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7. Kapitel: Glaubensspuren entdecken. Als Kirche Christi unterwegs
7. Kapitel: Glaubensspuren entdecken. Als Kirche Jesu Christi unterwegs.
Er führt uns heraus
Er führt uns heraus aus der Enge in die Weite, aus der Sklaverei in die Freiheit.
Er führt uns heraus aus den Sackgassen in die Zielgerade, aus dem Schneckenhaus in die Gemeinschaft.
Er führt uns heraus aus der Verzweiflung in das Vertrauen, aus der Verwirrung in die Klarheit.
Er führt uns heraus aus dem Warteraum Welt in die ewige Heimat.
Martin Gutl (1995)
Das Grundmotiv und Symbol des Weges begleitet durch das ganze Buch der 3. Schulstufe und wird im siebenten Kapitel nochmals explizit ausgeführt an den Themen und Inhalten des Lebensweges und der Suche nach der Sonne, des Pilgerns und Wallfahrens, der Wegbegleitung durch Heilige und durch Maria. Im Hintergrund klingt auch das Bild für die Kirche des heiligen Augustinus und des II. Vatikanischen Konzils (Lumen gentium, 1964) an: Kirche als das wandernde (pilgernde) Volk Gottes. (Rahner/Vorgrimler 1966, 133). Warum gehen Menschen? Was suchen Menschen? Was bringt sie auf den Weg? Gerade in den letzten Jahrzehnten ist Pilgern und Wallfahren wieder äußerst in und es gibt eine große Renaissance um die berühmten Wallfahrtswege nach Santiago de Compostela, Rom, Assisi, Jerusalem, aber auch in Österreich wie Mariazell u. v. a. Es sind auch viele Menschen unterwegs, die zunächst gar nicht so auf einem spirituellen Weg unterwegs zu sein scheinen. Was treibt diese Menschen an? Welche Fragen ergeben sich daraus auch für die Kinder im Religionsunterricht? Das Motiv der besonderen Wege, die es zu gehen gilt, findet sich vielfach in Märchen. Sie erzählen oftmals vom Mangel, der da ist, oder von Problemen, die herausfordern und eine Suchbewegung auslösen, die der Held/die Heldin zu bewältigen hat. „Viele Märchen beginnen, indem sie von einer Störung oder einem Mangel berichten: Eine Krankheit ist ausgebrochen, es herrscht Hunger, ein Ehepaar sehnt sich nach Kindern und bekommt keine usw.“ (Betz 1989, 8) Letztlich geht es religiös betrachtet immer um die Gottsuche in allen Dingen, um die Suche nach dem Himmel, nach einem gelingenden Leben, die uns dann aber zu den Menschen zurückführt und zu uns selbst, uns mit einem goldenen Sonnenkleid wie im Märchen zurückkehren lässt. Der Text von Martin Gutl schließt hier an: es ist die Suche nach Weite und Freiheit, nach Gemeinschaft, Vertrauen, Klarheit und Heimat. Wirkliche Lebenswege, Pilgerwege, Suchwege wollen herausführen aus dem Althergebrachten und Einengenden, allzu Irdischen und Materiellen, aus der Enge zur Weite geglückten Lebens, so erzählen alle großen Märchen und religiösen Geschichten. Es sind spirituelle Wege, die zur Freiheit und Fülle des Lebens führen wollen. Religiös spirituell ist umgekehrt nochmals zu bedenken, dass da das Wort des Augustinus wichtig wird: „Du würdest mich nicht suchen, wenn ich dich nicht schon längst gefunden hätte.“ (9, 314) Darin verdeutlicht sich das Paradoxon spirituellen Lebens und spiritueller Wege: Menschen können das ewige, vollkommene, endgültige Glück, Freiheit, letztlich (religiös gesprochen) Gott nur suchen, weil es/er ihnen entgegenkommt bzw. sie eben schon längst gefunden hat, schon längst bei ihnen ist; so erzählen zumindest die Erfahrungen aller großen spirituellen Menschen quer durch die Religionsgeschichte. Dieses Schon-gefunden-Sein lässt Menschen aufbrechen, Neues wagen, unbekanntes Land suchen. Wir Menschen suchen, was in unseren Herzen zumindest als Ahnung oder Sehnsucht schon da ist. Und die Kinder und ihre Welt? Ihr Wachsen und Werden von der Geburt an, ihr Lebensweg mit seinen vielfältigen Erfahrungen lässt sie teilhaben an dieser menschlichen Grundbefindlichkeit des Unterwegssein, des „homo viator“ (G. Marcel). Dies soll in diesem Buchkapitel auch besprochen, befragt und gedeutet werden. Die wichtige Botschaft vom Beschützt- und Begleitetsein auf allen Wegen kann und soll ermutigen und bestärken, sich seines/ihres je eigenen Weges zu freuen und ihn hoffnungsvoll zu gehen. Diese Grundmelodie des Vertrauens schließt ans 2. Kapitel des Buches (Josef) an, bzw. es werden Grundgedanken aufgegriffen und können die dort erworbenen Kompetenzen erweitert werden. Zunächst geht es in diesem Buchkapitel, wie im Lehrplan vorgesehen, wohl um das bewusste Wahrnehmen und Aufmerksam-Werden auf Spuren des Glaubens, die überall sichtbar sind in den vielen Bildstöcken, Marterln, Kirchen und Kapellen, aber auch in den Orts- und Straßennamen, in den unterschiedlichen Einrichtungen und Unternehmungen, in Kunst und Kultur, Musik und in den vielen Personen und Persönlichkeiten, die über die Medien bekannt sind und u. v. m. Es sollen diese Spuren des Glaubens und religiösen Lebens als wichtige Zeugnisse und Zeichen in der Umgebung und weltweit wahrgenommen und besprochen werden, ihre Hintergrundgeschichten erforscht und geteilt werden.
Kompetenzen und Lehrplanbezüge des Kapitels Kompetenz 8:
Religiöse Motive aus Geschichte und Gegenwart in Medien, Kunst und Kultur entdecken, deuten und gestalten. Inhalte: ➜ Maria und Heilige in Spiritualität und Kunst ➜ Kirche Jesu Christi unterwegs – Pilgern in Österreich und Europa
Titelbild des Kapitels S. 101: Bildstock und Natur
Das Titelbild zeigt eine romantisch idyllisch anmutende ländliche Naturlandschaft. Solche Bilder finden sich in vielen vor allem religiösen Schriften. Sie sind ambivalent und sollen deshalb auch das Fragen, Hinterfragen und Suchen der Kinder herausfordern. Denn natürlich sind all diese Wege des Gehens, Pilgerns und Wallfahrens vom himmlischen Licht und von Schönheit umleuchtet, aber zugleich ist Glauben und sind auch die Lebenswege keine ländlich-romantische Idylle, sondern vielfach eine große Herausforderung, die zu bestehen den Menschen und auch schon den Kindern manchmal viel abverlangt. Der Himmel bzw. die Erfahrungen, die wir damit verbinden, oder auch die Sehnsucht danach lässt uns einen Vorgeschmack der Vollkommenheit jetzt schon erspüren und steht zugleich aus. Solche Erfahrungen, die auch im Pilgern und Wallfahren gesucht werden, sind österliche Erfahrungen, sie erheben den Menschen aus der „Schwerkraft der Erde“ (Bischof Egon Kapellari) und weiten seinen Blick. Dieser himmlische Vorgeschmack will aber immer zur Erde und ins Leben im Hier und Jetzt zurückführen, welches aus dieser Erfahrung des Schönen, des Göttlichen gelingend und sinnvoll gestaltet werden will.
Spuren des Glaubens
Kreuze, Statuen, Bildstöcke, Schmuck, Bilder, Lieder, Zeichen des Glaubens in meiner Umgebung …
Praxis Grundschule 2/2007 – Westermann.
