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3. Kapitel: Gott ist uns in Jesus nahe. Gott schenkt Zukunft
Wozu Gott fähig ist
Jesus Christus erscheint als der Treffpunkt des Menschen, der Gott sucht, mit Gott, der den Menschen sucht. In ihm ist der wahre Mensch zugegen. In ihm lebt unser unendliches Sehnen nach einer Begegnung, die ganz Erfüllung bringt … In ihm ist der wahre Gott zugegen, der unsere unendliche Sehnsucht stillt, unsere Schwachheit annimmt, unsere Tränen trocknet, uns mit unaussprechlicher Freude erfüllt. Durch dieses Kind sagt Gott definitiv zur Welt und zum Menschen: „Ich liebe dich!“ Es gibt nichts, was gänzlich sinnlos wäre, weil Gott gesagt hat: „Ich liebe dich!“ In der Nacht strahlte ein Licht auf, das nie wieder verlöschen wird. Das alles verbirgt sich in dem kleinen Kind, das sich voll Leben in der Krippe regt. Leonardo Boff
Kompetenzen und Lehrplanbezüge des Kapitels
■ Kompetenz 2:
Widerfahrnisse des Lebens wahrnehmen und im Licht christlicher
Hoffnung deuten. ➜ Inhalte: Wen Jesus seligpreist (Mt 5,1–8 – Die Seligpreisungen)
Kompetenz 3:
Texte der Heiligen Schrift, Gebete und Glaubensinhalte der eigenen Konfession/Religion kennen und im Blick auf das eigene
Leben deuten. ➜ Inhalte: „Wie eine gute Mutter für ihre Kinder da ist“; Das Ave-
Maria; (Lk 1,26–38 – Die Verkündigung der Geburt Jesu)
Kompetenz 4:
Die Bedeutung Jesu und Leitmotive des Christentums entdecken und verstehen. ➜ Inhalte: „Jesus heilt“ (Mk 10,46–52 – Die Heilung eines Blinden bei Jericho)
Kompetenz 6:
Die wichtigsten christlichen Feste beschreiben und mitgestalten. ➜ Inhalte: Das Kirchenjahr – Weihnachten (in der 3. Schulstufe im
Lehrplan nicht vorgesehen)
Titelbild des Kapitels „Frohe Weihnachten“
Nicht früh genug kann zumindest für die Wirtschaft das weihnachtliche Geschäft beginnen, und es wird damit auch klar, wo die Interessen liegen, die schon Mitte November die adventlichen Lichter erstrahlen lassen in den Städten. Das Bild zeigt den Weihnachtsmarkt vor dem Wiener Rathaus und das Strahlen der Lichter und Sterne, die diese Welt verzaubern möchten. Es geht vielfach gerade in dieser Zeit um die Verzauberung der sonst manchmal so banalen Welt. So zeigen sich in diesem adventlichen Leuchten häufig die verborgenen Sehnsüchte und Wünsche der Menschen, die auf weihnachtliche Erfüllung hoffen.
Ursprünglich sind die Religionen zuständig für diese Öffnung des Horizonts, für diese Verzauberung der Welt. Aber gerade die adventliche Stadt bietet einen wichtigen Lernanlass für die Schule, für das Sehnen und Hoffen der Kinder.
Seiten
Advent-Weg: Sehnen, erwarten, hoffen.
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Wozu die Doppelseite einlädt
Die Symbolik des Weges in der Überschrift („Advent-Weg“) und der über die Doppelseite verstreuten Spuren deutet einerseits Bewegung und andererseits ein Suchen an. Dieser Weg und dieses Suchen beginnnen aber nicht im Hier und Heute, sondern haben ihre Spuren in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte hinterlassen. So zeigt sich der Advent, das Warten auf das Ankommen Gottes in dieser Welt, immer auch als ein Zurückblicken auf diese lange Geschichte der Menschheit und ihre Traditionen, die ihre Spuren hinterlassen haben beispielsweise in den großen Hoffnungstexten der biblischen Propheten, die in den Adventlesungen in den Kirchen eine besondere Rolle spielen oder im besonderen Blick auch auf den erwachsenen Jesus und seinen Spuren. Aber es ist auch ein Blick in die Zukunft, auf die Hoffnungen und Erwartungen, die den Blick nach vorne richten und in den Adventkranz mit seinen hoffnungsvollen grünen Zweigen und seinen Lichtern hineingeflochten werden. Diese werden auf dieser Doppelseite in Beziehung gesetzt zu Jesu Rede vom Reich Gottes, das schon hereinragt in diese Welt, die Spuren Gottes, die in dieser Welt schon hoffnungsvoll sichtbar sind mitten unter uns, aber auch immer noch ausstehen, erhofft und ersehnt werden in den Herzen und Gebeten der Menschen: Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht … Diesen Spuren Gottes in dieser Welt und den Hoffnungen und Sehnsüchten der Kinder soll Raum gegeben werden, damit ihre Seelen ein Obdach finden, wie es der Theologe P. M. Zulehner in einem seiner Bücher genannt hat.
Kompetenzen/Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben:
Wie sich die Straßen, Geschäfte, Häuser und Wohnungen im
Advent verändern. Verstehen und deuten: dass sich darin die Wünsche und Hoffnungen der Menschen ausdrücken können; für gläubige Menschen: die Hoffnung auf Jesus. Gestalten und handeln:
Hoffnungssterne für die Klasse als Adventkalender gestalten. (Be-)sprechen und (be)urteilen:
Einander erzählen von den eigenen Wünschen und Hoffnungen und miteinander besprechen, wie sich das Gute erfüllen kann bzw. darin auch Gottes Spuren im Hier und Heute sichtbar werden können. Entscheiden und mit-tun:
Miteinander eine Adventfeier gestalten.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Die Jahreszeit Winter mit den abgefallenen Blättern der Bäume, dem Reif und dem ersten Schnee. ➜ Advent- und Weihnachtsschmuck in den Straßen und Geschäften. ➜ Adventbräuche wie Adventkranz, Adventkalender … ➜ Die eigenen Weihnachtswünsche… und ihr tieferer Hintergrund. ➜ Weihnachts- und Geschenkwünsche der Kinder.
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Auf Seite 40 begegnen uns die Kinder Lena, Vera und Paul.
In dieser kurzen Erzählpassage wird zunächst die Jahreszeit und die Natur beschrieben und dann mit dem Adventstern auf die Adventbräuche hingewiesen. Der Schnee bzw. Reif und sein
Leuchten aus der Erde im Sonnenlicht kann zum Sinnbild für diese
Zeit werden, wo eben ob der Geburt Jesu die Erde zu leuchten beginnt und Himmel ein Stück weit anbricht. Das Leuchten des
Himmels spiegelt sich in der Erde. Gottes Spuren sind in dieser
Welt sichtbar, das kann gerade in dieser Zeit besonders erfahren werden, deshalb ist es die Zeit der großen Hoffnungen und
Träume. ■ Das winterliche Foto auf Seite 41 verweist auf die Schönheit der
Schöpfung und lädt ein, der Symbolik der Spuren nachzugehen, die für Kinder besonders interessant sind und im Schnee deutlich werden: was alles nicht direkt gesehen werden kann, aber seine
Spuren hinterlässt. ■ Die Bibelstelle Lk 17, 20–21 gibt den Spuren und Andeutungen dieser Doppelseite einen tieferen Sinn und verweist auf das
Reich Gottes, auf das Wirken Gottes in dieser Welt, das nicht so einfach festgemacht werden kann, aber sich überall in seinen
Spuren zeigt. „Das aber heißt im Licht von Israels Glauben und
Erfahrung: Unsere Welt und das Leben in ihr ist der Ort zunächst unvorstellbarer, aber möglicher positiver Entwicklungen! Gottes
Reich ist in unserer Welt in der Weise der Potenzialität da!“ (Limbeck, 113) Heinrich Kahlefeld formuliert dazu: „Das Künftige ragt herein in die Gegenwart: Es dringt an.“ (Kahlefeld, 120). Wer
Augen hat, kann es sehen und damit wird der Mensch auf seine
Wahrnehmungsfähigkeit verwiesen. Die Frage nach dem „Wann“ des Kommens des Reiches Gottes lässt sich nur so beantworten und bleibt zugleich offen. ■ Die linke Seite bietet einen ersten kleinen Feierteil „Advent feiern“ für die Klasse an. Der Impuls mit dem Lied und Text „Menschen auf dem Weg“ verweist auf das Feiern im Advent, das Sitzen um den Adventkranz bzw. um die entzündeten Kerzen, das Singen, Beten, Stillsein, um sich auf diesem mystagogischen
Weg dem großen Geheimnis der Menschwerdung Gottes, das zu
Weihnachten gefeiert wird, anzunähern und es von innen her ansatzhaft verstehen zu lernen.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Von den ersten Begegnungen mit dem Advent in der Stadt erzählen: Interessantes, Fröhliches, Schönes … ➜ Anhand des Bibeltextes Lk 17,20–21 nach Spuren des Reiches Gottes in dieser Welt und im Leben der Kinder suchen; die Erlebnisse und Erfahrungen auf ausgeschnittene Fußspuren schreiben oder zeichnen; damit kann auch ein Advent-Weg gestaltet werden: Advent – Gott ist uns nahe gekommen, seine
Spuren sind schon sichtbar.
