Johannes im DIALOG - Ausgabe 05

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Reportage

Straßen für die Labordiagnostik

Ab geht die Nahezu reibungslos und unbemerkt von den Patienten ist das gesamte Labor des St.-Johannes-Hospitals Ende letzten Jahres innerhalb von zwei Tagen aus dem Keller ins Dachgeschoss umgezogen. Mit einer kräftigen Finanzspritze des Landes NRW konnte in den neuen Räumen eine hochmoderne, weitgehend automatisierte Diagnostik ausgebaut werden. So sei es gelungen, sagt Laborleiter Dr. Hans-Joachim Bauch, ein äußerst flexibles Labor zu schaffen, das auch in zehn Jahren noch modernen Maßstäben genügen kann, weil eine fortwährende Anpassung an sich ändernde Anforderungen möglich ist. Wenn der Besucher an der Theke für die Probenannahme vorbei das Labor betritt, findet er sich in einer Mini-Fabrik wieder. Gerätestraßen durchqueren einen weitläufigen Raum, Miniaturfließbänder ziehen von Apparatur zu Apparatur und befördern Probenröhrchen mit Blut oder Urin wie von Geisterhand von einem Bestimmungsort zum nächsten. Es herrscht reger Verkehr, der automatisch über Weichen und vorbei an Kontrollpunkten und Messstationen bis ins Kühlarchiv gesteuert wird. Und selbst von dort werden automatisch Proben auf den Weg geschickt, wenn Kontroll- oder Nachuntersuchungen erforderlich sind. Hinter der Automation steckt eine intelligente Software. Jedes ankommende Probenröhrchen ist mit einem Barcode versehen, über den es identifiziert werden kann und über den das System weiß, welche Unter-

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Rohrpost

suchungen anstehen. Blut- oder Urinproben gelangen über die neu installierte Rohrpost auf direktem Wege von den Stationen ins Labor. Auch dieses System ist clever: Es sorgt automatisch dafür, dass stets ausreichend leere Transportkartuschen auf den Stationen vorrätig sind, indem es vorzugsweise die Stationen mit entleerten Rohrpostbehältern bedient, die viele Proben auf den Weg geschickt haben. Mit der Probe kommt die Anforderung der Ärzte für die notwendigen Untersuchungen. Bei einem Durchsatz von bis zu 1.500 Probenröhrchen pro Tag muss das System mit einer großen Anzahl Daten gefüttert werden, damit alles seinen richtigen Weg nimmt. Natürlich klappt das nicht immer fehlerfrei. Deshalb ist es wichtig, dass bei Störungen oder Problemen, die entsprechenden Proben automatisch erkannt, aussortiert und für eine manuelle Kontrolle bereitgestellt werden. Damit ist auch klar, dass das Personal nach wie vor seine Aufgaben hat, wie Dr. Bauch betont: „Die Arbeit ist mit der Automation nicht weniger geworden, sondern eher mehr.“ Das zeigt sich beispielsweise bei der mikroskopischen Analyse von Blutzelltypen. Zwar erkennt der Computer die für den Laien nur schwer unterscheidbaren Zellsorten mit erstaunlich großer Sicherheit, doch grundsätzlich, erklärt der Laborleiter, macht das System nur einen Vorschlag, letzten Endes muss eine Laborantin entscheiden, ob das Ergebnis akzeptiert werden kann oder doch im Einzelfall korrigiert werden muss.

Die Vorteile der Automation liegen auf der Hand. Die strikte Standardisierung im Ablauf garantiert eine gleich bleibende Qualität bei der Analyse. Zugleich ermöglichen die modernen Geräte bei hohem Probendurchsatz eine rasante Untersuchungsgeschwindigkeit. Die reine Messzeit für ein großes Blutbild beträgt gerade mal noch 45 Sekunden. Und eine Blutsenkung, die früher Stunden in Anspruch nahm, ist heute in 40 Sekunden mit höchster Präzision erledigt.

Mit der Rohrpost (re.) werden die Proben von allen Stationen des St.-JohannesHospitals in das Zentrallabor geschickt, wo sie erfasst (li.) und in einen weitgehend automatisierten Analyseprozess eingeschleußt werden.

Die Freiräume, die die Automation schafft, werden genutzt, um ein möglichst breites Spektrum von Analyseverfahren schnell zu bearbeiten und noch am gleichen Tag ein Ergebnis zu liefern. „Ziel ist es“, so Dr. Bauch, „80 bis 90 Prozent aller Anforderungen automatisch abzuarbeiten. Die restlichen zehn bis zwanzig Prozent


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