Auf der Suche nach dem, was mir fehlt – die Reise zur Sonne.
Seiten 102 | 103
Wozu die Doppelseite einlädt
Die Doppelseite will die Kinder zu einer Spurensuche im eigenen Leben einladen und zugleich herausfordern und ermutigen, getrost und voll Vertrauen den eigenen Weg zu suchen, der eben „zur Sonne“ führt, den eigenen wichtigen Fragen auf der Spur zu bleiben, sie zu stellen und Antworten auch dort zu finden, wo man sie vielleicht nicht vermutet. Die Märchen der Welt sind eine riesige Schatztruhe, gebündelte und verdichtete Lebenserfahrung von Generationen von Menschen aus dem „Vorhof des Evangeliums“, als indirekte Verkündigung, oder als „der verborgene Gott“, wie Otto Betz (1998, 49) die religiöse Dimension der Märchen beschreibt. Es ist kein leichter und einfacher Weg, der aufgezeigt wird bzw. den der Held oder die Heldin zu gehen hat, es braucht viel Mut, die Herausforderungen und Gefahren zu bestehen und ans Ziel zu gelangen. Aber die Märchen tragen auch die Botschaft in sich, dass dieser Weg vertrauensvoll gegangen und bestanden werden kann. Märchen vertrauen darauf, dass die Liebe stärker ist als alle widrigen Mächte in der Welt, selbst stärker als Angst und Tod (Neuhold 2011, 87). Die Bilder der Märchen erinnern vielfach an biblische Aussagen „zu den messianischen Hoffnungsbildern der Propheten und der Verkündigung Jesu“ (Betz 1998, 65). Märchen skizzieren diese Sehnsucht nach Erfüllung, Heil und Rettung, zeigen Wege dorthin auf und wollen verlocken, diese zu gehen und nicht stehen zu bleiben. Märchen sind profane Erlösungsgeschichten. „Und immer wieder lässt sich erkennen, dass im Märchen die Hoffnung auf Erlösung und Heilung der Welt durchbricht, nicht als religiöse Botschaft im wörtlichen Sinn, sondern als mitschwingender Grundklang“ (Betz 1998, 63). In Märchen schwingt das Vertrauen mit, dass der Rätselweg des Lebens, aber auch der persönlichen und spirituellen Reifung, die in diesem Kapitel mitklingen, gegangen werden kann, weil er von guten Kräften begleitet wird. Drewermann meint dazu: „Die Poesie der Liebe im Leben zu verwirklichen – dies und nichts anderes können und wollen Märchen uns lehren. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Märchen Geschichten der Sehnsucht nach Liebe und des Reifens aus Liebe.“ (Drewermann 1992, 9) Verdeutlicht wird dies im Bild der königlichen Hochzeit. Diese Botschaft der Stärke und Kraft der Liebe, des Mitgefühls und der Empathie macht sie zu einem wichtigen Medium der positiven Deutung der Welt gerade für Kinder. So fragt der Märchenexperte und Religionspädagoge Otto Betz völlig zu Recht und gibt einen wichtigen religionspädagogischen Hinweis: Sind wir nicht immer auf der Suche nach Geschichten, die einen Zuwachs an Lebenswirklichkeit bringen, die unsere Augen sehender machen, unser Mitgefühl fördern, unsere Entscheidungsfähigkeit zuspitzen? – Unsere Welt erscheint uns so rätselhaft, die eigene Wirklichkeit so unerklärlich, dass wir Ausschau halten nach einem Schlüssel für all die Rätsel.“ (Betz 1998, 73). Geschichten, Märchen, Erzählungen deuten das menschliche Leben, deuten diese Welt in bildhafter Weise, in einer Sprache, die die Seele der Menschen in ihren Tiefenschichten berührt. Sie sind keine Reflexionen über die Welt und die letzten Fragen, sondern sie beschreiben in Bildern und Handlungen, worum es gehen kann.
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben:
Welche Bilder, welche Fragen, welche Herausforderungen im
Märchen angesprochen werden, die auch für heute Bedeutung haben können. Verstehen und deuten:
Was die Bilder von der Reise zur Sonne für uns heute bedeuten könnten. Gestalten und handeln:
Den eigenen Lebensweg als Reise zur Sonne gestalten. (Be-)sprechen und (be)urteilen:
Was die Botschaft des Märchens für uns Menschen heute sein kann.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Märchen und Geschichten erzählen. ➜ Fragen der Kinder: Sind Geschichten wahr oder nur ein Märchen? ➜ Der eigene Lebensweg – besondere Lebenswege.
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Das Märchen „Die Reise zur Sonne“ aus der Slowakei greift
Motive auf, die sich in vielen unterschiedlichen Märchen und
Variationen finden. Die Reise zur Sonne beschreibt offensichtlich allgemein gültige Wege des menschlichen Lebens. Diese Wege sind Entwicklungs- und Reifungswege, die gefahrvolle Abenteuer mit sich bringen und zum Bestehen dieser herausfordern. „Das eigentliche Schlüsselbild zahlloser Märchen, insofern Wandlungs- und Reifungsgeschichten erzählt werden, ist das Bild des Weges.
Der Held oder die Heldin müssen eine Reise machen, Abenteuer erleben, sich bewähren, damit sie dadurch zu Mündigkeit und
Reife gelangen und ihren Platz in der Welt finden und die ihnen zugewiesene Aufgabe erfüllen können.“ (Betz 1998, 15)
Am Beginn dieses Märchens steht eine wunderbare Freundschaft zweier ungleicher Kinder, die aber so nicht sein darf, weil eben eines die Königstochter und das andere der Küchenjunge ist.
Die Beschreibung schildert eine stark symbiotische Beziehung: sie können ohne einander nicht sein. Das wird irgendwann zur
Notsituation für den ganzen Königshof, so erzählt das Märchen.
Diese Not veranlasst die Räte des Königs, den Küchenjungen zur
Sonne zu schicken, was als völlig unlösbare Aufgabe erscheint.
