Mittel, die nötig sind, um zur Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten und um von der Macht den nützlichsten Gebrauch zu machen.“ 20

Wenn sie auch durch immer wieder entstehende Kämpfe um die Vorherrschaft zurückgegangen ist, stützen sich noch in der Zeit der Reformation Kaiser und Papst gegenseitig in ihrer Macht (siehe Teil 2 der Trilogie). Jedoch sägt Luther durch seine 95 Thesen – wohl eher ungewollt – am Stuhl des Papstes. Interessant ist ein Blick auf die Verhältnisse 1519, zwei Jahre nach der Herausgabe der Thesen. Karl von Gent und Franz I. von Frankreich wollen Kaiser werden, wozu sie die Mehrheit der Stimmen von sieben Kurfürsten benötigen; drei davon sind gleichzeitig Erzbischöfe. Die Frage wird ganz offen durch Bestechung gelöst. Durch einen heutigen Kaufkraftgegenwert von etwa einer Drittelmilliarde

Jakob Fugger, Kreditgeber für Karl V.


ZUM THEMA

Euro kommt Karl zum Sieg. Die Bankerdynastie Fugger, die Karl fast zwei Drittel der benötigten Summe als Kredit gewährt, sichert sich so ihren Teil an Macht und politischem Einfluss. Karl, jetzt Karl V., wird Zeit seines Lebens diesen Geldgebern verpflichtet sein und muss dafür auch die neuen Kolonien in Südamerika auspressen. Bezeichnend ist vielleicht, dass Karl V. der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bleiben wird, der von einem Papst zum Kaiser gekrönt wird. Dies geschieht 1530. Zu diesem Zeitpunkt herrscht über Lippe der letzte katholische Graf, Simon V.. Sein Sohn Bernhard VIII., der ab 1536 regiert, ist Lutheraner. Ab 1555 ist er nach dem Augsburger Religionsfrieden auch gleichzeitig der oberste Bischof Lippes. Die Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt und entsprechendem politischen Einfluss ist de facto aufgehoben. Eine Folge der Reformation. Aber zurück zum „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“. Dies ist zweifellos ein merkwürdiger Name für ein Staatengebilde. Es beginnt alles mit dem Propheten Daniel, der um 580 vor Christus einen Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar und einen eigenen Traum deutet, bei denen es um verschiedene symbolträchtige Figuren und Tierwesen geht. Über Antike und Mittelalter verfestigt sich aus der Traumdeutung die sogenannte Vier-Reiche-Lehre, nach der auf das Babylonische Reich das Meder- und Perserreich, dann das makedonische Alexanderreich und dann das Römische Reich folgt. Danach kommt das Weltgericht. Somit darf das Römische Reich nicht aufhören zu existieren. Daher werden diverse Reiche, unter anderem das Karls des Großen, zum legitimen Nachfolger von Rom erklärt, jedoch noch ohne den entsprechenden Na-

Simon V., 1471-1536, letzter katholischer Graf zur Lippe

Sein Sohn Bernhard VIII.,1527-1563, erster evangelischer Graf zur Lippe

men. Etwa 150 Jahre nach Karl dem Großen kommt die Bezeichnung „Römisches Reich“ auf. Zu der Zeit, als gegen Ende des 12. Jahrhunderts Lippe entsteht, ist das Reich bereits „heilig“, da man den Kaiser neben dem Papst als höchsten Repräsentanten der Christenheit ansieht. Mitte des 15. Jahrhunderts umfasst das Reich im Wesentlichen den deutschen Sprachraum, sodass man den Zusatz „Deutscher Nation“ anfügt. Gleichermaßen interessant wie fragwürdig erscheint an der Vier-ReicheLehre die Tatsache, dass man offenbar annimmt, Gott durch politisches Taktieren quasi den Zeitpunkt des Weltgerichtes vorschreiben zu können. Luthers Anschauung setzt hier noch andere Schwerpunkte, oft als Zwei-Reicheund-Regimenter-Lehre bezeichnet. Diese Bezeichnung stammt aber nicht von Luther selbst und bezeichnet ein teilweise sehr variables System. Zu Beginn unterteilt

Luther in das Reich Gottes und das Reich der Welt. Der Mensch kann nur Bürger eines Reiches sein, bewegt sich aber in beiden. Als „rechtgläubiger Christ“ gehört er zum Reich Gottes, in dem die Nächstenliebe herrscht. Nun kommen noch die beiden Regimenter hinzu, die aber nur über das Reich der Welt gesetzt sind. Hier gibt es das geistliche Regiment, das durch das Predigtamt den Glauben weckt, und das weltliche Regiment, das durch das Schwertamt zum Schutz der Frommen dem Bösen wehrt. Hier besteht das Problem für den Christen darin, inwiefern er, der Bürger des Gottesreiches, sich im Reich der Welt, also im Staat oder der Stadt, also politisch engagieren kann, vielleicht sogar das Schwert führen muss. Ein fürwahr schwieriges Dilemma. Man stelle sich nur einmal die Frage, wie man im 30-jährigen Krieg als Christ hätte agieren sollen. Wäre man als Protestant rechtgläubiger Christ 21


gewesen und waren es etwa die Katholiken keinesfalls? Wie sehr die Grenzen verwischten zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Witwe das reformierten lippischen Grafen Simon Ludwig, Katharina von Waldeck, 1643 Philipp Ludwig von Schleswig-Holstein heiratete, der aber als Befehlshaber im kaiserlich-katholischen Auftrag Teile Lippes belagerte. Sicherlich lenken Ereignisse wie der 30jährige Krieg oder die Aufklärung, die Mitte des 18. Jahrhunderts ansetzt, aber auch Luthers tendenziell eher auf das Hier und Jetzt zielende Anschauung über die zwei Reiche das Augenmerk von der stark auf das Weltende zielgerichteten Vier-Reiche-Lehre ab. Jedenfalls kommt es schließlich 1806 nach fast 900 Jahren zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ohne dass das Jüngste Gericht anbricht. Kaiser Franz II. hatte sein Amt niedergelegt, nachdem sich etliche Fürsten mit Napoleon im Rheinbund zusammengeschlossen hatten und aus dem Deutschen Reich ausgetreten waren. Diesem Bund tritt übrigens auch Fürstin Pauline bei, was

tragischer Weise dazu führt, dass Lippe für Napoleons Truppen Soldaten stellen muss, von denen nur wenige heimkehren. So bleibt Lippe aber immerhin Anfang des 19. Jahrhunderts ein eigenständiger Staat. Das letzte bedeutende Gesetz, das im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation verabschiedet wird, ist 1803 der sogenannte Reichsdeputationshauptschluss. Er regelt unter anderem, dass alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich fallen. Zur Entschädigung erhalten die deutschen Fürsten, die hier befindliche Territorien verlieren, einen Ausgleich, der im Wesentlichen durch die Auflösung geistlicher Fürstentümer gesichert wird. Infolge dieser Säkularisation hört die bisherige Reichskirche auf zu existieren. So sind auf den ersten Blick Staat und Kirche zwar getrennt, aber der Reichsdeputationshauptschluss legt unter anderem fest, dass kirchliche Aufgaben, die bisher von Kirchenvermögen finanziert wurden, von den neuen Gebietsherren getragen werden müssen. Ausgaben, die heute teilweise noch in den sogenannten Staatsleistungen

