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T IERSEUCHEN – A KTUELLE E NTWICKLUNGEN
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Re AGieRen Zu kÖnnen. ein übeRblick.
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Afrikanische Schweinepest (ASP)
ASP breitet sich nicht nur in Europa, sondern weltweit immer weiter aus. Betroffene Tiere sind Wild und Hausschweine, für den Menschen ist das Virus ungefährlich.
Im November 2022 wurden in Europa 38 ASPAusbrüche bei Haus und 781 ASPAusbrüche bei Wildschweinen registriert. Im Vergleich zum Vormonat ist die Anzahl der ASPMeldungen bei Wildschweinen stark gestiegen. Kürzlich wurde auch ein neuer Fall der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in der deutsch polnischen Grenzregion Tschechiens (Liberec Region; ca. 240 km Luftlinie von der österreichischen Staatsgrenze entfernt) registriert. In einem tschechischen Haustierbestand ist die ASP allerdings nach wie vor noch nie aufgetreten. Österreich war bis dato noch nicht von der ASP betroffen, allerdings wird das Einschleppungsrisiko weiterhin als hoch eingestuft, da Ungarn, die Slowakei, Tschechien, Deutschland und Italien im November 2022 ASPAusbrüche bei Wildschweinen gemeldet haben. Das Hauptrisiko besteht weiterhin im indirekten ASP Eintrag in Schweinebestände durch Menschen aus von ASP betroffenen Regionen.
Geflügelpest: Stallpflicht in Risikogebieten
Am 9. November 2022 bestätigte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) einen Ausbruch von Geflügelpest in einem Hobbybetrieb im Bezirk Graz Umgebung. Bei mehreren Hühnern und Gänsen wurde das Aviäre InfluenzaVirus, Subtyp H5N1, nachgewiesen. Dieser Subtyp ist für Vögel hochpathogen und führt häufig zu vielen Todesfällen, insbesondere in Hausgeflügelbeständen.
Der betroffene Geflügelbestand wurde daraufhin amtlich gesperrt. Um eine Ausbreitung zu verhindern, wurden von der Bezirksverwaltungsbehörde im Umkreis des betroffenen Betriebes Schutzund Überwachungszonen eingerichtet, in welchen geflügelhaltende Betriebe amtstierärztlich kontrolliert wurden.
Am 4. Jänner 2023 verlautbarte die AGES, dass bei mehreren Wildvögeln in Wien sowie in den Bezirken Gmünd und Melk die Geflügelpest nachgewiesen wurde. Nun ist zu befürchten, dass das Virus auch in der heimischen Wildvogelpopulation Verbreitung gefunden hat. Dieser Umstand fordere laut AGES eine rechtliche Anpassung.
In Regionen, die bereits jetzt als „Geflügelpestrisikogebiete“ ausgewiesen sind, muss Geflügel ab der zweiten Kalenderwoche 2023 bis auf weiteres in geschlossenen, zumindest überdachten Stallungen gehalten werden. Diese Stallpflicht gilt für alle Betriebe und Hobbyhaltungen mit 50 und mehr Tieren. Dazu wurde eine entsprechende Novelle der GeflügelpestVerordnung des Gesundheitsministeriums erlassen. Die Geflügelhalter sind nun zu verstärkten Biosicherheitsmaßnahmen angehalten und alle tot aufgefundenen, wildlebenden Wasservögel und Greifvögel müssen zudem bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde beziehungsweise beim Amtstierarzt gemeldet werden. Die Geflügelpest hat Europa im Jahr 2022 so heftig getroffen wie nie zuvor und hat bereits zu enormen Verlusten in etlichen Geflügelbetrieben geführt. Im Herbst steigt das Risiko für die Verbreitung der Geflügelpest, nachdem diese Tierseuche insbesondere durch Zugvögel verbreitet wird.
Im November 2022 wurden europaweit 417 GeflügelpestAusbrüche in 21 Staaten registriert, nachdem es im Oktober noch 262 Ausbrüche in 14 Staaten waren. Zu Ausbrüchen bei Geflügel kam es in Ungarn, Frankreich, Italien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Irland, Dänemark, Norwegen, Kroatien und Moldawien. Wildvögel waren in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Belgien, Italien, Irland, Dänemark, Island, Norwe gen, Portugal, Rumänien, Schweden, Kroatien, Schweiz, Serbien, Slowenien, Nordmazedonien und Österreich betroffen. In Großbritannien führte die Geflügelpest, neben gestiegenen Produktionskosten, sogar dazu, dass eine gravierende Knappheit an Eiern vorherrscht und etliche Lebensmittelhändler die Abgabe von Eiern beschränken mussten. Zusätzlich mussten rund 750.000 Legehennen gekeult werden, um die Aus breitung der Geflügelpest einzudämmen. Auch nahezu ein Drittel der jährlichen Truthahnproduktion von elf Millionen Tieren ereilte dasselbe Schicksal. Es handelt sich mit mehr als 200 bestätigten Fällen um den bisher größten Ausbruch in Großbritannien.
Mag. Markus Eigner, ehem. Referent im Fachverband der Lebensmittelindustrie, Wien