Sie hoffen, wie auch der König, damit den Küchenjungen für immer los zu sein. Die Sonne hat in allen Völkern und Religionen eine besondere Bedeutung. „Die Sonne ist also das Urbild des
Lebensaufganges aus dem Tode. Ja sie selber ist für altes religiöses Denken Ursprung und Endziel des Weges der Seele, des ganzen menschlichen Lebensweges, und zugleich ist sie Führer auf diesem Weg.“ (Rech 1966, 104)
Es gibt wie in den meisten ähnlichen Märchen keinen vorgezeichneten Weg, sondern der muss vom Helden selbst gefunden werden. Niemand kann ihm den Weg zeigen. Der Junge geht in
Richtung Westen, der untergehenden Sonne des Abends nach – es ist symbolisch gesprochen ein Todesweg, der Weg zur untergehenden Sonne. „Meine Mutter gebiert mich jeden Morgen neu und jeden Abend begräbt sie mich als schwachen Greis“, wird die untergehende Sonne ihm antworten auf seine Frage, die ihm der König mitgegeben hat. Der Junge geht dem Weg der Sonne
nach, sie führt ihn zu sich. Nach langem Gehen kommt er zum blinden König, der ihn mit der Frage nach der eigenen Blindheit weitergehen lässt. Schließlich bringt ihn ein großer Fisch übers Meer ans andere Ufer, wo sein Weg weitergeht, bis er schließlich doch zur Sonne gelangt. Mit den „richtigen“ Antworten und dem Sonnenkleid in der Nussschale kehrt er mit viel Geschick zurück, trickst den Fisch aus und kommt gerade noch rechtzeitig zur Hochzeit. Das Motiv des Fisches, der durchs Wasser trägt, aber auch lebensbedrohlich ist, kann an das Jonamotiv erinnern; insgesamt geht es tiefenpsychologisch in diesem Märchen um einen Reifungs- und Individuationsprozess, der noch wie viele Märchen Motive uralter Initiationsriten erkennen lässt – besonders das Motiv des Weges bis zum Sterben und Wiederauferstehen als Neugewordener. Es geht in den klassischen Märchen immer um den Menschen und seinen gefährdeten Weg durchs Leben, auf dem ihm geheimnisvolle Wesen helfen und beistehen, aber wo es auch viele (tödliche) Herausforderungen zu bestehen gilt. Durch gnadenhaftes Geschehen wird das Ziel erreicht, werden eigentlich nicht bewältigbare Aufgaben geschafft, nicht durch eigene Kraft. Die Welt zeigt sich als Ort der Bewährung und Bewahrung, wo auch der Küchenjunge – in anderen Märchen der Dummling, der Kleinste oder Schwächste – seine Chance erhält und schließlich zum König wird. Märchen öffnen den Blick für diese andere Wirklichkeit, für die Tiefenschichten der Seele und der Welt. „Damit wird auch deutlich, wie nahe die Märchen in ihrer Grundbotschaft dem Religiösen sind und vieles in einem Naheverhältnis zur biblischen Botschaft steht.“ (Neuhold 2011, 86). Zudem eröffnen Märchen in ihrer ganzen Poesie einen Zugang zum Verständnis religiöser Sprache, die eben immer von dieser Innensicht der Welt spricht, sie sind deshalb von hoher religionsdidaktischer Relevanz. Das Bild von Alois Neuhold – Ohne Titel zeigt uns eine Figur in den Regenbogenfarben, die eine leuchtende Sonne in ihren Händen birgt. Es wurde vom Künstler eigens für das Buch und dieses Märchen angefertigt (wie auch das Bild auf Seite 3 im Buch). Die Figur im Hintergrund wird, wenn man das Märchen mit einbezieht, wohl an die Mutter erinnern, die die Sonne in ihren Händen hält bzw. in ihrem Schoß ruhen lässt, wie es im Märchen heißt. Die Mutterfigur erscheint in den Grundfarben Rot, Blau, Grün, Gelb, die fast gleich stark wirken; Augen und Mund leuchten gelb wie das Sonnenlicht. Die maskenartigen Gesichter der Menschen mit den großen Augen, die dem Betrachter direkt in die Augen schauen, sind typisch für den Künstler, manchmal erinnern sie an Totenmasken bzw. an die Masken bei Naturreligionen. Das Gesicht sowohl der Mutter wie auch der Sonne fallen besonders auf und scheinen alles andere in den Hintergrund zu rücken. Es kann einem dazu einfallen, wie bedeutsam für uns Menschen das Gesehen- und Angesehen-Werden, das Beachtet-Werden für unsere Entwicklung ist. Das Gesicht der Sonne wirkt auch durch die Farben Gelb, Orange und Rot und durch die Form des Mundes lebendig und froh, während das Gesicht der Mutterfigur eher leer und wie tot wirkt. Aber im schulischen Kontext ist es wichtiger, was die Kinder selbst beim Betrachten empfinden, wie das Bild auf sie wirkt, welche Assoziationen es bei ihnen auslöst.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Mein Weg zur Sonne: den Weg gestalten … wo bin ich gerade unterwegs? ... den eigenen Fragen nachspüren … Welche Fragen würde ich der Sonne stellen wollen? … Welche Antworten bekomme ich? ➜ Klassenwand: Die Mitte bildet das Bild von Alois Neuhold, rundherum kommen neben den Fragen aus dem Märchen (Fragen des
Königs, des blinden Königs, des Fisches) die großen Fragen der
Menschen von heute, die Kinder gerne der Sonne stellen möchten.
… und noch viel mehr
➜ Geschichten und Märchen suchen, in denen die Sonne eine besondere Rolle spielt (z. B. italienisches Märchen: Die Reise zur
Sonne) – Hinweis: Heinrich Dickerhoff (2015). Auf der Reise zur
Sonne. Spirituelle Märchen. Freiburg: Verlag Herder ➜ http://maerchenbasar.de/klassische-maerchen/mitteleuropa/ tschechoslowakei/1044-die-reise-zur-sonne.html
■➜ Meine Fragen an die Sonne …
Seiten
Pilgern und wallfahren: Mit den Füßen Gott suchen.
104 | 105
Wozu die Doppelseite einlädt
Wenn auf der Doppelseite davor das Motiv des Weges und der Reise vor allem als eine anthropologische Grundgegebenheit des Menschen aufgenommen wurde, dann geht es jetzt vor allem um den religiösen und speziell um den christlichen Blickwinkel der Gottsuche durch Pilgern und Wallfahren, so wie es auch die Fensterrosette auf S. 105 andeutet: die Mitte all dieser Bewegungen ist die Suche und die Frage nach Gott. „… denn Du hast uns zu Dir hin geschaffen, und ruhelos ist unser Herz solange, bis es ausruhen kann in Dir“, formuliert der heilige Augustinus diese Unruhe und Bewegtheit menschlichen Lebens (Augustinus 1985, 31). Die Bibel beschreibt ja an vielen Stellen Erfahrungen, die davon erzählen, dass Gott dem Menschen auf dem Weg begegnet oder ihn auf den Weg ruft. Dies wird verdeutlicht an Gestalten wie Abraham und Sara, Jakob, Josef und seine Brüder, Mose und das Volk Israel, Tobit, Ruth, Jona …, aber auch im Neuen Testament Jesus selbst, der ständig auf dem Weg zu sein scheint, die Jüngerberufungen, der Leidensweg, der Emmausweg bis hin zu Paulus und seinen vielen Reisen. „Ruhe und Stillstand, sichere Orte und Plätze scheinen nicht unbedingt eine Kategorie Gottes zu sein. Offensichtlich wird ein bewegender Gott und sich bewegender Gott beschrieben – einer, der mitgeht.