44. Deutsch-Japanischer Sportjugend-Simultanaustausch - Abschlussbericht

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Abschlussbericht 2017 報告書 2017 44. Deutsch-Japanischer Sportjugend-Simultanaustausch 第44回日独スポーツ少年団同時交流



Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde des deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustausches, in diesem Jahr fand der 44. deutsch-japanische Sportjugend-Simultanaustausch in Deutschland und Japan statt. Nach den Spielen in Rio im vergangenen Jahr richtet sich der Blick nun auf die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Tokyo 2020. Wir freuen uns jetzt schon auf dieses Sportfest in unserem wichtigsten Partnerland Japan und planen ein gemeinsames Jugendlager mit der japanischen Sportjugend. In Bezug zu den olympischen Werten lautete auch 2017 das Jahresthema „Fair Play“. In unzähligen Begegnungen zwischen deutschen und japanischen Jugendlichen in beiden Ländern haben sich die Teilnehmenden mit diesen Werten nicht nur im Bereich des Sports, sondern auch im gesamten gesellschaftlichen Leben auseinandergesetzt. Nicht nur diese Begegnungen, sondern auch andere spannende Momente und die schönsten Erinnerungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in diesem Heft eindrucksvoll dokumentiert. Der Dank gilt deshalb neben den Autorinnen und Autoren sowie den Fotografinnen und Fotografen vor allem Dieter Haug, der dieses Berichtsheft in gewohnter Manier mit unermüdlichem Engagement, viel Leidenschaft und dem Blick für das Detail zusammengestellt hat.

Unvergessen auch die als „Zeltparty“ organisierte Sayonaraparty beim Landessportbund Berlin – hier geht der Dank an die Sportjugend Berlin und ihr Event-Team! Unterstützt wird die Maßnahme neben den beteiligten Mitgliedsorganisationen der dsj vor allem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Außerdem von der Stadt Frankfurt und der VW-Sportkommunikation. Auch dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Eintauchen in die Welt des Simultanaustausches!

Herzlichst

Benny Folkmann

Ein großes Dankeschön geht auch an alle beteiligten Regionalbetreuerinnen und Regionalbetreuer, die Dolmetscherinnen und Dolmetscher bis hin zu den unzähligen Gastfamilien, die in diesem Jahr mit großem Einsatz den Austausch zu einem Erfolg gebracht und den teilnehmenden Jugendlichen unvergessliche Erlebnisse ermöglicht haben.

VORWORT

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Inhalt 1.

Der Simultanaustausch

Out

In

2.

OUT-Maßnahme

4.

IN-Maßnahme

2.1

Vorbereitung der Maßnahme

4.1

Vorbereitung der Maßnahme

2.2

Die Delegation

4.2

Die Delegation

2.3

Zentralprogramm I

4.3 Zentralprogramm I

2.4

Sportjugend Berlin/ Brandenburgische Sportjugend

4.4 Hokkaido 4.5

Tohoku I

2.5

Sportjugend Schleswig-Holstein

4.6

Tohoku II

2.6

Deutsche Judojugend

4.7

Kanto I

2.7

Sportjugend Nordrhein-Westfalen

4.8

Kanto II

2.8

Deutsche Skijugend

4.9 Hokushinetsu

2.9 Sportjugend MecklenburgVorpommern 2.10

Württembergische Sportjugend

2.11

Sportjugend Niedersachsen I

2.12 Sportjugend Rheinland-Pfalz/ Saarländische Sportjugend 2.13

Sportjugend Niedersachsen II

2.14

Sportjugend Sachsen/ Sportjugend Sachsen-Anhalt

2.15

Deutsche Schwimmjugend

2.16

Bayerische Sportjugend

2.17 Leitungsteam 2.18

Zentralprogramm II

3. Jahresthema

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INHALT

4.10

Tokai

4.11

Kinki

4.12

Kyushu I

4.13 Shikoku 4.14

Kyushu II

4.15 Leitungsteam 4.16

Zentralprogramm II


1. Der Simultanaustausch Der Simultanaustausch ist in zwei Bereiche unterteilt: Die Begegnung in Deutschland (IN) und die Rückbegegnung in Japan (OUT). Der erste Austausch fand vor 44 Jahren statt und wurde aus flugtechnischen Gründen gleichzeitig ausgeführt. Was aber der Idee widerspricht, dass die Austauschteilnehmenden sich zweimal treffen, einmal hier und im darauffolgenden Jahr drüben. Viele Teilnehmerorganisationen verfahren nach dieser Methode, einige halten noch am alten Procedere fest, schicken und empfangen gleichzeitig. Ich möchte im Folgenden beide Bereiche, IN und OUT, etwas näher beschreiben. Da die OUT Begegnung zeitlich früher stattfindet, beginne ich mit ihr. Der Austausch gliedert sich in zwei Phasen: Die Vorbereitungsmaßnahmen und der eigentliche Austausch. Der Startschuss für die OUT Begegnung erfolgt schon neun Monate vor dem eigentlichen Termin, nämlich mit der Bewerbung für das Leitungsteam. Hierfür bewerben kann sich eigentlich jeder mit hierfür notwendigen Voraussetzungen: Mitglied in einem Sportverein, Erfahrung bei internationalen Jugendbegegnungen und, wenn möglich, mit Japanerfahrung. Die Bewerbungen werden dann von der AG Japan, einem den Vorstand beratenden Gremium diskutiert und ausgewählt. Die endgültige Entscheidung fällt dann der dsj-Vorstand. Es folgt eine zweitägige Einarbeitungsphase durch die AG und die Geschäftsstelle. Wichtigstes Element hierbei ist der Prozess der Teamfindung. Schon bald darauf findet die Schulung der an dem Austausch teilnehmenden Mitgliedsorganisationen mit ihren Gruppenleitungen statt. Dies geschieht seit mehr als zehn Jahren in Blossin bei Berlin, wo dann auch die Teilnehmenden etwa vier Wochen vor der Fahrt ihre Einweisung erhalten. Themen beider Treffen sind einerseits organisatorischer und informeller Natur, wollen aber, Gruppenleitungen

wie Jugendliche, sensibilisieren für passende Verhaltensweisen und zu vermeidende Fehlverhalten, ist man doch Gast in einem fremden Land und, das sollte nie vergessen werden, ein Botschafter Deutschlands. Sind diese Klippen umschifft, kann die eigentliche Fahrt beginnen. In früheren Jahren war es für fast alle Teilnehmenden die erste Flugreise überhaupt. Dementsprechend groß war die Aufregung. Heute in einer Welt, die immer näher zusammenrückt, sind solche Reisen keine Seltenheit mehr. Was aber immer noch bleibt, ist die Nervosität, was einen in diesem Land erwartet, das so ganz anders ist, als man es gewöhnt ist. Nach circa zehn Stunden Flugzeit landet die Maschine mit den 125 Jugendlichen und Betreuer/ innen auf der anderen Seite unserer Erde. Empfangen von Vertretern der japanischen Partnerorganisation, der Japan Junior Sports Clubs Association (JJSA), starten alle noch gemeinsam ins Zentralprogramm I. Erste Vorlesungen über die JJSA, Besprechungen mit den Gruppenleiter/innen und -sprecher/innen, die offizielle Empfangszeremonie sind erst der Anfang. Am zweiten Tag stoßen die Betreuer/innen der ersten aufnehmenden Präfektur sowie die Dolmetscher, die jede Gruppe durchs Programm begleiten, dazu. Und dann beginnt das Regionalprogramm für die einzelnen Gruppen. Verteilt über ganz Japan, von Hokkaido bis nach Kyushu, erleben die Teilnehmenden nun japanische Kultur, japanische Gastfreundlichkeit in japanischen Familien, treiben zusammen mit japanischen Buben und Mädchen Sport in vielen Facetten und Disziplinen, diskutieren mit japanischen Gleichaltrigen über sozialpolitische Themen, wie in diesem Jahr „Fair Play – Respekt im Sport und persönlichen Umfeld“, schließen Freundschaften. So entsteht in den Köpfen der deutschen Teilnehmenden ein Bild Japans, das sie wahrscheinlich auf einer Pauschal-Touristikreise niemals gewinnen können.

SIMULTANAUSTAUSCH

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Schnell verfliegt die Zeit und schon ist man wieder auf dem Rückweg nach Tokio, wo das Zentralprogramm II stattfindet. Auf die interne Auswertung mit den Gruppenleitungen und -sprecher/innen folgt das Gespräch des Leitungsteams mit der JJSA Spitze, bei dem, anders als in Japan üblich, Klartext geredet wird. Das Highlight in Tokio ist jedoch die Sayonara-Party, die Good Bye Veranstaltung der Delegation, zu der sich auch viele Partner aus den Regionalprogrammen einfinden. Und ehe man sich versieht, sitzt man wieder im Flugzeug zurück nach Deutschland. Glaubt man den Jungen und Mädchen, haben sie an einer Fahrt teilgenommen, die unvergesslich bleiben wird. Bestätigungen dieser Einmaligkeit sind immer wieder auch von ehemaligen Teilnehmern zu hören, die auch nach vielen Jahren immer noch davon schwärmen. Schon in der Vorbereitungsphase unterscheidet sich die IN Maßnahme von der OUT Begegnung. Für die aufnehmende Organisation findet lediglich ein Seminar für die Regionalpartner und die Dolmetscher/innen statt. Schwerpunkte sind hier die Gestaltung eines zu erstellenden Programms für die japanischen Buben und Mädchen sowie deren Betreuer/innen, Abrechnungsmodalitäten, die Vorbereitung der aufnehmenden, deutschen Gastfamilien, Gespräche zum Jahresthema sowie über eine Prävention sexualisierter Gewalt. Nach der Ankunft der japanischen Teilnehmer/ innen durchlaufen auch sie ein gemeinsames Programm in Frankfurt, bei dem sie über deutsche Gepflogenheiten informiert werden. Auch erfahren sie mehr über die Struktur der Deutschen Sportjugend (dsj), unter deren Schirmherrschaft sie die nächsten Wochen und Tage verbringen werden.

Auch sie sind größtenteils in deutschen Familien bei deutschen Jugendlichen untergebracht, nehmen teil am Familienleben, treiben zusammen Sport, besichtigen Sehenswürdigkeiten, diskutieren zusammen mit ihren Partnern über das vorgegebene Jahresthema. Und so wachsen auch sie zusammen mit ihren Gastgebern, schließen Freundschaften und lernen voneinander. Den Abschluss dieser IN Begegnung erleben sie in Berlin, der deutschen Hauptstadt. Die zum Pflichtprogramm gehörende Tour durch das touristische Berlin ist sicher ein Höhepunkt, der manchen müde Beine und Blasen an den Füßen beschert. Doch spätestens auf der Sayonara-Party ist dies vergessen, wenn alle gemeinsam zur Disko das Tanzbein schwingen oder gemeinsam Lieder anstimmen. Den Rücktransport nach Frankfurt verbringen die meisten im „Ruhemodus“, einer japanischen Eigenart, die in U-Bahnen oder auf Autofahrten häufig zu sehen ist. Und auch hier ist zu beobachten, dass eine Trennung nur schwer fällt. Tränen bei der Verabschiedung sind ein fester Bestandteil des Austauschs. Ebenso gibt es viele Beispiele, dass diese Fahrt das Interesse an der Kultur, der Zwischenmenschlichkeit geweckt hat. Dauerhafte Freundschaften, ja sogar Eheschließungen zeugen davon. Und einige Teilnehmende ergreifen später sogar ein Studium der Japanologie oder Germanistik. Dieter Haug

Abgeholt von Betreuern und Dolmetschern der aufnehmenden Verbände oder Vereine, verteilen sich nun alle über die gesamte Bundesrepublik. AG Japan (Folkmann, Lange, Mengelkamp, Takahashi, Heitzmann, Tietz, Tsuno, Haug, es fehlt: Miyashita)

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SIMULTANAUSTAUSCH


1. OUT-Maßnahme 1.1 Vorbereitende Maßnahmen

Deutsches Leitungsteam nominiert Kirsten Hasenpusch (deutsche motor sport jugend), Masako Tsuno (dsj-Geschäftsstelle) und Dieter Haug (Deutsche Skijugend) wurden vom dsj-Vorstand für das Leitungsteam des 44. Sportjugend-Simultanaustauschs nominiert. Kirsten Hasenpusch, auch Vorstandsmitglied der Deutschen Sportjugend, wird dabei die Rolle der stellvertretenden Delegationsleiterin übernehmen, Dieter Haug fungiert als Leiter des diesjährigen Austauschs. Masako Tsuno wird sich um organisatorische Belange kümmern. Kurz nach der Nominierung traf sich das neue Leitungsteam in Dortmund, um die Arbeit aufzunehmen. Auf der Agenda standen grundsätzliche Absprachen, Fragen des Selbstverständnisses als Führungskräfte und vorbereitende Planungen für das Gruppenleiterseminar sowie das zentrale Vorbereitungsseminar. Gruppenleiterseminar vom 31. März bis 2. April 2017 in Blossin Bilderbuchwetter, wissbegierige junge und junggebliebene Teilnehmer/innen sowie ein motiviertes Leitungsteam ergaben den perfekten Mix für das Vorbereitungsseminar der Gruppenleiter/ innen des 44. deutsch-japanischen SportjugendSimultanaustauschs. Tagungsort war Blossin in Brandenburg. Eine malerische Kulisse, ideale Ta-

gungsbedingungen sowie hilfsbereite Mitarbeiter/ innen vor Ort motivierten alle Seminarteilnehmer/ innen zur Mitarbeit bis spät in die Nacht. Vielfältige Themen um den Austausch, referiert und gemeinsam erarbeitet, sollten alle für die Schulung ihrer Jugendlichen zu Hause vorbereiten. Grundsätzliche Fragen zur Gruppenleitung, zu Pflichten und Aufgaben während der Vorbereitung, der Durchführung und Nachbereitung des Austauschs, Informationen zu Sitten und Gebräuchen in Japan wurden ebenso behandelt wie das gemeinsame Jahresthema: „Fair Play – Respekt im Sport und persönlichen Umfeld“ sowie Fragen zum hochbrisanten Komplex „Prävention sexualisierter Gewalt“. Damit die Bewegung nicht zu kurz kam, konnten sich alle beim Beachvolleyballspiel an diesem gefühlten ersten Sommertag des Jahres messen. Tatkräftige Unterstützung erfuhr das Leitungsteam um Kirsten Hasenpusch, Masako Tsuno und Dieter Haug durch AG-Japan-Mitglied Nadine Mengelkamp, die sich nach einer zweijährigen Babypause wieder nahtlos in das Referententeam einfügte. Dieter Haug

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Zentrales Vorbereitungsseminar vom 29. Juni bis 2. Juli in Blossin Land unter in Berlin. Sintflutartige Regenfälle, vollgelaufene Keller, überflutete Straßen. Die Feuerwehr im Dauereinsatz. Und wir mittendrin. Der Weg ins brandenburgische Blossin zur Jugendbildungsstätte an den Wolziger See gestaltet sich schwierig. 120 Jugendliche und ihre Betreuer/ innen warten auf die letzten Infos, bevor es am 22. Juli Richtung Japan losgeht. Der Freitag ist ausgefüllt mit Vorbereitungen. Die Einkleidung muss sortiert und für alle abgepackt werden, Listen müssen erstellt und kopiert, Absprachen untereinander und mit dem Büro der Bildungsstätte abgestimmt, Tagungsräume und die Mehrzweckhalle bestuhlt und eingerichtet werden. Nach dem Mittagessen treffen die Teilnehmer/innen gruppenweise ein, zunächst die aus der näheren

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Umgebung, am Abend die anderen. Die Gruppe aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland hat verkehrstechnische Probleme und erreicht Blossin erst gegen 21 Uhr. Der Kennenlernabend erfordert bei manchen die letzten Reserven, waren sie doch den ganzen Tag unterwegs. Auch das Programm des nächsten Tages ist prall gefüllt. Ein fester Programmpunkt seit Jahren ist die Morgengymnastik um 7:27 Uhr. 7:27 Uhr deshalb, um die Mädchen und Jungen zur Pünktlichkeit zu erziehen, die ein wesentlicher Bestandteil der japanischen Kultur ist. Anschließend proben alle den Cup-Song, der die diesjährige gemeinsame Mitmach-Aktion darstellt. Unterstützt von Ludwig, seiner Gitarre und einem spontan gegründeten Chor klappert und ploppt es schon bald rhythmisch und erstaunlich synchron durch die Halle. Themen-Workshops, Fotoshooting, ein interaktiver Japanisch-Kurs und sportliche


Einheiten folgen dicht hintereinander, bevor nach dem Abendessen der große Länderabend stattfindet. Dort zeigen alle Gruppen ihre gemeinsam erarbeiteten und einstudierten Präsentationen, die sie auch in Japan aufführen wollen. Die Ideen sind vielfältig, die Darbietungen in ihrer Güte und Qualität unterschiedlich. Ronja und Fabian moderieren gekonnt durch das Programm und überbrücken manch technische Panne mit erfrischenden Einlagen. Der Abend klingt für viele Teilnehmer/innen in der Halle mit Tanzmusik aus, während andere das gemeinsame Gespräch am Palstek suchen. Den Programmschwerpunkt des letzten Tages bilden die Erfahrungen von Pauline und Dennis, die sich in der Deutsch-Japanischen Jugendgesellschaft engagieren und den Teilnehmern eine Möglichkeit bieten, sich auch nach dem Austausch mit Japan, der ja bekanntermaßen eine einmalige

Gelegenheit darstellt, zu beschäftigen. Letzte Fragen werden beantwortet, ein letzter Dank an all die zahlreichen Helfer/innen und die AG (Kathi, Janine, Nadine, Helmut, Noriko, Matthias und Eric), die Geschäftsstelle und Masako sowie Kirsten vom Leitungsteam, und schon machen sich alle wieder auf den Heimweg. Es bleiben noch drei Wochen, bevor die große Reise ins Land der aufgehenden Sonne startet. Dieter Haug

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2.2 Die Delegation Verband

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Gruppenleitung

Teilnehmende

Insgesamt

M

W

M

W

M

W

SJ Berlin/Brandenburgische SJ

1

0

2

4

3

4

7

SJ Schleswig-Holstein

0

1

1

6

1

7

8

Dt. Schwimmjugend

0

1

6

0

6

1

7

Dt. Judojugend 1

1

0

3

6

4

6

10

SJ Mecklenburg-Vorpommern

1

0

6

5

7

5

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Dt. Skijugend

1

0

7

4

8

4

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Württembergische SJ

1

0

5

4

6

4

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SJ Niedersachsen 1

0

1

3

2

3

3

6

Dt. Judojugend 2 (SJ Nieders. II)

0

1

4

2

4

3

7

SJ Sachsen/ SJ Sachsen-Anhalt

1

0

2

7

3

7

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SJ Rheinland-Pfalz/ Saarl. SJ

1

0

6

4

7

4

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SJ Nordrein-Westfalen

1

0

4

4

5

4

9

Bayerische SJ

0

1

5

3

5

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Leitungsteam

1

2

0

0

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2

3

9

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2.3 Zentralprogramm I Samstag, 22. Juli: Nach elfstündigem Flug sind wir in Osaka gelandet. Die deutsche Delegation wird von unserer Partnerorganisation JJSA herzlich empfangen. Das malerisch am Biwa-See gelegene Prince-Hotel ist unsere erste Station und Ort für das Zentralprogramm I. Hier findet auch die Empfangszeremonie statt. Übermüdet, aber neugierig auf das Kommende, leben wir uns jetzt erst einmal ein und freuen uns auf den Programmauftakt morgen. Sonntag, 23. Juli: Subtropische Temperaturen, der Gesang der Zikaden, beeindruckende Bilder und viele neue Eindrücke für alle Teilnehmenden. Unsere drei Stationen in Kyoto sind Kinkaku-ji (Goldener-Pavillon-Tempel), Kiyomizu-Tempel und Fushimi-Inari-Schrein. Im Reisebus erfahren wir mehr über die japanische Kultur, Geschichte, Sitten und Gebräuche, zum Beispiel wie Japaner/ innen ihre Religion ausüben oder wie man richtig auf Japanisch mit den Fingern zählt. Am Kiyomi-

zu-Tempel, ins Deutsche übersetzt „Reines-Wasser-Tempel“, können wir durch die engen Gassen schlendern, vorbei an vielen Souvenir-Shops und zahlreichen Ständen, die eine reichhaltige Auswahl japanischer Esskultur bereithalten. Vor dem Tempel gibt es noch ein Delegationsfoto. Während des Abendbüffets treffen wir auf unsere Dolmetscher/innen und die Regionalbetreuer/innen des Regionalprogramms. Die Delegation teilt sich jetzt in Gruppen auf, und ab morgen geht es los in das Regionalprogramm in den unterschiedlichen Regionen Japans. Dieter Haug

