Soziologie studieren – Einblicke in den Alltag des Soziologiestudiums

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gen oder Interviews und wertet diese aus. Die Schlüsselqualifikationen für die Durchführung solcher Studien werden im Studium erlernt und bilden ein wichtiges Fundament im Berufsfeld der meisten Soziolog_innen. Ziel der empirischen Soziologie ist es, sichere Aussagen über einen Forschungsgegenstand zu formulieren und dabei so vorzugehen, dass das Zustandekommen der Forschungsergebnisse für alle am Wissenschaftsprozess Beteiligten nachvollziehbar und prinzipiell wiederholbar ist. Ein Forschungsprojekt beginnt im Allgemeinen mit theoretischen und begrifflichen Vorüberlegungen, einer thematischen Eingrenzung und einer präzise formulierten Forschungsfrage. Danach entwirft man einen Arbeitsplan und entscheidet, mit welchen Erhebungs- und Auswertungsverfahren man neue Informationen erfassen und bearbeiten will. Hierzu teilt man die üblichen Erhebungsmethoden danach ein, ob durch sie entweder eine möglichst große Zahl von soliden Daten in einem weit gestreuten Forschungsfeld erhoben (quantitative Datenerhebung), oder ob nur wenige Personen ganz intensiv mit ihren genauen Aussagen, Gefühlen und Wahrnehmungen in den Fokus der Untersuchung gerückt werden sollen (qualitative Datenerhebung). Man kann sich diese Unterscheidung ganz gut am Beispiel von Dokumentarfilmen verdeutlichen. Stellen wir uns eine Doku über Konsum in der DDR vor: Wenn einzelne Zeitzeugen darin über ihre liebsten Produkte befragt werden, sie über ihren täglichen Einkauf und über Engpässe im Warenangebot, kurz, über ihre Erfahrungen erzählen, handelt es sich um eine qualitative Befragungsmethode. Werden hingegen Statistiken über das Konsumverhalten der DDR-Bürger im Allgemeinen präsentiert, dann sind diesen quantitative Forschungsmethoden vorhergegangen. Die empirische Sozialforschung arbeitet, ganz gleich ob es sich um quantitative oder qualitative Forschung handelt, nach einem dem jeweiligen Forschungsgegenstand angepassten Regelsystem und versucht, die erhobenen Daten zu ordnen, zu systematisieren und schließlich Phänomenbereiche, die wiederholt auftreten und ein erkennbares Muster aufweisen, kontrolliert zu verallgemeinern. Im Studium werdet ihr mit beiden methodischen Ausrichtungen mehr oder weniger vertraut gemacht. Auch hier empfiehlt es sich, vorher zu schauen, wie das soziologische Institut an der entsprechenden Uni ausgerichtet und welche Forschungsmethoden in der wissenschaftlichen Praxis am meisten verwendet werden. Gerade wer sich für qualitative Forschungsmethoden und spezielle Methoden, wie etwa die Diskursanalyse interessiert, muss genauer hinsehen, ob diese im Lehrplan ausreichend Beachtung finden. Häufiger wird man hingegen eine intensive Ausbildung im Bereich der quantitativen Datenerhebung und vor allem ihrer Auswer-

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