“ (Neuhold 2009, 10) Gott scheint den Menschen nicht in Ruhe zu lassen, sondern ruft und fordert heraus, führt auf den Weg und oftmals in unsichere Zukunft. Der Mensch soll es sich offensichtlich nicht allzu gemütlich einrichten auf dieser Erde, damit er den weiten Horizont, die Weite und Freiheit des Himmels nicht aus dem Blick verliert. In allen Religionen findet sich diese besondere Bedeutung des Pilgerns und Wallfahrens zu besonderen Orten als Weg des Glaubens. Im Judentum vor und zur Zeit Jesu war es die Wallfahrt zum Tempel zu den großen Wallfahrtsfesten, denn der Tempel war der eigentliche Ort der Gottesbegegnung. Jesus selbst wird an den großen Wallfahrten teilgenommen haben, aber wie das Umwerfen der Tische der Tempelhändler und ihr Hinauswerfen zeigen, hat er dazu eine kritische Haltung, wenn Gott an einem Ort festzumachen versucht bzw. ein Ort für heilig erklärt wird. „Für die Bibel gibt es eine unaufhebbare Polarität von Exodus und Landnahme, von Auszug und Beheimatung, von Vorläufigkeit und Unzerstörbarkeit. Diese Polarität kommt in den Wallfahrtsfesten am besten zum Ausdruck. Wer sich auf den Gott Israels einlässt, muss ständig aus den Gottesbildern ausziehen, und darf doch beten: Du meine Zuflucht, meine Burg, mein Hirt. Wer auf diesen Gott vertraut, darf aber auch auf das ‚Land‘ hoffen und nicht nur auf den ‚Himmel‘“ (Schrettle 2009, 5). Pilgern und Wallfahren zu besonderen Orten, die mit der Erfahrung oder Begegnungen mit einer Gottheit verbunden werden, kennen alle Religionen. An diesen Orten wurden und werden besondere Riten und symbolische Handlungen von Bitte, Lob und Dank vollzogen als Ausdruck der Beziehung, des Vertrauens und Glaubens. „Der Glaube wurde und wird ‚be-gangen‘ und so ganzheitlich erlebt, er vollzieht sich auf dem Weg begleitet von Gott, der sich in den verschiedensten symbolischen Handlungen manifestiert und ‚offensichtlich‘, sinnlich ganzheitlich präsent ist. Im Mitgehen dieser Prozessionen und Wege stellt sich die Gottesfrage nicht mit dem Kopf, sondern wird im Gehen und Mittun (man könnte auch sagen: mit den Füßen) ganzheitlich singend und betend beantwortet bzw. gefeiert.“ (Neuhold 2009, 12) Für die Kinder kann sich ein Stück weit erschließen, was unsere menschliche Grundbefindlichkeit ist, was uns Menschen antreibt, wohin wir unterwegs sind, was unser Ursprung ist bzw. wie dieser christlich gesehen und benannt wird. Zentral bleibt für sie sicherlich die Botschaft, dass ihr Lebensweg begleitet ist. „Aufgabe religiösen Lernens ist es, mit dem eigenen Geheimnis in Berührung, und miteinander dem Geheimnis auf die Spur zu kommen“ (Kohler-Spiegel 2008, 35). Nach dem, was hier Kohler-Spiegel über religiöse Bildung sagt, geht es auf dieser Doppelseite um Spurensuche nach dem eigenen Geheimnis und dem Geheimnis aller, das sich im Pilgern und Wallfahren, in den vielen Wegen und mit den Füßen gesprochenen Gebeten manifestiert. Den Kompetenzen des Lehrplans entsprechend geht es zunächst einmal darum, große und kleine Wallfahrtsorte und -wege kennenzulernen/wahrzunehmen und so auch identifizieren zu können, wenn sie in Medien wie Fernsehen Berichte von diesen auftauchen, ein wenig nachvollziehen zu können, was Menschen bei Pilger- und Wallfahrten tun, was diese bewegt, und so auch selbst ein wenig Mut zu bekommen, mit den eigenen Anliegen, Wünschen und Bitten besondere Orte bzw. letztlich Gott selbst aufzusuchen. Dadurch können die Kinder bestärkt werden, auf Gottes Hilfe zu vertrauen wie viele tausende Menschen auf ihren Wallfahrten vor ihnen. Im Sinne interreligiöser Kompetenz kann dadurch auch das Verständnis für die großen Wallfahrten der Muslime, Hindus etc. wachsen, die im den Medien häufig zu sehen sind. Zu bedenken bleibt gerade bei diesem Thema, dass so manches für heutige Menschen, heutige Kinder vielleicht anachronistisch und völlig fremd bleibt. „Etliche Konzepte, die für die religiöse Tradition bestimmend waren, sind hochgradig zweifelhaft geworden. Der aus der nun eingenommenen diachronischen Perspektive entscheidende Punkt dabei ist: Diese Konzepte leben in Bekenntnissen und Ritualen, Liedern und Gebeten, Kirchen und Kunstwerken weiter, als sei nichts geschehen.“ (Englert 2018, 167) Gerade auch bei den Wallfahrten mag dies deutlich werden, wie sehr manches Tradierte völlig fremd geworden ist und nicht verstanden werden kann, und es stellt sich die Frage, was ist am Glauben von überzeitlicher Gültigkeit und was nicht, was darf/muss sich ändern, damit Gottes Geist im Heute ankommen kann. „Da ragt etwas aus dem religiösen Erbe in die Gegenwart hinein, was sich da ziemlich seltsam ausnimmt. Schwer verständliche Texte, Reste magischen Denkens, die Bildwelt uralter Lieder.“ (Englert 2018, 176) Es braucht gerade deshalb hochgradig kreatives Denken auf Seiten der Lehrenden, damit diese Ungleichzeitigkeiten ins Gespräch kommen und sich produktiv auch im Sinne unseres Glaubens entfalten können.
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben:
Wallfahrtswege und Wallfahrtsorte. Verstehen und deuten:
Warum vielen Menschen Pilgern und Wallfahren wichtig ist, was sie damit ausdrücken wollen. Gestalten und handeln:
Fußspuren mit Gedanken, Fragen und Gebeten gestalten. (Be-)sprechen und (be)urteilen:
Wie, wann und warum Pilgern und Wallfahren für uns hilfreich und wichtig sein kann.
Entscheiden und mit-tun:
Eine Wallfahrt zu einer Kirche oder einem besonderen Ort mitmachen.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Exkursionen und Wandertage, die an besonderen Kirchen vorbeiführen. ➜ Wallfahrtserlebnisse einzelner Kinder. ➜ Wallfahrtsorte, Pilgerfahrten u. Ä. in den Medien. ➜ Maiandachten, Feldersegnungen …
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Auf Seite 104 begegnen wieder die Kinder Lena, Vera und
Paul. In dieser Erzählpassage taucht ein Fremder auf, der auf
Pilgerreise nach Jerusalem ist, einem der Zentren christlichen
Glaubens und des Lebens Jesu (neben Galiläa). Wie auch viele andere Menschen ist der Mann unterwegs, weil es besondere
Ereignisse und Einschnitte in seinem Leben gab, die seine bisherigen Lebenskonzepte und Lebensvorstellungen durcheinander wirbelten. „Er will seinen Frieden finden“, so antwortet er auf das Warum der Reise. Im Hebräischen ist es das Wort für Friede „shalom“, das dem entspricht und viel mehr einbezieht und so vielleicht auch begreifbar machen, warum Menschen sich so weit auf den Weg machen bzw. was sie suchen. „… die griechische Übersetzung des AT braucht mehr als 25 Wörter, um die vielfältigen Schattierungen von šalom wiederzugeben. Das hebr.
Wort bedeutet ‚vollkommen, heil, unversehrt sein‘ oder besser (dynamisch aufzufassen): ‚zu leben‘, daher: Friede, Wohlbefinden, materielles und geistiges Gedeihen des Einzelnen bzw. der
Gesellschaft; speziell dann auch das gute Verhältnis zwischen
Personen, Familien, Sippen, Völkern, in der Ehe und im Verhältnis des Menschen zu Gott.“ (Kogler 2008, 219) Die Bilder bzw. Fotos versuchen, besondere Orte und Situationen ins Bild zu bringen. Die linke Buchseite zeigt links außen einen Menschen, der alleine durch die Weite der Landschaft auf dem Camino, dem Jakobsweg in Spanien unterwegs ist; in der Mitte ist der Ort der Verehrung der Stelle des Kreuzes auf Golgota in der Grabeskirche in Jerusalem und rechts der Petersplatz mit dem Petersdom in Rom zu sehen. Es sind dies die drei großen christlichen Wallfahrtswege, die über Jahrhunderte schon begangen werden und mit großen Traditionen verbunden sind: Santiago de Compostela, Jerusalem, Rom; in der grünen Leiste werden auch noch die bekannten Marienwallfahrtsorte Lourdes und Fatima angeführt. Die rechte Buchseite bringt näherliegende Motive und Orte ins Bild und zugleich durch die Fensterrosette aus der Kirche … die entscheidende Mitte, die ja für das Geheimnis Gottes selber steht: links eine Wallfahrergruppe auf dem Weg, daneben das Zeichen für die europäischen Wallfahrtswege, Mariazell und Menschen, die Kerzen entzünden; im grünen Feld sind österreichische Wallfahrtsorte aus allen Bundesländern angeführt.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Fußspuren mit den eigenen Fragen, Gedanken, Bitten und
Dankgebeten gestalten und in der Kirche zu einem „Wallfahrtsweg“ legen.