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2.4 Sportjugend Berlin/ Brandenburgische Sportjugend Gruppenleitung: Mathias Chris Mellack Teilnehmende: Anne Scholz, Anne Peric, Nicole Zeller, Celina Angermann, Sophia Alf, Kevin Hoppe Japanischer Partner: Hokkaido Präfektur: Hokkaido Besuchsorte: Sapporo Dolmetscher: Yuma Naruse Verfasser/innen des Berichts: Celina Angermann und Mathias Chris Mellack

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Ein Tag mit beeindruckenden Erlebnissen in Sapporo Der Tag begann um acht Uhr mit einem japanischen Frühstück im Sapporo Youth Hostel, in dem wir auch die erste Nacht in Sapporo bzw. die erste Nacht auf Hokkaido verbracht hatten. Alle Teilnehmer/innen hatten erwartungsvoll das Frühstück ausprobiert und zum Teil auch komplett aufgegessen. Da das Essen für die meisten noch gewöhnungsbedürftig war, blieb leider ein Großteil liegen. Mit bester Laune und viel Vorfreude auf das Tagesprogramm ging es dann pünktlich um zehn Uhr vom Hotel zu Fuß los. Unser Weg führte uns zum Sportbund der Präfektur Hokkaido. Im Sportzentrum wurden wir von Herrn Sakamoto (geschäftsführender Vorstandvorsitzender vom Sportbund Hokkaido) und Herrn Yamaguchi (Ge-


schäftsführer des Sportbundes Hokkaido) sowie deren Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter/innen begrüßt, im Anschluss wurden offizielle Reden gehalten und Geschenke ausgetauscht. Nach einer kurzen Pause hatten wir die Möglichkeit, die große Multifunktionshalle zu sehen, in die circa 5.000 Zuschauer passen. Es finden dort täglich Veranstaltungen statt, sowohl sportliche als auch musikalische. Anschließend war es schon Zeit für das Mittagessen, welches in dem Gebäude eingenommen wurde. Zur Freude aller gab es die freie Wahl von der Karte zum Essen. Dann stand auch schon der sportliche Programmpunkt auf dem Plan: „Tag Rugby“ mit der Kindermannschaft der 10-Jährigen. Wir hatten unser Bestes gegeben und dennoch 3:0 verloren. Es war aber auch ein „unfaires Spiel“, Deutschland gegen Japan – 7 Spieler/innen vs. 25 Spieler/innen. Wir hatten alle viel gelacht und mit Freude Tag Rugby gespielt. Wir hatten auch das Glück, dass im Nachbarfeld die Profimannschaft von Hokkaido trainierte. So konnten wir etwas beim Training zusehen und sogar ein Gruppenbild mit den Profis machen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel ging es zum Empfangsabendessen ins Sapporo Tokyu REI Hotel. Dort wurden wir nicht nur von Frau Usami (Vizepräsidentin des Sportbundes), Herrn Shimamoto (Regionalbetreuer der Sportjugend) und Herrn Togashi (Vizemanager des Sportbundes Hokkaido), sondern auch von vielen weiteren Ehrengästen empfangen. Es gab ein leckeres Sechs-Gänge-Menü, und als Überraschung kam zum Schluss die Geburtstagstorte für Teilnehmerin Anne Peric. Alle Teilnehmer/innen erhielten eigene hochwertige Stäbchen mit ihren eingravierten Namen als Gastgeschenk. Wir haben uns sehr über diese wunderschönen Stäbchen gefreut. Eigentlich sind sie schon zu schön, um damit zu essen! Auf dem Rückweg mit der U-Bahn wurde es am Zielbahnhof lustig, da wir dort Stempel von Pokemon gefunden hatten. Diese landeten erst auf den Händen und dann zum Teil im Gesicht. Endlich wieder im Hotel gab es noch eine Besprechung zum nächsten Tag und eine W-Lan-Party in der Lobby, um allen in Deutschland die neusten Bilder zukommen zu lassen.

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2.5 Sportjugend Schleswig-Holstein

Gruppenleitung: Eva Renner Teilnehmende: Ronja Herbold, Greta Renner, Maite Giese, Svea Horn, Celina Heydolph, Julius Dubitzky, Lisa Raumer Japanischer Partner: Tohoku I Präfektur: Iwate, Aomori, Akita Besuchsorte: Ichinoseki, Aomori-Stadt, Higashinaruse Dolmetscherin: Hiromi Igari Verfasserin des Berichts: Eva Renner

Das grüne Japan An unserem letzten Tag in der Stadt Aomori fuhren wir, die achtköpfige Delegation aus Schleswig-Holstein, unsere Dolmetscherin Hiromi, unsere beiden Betreuer und die vier Vertreter der japanischen Sportjugend in die Berge in den Nationalpark von Towada. Die Fahrt dauerte zwei Stunden und wir passierten über unzählige Serpentinen einen Gipfel nach dem anderen. Nachdem wir gehört hatten, dass sich in den weiten Wäldern auch Kragenbären aufhalten, wurde zu jedem Zeitpunkt Ausschau nach diesen gehalten. Doch durch die dichte Ansiedelung der Aomori-Kiefer würden wir diese wohl kaum sehen, so unser Betreuer. Endlich angekommen, konnten wir den Towada-See bestaunen. Der See, der in allen Schattierungen von grün über türkis bis blau erstrahlt, wird von Bergen eingesäumt und die Wolken spiegeln sich in ihm wieder. Der Blick war atemberaubend und wurde sofort mit zahlreichen Kameras festgehalten. Nachdem wir in einem traditionellen Restaurant am See zu Mittag gegessen hatten, ging unsere Wanderung in die Natur des Nationalparks. Wir wurden von einem Guide begleitet, der zu allen Bäumen, Pflanzen und Wasserfällen Bescheid wusste und

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uns somit auch auf die Kleinigkeiten, die man schnell übersieht, aufmerksam machte. Die Wanderung führte am Flussufer des Bergflusses Oirase entlang. Dieser 14 Kilometer lange Gebirgsfluss, der aus dem See Towada entspringt, entstand vor langer Zeit durch einen Vulkanausbruch und führte früher zu vielen Überflutungen. Nun wird die Wassermenge, die durch den Oirase-Gebirgsbach fließt, kontrolliert, so dass Überflutungen vermieden werden. Alle waren von Anfang an begeistert: Diese grüne Natur mit vielen verschiedenen Pflanzen, der schöne Gebirgsfluss, der sich an einigen Stellen schon zu einem Wildwasserrafting geeignet hätte und als Highlight die unzähligen Wasserfälle! Wir fühlten uns wie in einer anderen Welt, fernab von allen Städten und den vielen Autos im Straßenverkehr. Wir hörten die japanische Nachtigall, erfuhren die Geschichte des (Leb-)Kuchenbaums, dessen Blätter im Herbst nach Kuchen riechen, bestaunten den „neunschichtigen“ Wasserfall (Phänomen des vielschichtigen Vulkansteines) und lachten herzlich über die Geschichte des „Liebhaberbaumes“, dessen Blätter herzförmig und immer in Paaren wachsen.


Zeitweise fühlten wir uns durch das dichte Grün und die Feuchtigkeit der Pflanzen wie im Regenwald. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt, als wir an dem populärsten Wasserfall „Kudannotaki-Waterfall“ ankamen. Nun wussten wir auch, warum dieser Weg „Waterfallroad“ genannt wird. Zum Abschluss des Tages durften wir noch mit der Seilbahn zu einem Aussichtspunkt (1300 m ü. M.) fahren. Da wir zunächst die Wolkendecke passierten, war der weite Ausblick über das gesamte Gebirge leider durch die Wolken eingeschränkt. Allerdings lichtete es sich oben plötzlich und wir genossen den schönen Ausblick. Unser Fazit des Trips: Japan hat wirklich (wider Erwarten) eine atemberaubend schöne Natur, die man sich unbedingt anschauen sollte! Es lohnt sich, einen Abstecher dorthin zu machen!

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2.6 Deutsche Judojugend

Gruppenleitung: Gregor Wenzel Teilnehmende: Manuel Biedermann, Felix Exner, Max Müller, Lea-Sophie Bastian, Gina-Marie Peisker, Celina Becker, Marie Grohn, Eyleen Jahn, Jenny Kalz Japanischer Partner: Kanto I Präfekturen: Tochigi, Yamanashi, Chiba Besuchsorte: Tochigi-Shi, Tsuru, Narashino Dolmetscherin: Yuu Takeuchi Verfasser/innen des Berichts: Gina-Marie Peisker, Max Müller

Judokas inmitten von Natur, Sport und Kultur Das sind wir, die Deutsche Judojugend, bestehend aus zehn Judokas, sechs Mädchen und vier Jungs. Allesamt kommen wir aus Frankfurt/ Oder, wo wir auch gemeinsam die Eliteschule des Sports besuchen. Da wir uns alle schon ziemlich lange kennen, ist der Zusammenhalt in unserer Gruppe außergewöhnlich. Die Reise nach Japan ist für uns Judokas etwas ganz besonderes, da die Sportart Judo hier entstanden ist. Unser Regionalprogramm ließ keine Wünsche offen, denn es vereinte Kultur, Sport, Natur und jede Menge Spaß miteinander. Neben vielen Tempel- und Schreinbesichtigungen, einem Besuch am Fuji und dem Kegon-Wasserfall haben wir auch japanische Süßigkeiten zubereitet, die Magnetschwebebahn in Tsuru besucht und an einer Vorführung in Kendo und Karate teilgenommen. Besonders über die vielen Judoeinheiten, welche wir hauptsächlich mit High-School-Schüler/innen absolvierten, hatten wir uns sehr gefreut. Das absolute Highlight für uns war der Besuch im Kodokan, der Urstätte des Judos. Obwohl es von außen eher unscheinbar wirkt, ist es innen sehr traditionell gehalten. Die Etage ist in mehrere Dojos (Judohallen) unterteilt,

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und wir hatten die Ehre, eine alleinige, zweistündige Technikeinheit mit einem Sensei zu absolvieren. Zu Beginn der Einheit starteten wir mit einer Verbeugung und der Begrüßung. Nach kurzem Wortwechsel folgten eine lockere Erwärmung und einige Stretchübungen. Der Hauptteil bestand darin, spielerisch die Grundlagen des Judos, wie die Gleichgewichtsbrechung (Kuzushi), zu trainieren. Am Ende der Trainingseinheit verabschiedeten wir uns voneinander und übergaben noch ein kleines Geschenk. Danach folgten Fotos mit dem Sensei und vor der Jigoro-Kano-Statue im Judoanzug. Nachdem dann alle umgezogen waren, besuchten wir noch das Kodokan-Museum, in dem viele alte Dokumente und auch ein alter Judoanzug aufbewahrt werden, und den original Kodokan-Shop. Dabei wurde nochmals ordentlich Geld für coole Shirts und viele weitere Souvenirs ausgegeben. Neben den sportlichen Aktivitäten kam aber auch der Spaßfaktor nicht zu kurz. So gab es zum Beispiel rasante Achterbahnfahrten im Fuji-Kyu-Highland, einem größten Freizeitparks in Japan, ein gemeinsames Burger-Essen und einen Besuch in Tokios Disney Sea.


Am 31. Juli 2017 kam dann wieder ein kleines Highlight auf uns zu. Dabei besuchten wir die fünfte Station des Bergs Fuji. Leider war es nicht möglich, einen Blick des Gipfels zu erhaschen, da es sehr diesig war und nicht genügend Zeit zur Verfügung stand, um noch höher zu gehen. Nachdem manche in der Zeit ein Eis gegessen oder nach Souvenirs für zu Hause geschaut hatten, fuhren wir dann weiter zum Yamanaka-See. Dort folgten, nach einer kurzen Einweisung, zwei lustige Fahrten mit einem kleinen Banana-Boot. Da nicht alle aufs Boot passten, fuhr die andere Hälfte der Gruppe nebenher noch Tretboot, danach wurde gewechselt. Als es dann hieß: „Let’s go!“, sauste das Banana-Boot quer über den See, wobei mancher schon mal einen ordentlichen Abgang

in das 20 Grad kalte Wasser machte. Mit einem Speedboat drehten wir dann noch ein paar kleine Runden über den großen See, wobei wir einen tollen Blick auf den Fuji hatten. Wieder sicher an Land, trafen wir eine Abwehrspielerin der japanischen Fußballnationalmannschaft, woraufhin wir sofort ein Gruppenbild machten. Abschließend lässt sich sagen, dass die Zeit wie im Flug verging. Wir haben sehr viele neue kulturelle Einblicke in das Leben der Japaner/innen bekommen, und auch unsere Zeit in den verschiedenen Gastfamilien der einzelnen Präfekturen war wundervoll. Auch wenn wir der japanischen Sprache noch nicht so mächtig waren, konnte man sich doch sehr gut verständigen und möglicherweise neue lebenslange Freundschaften knüpfen!

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2.7 Sportjugend Nordrhein-Westfalen Gruppenleitung: Christopher Winter Teilnehmende: Tobias Dick, Eduard Scherer, Carina Dick, Mario Cochè, Lara Krüger, Jenni Holtgrewe, Katrin Panitz und Phil Lukosch Japanischer Partner: Tohoku II Präfekturen: Fukushima, Yamagata, Myagi Besuchsorte: Koriyama, Sakata, Yusa, Ishinomaki Dolmetscherin: Yukie Tsuchiya Verfasser/innen des Berichts: Jenni Holtgrewe und Mario Cochè

Fischer-Festival in Ishinomaki Das Regionalprogramm, welches die Sportjugend NRW in Japan erleben durfte, war von zahlreichen kulturellen Highlights geprägt. Eines davon fand am 1. August 2017 statt, als die Delegation in ihrer dritten Präfektur (Miyagi) in der Stadt Ishinomaki ankam. Nach einem gegenseitigen Austausch mit dem Bürgermeister der Stadt (eine große Ehre war), ging es direkt weiter zum Kawabiraki-Festival, einem großen Fischer-Fest. Verglichen mit einem Sprung ins kalte Wasser, fanden die Jugendlichen sich zwischen Hunderten von Teilnehmer/innen der Parade wieder. Dort bekam die Delegation in einer Kurzfassung den traditionellen Fischer-Tanz beigebracht, den sie dann direkt vorführen sollte. Als die Musik einsetzte, zog die ganze Parade los und die Sportjugend hatte keine andere Wahl, außer mitzutanzen und somit mit den Einwohner/ innen der Stadt ein strahlendes Lächeln auf ihre Gesichter zu zaubern. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erfolgten die Tanzschritte jedoch fast fehlerlos und die Teilnehmer/innen fanden sehr viel Spaß daran. Durch die herzliche Aufnahme der Betreuer/innen und die Jubelrufe der Bürger/innen waren die Hemmungen schnell verflogen. Als die

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Parade dann nach knapp einer Stunde zu Ende ging, war die Gruppe zwar erschöpft, aber auch traurig, dass dieses einzigartige Erlebnis doch so schnell vorbei war. Als Dank und Anerkennung erhielten die Teilnehmer/innen von den japanischen Tänzerinnen ihre traditionellen Stirnbänder. Anschließend ging es weiter ins Hotel zu der Empfangsparty der Stadt Ishinomaki. Mit einem großen Bankett und zahlreichen Ehrengästen wurde die Sportjugend aus Nordrhein-Westfalen freudig empfangen. Vor Ort durften die Gruppe ihre jeweiligen Gastfamilien kennenlernen. Nach einem kurzen Austausch ging es direkt wieder zurück, nun mit den Gastfamilien zusammen, zum Kawabiraki-Festival. An den zahlreichen Mitmachständen des Festes konnten die Teilnehmer/innen ihr sportliches Geschick zeigen und an den Essensständen die kulinarischen Köstlichkeiten der Stadt genießen. Dieses unvergessliche Ereignis wurde mit einem atemberaubenden Feuerwerk abgeschlossen, welches die Teilnehmer/innen mit ihren neuen Gastfamilien beobachteten. Müde und vollgetankt mit schönen Erinnerungen ging es am Abend für die Delegation zurück ins Hotel.


2.8 Deutsche Skijugend Gruppenleitung: Richard Kracker Teilnehmende: Jonas Eckl, Lukas Wendt, Jannes Schnitzer, Fabian Kracker, Jan Schuster, Tobias Gebhart, Valentin Böhmig, Franziska Klement, Julia Waldhauser, Pia Leidl, Mattea Ringeisen Japanischer Partner: Hokushinetsu Präfekturen: Ishikawa, Niigata, Toyama Besuchsorte: Kanasawa, Anamisu, Joetsu Nyoko, Toyama Dolmetscherin: Tomoko Iwama Verfasser des Berichts: Jannes Schnitzer Ein wunderbarer Tag bringt blaue Flecken Dieser Mittwoch endete im Onsen unseres Hotels, mit vollen Bäuchen und vielen blauen Flecken. Aber erst zum Anfang des Tages: Wir begannen ihn mit einem für uns vorbereiteten Frühstück, das wir jeden Morgen in Anamizu genießen durften. Es war ein schöner sonniger Tag, wie geschaffen für unsere Programmpunkte. Pünktlich um neun Uhr brachen wir in das nicht weit entfernte Dörfchen Satori no Mich auf, wo wir erst eine einstündige Besichtigungstour erleben durften. Es ging über entspannende Pfade durch die idyllische Natur sowie faszinierende Schreine und Tempel. Doch das Sahnehäubchen an diesem Tage war die Zen-Meditation in dem schönen Ichjoin-Tempel. Diese Meditation befreite uns kurzfristig von unseren Problemen.

Zum Mittagessen erhielten wir einen liebevoll zubereiteten Curry-Rice, der sowohl in Japan als auch in Deutschland ein sehr beliebtes Gericht ist. Dem darauffolgenden Programmpunkt eiferte die Gruppe schon seit Tagen entgegen. Zuallererst erlernten wir schnell die Welt des Kanufahrens. Nachdem wir die Kanus alle gesäubert und aufgeräumt hatten, sprangen die ersten Sportler/innen überglücklich auf das Banana-Boot. Gleich nach der ersten Fahrt gelangten wir mit blauen Flecken ans Ufer zurück. Dieses Prozedere wiederholte sich über mehrere Stunden, bis sich alle Personen auf einmal auf das Banana-Boot stürzten und den Spaß auf der See in vollen Zügen genossen. Die Zeit verging wie im Fluge, der Nachmittag war bereits sehr fortgeschritten, deshalb mussten wir das Banana-Boot notgedrungen verlassen, da unser nächster Programmpunkt auf uns wartete. Nach einer erfrischenden Dusche kam das Grillen bei einem wundervollen Sonnenuntergang wie gerufen.

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2.9 Sportjugend Mecklenburg-Vorpommern Gruppenleitung: Mark Klinkenberg Teilnehmende: Annika Syring, Annkatrin Holst, Jördis Schreiber, Silvana Bodenstein, Sophie Broer, Chris Töpfer, Luca Simon Segler, Luke Töpfer, Marc Christopher Schuldt, Marcus Enrico Wiechmann, Nico Neumann Japanischer Partner: Kanto II Präfekturen: Saitama, Ibaraki Besuchsorte: Miyashiro, Ushiku Dolmetscherin: Azusa Ogura Verfasser/innen des Berichts: Silvana Bodenstein, Luke Töpfer Der Großmeister bittet zum „Tanz“ Schon morgens grüßte uns die Sonne, die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit waren dementsprechend hoch und wir waren gespannt, was uns dieser Tag wieder für unvergessliche Erlebnisse bescheren würde. Auf dem Plan standen Kendo in Kasukabe, der Besuch des Omiya-Bahnhofs mit seinen vielen Geschäften und abends noch das örtliche Sommerfest.

High School von Kasukabe. Das besondere dieser Schule: Es ist eine reine Jungenschule, aber eine der besten in der Präfektur Saitama. Aber wir erregten hier in zweierlei Hinsicht Aufsehen. Erstens fielen wir hier natürlich leicht auf: Einheitskleidung, dank unserer tollen Sponsoren auf japanischer und deutscher Seite, unsere Haare sind nicht bei allen ganz so schwarz und-einige von uns sind auch ein bisschen größer.