… und noch viel mehr
➜ Klassenwand als Adventkalender gestalten: Adventsterne mit den Wünschen und Sehnsüchten der Kinder; an jedem Tag kommt ein Stern dazu, sodass zur Weihnacht die ganze Wand voll mit Sternen ist. ➜ Adventweg: Einen Adventweg mit typischen adventlichen und weihnachtlichen Elementen gestalten: Sterne, Kekse, Tannenzweig, Strohstern, Krippe, Tee, Adventlieder, Adventkalender…
Anschließend dürfen die Kinder Dinge vom Weg wieder wegnehmen, die für das Weihnachtsfest nicht zwingend notwendig sind und ohne die Weihnachten auch gut stattfinden könnte. Zum Schluss sollte das Kind in der Krippe als unverzichtbar für Weihnachten auf dem gestalteten Weg bleiben.
Kinderbuch
➜ Mühlberger, C./Schmidt, R./Frison, G. (1982). Wie Sonne ins Land Malon kam. Landshut: RPA-Verlag. Wolfsgruber, L., Alberti, G. (2017). Das rote Paket. Eine Erzählung über das Schenken. Affoltern am Albis: Bohem Press AG.
Lied
➜ Wartet auf den Herrn (DMU, 17). ➜ Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht (DMU, 2).
ADVENT IST LICHT Nein, die Wahrheit ist Dass es draußen zu dunkel ist Ich glaube nicht Dass ich durch die vielen Kerzen fröhlicher werde Es ist doch so Advent ist nur das Warten auf Geschenke Ich kann nicht sagen Dass diese Zeit etwas Besonderes ist Es ist doch ganz klar Nichts ändert sich Ich würde lügen, wenn ich behaupte Ich warte gerne Nein Am liebsten möchte ich schon heute meine Weihnachtsgeschenke haben!
Von Jurgita Aniunaite-Ott
Und nun lies bitte den Text von unten nach oben! Was denkst du? Schreibe deinen eigenen Adventtext. Was magst du am Advent? Was gehört für dich zum Advent dazu? Was ist dir besonders wichtig?
Advent
Hoffnungen werden geweckt. Heil geschieht.
Seiten 42 | 43
Wozu die Doppelseite einlädt
Im Zentrum dieser Doppelseite sind die Seligpreisungen als Teil der Bergpredigt aus dem Matthäusevangelium. In ihnen verdeutlicht sich die Zusage Gottes an die Armen, die Trauernden, die an der Gewalt und Ungerechtigkeit Leidenden: Heil geschieht, weil Gott auf ihrer Seite steht, deshalb sind sie auch selig zu preisen. Gott ist parteiisch, so die Erfahrung der Bibel. Zugleich wird die Bergpredigt, aus der die Seligpreisungen stammen, als die Magna Charta der christlichen Ethik bezeichnet. Wobei es zu bedenken gilt, dass eben typisch für den biblischen Glauben zunächst der Zuspruch und die Zusage im Mittelpunkt stehen und erst danach der Anspruch: der Indikativ kommt vor dem Imperativ. Insofern geht es gerade auch im Religionsunterricht zunächst um Zuspruch und Zusage – um Heilszusage, die natürlich auch zum positiven Handeln motivieren will.
Durch diesen Zuspruch und durch das heilsame Handeln Jesu geschieht Heil, wird das Reich Gottes, das Wirken Gottes in dieser Welt konkret für die Menschen seiner Zeit erlebbar und erfahrbar: Blinde sehen, Lahme gehen, Kranke werden gesund und den Armen wird die frohe Botschaft verkündet, so jubelt die Bibel. Hoffnungen werden real – auch für heute, auch für den heutigen gesellschaftlichen und schulischen Kontext. So ist also immer zu fragen, wie denn das Heilsame, das Wirken Gottes in diesem heutigen Kontext sichtbar, spürbar, erlebbar wird, wie denn für heute Hoffnung geweckt werden kann durch die tradierte biblische Botschaft, wie die Zusage für diese konkreten Kinder ausschauen kann, damit sie zur wirksamen Hoffnung wird. Hoffnung und Glaube wollen erfahrbar und erlebbar sein. So kann es im Unterricht um eine adventliche Spurensuche gehen, wer denn heute selig zu preisen ist, wo heute Reich Gottes wirkt und Hoffnung entsteht, wie die Botschaft und Zusage für die Menschen heute lauten muss, damit Heil und Erlösung geschieht und weihnachtlicher Friede wird. Das bedeutet meist aber auch, dass die unheilen Schattenseiten des Lebens auch zur Sprache kommen, nicht nur die heilen Lichtseiten. Gerade die unheilen Seiten des Lebens suchen nach Antworten, die meist nur schwer zu finden sind und deshalb häufig im Unterricht vermieden werden. Alle Antworten verweisen uns letztlich auch auf den eschatologischen Vorbehalt, den es zu berücksichtigen gilt, dass diese Welt eben nicht vollkommen ist, sondern wir das endgültige Anbrechen des Reiches Gottes, das endgültige Kommen Gottes (auch im Advent) erst erwarten am Ende der Zeiten, aber es ragt jetzt schon herein in diese Welt und in unser Leben.
Den Kontext der Armut mit dem weihnachtlichen Geschehen formuliert Papst Franziskus deutlich: „Im Herzen Gottes gibt es einen so bevorzugten Platz für die Armen, dass er selbst ‚arm wurde‘ ... zu uns gekommen durch das ‚Ja‘ eines demütigen Mädchens aus einem kleinen, abgelegenen Dorf am Rande eines großen Imperiums. Der Retter ist in einer Krippe geboren, inmitten von Tieren, wie es bei den Kindern der Ärmsten geschah …“ (Evangelii Gaudium 197).
Kompetenzen/Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben:
Wo Spuren des Reiches Gottes in dieser Welt, in meinem Leben sichtbar sind. Verstehen und deuten:
Wie die Botschaft vom Reich Gottes, das anbricht, für heute ansatzhaft zu deuten ist. Gestalten und handeln:
Seligpreisungen für heute umschreiben. (Be-)sprechen und (be)urteilen:
Heil und Unheil in unserer Welt.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Adventbräuche wie Adventkranz, Adventkalender … ➜ Die eigenen Weihnachtswünsche … und ihr tieferer Hintergrund. ➜ Heils- und Unheilssituationen in der Klasse und in der Welt.
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Der Bibeltext Mt 5,1–8 – Seligpreisungen gehört zum Kontext der Bergpredigt des Matthäusevangeliums und bildet die
Präambel, die den Ton angibt: die Zusage Gottes an uns Menschen. Das Matthäusevangelium ist insgesamt geprägt von der
Grundbotschaft: Gott mit uns – Immanuel. Bergpredigt werden die Kapitel 5–7 des Matthäusevangeliums genannt, der größte
Redekomplex des Evangeliums – Bergpredigt, weil sie auf einem
Berg verortet wird. ■ Sie hat ihre Parallele in der „Feldrede“ bei Lukas im 6. Kapitel, beides sind theologische Kompositionen. Die Auslegungsgeschichte kennt eine ethische Interpretation der Seligpreisungen, die nahelegt, die Notlage der Armen, Trauernden, Hungernden etc. zu lindern, und eine „geistliche Interpretation“ (Käbisch, 212), die den Text als Aufforderung und Zuspruch versteht, selbst ein Leben in Armut und Einfachheit zu führen. Beides scheint für Kinder nicht ganz einfach zugänglich. Eher scheint der Weg über die Ursprünglichkeit des Wortes, das mit „selig“ übersetzt wird, gangbar. Übersetzungsmöglichkeiten für den schulischen
Kontext sind eher „glücklich“, „wohl dir“, „freue dich“. Die
Seligpreisungen sind „Glückwünsche an Gescheiterte“, so bezeichnet sie zumindest der Neutestamentler Venetz (Venetz, 25), und es gilt genau hinzuschauen, wem hier die Glückwünsche gelten. Offensichtlich all jenen, die sonst in der Gesellschaft nicht unbedingt beglückwünscht werden, das ist das Provokative und Herausfordernde. Darin besteht die paradoxe Botschaft Jesu gegen die üblichen Wertvorstellungen. „Die Seligpreisungen sind an erster Stelle Glückwünsche, Gratulationen, Zuspruch von Glück und Segen.“ (Venetz, 29). ■ Es sind Glückwünsche an jene, die auch sonst im Zentrum der
Aufmerksamkeit Jesu stehen, weil sie die besonderen Lieblinge
Gottes sind. Jesus, im Matthäusevangelium als der neue Mose beschrieben, geht wie dieser auf einen Berg, um die Botschaft zu verkünden. Nicht um die jüdische Sinaitradition des Mose aufzuheben, sondern zu bestätigen und zu vollenden. Die Seligpreisungen sind so eine Aufforderung zur Solidarität mit den
Armen, den Schwachen, den Unbedeutenden, wie sich eben auch
Gott mit ihnen solidarisiert. So bricht Reich Gottes an. Es ist eine
Einladung im besten Sinne, die Perspektive und den Blickwinkel
Jesu einzunehmen, um sich selbst und die Welt anders zu sehen und zu verstehen.