weiterexistieren. Von der Säkularisation ausgenommen bleiben lediglich Seelsorge und Caritas, für die das „eigentümliche Kirchengut“ den Gemeinden verbleibt. Durch verschiedene Ursachen bedingt, reicht bald das Vermögen der Kirchengemeinden nicht mehr aus, um ihren Aufgaben nachzukommen. So werden zunächst gemeindeweise Kirchensteuern eingeführt. Den Anfang unter allen deutschen Staaten macht hierbei 1827 Lippe. De facto sind Staat und Kirche in finanzieller Weise nun immer noch stark miteinander verwoben. Momentan ist eine verstärkte Debatte besonders über die Staatsleistungen zu beobachten. Aus historischen Verbindlichkeiten besonders infolge des Reichsdeputationshauptschlusses zahlen die Bundesländer den Kirchen in Deutschland heute jährlich knapp eine halbe Milliarde Euro. Bereits in der Verfassung der Weimarer Republik war vorgesehen, diese Leistungen durch eine Einmalzahlung abzulösen, was aber nicht umgesetzt wurde. Sogar die NS-Diktatur zahlte, wohl um nicht als kirchenfeindlich zu erscheinen. Doch nun werden die Diskussionen wieder laut. Wie könnte hier eine moderne Reform(ation) aussehen? Auf jeden Fall wäre ein ersatzloses „Schluss damit“ seitens der Kirchen ein politischer Paukenschlag, eine Demonstration der Machtabgabe, die Respekt und Glaubwürdigkeit brächte und den Blick aller Beteiligten stärker auf den besitzlosen Zimmermannssohn aus Nazareth lenkte.

WERNER KULOGE

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ZUM THEMA

Kann eine Gemeinde politisch aktiv sein? Genauer gesagt: Kann sie die Gesellschaft prägen? Ich sage: Ja! Denn Jesus hat für die Gemeinschaft seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger im Sinn, dass sie gelingt und dass das dann Ausstrahlung hat

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auf die Welt, in der sie leben.

„Die Politik Jesu“

Das 5-Punkte-Progamm, wie eine Gemeinde politisch zeichenhaft leben lernt

Zwei Voraussetzungen sind dafür grundlegend: 1. Glaube äußert sich in einer persönlichen, engagierten Entscheidung. 2. Gott beruft nicht Einzelkinder, sondern ein neues Volk, das als Gemeinschaft in der alten, vergehenden Welt lebt. Die erste drückt hohen Respekt vor Würde und Freiheit des einzelnen Menschen aus, die zweite macht fähig, als Gemeinschaft innerhalb einer Gesellschaft zu leben, nicht nur für sich, sondern offen und damit öffentlich. Angenommen, die Gemeinde erfüllt den Willen Gottes in nur 5 Punkten, die ich noch erläutern werde, dann wäre die Folge: Sie hilft damit allen Menschen (ob Christen oder nicht). Dadurch würde sie die Welt zum Guten verändern. Grundlegend ist dafür natürlich, dass die Kirche sich auch so versteht, dass Kirche und Welt nicht zwei voneinander getrennte Bereiche sind, sondern – im Bild ausgedrückt – zwei Etagen eines Hauses unter dem Dach eines Hausbesitzers, nämlich Gott. Und dass Kirche eine Berufung annimmt: Sie soll jetzt schon das vorweg leben, was Gott für die ganze Welt plant: ein Miteinander in Gerechtigkeit und Frieden. Der amerikanische mennonitische Theologe John Howard Yoder (19271997) trat dafür leidenschaftlich ein. In der englischsprachigen Welt

gehören seine Bücher zu den wichtigsten des 20. Jahrhunderts, in Deutschland sind sie aber wenig bekannt. In seinem Werk „The Politics of Jesus“ (1972) - deutsch „Die Politik Jesu“, wendet sich Yoder gegen das weit verbreitete Vorurteil, dass vom Weg und von der Person Jesu her keine politische Ethik möglich sei. Es beeindruckt mich, wie hoch er die politisch wirksame Kraft von Christen einschätzt – wenn sie denn als Gemeinschaft zusammenwirken. Viele Gläubige sind allerdings eher geneigt, sich aus dem aus ihrer Sicht weltlichen Geschäft der Politik herauszuhalten. Doch Yoder hat im Neuen Testament einen politischen Jesus entdeckt, politisch in diesem Sinn: Jesus ruft Menschen, mit ihm zu gehen, ihm in Gemeinschaft „nachzufolgen“. Mit ihnen übt er John Howard Yoder neue Regeln des Zusammenlebens ein. Diese Gemeinschaft stellt sich mitten in die politischen und sozialen Gegensätze der antiken Welt und steht für ein neues Lebensmodell von Beteiligung, Gerechtigkeit und Gewaltfreiheit, das zutiefst anziehend wirkt. Yoders (Neu-)Entdeckung ist ganz schlicht: Wo eine christliche Gemein 23


schaft die grundlegenden 5 Regeln Jesu gemeinsam lebt, wirkt sie (auch unsere Gemeinschaft) – bewusst oder unbewusst – politisch, auch heute noch,. 1) Besitz und Leben teilen: Es kann schlicht anfangen – um einen Tisch sitzen und in kleinen (Großfamilien)-Gruppen zusammen essen und das Alltagsleben teilen. Denn die erste Gemeinde hat auch „das Brot miteinander gebrochen“ (Apg. 2) 2) Ethnische und soziale Gegensätze überwinden: Wenn wir unser persönliches Bekenntnis zu Jesus (Taufe) als Eingliederung in sein Volk begreifen, wodurch jede/r gleichberechtigter Teil einer neuen Menschheit wird, Bürgerin und Bürger einer neuen Welt (2. Kor. 5,17). „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28) 3) Konflikte ohne Gewalt lösen: Oft geht es um Differenzen über eine gemeinsame Wertegrundlage (Ethik) innerhalb einer Gemeinschaft. Streit lässt sich in drei Schritten (wie in einer Mediation) lösen (vgl. die Regel Jesu in Mt. 18,15). Dabei bleibt der Fokus darauf, den anderen zu „gewinnen“, statt ihn zu besiegen oder die eigene Meinung aufzuzwingen. 4) Eine mündige Beteiligungs-Praxis einüben: 24

Die Fülle Christi zeigt sich darin, dass sein Geist Menschen begabt. Das ist nicht auf wenige Spezialisten beschränkt, sondern gilt für jedes Glied der Gemeinde Jesu: Jeder und jede hat eine besondere Gabe einzubringen (1. Kor. 12, Eph. 4,11-13). Und wenn wir das tun, wird das Miteinander fröhlicher, vielfältiger, ausgewogener und gerechter. 5) Redefreiheit gewähren: Wenn wir davon ausgehen, dass Gott zu jeder Person spricht, dann gehört es logischerweise dazu, gewissermaßen als unsere Antwort darauf, mündig Gottesdienst zu feiern nach der Regel des Paulus (1. Kor 14): Wer etwas zu sagen hat, soll auch etwas beitragen können. Das war übrigens schon längst gesellschaftlich prägend, denn daraus ist das gleiche Wahlrecht und Stimmrecht in unseren westlichen modernen Demokratien abgeleitet worden. John Howard Yoder macht Mut und motiviert: Wenn wir dieses Verständnis wieder gewinnen und bewusst unsere Gemeinschaft als Modell für diese Welt einüben, leben wir evangeliumsgemäß – gemäß unseren ureigenen christlichen Regeln und zugleich vorbildlich politisch, denn diese Verhaltensweisen würden auch das Zusammenleben in einer Weltgesellschaft gelingen lassen. Also, lassen Sie uns Jesus nachfolgen - in der Gemeinde und darüber hinaus in allen gesellschaftlichen Bereichen, die uns zur Verfügung stehen!