Der Hinweg wurde durch ein kleines Missgeschick aufregender als gedacht. Denn waren an der Maschine zum Entwerten der Fahrkarten noch alle anwesend, fehlte eine Minute später bei Abfahrt des Zuges Silvana! Was war passiert? Mecklenburger/innen an sich sind natürlich mit solch speziellen Automaten nicht vertraut. Und so kam, was kommen musste, die Maschine versagte, Silvana brauchte etwas zu lange – und der Zug war weg. Herr Sekine, Regionalbetreuer, gute Seele und Gold wert, organisierte schnell die Gruppenzusammenführung, und schon ging es wenige Stationen später gemeinsam weiter.

Zum Zweiten, weil wir eben nicht nur eine rein männliche Gruppe waren, sondern, und das ist auch gut so, sechs wunderbare Mädels mit dabei hatten, was die Jungs der Schule, die uns beim Kendo begleiteten, vor kleinere bis mittelschwere Probleme stellte. Schon als wir die Treppe zum Dojo emporstiegen, hörten wir laute Schreie, gefolgt von dem Geräusch, das das Bambusschwert – das Shinai – hinterlässt, wenn es auf den Körper des Gegners trifft. Wir schauten uns alle erstaunt an. Was passiert da gleich mit uns?

Und nicht nur wir wollten an diesem Tag Sport treiben, sondern auch die 25 Jungen der Senior

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Im Dojo selbst war es heiß! Sehr heiß! Und auch die in allen Ecken stehenden Ventilatoren vermochten es nicht, den Raum zu kühlen. Und dabei machten die Jungs scheinbar schon seit Stunden


Sport, befolgten immer wieder die Anweisungen des Meisters und brachten uns zum Staunen. Nach der eindrucksvollen Demonstration ihres Könnens, nahmen die Jungen ihre Masken, den Men, ab und man sah deutlich, dass sie in den letzten Stunden sehr fleißig trainiert hatten. Dass es schweißtreibend werden würde, hatte man uns vorher gesagt, aber gleich so? Wir waren gespannt. Und dann bat uns Herr Sekine selbst – einer der bedeutendsten Meister des Kendos (nur 450 Kendo-Meister der Welt besitzen den höchsten, den 8. Dan, und er ist einer davon) –, uns umzuziehen. Als er dann selbst Hand anlegte, um die richtige Schnürung durchzuführen, blieb uns schnell die Luft weg, so eng wurde es um den Bauch. Und plötzlich merkten wir, dass allein das Tragen der Kleidung uns die ersten Schweißtropfen auf die Stirn zauberte. Brustpanzer, Lendenschurz, Maske und Handschuhe kamen noch dazu, damit uns nicht kalt wurde. Aber nicht nur den Jungs der Delegation blieb die Luft weg, auch den Jungs der High School, denn sie sollten nun den Mädels die Schutzkleidung anlegen. Gut, dass Herr Sekine zwei Begleiterinnen dabei hatte, die schnell zur Seite sprangen und halfen. Dann ging es los. Schrittkombinationen, die einem Tanz glichen, verbunden mit dem Einsatz des Shinai und lauten Schreien. Beeindruckend, und vor allem der Einsatz unserer Stimme sollte uns einige Überwindung kosten. Die Schüler unterstützten uns und Herr Sekine verbesserte sowohl Haltung als auch Aussprache, machte uns Mut, denn seiner Meinung nach sah alles schon jetzt wundervoll und sehr gut aus! Doch bei Trockenübungen blieb es nicht. Angriffe gegen erfahrene Kendo-Schüler wurden geübt und am Ende gipfelte alles in einem Match – leider nur Mann gegen Mann, was vor allem Jördis sehr traurig macht, wollte sie den Jungs doch so richtig den Hintern versohlen. Nach den intensiven zwei Stunden im Dojo gab es die verdiente Stärkung in der Mensa, wo die

angesprochenen Probleme der japanischen Jungs mit unseren Mädels weitergingen, denn auf beiderseitigen Wunsch hin wollten wir gern gemischt an den Tischen sitzen, um etwas ins Gespräch zu kommen. Doch während die Sitzplätze neben den Jungs schnell weg waren, blieben die neben den Mädchen frei. Erst Meister Sekine bracht die schüchternen Schüler dazu, neben den Mädchen Platz zu nehmen. Nach der Verabschiedung fuhren wir zum Bahnhof Omiya, einem der wichtigsten Bahnhöfe rund um Tokio. 22 Gleise und mehr als 150.000 Pendler pro Tag lassen alles wie einen Ameisenhaufen erscheinen. Einen streng reglementierten und sehr pünktlichen Ameisenhaufen. Es blieb uns nun etwas Zeit zum Shoppen, bevor es zurück nach Miyashiro und zum Bonodori, dem traditionellen Sommerfest, ging. Hier zeigte sich Gemeinde von ihrer geselligen Seite. Es wurde getanzt, musiziert, gegessen und es gab ein Feuerwerk, wie bei jedem gutem Volksfest. Ein beeindruckender Tag aus kultureller, sportlicher und persönlicher Sicht.

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2.10 Württembergische Sportjugend Gruppenleitung: Daniel Engert Teilnehmende: Ronja Mozer, Magdalena Müller, Sarah Renner, Chiara Schick, Andreas Grimeißen, Christoph Gerber, Jan Martinez, Joel Pohrer, Tom Ries Japanischer Partner: Tokai Präfekturen: Gifu, Mie, Aichi Besuchsorte: Mitake, Yokkaichi, Aisai Dolmetscherin: Yu Minobe Verfasser/innen des Berichts: Sarah Renner, Tom Ries Ein Tag mit Kultur, Musik und Sport In der Stadt Yokkaichi waren wir in die MitakiBudo-Sporthalle gegangen, um Naginata (jap. Lanze), Aikido und Kendo auszuprobieren. Als erstes mussten wir uns die traditionelle KendoKleidung anziehen. Begonnen hatten wir mit Naginata. Dies hatten uns die Japaner vorgeführt, anschließend durften wir es selbst ausprobieren. In einer Reihe aufgestellt, hatten uns die Japaner

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Abläufe und Schrittfolgen gezeigt. Dabei mussten wir mit der Lanze von oben auf unseren „Gegner“ schlagen. Bei der Naginata kommt es vor allem auf die Ästhetik an. Beim Aikido wurden uns verschiedene Techniken beigebracht, um einen Angreifer zu überwältigen. Dort lernten wir die Grundschritte, bevor es zu den Techniken ging. Paarweise hatten wir die Techniken an unseren Trainingspartner/innen ausprobiert, inklusive dem


gekonnten Abrollen nach einem Wurf. Dies sah bei den meisten nach kurzer Zeit schon sehr gut aus. Unsere Aikido-Meister zeigten uns natürlich auch, was sie drauf haben. Zuletzt versuchten wir uns im Kendo. Beim Kendo bekommt jeder zusätzlich eine Rüstung, bestehend aus einen Helm, Handschuhen und einem Oberkörperschutz. Als Waffe dient ein Schwert aus Bambus. Nach einer kurzen Einführung ging es auch schon los. Diesmal hatten wir japanische Gegner bekommen, die Kendo schon eine lange Zeit trainieren. Jedoch ging es nur darum, die Schläge zu proben. Wir durften auf die Köpfe der Japaner einschlagen, und das ohne Gegenwehr. Der Einblick in Kendo war sehr interessant und hat uns sehr viel Spaß bereitet. Nach dem Mittagessen fuhren wir zu einer Schule, um japanische Manieren zu lernen. Jeder bekam einen Yukata angezogen, bevor wir lernten, wie

man sich richtig hinsetzt und wieder aufsteht. Im Anschluss ging es mit dem neuen Wissen zur Teezeremonie, bei der wir alles gleich anwenden mussten. Zum Tee gab es eine Süßigkeit. Diese schmeckte den meisten noch recht gut, der Tee empfanden die meisten als zu bitter. Als letzte Aktivität in der Schule durften wir die japanische Gitarre spielen. Dies hatten wir in unseren ersten Stadt Mitake schon ausprobiert, dort brachte man uns ein kleines Musikstück bei. Daher konnten uns die Schüler/innen nun schon schwierigere Lieder beibringen. Ein Teil der Gruppe perfektionierte jedoch das zuvor gelernte Lied. Am Ende konnten wir sogar die Lieder zusammen als kleines Ensemble spielen. Für uns ein unvergesslicher Tag, geprägt durch Einflüsse japanischer Kultur, Musik und Sport.

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2.11 Sportjugend Niedersachsen I Gruppenleitung: Katrin Gehlich Teilnehmende: Christian Steinmann, Lisa Gebel, Jan Landsmann, Svenja Pohlmann, Jonah Nülle Japanischer Partner: Kinki I Präfekturen: Kyoto, Shiga, Hyogo Besuchsorte: Kameoko, Ootsu, Kawanischi Dolmetscherin: Tomoko Takasaka Verfasserin des Berichts: Svenja Pohlmann Ein japanisches Sommerfest und Kempo Am 29. Juli 2017 trafen sich die Teilnehmer/innen der Gruppe Niedersachsen eines Abends zusammen mit unseren Gastfamilien in Ootsu auf einem Sportplatz, um am Sommerfest teilzunehmen. Es waren zwei lange Reihen mit allen möglichen Ständen aufgebaut und es gab auch eine kleine Fläche für das Showprogramm. Die Musik konnte man schon von weitem hören. Auf dem Platz angekommen, fanden wir uns erst einmal alle zusammen und bestaunten den Schrein, der als Höhepunkt jedes Sommerfestes einmal über den Platz getragen wird. Doch vorher liefen wir herum und schauten uns alles an, während uns sehr viele Leute vorgestellt wurden und wir ununterbrochen fotografiert worden waren. Allgemein hatten wir uns das Sommerfest größer vorgestellt, doch das trat in den Hintergrund, als es Zeit wurde, den Schrein herumzutragen. Wir durften alle dabei helfen und bekamen ein traditionelles Kleidungsstück namens „Hapi“ angezogen. Jeder bekam nun eine Position am Schrein zugeordnet. Etwa 18 Personen standen nun dort herum und

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machten sich für das Startsignal bereit. Es ging los. Der Schrein war sehr schwer, und wir traten uns immer wieder gegenseitig auf die Füße. Die anderen Menschen applaudierten und machten Fotos, während wir unsere Runde drehten. Die Japaner/innen, die mit uns den Schrein trugen, fingen an im Chor zu rufen und wippten den Schrein auf und ab. Wieder am Startpunkt angekommen, setzten wir den Schrein ab. Dies war mit Abstand ein einzigartiges Erlebnis und hatte uns allen sehr viel Spaß gemacht Am 30. Juli 2017 schauten wir uns an der Ootsu Shagyo Senior High-School einen Wettkampf des japanischen Sports „Kempo“ an. In einer Turnhalle hatten sich viele Jugendliche versammelt, um gegeneinander anzutreten. Kempo existiert etwa seit 1970 und ist eine Kampfsportart, die viel auf Hebegriffen basiert. Gegründet wurde diese Sportart in Ootsu. Ein Trainer, den wir dort trafen, war einer der Mitgründer. Der Wettkampf gliederte sich einerseits in das korrekte Ausführen mehrerer Techniken sowie Kämpfen und dauerte etwa zwei Stunden. Am Ende wurden Urkunden und Pokale weitergegeben. Wir wurden gebeten, diese Kampfsportart einmal selber auszuprobieren. Zusammen mit einem Japaner als Trainingspartner wurden uns verschiedene Griffe gezeigt, mit denen wir unseren Gegner zu Fall bringen konnten.


2.12 Sportjugend Rheinland-Pfalz/ Saarländische Sportjugend Gruppenleitung: Ludwig Welker Teilnehmende: Lisa Schönborn, Sarah Marie Bertucci, Laura Hammerschmidt, Nerea del Valle, Joshua Pinnecker, Lars Theisen, Aaron Wawer, Felix Kaltenbach, Lennard Unterkeller, Jun Yamagami Japanischer Partner: Shikoku Präfekturen: Kochi, Tokushima, Kagawa Besuchsorte: Hidakamura, Higashimyoshi, Tokushima, Kan-Onji Dolmetscher: Kensuke Okamura Verfasserin des Berichts: Nerea del Valle Fischers Fritz fischt… Nach einem sehr langen Frühstück, bei dem wir unseren Bacon selbst braten durften, fuhren wir zum Rathaus von Kanonji. Dort trafen wir uns mit einer Gruppe von der Senior High School, mit denen wir über unser Jahresthema „Fair Play im Sport und Alltag“ diskutierten. Mittags war mit den Schüler/innen Fischen im Meer angesagt. An einem kleinen, von einem Industriegebiet umgebenen Strand, gingen wir zum ersten Mal mit der ganzen Gruppe ins Meer. Gekleidet in Badeanzug, Bikini oder Badehose kühlten wir uns zunächst ab, während wir auf die Fischer warteten. Nachdem die Fischer angekommen waren, warfen sie von einem kleinen Boot ein Schleppnetz aus. Dieses begannen wir zusammen mit den japanischen

Schüler/innen über lange Seile an Land zu ziehen. Als wir das Netz endlich sehen konnten, hatten wir Hoffnung, die ersten selbstgefangenen Fische zu sehen. Das war jedoch leider noch nicht der Fall. Sobald das Schleppnetz in Reichweite war, hielten wir die äußeren Enden über Wasser, damit kein Fisch wieder entkommen konnte. Am Ende kam uns ein feinmaschigerer Beutel zu Gesicht. Erstmals konnten wir unseren Fang betrachten. Neben unzähligen kleinen Fischen hatten wir zwei größere Fische und mehrere Calamari, kleine Tintenfische, gefangen. Der Fang wurde in Tüten verpackt an den Strand getragen. Während die Fischer das große Schleppnetz auf ihr Boot luden, um es erneut auszuwerfen, wurden die Fische am Strand sortiert. Die genießbaren Fische nahmen wir mit zum anschließenden Barbecue, wo sie zubereitet und gegessen wurden. Besonders die beiden großen Fische schmeckten sehr lecker. Für manche vielleicht überraschend, waren sogar die kleinen Tintenfische ein willkommener Happen. Wir machten wieder die Erfahrung: Essen selbst zubereiten macht mehr Spaß und schmeckt besser.

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2.13 Sportjugend Niedersachsen II Gruppenleitung: Katja Stefan Teilnehmende: Maximilian Gubernus, Rico Buchwalter, Kevin Ebeling, Josephine Richter, Vanessa Trajcev, Kai Ole Pfirrmann Japanischer Partner: Kinki II Präfekturen: Wakayama, Nara, Osaka Besuchsorte: Arida, Kashihara, Minoo Dolmetscher: Koji Shibata Verfasser des Berichts: Kai Ole Pfirrmann Neue Geschmackserlebnisse auf Jinoshima Mit dem Boot geht es los, über den Pazifik. Die Überfahrt mit unseren Gastfamilien dauert etwa 20 Minuten. Unser Ziel: eine unbewohnte Insel mit malerischen Ständen und türkisblauem Wasser. Groß und wildgewachsen liegt das unbewohnte Eiland in der See. Die Einheimischen nennen diesen Ort Jinoshima und er ist circa drei Kilometer

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entfernt vor der Küste Aridas gelegen, unserem ersten Stopp in der Präfektur Wakayama. Ein kleines Fischerboot bringt uns zur Insel. Wir haben alles, was man so braucht, Schwimmsachen, gute Laune und reichlich Lust auf diesen Ausflug. Der erste Kontakt mit dem Pazifik fühlt sich anders an. Nicht wie die Ostsee oder das Mittelmeer, es ist aufregend, so weit entfernt von zu Hause. Unsere


Gastgeber überraschen uns und statten uns mit einer Schnorchelausrüstung aus. Wir tauchen in eine uns völlig unbekannte Unterwasserwelt ein. Mit Fischen, Muscheln und Pflanzen in Formen und Farben, wie man sie wahrscheinlich nur hier auf der Welt sieht. Wir schnorcheln die Küste entlang, sonnen uns am Strand und genießen das herrliche Wetter. 12 Uhr, es gibt Mittagessen. BBQ traditionell japanisch, etwas anders, als wir es aus Deutschland kennen und trotzdem ein voller Erfolg. Gegrillt werden Mais, Zwiebel, Rindfleisch, Kürbis und sogar selbstgefundene Muscheln vom Strand. Es gelingt uns sogar, in deutsch-japanischer Kooperation, zwei kleine Oktopusse mit der Hand zu fangen. Ein Mann aus Arida zeigt uns, wie man die Tintenfische ausnimmt. Unsere Gastfamilien bereiten sie danach zu. Einen gibt es gegrillt, den anderen gekocht. Ob es komisch geschmeckt

hat, fragt ihr euch bestimmt. Ja, vielleicht, aber in diesem Moment erleben wir nur den Geschmack von Abenteuer und etwas Fisch. Als Snack gibt es noch etwas Takuyaki, eine Spezialität aus Osaka, frittierte Teigbällchen, gefüllt mit Oktopus oder Tintenfisch. Wir gewöhnen uns schnell an diese für Deutschland untypischen Lebensmittel und entdecken auch neue Geschmackerlebnisse. Am Nachmittag befassen wir uns mit einem typisch japanischen Brauch. Es funktioniert folgendermaßen: Man legt eine Wassermelone in den Sand, einer Person werden die Augen verbunden und mit einem Ast muss diese Person dann die Melone spalten. Anschließend wird sie verzehrt. Die Ehre hatte unsere Gruppenleiterin Katja, die die Melone auf Anhieb traf. Nach unzähligen Gruppenbildern und Selfies, das scheint in Japan ein Nationalsport zu sein, verlassen wir die Insel in Richtung Arida.

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2.14 Sportjugend Sachsen/ Sportjugend Sachsen-Anhalt Gruppenleitung: Steffen Rudolph Teilnehmende: Karolin Gerber, Marie-Luise Gehlauf, Paul Kämpf, Henrietta Weinberg, Lena Jesse, Jana Hursie, Fabian Gall, Sophie Bachmann, Saskia Rudolph Japanischer Partner: Chugoku Präfekturen: Tottori, Okayama, Hiroshima Besuchsorte: Hino, Tamashima, Okayama, Hiroshima, Miyajima Insel Dolmetscherin: Chie Sugiura Verfasserin des Berichts: Saskia Rudolph Vom Sobakoch zum Raftingstar Das Wetter in Japan ist normaler Weise sehr warm. Heute war es bei 28 Grad angenehm, nicht zu heiß, die Luftfeuchtigkeit gering und trotzdem Sonnenschein. Am Vormittag trafen wir japanische Jugendliche im Gemeindehaus von Mino. Nach einer kurzen Begrüßungszeremonie stellten die japanischen Schüler/innen sich auf Englisch vor, dann waren wir dran – auf Japanisch. Das hatten wir geübt und konnten es schon auswendig. Danach gingen wir in die Küche, um Soba herzustellen. Diese typisch japanischen Nudeln bestehen aus Weizenmehl, Sobamehl und etwas Wasser. Zunächst vermischten und kneteten wir die Zutaten, danach rollten wir den Teig aus und schnitten ihn in dünne Streifen. Also ähnlich wie beim Plätzchenteig. Nach drei Minuten in kochendem Wasser waren die Nudeln auch schon fertig. Mit etwas Wasabi, Lauch und Sobasoße bekamen wir sie serviert – sehr lecker. Auch das japanische Fernsehen war bei jedem Schritt dabei und interviewte uns tatkräftig. Der Nachmittag war besonders spannend und spaßig! Auf dem Programm stand Rafting. Beim Rafting paddelt man auf einem wilden Fluss voller Felsen und wird immer wieder nass. Bevor wir

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in die Boote steigen durften, mussten wir uns Neoprenanzüge anziehen. Das war gar nicht so einfach. Mit etwas Anstrengung schafften wir es schließlich trotzdem. Danach wurde uns erklärt, wie man paddelt, was man macht und was am besten nicht. Jedes Boot bekam einen erfahrenen Guide, und dann konnte es schon losgehen. Beim Rafting sahen wir nicht nur Wasser, sondern auch die wunderschöne Natur. Diese ist viel artenreicher und schöner als in Deutschland. Mit diesem Blick paddelten wir nicht mehr ganz so schnell und ließen uns treiben. Aber plötzlich fing es an –


das Nassspritzen! Jeder hielt sein Paddel ins Wasser und holte es mit Schwung und viel Wasser wieder raus. So waren wir alle schon nass, bevor das Spektakel begann. Als wir an einem drei Meter hohen Vorsprung ankamen, ließen uns die Guides aus den Booten aussteigen. Wir sollten von diesem Felsen in den Fluss springen. Eine Weile schauten wir uns an, dann sprangen die Ersten. Unten warteten unsere Guides, sie halfen uns aus dem Wasser und auch wieder sicher ins Boot. Einigen war einmal Springen noch nicht genug. Sie sprangen

noch ein zweites Mal. Nach dieser Mutprobe erreichten wir den wilderen Teil des Flusses. Nach Anleitung legten wir uns längs auf das Boot. Das Wasser spritze uns ins Gesicht – eine willkommene Erfrischung. Es passierte nicht selten, dass unsere Boote auf den Steinen und Felsen im Wasser hängen blieben. Aber auch hier wussten unsere Guides, was zu tun war, und retteten uns aus dieser Lage. Vielen Dank dafür! Am Ende der Tour warf man uns das letzte Mal aus dem Boot und wir retteten uns ans Ufer.

