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Fokusraum_06 Allgemeines zum Talmud:

Aufbau einer Talmud-Seite

BIBEL

Die bedeutendste Ausgabe des Talmud ist der sogenannte Babylonische Talmud (Entstehung der Gemara in jüdischen Gemeinden des Neupersischen Reiches - ehemals Babylon). Diese Version des Talmuds entstand im Wesentlichen in drei Stufen: 1. die Mischna (verschriftlicht ca. 2. Jahrhundert; die Gemara (ca. 5. - 8. Jahrhundert); 3. wichtigster Kommentartext 6.  1./Umgang mit2.der Bibel am Beispiel des Talmud von “Raschi” (11. Jahrhundert). Der Babylonische Talmud umfasst heute über 10.000 Seiten in mehreren Bänden.

Interpretation der jüdischen Bibel I: Midrasch – Mischna

Der Aufbau einer Talmud-Seite (Babylonischer Talmud) Aufbau einer Talmud-Seite (Babylonischer Talmud):

Um die Bibel herum entstand allmählich ein Korpus traditioneller rabbinischer Interpretationen des Textes, insbesondere gesetzliche Bestimmungen. Diese Kommentare Midrasch (= „Studium“, „Auslegung“) zu den einzelnen Büchern der Bibel wurden nach dem Fall Jerusalems 70 n. Chr. schriftlich fixiert. Um 200 n. Chr. entstand daraus eine Sammlung rabbinischer Meinungen und Debatten zu einzelnen Bestimmungen des Gesetzes, systematisch geordnet nach Sachthemen, statt nach den Büchern der Bibel. Diese Ursammlung erhielt den Namen Mischna (= „Redaktion“, „Studium“) und gilt als erstes schriftliches Kompendium des mündlich tradierten jüdischen Gesetzes. Die Mischna besteht aus meist kurzen Erläuterungen zu einzelnen Gesetzespunkten.

Kapitel-Name, Kapitel-Zahl, Abschnitt (Traktat)

Kapitel-Name

Mischna-Text

Gemara-Text

Interpretation der jüdischen Bibel II: Gemara – (Mischna + Gemara = Talmud)

“Raschi” Kommentar

Ab dem 3. Jh. entstand ein weiterer Korpus rabbinischer Kommentare, in welchem die einzelnen Mischna-Texte interpretiert werden. Diesen Sekundärkommentar nennt man Gemara (Aramäisch = „Lehre“, „Wissenschaft“). Zusammen bilden Mischna und Gemara den Talmud, neben der Bibel die zweitwichtigste schriftliche Quelle des Judentums.

Weitere Kommentare & Verweise Anmerkungen

Wie ist der Talmud gegliedert?

Der Talmud ist nach der Gliederung der Mischna in sechs Ordnungen („Sedarim“) unterteilt:

Zugänge

1. „Seraim“ (Saaten): Gebete, Segenssprüche und landwirtschaftliche Gesetze. 2. „Moed“ (Festzeiten): die Gesetze für Schabbat und die Feste. 3. „Naschim“ (Frauen): Ehe- und Familienrecht. 4. „Nesikin“ (Schäden): Straf- und Zivilrecht. 5. „Kodaschim“ (heilige Dinge): Opferriten und Speisegesetze. 6. „Toharot“ (Reinheitsgebote): rituelle Reinheit und Unreinheit. Die sechs „Sedarim“ sind gegliedert in insgesamt 63 Traktate, die wiederum in Abschnitte („Perakim“) und schließlich in einzelne „Mischnajot“ (Plural von „Mischna“) unterteilt sind.

Babylonischer Talmud, Titelblatt der Wilnaer Ausgabe, 1880 bis 1886, der gebräuchlichsten Ausgabe des Talmud. Foto: wmc

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BIBEL

Babylonischer Talmud, Moderne Ausgabe in 20 Bänden. Foto: wmc

www.reli-mat.de

Tosaphisten-Texte (Enkel & Schüler von “Raschi”)

Von der Gemara gibt es zwei Versionen: Die eine entstand in Palästina 350/400 n. Chr., die andere im Irak (Babylon) 500/800 n. Chr. Der so genannte Babylonische Talmud ist meistens gemeint, wenn man vom Talmud schlechthin redet. Der Talmud ist viel umfangreicher als die Bibel. Vollständige Versionen des Babylonischen Talmuds kommen auf fast 10.000 Seiten in etwa 12 Bänden. www.global-ethic-now.de

Die jüdische Schriftauslegung

Die klassische jüdische Bibelausgabe besteht aus Text, Übersetzungen, Kommentaren. Diese Art macht einen Dialog sichtbar. Die Bibel wird im Dialog mit den Auslegern studiert, indem man vergleicht und ins Gespräch kommt. Der Prozess des Gemeinschaft stiftenden Fragens und Suchens ist die Hauptsache. Jüdische Schriftauslegung beginnt mit der Frage, wie die Thora in die Praxis umgesetzt werden kann. Die „Mischna“ ist eine der wichtigsten Sammlungen religionsgesetzlicher Überlieferungen des rabbinischen Judentums. Die Mischna bildet die Basis des Talmud. Die älteste Methode jüdischer Auslegung heißt Midrasch („Suche“). Es handelt sich um die Suche nach Unklarheiten in den Texten, offenen Stellen im Text, Widersprüchen, seltenen oder ungewöhnlichen Wörtern. Dem Midrasch zufolge hat die Thora 70 verschiedene Gesichter und daher 70 verschiedene Weisen, Vgl. Boeckler: Dialog, 22f. ausgelegt zu werden.


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