Das Foto auf Seite 43 zeigt die Kirche der Seligpreisungen, die auf dem Berg der Seligpreisungen über dem See Gennesaret bei Tabgha (Kirche der Brotvermehrung) in Israel zu finden ist. 1937 wurde die achteckige Kirche erbaut. In der Kuppel der Kirche sind die acht Seligpreisungen bildlich dargestellt. Die Kirche will an die Bergpredigt Jesu erinnern, die allerdings weiter unten bei der sogenannten „Eremoshöhle“ in den ersten Jahrhunderten verortet wurde. Der Berg gibt einen wunderbaren Ausblick über ganz Galiläa und den See Gennesaret und lässt ein wenig erahnen, wie Jesus gelebt hat, aber auch die Tiefe des Glückwunsches darunter: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden.“ In diesem Zuspruch wird auch die tiefe Sehnsucht vieler Kinder angesprochen und eine neue Welt gezeichnet, die wir alle erhoffen und ersehnen.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Eine provokative Erzählung – Wer normalerweise in unserer
Welt seliggepriesen wird:
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich und begann zu reden. Er sagte: Selig, die reich sind, denn ihnen geht es schon in diesem Leben gut.
Selig die Fröhlichen, denn sie tun sich leicht.
Selig, die sich durchsetzen können, denn ihnen wird einmal alles gehören.
möglich ist.
Selig, die Hartherzigen, denn ihnen macht die Not der anderen nichts aus.
Selig, die …
Meist unterbrechen die Kinder relativ rasch und stellen fest, dass dies nicht von Jesus sein kann. Das kann ein Gesprächsanlass sein, zu überlegen und zu besprechen, was wohl Jesus sagen würde. Danach den Originaltext der Bibel lesen. Eine Seligpreisung wählen, dazu eine Gegenteil-Seligpreisung schreiben. Anschließend ein A4-Blatt in zwei Hälften teilen. Auf die erste Hälfte mit Farben, Formen, Worten …: so würde die Welt aussehen, wenn der Geist der gewählten Seligpreisung die Welt erfüllt; auf die zweite Hälfte: so würde die Welt aussehen, wenn der Geist der Gegenteil-Seligpreisung unter den Menschen herrscht. Anschließend vorstellen und besprechen. Wichtige Worte aus den Seligpreisungen wählen und mit den Worten mit Farben und in Zierschriften ein Blatt gestalten. Zu einem gewählten Wort einen Gedanken, einen Satz, eine Überlegung niederschreiben. Zuspruch gestalten: NN, du bist selig, weil du …
… und noch viel mehr
Selig, die ungerecht alle ausnützen und sich herausholen, was
➜ In die Ecken der Klasse Plakate hängen: „So denke ich auch“, „Das verstehe ich nicht“, „Das kommt in echt nie vor“, „Das habe ich schon erlebt“. Die Lehrperson liest eine Seligpreisung vor, die Kinder gehen in die Ecke mit der Aussage, die für sie am stimmigsten ist. Einige Kinder erzählen und begründen, warum sie zu diesem Plakat gegangen sind …. ➜ Arbeitsblatt: Kärtchen wählen und dazu erzählen, warum es bedeutsam ist, welche Fragen ich dazu habe … oder leere Kästchen mit eigenen Gedanken füllen …
Kinderbuch
➜ Rüetschi, M. (1988). Die Bergpredigt Kindern in Bildern erzählt.
Der Zürcher Wandteppich mit einer Einführung von C. G. Jung.
Freiburg: Verlag Herder.
Lied
➜ Selig seid ihr (DMU, 619). ➜ Weihnacht bedeutet so viel. ➜ Hört, wen Jesus glücklich preist (LBR, 165).
Das Wort „selig“ bedeutet: auch „glücklich sein“, „freuen darf sich“ ... Suche dir drei Seligpreisungen von Jesus (Religionsbuch Seite 42 bis 43) aus und ersetze das Wort „selig“ durch folgende Wörter. Bilde damit sprachlich richtige Sätze und schreibe sie ins Heft.
freuen darf sichselig sind glücklich sind
Selig …
Selig, die arm sind vor Gott … Ich darf so sein wie ich bin. Ich bin richtig und wichtig. Ich muss nicht durch Geld und Sachen zeigen, dass ich toll bin. Selig die Trauernden … Ich darf traurig sein. Gut, dass ich Gefühle habe und sie zeige. Ich muss nicht so tun, als ob ich immer stark und fröhlich wäre.
Selig, die keine Gewalt anwenden … Ich darf auch schwach sein. Ich glaube an die Kraft des Guten. Ich brauche nicht schlagen und andere klein machen, um mich groß und stark zu fühlen. Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit … Ich darf wütend sein, wenn etwas ungerecht ist. Ich kann mich für Gerechtigkeit einsetzen. Ich brauche bei Ungerechtigkeit nicht zu schweigen.
Selig, die Frieden stiften … Selig die Barmherzigen …
Selig, die ein reines Herz haben … Selig, die …
Text: Hermann Schulze-Berndt; Musik: Werner Totzauer
Weihnacht ist immer dann, wenn du Brücken baust. Weihnacht ist immer dann, wenn du an die Menschlichkeit glaubst. Weck die …
Weihnacht ist immer dann, wenn du Liebe wagst. Weihnacht ist immer dann, wenn du alles Böse anklagst. Weck die …
Weihnacht ist immer dann, wenn du Armen hilfst. Weihnacht ist immer dann, wenn du die Gerechtigkeit willst. Weck die …
Seiten
Zeichen der neuen Welt: Blinde sehen.
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Wozu die Doppelseite einlädt
Nachdem die Armen, die Trauernden, die Hungernden seliggepriesen werden und damit das anbrechende Reich Gottes angekündigt wird, konkretisiert sich die Seligpreisung der Armen und die Solidarität mit ihnen in der Heilung des blinden Bettlers Bartimäus und wird zum Zeichen für die neue Welt Gottes, die erhofft und erwartet wird. Die Blindenheilung ist wohl doppelsinnig zu verstehen; einerseits geht es um tatsächliche Heilung eines blinden Bettlers, der am Rande der Gesellschaft dahinvegetiert, nicht nur damals, und zugleich geht es auch auf der Doppelseite um das Öffnen der Augen des Herzens, um die Spuren des Reiches Gottes in dieser Welt, die Anwesenheit Gottes, zu entdecken. Die Blindenheilungen Jesu wurden immer auch in diese Richtung gedeutet. Mit der Heilung des Blinden durch Jesus rücken der erwachsene Jesus und sein wunderbar heilendes Reden und Handeln ins Zentrum des Adventgeschehens: es geht nicht nur um die rührselige Erwartung der Geburt eines Kindes und nur um ein idyllisches weihnachtliches Fest, sondern immer auch um den erwachsenen Jesus, der die Hoffnungen der Menschen erfüllen kann und zugleich grausam sein konfliktreiches Leben mit dem Kreuzestod bezahlt, weil er sich auf die Seite der Armen, Trauernden und Hungernden stellt und damit zeigt, wo Gott steht. Bei Markus folgt unmittelbar auf die Erzählung der Blindenheilung im Kapitel 11 der Einzug Jesu in Jerusalem und der Beginn der Passionserzählung. Für diese Sichtweise Gottes, der parteiisch an der Seite der Armen und Unterdrückten steht, bleiben aber auch viele damals und heute blind. So bleibt dann auch die Frage Jesu „Was soll ich dir tun?“ offen und wird konkret zur Anfrage, was ich denn einerseits von Jesus hoffnungsvoll erwarte (Kompetenz 4) und andererseits, was ich denn sehen möchte, wofür sich meine Augen vertrauensvoll öffnen können und sollen. „Der Bereich der Wunder gehört zu den anspruchsvollsten Themenfeldern der Religionspädagogik. Mit ihrem ausgeprägten Sinn für das Reale nehmen Kinder und Jugendliche immer wieder Anstoß an den biblischen Geschichten.“ (Kollmann, 202) Zugleich sind sie Heilsgeschichten und für Kinder und ihre Seelen von besonderer Bedeutung, weil sie „heilswirksam“ sind und eine wichtige Ressource darstellen, damit das Unheil nicht überhandnimmt. „Entwicklungspsychologen weisen darauf hin, dass naiver Realismus, Magie und Artifizialisierung wichtige Denkformen im kindlichen Wirklichkeitsverständnis sind, die zur Vermeidung von Fehlentwicklungen ausgelebt werden müssen.“ (Kollmann, 206) Lebendige ganzheitliche Methoden ermöglichen eine existenzielle Auseinandersetzung und ein Ineinander von tradiertem Text und heutigem Leben der Kinder, der Text wird innerlich angeeignet und „verstanden“, weil Begegnung ermöglicht wird und Beziehung entstehen kann.