HELGE SEEKAMP

Gegenpositionen und ihre Folgen “Mit der Bergpredigt lässt sich nicht regieren.“ Dieser Satz wurde oft ausgesprochen. Denn dahinter steht die Vorstellung, dass christliche Werte und Handlungsanweisungen vielleicht in einer Gemeinde funktionieren können, aber nicht in der Welt. Dass es aber doch gehen kann, hat ein Mahatma Gandhi gezeigt, indem er das Gebot der Feindesliebe aktiv umsetzte, damit Politik prägte und sogar eine Militärmacht waffenlos besiegte. Die grundsätzliche Frage bleibt allerdings: Können Christsein und Politik überhaupt zusammen gehören? Oder sind das zwei Bereiche, die voneinander zu trennen sind? Je nach Politikverständnis vertraten und vertreten Christen dazu sehr unterschiedliche Meinungen. So waren die Kirchen der Reformation über Jahrhunderte ausgesprochen staatsnah. Allerdings galt das nicht für den sogenannten „linken Flügel“ der Reformation, die sogenannten Freikirchen. Sie wollten sich deutlich unterscheiden von einem staats- und machtnahen Christentum. Die meisten Gruppen bewahrten sich ein sehr lebendiges Gefühl für persönliche Unterschiede und Gleichberechtigung, was heute sehr modern erscheint. Die sogenannten Großkirchen erlagen der Gefahr, sich der Staatsmacht so sehr unterzuordnen, dass sie z.B. in den beiden großen Kriegen des 20. Jahrhunderts (gegen Jesu Gebot) als Mitläufer von Unrechtssystemen ihre angebliche „BürgerPflicht“ taten.


INTERVIEW

Als Christen Gesellschaft gestalten Das Interview mit Dagmar Begemann, Koordinatorin unseres Mehrgenerationenhauses

Politik ist ein breiter Begriff. Dagmar, was ist für dich politisches Handeln? Politisches Handeln ist für mich Gesellschaft gestaltendes Handeln. Da gibt es ja zwei Wege: Parteipolitisches Handeln, das das Ziel hat, Gesetze zu verfassen. Denn Gesetze regeln ja unser gesellschaftliches Miteinander, das Verteilen von Geldern u.a. Oder man gestaltet das gesellschaftliche Leben in Rahmen einer Bürgergesellschaft: Das heißt, da wo Bürger gemeinsam aktiv werden, um ihr Umfeld ganz konkret gemeinsam zu gestalten, ist es auch politisches Handeln. Ich denke, dass der Ansatz des Mehrgenerationenhauses der letztere ist. Wir mobilisieren Menschen dazu, ihr Umfeld zu gestalten, aktiv zu werden und für sich selber letztlich ein lebenswerteres Umfeld zu schaffen. So würde ich unsere Arbeit einschätzen. Indem wir Bürger aktivieren, etwas zu tun, gestalten wir Gesellschaft, im Kleinen wie im Großen. Dazu braucht es eine Vision von Gesellschaft, ein Bild, das ich verwirklichen möchte. Was wäre denn unser Gesellschaftsentwurf im Mehrgenerationenhaus? Ich würde es jetzt mal ganz grob „die versöhnte Gesellschaft“ nennen. In der Vision für die Gemeindearbeit in den nächsten Jahren, die der Kirchenvorstand erarbeitet hat, steht, dass wir uns einsetzen für Versöhnung in der Stadt. Ein versöhntes Miteinander in aller Verschiedenheit – das Bild, das wir von Gemeinde haben, würde ich durchaus auf Gesellschaft übertragen wollen: wertschätzender

Umgang, füreinander sorgen, miteinander aktiv sein, sich auf Augenhöhe Gemeinschaft der nen Generatiofür mich Eleversöhnten GeDas heißt nicht, Konflikte gibt, man sie fair und trägt und zu Lö-

begegnen, ve r s c hie de nen, das sind mente dieser sellschaft. dass es keine sondern dass gemeinsam aussungen kommt.

Wie wird das im Mehrgenerationenhaus praktisch? Ein ganz großer Teil ist unser „offener Treff“. Das Begegnungscafé Pauli ist für mich so etwas wie ein kleines „Gesellschaftslabor“, wo sehr verschiedene Menschen miteinander den Nachmittag verbringen und es miteinander ausprobieren. Das ist ganz spannend, weil es etwas Kleines ist, aber dennoch etwas, an dem man am besten sehen kann, dass verschiedene Altersgruppen, verschiedene Nationen, verschiedene Milieus in so einem Raum miteinander klar kommen und ihn auch gemeinsam gestalten, sei es, indem sie miteinander spielen oder miteinander kochen. 25


Ein anderes Beispiel ist die Stadtteilarbeit. Mit der Alten Hansestadt Lemgo gehen wir zusammen in die Stadtteile Lemgos, bringen Bürger zusammen und fragen sie: Was muss eigentlich in eurem Stadtteil passieren, dass ihr hier gern alt werdet? Wir bringen auch da Menschen zusammen, die vorher vielleicht gar nichts miteinander zu tun hatten, dann aber gemeinsam aktiv werden für ihren Stadtteil. Dadurch gibt es wieder so kleine „Laborräume“ wie der Kaffeetreff in Lieme

Das Mehrgenerationenhaus wird als Bundesprojekt von öffentlichen Mitteln gefördert. Wie stellt sich das denn dar? Da kommt dann natürlich ganz viel politischer Wille rein, denn ein Bundesprojekt ist dann zu fördern, wenn es dem politischen Willen entspricht. Dieser Gesellschaftsansatz muss zu uns passen. Gerade mit dem Anliegen, dass man das Miteinander der Generationen stärken möchte, war das gegeben. Auch zu den Ursprüngen der diakonischen Arbeit wie dem n.e.t.z.-Büro und damals auch der Kaffeestube „Lichtblick“ hat das Projekt Mehrgenerationenhäuser einfach sehr gut gepasst. Es ist immer zu prüfen: Entsprechen sich der politische Wille und der Auftrag bzw. die Vision der Gemeinde? Wenn nicht, kann man so ein Projekt auch nicht machen.