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2.15 Deutsche Schwimmjugend

Gruppenleitung: Dana Wagner Teilnehmende: Jan Schüler, Marcus Hildesheim, Robert Keiner, Henry Heinz, Peter Penzl, Marius Koch Japanischer Partner: Kyushu I Präfekturen: Kumamoto, Fukuoka, Nagasaki Besuchsorte: Aso, Ashiya, Iki Dolmetscherin: Etsuko Takeetsu Verfasser des Berichts: Marius Koch

Übernachtung im Saifukuji-Tempel Nach 13 sehr interessanten, aber auch anstrengenden Tagen voller erlebnisreicher Aktivitäten, wie zum Beispiel einer Radtour zu einem Vulkan, der Besichtigung verschiedener Tempel und Schreine, Kalligraphie-Unterricht oder auch mehreren Schwimmausflügen findet sich die Deutsche Schwimmjugend in der Präfektur Nagasaki auf der Insel Iki wieder.

Nach einer halben Stunde Fahrt mit drei Autos kamen wir am Saifukuji-Tempel an. Dort wurden wir von den zwei Priestern (Großvater und Vater) und der dazugehörigen Großfamilie sehr herzlich empfangen. Nach der kurzen Vorstellung aller Anwesenden besprachen wir kurz das Programm für den anstehenden Abend und den kommenden Morgen. Dabei half es allen sehr, dass beide Seiten Englisch sprechen konnten. Wenn das einmal nicht ausreichte, konnte unsere Dolmetscherin weiterhelfen. Danach führte uns die Familie durch den sehr geräumigen Tempel. Dieser beinhaltete unter anderem einen prachtvollen und eindrucksvollen Meditationsraum. Im Anschluss durften wir die vor dem Tempel hängende Glocke schlagen. Dabei verbeugt man sich zuerst vor dieser, schlägt sie dann zweimal und verbeugt sich anschließend ein weiteres Mal. Außerdem wurden wir durch den gut gepflegten Garten geführt. Darin gab es zum Beispiel Sandsteinwege, säuberlich gerechten Kies und eine kleine Höhle hinter dem Tempel. Als wir die Empore hinter dem Tempel hinaufstiegen, gelangten wir in einen Bereich, der sehr nach einem kleinen Märchenwald aussah. Überall gab es Moos, alte Bäume, Bambus und sehr laut zirpende Zikaden. Zurück im Tempel gab es Abendessen. Dies be-

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stand nicht wie gedacht nur aus Fisch, sondern natürlich aus Reis, aber auch aus bunten Nudeln, Fleisch, verschiedenen Salaten, frittiertem Gemüse, Kartoffelsuppe, Obst und auch Eis. Danach hatten wir ein bisschen Freizeit zur Verfügung. Die verbrachten wir damit, mit einem englischlernenden, 16-jährigen Mädchen zu sprechen. Um 20 Uhr begannen wir eine sehr spannende Zen-Meditation. Dabei wurden wir von einem Kameramann für das regionale Fernsehen gefilmt. Die Meditation wurde vom jüngeren Priester geleitet. Dieser erklärte uns zuerst die Sitzposition auf den am Boden liegenden Kissen. Dabei sollte man eigentlich im Schneidersitz beide Füße über den gegenüberliegenden Oberschenkel legen, aber das schaffte bis auf Robert keiner. Als wir uns dann mehr schlecht als recht gesetzt hatten, erklärte uns der junge Priester einige weitere Dinge. Dazu zählten, dass man circa 1,20 Meter vor sich auf den Boden schauen und aufrecht, aber nicht überstreckt dasitzen sollte. Außerdem erklärte er uns, dass man bei Müdigkeit lautlos um Gnade bitten sollte und dann davon befreit und begradigt

werden solle. Nachdem diese Meditation zehn Minuten andauerte, bei der der Priester mehrere Runden vor uns lief, waren wir alle erschöpft, aber auch innerlich sehr entspannt. Später bauten alle ihre Futons auf und schliefen einige Zeit später auch ein. Am nächsten Morgen sollten wir um 7:30 Uhr anfangen, den Garten zu „kämmen“. Das bedeutete für uns um sieben Uhr aufstehen. Dann pflegten wir mit drei verschieden großen Rechen den Kies. Nach einer halben Stunde harter Arbeit durften wir uns zur Reanimation unseren Magen mit einem sehr leckeren Frühstück füllen. Dieses bestand aus Reis, Salat, Weißbrot, Ei, frittiertem Gemüse, Obst und Saft. Gestärkt begaben wir uns dann zum Abzeichnen der buddhistischen Schriften. Dabei schrieben wir ein Tischgebet ab und skizierten Buddha. Zum Abschied tranken wir eine Tasse grünen Tee. Alle Tempelbewohner/innen freuten sich sehr über unsere Gastgeschenke. Zum Schluss noch ein Gruppenfoto, und schweren Herzens mussten wir uns verabschieden.

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2.16 Bayerische Sportjugend Gruppenleitung: Carmen Burk Teilnehmende: Yannik Burk, Fabian Lerch, Marc-Kevin Zuleger, Max Grimmbacher, Steffanie Manger, Luisa Damm, Maria Manger, Leo Grimmbacher Japanischer Partner: Kyushu II Präfekturen: Miyazaki, Kagoshima, Oita Besuchsorte: Izumi, Nobeoka, Oita Dolmetscher: Akira Murata Verfasser des Berichts: Fabian Lerch, Leo Grimmbacher Kalligraphie, Kendo und Empfang beim Bürgermeister Am Sonntag, den 30. Juli, begaben wir uns an den Hafen der Stadt Nobeoka. Bei einer Schifffahrt rund um die Insel Shimanoura genossen wir den etwas stärkeren Wellengang und die faszinierende Natur der Insel. Von Felsklippen, unberührtem Sandstrand und tosenden Wellen war uns alles geboten. Dort kämpften wir uns bei 37 Grad durch die kleinen Gassen der Stadt über den lokalen Schrein auf eine Anhöhe bis hin zu einem kleinen Wohnhaus am Rande. Dieses stellte sich aber als die örtliche Familienpension heraus. Dort wurden wir mit hausgemachten Spezialitäten der Familie versorgt und genossen den fantastischen Ausblick über den Ort, bevor es für uns mit dem Boot zurück zum Festland ging. Nach einer kurzen Pause widmeten wir uns der Kalligraphie. Wir bekamen eine Einführung in die Kunst des Schreibens mit Pinsel und Tinte durch eine ausgebildete Kalligraphie-Lehrerin. Wir versuchten uns am „Malen“ unseres Namens und der Worte Familie und Freundschaft. Am Ende des Tages ging es für uns noch einmal in die Sporthalle. Dort wartete bereits die Kendo AG der Schule auf uns. Zuerst erfolgte eine kleine Vorstellungsrunde, welche natürlich auf Japanisch er-

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folgte. Anschließend halfen uns die Jugendlichen in die traditionelle Kleidung. Nach einer kleinen Einweisung durch den Großmeister durften alle ihr Können durch Nachmachen und mit Hilfe japanischer Schüler/innen unter Beweis stellen. Dabei entpuppte sich ein Teil der Gruppe als sehr talentiert und ein anderer Teil sollte lieber noch erst einmal das Essen mit den Stäbchen weiter üben, da das Schreien und Schlagen etwas ungewohnt war. Unsere Gruppe verabschiedete sich nach circa einer Stunde total verschwitzt, aber überglücklich und eine weitere Erfahrung reicher von den 40 Schüler/innen und den insgesamt sieben Meistern. Als wir am nächsten Tag nach der Diskussion mit den Schüler/innen der Senior High-School zum Höflichkeitsbesuch mit dem Bürgermeister kamen, waren wir begeistert und gleichzeitig doch ein bisschen überrascht. Vor dem Eingang und auf den Gängen hatten sich Mitarbeiter/innen mit wehenden Deutschlandfahnen positioniert und am Rathaus war neben der japanischen Flagge auch die deutsche gehisst. Das alles kam uns dann wie ein Staatsbesuch und weniger wie ein Treffen mit dem Bürgermeister im Rahmen des 44. Sportjugend-Simultanaustausches vor. Alle waren stolz darauf, dass uns diese Ehre zuteil wurde. Wenn man im Nachhinein aber bedenkt, dass an unserer Stelle auch schon der Präsident des Deutschen Judo-Bundes gesessen hat und sich Nobeoka als Olympiaort für Tokio 2020 beworben hat, ist es klar, dass man auch beim fernen Besuch aus Bayern einen guten Eindruck hinterlassen wollte. Das anschließende Gespräch mit dem Bürgermeister war sehr locker und nahm dadurch allen gleich die Aufregung. Nach dem Austausch der Gastgeschenke wurden wir alle zum Essen eingeladen.


2.17 Leitungsteam Delegationsleitung: Dieter Haug Stellvertretende Delegationsleitung: Kirsten Hasenpusch Organisationsleitung: Masako Tsuno Japanischer Partner: Japan Junior Sports Clubs Association (JJSA) Präfekturen: Saitama, Niigata, Chiba Besuchsorte: Otsu, Kyoto, Kuki, Miyashiro, Joetsu, Kyukamura, Makuhari, Tokio Dolmetscherin: Rieko Abe Verfasser des Berichts: Dieter Haug Erlebnis Zen-Meditation Orte der Stille sind heute selten zu finden. Unsere Welt ist voll von Lärm. Wir begegnen ihm überall und haben uns schon so an ihn gewöhnt, dass wir ihn kaum mehr wahrnehmen. Umso bewusster wird es dann, wenn wir auf einen Ort der Ruhe stoßen. So geschehen in Joetsu. Auf unserem Weg quer durch Japan machten wir einen Stopp bei der Deutschen Skijugend. Auf ihrem Programm stand: „Besuch des Rinsen-ji Tempels, Erlebnis Zen-Meditation“. Nun weiß ich von meinen früheren Japanbesuchen, dass Tempel immer den Flair des Besonderen haben. So drängt auch im hippen und lauten Tokio der allgegenwärtige Lärm nur ansatzweise bis zum Mejischrein, der für mich immer ein Muss bei meinen Aufenthalten in Japans Hauptstadt war.

berühmter japanischer General, verbrachte sieben Jahre seines Lebens an diesem Ort, von daher sind viele Objekte mit ihm verbunden. Auch wurde er hier begraben. Am Tempeleingang empfing uns ein junger Priester, der uns ins Innere bat. Auf dem Boden lagen die Sitzkissen, die Zafus, auf denen wir uns niederlassen sollten. Und hier beginnt schon die erste Schwierigkeit. Die Japaner/ innen sind es gewohnt, auf dem Boden zu sitzen, zu knien. Nicht so wir. Dementsprechend war überall ein Stöhnen und Ächzen zu hören, als wir uns bemühten, die vorgeschriebene Haltung einzunehmen.

Doch hier im fernen Joetsu in der Präfektur Niigataa konnte ich sie finden, die Ruhe. Schon beim Betreten der Tempelanlage erlischt sämtlicher Alltags-Stress. Uralte Bäume, weitläufige Parkanlagen, geharkte Kieswege zeugen von liebevoller Pflege. Ein Blick ins Geschichtsbuch erzählt von der Geschichte der Kenshin-Familie, die dieses Gotteshaus als Familientempel für Gedenkfeiern im Jahr 1497 errichten ließen. Uesugi Kensin, ein

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Durch die traditionelle Sitzhaltung werden die Extremitäten in der Nähe des Körperzentrums positioniert und erlauben somit eine stärker zentrierte Haltung. Beide Knie sollen Bodenkontakt haben. Auch schreibt der Zazen, wie diese Form des Buddhismus genannt wird, eine aufrechte, stabil in sich ruhende Körperhaltung vor, die ein harmonisches Verhältnis von Spannung und Entspannung wahren soll. Die Hände werden häufig im sogenannten Meditations-Mudra knapp unterhalb des Nabels gehalten, wobei eine Hand mit dem Rücken in der Fläche der anderen liegt und die Spitzen der Daumen sich darüber berühren. Während des Zazen wird der Körper nicht bewegt, da die äußere, körperliche Disziplin der inneren, geistigen Beobachtung und Konzentration eine Stütze bietet. Weiter erklärte uns der geistliche Hausherr, wie denn, nach Einnahme der Sitzposition, die

eigentliche Meditation ablaufen sollte. Sie stellt, zumindest am Beginn, eine physische und psychische Belastung für die Schüler/innen dar. Durch Selbstbeobachtung des Körpers, seiner Haltung und Atmung (zum Beispiel Betrachtung des Atemflusses und der Empfindungen, der Denkvorgänge und des Bewusstseins) verbindet sich der Übende mit dem gegenwärtigen Ort und Moment. Da Körper und Geist nicht getrennt sind, hat die Körperhaltung direkten Einfluss auf das Empfinden, Denken und die physisch-psychische Verfassung. Durch die Haltung, Beobachtung und Konzentration kommt der Strom der Gedanken zur Ruhe oder wird zeitweise komplett unterbrochen. Die auch im Körper manifestierten Lebenserfahrungen und Unterbewusstes erscheinen in dieser Geisteshaltung und können sich lösen.Schon nach kurzer Zeit verstummen die letzten Flüstergeräusche. Jeder hat eine für sich passende Stellung gefunden. Die Gedanken gehen auf Reisen. Der Raum füllt sich mit Stille und Leere. Auch verschwindet der anfangs gefühlte Schmerz, verursacht durch die ungewohnte Sitzposition. Auch erlischt das Zeitempfinden. Man hat das Gefühl, ewig sitzen und meditieren zu können. Eine Glocke beendet das Zazen. Langsam kehren die Gedanken wieder zurück ins Jetzt. Schmerzen bereitet das Aufstehen. Ein paar Erinnerungsfotos noch, und schon hat er uns wieder, der laute und hastige, stressige Alltag. Und doch bleibt etwas zurück. Das Wissen um den äußerlichen, aber auch inneren Ort der Ruhe, das Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben.

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2.18 Zentralprogramm II Kaum begonnen, sind wir schon wieder am Ende des 44. Sportjugend-Simultanaustauschs angelangt. Heute Vormittag noch bei den Judokas in Chiba, checken wir gegen Mittag im Shinagawa Prince Hotel ein. Gleich am Nachmittag erfolgt eine erste Besprechung mit der JJSA. Im Anschluss findet das traditionelle Abendessen mit der japanischen Führungsspitze statt. Ein kulinarisches Highlight. Am darauffolgenden Tag empfangen wir die deutschen Gruppen aus dem Regionalprogramm in Tokio. Abgekämpft, aber glücklich schleppen sie Koffer und ihre Einkäufe sowie Geschenke auf ihre Zimmer. Während die ersten bereits die japanische Hauptstadt unsicher machen, heißt es für Gruppenleiter/innen und Gruppensprecher/innen: Auswertungsgespräch mit dem Leitungsteam. Und es gibt viel zu berichten. So dauert die Aussprache mehr als drei Stunden. Gleich am nächsten Morgen erfolgt die Auswertung mit der JJSA. Da aber während des Austauschs nur kleinere Probleme aufgetaucht waren, gestaltet sich diese kurz und knapp. Eigentlich sollte der Rest des Tages für „selbstständige Studien in Tokio“ frei sein. Doch es langt nur für einen Kurzabstecher nach Shibuya. Vor der am Abend stattfindenden Sayonara-Party gilt es noch weitere Vorbereitungen zu treffen. Abschlussrede entwerfen, Gastgeschenke einpacken, Ablauf mit der JJSA besprechen. Um fünf Uhr kommt Yunosuke Sakamoto, der erste Vorsitzende der JJSA, zu einem Vorgespräch. Pünktlich um sechs Uhr eröffnet Yuya Tomizawa, der für den Austausch zuständige Mitarbeiter der JJSA, die Sayonara-Party. Kurze Ansprachen von Sakamoto, dem deutschen Delegationsleiter Dieter Haug und dem Mitarbeiter der deutschen Botschaft Sachio Howoldt sowie die anschließende Geschenk- und Wimpelübergabe müssen die Jugendlichen und zahlreich angereisten Gäste „über sich ergehen lassen“, bevor sie selber aktiv werden dürfen. Sie zeigen ihre Präsentationen, die sie zu Hause einstudiert und im Regionalproramm

mehrfach aufgeführt hatten. Auch die japanischen Seniorleaders aus Tokio animieren alle zu Mitmachaktionen. Eine Fotoshow sowie das sentimentale Abschiedslied „Hotaru no Hikari“ lässt alle wehmütig werden. Und so fließen viele Tränen, als man sich verabschiedet. Dass für einige die Nacht sehr kurz war, ist an ihren Gesichtern zu erkennen. Schon heißt es: Koffer in die bereitstehenden Busse einladen, die uns zum

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Flughafen bringen. Der Flug selbst verläuft ruhig, der Geräuschpegel, der auf dem Hinflug noch beachtlich war, geht gegen Null. Erst kurz vor Ankunft in Frankfurt am Main erwachen die Lebensgeister wieder. Und jetzt hat es jeder eilig, will doch jeder so schnell wie möglich nach Hause. Das Resümee? Ich denke, es waren bewegende und interessante Tage, die den meisten noch sehr lange in Erinnerung bleiben werden. Die neu geschlossenen Freundschaften, die Abertausenden von Fotos erfordern nun Zeit zur Ver- und Bearbeitung. Und schon laufen die ersten Vorarbeiten für den 45. deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustausch. Und dann heißt es wieder „Yokosso“ – willkommen! Dieter Haug

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3. Jahresthema Fair Play – Respekt im Sport und im persönlichen Umfeld Eigentlich nur ein kleiner Pfeiler im Gesamtkomplex Simultanaustausch, aber ein unverzichtbarer. Mit der Vorbereitung des Jahresthemas sowie der Diskussion desselben während der Austauschmaßnahme gewinnt diese an Bedeutung. Allein die vorbereitenden internen Gespräche, das Erstellen von Positionspapieren oder Präsentationen hierzu schärfen bei Gruppenmitgliedern Wissen um Wunschvorstellungen und die davon oftmals abweichenden Realitäten. Ist die Wissensbildung erfolgt, sind die Ideen einer Darbietung in irgendeiner Form manifestiert, können beide Seiten in die Diskussion einsteigen. Dass diese nicht immer in der anvisierten Form ablaufen kann, das zeigen die Erfahrungsberichte. Sprachbarrieren, die mit und ohne Übersetzung existieren, tun ihr Übriges dazu, ebenso entwicklungsmäßig und altersmäßig inhomogene Gruppen. Dennoch ermöglicht allein die Beschäftigung mit derartigen Themen neue persönliche Horizonte und Blickwinkel, schafft Verständnis für andersgeartete Verhaltensweisen und deren Bewältigung, ermöglicht eine Verän-

derung von Verhaltensmustern. Alle Teilnehmer/ innen haben sich auf dieses Thema vorbereitet, es der Gegenseite vorgestellt und im Anschluss darüber diskutiert. Einige Auszüge dieser Berichte sollen einen Einblick in das Erlebte geben. Beispiele aus der OUT-Maßnahme: Sportjugend Berlin/Brandenburg: Die japanische Seite aus Hokkaido und die Gruppe Berlin/Brandenburg hatten dabei viele Gemeinsamkeiten in der Definition des Begriffs Fair Play entdeckt. Wir als Gruppe sehen sehr viele Gemeinsamkeiten, die wir mit den Japanern teilen. Wir müssen nicht nur in der Zukunft weiter zusammenarbeiten, sondern auch unsere Arbeit fördern. Sportjugend Schleswig Holstein: Fair Play ist kein Thema, welches nur für den Sport bestimmt ist, sondern uns im ganzen Umgang mit anderen Personen begleitet. Sportjugend Nordrhein Westfalen: Nach einer kurzen Einleitung, in der wir Merkmale über Fair Play erläutert hatten, erarbeiteten die deutschen zusammen mit den japanischen Teilnehmer/innen Definitionen in Form von Mind-Maps und tauschten sich über persönliche Situationen und Erfahrungen aus. Zum Ende der Diskussionen sammelten wir Ideen und überlegten uns Zukunftsprojekte, mit denen wir den Respekt und Fair Play erhalten können. Deutsche Judojugend: Die Grundlage für das diesjährige Jahresthema „Fair Play – Respekt im Sport und persönlichen Umfeld“ war bei uns der Judo-Codex des Deutschen Judo-Bundes (DJB). Während der Diskussionen über das Jahresthema in den einzelnen Präfekturen hatten wir mit der japanischen Seite über diese Werte gesprochen. Wir hatten ihnen erklärt, was die einzelnen Werte aus unserer Sicht beinhalten und wie sie umgesetzt/erlernt werden.