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben:
Worunter Menschen leiden, was sie sich erhoffen. Verstehen und deuten:
Was blind sein und sehen alles bedeuten können. Gestalten und handeln:
Herzbotschaften – Was ich mir von Jesus wünsche? Was mir an
Jesus besonders gefällt? (Be-)sprechen und (be)urteilen:
Was Jesus tut und wie durch ihn Reich Gottes sichtbar wird. Entscheiden und mit-tun:
Für Menschen in Not beten.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Begegnung mit Bettlern und Blinden in der weihnachtlich geschmückten Stadt. ➜ Gute Vorsätze für den Advent. ➜ Weihnachtliche Hilfsaktionen in der Schule und im Umfeld. ➜ Nöte und Notfälle der Kinder und ihre Hoffnungen und Wünsche.
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Im Bibeltext Mk 10,46–52 von der Blindenheilung wird beschrieben, wie Jesus auf seinem Weg von Galiläa nach Jerusalem nach Jericho kommt und auf den blinden Bettler Bartimäus trifft.
Es ist eine Erzählung, die stark von den Dialogen her geprägt ist und sehr anschaulich schildert. Die Grundstruktur der Heilungserzählungen wird klar ersichtlich: das Auftreten des Wundertäters, die Schilderung der Not des Hilfesuchenden, die wiederholten Hilferufe des Kranken, der Wundertäter, der den Kranken rufen lässt, die Frage nach dem Begehren, die Heilung, die Nachfolge Jesu.
Auffallend ist, dass es keinen Heilungsgestus gibt und auch kein eigentliches Heilungswort Jesu, sondern nur der Hinweis: „Geh, dein Glaube hat dir geholfen!“ Die Heilung wird zum messianischen Zeichen und leitet über zum Jubel über den Einzug Jesu in
Jerusalem im Kapitel 11. Das wunderbare und heilsame Handeln
Jesu lässt das Reich Gottes anbrechen, aber fordert auch heraus.
Didaktisch kann natürlich interessant sein, die Grundstruktur der Heilungserzählungen für die Kinder beispielweise für eine
Identifikation (schriftlich oder biblisches Spiel) zu vereinfachen: ✜ die Vorstellung der Not des Blinden (Ich bin Bartimäus. Ich bin … Ich kann nicht … ✜ Ruf nach Jesus, Hinwendung zum Heiler (Jesus, hab Erbarmen mit mir. Du …) ✜ Lob und Dank für die Heilung (Ich danke dir …) ■ Das Bild auf Seite 45 stammt aus einer Kinderbibel und zeigt wie Jesus mit seinen Händen einen Blinden berührt. Damit wird auch klar, dass das Bild nicht den biblischen Text illustriert, denn dort ist von keiner Berührung die Rede, sondern eigenständig interpretiert. Der Grundton des Bildes ist farblich in Ocker- und
Brauntönen gehalten und hinterlässt einen erdigen und einen wärmenden Eindruck. Im Mittelpunkt stehen die beiden Hauptfiguren, wobei eben nur die Köpfe und die Hände Jesu, das Wesentliche, sichtbar werden. Die Augen des Blinden sind wie von einem erdigen Schleier überzogen, der auch auf die linke Hand
Jesu übergeht. Es ist ein höchst konzentriertes Geschehen, zumindest im Gesicht und besonders in den Augen Jesu wahrnehmbar.
Im Hintergrund sieht man zwei Gestalten, die in Richtung eines erleuchteten Weges weitergehen; möglicherweise deutet sich hier schon die Nachfolge Jesu nach der Heilung an. ■ Die linke Seite bietet einen weiteren kleinen Feierteil „Advent feiern“ an; die zweite Kerze brennt bereits. Der Impuls mit dem (vielstrophigen) Lied und Text „Wartet auf den Herrn, denn er kommt zu dir“ verweist wieder auf das Feiern im Advent und auf
den mystagogischen Weg des Lernens, wo es ja auch immer um ein Sehen, ein inneres Schauen mit den Augen des Herzens geht.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Heilsame Berührungen: Kinder bilden Paare, ein Kind darf mit seinen Händen das andere berühren/die Hände heilsam auflegen, wo dieses es möchte. ➜ Das Bild auf Seite 45 betrachten und beschreiben. Die
Personen sprechen lassen. ➜ Wunderbare Erlebnisse miteinander austauschen, wo spürbar wird, dass es Gott oder das Leben gut mit uns meint: Wofür wir dankbar sind und Gott loben und preisen. ➜ Gespräch: Was ist für mich ein Wunder? … ➜ Besprechen: Was blind sein/sehend sein alles heißt … warum wir Menschen manchmal sagen. „Bist du blind?“… Ich bin wie blind, wenn ich … Ich bin sehend, wenn ich … ➜ Identifikation mit dem blinden Bartimäus: Ich bin Bartimäus. Ich bin blind. Ich … Ich kann nicht … Du, aber Jesus, Sohn
Davids … Ich danke …
… und noch viel mehr
➜ Klassenwand: Wunderbares geschieht – Gott ist im Kommen. ➜ Eigenberichte, Berichte aus Zeitungen, Bilder etc. werden für die Klassenwand gesammelt, die auf das wunderbare Wirken
Gottes und seine Spuren in der Welt verweisen. ➜ Unterstreiche im Text „Wunder geschehen“ wichtige Wörter oder Sätze. Wähle einen Satz aus und schreibe deine Gedanken dazu.
Lied
➜ Manchmal bin ich blind (LBR, 254). ➜ Einer, der sagt.
Wunder geschehen (Nena)
Und auch das Schicksal Und die Angst kommt über
Nacht Und ich bin traurig Und gerade hab ich noch gelacht Und an sowas Schönes gedacht Auch die Sehnsucht Und das Glück kommt über
Nacht Und ich will leben Auch wenn man dabei Fehler macht Ich hab mir das nicht ausgedacht Wunder geschehen Ich hab‘s gesehen Es gibt so vieles was wir nicht verstehen Wunder geschehen Und ich war dabei Wir dürfen nicht nur an das glauben was wir sehen Und immer weiter Und immer weiter geradeaus Nicht verzweifeln Denn da holt dich keiner raus Komm steh selber wieder auf Wunder geschehen Ich hab‘s gesehen Es gibt so vieles was wir nicht verstehen Wunder geschehen Und ich war dabei Wir dürfen nicht nur an das glauben was wir sehen Wunder geschehen Ich hab‘s gesehen Es gibt so vieles was wir nicht verstehen Wunder geschehen Und ich war dabei Wir dürfen nicht nur an das glauben was wir sehen Was auch passiert (was auch passiert) Ich bleibe hier (ich bleibe hier) Ich geh den ganzen langen
Weg mit dir Was auch passiert (was auch passiert) Wunder geschehen Wunder geschehen Wunder geschehen Was auch passiert Wunder geschehen Wunder geschehen Wunder geschehen Was auch passiert Berlin wird nicht untergehen Niemals
Quelle: LyricFind; Songwriter: Juergen
Dehmel / Nena Kerner Songtext von Wunder geschehn © Sony/
ATV Music Publishing LLC https://www.youtube.com/ watch?v=_uUetSLmRyk https://www.youtube.com/ watch?v=ksxxRpNwEA8 (Chorfassung auf Youtube)
Das Blindenschrift-Alphabet Nach dem System von Louis Braille
Dieses bemerkenswert effektive Schriftsystem für Blinde wurde 1825 eingeführt. Das System ist so einfach, dass ein blindes Kind es schnell erlernen kann, und ein geübter blinder Leser kann genauso schnell lesen wie ein Sehender. Das System der Brailleschrift ist an die musikalische Notenschrift sowie an technische und wissenschaftliche Verwendungen angepasst worden. 1951 wurde ein internationaler Blindenschriftzeichensatz eingeführt. Braille wurde zwischenzeitlich nicht mehr so häufig benutzt, weil viele blinde Menschen auditive Hilfsmittel vorziehen. Aber die zunehmende Verfügbarkeit von EDV-Systemen mit Braillezeilen und Brailledruckern hat zu einem Wiederaufleben des Interesses geführt. Das Blindenschrift-Zeichen wird aus einem Raster von 6 Punkten gebildet, welche wie rechts abgebildet durchnummeriert werden. Die Punkte 1 bis 3 stehen auf der linken und die Punkte 4 bis 6 auf der rechten Seite.

