BIANCO

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living

CHALET MIT CHARME

Chalet Stuber in Gstaad

S tilles Leben im Bauernchalet Kay Wettstein

Francesca Giovanelli

Seit rund vierhundert Jahren steht dieses Chalet mitten in einer unberührten Landschaft an einem steilen Berghang vor den Toren Gstaads. Architekt Stephan Jaggi renovierte das alte Bauernhaus von Grund auf: in traditioneller Bauweise und mit regionalen Materialien.

«Grüezi», sagt Roger Moore, setzt sich an den einfachen Holztisch im Restaurant Chesery und bestellt ein Fondue. Wie viele andere Stars ist der Ex-James Bond hier gerne zu Gast. Ob Winter oder Sommer – die Region um Gstaad im Berner Oberland zieht Tausende von Gästen aus aller Welt an ihre Top-Events: Musikliebhaber ans Menuhin Festival, Tennisfans ans Gstaader Open, Nostalgiker an die Heissluftballonwoche, Pferdenarren an den Hublot Polo Gold Cup. Doch Insider wie Roger Moore wissen, dass man hier nebst Unterhaltung erster Klasse auch anderes findet: nämlich Ruhe, Frieden, Normalität und Bodenständigkeit. Nicht umsonst heisst der Gstaader Slogan «Come up – slow down» – die Täler bieten ein herrliches Refugium für alle, die Erholung und Erfrischung suchen. Als Magdalena und Beat Stuber vor fünf Jahren ein paar Ferientage im Hotel Palace verbrachten, verliebten sie sich in die Landschaft. Sie dachten: «Hier oben gefällt es uns. Da sollten wir ein Ferienhaus haben.» Dass sie in St. Moritz bereits eine Wohnung besassen, war kein Thema. Dort war das Leben ein Reigen des Jetsets, das Berner Oberland versprach etwas gänzlich Neues. Durch Handschlag zum Hausbesitzer Ein einheimischer Freund wusste sogleich Rat: «Liseli Kohlis Ehemann ist vor kurzem gestorben. Sie kann das Gehöft nicht

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01-2009

allein weiter bewirtschaften. Vielleicht ist es zu verkaufen.» Kaum ausgesprochen, standen sie zu dritt vor einem Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert. «Seine sonnengeschwärzte Fassade strahlte so viel Wärme aus, die nahe gelegenen Bauernhäuser und die weidenden Kühe so viel Ruhe, dass wir es sofort kaufen wollten», erinnert sich Beat Stuber. Gesagt – getan: Der Kauf wurde mit einem Handschlag an Ort und Stelle besiegelt. Gleich machten sich die glücklichen neuen Hausbesitzer auf die Suche nach einem guten lokalen Architekten, der sich an die alte Bausubstanz wagen würde. In Stephan Jaggi fanden sie einen Spezialisten, der sich auf die kompliziertesten Aufgaben im Holzbau verstand – und kompliziert wurde es allemal. Das Haus lag mitten in einer Landwirtschaftszone, weshalb die Baubewilligung schwierig zu beschaffen und ein langer Prozess war. Der Umbau und die Renovation dauerten dann nochmals zwei Jahre. Die Hausbesitzer legten grossen Wert darauf, mit lokalen Handwerkern zu bauen und traditionelle Materialien zu verwenden. Man kaufte Altholz aus alten Scheunen, Steine aus den nahen Steinbrüchen und Tonplatten aus Abbruchhäusern. Die Auflage des Denkmalschutzes war, dass das ganze Dach während der Renovation stehen bleiben musste. «Um die morschen Holzteile ersetzen zu können, musste man also zunächst die eine Hälfte des Hauses abbauen, nummerieren und genauestens wieder aufbauen, dann die andere», erklärt der Architekt.


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