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Sportjugend Mecklenburg Vorpommern: Neben dem gegenseitigen Erklären der eigenen theoretischen Vorstellungen zum Thema Fair Play im Sport und im alltäglichen Leben rückten schnell auch Schilderungen persönlicher Erfahrungen der Teilnehmer/innen beider Länder in den Vordergrund. Die japanischen Jugendlichen stellten sehr nachvollziehbar dar, dass es gerade bei den traditionellen Sportarten, wie beispielsweise Kendo oder Judo, immer um mehr als das Erlernen und Trainieren einer Sportart geht und damit auch stets die Erziehung des Geistes einhergeht. Intensiv diskutiert wurde das Ziel, allen Menschen Teilhabe am sportlichen sowie gesellschaftlichen Leben in gleichem Maße zu ermöglichen. Teilnehmer/innen berichteten hier von Vorfällen der Ausgrenzung bis hin zu Mobbing sowohl im Sport als auch in der Schule oder dem privaten Umfeld. Hier stellten sie fest, dass diese Themen in beiden Ländern ähnlich aktuell sind und es weiterhin Handlungsbedarf in Form von Sensibilisierung und Aufklärung gibt.

kerung gegenüber nicht fair. Manche Menschen können nur schwer zwischen falschen und wahren Aussagen unterscheiden. Sportjugend Rheinland Pfalz/Saarland: Der wohl bedeutendste Aspekt ist Chancengleichheit. Wenn nicht jeder die gleichen Möglichkeiten hat, kann man nicht von Fairness sprechen. Auch hier gilt dieses Anrecht für jeden, ungeachtet seiner Eigenschaften. Im Sport ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle Spieler/innen und oder Mannschaften gleich behandelt werden. Somit bildet Chancengleichheit die Grundlage für faires Miteinander im Sport und im Alltag.

Sportjugend Niedersachsen I: Wir haben als Unterthema das Thema Fake News ausgewählt, da wir als Gruppe zu dem Entschluss gekommen sind, dass darüber zu wenig nachgedacht wird. Außerdem sind Fake News der Bevöl-

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Deutsche Schwimmjugend: Als nächstes stellte sich die Frage, wie man das Jahresthema am besten mit den japanischen Schüler/innen und Sportler/innen zusammen besprechen oder darüber diskutieren könnte, da uns bereits bekannt war, dass die englische Sprache uns nicht in jedem Fall weiterhelfen kann, bzw. dieses Mittel nicht voll zur Verfügung steht. Wir überlegten uns daher verschiedene pantomimische Darstellungen einzelner unfairer Verhaltensweisen, welche durch eine weitere Person wiederum „positiv reguliert“ wurden. Diese wollten wir in Japan vorstellen, um so ggf. eine Diskussionsgrundlage zu schaffen. Anders als erwartet waren die Englischkenntnisse doch eher stark ausgeprägt für japanische Verhältnisse. Zudem waren insgesamt drei Dolmetscher/ innen bzw. Lehrer/innen im Raum, die helfen konnten. Die Schüler/innen waren in drei Gruppen zu je drei Jugendlichen geteilt, wozu jeweils zwei

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deutsche Teilnehmer/innen dazu stießen. Die japanischen Schüler/innen hatten zudem ausgearbeitete Unterlagen, Fragen und Beispiele ausgearbeitet, sodass diese vorgestellt und mit der deutschen Seite besprochen und diskutiert wurden. Bayerische Sportjugend: Fair Play im Sport und persönlichen Umfeld bedeutet für uns mehr, als sich nur an die vorgegebenen Regeln und Vorschriften zu halten. Wie der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker bereits sagte, „werden geschriebene Regeln nie die menschliche Haltung des Fair Play ersetzen können“. Der Gedanke des Fair Play geht weit über die innere Einstellung eines jeden hinaus und überschreitet sogar die Grenzen des Spielfeldes. Es bezieht sich viel mehr auf die Anerkennung, Achtung, Autorität und Toleranz in Schule, Alltag und Familie.


Beispiele aus der IN-Maßnahme: Sportjugend Berlin: Unseren Workshop zum Jahresthema „Fair Play“ starteten wir mit Erinnerungen an die letztjährigen Sommerspiele in Rio. Die Entwicklung und die Inhalte des olympischen Eids, von ritterlichen Maßstäben hin zu einem gemeinsamen moralischen Verständnis von Sportler/innen, Kampfrichter/innen und Trainer/ innen, bestimmten den weiteren Gesprächsverlauf. Die wichtigsten Gedanken der Jugendlichen zum Thema „Fair Play ist für mich...“ lauteten wie folgt: Niederlagen zu akzeptieren; im Falle eines Sieges nicht den Gegner/die Gegnerin demotivieren; Gegner/in und/oder Mitspieler/in so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte; dem Gegner/ der Gegnerin auch nach einer Niederlage zu gratulieren. Sportjugend Hessen: Ultimate Frisbee ist eine Sportart, die keine/n Schiedsrichter/in benötigt. Strittige Situationen besprechen die Teams während dem Spiel untereinander. Nach dem Spiel muss jede Mannschaft auf das Fair Play eingehen und sich selber, aber auch den Gegner bewerten. Die Turnierleitung zählt die Bewertungen aus, und das Ergebnis wird veröffentlicht. Für die Teams sind diese Ergebnisse manchmal wichtiger als der Sieg. Deutsche Judojugend: Nach diesem ersten Einstieg in das Thema wendeten wir uns dem Sport allgemein zu. Anhand von Bildern besprachen wir Situationen und Vorkommnisse bei sportlichen Wettkämpfen. Es ging hauptsächlich um richtiges oder um möglichst richtiges Verhalten, schnell kam der Begriff „Respekt“ in die Runde. Zu den Bildern beschrifteten die Jugendlichen Sprechblasen mit eigenen Texten, und so erstellten wir mehrere Plakate. Ebenfalls erstellten wir nach einem Brainstorming zum Thema Respekt hierzu Plakate. Trotz des unterschiedlichen Alters kam man schnell zu einer gemeinsamen Definition von Respekt. So war es klar, dass natürlich die Gäste mit dem nötigen Respekt behandelt und empfangen werden sollten.

Sportjugend Niedersachsen: Es ging um die sogenannte „Kastenschule“. Mit der Hilfe zweier Tablets stellte die japanische Seite ihre Power-Point-Präsentation hierzu vor. Durch Folien, die mit einfachen Bildern sowie japanischen und englischen Texten versehen waren, konnte die Thematik der „Kastenschule“ ausführlich dargestellt werden. In einer Kastenschule gibt es eine AG-Hierarchie. Oben stehen die beliebten SportAGs wie Baseball oder Schwimmen, unten hingegen sind Kultur-AGs wie der Kameraclub oder die Kunst-AG. Dabei werden die Schüler/innen je nach ihrer AG in einen Kasten zugeteilt bzw. in der Hierarchie untergeordnet. Schüler/innen aus den weniger beliebten „Kasten“ werden in den Klassen nicht als gleichgesetztes Mitglied der Klassengemeinschaft gewertet. Auf Twitter & Co. sowie in privaten Gruppenchats wird ausgegrenzt und negativ kommuniziert. In der Präsentation erhält dabei das Wort „Mobbing“ einen besonderen Stellenwert.

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Sportjugend Rheinland Pfalz: Doch nicht nur theoretisch wurde das Jahresthema während des Austauschs aufgegriffen. Immer wieder wurden verschiedene Sporteinheiten wie ein Fußballspiel, eine Radtour oder das gemeinsame Tanzen in das Programm eingebaut. Auch hierbei stand das gemeinsame Sporttreiben unter fairen Bedingungen im Mittelpunkt. Neben dem vorbildlichen Verhalten während der Diskussionsrunde und während der Sporteinheiten war es außerdem schön, den respektvollen Umgang der Jugendlichen im Alltag zu sehen. Nahezu alle Programmpunkte wurden gemeinsam erarbeitet und vorbereitet und somit als gemeinsame Projekte im Sinne des Fair Play durchgeführt! Sportjugend Sachsen-Anhalt: Die deutschen Jugendlichen hatten geplant, sich diesem Thema mit dem Projekt „MUT“ („Menschlichkeit und Toleranz im Sport“) in Sachsen-Anhalt zu nähern. Die Jugendlichen schilderten Erlebnisse aus ihrem sportlichen und Vereinsalltag. Daraufhin wurde darüber diskutiert. Württembergische Sportjugend: Ein großes Thema in den Köpfen aller war dabei der Begriff „Mobbing“. Was ist Mobbing? Wie entsteht es? Wann ist es das, als was es von der brei-

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ten Öffentlichkeit betrachtet wird? Was geschieht aus Sicht der Täter/innen und der Opfer? Gibt es Mobbing auch in Deutschland? Und in Japan? Verschiedenste Meinungen wurden geäußert, nicht immer nur positiv gestimmte. Auf beiden Seiten wurde gesagt, man habe jemanden gemobbt oder sei gemobbt worden – und es sei einem erst heute bewusst geworden. Und aus diesen Erfahrungen heraus wurden wieder neue Fragen aufgeworfen: Wann ist Mobbing fair? Kann Mobbing überhaupt fair sein? Wie kann man dagegen frühzeitig vorgehen? Kann man überhaupt etwas dagegen tun?


4. IN-Maßnahme 4.1 Vorbereitung der Maßnahme Vorbereitungsseminar für Betreuer/innen und Dolmetscher/innen Für das Gelingen ist die gute Vorbereitung die wichtigste Voraussetzung. So trafen sich für die In-Maßnahmen zum 44. deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustausch die Regionalbetreuer/innen und Dolmetscher/innen vom 24. bis 26. März 2017 in Frankfurt am Main. Auf der Agenda standen Referate und Arbeitskreise zu Fragen, die für die Betreuung der japanischen Gäste wichtig sind: Wie kann das Programm optimal gestaltet werden, um unsere Ziele zu erreichen? Was muss man zum Umgang mit Gästen beachten, die einen anderen kulturellen Hintergrund

haben? Wie kann das Jahresthema „Fair Play – Respekt im Sport und persönlichen Umfeld“ im Regionalprogramm behandelt werden? Was sind die Aufgaben der Dolmetscher/innen, und wie kann die Zusammenarbeit mit den Betreuer/innen funktionieren? Nicht zuletzt stellt die Finanzierung des Programms einen wichtigen Aspekt dar, der auch im Seminar ausführlich behandelt wurde. Zu diesen Fragen gaben Matthias Heitzmann (AG Japan), Heike Thiel (Sportjugend Hessen), JensUwe Deppe (Sportjugend Niedersachsen), Jessica Golden (dsj) und Kaori Miyashita (dsj) wertvolle Tipps.

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4.2 Die Delegation Japanische Gruppe

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Deutsche Partner

Gruppenleitung

Teilnehmende

Insgesamt

M

W

M

W

M

W

Hokkaido

SJ Berlin/ Brandenburgische SJ

1

0

1

3

2

3

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Tohoku 1

Dt.Turnerjugend

0

1

2

1

2

2

4

Tohoku 2

Bayerische SJ I (Oberfranken)

1

0

3

4

4

4

8

Kanto 1

Dt. Judojugend

1

0

4

1

5

1

6

Kanto 2

Sportjugend Hessen

1

0

2

2

3

2

5

Hokushinetsu

Badische Sportjugend-Süd

1

0

3

4

4

4

8

Tokai

Württembergische SJ

0

1

5

4

5

5

10

Kinki

SJ Niedersachsen

0

1

5

6

5

7

12

Shikoku

SJ Rheinland-Pfalz/ Saarl. SJ

1

0

5

4

6

4

10

Kyushu 1

SJ Sachsen-Anhalt / SJ Sachsen

1

0

4

1

5

1

6

Kyushu 2

Bayerische SJ II (Oberpfalz)

1

0

2

2

3

2

5

Leitungsteam

dsj

2

1

0

0

2

1

3

10

4

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4.3 Zentralprogramm I Zentralprogramm I in Frankfurt am Main vom 31. Juli bis 2. August Die Ankunft der japanischen Delegation des 44. deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustauschs in Frankfurt kündigte sich dieses Jahr lautstark an. Mit einem tiefen Dröhnen donnerte die Maschine der Japan Airlines über die Sportschule Frankfurt und die Köpfe der Helfer/innen hinweg, die kurz zuvor noch die letzten Vorbereitungen für das Zentralprogramm I getroffen hatten und nun eilig zum Flughafen fuhren, um die japanischen Gäste in Empfang zu nehmen. Die 82-köpfige Gruppe um Delegationsleiter Kenji Ito trat bald darauf in die Ankunftshalle hinaus und war trotz des langen Fluges sichtlich gespannt, Deutschland und seine Bewohner/innen kennenzulernen. Schnell wurde das Gepäck in die bereitstehenden Busse verladen, und ehe sie sich versahen, fuhren die japanischen Gäste bereits über ein kurzes Stück der

„Deutschen Autobahn“ in Richtung der sich am Horizont abzeichnenden Commerzbank-Arena. An der Sportschule angekommen, gab es zur Stärkung zunächst ein gemeinsames Abendessen, bei dem einige Teilnehmer/innen ihrem Umgang mit Messer und Gabel noch den letzten Feinschliff gaben. Nach der offiziellen Begrüßung durch Matthias Heitzmann (AG Japan) und der Vorstellung der Helfer/innen wurden die Teilnehmer/innen samt Koffer und Schlüssel – idealerweise passend – auf ihre Zimmer verteilt. Doch an Nachtruhe war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht zu denken. Inspiriert von ihrem Umfeld trafen sich die japanischen Jugendlichen noch zu einem gemeinsamen Fußballspiel in der Sporthalle, und unter begeisterten La-Ola-Wellen endete das erste Match auf deutschem Boden nach langem Kampf schließlich mit einem fairen 1:1.

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Sportschule, wo sie ein zweistündiges Sportprogramm erwartete. Es wurde geschwommen, geturnt, Völkerball gespielt und ein Parcours ganz im Stil der japanischen Game-Show „Takeshis Castle“ durchlaufen. Erschöpft, aber glücklich ließen die Teilnehmer den Abend gemeinsam bei einem gemütlichen Grillen ausklingen.

Ausgeschlafen und in guter Stimmung ging es dann am nächsten Morgen mit der Straßenbahn zum Römer, dem Mittelpunkt der Frankfurter Altstadt. Dort im Kaisersaal erwarteten bereits die Stadträtin Albina Nazarenus-Vetter und der Ressortleiter Jugendarbeit der dsj, Peter Lautenbach, ihre Ankunft. In ihren Begrüßungsreden unterstrichen beide die Bedeutung des deutsch-japanischen Simultanaustausches und des Sports allgemein für die interkulturelle Entwicklung junger Menschen und ließen es sich auch nicht nehmen, auf die Vorzüge der Stadt Frankfurt hinzuweisen. Kenji Ito bedankte sich daraufhin für den herzlichen Empfang und lud sogleich alle Anwesenden zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio ein. Nach einem kleinen Umtrunk im Foyer des Rathauses konnten sich die japanischen Jugendlichen gruppenweise nun selbst ein Bild von der Stadt Frankfurt machen. Von der Paulskirche bis zum Palmengarten, vom Main Tower über den Eisernen Steg bis hin zum Frankfurter Zoo – überall waren sie zugegen und mussten dabei mitunter eigenwillige Aufgaben bewältigen. So wurden Passanten um eine Umarmung samt Foto gebeten oder der verdutzte Mitarbeiter des Rathauses musste über berühmte Besucher/innen desselben Rede und Antwort stehen. Mit zahlreichen Schnappschüssen machten sich die Gruppen auf den Rückweg zur

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Am nächsten Morgen war die Aufbruchsstimmung unter den Japaner/innen bereits deutlich zu spüren, doch zunächst ließen sie den vergangenen Tag mit einer kurzen Präsentation und Fotos der Stadtrallye noch einmal Revue passieren. Trimmy, das Maskottchen des DOSB, ließ sich die Möglichkeit nicht nehmen und schaute spontan für einige Fotos mit den japanischen Gästen vorbei. Bis um 10 Uhr waren schließlich auch die letzten Regionalbetreuer/innen und Dolmetscher/innen angereist, und so konnten die japanischen Gruppen feierlich in ihre Hände übergeben werden. Auf sie warteten elf Tage mit einem abwechslungsreichen Sport- und Kulturprogramm. Eric Tietz


4.4 Hokkaido Gruppenleitung: Sougo Sato Teilnehmende: Fuuka Iwasaki, Kazuno Kouya, Rena Nosaku, Yuto Suzuki Deutscher Partner: Sportjugend Berlin Bundesland: Berlin/Brandenburg Besuchsorte: Berlin Betreuung: Frank Vogelgesang, Thorsten Süfke, Heike Brömse Dolmetscherin: Aya Kawai Verfasser des Berichts: Thorsten Süfke Das Stadion und andere olympische Eindrücke Der Sonntag während der „Berliner Woche“ stand ganz im Zeichen der sportlichen Möglichkeiten des Vereinsgeländes im Sport Club Siemensstadt. Wir begannen den Sporttag gemeinsam mit der erfolgreichen Vereinsmannschaft im Floorball mit einem Techniktraining und Freundschaftsspiel (mit gemischten Mannschaften). Sodann schloss sich ein erster Workshop rund um das Jahresthema „Fair Play“ an. Die Erinnerungen an die letztjährigen Sommerspiele in Rio (durch Videos aufgezeigt), die Symbole der olympischen Idee und die persönlichen Geschichten des letzten Fackelläufers oder des deutschen Fahnenträgers Timo Boll gaben erste Gesprächspunkte zum Thema auf. Die Jugendlichen überlegten gemeinsam, welche die universellen Werte des Sports sind. Höchstleistung, Respekt und Freundschaft beinhalten nur indirekt den Wert des Fair Plays, doch die Jugendlichen stellten fest, dass zwei der Werte die Beziehung der Sportler/innen untereinander beschreiben – Respekt und Freundschaft. Und dies sei ohne die Gedanken des Fair Plays nur schwerlich möglich. Die Entwicklung und die Inhalte des olympischen Eids, von ritterlichen Maßstäben hin zu einem gemeinsamen moralischen Verständnis

von Sportler/innen, Kampfrichter/innen und Trainer/innen, spannten wieder den Bogen zu Olympischen Spielen. Nach der Mittagspause sollten die eigenen Spiele ihre Fortsetzung finden: Im Freien folgte die Disziplin „Slackline“, die für Erheiterung und „Balance-Künstler“ sorgte. Als dann die Sonne aufzog, bot sich die Beach-Volleyball-Anlage an. Zwischendurch galt es, einen weiteren Impuls in Richtung Jahresthema aufzugreifen und weiterzureichen: Die 400-Meter-Staffel, deren Ziel nur indirekt die schnellste Zeit oder gar der Sieg waren. Vielmehr galt es, von Läufer/in zu Läufer/in die olympischen Ringe zusammenzutragen und ins Ziel zu bringen (wieder in gemischten Mannschaften). Zum Abschluss gab es noch zahlreiche Badminton-Duelle in der großen Sporthalle. Am folgenden Montag stand der Besuch des Berliner Olympiastadions mit seinen vielfältigen geschichtlichen Facetten an: von den modernen Eindrücken einer Fußball- und Leichtathletik-Arena bis hin zu den geschichtlichen Besonderheiten der Spiele von 1936, der Geschichte zweier deutscher Staaten und den vielfältigen Nutzungsvarianten in den vergangenen acht Jahrzehnten. Einem Rundgang durch die diversen Stadionteile (nebst

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Schwimmstadion) folgte ein Quiz. Dessen Auswertung in den Räumlichkeiten des Landessportbundes Berlin leitete den abschließenden Workshop zum Jahresthema ein. In Erinnerung blieb den Jugendlichen auch die Geschichte des koreanischen Marathon-Siegers von 1936, der unter japanischer Fahne und mit anderem Namen antreten musste und an den seit dem letzten Jahr eine Statue erinnert. Eine ebenso berührende Geschichte wie die der deutschen Hochspringerin Gretel Bergmann

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(von den Nazis aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nicht zu den Spielen 1936 nominiert, Anm.), nach der auf dem weitläufigen Gelände nunmehr eine Straße benannt wurde. Den Jugendlichen wurde bewusst, wie wichtig die drei universellen Werte des Sports für das faire sportliche Miteinander sind und dass jeder/jede Einzelne/r seinen/ihren Beitrag hierzu (in jedem Moment des Spiels/Wettbewerbs) liefern kann.