Mein Name in Blindenschrift

Betrachte deine Augen aufmerksam in einem Spiegel. Versuche, sie möglichst genau auf die Vorderseite des ausgeschnittenen Papierauges zu zeichnen. In die Innenseite des aufgeklappten Auges schreibe einen Satz aus dem Bibeltext auf der Seite 44, der dir wichtig ist. Klebe das Auge in das Heft und gestalte den Hintergrund passend zu deinem Satz.

Seiten
Gott ist uns nahe. Wie eine gute Mutter.
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Wozu die Doppelseite einlädt
Diese Doppelseite greift die Kompetenz 3 auf: Die Schülerinnen und Schüler entdecken biblische Gottesbilder und ihre Bedeutung für ihr Leben. Obwohl die Bibel in einem stark patriarchal geprägten Umfeld entstanden ist, finden sich viele weibliche Gottesbilder in ihr – eines davon: Gott wie eine gute Mutter, die sich um ihre Kinder kümmert und keines im Stich lässt. „Die Liebe Gottes, meist mit Barmherzigkeit übersetzt, zu seinen Geschöpfen klingt in der hebräischen Wortwurzel rhm ‚Mutterschoß‘ (hebr. rahamim) an; die Vorstellung eines mütterlichen Gottes schwingt mit.“ (Stubhan, 72) Barmherzigkeit wird in der Heiligen Schrift als ein mütterlicher Wesenszug Gottes gesehen und erfahren. In der Barmherzigkeit erweist sich Gottes „Mütterlichsein“. Wenn sich Gott der Menschen erbarmt und sie tröstet (Jesaja 66,13), dann ist er wie eine Mutter zu ihrem Kind und es zeigen sich Aspekte „der weiblichen Potenz des Gebärens und des Nährens für die metaphorische Rede vom Göttlichen.“ (Fischer 2006, 176) Über Gott, wie letztlich alle wesentlichen Ereignisse, kann nur in metaphorischer Weise gesprochen, weil Gott kein „Ding“ dieser Welt (Kant) ist. Zugleich gilt es aber ernst zu nehmen, worauf der Philosoph Peter Strasser hinweist: „Alle mit Bezug auf Gott gebrauchten Analogien wären sinnlos, würden sie nicht auf etwas hindeuten, was tatsächlich zum Wesen Gottes gehört, z. B. auf sein freies Schöpfertum, seine Vollkommenheit, seine Liebe.“ (Strasser 2002, 32) Dieses Erlernen metaphorischer Redeweise bzw. ein Grundverständnis dafür, was metaphorische Rede ist, stellt sich als wesentliches religionspädagogisches Anliegen im schulischen Kontext dar, damit Religion und religiöse Sprache überhaupt erst verstanden werden kann.
Diese mütterliche Zuwendung Gottes zum Menschen und „weibliche Potenz“ konkretisiert sich auch in besonderer Weise im Weihnachtsgeschehen: Gott wird selbst Erdenkind, kommt den Menschen ganz nahe. Im heilenden Handeln Jesu und seinem Verhalten gegenüber den Menschen seiner Zeit – besonders den Armen, den Sündern etc. – nimmt diese mütterliche Liebe konkrete Gestalt an. So ist diese Doppelseite eine Einladung, sich auf diese liebende Zuwendung einzulassen, den eigenen Erfahrungen damit nachzugehen und ein Stück Vertrauen und Hoffnung zu entwickeln.
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben: beglückende Erlebnisse und Erfahrungen. Verstehen und deuten: wie solche Erfahrungen unsere Bilder von Gott prägen können. Gestalten und handeln:
Wort-Bilder für Gott … gestalten. (Be-)sprechen und (be)urteilen: welche Erfahrungen Menschen mit einem mütterlichen Gott machen können und wie diese mit Erfahrungen geglückten Lebens zusammenhängen können. Entscheiden und mit-tun:
Sich mit eigenen Anliegen betend an Gott wenden.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Außergewöhnliche, unverhoffte Ereignisse. ➜ Schicksalsschläge, Katastrophen- und Gewaltnachrichten. ➜ Große und kleine Glückserfahrungen.
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Auf Seite 46 begegnen uns wieder die Kinder Lena, Vera und
Paul. In dieser Passage sitzen sie auf dem Baum bzw. Lena schaukelt ausgelassen und überglücklich, was Paul zur Frage provoziert, was denn der vom Leid geplagte Felix dazu sagen würde. Das führt Lena zur Überlegung, dass Gott einer sein müsste, der einen schaukelt. Da kommen wohl schnell Erinnerungen als kleines Kind hoch, von den Eltern in ihren Armen gehalten und „geschaukelt“ worden zu sein, wenn man krank oder traurig war, nicht schlafen konnte oder Angst hatte; wenn möglicherweise nicht selbst erlebt, so lebt doch in der Seele der Kinder die Sehnsucht danach. Diese
Metapher von Lena kann genau zum Bibeltext des Propheten
Jesaja überleiten. Diese Seiten stehen natürlich auch in einem Zusammenhang mit den großen Fragen im ersten Kapitel des Buches. ■ Das Foto zeigt eine lachende Mutter mit ihrer Tochter und drückt die Innigkeit der Beziehung der beiden zueinander aus und die
Erfahrung von Glück und Seligkeit. Auffallend sind die geschlossenen
Augen der beiden, die auf inneres „Herzensgeschehen“ verweisen, auf Spüren und Fühlen als zentrale Aspekte von Beziehung. ■ Der Sachtext versucht, den Bezug zwischen Jesu Handeln und dem Reich Gottes verständlich zu machen bzw. zum Philosophieren einzuladen. In Jesus verkörpert sich die Liebe Gottes. ■ Das Lied „Du bist Ursprung, du bist Quelle“ meditiert in unterschiedlichsten, scheinbar unbegrenzten Metaphern und
Sprachbildern das Wesen Gottes und fokussiert es immer wieder im Kehrvers „Du, Gott-für-uns, du Gott-mit-uns“, der als sehr gelungener Versuch der Übersetzung des hebräischen Gottesnamens
JHWH gelesen werden kann, mit dem sich Gott von Mose beim brennenden Dornbusch, nach seinem Namen befragt, vorstellt.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Den Text des Liedes in Körperdarstellungen und Szenen umsetzen oder Bilder zu den einzelnen Metaphern gestalten:
Gott ist wie … ➜ Elfchen ausgehend vom Wort „Gott“ schreiben: 1. Zeile: Ein
Wort („Gott“), 2. Zeile: zwei Worte, 3. Zeile: drei Wörter, 4. Zeile: vier Wörter, 5. Zeile: ein Wort. ➜ Die Fantasie spielen lassen und Text verfassen: Wenn Gott wie eine gute Mutter ist, dann …, dann …
… und noch viel mehr
➜ Sprechblasen: Was Gott zu Menschen spricht … ➜ Eine Word-Cloud erstellen: In die Mitte das Wort „Gott“ schreiben, rundum Wörter, die damit in Verbindung stehen: Hauptwörter, Eigenschaftswörter, Zeitwörter, Farben, Klänge ...
Kinderbuch
➜ Hübner, F./Humbach, M. (2008). Weißt du schon, wie lieb Gott dich hat? Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.
Lied
➜ Du bist Vater und Mutter (LBR, 151). ➜ Gott ist leise, Gott ist mild.
