Weihnachten 2020
Keine Bank und kein Geldautomat mehr in Lauterbach Meine Meinung Erik Roskothen, Vorsitzender der SPD Lauterbach
Am Morgen des 18. November hat sich die Volksbank (VVB) endgültig aus Lauterbach zurückgezogen. Um 8:05 Uhr war der Automat im Nah&Gut abgebaut. Man konnte den Eindruck haben, es konnte gar nicht schnell genug gehen. Die Bank hatte noch nicht einmal den Anstand, diese Entscheidung den Kommunalpolitikern persönlich mitzuteilen, die 2019 mit über 500 Unterschriften beim Vorstand vorgesprochen hatten. Die Ankündigung wurde den Nutzerinnen und Nutzern des Terminals seit einigen Wochen unpersönlich im Display eingeblendet. Das hat nichts mehr mit Genossenschaft zu tun. Die Stärkung des Einzelnen durch die Gemeinschaft zählt hier nicht mehr.
Auch die Sparkassenfiliale ist geschlossen Auf Drängen der SPD Stadtratsfraktion bezog wenige Wochen zuvor Sparkassenvorstand Frank Saar zu den Schließungsplänen der Sparkasse Saarbrücken Stellung. Aber bereits in einem Schreiben im Vorfeld der Sitzung kündigt er an, dass die Entscheidung zur Schließung der drei Völklinger Filialen endgültig gefallen ist. Dennoch versuchten die SPD Vertreterinnen und Vertreter der Stadtteile, ihre Argumente vorzubringen:
Seniorinnen und Senioren, für die online keine Option ist, Einzelhandel vor Ort, der Bargeld braucht, Dorfentwicklung, waren die Schlagworte. Am Ende waren über 90 Minuten Diskussion ohne Erfolg: Die Schließung der Sparkassenfiliale Lauterbach ist mittlerweile vollzogen. Saar verabschiedet sich aus dem Ratssaal mit dem Angebot, gerne tiefer gehend zu diskutieren und den Ratsmitgliedern „die Sicht der Sparkasse näher zu bringen“. Für die Sicht der Völklinger Bürgerinnen und Bürgern bleibt in diesem System kein Platz. Ganz nebenbei hat der Rückzug der beiden Kreditinstitute im CoronaJahr 2020 auch etwas Makaberes. Während die Politik uns einschwört, Kontakte zu reduzieren und zuhause zu bleiben, zwingen Bank und Sparkasse zur Fahrt in den Nachbarort.
Ortsvorsteher kämpferisch Wir haben uns seit Jahren für den Erhalt eingesetzt und das auch in den Vorständen vorgetragen. Ortvorsteher Dieter Peters kündigte an: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Die Idee eines gemeinsamen Geldautomaten von VVB und Sparkasse will ich weiter verfolgen.“
Mit dem Rückzug aus der Fläche geben sowohl Volksbanken als auch Sparkassen ihre Vorteile in der Kundenbindung auf. Der Versuch mit den großen Playern im Online Geschäft mithalten zu wollen wird scheitern. Volksbanken und Sparkassen schaffen sich selbst ab. Die Kunden vor Ort und Mitarbeitende sind nur noch Kostenfaktoren. Alle Anregungen aus der Kommunalpolitik, eine gemeinsame Lösung zu finden wurden vom Tisch gefegt. Es gab nie den Willen, Lauterbach weiter mit Dienstleistungen zu versorgen. Hört man jedoch die immer gleichen Argumente, „Kostendruck“ und „Bankenregulierung“ fragt man sich, warum im Saarland überhaupt noch sechs Kreissparkassen existieren mit insgesamt 15 Vorstandsmitgliedern. Die Sparkasse Köln-Bonn versorgt fast 1,4 Mio Bürgerinnen und Bürger mit nur einem Institut und fünf Vorständen. Leicht ließen sich alleine durch die Vorstandsgehälter im Saarland über zwei Millionen Euro im Jahr sparen – oder in Vor-Ort-Personal und SB-Center investieren. Über eine „Landessparkasse des Saarlandes“ sollte man also nachdenken.