Vereinbarkeit von Pflege und Beruf geht, wird sich das auch darauf auswirken, wie ein Gesetzesparagraph formuliert wird. Insofern ist das, was wir hier ausprobieren, auch auf einer ganz anderen Ebene wirksam. Es kann so die gesamte Gesellschaft prägen und die Situation von Menschen verbessern, weil es Einfluss auf die Gesetzgebung hat. So ist durch die Arbeit im Mehrgenerationenhaus unsere Gemeinde in eine andere Position gerückt? Ja, sie ist dadurch in einem anderen Segment. Kirche ist vom Ursprung her ja nun nicht total mit allen vernetzt, z.B. mit den Ehrenamtsvereinen, der Stadtverwaltung oder dem Kreis oder auch auf Bundesebene. Wir sind durch das Programm Mehrgenerationenhäuser in eine ganz andere Position gekommen, was die Verbindung mit an-

Wie ist es in der Praxis für dich? Ein Teil issen deiner Arbeit hat auch damit zu tun, die kt in Lüerd je ro lp Inhalte der Arbeit zu beschreiben und an das ei tt Beim Stad oder die Ministerium zu senden. Bürgersprechstunde in Lüerdissen. Wich- Ich habe die Aufgabe, einmal im Jahr tig ist mir dabei auch, die Kirche wieder ein Selbstmonitoring durchzuführen „ins Dorf zu bringen“, als wesentlichen und eine finanzielle Abrechnung vorAkteur einzubringen. Denn Kirche ist ein zulegen, damit deutlich wird, dass gemeinschaftsstiftender Ort. das Geld ordnungsgemäß verwendet wird. Was man wissen muss: Die ReHaben deiner Ansicht nach Christen etwas BesonAm Fre itag: In gierung macht ein Projekt, weil sie deres in politischer Arbeit einzubringen? ternatio nales F Die Perspektive ist eine besondere: Sie etwas herausfinden will, um auf rauenc afé ist geprägt von biblischen Ansichten, wie dem Hintergrund der Ergebnisse z.B. ein Silke das menschliche Miteinander funktionieren Gesetz erlassen zu können. Auch im Pro- deren angeht. Und kann, welche Werte dem zugrunde liegen, jekt Mehrgenerationenhäuser ist das so. Schmidt und ich haben auch von vornund von ihrem Ziel vom „Himmel auf Unsere Erfahrungen werden an das Mi- herein gesagt, wenn wir etwas machen, Erden“. Wie haben wir es genannt bei der nisterium zurückgemeldet, und das lernt dann in Kooperation mit jemandem. Die100-Jahr-Feier unserer Gemeinde? „Für daraus. Deswegen ist es wichtig, unsere ses Konzept ist sehr gut aufgegangen. Das Himmel und ewig“. Wir haben nicht nur Erfahrungen gut und ehrlich darzustellen, meiste machen wir zusammen mit anderen, eine zeitliche, sondern eine ewige Perspek- damit deutlich wird, was funktioniert und z.B. mit Diakonie ambulant oder mit dem tive. Von einer Parteizugehörigkeit ist das was nicht. Z.B. in dem Landesprojekt, Turnverein, mit der Stadt u.a. – auch, um das wir gerade machen, in dem es um die bekannter zu werden. Mittlerweile weraber unabhängig. 26 26


Open-AirKino als Dankeschön! afé Pauli

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den wir auch oft auf Partnerschaften hin angesprochen. Wird die Kirche dahinter gesehen? Ja, auf jeden Fall. Die meisten wissen um die kirchliche Trägerschaft. Ich sage es auch immer, wenn ich eine Zusammenarbeit mit neuen Partnern beginne. Die Resonanz darauf ist positiv. Denn im Vordergrund steht auch die Zusammenarbeit, das gemeinsame Ziel eint. Hast du eine besondere Vision, wo möchtest du hin? Mir ist wichtig, dass Christen das Potential entdecken, Gesellschaft zu gestalten. Und dieses Potential haben wir! Dabei auch den Spagat zu schaffen zwischen dem, im Glauben verwurzelt zu sein, und dem, in Aktion zu treten. Denn viele fallen auf der einen oder anderen Seite vom Pferd: Die einen sammeln sich und Kirche wird zum Selbstzweck, und die anderen verheizen sich in blindem Aktionismus und haben keine Reflektion mehr, ob sie nicht schon den Rahmen jeglicher christlicher Werte verlassen haben. Mir ist für uns Christen wichtig, dass wir uns bewusst auf diese Herausforderung einlassen und dabei zugleich entdecken, dass darin eine irre Kraft liegt, Gesellschaft zu gestalten. Miteinander können wir lernen, wie das

dann gehen kann. Wir brauchen Orte, an denen man sich austauschen kann über das, was geschieht, und wo man miteinander die Geister unterscheidet, was gut ist und was nicht. Ich danke dir für das Gespräch! Das Interview führte Cora Salzmann

Das Mehrgenerationenhaus Lemgo besteht seit Juni 2007. Träger ist die Kirchengemeinde St. Pauli, finanziell geförder t wird es durch das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser des Bundes. Der aktuelle Förderzeitraum endet am 31.12. dieses Jahres, die Weiterförderung ist noch nicht geklärt. Ziele aus dem ersten Aktionsprogramm sind: das Miteinander und den Austausch der Generationen zu fördern, ein nachbarschaftliches Netzwerk familiennaher Dienstleistungen zu schaffen und bürgerschaftliches Engagement zu unterstützen. In der veränderten Fortsetzung des Programms kamen noch neue Schwerpunkte wie z.B. „Alter und Pflege“ dazu.

Für alle ehrenamtlich Mitarbeitenden der Gemeinde am Freitag, den 22. August um 20 Uhr an der Lüerdisser Kirche

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uch in diesem Jahr wollen wir allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz in der Gemeinde mit einem Fest „Dankeschön“ sagen. 

 Im letzten Jahr war es ein wunderschöner Tagesausflug in den Tierpark Ströhen, für dieses Jahr haben wir uns wieder etwas Neues ausgedacht, und zwar ein Open-Air-Kinoabend auf dem Gelände der Lüerdisser Kirche. 

 Wir beginnen um 20 Uhr mit Snacks und gemütlichem Plausch, um 21 Uhr wird der Film (der von einem 3er-Gremium speziell für das Pauli-Publikum ausgesucht wird) starten. 
 Wir rechnen natürlich mit bestem Sommerwetter. Aber bei Regen fällt das Fest nicht aus, sondern dann wird die Veranstaltung in der Kirche in der Echternstraße stattfinden.



 Also, herzliche Einladung zu diesem Dankeschön-Abend!

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So ist Versöhnung W

ollen wir uns wieder vertragen?“ Spätestens abends im Bett fragt das unser Vierjähriger, wenn noch ein Hauch von Ärger in der Luft hängt. Denn zuvor waren kindlicher und elterliche Wille aufeinandergeprallt und hatten einen kleinen „Beziehungsunfall“ verursacht. Erst als er das erlösende „Ja!“ hört, kann er beruhigt schlafen. Versöhnung ist etwas Kostbares, sie ist befreiend und heilend. Der Schaden, den so ein „Beziehungsunfall“ angerichtet hat, wird durch sie behoben. Versöhnung verbindet neu, wenn die Gemeinschaft getrübt oder im extremsten Fall sogar zerbrochen war, sie stellt die Beziehung wieder her. Wie gut! Es ist darum nicht weiter erstaunlich, dass in der Bibel Versöhnung etwas Wesentliches ist. Denn dass Menschen wieder 28

zueinander finden, und vor allem auch, dass Gott und Menschen wieder in Gemeinschaft kommen und sie leben, ist ihr Herzstück. So schreibt zum Beispiel Paulus in seinem zweiten Brief an die Christen in Korinth: Gott hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt. Ja, in der Person von Christus hat Gott die Welt mit sich versöhnt, sodass er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnet. Den, der ohne jede Sünde war, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch die Verbindung mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der wir vor Gott bestehen können. (aus 2.Kor 5,18-21, nach der Neuen Genfer Übersetzung.) Sünde ist ein altes Wort, und es bedeutet, von Gott getrennt zu sein. Die Verfeh-

lungen folgen erst daraus, sie sind Taten, die am göttlichen Willen vorbeigehen. Sünde ist auch ein „Beziehungsunfall“ zwischen Mensch und Gott. Aber das erlösende „Ja!“ hat Gott zu uns zum Glück schon gesagt, und zwar in der Lebenshingabe Jesu Christi für uns. Wer es hört und für sich annimmt, ist mit Gott wieder verbunden, versöhnt. Wie gut! Luther sprach von einem „fröhlichen Wechsel und Tausch“: Sünde wechselt Gott aus gegen Versöhnung, er tauscht den „Beziehungsunfall“ gegen neue Gemeinschaft. Luther hat damit tatsächlich den Kern getroffen, was Versöhnung ausmacht. Das griechische Wort für Versöhnung umfasst nämlich ein breites Spektrum, in dem sich Wechsel, Tausch, Veränderung, Aussöhnung bewegen. Dabei wird alles durch die