Eines Tages hielt mich Annas Religionslehrerin auf der Straße an. Sie bat mich, nein, sie befahl mir, Anna dahin zu bringen, dass sie sich in der Klasse besser benehme. Was hatte sie angestellt? Sie hatte den Unterricht gestört, mit Fragen unterbrochen, sie hatte Widerworte gegeben und drittens und schlimmstens hatte sie „schmutzige Wörter“ gebraucht. Ich muss zugeben, dass Anna über ein erstaunliches Vokabular in dieser Richtung verfügte und es gelegentlich rüde benützte. Ich versuchte, der armen Lehrerin zu erklären, dass Anna böse Wörter zwar in den Mund nahm, aber niemals selber böse sein wollte. Das sei doch ein großer Unterschied. Dieser Pfeil verfehlte sein Ziel vollkommen. Ich konnte mir Annas Stören im Unterricht lebhaft vorstellen. Aber die Dame war nicht bereit, mir weitere Details zu erzählen. So wandte ich mich abends an die Täterin selbst. „Ich hab deine Religionslehrerin getroffen. Du musst dich besser benehmen bei ihr.“ „Ich geh nicht mehr in ihren Unterricht. Überhaupt nicht mehr.“ „Warum nicht?“ „Sie ist Lehrerin, aber über Mister Gott lernste bei ihr gar nix.“ „Vielleicht hörst du nicht zu?“ „Ich hör ganz toll zu, und sie redet gar nix.“ „Du meinst, du lernst nichts bei ihr?“ „Bloß ganz selten.“ „Na immerhin. Also was lernst du dann?“ „Dass sie schreckliche Angst hat.“ „Wie kommst du darauf? Wovor hat sie Angst?“ „Wenn sie uns Sachen beibringt, dann lässt sie Mister Gott niemals größer werden. Davor hat sie mächtige Angst.“ „Das ist doch Unsinn.“ „Ist Mister Gott groß?“ „Ja, ja, ja, gut und sehr groß.“
„Und sind wir klein?“ „Klar, wir sind klein.“ „Und das ist dann ein ganz großer Unterschied?“ „Sicher gibt’s einen Unterschied zwischen Groß und Klein.“ „Und wenn’s gar keinen Unterschied gäb, wär das Ganze doch überhaupt nichts wert … oder?“ Das verwirrte mich. Ich denke, ich habe ein besonders blödes Gesicht gemacht, denn Anna erklärte sofort weiter: „Wenn Mister Gott und ich ganz genau gleich groß wären, dann würd dir doch gar nichts auffallen … oder?“ „Ja“, sagte ich, „ungefähr verstehe ich, was du meinst. Wenn der Unterschied riesengroß ist, dann sieht man am besten, wie groß Mister Gott ist.“ „Manchmal“, sagte sie vorsichtig. Ganz so einfach schien die Sache nicht zu sein. Aber sie brachte endlich die Erkenntnis: In dem Moment, da der Unterschied zwischen Gott und Mensch unendlich war, in dem Moment wäre Gott absolut. „Na, und was hat das alles mit deiner Religionslehrerin zu tun? Die weiß doch Bescheid über solche Unterschiede?“ „Oh, ja, sicher.“ Anna nickte eifrig. „Na also, wo liegt dann das Problem?“ „Wenn ich mir so einen Unterschied ausdenke zwischen Mister Gott und mir, dann wird Mister Gott bei mir immer größer und größer.“ „So?“ „Ja, aber die Lehrerin denkt sich auch solche Sachen aus, aber bei ihr wird Mister Gott nie größer. Er bleibt immer genau gleich. Da ist gar nichts zu lernen.“ „Woran liegt das?“ „Sie hat Angst, das ist es eben.“ Beinahe hätte ich Annas weitere Erklärung gar nicht mehr gehört. Es war einer dieser Nebenbeisätze, die so häufig verloren gehen. Sie sagte: „Die Lehrerin macht nur die Menschen kleiner und sonst nichts.“ Dann fragte sie: „Warum gehen wir zur Kirche, Fynn?“ „Damit wir Mister Gott besser verstehen.“ „Weniger.“ „Weniger was?“ „Damit wir Mister Gott weniger verstehen.“ „Heute bist du doch verrückt. Hör auf jetzt.“ „Kein bisschen verrückt.“ „Doch.“ „Nein. Du gehst zur Kirche und machst Mister Gott dort ganz ganz groß. Wenn du ihn aber ganz ganz ganz groß hast, dann verstehst du ihn ganz ganz nicht … und erst dann weißt du alles.“ Sie war erstaunt und enttäuscht, dass mir das zu hoch war und ich überhaupt nichts begriffen hatte. Trotzdem gab sie die Hoffnung nicht auf und erklärte weiter: „Wenn du ein Kind bist, dann verstehst du alles. Mister Gott sitzt auf einem goldenen Thron; er hat einen langen, weißen Bart und einen Schnurrbart, und eine Krone hat er auf dem Kopf. Und alle um ihm herum singen die ganze Zeit wie die Verrückten. Immerzu Hymnen und so Zeug. Kein Mensch kann das aushalten. Und Mister Gott macht einfach alles, wenn man bloß nett genug darum bittet. Er kann dem Willy nebenan eine Warze auf die Nase machen zur Strafe, weil er Millie verhaut. All sowas macht er ganz fabelhaft, und darum ist er so wichtig, und man benützt ihn die ganze Zeit. Und ‘n bisschen später, dann denkt man ganz was anderes, und Mister Gott ist immer schwieriger zu verstehen. Aber es geht noch gerade. Dann kommt einem plötzlich vor, als wenn er uns nicht verstehen will. Jetzt hört er einfach nicht mehr zu. Er sieht es plötzlich nicht ein, dass man unbedingt ein neues Fahrrad braucht. Und dann kriegt man auch keins. Und dann versteht man ihn schon viel weniger. Und wenn man noch älter wird, so wie ich oder so wie du, Fynn, dann ist es schon noch schwieriger. Und dabei wird er irgendwie kleiner. Und man versteht ihn nur noch so viel wie viele andere Sachen, die auch schwierig sind. Die ganze Zeit in deinem Leben bröckeln da Stücke von ihm ab. Und dann kommt der Punkt, da sagst du, du verstehst ihn überhaupt nicht mehr. Siehst du, und dann ist er wieder gang ganz groß. So groß wie er in Wirklichkeit ist. Und wumm, da lacht er dich aus, weil du so dumm warst.“ (Fynn, 77–79)
Seiten
Advent-Weg. Gott wird Mensch.
48 | 49
Wozu die Doppelseite einlädt
Wenn man zunächst bei „Advent-Weg“ an den Weg von uns oder aller Menschen durch den Advent hin zu Weihnachten denken mag, wird jetzt die Richtung des Weges nochmals umgekehrt, weil es jetzt um den Weg Gottes zu uns Menschen, um die Inkarnation, geht. Jüdisch-christliches Glauben ist stark von diesen beiden Bewegungen geprägt: einerseits Gott kommt auf den Menschen zu, andererseits macht sich der Mensch auf den Weg zu Gott. Die weiblich-mütterliche Zuwendung und Fürsorge Gottes nimmt konkrete Gestalt an in diesem Kind von Betlehem. Konkret wird auf dieser Doppelseite einerseits der Bibeltext von der Verkündigung der Botschaft durch den Engel Gabriel an Maria angeboten (Gott kommt zum Menschen) und danach die ganze Erzählung von der Verkündigung, der Geburt, den Hirten und den Weisen (die Menschen kommen zu Jesus) anhand der Bilder aus einer Kinderbibel. Es werden dadurch die beiden Kindheitsgeschichten nach Lukas (Verkündigung, Geburt, Hirten) und Matthäus (die Weisen aus dem Osten) miteinander verwoben. Nach dem Lehrplan sollen die Kinder durch die Verkündigung und das Ave Maria „Texte der Heiligen Schrift, Gebete und Glaubensinhalte der eigenen Konfession/Religion kennen und im Blick auf das eigene Leben deuten“ (Lehrplan, 18, Kompetenz 3). „Kennen“ und ein Stück weit „vertraut werden“, wie es der dazugehörige Bildungsstandard andeutet, scheinen gut möglich; das Deuten und die Bedeutung für das eigene Leben zu entdecken sind beim Weihnachtsgeschehen etwas überfordernd für viele. Vieles an Erinnerungen wird aus den Jahren davor aber auch aus der Zeit vor der Schule wieder auftauchen, wenn es nahe an Weihnachten kommt. Diese ganzheitlichen Erinnerungen, Assoziationen, die sehr emotional und meist von allen Sinnen geprägt sind, können ein „Vertraut-Werden“ fördern und lassen die Größe des Fest-Geheimnisses, das wir Christinnen und Christen mit Inkarnation meinen, erahnen: Gott wendet sich liebevoll den Menschen (und damit auch mir) zu, und es gilt, wie Maria offen zu werden für seine Botschaft, damit Gott auch heute geboren werden kann.
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben: wie Menschen Advent und Weihnachten feiern. Verstehen und deuten: was Weihnachten für Christinnen und Christen bedeuten kann. Gestalten und handeln: einen Advent-Weg mit den wichtigsten biblischen Texten (Verkündigung bis Geburt) gestalten. (Be-)sprechen und (be)urteilen: was Maria für manche Menschen für eine Bedeutung hat. Entscheiden und mit-tun: eine adventliche Marienfeier mitgestalten, das „Gegrüßet seist du Maria“ beten.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ 8. Dezember „Maria Empfängnis“: schulfrei! Adventbräuche wie Herbergssuchen oder Frauentragen. Marienbilder und Statuen am Weg. Weihnachtsvorbereitung, Weihnachtsfeiern in der Schule.
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Im Mittelpunkt der Doppelseite steht der Bibeltext von der
Verkündigung an Maria nach dem Lukasevangelium. Der
Text entstammt der Vorgeschichte bzw. der sogenannten Kindheitsgeschichte nach Lukas. Die Texte der Kindheitsgeschichte deuten das Jesusgeschehen im Rückblick aus der Erfahrung von
Tod und Auferstehung Jesu, aus diesem Blickwinkel wird auch seine Kindheit erzählt. „Was nach heutigem Wirklichkeitsverständnis höchst symbolträchtige Geschichten und gerade keine biographischen Fakten sind, fand sich zur Zeit Jesu regelmäßig in antiken Biographien berühmter Helden, seien es Kaiser, Götter oder Sagengestalten: Erzählungen von übernatürlichen Begebenheiten bei Zeugung und Geburt ebenso wie über wundersame
Rettungen.“ (Strube 2013, 149) Es wird in ihnen proklamiert, wer diese Person letztlich ist, was sein/ihr besonderer Auftrag ist. Im
Lukasevangelium geht es um die Aussage: Dieser Jesus ist der verheißene Messias aus dem Hause Davids und Gottes Sohn.