… und noch viel mehr
➜ Im Internet Informationen und Bilder zu den einzelnen Wallfahrtsorten sammeln und die Klassenwand gestalten. ➜ Gemeinsam eine Wallfahrt machen.
Lied
➜ In deinem Namen wollen wir (DMU, 581). ➜ Geh mit uns auf unserem Weg (DMU, 450).
Elemente einer Wallfahrt
Bevor man zu einer Wallfahrt aufbricht, muss man manches bedenken und überlegen. Die folgenden Fragen und Anregungen bereiten auf eine solche Wallfahrt vor – und mag sie auch nur im Kopf stattfinden. Denn wenn eine Wallfahrt ein Symbol des Lebens ist, so kann man sie (zunächst) auch nur als Reise durch das eigene Innere verstehen.
Gehen
Gehen bedeutet Bewegung. Aufbrechen. Wer bewusst losgeht, der beginnt damit einen Weg, der ihn zu etwas Neuem führt. Gehen hat auch zu tun mit einem Ziel und vielleicht mit Begleitung.
An welchem Ort würdest du gern ankommen?
Mit wem würdest du gern dorthin gehen?
Tragen
Tragen heißt etwas mit sich nehmen. Es bedeutet aber auch eine Beschränkung. Man kann nur das mitnehmen, was man auch bewältigt. So fordert Tragen auch das Nachdenken darüber, was eigentlich wichtig ist.
Welche Dinge sind dir wichtig, wenn du dein Zuhause verlässt?
Was würdest du einpacken für einen Tag, eine Woche, ein Monat, ein Jahr?
Suchen
Unterwegs zu sein bedeutet, dass man nicht mehr in vertrauter Umgebung ist. Die Orientierung, wie es nun weitergeht, ist nicht immer klar. Man muss öfter seinen Weg suchen.
Wie kann man sich unterwegs orientieren?
Wer gibt deinem Alltag Orientierung und Wegweisung?
Verweilen
Auf einer langen Wanderung sind auch die Pausen wichtig. Sie geben neue Kraft und Energie. Sie öffnen aber auch die Landschaft, die man in Ruhe betrachten kann. Sie zeigen die Wichtigkeit von Ruhe, Stille und Muße.
Wo würdest du gern länger bleiben?
Wo gibt es im Alltag ruhige Orte?
Wie sehen die „Pausen“ in deinem Leben aus?
Schweigen
Auf einer Wallfahrt spielt das Schweigen eine große Rolle. Es hilft, die Natur besser wahrzunehmen, es bietet aber auch die Möglichkeit, über sich selber und sein Leben nachzudenken.
Was kann man in der Natur hören, wenn man ruhig ist?
Wo und wann herrscht in deinem Alltag Stille?
Was könnte man sonst noch sehen?
Beten
Zu einer Wallfahrt gehört auch das Beten, miteinander oder allein. Der Rhythmus und die Stille des Gehens erleichtern das Beten. Dass die Wallfahrt ein Ziel hat, erinnert daran, dass auch das Leben ein Ziel – Gott – hat.
Nimmst du dir Zeit für ein Gebet?
Gibt es feste Zeiten für Gebete?
Wovon kann ein Gebet sprechen?
Frauenkirchen Loretto Gurk Heiligenblut Maria Luggau Maria Wörth Maria Taferl Filzmoos Maria Büheli Maria Plain Maria Lankowitz Mariazell Mariatrost Pöllauberg
Suche dein Bundesland. Welche Wallfahrtsorte gibt es dort? An welchem Ort warst du schon? Kennst du noch andere Wallfahrtskirchen?
Oberösterreich
Vorarlberg Tirol Salzburg
Tirol
Kärnten Niederösterreich
Wien
Burgenland
Steiermark
Göttweig Klosterneuburg Maria Dreieichen Maria Roggendorf Sonntagberg Christkindl Pöstlingberg St. Wolfgang im Salzkammergut Stadl-Paura Dürrnberg Kundl Wilten Bildstein St. Arbogast St. Gebhard Stephansdom Mariahilf Maria Hietzing Klein-Maria-Taferl
Seiten
Große Gestalten, Heilige, Schutzpatrone: Sie begleiten unsere Wege.
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Wozu die Doppelseite einlädt
Die Spuren christlichen Glaubens sind in den Städten und Dörfern in den Ortsnamen, Straßenbezeichnungen etc., aber auch in den Statuen, Bildern, Kapellen und Wegkreuzen, Namen der Apotheken und Krankenhäuser etc. überall zu finden und sind vielsagende und exemplarische Zeugen unserer Kirchengeschichte in Österreich, auch wenn es vielen Menschen heute nicht mehr bewusst ist bzw. von ihnen zum Teil gar nicht wahrgenommen wird. Gerade deshalb wird es wichtig sein, dies im Religionsunterricht ins Gespräch zu bringen und die Wahrnehmung dafür zu schulen, weil die Individualisierung und damit verbundene Vielfalt an Lebensgestaltungen und Werthaltungen innerhalb unserer Gesellschaft, aber auch innerhalb der christlichen oder katholischen Glaubenswelt nach Gespräch und Orientierung sucht, um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft in einzelne winzige Soziofragmente oder auch ein Abgleiten in die (auch gefährliche oder naive) Privatisierung und Ideologisierung des religiösen Bereichs, die sich dann einem aufgeklärten Diskurs entzieht, zu verhindern. Denn dann besteht die Gefahr, dass damit das befreiende und prophetischkritische Potenzial der jüdisch-christlichen Tradition verloren geht. „Die Zunahme an gesellschaftlicher und religiöser Vielfalt ist auch für die Kinder deutlich spürbar; umso wichtiger werden Angebote und Orientierungshilfen in dieser pluralen, komplexer werdenden Welt, die Begegnung ermöglichen – mit Religion und mit (eigener und fremder) Religiosität.“ (Kohler-Spiegel 2008, 115) Neben diesem eher religionspädagogischen Anliegen ist die theologische Botschaft dieser Doppelseite in der schützenden und bergenden Begleitung aller menschlichen Wege und Erfahrungen durch einen liebevollen Gott zu sehen und sind diese besonderen Menschen, die als Heilige, als Schutzpatrone und besondere Vorbilder angerufen werden oder zu denen Menschen Unterstützung suchend aufschauen, als Ausdruck dieser Zuwendung und begleitenden Sorge Gottes um den Menschen zu verstehen. In den Heiligen wird diese Liebe und Fürsorge Gottes konkret und lebendig, in der Geschichte und ihren jeweiligen Herausforderungen erfahrbar. Kirche und ihre Geschichte wird an konkreten Personen erlebbar. Wäre dann aber nicht doch eher von den für Kinder konkret erlebbaren „Alltagsheiligen“ zu sprechen, an denen Kinder diese Fürsorge und liebende Zuwendung Gottes erfahren können, statt mit ihnen über unbekannte Menschen zu reden, die vor Jahrhunderten in einer völlig anderen Zeit gelebt haben? So fragt der Passauer Religionspädagoge Hans Mendl in diesem Zusammenhang: „Wie gelingen Prozesse einer Annäherung zwischen vorbildhaften Gestalten und Menschen des 21. Jahrhunderts? Wie können solche herausragenden Gestalten zu ‚schöpferischen Vorbildern für das Streben nach Heiligkeit‘ (Deutsche Bischofskonferenz 1985, 194), für die Suche nach ‚innerem Reichtum‘ von Schülerinnen und Schülern werden? Welches religiöse Orientierungswissen bieten vorbildhafte Personen heutigen Kindern und Jugendlichen, und wie kann dieses Orientierungswissen im Prozess des Lehrens und Lernens produktiv ins Spiel gebracht werden?“ (Mendl 2015, 51) Es geht nach Mendl nicht darum, das eine gegen das andere auszuspielen, es braucht beides: die großen offiziellen Heiligen aus dem kirchlichen Heiligenkalender, meist asketisch und ohne Familie lebende, vielfach Kleriker oder Ordensangehörige, die sperrig, herausfordernd, fremdartig und nicht korrelierbar mit dem heutigen Leben bleiben, und die „Heiligen der Unscheinbarkeit“ (Romano Guardini), beide zusammen bilden die „Communio sanctorum“ (Gemeinschaft der Heiligen). Zunächst darf es auch einmal nur um das schlichte „Kennenlernen“, Wahrnehmen und ein wenig Vertrautwerden mit Heiligen gehen, die besonders auch in Österreich oder in der Umgebung der Kinder eine besondere Bedeutung haben, deren Namen und Statuen bekannt sind. Aber ihr Leben lädt natürlich zum Diskurs über ethische Grundhaltungen und Wertvorstellungen ein und kann als ein solches genutzt werden im Sinne der vier Zielrichtungen eines Lernens an fremden Biografien: „Identitätsfindung, Perspektivenübernahme/ Empathiefähigkeit, Entwicklung des moralischen Urteils, Diskursive Ausbildung moralischer Überzeugungen.“ (Kuhn 2010, 85–109). Bei den Heiligen ist im Sinne eines Kompetenzaufbaues zu bedenken, dass manche schon in den Jahren davor im RU kennen gelernt wurden und es deshalb überlegt werden muss, was darauf aufgebaut werden kann an Kompetenzerweiterung (Maria, Elisabeth …).