Deutscher Partner: Brandenburgische Sportjugend Bundesland: Brandenburg Besuchsorte: Cottbus, Potsdam, Burg (Spreewald) Betreuung: Chris Mellack, Matthias Boddeutsch Verfasser des Berichts: Chris Mellack, Tobias Schick Pokalfußball und mehr Nach intensiver Vorbereitung war die Vorfreunde groß, unsere japanische Delegation aus Hokkaido am Cottbuser Bahnhof zu empfangen. Nach einem leichten Mittagessen, einer kurzen Einführung und einem ersten Kennenlernen wurden die Gäste durch den Dezernenten für Ordnung, Sicherheit, Bürgerservice und Umwelt der Stadt Cottbus, Thomas Bergner, im Rathaus offiziell empfangen. Der ehemalige Stabhochspringer versuchte kurzweilig den Jugendlichen die mehr als 850-jährige Stadtgeschichte nahezubringen und verhalf Ihnen zu einem ersten Überblick über die erfolgreiche Sportgeschichte und -gegenwart der Stadt, bevor die Jugendlichen von ihren Gastfamilien empfangen wurden. Gemeinsam wurde gegrillt, erste Gespräche in Englisch und sogar in Deutsch geführt, an einer abendlichen Stadtführung mit dem Cottbuser Postkutscher teilgenommen, ehe es dann am späten Abend zu Bett ging.

sich alle über die dreitägige „Stippvisite“ des Leitungsteam in Cottbus gefreut, das völlig unaufgeregt und wie selbstverständlich am gesamten Programm teilnahm. Ein besonderes Highlight sollte der Besuch des „Stadion der Freundschaft“ zum DFB-Pokalspiel des Fußball-Regionalligisten FC Energie Cottbus (FCE) gegen den Bundesliga-Aufsteiger VfB Stuttgart am letzten Tag werden. Mit einem Bein stand der FCE schon in der zweiten Runde des Pokals, doch ein Eigentor führte in die Verlängerung. Das Stadion war mit mehr als 17.500 Zuschauern bestens besetzt und die Stimmung dementsprechend ansteckend. Unsere japanischen Gäste hatten sehr viel Spaß, gemeinsam haben wir mitgefiebert, im Elfmeterschießen mitgelitten und uns anschließend gegenseitig aufgemuntert. Wir haben wirklich alles miteinander erleben können, was der Fußball so bietet. Die Tage vergingen wie im Flug, die Workshops verhalfen uns allen zum intensiven Kennenlernen und Austausch, das Programm war dichtgefüllt und der Abschied fiel entsprechend schwer. Alle waren sich einig, ein Wiedersehen ist Pflicht für und ein Wunsch von allen Teilnehmer/innen.

Die Delegation aus Hokkaido verschuf sich in den nächsten Tagen einen Eindruck von der Sportstadt Cottbus, die besonders von den Sorben und Wenden und der Braunkohle geprägt wurde. Auf dem Programm standen nicht nur das Ausprobieren von vielen Sportarten, sondern auch der Besuch des malerischen Städtchens Burg im Spreewald, der Landeshauptstadt Potsdam und ein kompletter Tag nur mit der Gastfamilie. Besonders haben

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4.5 Tohoku I Gruppenleitung: Itsuko Nakasawa Teilnehmende: Marino Kudo, Jun Konno, Yuki Murase Deutscher Partner: Deutsche Turnerjugend Bundesland: Baden-Württemberg Besuchsorte: Ulm und Umgebung Betreuung: Uwe Mayer, Robin Rösler Dolmetscherinnen: Emi Winkler, Aiko Winkler Verfasserin des Berichts: Anna Fischer Ausflug ins Allgäu Als Highlight des Regionalprogramms gestaltete sich der Ausflug nach Füssen. Da die Japaner/ innen beim Programm rund um Ulm nun schon Einiges gesehen hatten, durfte ein Besuch im Allgäu natürlich nicht fehlen. So fuhren zwei Autos, voll bepackt mit den japanischen Gästen, den deutschen Jugendlichen, einer Dolmetscherin und zwei deutschen Betreuern in das nicht allzu ferne Füssen. Dort verbrachten wir zwei volle Tage. Schon direkt nach der Ankunft stand die Besichtigung von Schloss Neuschwanstein und der Marienbrücke auf dem Programm. Danach bummelten alle ausgiebig durch die Füssener Altstadt und übernachteten dort in einer Jugendherberge. Einige der deutschen Jugendlichen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, ein paar Spiele für diesen Abend vorzubereiten. Alle hatten sehr viel Spaß und so wurde trotz des anstrengenden Tages bis in die Nacht hinein gespielt. Am nächsten Morgen wurde der Lechfall besichtigt, dann auf zwei unterschiedlichen Erlebnispfaden neben und über dem Lech gewandert. Der „Auenwaldpfad“ neben dem Lech lud zu vielen Möglichkeiten aktiver Betätigung ein. So konnte man beispielsweise mit einer Rutsche zu diesem hinunterrutschen. Verzweigte Wege am Flussufer und mitten im Wald führten zu verschiedensten Attraktionen. Mal ein großer Spielplatz oder ein ab-

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zweigender Bach des Lechs, der auf verschiedenste Weise über- oder durchquert werden konnte. Eine andere interessante Variante sich zu vergnügen, bot der „Baumwipfelpfad“ über dem Auenwald. In 20, 25 Metern Höhe konnten wir über den Baumwipfeln wandern und die schöne Aussicht genießen. Bei der Begehung überschritten wir die Grenze zum benachbarten Österreich. Nach einem leckeren Mittagessen besichtigten wir noch das Weltkulturerbe Wieskirche in Steingaden, der Abschluss unseres Aufenthalts im Allgäu. Diese beiden Tage bildeten einen von vielen Höhepunkten des Austauschs und waren für die Japaner/ innen, wie auch für die Deutschen ein großartiges Erlebnis. An viele erlebte Situationen dort werden wir uns wohl noch lange zurückerinnern können, wie zum Beispiel die Wasserschlacht im Auenwald oder den sehr lustigen Spieleabend in der Jugendherberge. Alles in allem kann man behaupten, dass dieser Austausch ein großer Erfolg war. Alle verstanden sich gut, hatten sehr viel Spaß mit- und untereinander und haben vieles über die jeweils andere Kultur gelernt. Auch wenn sich zwei Wochen lang anhören, ging diese Zeit schneller vorbei als gedacht und schon bald mussten wir die Japaner/ innen am Bahnhof wieder verabschieden.


4.6 Tohoku II Gruppenleitung: Yasuji Takahashi Teilnehmende: Naohiro Matsudo, Kahoru Furukawa, Mayu Matsuda, Yuuna Kaneko, Tomomi Munakata, Ryota Wako, Tomoya Nakamura Deutscher Partner: Bayerische Sportjugend / Oberfranken Bundesland: Bayern Besuchsorte: Würzburg, Hallstadt, Kulmbach, Bayreuth, Hof, Selb, Pottenstein, Neuschwanstein Betreuung: Maurice Schallenberg Dolmetscherin: Anna Weinmann Verfasser des Berichts: Nicolai Frank

Ein Abenteuer schweißt zusammen Am 8. August verschlug es unsere Gruppe in den Niederseilgarten in Fichtelberg. Fiktive Flugzeugabstürze, imaginäre Sümpfe und ihre gefährlichen Bewohner/innen, stellten uns vor eine unerwartete, teambildende Aufgabe. Als erstes verteilten wir uns auf unsere traditionellen deutschen Inseln, die buchstäblich die Größe von Bierkästen hatten. In dieser Ausgangslage erscheint die Entfernung von etwa eineinhalb Meter einzeln fast unüberwindbar. Da wir gerade so alle einen Flugzeugabsturz überlebt hatten und unsere Maschine offensichtlich mit internationalen Gästen belegt war, würde es nicht einfach werden, es aus dem Sumpf gemeinsam auf die rettende Insel zu schaffen. Wie sich herausstellte, war das „Sumpfmonster“ ein weiteres Hindernis, das bei Berührung des Sumpfes einem entweder das Augenlicht raubte oder schnell einmal zwei Beine zusammen nähte. So viel habe ich mitbekommen, bevor ich in den Sumpf gefallen bin. Worauf mich das Sumpfmonster, mit Hilfe einer Schlafmaske, erblinden lies. Das fühlte sich für mich wie das Ende an: Blind und

hilflos musste ich auf meinem Bierkasten stehen und mir helfen lassen. Als erstes baute sich eine kleine Gruppe zu mir auf und half mir, mich mit der großen Teilgruppe zu treffen. Da wir ja nur auf unseren Bierkästen laufen durften, war das extrem schwierig, noch dazu, da sie mir und einem unserer japanischen Gäste helfen mussten. Auf mysteriöse Weise verschwanden auch immer mehr unbemannte Inseln im Sumpf, wodurch wir enger zusammenrutschen mussten. Das ging auch gut, bis wir uns nach dem ersten Buchstaben unserer Vornamen sortieren sollten. Plötzlich war ich von unseren Japaner/innen umgeben, was die Kommunikation sehr erschwerte. Trotzdem haben beide einen sehr guten Job gemacht, sie nahmen mich an der Hand, sodass ich mich ohne Probleme vortasten konnte, was mir ehrlich gesagt vorher nur mühsam gelungen war. Letztendlich haben wir es dann doch noch geschafft, unsere ganze Gruppe auf die rettende „Insel“ zu bringen. Dieses kleine Abenteuer hat uns auf jeden Fall zusammengeschweißt für den weiteren Verlauf des Tages.

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4.7 Kanto I Gruppenleitung: Jun Tsuyuki Teilnehmende: Akio Ishiwata, Riku Takahashi, Minato Ohashi, Takahiro Chiba, Marin Okudaira Bundesland: Baden-Württemberg Deutscher Partner: Deutsche Judojugend Besuchsorte: Heubach (Schwäbisch Gmünd, Aalen, Lorch, Ulm, Stuttgart, Königsbronn) Betreuung: Sven Albrecht Dolmetscherin: Mari Matsumoto Verfasser des Berichts: Sven Albrecht

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Stadtführung, Shopping und Schwimmen Nach wochenlanger Vorbereitung, Planung und Aufregung, aber natürlich auch mit sehr viel Vorfreude, konnten die Gastfamilien und der Bürgermeister unsere japanischen Gäste im Heubacher Schloss am 2. August 2017 endlich in Empfang nehmen und herzlich begrüßen. Fünf Jugendliche und ihr Betreuer durften nun für 13 Tage in den deutschen Gastfamilien wohnen, gemeinsam unterschiedliche Kulturen kennenlernen und erleben. Für die nächsten knapp zwei Wochen wurde ein abwechslungsreiches Programm erarbeitet, das sowohl kulturelle Programmpunkte, kulinarische Begegnungen als auch sportliche Erlebnisse rund um das Jahresthema „Fair Play“ enthielt.


Ein besonderes Highlight war der Tagesausflug nach Ulm, da hier eine perfekte Kombination aus kulturellen Eindrücken, schwäbischer Küche und Spaß geboten werden konnte. Der Tag startete wie üblich am Dojo. Nachdem alle am Treffpunkt eingetroffen waren, fuhren wir gemeinsam nach Ulm. Bis die Stadtführung um elf Uhr begann, konnten sich unsere japanischen Gäste bereits einen ersten Eindruck der Universitätsstadt machen. Den ersten Stopp der Stadtführung machten wir am Ulmer Wahrzeichen, dem Münster, dessen Kirchturm mit 162 Meter der höchste der Welt ist. Nach diesem beeindruckenden Bauwerk ging es weiter in das Ulmer Rathaus. Hier gab es viele interessante Informationen zu berühmten Persönlichkeiten wie dem Physiker Albert Einstein, den Widerstandskämpfern Hans und Sophie Scholl oder dem „Schneider von Ulm“ Albrecht Berblinger. Dank unserer Dolmetscherin konnte alles Wichtige übersetzt und für unsere japanischen Gäste verständlich gemacht werden. Anschließend machten wir einen kurzen Spaziergang durch das idyllische Fischer- und Gerberviertel. Für die nächsten zwei Stunden hatten die Jugendlichen Freizeit. Hier konnten sie in Kleingruppen Essen gehen, sich die Innenstadt weiter anschauen und für sich und ihre Familien Souvenirs einkaufen. Das Neu-Ulmer Donaubad war als letzter Programmpunkt des Tages Spaß und Entspannung zugleich. Alle Beteiligten amüsierten sich im Wellenbad, auf den Rutschen oder im Außenbecken. Mit müden Jugendlichen ging es nach Hause zurück in die Gastfamilien.

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4.8 Kanto II Gruppenleitung: Nobujoshi Kawashima Teilnehmende: Ayaka Iwama, Tomoki Koya, Kenya Tomikawa, Anna Wada Deutscher Partner: Sportjugend Hessen Bundesland: Hessen Besuchsorte: Frankfurt und die Region Betreuung: Jan Portscher Dolmetscherin: Maiko Saito Verfasser des Berichts: Jan Portscher Eintracht Frankfurt International Welch ein Tag: Die Sonne lacht, es ist angenehm warm und es ist Fußballzeit. Und dann ist noch die Saisoneröffnungsfeier von Eintracht Frankfurt mit einem Freundschaftsspiel gegen den kleinen Frankfurter Bruder FSV Frankfurt. Was könnte es besseres geben! Das Motto der Saisoneröffnungsfeier: Wir sind alle Frankfurter Jungs.

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Natürlich wollte keiner von unseren japanischen Gästen diesem Spektakel fernbleiben. Lange haben sie sich auf dieses Spiel gefreut. Sogar alle Gastfamilien wollten mit, um die Eintracht hautnah erleben zu dürfen. Los ging es am späten Vormittag mit einer Stadion- Museumsführung. Als erstes wurde die Stadionkapelle besichtig. Wer hätte das gedacht, eine Kirche im Fußballstadion. Neben diversen Taufen sind bereits viele Ehen hier geschlossen worden. Weiter ging es in den Medienraum, wo nach dem Spiel immer die Pressekonferenzen abgehalten werden, zur Eintracht-Mannschaftskabine und in die Mixed-Zone. Durch den Spielertunnel ging es dann gemeinsamen ins Stadion. Der heilige Rasen durfte leider nicht betreten werden. Aber immerhin gab es eine Sitzprobe auf der Trainer- und Auswechselbank. Über den Businessbereich (für die VIP-Gäste gab es die Frankfurter Leibspeise: Frankfurter Würstchen mit Kartoffelsalat) ging es wieder zurück ins Eintracht Museum. Museumsleiter Matze Thomas berichtete zum Schluss der Führung über die fast 100-jährige Verbindung zwischen Eintracht Frankfurt und Japan. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war ein Frankfurter Sportler in Japan, um dort zu trainieren. Erster japanischer Fußballspieler bei der Eintracht war Stürmer Naohiro Takahara, gefolgt vom Mittelfeldspieler Junichi Inamoto, Linksaußen


Takashi Inui und den aktuellen Spielern Makota Hasebe (Kapitän der japanischen Nationalmannschaft) und Daichi Kamada. Bereits ein paar Tage zuvor stand Makoto Hasebe uns zu einen ausführlichen Interview bereit. Nicht jeder Fußballer nimmt so eine Anfrage an. Natürlich durfte zum Mittagessen eine leckere Stadionwurst mit Kuchen und Getränken nicht fehlen. Danach ging es zum Spiel auf unsere reservierten Plätze ins Stadion. Und wir hatten Glück. Daichi Kamada stand in der Startelf. Dass er dann auch noch in der 7. Minute zur 1:0 Führung traf, hätte kein Autor besser schreiben können. Die Japaner/innen waren aus dem Häuschen und bei der Verkündung

des Torschützen brüllten alle mit voller Ektase seinen Namen: KaaaMaaaaDaaaa!!! Vier weitere Tore hatte die Eintracht an diesem Tag noch erzielt. Dem FSV Frankfurt wurden zwei Tore gegönnt. Schließlich sind wir alle Frankfurter Jungs. Glücklich und zufrieden sind wir alle nach Spielende nach Hause gegangen.

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Deutscher Partner: Sportjugend Hessen Besuchsorte: Kleinlinden, Gießen, Braunfels, Wetzlar Betreuung: Ruben Ebenig Verfasser des Berichts: Karim Ammour Ein Sonnentag im Kletterwald Die jungen Sportler/innen aus der Präfektur Saitama (nordöstlich von Tokio) fühlten sich in der 85.000-Einwohner-Stadt Gießen sofort wohl. Während das Wetter in der Woche sehr verstürmt war, entschädigte der letzte Programmtag: ein wunderschöner Sonntag mit viel Sonnenschein. Was zwei Tage zuvor wegen Regenschauer ins Wasser gefallen war, konnte endlich nachgeholt werden: der Besuch des Kletterwalds auf dem Schiffenberg. Darauf hatten sich die japanischen Gäste besonders gefreut. Das Highlight war zweifellos die mit 460 Metern längste Seilrutsche Deutschlands,

auf der man quer mit atemberaubender Geschwindigkeit durch den Schiffenberg gleitet. Nach einigen Kletterstunden gab es dann eine angenehme Pause in Gießen bei den Gastfamilien, woraufhin der Besuch in der Lasertag-Halle anstand. Auch hier gab es viel Action und Spaß bei einem relativ neuen Trendsport, der in Japan noch kaum verbreitet ist. Zum Abschluss des Austauschs bereiteten die japanischen Gäste gemeinsam mit ihren Gastfamilien Sushi im Vereinsheim zu. Im Anschluss führten die Japaner/innen eine Quizrunde mit interessanten Fragen rund um das ostasiatische Land und über sich selbst durch. Auch die Sportabzeichen, dessen Disziplinen am allerersten Tag abgenommen wurden, konnten in gemütlicher Atmosphäre verliehen werden. Auch wenn der Austausch damit zu Ende ging – die geknüpften Freundschaften bleiben weiter erhalten und der TSV Klein-Linden konnte ein außerordentlich positives Fazit ziehen.