Deshalb sind auch die Geburtsumstände schon ganz besondere und werden symbolträchtig beschrieben: Engel kommen und verkünden bei Maria und später bei den Hirten. So soll schon von Mutterleib an, über den Säugling in der Krippe die Liebe und Zuwendung Gottes zu den Menschen in Jesus Christus aufleuchten. Die besonderen Umstände der Geburt werden so zu
Aussagen über das göttliche Kind bzw. den Jesus, den Christus. ■ Das Lukasevangelium kennt Nazaret als Wohnort der Eltern Jesu und erzählt also dort die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel. Maria wird in den Evangelien und später sehr unterschiedlich dargestellt bzw. interpretiert, gerade auch im Bezug auf die Verkündigungsszene. Auffallend eigenständig agiert Maria in der lukanischen Kindheitsgeschichte; „… allein besucht die wohl erst jugendliche für Monate ihre Verwandte im
Bergland von Judäa. Ihr ‚Magnificat‘, das das Danklied der Hanna aufgreift (1 Sam 2,1–11), stellt Maria in die prophetische Tradition und selbst als prophetisch Sprechende dar. Josef betritt erst in
Lk 2 die Bühne. Insgesamt erscheint Maria, die das Wort Gottes hört, bewahrt und tut (1,38; 2,19.51; 11,28) im lk Doppelwerk als
Vorbild wahrer Jüngerschaft“ (Strube 2013, 326), so wird sie auch in der Apostelgeschichte nachösterlich in die Gemeinde integriert.
Maria kann also keineswegs auf Passivität und Erleiden reduziert werden, wie es so manche Tradition immer wieder gemacht hat. ■ Die Bilder stammen von Linda Wolfsgruber und sind dem
Buch „Das Leben Jesu in Geschichten“ (Tyrolia 2007) entnommen. Die Künstlerin stammt aus Bruneck in Südtirol (*1961) und hat als freischaffende Illustratorin und Graphikerin viele
Kinderbücher illustriert bzw. graphisch bearbeitet. Auch das Bild von der Blindenheilung stammt von ihr. ■ Die vier Bilder auf S. 49 greifen Motive der Verkündigung an Maria in Nazaret, die Geburt im Stall von Betlehem, die
Hirten und die Sterndeuter aus dem Osten auf und verbinden so
Erzählgut nach Matthäus und Lukas. Auffallend sind zunächst in den ersten beiden Bildern die sehr jugendlichen Darstellungen von Maria, Josef und den Engeln. Bei der Verkündigung scheint der Engel wie vorbei zu schweben, und das ganze Geschehen scheint irgendwie zwischen Himmel und Erde angesiedelt zu sein;
das Rot (als Farbe des Lebens) und Gold verweisen wie auf den alten Ikonen auf das Himmlische des Geschehens, dem sich Maria, wie ihre Hände ausdrücken, öffnet. Auch das Geburtsgeschehen ist in ähnliche, sehr erdig warme Farben getaucht, wobei die unterschiedlichen Brauntöne eher auf das Irdisch-Menschliche des Geschehens verweisen. Der Engel schwebt sitzend darüber und zeigt mit seiner Hand auf das Kind, während die Tiere einen fast idyllischen, heimeligen Eindruck hinterlassen. Die Botschaft an die Hirten über das Besondere des Kindes ist im Leuchten der Sterne angedeutet; die Zeichen sind am Himmel zu lesen. Die Weisen im vierten Bild folgen auf dunklen, nächtlichen Wegen dem „besonderen Stern“, der sie zum Kind führt. Die Spalte links außen im Buch mit den drei Kerzen macht auf Gebet (Ave Maria) und Feier im Advent aufmerksam als besondere Möglichkeiten auch im Religionsunterricht. Bild und Text zeigen das heutige Nazaret (Verkündigungskirche) und verorten das biblische Geschehen in einen geographischen und historischen Kontext. Zur Zeit Jesu war Nazaret ein wohl wesentlich unscheinbareres Dorf als heute. In Nazaret leben heute auch viele Muslime. Die arabische und jüdische Bevölkerung lebt schon lange in dieser Gegend relativ friedlich zusammen.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Unterschiedliche Marienbilder anschauen – was die Menschen dadurch ausdrücken wollten, was ihre Botschaft für uns heute sein kann. ➜ Die Erzählung von der Verkündigung nachspielen. ➜ Den Bibeltext der Verkündigungsgeschichte und das Gebet „Gegrüßet seist du Maria“ vergleichen. Gemeinsames unterstreichen …
… und noch viel mehr
➜ Eine Bildgeschichte zu den Bildern auf Seite 49 schreiben.
Kinderbuch
➜ Grün, A./Ferri, G. (2017). Die Weihnachtsgeschichte. Freiburg i.
B.: Verlag Herder ➜ Jeschke, T./Möltgen, U. (2013). Die Weihnachtsgeschichte. Frankfurt am Main: Sauerländer. ➜ Kollreider, E. (2013). Das Kind von Betlehem. Eine Weihnachtsgeschichte. Innsbruck: Tyrolia.
Lied
➜ Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht. (DMU, 2). ➜ Gott ist ganz leise.
Die Weihnachtsgeschichte zum Fühlen
Die Kinder gehen zu zweit zusammen. Ein Kind legt sich bequem auf den Bauch auf dem Boden. Das andere Kind spielt die Weihnachtsgeschichte achtsam als Rückengeschichte.
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8. Wie ein schwerer Mantel liegt die Nacht über Betlehem. ➜ Rücken langsam mit beiden Händen hinabstreichen. Die Hirten passen auf ihre Schafe auf. Sie haben ein Lagerfeuer angezündet. Die Flammen lodern hoch. ➜ Die Fäuste drücken dicke Punkte auf den Rücken. Auf einmal tritt ein Engel zu den Hirten. Überall um ihn herum leuchtet Licht und strahlt in alle Richtungen. ➜ Ein Finger zeichnet Lichtstrahlen über den ganzen Rücken. Der Engel sagt zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht! Lauft schnell zum Stall. Gottes Sohn ist geboren!“ Die Hirten laufen los. ➜ Tippende Finger laufen über den ganzen Rücken. Als sie im Stall angekommen sind, sehen sie den neugeborenen Jesus in der Krippe liegen. Sie stellen sich in einem großen Kreis um die Krippe und bestaunen das Kind voll Freude. ➜ Einen großen Kreis über den Rücken ziehen, immer wieder. Froh gehen die Hirten zu ihren Schafen zurück. ➜ Finger laufen über den Rücken. Sie erzählen allen Menschen davon und tragen die frohe Botschaft in die ganze Welt. ➜ Hände streichen über den Rücken und zu den Seiten hin aus.

Nach einer Seite aus: Der andere Advent für Kinder 2019/20. Hamburg. Andere Zeiten e.V.
Die Liebe ist der Baum der Weihnacht.
Die Liebe ist der Baum der Weihnacht.
Entdecke die versteckte Botschaft im Baum. Schreibe in die Sterne, was für dich zu Weihnachten wichtig ist.
Gott ist ganz leise
T/M: Kathi Stimmer-Salzeder © musik-und-wort.de
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3. Gott ist das Licht. Soll es dir leuchten, schaue in dich, wie Maria es tat. Vielleicht siehst du dann die Botschaft des Engels: Du bist voll Gnade, der Herr ist mit dir.

Gott ist die Liebe. Willst du sie spüren, öffne dein Herz, wie Maria es tat. Vielleicht spürst du dann die Botschaft des Engels: Sternbrief als Anhänger für Weihnachtspackerln Du bist voll Gnade, der Herr ist mit dir.
Aus dem Papier stellt man zuerst ein gleichseitiges Dreieck her. quadratisches Blatt Papier 37
Die Skizzen zeigen, wie daraus ein gefalteter Stern brief wird.
37
Vorlagen auf www.sonntagsblatt.at
Sternbrief als Anhänger für Weihnachtspackerln
Aus dem Papier stellt man zuerst ein gleichseitiges Dreieck her. quadratisches Blatt Papier
Die Skizzen zeigen, wie daraus ein gefalteter Stern brief wird.

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Verschenke Botschaften der Liebe!
Gott ist uns nahe – Gott auf der Seite der Kleinen.
Seiten 50 | 51
Wozu die Doppelseite einlädt
Im Zentrum dieser Doppelseite steht das Magnificat, der Lobpreis Mariens als Antwort auf die Zusage von Elisabet. In diesem revolutionären und umstürzlerischen Lied wird die neue Welt Gottes besungen. Es greift Motive aus dem Lied der Hanna aus dem ersten Samuelbuch auf. Eine Umkehrung der Werte in der neuen Welt Gottes wird besungen. Das Magnificat kann wie die Kindheitsgeschichte allgemein wie eine Präambel zum Lukasevangelium und seiner Komposition gelesen werden. Die Doppelseite mit dem Text des Magnificat und dem Bild daneben mit dem Kind im Mittelpunkt spiegeln eine große Spannung, in der das weihnachtliche Geschehen steht: einerseits die Größe und Macht, die auch in der Volkszählung durch den Bezug zur römischen Geschichte und zum römischen Kaiser Augustus hergestellt wird, und andererseits die Kleinheit und Ohnmacht des Kindes. „Schon die Kindheitserzählung macht deutlich, dass Gottes Zuwendung ganz besonders den am Rande Stehenden gilt: einfachen Hirten, armen Mägden (Maria), Kinderlosen (Elisabet), Alten (Simeon, Hanna), Erniedrigten und Hungernden (Magnificat Lk 1,46–55). So weisen sie voraus auf den Kern der Verkündigung Jesu (z. B. Lk 4,18–21; 6,20–26; 15).“ (Strube 2013, 151)
In der herzlichen Begegnung zwischen Maria und ihrer Verwandten Elisabet können sich auch die Kinder mit ihrem Bedürfnis nach Zuwendung, Freundschaft, Beziehung wiederfinden, wie insgesamt das Weihnachtsgeschehen ganz stark von Beziehungen geprägt ist. Die Kleinen, die Niedrigen, die Hungernden, die am Rande der Gesellschaft stehen, werden ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und bekommen so Bedeutung, sowohl im Magnificat als auch in der Geburtserzählung.
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben: was Menschen groß macht, was sie klein hält. Verstehen und deuten: wer in Gottes neuer Welt groß sein wird und was das für uns bedeuten kann. Gestalten und handeln: eine Weihnachtskrippe gestalten und die Figuren der Krippe sprechen lassen. (Be-)sprechen und (be)urteilen: wie wir zu Hause Weihnachten feiern können und möchten. Entscheiden und mit-tun: eine Adventfeier mitgestalten.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Weihnachten in den Straßen und Geschäften. ➜ Adventliches und weihnachtliches Brauchtum und Vorbereitung. ➜ Weihnachten in den Medien. ➜ Krippenspiel und weihnachtlicher Gottesdienst. ➜ Fragen nach anderen Religionen: Warum feiern Muslime nicht
Weihnachten?
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Der Bibeltext Lk 1,46–55 „Magnificat anima mea Dominum“ – „Hoch preiset meine Seele den Herrn“ – wird in der katholischen Kirche täglich bei der Vesper gesungen und gehört damit zu den zentralen Gebetstexten unseres Glaubens.
Maria, die Mutter Jesu, und Elisabet, die Mutter des Johannes des Täufers, – beide schwanger – treffen sich voll Freude im
Bergland von Judäa im Hause der Elisabet, deren Sohn in ihrem
Leibe voll Freude „hüpft“ als Zeichen, dass er in Marias Sohn den Messias erkennt.
Auch Elisabet wird vom Heiligen Geist erfüllt und preist Maria als „gesegnet unter allen Frauen“. Darauf folgt der Lobpreis Mariens, in dem das Heilsgeschehen rückblickend beschrieben wird und zugleich im Blick auf die noch ausstehende (eschatologische)
Zukunft des Kommens des Reiches Gottes, das zugleich eben schon hereinragt.
Das Erbarmen Gottes zeigt sich am liebevollen Handeln an den
Niedrigen, den Hungernden, den Entrechteten, zu denen in der
Zeit Jesu besonders auch die Frauen und Kinder zählten.
Dieser hoch literarische Text hat in vielen bedeutenden musikalischen Kompositionen durch die Jahrhunderte bis heute seinen
Niederschlag gefunden. ■ Das Bild „Das neugeborene Kind“, entstanden um 1640, ist ein
Öl-auf-Leinwand-Gemälde und stammt vom französischen Künstler
Georges de La Tour (1593–1652), der stark vom italienischen Barockmaler Caravaggio beeinflusst war („barocker Naturalismus“).
Das Bild befindet sich heute im Museum der schönen Künste von
Rennes in Frankreich. ■ Es wird angenommen, dass es sich um eine Darstellung der Madonna und des Kindes handelt, mit der Frau links als heilige Anna, die
Mutter Marias. Seine Bilder zeichnen sich durch dramatische Helldunkel-Kontraste aus und zeigen häufig von Kerzen beleuchtete Figuren in dunklen, nächtlichen Räumen. Mutter Anna deckt das Licht gegen den Betrachter ab, so dass das ganze Licht ins Zentrum fällt und den Blick auf das Kind im Zentrum lenkt. Zudem wird durch das
Fehlen jeglichen Hintergrundes alles auf die drei Personen fokussiert.
Die Gesichter, aber auch die Hell-Dunkel-Kontraste und die Farben (Weiß, Rot, Purpur) spiegeln das Geheimnisvolle der göttlichen
Geburt, das Nicht-Fassbare der Menschwerdung Gottes wider.
Der Bibelvers darunter Joh 1,4 versucht es nochmals sprachlich zu fassen in den zentralen Wörtern des Geschehens: Leben, Licht,
Menschen. ■ Die Spalte links außen im Buch S. 50 mit den nun vier brennenden
Kerzen macht durch den Refrain des Liedes „Wir sagen euch an den lieben Advent“ aufmerksam auf das Feiern im Advent als besondere Möglichkeiten. Der berühmte Stern aus der Geburtsgrotte verweist auf jenen Ort in Betlehem, wo seit frühester
Zeit der Geburt Jesu gedacht wird.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Arbeit mit dem Bibeltext „Magnificat“: zwei wichtige Sätze heraussuchen, ins Heft übertragen und ein eigenes Loblied weiterschreiben. ➜ Ein Plakat gestalten zu „Denn der Mächtige hat Großes an mir getan“: die Mächtigen und die Ohnmächtigen, die Hungernden und die Satten, die Reichen und die Armen ... ➜ Texte verfassen: Reich Gottes heute: Wenn Mächtige nicht mehr mächtig, Arme nicht mehr arm sind, dann wird …
… und noch viel mehr
➜ Zwiegespräch zwischen Mutter Anna und Maria. ➜ Bildbetrachtung: Das Bild anschauen und beschreiben, danach auswählen und einem Element des Bildes Sprache geben: Maria denkt/ spricht; Mutter Anna denkt/spricht; die Hand spricht, das Kind …
Eine einfache Möglichkeit, um mit Kindern eine kleine Krippe mit geringen Kosten zu gestalten. Als Material kann Folgendes verwendet werden: • Eierkarton, Karton, gelbes Papier • Heu, Stroh, Zapfen, Nussschalen, Rinde,
Moos, Flechten, dünne Stöckchen • Filz, Stoffreste, Biegeplüsch (Pfeifenputzerdraht), Holzperlen mit Loch • Schafwolle, Holzwolle, Watte, diverse
Bänder • eventuell Holzkegel und/oder fertige
Holzköpfe • Farbe zum Bemalen, Farbstifte, Filzstifte,
Pinsel • Heißklebepistole, Klebestift, Stanzer (Sterne)
Zuerst wird der Eierkarton innen und außen deckend bemalt. Der Deckel kann in dunklem Blau bemalt werden. Dann werden die Körper der Figuren geformt. Dazu einfach ein kleines Stück dünnen Karton um den Finger wickeln, oben mit einer kleineren Öffnung, auf die der Kopf geklebt wird und unten mit einer größeren, die die Standfläche bildet. Diese Figur wird mit Stoffresten beklebt, und als Arme können dünne Stöckchen verwendet werden oder Biegeplüsch, der um die Figur gewickelt wird und am Ende mit einer kleinen Holzperle, als Hand, abgeschlossen wird. Dann wird die Holzkugel darauf geklebt, ein Gesicht kann aufgemalt werden, Haare oder eine Kopfbedeckung basteln, und fertig ist die Figur. Sobald die Farbe am Eierkarton getrocknet ist, können Heu oder Stroh eingefüllt und die Figuren platziert werden. Das Jesuskind kann in einer Nussschale oder einem Rindenstückchen Platz finden. Der Deckel kann mit Sternen aus gelbem Papier, kleinen Rindenstückchen oder Moos/ Flechten verziert werden. Flinke Kinder schaffen vielleicht noch, einen Engel, einen Hirten mit Schafen oder die Weisen aus dem Morgenland zu gestalten. Das Ganze kann auf einen Karton gestellt werden, welcher mit restlichen Materialien (Zapfen, Moos usw.) gestaltet wird.
Gestaltung: Ingrid Hipp Kinderbuch
➜ Bolliger, M. (1978). Das Hirtenlied. