Gesundheit im Dialog - Ausgabe 2 Dortmund

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Interview

Gesundheit in Dortmund | 2013 „Das Tolle an der Osteopathie ist, dass man mit scheinbar wenig Aufwand eine ganze Menge erreichen kann“, sagt Oberärztin Sabine Peters, die als Mutter selbst Erfahrung mit der entspannenden Wirkung der Methode gesammelt hat. „Ich finde es ein Wunder, dass man mit so vermeintlich einfachen Handgriffen bei den Kindern so viel bewegen kann.“ Seit Mitte Mai hat das St.-Johannes-Hospital einen Kooperationsvertrag mit zwei physiotherapeutischen Praxen. Zweimal die Woche kommen ausgebildete Osteopathen auf die Säuglingsstation, um den Müttern und Kindern Hilfe anzubieten, die sie benötigen. „Gesundheit im Dialog“-Redakteur Dr. Holger Böhm sprach mit der Osteopathin Christiane Multhaupt und Hebamme Beate Grieger über das Angebot, das sich so großer Nachfrage erfreut. Weiterlesen Weitere Infos finden Sie unter www.gesundheit-dialog. de/021304 Kontakt: gynaekologie@joho-dortmund.de

Fazit: Die osteopathische Erstunter­ suchung ist ein Angebot der Säuglingsstation, das insbeson­ dere nach komplizierteren Schwangerschafts- oder Ge­burts­verläufen frühzeitig die Weichen für ein harmonisches und entspanntes Verhältnis von Eltern und Kind sorgen soll.

Böhm: Für welche Kinder ist das Angebot gedacht? Grieger: In erster Linie für alle Kinder, bei denen es einen etwas komplizierteren Geburtsverlauf gab, die im Bauch lange in einer bestimmten Zwangshaltung gelegen haben oder durch Kaiserschnitt oder mit Hilfe der Saugglocke entbunden worden sind. Darüber hinaus beobachten die Kinderkrankenschwestern, ob ein Säugling zum Beispiel eine bevorzugte Haltung hat, ständig schreit oder sonst wie Unwohlsein signalisiert. Multhaupt: Es geht darum, die Säuglinge möglichst schnell nach der Geburt anzuschauen, um eingreifen zu können, bevor sich eventuelle Prägungen im Mutterleib, Haltungs- oder Tonusprobleme und viele andere mögliche Imbalancen fixieren. Die Kinder erhalten gegebenenfalls gleich bei der Erstuntersuchung eine Behandlung. Dabei werden Spannungen und Blockaden gelöst und die Eltern erhalten eine Anleitung, wie sie mit problematischen Situationen gut umgehen können. Böhm: Zum Beispiel? Multhaupt: Wir erklären zum Beispiel, wie sie das Kind bei einseitigen Kopfdrehungen am besten lagern, wie man es hochnimmt, ablegt und trägt. Wir zeigen auch kleine Tricks, wie zum Beispiel das Auslösen des Suchreflexes, um schnell die Kopfdrehungen zu beeinflussen. Böhm: Warum ist dies wichtig? Multhaupt: Die kleinen Kinder haben sehr weiche Köpfe. Die Nähte haben sich auch noch nicht verfestigt. Der Kopf verformt sich in Windeseile. Das Kind kommt in eine Asymmetrie, die nicht nur den Kopf betrifft, sondern sich weiter in den Körper fortpflanzt. Die Osteopathie kann helfen, dass die Kinder rasch den Ausgleich finden. Böhm: Die Idee ist also auch, die Eltern früh zu informieren, damit sie mit einfachen Mitteln selbst vorbeugen können? Grieger: Das ist eine Seite. Gleichzeitig bemerken wir auf der Station, dass auch die Mütter nach dieser Behandlung viel entspannter reagieren. Sie bemerken sofort die Wirkung. Das Kind wird ruhiger, es schreit nicht mehr so viel, es trinkt besser. Die Frauen können entspannen und auf einmal klappt es mit dem Stillen. Wir bemerken einen durchschlagenden Erfolg und die Frauen sind begeistert. Böhm: Also ist es ein Angebot für die Kinder und für die Mütter? Multhaupt: So ist es. Nach der Geburt sind alle aufgeregt, das Kind muss erst einmal ankommen. Das ist wie bei einem Mobile. Wenn da etwas schief hängt, funktioniert es auch nicht. Wir versuchen, ein Gesamtkonzept in den Blick zu nehmen. Auf der Station haben wir die Gelegenheit, in Ruhe mit den Müttern und den Säuglingen zu arbeiten. Oft sind auch die Väter dabei, das ist besonders gut. Grieger: Da ist auch ganz viel Seelentrost mit dabei. Ich habe selbst als Wöchnerin erlebt, dass man nach der Geburt in einer ganz großen Ausnahmesituation ist. Man ist verspannt, man ist verkopft. Nicht jeder hat ja eine rosarote Brille auf. Dann es reicht schon aus, wenn eine Person von außen kommt, und Mut zuspricht. Schon lösen sich alle Verspannungen und auch der Milchstau ist weg. – Harmonisierung, das ist es, um was es geht. 17


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