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CORA SALZMANN


AN-GE-DACHT

eine große Kraft ins Rollen gebracht, die mächtige Liebe Gottes. Und sie stößt eine Bewegung an, die weitergeht. Wir werden durch Gottes Liebe in diese Bewegung hineingenommen. Wir werden versöhnt und selbst Botschafter der Versöhnung (vgl. 2.Kor 5, 20). Botschafter dafür, dass Menschen wieder in Gemeinschaft mit Gott kommen und in ihr leben. Botschafter auch dafür, dass Menschen zueinander finden. Praktisch wird das in vielen Lebensbereichen, z.B. dann, wenn wir im Streit (oder vielleicht auch erst nach dem Streit) Versöhnung suchen, z.B. auch, wenn wir Streit schlichten. Denn so tragen wir dazu bei, dass „Beziehungsunfälle“ nicht im Totalschaden enden, sondern dass Menschen sich wieder in Frieden begegnen können. Versöhnung geschieht aber nicht nur da, wo Streit aus der Welt geschafft wird. Es gibt ja auch Trennungen, deren Ursache kein Zwist ist, sondern z.B. die Andersartigkeit des Anderen. Versöhnend sind darum auch Menschen, die Kontakt zu Menschen, die ihnen fremd sind, suchen. Versöhnend sind diejenigen, die grundverschiedene Typen zusammenbringen, so dass ein Aus-Tausch entstehen kann – im schönsten Fall ein fröhlicher. Und das geschieht in der Gemeinde! Ja, Gemeinde ist ein Versöhnungsort, denn viele unterschiedliche Menschen haben in ihr Platz: Der Jugendliche, die Ü30 und der Senior, die Lernbehinderte und der Akademiker, der Urlipper und die Südamerikanerin... Versöhnung ist etwas Kostbares. Versöhnung stellt Beziehungen (wieder) her. Die mächtige Liebe Gottes hat eine Bewegung angestoßen, die weitergeht, auch bei uns und mit uns. Und wenn wir ihr Raum geben, dann wird sie noch mehr bewegen. Wie gut!

ALEX’ TAGEBUCH

Politik J

a, Frau Sauer hat viele Ticks („poli-tik`s“), z.B spricht sie gerne fremde Menschen an. So geschehen auch am Morgen des Heiligabends 2013. Familie Sauer geht traditionell mit Freunden ins Theater (das Weihnachtsstück, sehr zu empfehlen!), um danach gemütlich im Café Wien einen Kaffee zu trinken. Man isst, quatscht, genießt die gemeinsame Zeit, und auf einmal merkt man, dass am Nebentisch ganz allein eine ältere Dame sitzt. Man wünscht ihr einen guten Appetit und fragt, ob sie heute auch noch etwas Schönes vorhat, (es ist ja schließlich Weihnachten), aber nein… Tränen fließen, man sei ganz allein, der Mann seit drei Jahren tot, keine Kinder und auch keine Verwandten in der Nähe. Da nimmt man sich Zeit, obwohl man eigentlich los muss (es ist ja schließlich Weihnachten), versucht, etwas zu trösten und denkt sich: „Diese Frau braucht doch auch ein Geschenk!“ Schnell die Dame „gescannt“ (der Pastelltyp), nebenan zu H&M gehuscht und einen Schal in rosahellblau erstanden, in die Geschenktüte gestopft und wieder rüber ins Café. Die Dame packt aus, und wieder Tränen, aber diesmal vor Freude! Man bietet ihr an, sie mitzunehmen, sozusagen eine „Spontanadoption“, zumindest soll sie heute was Schönes machen, an ihren Mann denken, aber nicht mehr weinen (es ist ja schließlich Weihnachten). Sie nickt und verspricht, „brav“ zu sein. Eine schöne Begegnung, bereichernd für beide! PS: Wir haben uns neulich „zufällig“ wieder getroffen, große Freude auf beiden Seiten, natürlich ein Kaffee im Café und das Versprechen, sich nun öfter zu treffen! (und nicht nur an Weihnachten)

ALEXANDRA SAUER

CORA SALZMANN

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urch meine Arbeit beim Weißen Kreuz komme ich mit vielen Menschen in Kontakt, die nicht aus Lemgo kommen und dann auch nach meiner Gemeinde fragen, in der ich als Pfarrer arbeite. Dann versuche ich, mit wenigen Worten zu beschreiben, was St. Pauli für mich so besonders macht, und das ist Folgendes: Die Gemeinde ist bunt, vielfältig, lebendig und entwickelt sich immer etwas weiter. Mir begegnen dort außerordentlich engagierte Ehrenamtliche und Angestellte. Es herrscht ein Teamgeist. In welcher Gruppe oder Veranstaltung man sich auch befindet, ich finde immer die Einstellung vor, nur miteinander ein Ziel erreichen zu können. St. Pauli bietet Lebensräume, wo auch diejenigen, die mal eine Wegstrecke getragen werden müssen, ihren Platz finden. Das begeistert mich. Wer jetzt einen Ameisenhaufen vor dem inneren Auge sieht, liegt nicht ganz falsch. Aber viele Menschen, die zusammen arbeiten und auch zusammen Gemeinde (er-)leben, brauchen unbedingt ein gemeinsames Ziel. Man könnte es auch eine Vision nennen, die allen an ihrem jeweiligen Platz eine Idee davon gibt, wohin es geht. Doch: Was ist die Vision von St. Pauli? Im letzten Jahr hat sich der Kirchenvorstand intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt. Mögliche Ziele gibt es natürlich viele, aber welches passt zu uns? Und als Christen wollen wir natürlich so klar wie möglich herausfinden, wohin Gott mit unserer Gemeinde unterwegs sein möchte.

Drei Aspekte sind uns wichtig geworden: wir möchten als Gemeinde noch mehr als bisher lernen, für Gott, für einander und für andere da zu sein. Wir wollen noch stärker entdecken, was es heißt, von Gottes Liebe getragen zu werden und mit seinem Wirken zu rechnen. Gerade im Neuen Testament werden wir ermutigt und herausgefordert, einander zu lieben. Die Worte „vielfältige Gemeinde“ klingen gut, aber als Einzelpersonen sind wir so verschieden, dass wir uns schnell gegenseitig verletzen können oder uns zu Grüppchen Gleichgesinnter zusammenschließen und den „anderen“ aus dem Weg gehen. Wir wollen regelrecht einüben, auch und gerade den, der uns eher fremd ist, zu schätzen und achtsam miteinander umzugehen. Wir sind eine reich beschenkte Gemeinde. Deshalb haben wir auch viel zu geben – nicht zuletzt auch die Erfahrung, wie lebensverändernd der Glaube an Jesus Christus ist. Unsere Fähigkeiten, unsere Kraft und auch unsere Liebe zu Menschen sollen nicht nur hinter den Kirchenmauern bleiben. Wir sind ein Teil von Lemgo. Wir wollen unseren Anteil zum Wohl des Zusammenlebens in unserer Stadt beitragen. Eine Vision beschreibt immer etwas, das noch nicht so ganz Wirklichkeit ist. Aber das Potential, sie erreichen zu können, ist da. Gemeinsam. Ich bin davon überzeugt: Wir schaffen das – mit Gottes Hilfe. KAI MAURITZ, VORSITZENDER DES KIRCHENVORSTANDS

Eine Vision für 2018 © Wolfgang Dirscherl PIXELIO.DE

Perspektiven des Kirchenvorstands für die Gemeindearbeit

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AUS DEM KIRCHENVORSTAND

Wir für Gott

Der dreieinige Gott ist unter uns und als Vater, Sohn und Heiliger Geist sichtbar. Das bedeutet: Wir leben als Kinder Gottes aus der Vaterliebe – und haben mehr Sehnsucht nach ihr. Wir lassen uns durch Jesus leiten. Wir erwarten das Wirken des Heiligen Geistes. Wir erfassen stärker, dass Gott heilig ist. zur Einladung Unser Ziel: Herzliche UNG L M M EVERS A D IN E Wir erleben eine neue Freiheit. M E G meinde Pauli - Ge t. S „ : a Wir erleben eine neue Vollmacht. m e Th gestalten!“ dehaus Wir werden in eine größere Weite geführt. mit Vision hr, Gemein U 0 .0 0 2 Wir werden mutiger und selbstbewusster. 10.09., Mittwoch,

Wir für einander

Wir sind in der Liebe zueinander gewachsen. Das bedeutet: Wir vertrauen einander trotz unserer Unterschiedlichkeit. Wir wertschätzen einander. Wir pflegen einen achtsamen Umgang miteinander. Wir gehen ehrlich mit unseren Schwächen und Fehlern um und bitten um Vergebung. Unser Ziel: Wir rechnen damit, dass uns die Liebe Verständnis und Güte füreinander gibt. Wir leben Demut, um durch sie Wertschätzung des anderen zu lernen. Wir wollen in unserer Kommnikation untereinander Zuhören und Verstehen einüben. Wir stehen zu unseren Schwächen und Fehlern, weil wir Buße und Vergebung leben wollen.

Wir für andere

Wir engagieren uns für Versöhnung in unserer Stadt. Das bedeutet: Wir beteiligen uns in unserer Stadt zum Wohl der Stadt. Wir achten Andere (Ältere, Junge, Einsame, Schwache, Randgruppen). Wir suchen Wege zueinander und sind bereit, unbequeme (oder unorthodoxe) Wege zu gehen. Unser Ziel: Wir sind für unsere Stadt sichtbar. Wir sind engagiert, so dass man uns sieht und hört. Wir sind in der Gemeinde gewachsen, weil Menschen Jesus Christus gefunden haben.

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AUS DEM KIRCHENVORSTAND

Im Posaunenchor Lemgo:

Neuer Leiter

Abendmahl mit Kindern

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liver Eggert, 41 Jahre, aufgewachsen in Schötmar, ist neuer Leiter des Posaunenchores Lemgo. Er hat in Detmold Instrumentalpädagogik studiert und ist selbst Dozent an der Hochschule für Musik. Neben seiner Konzerttätigkeit unterrichtete Eggert in Einzel- und Gruppenunterricht Schülerinnen und Schüler in den Fächern Blockflöte, Keyboard, Klavier, Trompete sowie in Harmonielehre, Theorie-Tonsatz, Partiturkunde und Instrumentenkunde. Eggert freut sich insbesondere auf die kirchenmusikalische Arbeit mit dem Posaunenchor, aber auch auf die zwischenmenschlichen Aspekte, die dieser Beruf mit sich bringt! www.posaunenchor-lemgo.de

Chronik des Posaunenchores ist online und im Buchhandel

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eit 9. Mai ist die Chronik über die Geschichte des Posaunenchores Lemgo als Blätterversion (www. posaunenchor-lemgo.de) im Internet zu lesen. Für Eur 7,50 ist sie auch im Buchhandel, im Hexenbürgermeisterhaus und im Gemeindebüro St. Nicolai zu erhalten.

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eit dem 4. Mai wird in unserem Gottesdienst nun das Abendmahl zusammen mit Kindern gefeiert. Dieser Entscheidung ist ein langer Prozess vorausgegangen, in dem wir uns mit der Bedeutung des Abendmahls auseinandergesetzt haben. Seit der Reformationszeit war es üblich, dass man erst zum Abendmahl zugelassen wurde, wenn Taufe und Konfirmation vorangegangen waren. Dieses war auch langjährige Praxis in St. Pauli. Seit 2006 hat die Lippische Landeskirche die Öffnung des Abendmahls für Kinder, nach intensiven Beratungen und schriftlicher Stellungnahme, befürwortet. Wir haben im Kirchenvorstand seit dem vergangenen Jahr das geistliche Anliegen des Abendmahls mit Kindern reflektiert. Es wurde im Kirchenvorstand und in unterschiedlichen Ausschüssen diskutiert, dann auf der Gemeindeversammlung im Januar 14 vorgestellt und zu einer Aussprache geführt. Im Februar wurde daraufhin der Beschluss gefasst, das Abendmahl mit Kindern einzuführen. Auch mit den Kindern haben wir über die Bedeutung des Abendmahls gesprochen. Im Kindergottesdienst wurde das Thema ausführlich behandelt und erstmalig Abendmahl gefeiert. Zusätzlich haben die Eltern einen Brief mit allen wichtigen Informationen und ein kindgerechtes Heft mit Gedanken zum Abendmahl bekommen.

Neutestamentliche Gründe für das Abendmahl Häufig wird Paulus im 1. Korintherbrief 11,27f zitiert (Wer nun unwürdig von dem Brot isst oder mit Kindern Jesus setzte das Abendmahl ein und bezog sich dabei direkt auf das Passahmahl, welches immer schon von der ganzen Familie gefeiert wurde. Seine Mahlgemeinschaft mit Menschen war geprägt von bedingungsloser Annahme. Zudem stellt er Kinder und ihren Glauben als Vorbild für Erwachsene vor Augen: Sie dürfen ohne Abstriche zu ihm kommen. Auch als die ersten christlichen Hausgemeinden entstanden, kann man davon ausgehen, dass die Kinder der Familien selbstverständlich zur Mahlgemeinschaft, innerhalb der das Abendmahl gefeiert wurde, dazugehörten.

aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst...), verbunden mit dem Zweifel, ob Kinder zur Selbstprüfung in der Lage sind und möglicherweise „unwürdig“ am Abendmahl teilnehmen. Mit einem unwürdigen Vollzug des Abendmahls ist aber nicht gemeint, dass ein bestimmter intellektueller Reifegrad erreicht sein muss, sondern ein Vollzug, der die Heilstat Christi durch liebloses Verhalten untereinander missachtet. Diesen Aspekt nun können auch Kinder verstehen.


SENIORENFREIZEIT

Seniorenfreizeit auf Borkum vom 25.10. - 5.11.2014

Die pure Freude! Aus dieser neutestamentlichen Perspektive sehen wir als Gemeinde keinen Grund, Kinder vom Abendmahl auszuschließen. Im Gegenteil, sie sind im Sinne Jesu herzlich eingeladen.