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4.9 Hokushinetsu Gruppenleitung: Shutaro Okamoto Teilnehmende: Taiga Hagiwara, Kirara Shindo, China Shimosato, Hiyori Tanikoshi, Ayaka Yosh Deutscher Partner: Badische Sportjugend Süd Bundesland: Baden-Württemberg Besuchsorte: Baden-Baden Betreuung: Samuel Mottaki, Jordi Breitenstein, Sebastian Engeroff Dolmetscherin: Theresa Leneke Verfasser des Berichts: Jordi Breitenstein Wir sind alle Jugendliche Es war der erste richtige Programmtag: Während morgens bei der Begrüßung im Rathaus noch alle müde und unausgeschlafen wirkten, blühten sowohl die deutschen Jugendlichen, als auch die von japanischer Seite regelrecht auf. Nach der Stadttour durch Baden-Baden ging es hinauf zum Merkurberg. Alleine die Fahrt mit der Merkurberg-Bahn schien allen viel Spaß zu bereiten. Oben angekommen, genossen alle erst einmal die Aussicht. Zum ersten Mal kamen

richtige Gespräche zwischen den Gästen aus Japan und Deutschen auf. Wir gingen hoch auf den Turm, zum Spielplatz oder lagen lachend in der Sonne. Vor allem auf dem Spielplatz merkte man, dass wir im Endeffekt doch alle Jugendliche sind, egal woher wir kommen. So gab es „Gewichtskämpfe“ auf der Wippe. Das ging sogar so weit, dass am Ende alle japanischen und deutschen Jugendlichen gleichzeitig auf der Wippe waren. Plötzlich waren alle so aktiv und lachten zusammen, als wären sie schon jahre-

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lang Freundinnen und Freunde. Auch als wir wieder mit der Bergbahn bergab fuhren, hörte es nicht auf. Alle sangen japanische Lieder und machten lustige Fotos. Ab diesem Zeitpunkt hatte man das Gefühl, die japanischen und die deutschen Jugendlichen sind „aufgetaut“ und der Austausch kann jetzt richtig beginnen. Die Verständigung funktionierte einfach super, auch ohne Dolmetscherin. Alle Austauschpartner von deutscher Seite hatten sich vor dem Austausch Sorgen wegen der Sprachbarriere gemacht. Aber während dem Austausch merkte man keinerlei Barrieren, und ich glaube auch, dass eine solche Erfahrung allen etwas gebracht hat, da man merkte, dass wir trotz vieler Unterschiede in der Kultur doch alle Jugendliche sind, die ohne Probleme zusammen Sport machen, Spaß haben und sich anfreunden können – und das in solch kurzer Zeit.

Deutscher Partner: Badische Sportjugend Süd Bundesland: Baden-Württemberg Besuchsorte: Kirchzarten/Freiburg Betreuung: Konstantin Hansen, Christoph Fritz und Christoph Maschowski, Ricarda Feurer und Matthias Heitzmann Verfasser des Berichts: Konstantin Hansen Gut gelaunt bei Regen im Europa-Park Um kurz nach neun Uhr betreten wir, eine Gruppe von 25 Leuten bestehend aus den acht plus eins Gästen aus Hokushinetsu, der Dolmetscherin und Teilnehmern vom Breisgauverein für Segelflug und der Akademischen Fliegergruppe Freiburg, den Europa-Park. Die Stimmung ist gut und bei allen ist die Vorfreude erkennbar. Am ersten Laden machen wir Halt, um Regenmäntel zu kaufen. Bei der Planung waren wir von südbadischem Sommer

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ausgegangen. Jetzt regnet es bei elf oder zwölf Grad. Darum fällt die Entscheidung, erst einmal gemeinsam Europsat zu fahren. Diese Achterbahn ist in einer trockenen Halle. In der Warteschlange steigt die Stimmung, auf dem Weg nach oben in den Waagen der Achterbahn noch mehr. Alle sind begeistert, ein gelungener Anfang. Danach trennt sich die Gruppe. Einige wollen dem Regen und der Kälte trotzen und alles fahren, was in der Zeit machbar ist, andere wollen den Tag lieber gemütli-


cher angehen, möglichst trocken bleiben und auch shoppen. Eine recht große Gruppe landet bei der Silver Star. Bei dieser Fahrt im Freien ist der Regen deutlich spürbar, aber nicht schlimm. Die Wartezeit beträgt auch nur zehn Minuten. Mit der Zeit ändert sich die Größe der Gruppe immer wieder. Mal trennt sich eine kleinere Gruppe ab, mal sammelt man wieder eine kleine Gruppe auf. Ich bin froh, dass sich auch gemischte Gruppen bilden. Irgendwie treffen sich fast alle gleichzeitig zum Essen im geschlossenen Biergarten und packen die Lunchpakete aus. Vier von den fünf Lunchpaketen, die als Reserve dabei waren, finden Abnehmer. Das ist gut, denn inzwischen ist der Rucksack auch von innen erkennbar feucht und die Croissants fangen an sich zu verändern. Ein harter Kern beschließt, die „Taktfrequenz“ zu erhöhen. Teresa, unsere Dolmetscherin, begleitet eine Gruppe zum Einkaufen. Es wird entschieden: Als Sportler/innen rennen wir jetzt von Attraktion zu Attraktion. Die kurzen Wartezeiten müssen ausgenutzt werden. Auch die Wasserattraktionen sind jetzt nicht mehr tabu. Erfreulicherweise funktioniert die Verständigung inzwischen auch ohne Dolmetscherin wirklich gut. Die Blue Fire ist dem Segelflug nachempfunden. Sie steht also über den Tag verteilt mehrfach auf dem Programm. Erstaunlicherweise ist das Kettenkarussell wirklich am unangenehmsten zu fahren. Mehr Regen haben wir sonst nirgendwo abbekommen. Irgendwann merke ich, dass meine Skijacke komplett durchnässt ist. Um 16 Uhr hört es auf zu regnen. Da aber inzwischen alles nass ist, spielt das keine Rolle.Gegen 17 Uhr treffen wir uns am Ausgang. Eine halbe Stunde später sind alle da. Noch vor der Autobahn schlafen die ersten Jugendlichen. Kurze Zeit später ist nur noch eine Studentin wach. Nach der Ankunft im Clubheim auf dem Segelfluggelände Kirchzarten-Oberried dauert es noch ein wenig, bis die Käsespätzle fertig sind. Alle haben großen Hunger. Erschöpft, aber glücklich geht es zurück in die Gastfamilien.

Fünf Tage später sehe ich in Berlin bei der Sayonara-Party Bilder, die während dem Regionalprogramm in den verschiedenen Vereinen in Deutschland entstanden sind. Als erstes fällt mir ein Bild mit Segelflugzeug auf. Das ist bei uns entstanden. Es gibt viele tolle Bilder aus ganz Deutschland. Es gibt viele erkennbar fröhliche Jugendliche auf den Bildern. Auf einem Bild ist eine Gruppe auf einem Boot im Regen zu sehen. Alle haben nasse Jacken an, die Kapuzen weit ins Gesicht gezogen. Der Himmel ist grau bis schwarz. Ich überlege, wer wohl im Regen Boot fahren gegangen sein könnte, und erkenne plötzlich Shutaro, den Leiter der Gruppe Hokushinetsu, und mich selber. Ich denke etwas wehmütig an einen schönen Tag im Europa-Park zurück und friere etwas. Viel Dank gilt dem Europa-Park für zehn Freikarten.

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4.10 Tokai Gruppenleitung: Mami Kawai Teilnehmende: Chinatsu Kuroda, Kosei Yamada, Taku Shibata, Mizuki Nokura, Noa Takayama, Haruki Ida, Daiki Okamoto, Megumi Takada, Manami Hashimoto Deutscher Partner: Württembergische Sportjugend Bundesland: Baden-Württemberg Besuchsorte: Esslingen Betreuung: Lisa Rosenberger, Ira und Udo Ziegler Dolmetscherin: Michiko Masuch-Furukawa Verfasserin des Berichts: Lisa Rosenberger Alte Freundschaften, neue Bekanntschaften Auf Hilfe aus allen Richtungen und Teamwork ist man immer wieder angewiesen. So auch dieses Mal, als zehn junge Japaner/innen aus der Region Tokai nach Esslingen kamen. Wie auch schon vor zwei Jahren wurde das Programm von der Fechtabteilung des SV 1845 Esslingen aufgestellt, in Kooperation und Unterstützung der Fechtabteilung des VfL Kirchheim. Sowohl Japanneulinge, die in einer der nächsten Out-Maßnahmen mit nach Japan möchten, wie auch alte Hasen, die in den letzten Jahren die Region Tokai mit der wsj besucht und teilweise schon vor mehr als 30 Jahren an dem Austausch teilgenommen hatten, arbeiteten zusammen, um das Beste auf die Beine zu stellen, was Esslingen und Kirchheim zu bieten haben. Nach dem nahezu schon obligatorischen Umweg über Heidelberg durften unsere Gäste endlich ihre Gastfamilien kennenlernen, von denen sie schon Einiges von Freunden und Freundinnen gehört hatten, die vor zwei Jahren hier gewesen waren. Natürlich standen Besuche bei der Stadt Esslingen und Kirchheim auf dem Programm, nebst etlichen sportlichen Aktivitäten. Während im Fechten die Kendoka ein

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wenig umdenken mussten, durften beim Wasserball drei unserer Gäste erst einmal Schwimmen lernen. Besonders viel Spaß gemacht hat wohl das Luftgewehrschießen. Auch das Ausprobieren der Sportgeräte bei Spieth Gymnastics – allen voran das Springen auf dem Trampolin – sorgte für Begeisterung.Um es mit den Worten einer japanerfahrenen Gastmutter zu sagen: „Ich finde es so toll zu sehen, wie viele Ideen umgesetzt werden, um unseren lieben Gästen aus Japan ein Stück unserer Heimat nahezubringen.“ Womit der abwechslungsreichste Tag der Woche sehr treffend beschrieben ist: der Familientag. Für den einen ging es zunächst in den Gottesdienst, wo man die spärlichen Deutschkenntnisse aus früheren Zeiten beim Gesang aufbessern durfte, für den anderen ging es nach Ulm zur Besteigung des Ulmer Münsters. Wieder andere besuchten das Porschemuseum. Einige ließen den Tag entspannter angehen und besuchten den Blumengarten oder gemütlich schlendernd die Wilhelma. Auf dem Reitgestüt in Marbach wurden Tierlieben entdeckt, in der Sprungbude Bad Cannstatt ein Salto erlernt und beim gemeinsamen Familiengrillen noch einmal in vollen Zügen das Zusammensein als Familie genossen oder


bei Ritter-Sport die Snacks für den nächsten Tag eingekauft. Allen Beteiligten fiel bei der Sayonara-Feier am Montagabend nach einer sehr kurzweiligen Woche der baldige Abschied schwer. Die Gastfamilien hatten ein buntes Angebot aus Speisen gezaubert, für Musik und genügend Gesprächsstoff war gesorgt. Familienübergreifend spielten alle gemeinsam „Mensch-ärgere-dich-nicht“ und tanzten gemeinsam zum Abschied japanische Tänze – der ein

Deutscher Partner: Württembergische Sportjugend Besuchsorte: Rems-Murr, Fellbach/Winnenden Betreuung: Yvonne Benz Verfasser/innen des Berichts: Adrian Beurer, Yvonne Benz Perfekter Abschluss einer ereignisreichen Woche Am letzten Tag bei uns im Rems-Murr-Kreis stand die große Sayonara-Party an. Nachdem alle Teilnehmer ausgeschlafen und im Kreise ihrer Familien gefrühstückt hatten, trafen wir uns bereits um 11 Uhr zusammen mit den japanischen Jugendlichen im Rot-Kreuz-Haus in Leutenbach. Es ist ein historisches Gebäude und war früher einmal das Rathaus. In diesem würdigen Rahmen kochten wir gemein-

oder andere vielleicht dynamischer, aber Hauptsache alle gemeinsam. Am nächsten Tag ging es dann für unsere japanischen Gäste für eine weitere Woche weiter in den Rems-Murr-Kreis zu euen Eindrücken, zu neuen Gastfamilien. Wenn wir nun aber ein Resümee ziehen müssen, käme wohl – ganz gleich von welcher Seite – der Wortlaut einer Gastmutter zum Tragen: „Nächstes Mal gerne wieder.“

sam. Es wurden selbstgemachte Maultaschen und Kartoffelsalat unter der Leitung von Franziska Exner, einer unserer Leiterinnen, zubereitet. Für jeden gab es eine Aufgabe, alle hatten Spaß dabei und konnten Teamwork beweisen. Gemeinsames Kartoffelschälen, den Teig für die Maultaschen vorbereiten, diese anfertigen – in diesem Umfang hatten unsere Gäste noch nie gekocht. Nachdem wir den „Partyraum“ dekoriert hatten, kamen die Gastfamilien und wir alle bekamen erst einmal eine japanische Suppe von unseren Gästen zubereitet und mit Stäbchen serviert. Bevor wir allerdings essen konnten, begrüßte uns die Sportkreisjugendleiterin mit einer kurzen Ansprache. Die Suppe war übrigens ziemlich lecker. Als Highlight für unsere Gäste, vor allem für Mami war es eine große Freude, waren Guido Buchwald und Niko Kappel zu Besuch gekommen. Auf dem Programm standen zwei kurze Interviews mit den beiden Sportlern. Die Gespräche waren sehr interessant. Fußball-Weltmeister Guido Buchwald berichtete auch von seiner Zeit als Spieler und Trainer in Japan. Niko Kappel, der frisch gebackene Paraweltmeister und Weltrekordhalter im Kugelstoßen, stand ebenso Rede und Antwort. Nach dem Essen folgten Vorführungen. Wir Deutschen spielten ein Theaterstück (Aschenputtel auf Schwäbisch) und die Japaner/innen führten im Freien ein paar historische Tänze vor. Natürlich wurde eifrig mitgetanzt! Den Tag ließen wir dann allmählich ausklingen und hatten das Gefühl, dass es ein perfekter Abschluss einer ereignisreichen Woche war.

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4.11 Kinki Gruppenleitung: Yui Ishii Teilnehmende: Iroha Tanaka, Yuki Nakai, Jimon Imal, Yuka Noguchi, Takumi Ishida, Hiroki Imajuku, Akio Yoshii, Mizuho Kashihara, Chika Tsuyama, Sayo Ueda, Noa Emoto Deutscher Partner: Sportjugend Niedersachsen Bundesland: Niedersachsen Besuchsorte: Merzen und Umgebung, Amsterdam, Hildesheim Betreuung: Bernd Kunz, Marvin Wilke Dolmetscherin: Chiyo Deppe Verfasser des Berichts: Marvin Wilke „Horido!“ Am Morgen jenes Tages trafen sich die japanischen Gäste zusammen mit den deutschen Jugendlichen vor der Schützenhalle des Schützenvereins Merzen. Wir wurden herzlichst von Herren in grünen Uniformen begrüßt. Die traditionelle Kleidung wird zu besonderen Anlässen

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getragen. Sie ist geschmückt mit Broschen und Orden, welche die Leistungen eines Schützen präsentieren. Die Schützen führten uns in die Schützenhalle und erzählten uns einiges über den Schützenverein. Dann ging es zum Schießstand. Nach einer ausführlichen Sicherheitsunterweisung konnten die japanischen Gäste zusammen mit den Schützen das Gewehr in die Hand nehmen. Nun galt es Geschick zu zeigen und im richtigen Moment abzudrücken. Denn geschossen wurde nicht auf Hund, Katz oder Maus, sondern auf Karten. Je näher man am schwarzen Punkt in der Mitte ist, umso höher ist die Punktzahl. Nach diesem Prinzip ließen die Jugendlichen die Kugeln fliegen. Zuerst wurde auf 10 Meter mit dem Luftgewehr geschossen. Nachdem auf die Karten geschossen worden war, ermittelten die Schützen bzw. ein Gerät den Punktestand. Die Punktzahl der japanischen Gäste war für das erste Mal Schießen ziemlich gut. Danach ging es zum Kleinkaliberstand, dort wurde mit speziellen Gewehren auf noch längerer Distanz „scharf“ geschossen. Die Wucht der Kleinkaliber hatte den ein oder anderen ein bisschen erschreckt. Am Ende des Besuches wurden die Jugendlichen von den Schützen verabschiedet mit einem dreifach kräftigen „Horido!“.


4.12 Kyushu I Gruppenleitung: Koki Oba Teilnehmende: Kaito Yoshida, Mei Takahashi, Takumi Suyama, Daiki Shimogama, Taisei Funatsu Deutscher Partner: Sportjugend Sachsen-Anhalt Bundesland: Sachsen-Anhalt Besuchsorte: Gerwisch, Burg, Genthin, Magdeburg Betreuung: SG Blau-Weiß Gerwisch, Mirko Bach, Holger Alicke Dolmetscher: Nils Eric Schmidt Verfasser des Berichts: Holger Alicke

Ein Donnerstag in Magdeburg Am Donnerstag besuchten wir die Bibliothek der Otto von Guericke Universität Magdeburg. Professor Blum und Dr. Köppen erzählten uns viel Wissenswertes über die Aufgaben und die Funktion der Bibliothek. Interessant wurde es aber, als uns erklärt wurde, dass das Gebäude in Origami-Bauweise gebaut wurde, also typisch japanisch. Bei einem Rundgang konnten wir uns davon überzeu-

gen. Sehr vertraut waren natürlich die japanischen Bücher und hier ganz speziell die mit der Geschichte des Manga. Highlight war das Öffnen des großen Tresors mit Originalhandschriften von Otto von Guericke. Als spaßiger Abschluss durfte jeder probieren, das Sicherheitssystem zu überwinden, was aber immer zur Auslösung des Alarms führte. Glücklicherweise wurde niemand verhaftet. Von der Uni ging es dann zu Fuß durch Magdeburg über die Flaniermeile durch das Hundertwasser-Haus zum Magdeburger Dom. Vor dem Dom versuchten einige Scherzbolde trocken durch die Wasserspiele zu gelangen. Unter dem Gelächter der anderen wurden hier einige T-Shirts durchnässt. Bei dem schönen Wetter waren aber alle bald wieder „getrocknet“. Weiter ging es an der Elbpromenade über die Hubbrücke zum MDR-Funkhaus. Hier wartete schon ein leckeres Grill-Buffet auf uns. Bei manchem waren die Augen größer als der Magen, aber ein Eis fand immer noch Platz. Im Funkhaus wurden wir dann bei einer Führung mit der Arbeit des Mitteldeutschen Rundfunks vertraut gemacht. Ob Funk oder Fernsehen, hier

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konnten wir hautnah miterleben, wieviel Arbeit hinter jedem Beitrag steckt, und wir hatten die Stars zum Anfassen. Es wurde auch im reichhaltigen Fundus nach japanischer Musik gesucht und sie wurde auch gefunden. Unser Besuch wurde dann auch in einer Morgensendung als „Besuch einer japanischen Sport-Delegation in Sachsen-Anhalt“ erwähnt. Weiter ging es dann zur Bootstour auf den Adolf-Mittag-See. Hier hatten alle ihren

Spaß, und auch der Sport kam nicht zu kurz beim „Ersten Deutsch-japanischen Tretboot-Rennen“ der Welt. Ich weiß nicht, ob es wieder am Wetter lag, aber die riesige Fontäne auf dem See war für manche wie ein Magnet und bescherte wieder so manches durchnässte T-Shirt. Weiter ging es Richtung City und hier hatte jeder Zeit, um diesen schönen Tag beim Shoppen ausklingen zu lassen.

Deutscher Partner: Sportjugend Sachsen Bundesland: Hessen Besuchsort: Fulda Betreuung: Mike Thiel Dolmetscher: Nils Eric Schmidt Verfasserinnen des Berichts: Jennifer Auth, Jana Thiel Sachsen in Fulda Nachdem der Freitag hauptsächlich im Zeichen von Bildung, Kultur und Geschichte gestanden hatte, was durch einen regionalen Freizeitsport abgerundet wurde, stand der Samstag rein im Zeichen von Sport, Spiel und Spaß, wobei man sich immer besser kennenlernte: Das Eis war gebrochen. Nachdem alle pünktlich am Treffpunkt erschienen waren und die alltägliche morgendliche Besprechung der japanischen Gruppe beendet war, ging es ab zum Kanufahren. Zu Beginn, bei noch schönem Wetter, durften wir zu Gast beim Kanu-Club Fulda unter fachmännischer Leitung die Besonderheiten dieser Sportart kennenlernen. Durch Zufall traf hier die Gruppe auf den amtierenden Weltmeister im Kanufahren, Joshua Piaskowski. Er hatte bei den ersten Beobachtungen so viel Spaß, dass er sich spontan die Zeit für unsere Freund/innen nahm und ihnen den ganzen Vormittag zur Verfügung stand. Um

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die ersten Ängste zu nehmen, fuhren alle im Kanadier eine Runde auf der Fulda gegen den Strom flussaufwärts. Die Rückfahrt, mit dem Strom, also flussabwärts, führte dann zu den ersten kleinen Wettkämpfen, die lustige und vor allem laute Anfeuerungsrufe in japanischer und deutscher Sprache hervorbrachten. Wieder beim Kanu-Club angekommen, ging es über die sogenannte Eskimorutsche ins Wasser. Dies bedeutete, etwa drei Meter über dem Wasser in ein Boot zu steigen und über eine Rutsche in Wasser einzutauchen. Der Weltmeister ließ es sich nicht nehmen, jeden japanischen Gast persönlich ins Wasser abtauchen zu lassen. Spätestens hier wurden alle nass. Aber alle hatten einen tierischen Spaß, egal ob die japanischen oder deutschen Jugendlichen. Am beliebtesten hierbei war das Zweierkajak, in dem jede/r Gastgeber/ in mit seinem Gast gemeinsam, vorwärts oder rückwärts, diese Mutprobe absolvierte. Nach


dem gemeinsamen Reinigen und Aufräumen der Boote ging es in die Autos und pünktlich zur Abfahrt begann es zu regnen. Bei Ankunft im Garten der Organisatoren, der Familie Thiel in Hünfeld, jedoch war der Regen schon vorbei. Nach einer Stärkung mit landestypischer Gulaschsuppe aus der holzbetriebenen Gulaschkanone wurde es noch mal offiziell: Im Namen der Sportjugend Sachsen überreichten die Organisatoren kleine Geschenke an die japanischen Gäste und an die gastgebenden Familien.

bei dem am Ende jeder der japanischen Gäste eine Medaille bekam. Vom Bogenschießen über Luftgewehr, Luftpistole und Kleinkaliber bis zum Revolverschießen konnte alles mit großer Freude und sehr ausgiebig ausprobiert werden. Der ein oder andere kam ins Staunen, was doch für eine Wucht hinter so einer kleinen Waffe stecken kann. Hierbei zeigte sich auf japanischer Seite das ein oder andere große Talent für diese Sportart. Zufrieden und mit einem Strahlen in den Augen ging es zurück in die Gastfamilien.

Nachdem sich alle noch ein wenig beim Trampolinspringen, Fußball und Badmintonspielen ausgetobt hatten, ging es dann zu den Freunden des Schützenvereins Hubertus nach Steinbach. Hier durften unsere Gäste in gemischten Gruppen ihren Wunsch, einmal schießen zu dürfen, erfüllen. Dafür hatte unser gastgebender Verein einen kleinen Wettkampf vorbereitet,

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4.13 Shikoku Gruppenleitung: Iszumi Nakahara Teilnehmende: Yamamoto Ryusei, Kurata Shingo, Yamauchi Koki, Tanaka Kento, Yamato Yusuke, Ikeda Yuki, Ochi Mizuki, Kawabe Chisa, Seki Rui Deutscher Partner: Sportjugend Rheinland-Pfalz Bundesland: Rheinland-Pfalz Besuchsorte: Wittlich, Trier, Bernkastel-Kues, Mainz Betreuung: Claudia Pütz und Benedikt Vogedes Dolmetscherin: Helena Ganse Verfasser des Berichts: Benedikt Vogedes Einblick in den Profiklub Ob Tennis, Volleyball, Kendo oder Fußball – Sport ist vielfältig! Doch es gibt Dinge, die für alle Sportarten von gleicher Bedeutung sind. Auch das diesjährige Motto „Fair Play“ vereint alle Sportarten dieser Welt. Egal, ob im Schulsport oder im Profibereich, das Einhalten von Re-

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geln und gegenseitiger Respekt unter Sportler/ innen ist unverzichtbar. Neben einer lebhaften und interessanten Diskussionsrunde zum Thema Fair Play mit zahlreichen Beispielen aus dem Sport konnten die japanischen Jugendlichen einen Einblick in die Strukturen eines deutschen Profiklubs werfen. Im Stadion des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 wurden die jungen Sportler/innen durch die verschiedenen Bereiche der Arena geführt und durften sich auch selbst an der Torwand beweisen. Um 10.30 Uhr wurde die Gruppe von zwei Stadion-Guides empfangen und machte sich kurz darauf auf den Weg zur Tribüne. Nach einem kurzen Halt an der Trainerbank duellierten sich die jungen Sportler/innen beim gemeinsamen Torwandschießen im Spielertunnel der Opel-Arena. Anschließend stand der Besuch des Presseraums auf dem Programm, in dem bereits einige Journalist/innen den Trainer des FSV Mainz 05 zur Pressekonferenz erwarteten, weshalb es kurz darauf weiter zur Mixed Zone ging. Hier hat jeder TV-Sender einen exklusiven Bereich, in dem Interviews mit


Spielern, Trainern und Funktionären der Vereine geführt werden. Beim Blick in die Mannschaftumkleidekabine wurden Fragen zur Ausrüstung der Spieler gestellt und einige Fotos mit dem Trikot des japanischen Stürmers Yoshinori Muto gemacht. Nach einem kurzen Film über den FSV Mainz 05 im Aufwärmraum des Stadions ging es für die Gruppe in den VIP-Bereich des Stadions. Der große Gastronomiebereich sowie die individuell gestalteten Logen der Sponsoren wirkten sehr eindrucksvoll. Zum Abschluss der Führung hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, sich im Fanshop des Vereins mit sämtlichen Fanartikeln

einzudecken. Trikots, T-Shirts oder Schlüsselanhänger standen auf der Einkaufsliste der Jugendlichen und wurden stolz präsentiert. Während der 90-minütigen Führung konnten die Jugendlichen den sportlichen Stellenwert des Fußballs innerhalb Deutschland erleben. Daher durfte auch ein kleines Fußballspiel Deutschland gegen Japan im Rahmen des Regionalprogramms nicht fehlen. Auf dem Sportplatz der Bereitschaftspolizei in Wittlich konnten sich die Jungs und Mädels so richtig austoben und hatten sichtlich Spaß als Team und setzen das Jahresthema „Fair Play“ in die Praxis um.

Deutscher Partner: Saarländische Sportjugend Bundesland: Saarland Besuchsorte: Saarbücken, Völklingen, Merzig Betreuung: Iris Engel, Hans Günter Schammne Verfasserin des Berichts: Iris Engel Natur auf außergewöhnliche Art Von der Abholung bis zur Übergabe war es ein gelungenes Miteinander. Von der ersten Sekunde nach der Übergabe an die Gastfamilien war Sympathie und Spaß zu spüren. Auch der Waldtag entwickelte sich zu etwas ganz Besonderem – voller Überraschungen – zwischen den beiden Kulturen. Wer braucht schon ein Klassenzimmer zum Lernen, wenn er ein komplett eingerichtetes Waldzimmer haben kann? Wir trafen uns mit unseren „Ur-Wald Guide“ Guido, einem Urgestein in seiner lockeren, humorvollen Art und Weise. Nach der Begrüßung und einigen Erklärungen in die Wildkräuternutzung ging es los in Richtung Wiese auf der

Suche nach den essbaren Wildpflanzen unserer Heimat. Alle starteten mit ihren Körbchen zum Sammeln der Kräuter. Jedoch von oben wurde es nass und nässer. Da hieß es schnell unterstellen und Handy raus, um auf der Wetter-App nachzugucken. Die sagte zwar „Sonne“, da der Regen aber trotzdem nicht aufhören wollte, entschieden wir uns weiterzumachen. Die Kräuter waren gesammelt und wir fuhren zu eine anderen Hütte tiefer in den Wald. Vom Wetter ließen wir uns nicht unterkriegen und ließen die Teamspiele beginnen.

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Aus sich herausgehen; ein Team sein; in sich gehen; die Blickrichtung ändern; in den Himmel schauen; balancieren; sich selbst erproben; kreativ sein; mit den Stimmen des Waldes beobachten, wie Bewegung im Wald geschieht; sich fallen lassen und wieder aus sich herausgehen; raufen und dennoch fair miteinander umgehen; selbstwirksam lernen, aber auch die Natur wertschätzen. All das passierte in diesen wenigen Stunden im Wald. Auch wurde ein Quark mit den selbstgesammelten Kräutern erstellt, und die saarländischen Väter kamen zu ihrem Hobby: Würstchen

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schwenken. Ein Highlight der saarländischen Kultur. Für alle, die nicht wissen, was Schwenken bedeutet: Der Schwenkgrill unterscheidet sich von einem Grill mit feststehendem Rost dadurch, dass sich das Grillgut über dem Feuer bzw. der Glut bewegt. Dadurch ist die Gefahr des Anbrennens geringer, die Hitzeeinwirkung ist gleichmäßiger und es ergibt sich eine andere Geschmacksentfaltung. Alle waren begeistert, hatten viel gelernt und waren zufrieden. Doch leider muss jeder Tag, egal wie schön er ist, mal zu Ende gehen.


4.14 Kyushu II Gruppenleitung: Koji Yamamoto Teilnehmende: Ami Fujiwara, Taishi Murakami, Kaname Ishikawa, Koshi Yokota Deutscher Partner: Bayerische Sportjugend Bundesland: Bayern Besuchsorte: Regensburg, München, Furth im Wald, Kelheim-Weltenburg, Straubing Betreuung: Magnus Berzl, Eva Berzl und Hans Bieletzky Dolmetscherin: Satomi Shimizu-Lorenz Verfasser des Berichts: Magnus Berzl und Philipp Seitz Bayerisches Lebensgefühl Neue Kulturen kennenlernen und Freundschaften über Ländergrenzen hinweg knüpfen: Das ist das erklärte Ziel der Bayerischen Sportjugend (BSJ) in der Oberpfalz. Kürzlich hat die Bezirksjugendleitung der Oberpfälzer Sportjugend eine besondere Delegation empfangen. Vier japanische Jugendliche, ein Gruppenleiter und eine Dolmetscherin besuchten im Rahmen des 44. deutsch-japanischen Simultanaustauschs der Deutschen Sportjugend (dsj) die Oberpfalz. „Jedes Jahr nimmt eine deutsche Gruppe aus Bayern in Japan teil oder eine japanische Gruppe kommt nach Deutschland“, erklärt die Bezirksvorsitzende der Oberpfälzer Sportjugend, Eva Berzl. In diesem Jahr war turnusgemäß die Oberpfälzer Sportjugend an der Reihe. Besonders sei, dass alle japanischen Jugendlichen in der sportlichen Jugendarbeit in Japan engagiert sind. Dies schafft die Gelegenheit, sich über die Strukturen in den einzelnen Ländern auszutauschen und voneinander zu lernen. „Am Austausch haben auch deutsche Jugendliche teilgenommen, die im vergangenen Jahr in Japan waren“, erzählt Berzl. 16 Tage dauerte der Besuch in Deutschland, das Regionalprogramm umfasste zwölf Tage. In

dieser Zeit habe die Sportjugend versucht, den japanischen Gästen einen vielfältigen Einblick in die bayerische Kultur und das sportliche Leben zu geben, betonte Magnus Berzl, der stellvertretende Vorsitzende der Oberpfälzer Sportjugend und Organisator des Austausches. So durften auch ein Spiel des SSV Jahn Regensburg, ein Besuch der Allianz Arena in München und ein Spiel unter Anleitung in der Regensburger Armin-Wolf-Arena (Baseballstadion) nicht fehlen. Empfangen wurden die japanischen Gäste auch von der Regensburger Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die dazu in das Alte Rathaus geladen hatte. Die Bürgermeisterin betonte den Stellenwert der internationalen Jugendbegegnung und erklärte, dass dadurch auch interkulturelle Kompetenzen erworben werden. Eva Berzl zog ein sehr positives Fazit des Austauschs: Dieser trage zur Völkerverständigung bei und sei gewinnbringend für beide Seiten. Das kulturelle Programm mit Stadtführungen in Regensburg und München, dem Besuch des Drachenstichs in Furth im Wald, des Gäubodenvolksfests, des BMW-Werks und des Kloster Weltenburgs habe den japanischen Gästen bayerisches Lebensgefühl vermittelt.

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4.15 Leitungsteam Delegationsleiter: Kenji Ito Stellv. Delegationsleiterin: Yuko Fujiwara Organisationsleiter: Kodai Matsumura Deutscher Partner: Deutsche Sportjugend Bundesland: Saarland, Niedersachsen, Brandenburg Betreuung: Jens-Uwe Deppe Dolmetscherin: Rieko Jacobi-Kakinuma Verfasser des Berichts: Jens-Uwe Deppe Rundreise zu den Regionalgruppen Am 2. August war es soweit, die Jugendlichen waren ins Regionalprogramm abgereist, und so hieß es auch für die japanische Leitungsdelegation, die Koffer in den VW Bulli zu laden, um die Reise zu drei Regionalgruppen zu starten. Für den Delegationsleiter Kenji Ito, seine Vertreterin Yuko Fujiwara und den technischen Leiter Kodai Matsumura waren Besuche bei der Sportjugend Saarbrücken, der Sportjugend Niedersachsen und der Brandenburgischen Sportjugend geplant. Als erstes sollte es ins Saarland gehen, wo die Gruppe Shikoku zu Gast in Saarbrücken war. Mit einer Reise durch die Zeitgeschichte sollte das Programm für das Leitungsteam starten. In den Kasematten, den unterirdischen Anlagen des Saarbrücker Schlosses, konnten die gut 500 Jahre alten Befestigungsanlagen erforscht werden. Auch am nächsten Tag ging es historisch weiter. Auf der Burganlage Kirkel konnte das Handwerk des Brotbackens erlernt werden. Unter fachlicher Anleitung wurden in mehreren Arbeitsschritten der Teig geknetet, die Brotleibe geformt und sie anschließend im mit Holz vorgeheizten Ofen gebacken. Zwischendurch gab es immer wieder Zeit, ein mittelalterliches Turnier mit Armbrustschießen, Hufeisen- und Messerwerfen durchzuführen. Am Ende des Tages konnte jeder Teilnehmer „sein“

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Brot mit nach Hause nehmen. Nicht ganz so altertümlich war der Besuch in der Keramikmanufaktur Villeroy & Boch, aber trotzdem sehenswert. Aus dem Saarland ging es weiter nach Köln. Auf Wunsch der Delegationsleitung wurde ein Kurzbesuch, insbesondere des Domes, mit ins Programm genommen. Mit der zweiten Regionalgruppe Niedersachsen/Kinki trafen wir zunächst in Amsterdam aufeinander. Ohne wirkliche Grenzanlagen einfach in ein europäisches Nachbarland zu reisen war für unsere japanischen Gäste bemerkenswert. Als weiteres Highlight hatte Bernd Kunz in Merzen einen Familienaufenthalt für die Leitungsdelegation organisieren können. Drei Tage und drei Nächte waren nun Zeit, sich in das deutsche Familienleben hinein zu versetzen. Dazu gab es ein gemeinsames Kochen, einen Schulbesuch mit einer Zirkus AG und vor der Sayonara-Party einen Empfang beim Bürgermeister. Für die Gruppe Kinki ging es nun weiter nach Hannover und Hildesheim. Auch für die Leitungsdelegation gab es dort noch mal einen recht sportlichen Halt. In Hannover bekamen wir vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Norbert Engelhardt den Landessportbund mit seinen Aufgaben und die angrenzenden Sportstätten präsentiert. Bei Eintracht Hildesheim konnten wir zunächst die Arbeit von und mit FSJlern kennenlernen und anschließend bei einem „verkürztem“


Sportabzeichen und einem Beachvolleyballspiel gemeinsam Sport treiben. Von Hildesheim führte uns der Weg über Potsdam nach Cottbus. Auf die Führung durch den Brandenburger Landtag folgte die Erkundung der Schlossanlagen von Sanssouci. Mit den Jugendlichen der Gruppe Hokkaido gab es dann auch in Cottbus sportliche Aktivitäten: Neben dem Paddeln im Spreewald konnten wir beim PSV Cottbus asiatische Kampfkünste kennenlernen. Unser „Familientag“ in Cottbus wurde durch Chris Mellack mit Leben erfüllt. Zunächst ging es zu einem Stadtrundgang durch Cottbus. Über das Fischerfest von Peitz ging es zum Braunkohletagebau Cottbus. Den Abschluss des Tages konnten wir mit einem Minigolfturnier einleiten. Für den 13. August stand dann schon die Rückfahrt zum Zentralprogramm II an. Auf dem Weg nach Berlin konnten wir uns noch die Bildungsstätte der

Sportjugend Brandenburg in Blossin ansehen. Bei einem Rundgang durch das weite Gelände konnte die Leitungsdelegation einen Einblick in die Vorbereitungsmöglichkeiten für die Teilnehmer/innen der deutschen Out-Maßnahme gewinnen. Auch in Berlin blieb noch Zeit, ein paar Eindrücke über Deutschland zu sammeln. Das Regierungsviertel zwischen Bundeskanzleramt und Brandenburger Tor brachte ein paar Blicke auf das politische Deutschland. Im Otto Bock Science Center in Berlin gab uns eine interaktive Ausstellung Einsichten in die Medizintechnik der Prothetik und Orthetik, dazu Behindertensport zum Anfassen und Ausprobieren. Damit ging eine abwechslungsreiche Reise durch die deutsche Kultur, die Arbeit in den Sportvereinen und -verbänden und in das Familienleben zu Ende.

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4.16 Zentralprogramm II

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Das war’s, der 44. deutsch-japanische Sportjugendsimultanaustausch ist Geschichte. Alle japanischen Gäste sind wieder gut zu Hause angekommen. Die emotional bewegende Sayonara-Party auf dem Gelände des Landessportbundes (LSB) in Berlin war wieder eines der Highlights der Maßnahme.

seiner Begrüßung die Bedeutung des Austauschs. Diese wurde auch durch Zahl der angereisten Ehrengäste unterstrichen, unter ihnen DOSB-Präsident Alfons Hörmann. „Wer seine Kinder liebt, schickt sie auf Reisen“, so Hörmann in seinen Grußworten. Sein Sohn Roland hat im Jahre 2005 am Austausch teilgenommen.

Doch bevor es ans Feiern ging, machten zahlreiche Ehrengäste der Veranstaltung ihre Aufwartung. Fast die komplette Vorstandschaft der Deutschen Sportjugend hatte sich eingefunden, um die Japanerinnen und Japaner zu verabschieden. Der erste Vorsitzende Jan Holze betonte in

Gerade angesichts des Nordkorea-Konflikts sei die Verständigung unter den Völkern, vor allem im Jugendbereich, ein probates Mittel, um Spannungen erst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Explizit erwähnte Hörmann die Rolle von Erika Dienstl, die im Jahr 1967 den Austausch mit auf

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den Weg gebracht hatte. Für den LSB Berlin bedankte sich Claudia Zinke bei allen Helferinnen und Helfern. Der japanische Delegationsleiter Kenji Ito zeigte sich durch die Worte seiner Vorredner/innen sichtlich gerührt. Er richtete seinen Dank vor allem an die Gastfamilien und die Jugendlichen auf deutscher Seite, die dem Austausch erst „Leben einhauchen“ und die Seele der Begegnung darstellten. Currywurst, Pommes und Obstteller, vorbereitet und serviert durch das Veranstaltungsteam der Sportjugend Berlin, bildeten die Grundlage für das ausgelassene Treiben, das im Anschluss an den offiziellen Teil stattfand. Ein bewegender Moment war sicher das Abschiedslied, das die japanischen Jugendlichen und die ebenfalls in großer Zahl angereisten deutschen Regionalpartner, Arm in Arm, anstimmten. Dass Tränen flossen, als es galt „Auf Wiedersehn“ bzw. „Sayonara“ zu sagen, auch das gehört inzwischen zur Sayonara-Party. So richten sich alle Augen bereits auf den 45. Sportjugend-Simultanaustausch, der für viele ein Wiedersehen bedeutet, wenn sie ihre neu gewonnen Freunde in Japan besuchen werden. Dieter Haug

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Impressum Herausgeber/Bezug über: Deutsche Sportjugend (dsj) im DOSB e.V. Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt am Main

Förderhinweis: Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP)

E-Mail: bestellungen@dsj.de www.dsj.de/publikationen www.japan-simultanaustausch.de

Auflage: Oktober 2017

Redaktion: Dieter Haug (Arbeitsgruppe Japan) Kaori Miyashita (dsj) Oliver Kauer-Berk Gestaltung: Edith Heidler, Dieter Haug Berichte: siehe Heft Druck: Schöler Druck & Medien GmbH, Immenstadt im Allgäu www.schoeler-kreativ.de Bildnachweis dsj-Fotopool zum deutsch-japanischen Sportjugend Simultanaustausch

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Copyright: © Deutsche Sportjugend (dsj) Frankfurt am Main, Oktober 2017

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung der Deutschen Sport­jugend ist es nicht gestattet, den Inhalt dieser Broschüre oder Teile daraus auf foto-, drucktechnischem oder digitalem Weg für gewerbliche Zwecke zu vervielfältigen. Gerne können die Texte für die Nutzung im Sportverein oder Sportverband genutzt werden.



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