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben:
Spuren des christlichen Glaubens in der Öffentlichkeit – Statuen,
Gegenstände, Bilder, Gebäude, Orts- und Straßenbezeichnungen. Verstehen und deuten:
Warum Orte, Straßen, Apotheken etc. nach Heiligen benannt wurden und werden, welche Bedeutung Heilige für Menschen haben können. Gestalten und handeln:
Besondere Orte aufsuchen, ihre Geschichte und Bedeutung erkunden und dazu „Reiseführer“ gestalten. (Be-)sprechen und (be)urteilen:
Wie sich durch das Leben von Heiligen die schützende Nähe und
Liebe Gottes zeigen kann und sie deshalb besonders verehrt werden.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Exkursionen und Wandertage, die an besonderen Kirchen vorbeiführen. ➜ Kapellen, Kreuze, Bildstöcke in der Umgebung. ➜ Wallfahrtsorte, Pilgerfahrten u. Ä. in den Medien. ➜ Maiandachten, Feldersegnungen, Florianifest/Feuerwehr …
Sehen, lesen, tun und feiern
■ In Bildern werden auf dieser Doppelseite einige Heilige dargeboten, die im Umfeld der Kinder bekannt sein könnten oder denen sie schon begegnet sind. Es werden unterschiedliche Formen angesprochen von der Christophorus-Plakette im Auto, über das Straßenschild (Elisabethstraße), die Marienstatue an einer Hauswand in der Stadt, die Statue des heiligen Nepomuk auf einer Brücke oder das volkstümliche Florianibild bei der Feuerwehr oder eben die beiden Bilder der heiligen Hemma („Hemmawege“ in Österreich) und der heiligen Hildegard, die im alternativmedizinischen und Ernährungsbereich vielfach bekannt ist. Im Hintergrund der
Seite sind Teile einer Österreichkarte zu sehen, die einlädt, nach Namen zu suchen, die einen religiösen Hintergrund haben. All das soll einladen zu einer religiösen Spurensuche in der Umgebung, um ein Aufmerksamwerden auf unsere Glaubensgeschichte zu fördern und für ihre vielen Zeugen dafür zu sensibilisieren. Neben dieser Spurensuche wird es auch wichtig sein, die Geschichten dieser angeführten oder auch anderer Heiliger zu erzählen, damit sie und ihr Leben und auch ihre Zeit lebendig werden. Bei all diesen Erzählungen und Beschreibungen von Heiligen sind unterschiedliche Aspekte zu bedenken, auf die es zu achten gilt, damit es nicht einseitig wird. Hans Mendl führt beispielsweise die mehrfache Bedeutung von Heiligen an: ■ der ekklesiologische Aspekt: an Heiligen zeigen sich Licht und Schatten der Kirche im Kontext ihrer Zeit. „Heilige waren ihrer Kirche auch oftmals voraus.“ ■ der volkskundliche Aspekt: Die Heiligenverehrung und das vielfältige Brauchtum, das sich regional um einzelne Heilige entwickelte, bis zu den Votivtafeln zeugen von einem sehr sinnenhaften und ganzheitlichen Christentum und Glaubenszugang. ■ der soteriologische Aspekt: die Hinwendung der Menschen in schwierigen Krisen- und Notzeiten und Lebenssituationen im Gebet – in konkreten Personen, sinnlich nahe, katholisch greifbar und erfahrbar geht es dabei um die Heils- und Rettungszusage Gottes. (Mendl 2015, 127f) Allerdings gilt es auch die Nachteile bzw. Fallen pädagogisch ernst zu nehmen, wenn es um Heilige geht: die überhöhenden Überzeichnungen, die zeitlich fremden Lebenskontexte, die Alltagsferne, moralische Vorbilder können – pädagogisch und didaktisch falsch dargeboten – sehr moralinsauer und demotivierend wirken. „Wer erreichen will, dass Leser angerührt und verändert werden, der muss Geschichten erzählen, die mit den eigenen Erzählungen der Leser ins Gespräch kommen. Wer Tiefenschichten der Person ansprechen will, der muss Bilder und Symbole aufbieten, die tief in uns verwurzelt sind.“ (Niehl 2006, 16) Im Bibeltext Psalm 116,5–9 dankt der Beter vor der Gemeinde für die Rettung aus einer lebensbedrohenden Lage, die im Vers 3 und 4 (nicht im Schulbuch) in bildreichen und sehr emotionalen Worten beschrieben wird: Mich umfingen die Fesseln des Todes, Bedrängnisse der Unterwelt haben mich getroffen. Bedrängnis und Kummer treffen mich. Ich rief zum Herrn: Ach Herr, rette mein Leben! Es ist ein Gebet und Rufen aus wunderbarer Rettung aus Todesnot durch Gott und ein Zeugnis für den Schutz Gottes auf dem Lebensweg, der ihn ins Land der Lebenden begleitet und führt. Er hat ein Gelübde abgelegt (Vers 14), ein Versprechen, wie es auch heute noch viele tun auf ihren Pilgerwegen, wenn sie errettet werden. Es ist ein Dankopfer, das auch an Votivtafeln des Dankes an vielen Wallfahrtsorten erinnern mag.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Religiöse Spurensuche in der Umgebung: Die Kinder sammeln
Spuren des Glaubens, die sie auf ihrem Schulweg, in ihrer Freizeit entdecken; vielleicht ist es auch möglich, manches mit dem
Handy zu fotografieren und mitzubringen in den Unterricht. Auch geographische Karten, Stadtpläne, touristisches Werbematerial können für ein erstes Entdecken unterstützend sein. Mit diesen
Materialien wird eine „Religiöse Land-Karte“ der Umgebung zusammengestellt. ➜ Den Spuren der Heiligen nachgehen, ihre Geschichte erforschen (Internet), Legenden und Verehrungsorte … suchen.
… und noch viel mehr
➜ Den persönlichen Lebensweg kreativ gestalten, Begleitfiguren (Namenspatrone, „Ortsheilige“, biblische Gestalten,
Engel…) mit der Bitte um Begleitung und Schutz dazugeben.
Kinderbuch
➜ Schauber,V./Schindler, M./Spinková, M. (2004). Mein großes Buch der Heiligen und Namenspatrone. München: Don Bosco Verlag.
Spuren des christlichen Glaubens in Stadt und LandIn Österreich gibt es viele Straßen, Plätze, Orte, die an Heilige erinnern, z. B.: Elisabethstraße, St. Anna, Rochusplatz, Stephansdom, Mariendom, Hemmaweg …
➜ Nimm eine Landkarte oder einen Stadtplan und suche solche Beispiele. Schreibe einige Beispiele auf und suche Informationen zum
Leben dieser heiligen Person.
Voll Vertrauen zu Maria gehen: Du Frau aus dem Volk, bitte für uns!
Seiten 108 | 109
Wozu die Doppelseite einlädt
Auf dieser Doppelseite wird die Bedeutung Marias für Spiritualität, Kunst und Kultur (Lehrplan Kompetenz 8) thematisiert. Maria hat für die katholische und orthodoxe Frömmigkeit als Mutter Gottes und für die Volksfrömmigkeit besondere Bedeutung, wie auch die vielen Marienwallfahrtsorte, die großen Pilgerstätten (Lourdes, Fatima, Mariazell …), Marterln, Statuen und Kapellen zeigen. Da wird es nicht immer ganz einfach sein, im Religionsunterricht die richtigen Gewichtungen zu finden, weil gerade hier die schon vorhin angeführten immensen Ungleichzeitigkeiten mit unserer aufgeklärten Welt zum Tragen kommen. „Wer religionspädagogisch zur Mutter Jesu arbeiten will, kommt unweigerlich auch mit Marias vielgestaltiger Wirkungsgeschichte in Frömmigkeit und Kunst in Kontakt. Es gilt, unterscheiden zu lernen: Die Maria der Frömmigkeit von der Maria des Neuen Testamentes, sowie die unterschiedlichen Marienbilder der vier Evangelien.“ (Strube 2013, 335) Das wäre schon ein erster wichtiger Hinweis zur konkreten Erkundung mit den Kindern: Was steht in den Evangelien? Welche Schwerpunkte haben die einzelnen Evangelisten? Und dazu dann unterscheidend zu erarbeiten, welche Bedeutung Maria in der Frömmigkeit bekommen hat, welche Hoheitstitel bis hin, welche Bilder der Kunst und welche Musik deshalb geschaffen wurde. Für Außenstehende wirkt Maria wie die „heimliche Göttin im Christentum“ (Christa Mulack). Dieser besonderen Bedeutung für die Frömmigkeit liegt psychologisch wohl das zugrunde, was die Seitenüberschrift andeutet: Du Frau aus dem Volk! „Im Spiegel der ntl. Texte bietet sie zahlreiche Anknüpfungspunkte für eigene krisenhafte Lebenserfahrungen, so etwa die voreheliche Schwangerschaft (Mt 1, Lk 1), Flucht (Mt 2), provisorische ärmliche Lebensverhältnisse (Lk 2), Abnabelung der Kinder (Lk 2,41–52), Verwaisung der Eltern (Joh 19,25–27. Die in Mk 3 geschilderten Familienkonflikte bieten sowohl Eltern als auch Jugendlichen und jungen Erwachsenen Anknüpfungspunkte.“ (Strube 2013, 335). Kritisch zu hinterfragen sind die in der religiösen Erziehung und Pastoral angepriesene und unerreichbare Vorbildwirkung Marias für Frauen und die Auswirkungen auf die religiöse Praxis von Frauen: die passiv Hörende und Empfangende, die Stille im Hintergrund, die Ertragende, die Magd des Herrn, Jungfrau etc. Hier ist besonders die Wirkungsgeschichte zu beachten. Die aktiv kämpfende, starke und äußerst krisenfeste Frau, die schon aufgrund der Lebensgeschichte (Mutter eines unehelichen Kindes, ärmliche Geburt, Flucht, Kreuzigung ihres Sohnes …) naheliegt und besonders im Magnifikat zum Ausdruck kommt, wurde meist verschwiegen. Insgesamt wird zu betonen sein, dass sich in Maria besonders auch die fraulich-mütterliche Seite des Christentums zeigt. Die schützende und rettende Gegenwart Gottes wird in Maria sichtbar und konkret. Maria verweist, wie auf vielen Ikonen dargestellt, auf Christus, die menschgewordene Liebe Gottes. Da beispielsweise durch das jährliche Weihnachtsgeschehen Maria häufig im Religionsunterricht thematisiert wird, gilt es zu überlegen, wie hier ein Kompetenzaufbau bzw. eine -erweiterung über die einzelnen Schulstufen sinnvoll sein kann. In diesem Kapitel geht es vom Schwerpunkt her um die Kompetenz 8: Religiöse Motive aus Geschichte und Gegenwart in Medien, Kunst und Kultur entdecken, deuten und gestalten. Insofern wird es hier um Mariendarstellungen, ihre besondere Bedeutung für die Menschen, Wallfahrt und Bittgebete gehen können.
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben:
Mariendarstellungen in Kirchen, Bildstöcken, Kapellen, Statuen,
Zeitschriften … Verstehen und deuten:
Was Maria für viele Menschen, die ihre Hoffnung auf sie setzen, bedeutet. Gestalten und handeln:
Marienbilder und Bittgebete gestalten zu den unterschiedlichen Bezeichnungen Marias (Mutter, Freundin, Trösterin, Fürsprecherin …). (Be-)sprechen und (be)urteilen:
Wie der Lebensweg von Maria verläuft, welche Stellen mit ihr sich in der Bibel finden, welche Rolle Maria „spielt“. Entscheiden und mit-tun:
Eine Marienandacht mitgestalten und mitfeiern.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Maiandacht und Marienwallfahrt. ➜ Maria in den Medien.
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Die Marienbilder zeigen unterschiedliche Facetten Marias und ihrer Verehrung. Das Bild „Maria Hilf“ wurde 1537 von Lucas
Cranach dem Älteren gemalt und ist das Gnadenbild des Domes von Innsbruck. Das Bild zeigt Maria als junge Mutter mit dem
Christuskind, nach halblinks gedreht. Sie ist nach der Art der einfachen Bevölkerung damals gekleidet. Sie trägt ein blaues
Unterkleid und einen roten Überwurf, ihr langes, blondes Haar ist nach hinten gekämmt und wird von einem Haarreif gehalten, ihr Kopf und auch der des Kindes sind von einem dünnen Schleier bedeckt. Das Kind ist der Mutter zugewandt und greift mit der rechten Hand nach der Wange der Mutter. Das Motiv erinnert an viele Mariendarstellungen auf Ikonen, wo sich das Kind liebevoll an Maria schmiegt. Eine Kopie dieses Bildes findet sich in vielen
Wallfahrtskirchen im deutschen Sprachraum. ■ Das Foto Maria als Mutter der indigenen Völker (Unsere Liebe
Frau von Guadalupe, Mexiko) zeigt eine Statue, die dem Gnadenbild nachgeahmt ist. Das Gnadenbild stellt Maria als junge Frau in einem roséfarbenen Kleid und einem blaugrünen, von Sternen übersäten Mantel dar. Nach manchen Interpretationen soll sich das Bild an die indigene Bevölkerung Mexikos richten, indem es die Bildsprache der vorchristlichen indigenen Religion aufnimmt.
Der blaugrüne Umhang sei die Farbe, die das göttliche Paar
Ometecuhtli und Omecihuatl getragen habe. Der Hintergrund zum
Gnadenbild: Im Jahre 1531 erschien im Stadtviertel Guadalupe (Mexiko-Stadt) dem Indio Juan Diego viermal eine Frau, die sich als „Maria, Mutter des wahren und einzigen Gottes“ bezeichnete.
Am Ort der Erscheinung wurde zunächst eine Kapelle erbaut und später eine Basilika. „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“
ist das bedeutendste Marienheiligtum Mexikos und zählt zu den bekanntesten Gnadenbildern der Welt. Der Wallfahrtsort Villa de Guadalupe befindet sich auf dem Berg Tepeyac und ist Ziel vieler Wallfahrten. Das Gnadenbild der Magna Mater Austriae (Mariazell) zeigt Maria als gekrönte Königin des Himmels. Die Gnadenkapelle mit dem Gnadenbild wurde unter Verwendung älterer Teile im Jahre 1690 erbaut und steht noch heute an der Stelle der ersten „Zelle“ aus dem 12. Jahrhundert. In ihr befindet sich das spätromanische Gnadenbild, die Magna Mater Austriæ, die auch als Glockenmadonna bezeichnet wird, eine 48 cm große Skulptur aus Lindenholz. Das Gnadenbild erhält jährlich ein aufwendig gestaltetes Gnadenkleid. Die über 150 Kleider sind in der Schatzkammer zu besichtigen. Viele Kleider wurden als Votivgaben oder von wohlhabenden Menschen gestiftet. Die Gestaltung eines Gnadenkleides gilt bis heute als eine große Ehre. Jährlich besuchen rund eine Million Pilger Mariazell vor allem aus den Ländern des Habsburgerreiches (Ungarn, Kroaten …). Das Lied bringt in schönen, sehr lyrischen Bildern und Metaphern uns Maria näher. Zu Beginn sind es die Bilder vom offenen Ohr, das Gottes Ruf vernimmt, und vom Mund, der dem Ruf zustimmt. Maria wird so zum Modell des auf Gott hörenden und ihm zustimmenden Menschen überhaupt. In der zweiten Strophe wird Maria als Haus und Wohnraum für Jesus beschrieben und als Tür für ihre Durchlässigkeit für Gottes Gnade, während sie in der dritten Strophe als Stern und Licht zum Orientierungspunkt wird, damit die Menschen ihren Weg finden. Das Gebet Gegrüßet seist du, Maria greift im ersten Teil den Bibeltext von der Verkündigung (Weihnachtskapitel, S. 48–49) und den Gruß des Engels auf und ist neben dem Vaterunser wohl das bekannteste christliche Gebet.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Nach dem Lesen der unterschiedlichen Bibelstellen, in denen
Maria vorkommt, Bilder zum Lebensweg von Maria gestalten und Sätze (Gebete) in direkter Rede zu den einzelnen Stationen finden – z. B.: Maria, dich hat der Engel Gabriel besucht und
Jesus angekündigt. Es können auch Fragen formuliert werden. ➜ Elfchen ausgehend vom Wort „Maria“ schreiben: 1. Zeile:
Ein Wort („Maria“), 2. Zeile: zwei Wörter, 3. Zeile: drei Wörter, 4.
Zeile: vier Wörter, 5. Zeile: ein Wort.
… und noch viel mehr
➜ Eine Maiandacht mitgestalten und mitfeiern. ➜ Einen Rosenkranz gestalten. Suche im Religionsbuch auf den Seiten 108 und 109 Beispiele, was Maria für Menschen ist. Du findest sicher auch noch eigene Beispiele.
Maria ist wie …
… wie eine gute Mutter
… wie eine Stern in dunkler Nacht
Seiten
Das kann ich …
110
Wozu die Seite einlädt
Diese Seite lädt dazu ein, im Sinne der Kompetenzorientierung Möglichkeiten zur Selbstevaluation, der Reflexion des Gelernten und der Überprüfung zu entwickeln. In der obersten Zeile werden stichwortartig nochmals die Vorgaben des Lehrplans angeführt, ebenso sind in den Farbkreisen die möglichen Kompetenzen beschrieben. Die Bildleiste am unteren Rand lässt einzelne Themen und Inhalte nochmals anklingen: der Mensch als „homo viator“ unterwegs, das Bild zum Märchen, die Fensterrosette und die Marienstatue. Sie wollen einen Bogen übers ganze Kapitel spannen: von der anthropologischen Grundbefindlichkeit des Menschen, seinem Unterwegssein hin zum großen Geheimnis, das wir mit dem Wort Gott bezeichnen. Die rot strichlierte Seitenumrahmung (vgl. Schatzkästchen) zeigt an, dass die Seite ein Raum zum Ausfüllen und Hineinschreiben für die Schülerinnen und Schüler ist. Hier kann von den Kindern im Sinne einer Selbstevaluierung hineingeschrieben werden, was sie in diesem Kapitel gelernt haben, was sie wissen und können, was sie an Haltungen erworben haben.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Die dazu gehörenden Buchseiten der Bilder der unteren Bildleiste suchen, nochmals den Inhalt der Themen nachschauen: Worum geht es? Welche Gedanken und Fragen habe ich dazu? Welchen „Ich-Satz“ kann ich dazu formulieren? (Ich … Ich kann … Ich weiß … Ich will …) ➜ Sich eine Kompetenz (farbige Kreise) auswählen und zu zweit oder dritt besprechen, was wir dazu alles gemacht haben, was wir darüber wissen bzw. was es bedeuten könnte; einen wichtigen
Satz für alle in der Klasse zusammenfassen.
Literatur
➜ Augustinus, A. (1985). Die Bekenntnisse. Vollständige Ausgabe. Übertragung, Einleitung und Anmerkungen von Hans Urs von Balthasar. Einsiedeln: Johannes Verlag. Betz, O. (1989). Lebensweg und Todesreise. Märchen von der Suche nach dem Geheimnis. Freiburg i. B.: Verlag Herder. Betz, O. (1998). Märchen als Weggeleit. Würzburg: Echter Verlag. Dirnbeck, J./Gutl, M. (1995). Ich weiß, wem ich glaube. Meditationstexte. Graz: Verlag Styria. Drewermann, E. (1992). Lieb Schwesterlein, lass mich herein. Grimms Märchen tiefenpsychologisch gedeutet. München: Deutscher Taschenbuch Verlag. Englert, R. (2018). Was wird aus Religion? Beobachtungen, Analysen und Fallgeschichten zu einer irritierenden Transformation. Ostfildern: Matthias Grünewald Verlag. Kogler, F. (Hrsg.) (2008). Herders neues Bibellexikon. Freiburg i. B.: Verlag Herder. Kuhn, K. (2010). An fremden Biografien lernen! Ein religionspädagogischer Beitrag zur Unterrichtsforschung. Münster: LIT-Verlag. Mendl, H. (2015. Modelle – Vorbilder – Leitfiguren. Lernen an außergewöhnlichen Biografien. Stuttgart: Kohlhammer Verlag. Neuhold, H. (2011). „Es sind Geschichten, sie einen diese Welt …“ Zur religionspädagogischen Bedeutung von Märchen. In: Zeitschrift für Integrative Gestaltpädagogik und Seelsorge, Nr. 62 – November 2011. Graz, 83–87. Neuhold, H. (2009). Glaube in Bewegung. Religionspädagogische Spurensuche. In: Zeitschrift für Integrative Gestaltpädagogik und Seelsorge, Nr. 52 – März 2009. Graz, 10–14. Rahner, K./Vorgrimler, H. (1966). Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums. Freiburg i. B.: Verlag Herder. Rech, Ph. (1966). Inbild des Kosmos. Eine Symbolik der Schöpfung. Band II. Salzburg: Otto Müller Verlag. Schrettle, A. (2009). Exodus und Landnahme – zwei Pole biblischer Existenz. In: Zeitschrift für Integrative Gestaltpädagogik und Seelsorge, Nr.52 – März 2009. Graz, 3–6. Strube, S. A. (2013). Maria/Mutter Jesu. In: Zimmermann, M./ Zimmermann, R. (Hg.) Handbuch zur Bibeldidaktik. Tübingen: Mohr Siebeck UTB, 335–338.
Das kann ich gut … Das kann ich gut …