Was das Abendmahl bedeutet Jeder, dem es beim Abendmahl um die Gemeinschaft mit Jesus Christus geht, darf am Abendmahl teilnehmen. Er ist eingeladen, um Christi Vergebung zu erfahren und durch seinen Heiligen Geist zur Nachfolge gestärkt zu werden, in der Gemeinschaft. Wer sich nicht bereit dazu fühlt, das Abendmahl zu feiern, oder es nicht möchte, sollte das auch nicht tun. Dies gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Deshalb soll bei der Einleitung zu unseren Abendmahlsfeiern die Bedeutung des Abendmahls auch immer kurz erklärt werden. Aber grundsätzlich gilt: Jesus selbst schließt keinen vom Abendmahl aus, der in die Gemeinschaft mit ihm kommen möchte.

Zur Praxis Die Kinder kommen zusammen mit ihren Eltern zum Abendmahl. Bisher war die Praxis, dass den Kindern, die mit zum Abendmahl mit ihren Eltern mitgekommen waren, ein Segenswort zugesprochen wurde. Nun bekommen sie Brot und Kelch mit Traubensaft gereicht, die Eltern sind den Kindern behilflich. Die Eltern können aber auch deutlich machen, dass sie nicht möchten, dass ihr Kind das Abendmahl erhält. Dann wird dem Kind wie zuvor ein Segenswort zugesprochen. Wir wünschen uns jedenfalls durch diese neue Praxis, dass uns die Abendmahlsfeiern als Gemeinde und auch als Familien stärker miteinander und mit Jesus Christus verbinden. Der Kirchenvorstand

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ir sind alle 20 Jahre jünger geworden. Es war die pure Freude!“, meinte eine Seniorin zum Abschluss der letzten Freizeit auf Borkum 2010. Wir freuen uns, auch dieses Jahr wieder eine Gemeindefreizeit für die ältere Generation auf der schönen Insel anbieten zu können, und erwarten, dass es eine ähnlich herrliche Zeit sein wird! Dabei sind auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zum ersten Mal mit dabei sind, ganz herzlich willkommen. Denn neue Menschen kennen zu lernen und Gemeinschaft zu erleben ist einfach bereichernd! Die ostfriesische Insel Borkum ist auch im Herbst noch wunderschön und hat durch ihr Hochseeklima in der Regel auch in dieser Jahreszeit noch oft milde Temperaturen. Wir sind in einem der „Gästehäuser Viktoria“ untergebracht, die sich in unmittelbarer Nähe zum Strand und zur Innenstadt befinden. Die Zimmer sind freundlich eingerichtet und verfügen über DU/WC und Telefon.

Der Tagesablauf ist folgendermaßen: Nach dem gemeinsamen Frühstück treffen wir uns zu einer Morgenandacht, zu der ein biblischer Impuls genauso gehört wie das Singen und der persönliche Austausch über Fragen des Glaubens. Im täglichen Wechsel werden entweder Ausflüge am Nachmittag angeboten oder Abendprogramme, die unterschiedliche Akzente setzen: von fröhlich und bunt bis zu ernsthaften Themen. Neben den Programmangeboten gibt es noch genügend Zeit zur freien Verfügung. Preise: im Doppelzimmer Eur 570,-, im Einzelzimmer Eur 670,Die Preise beinhalten Vollpension, Bustransfer, Kurtaxe, Reiserücktritt und Fährverbindung. Kosten, die durch Ausflüge entstehen, müssen gesondert gezahlt werden. Anmeldung bis zum 15. August 2014.

Leitung und weitere Informationen: Pfr. Kai Mauritz Tel. 126 79, E-Mail: pfr.mauritz@st-pauli-lemgo.de 33 33


Das Mehrgenerationenhaus stellt sich einer Zukunftsaufgabe

© Rainer Sturm PIXELIO.DE

Ehrenamtliche Unterstützung für pflegende Angehörige

Das Mehrgenerationenhaus bietet seit einigen Jahren gemeinsam mit verschiedenen Partnern in Lippe Unterstützung für pflegende Angehörige an. Was mit einem Gesprächskreis angefangen hat, in dem Betroffene offen über ihre Nöte sprechen konnten, hat sich zu einer breiten Palette von Angeboten erweitert.

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um Gesprächskreis kam bald eine Betreuungsgruppe, in der sich ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Demenzerkrankten kümmern. Aus dem Bedürfnis der Angehörigen heraus, sich mehr mit Demenz und den Herausforderungen der Pflege auseinanderzusetzen, wurden Informationsabende, Pflegeinitialkurse und zuletzt auch spezielle Kurse für pflegende Angehörige im Rahmen des Mehrgenerationenhauses durchgeführt. Der Bedarf war so groß, dass im letzten halben Jahr mehrere Kurse parallel angeboten werden mussten. Außerdem hat sich Silke Schmidt zur Demenzfachbegleiterin weiterqualifiziert, um in Lemgo ein professionelles Beratungsangebot anzubieten. Neben Beratungs-, Gesprächs-, Informations- und Schulungsangeboten für die Angehörigen ist es eine weitere Notwendigkeit, konkrete Entlastungsangebote im Alltag zu schaffen. Hier hat das Mehrgenerationenhaus im Betreuungsteam Lippe e.V. einen wertvollen Partner gefunden. Gemeinsam 34

mit dem Kreis Lippe und dem Verein konnten im Frühjahr insgesamt 15 Seniorenbegleiterinnen und Seniorenbegleiter ausgebildet werden, die jetzt die Möglichkeit haben, sich über den Verein in Haushalte vermitteln zu lassen und dort ehrenamtliche Betreuung für Seniorinnen und Senioren anzubieten.

Der Pflegemix als Zukunfmodell Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses sind in ihrer Arbeit damit konfrontiert, dass der Bedarf an Unterstützung in der Pflege stetig zunimmt. Der demografische Wandel verlangt von immer mehr Menschen, sich den Herausforderungen der häuslichen Pflege zu stellen. Dabei sind häufig die Bedürfnisse der Familie, die Erwerbsarbeit und die Pflege nur schwer miteinander zu vereinbaren. Nicht wenige pflegende Angehörige kommen in diesem Spannungsfeld an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit. „Unterstützungs- und Pflegebedarf unter den Bedingungen des demografischen

Wandels erfordert das Zusammenwirken von Eigenverantwortung, familiärer Unterstützung, bürgerschaftlichem Engagement, professionellen Sozialdiensten und staatlicher Absicherung.“ Mit diesem Satz bringt das strategische Konzept „Selbstbestimmt altern“ der Bundesregierung die Tatsache auf den Punkt, dass Pflege in Zukunft ein Zusammenspiel von professionellen und freiwilligen Akteuren sein muss, um erfolgreich zu sein, d.h. es muss ein sogenannter Pflegemix sein.

Pflegebegleiter gesucht! Das Mehrgenerationenhaus sieht hier seinen Beitrag schwerpunktmäßig darin, die familiäre Unterstützung und das freiwillige Engagement in der Pflege zu stärken. Deswegen war es uns sehr wichtig, uns am Forschungsprojekt „Unternehmen Pflegebegleitung“ des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Geragogik (FoGera) zu beteiligen. In einem Vorbereitungskurs werden im Rahmen des Projektes Pflegebegleiterinnen


AUS UNSEREM MEHRGENERATIONENHAUS

Das Mehrgenerationenhaus wird gefördert von:

und Pflegebegleiter ausgebildet, die dann ehrenamtlich pflegende Angehörige im Pflegeprozess begleiten. Diese Begleitung ist hauptsächlich als entlastendes Gesprächsangebot zu verstehen, in dem der pflegende Angehörige und der Pflegebegleiter gemeinsam nach Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten für die jeweilige Situation suchen. Da wo der „Beratungsprofi“ vielleicht nur einen kleinen Zeitanteil für einen pflegenden Angehörigen zur Verfügung hat, nimmt sich der Pflegebegleiter bewusst Zeit und ist bereit, den Marathon „Pflege“ mit dem Angehörigen gemeinsam zu laufen. Das Projekt Unternehmen Pflegebegleitung will dabei noch besonders die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in den Blick nehmen und auch Unternehmen Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter für ihre Angestellten zur Verfügung stellen. Aus der Erfahrung bestehender Pflegebegleiterinitiativen sind vor allem Menschen, die die Aufgabe der häuslichen Pflege selbst gemeistert haben, bereit, ihre Erfahrungen weiterzugeben und andere im Pflegeprozess zu unterstützen. Natürlich gibt es auch immer Menschen, denen auch ohne eigenen biografischen Hintergrund die Situation pflegender Angehöriger am Herzen liegt. Das Mehrgenerationenhaus sucht nach Menschen, die sich dieser Zukunftsaufgabe stellen wollen und als Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter ehrenamtlich pflegende

Angehörige unterstützen möchten. Neben dem Einsatz in der Einzelbetreuung pflegender Angehöriger wäre es auch möglich, in den bestehenden Angeboten des Mehrgenerationenhauses mitzuarbeiten und z.B. Gesprächskreise oder Angehörigengruppen zu leiten Außerdem soll unter den Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleitern ein Netzwerk entstehen, in dem man sich gegenseitig in der Aufgabe unterstützt.

Falls Sie Fragen zu bestehenden Angeboten oder zur Pflegebegleitung haben, wenden Sie sich bitte an: Silke Schmidt, Tel. 0 52 61 / 66 89 29 oder E-Mail: netz@st-pauli-lemgo.de Termine urs Vorbereitungsk Pflegebegleiter: r 14.11.14 18 - 20 Uh r Uh 18 15.11.14 9 r Uh 16 22.11.14 9

r 30.1.15 18 - 20 Uh r Uh 18 31.1.15 9 r Uh 16 14.2.15 9 r 06.3.15 18 - 20 Uh r Uh 18 07.3.15 9 r Uh 16 21.3.15 9

Wenn Sie Fragen zur Arbeit des Mehrgenerationenhauses haben oder sich ehrenamtlich einbringen wollen, steht Ihnen unser Büro gerne zur Verfügung. Sie erreichen uns unter (0 52 61) 920 46 08 oder über Email:  dagmar.begemann@st-pauli-lemgo.de 8 Das Begegnungscafé in der Echternstr. 12 ist Mo, Di, Mi und Fr jeweils von 15 – 18 Uhr geöffnet. Unsere Cafémitarbeiterinnen freuen sich über Ihren Besuch! 8 Silke Schmidt vermittelt im n.e.t.z.-Büro ehrenamtliche und professionelle Hilfe und Unterstützung vom Besuchsdienst über Beratung bis hin zur Nachbarschaftshilfe. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Information über weiterführende Hilfen, Angebote und Beratung zum Thema Demenz. Sie erreichen sie zu den Büroöffnungszeiten dienstags 11.00 – 12.00 Uhr und mittwochs 15.00 – 18.00 Uhr, telefonisch unter (0 52 61) 66 89 29 oder über Email: netz@st-pauli-lemgo.de 8 Wenn Sie unsere Arbeit finanziell unter­ stützen möchten, dann können Sie unter dem Vermerk »Mehrgenerationenhaus« spenden auf das Konto: Kirchengemeinde St. Pauli, Konto-Nr. 1 25 59 bei der Sparkasse Lemgo (BLZ 482 501 10) 35 35


...an die Pinnwand:

Aktuelle Informationen finden Sie auch auf unserer Homepage www.st-pauli-lemgo.de oder im monatlich erscheinenden VielFaltBlatt. 36

GOLDENE UND DIAMANTENE KONFIRMATION So, 21.09., ab 10 Uhr (Gottesdienst) Es dürfen auch gerne die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Jahrgänge 1964 und 1954 kommen, die nicht bei uns konfirmiert wurden, sondern irgendwo anders ihre Goldene und Diamanten Konfirmation in diesem Jahr feiern würden. Anmeldungen an das Gemeindebüro Tel. 1 58 94.

DANKESCHÖNABEND Fr, 22.08, 20 Uhr, für alle Ehrenamtlichen der Gemeinde. OpenAir-Kinoabend auf dem Gelände der Lüerdisser Kirche mit Snacks und Getränken. Da der Film, wegen spät einsetzender Dunkelheit, erst später starten kann, beginnen wir zuerst mit dem geselligen Beisammensein. Bei Regenwetter fällt der Termin nicht aus, sondern findet in der Kirche in Lemgo statt.

INFOABEND KATECHUMENEN Mi, 20.08., 19.30 Uhr Informationsabend für die Eltern der Katechumenen im Gemeindehaus.

SEMINARREIHE : »Das ausgetauschte Leben. Erlösung verstehen.« Ab Mi, 17.09., 10 Einheiten in einem 14-täg. Rhythmus (jeweils Mi, 19.30 Uhr - 21.15 Uhr) Weitere Informationen können den ab Juli ausliegenden Flyern entnommen oder in der Beratungsstelle erfragt werden. Tel. 77 01 33, Email: beratungsstelle@st-pauli-lemgo.de

GEMEINDEVERSAMMLUNG Mi, 10.09., 20 Uhr; »Gemeinde mit Vision gestalten!« & Überblick über den Finanzhaushalt GEBURTSTAGSFEIER FÜR SENIOREN Do, 18.09., 15.30 Uhr im Gemeindehaus. KATECHUMENENÜBERNACHTUNG 29.-30.09., Anmeldungen ab sofort im Gemeindebüro, Tel. 1 58 94.

FRAUEN- FRÜHSTÜCK IM GEMEINDEHAUS Sa, 20.09., 9 Uhr: »Pilgern« Anmeldung: Stefanie Hoyer, Tel. 184 64 46

SENIORENFREIZEIT auf der Insel Borkum vom 25.10. – 05.11.

»Erholung, Gemeinschaft und geistliche Impulse«. Die Unterbringung erfolgt im Gästehaus Victoria. Preise: DZ € 770,–/ EZ € 940,– inkl. Vollpension, Bustransfer, Fähre und Kurtaxe. Anmeldungen an Pfr. Kai Mauritz, Tel. 1 26 79, pfr.mauritz@st-pauli-lemgo.de

GOLDENE UND DIAMANTENE HOCHZEIT Wenn Sie anlässlich ihrer Goldenen und Diamantenen Hochzeit den Besuch eines Pfarrers oder der Pfarrerin wünschen, melden Sie sich bitte bei uns im Gemeindebüro, TeL. 1 58 94.

GOTTESDIENST »58«, SO, 26.10., 10 UHR Deutschlandweit ein Zeichen setzen gegen Armut und Ungerechtigkeit Info: www.58-filmgottesdienst.de

Öffnungszeiten BegegnungsCafé (Echternstraße 12) Mo – Mi und Fr, 15 – 18 Uhr Das BegegnungsCafé bleibt vom 14. Juli bis 10. August geschlossen.


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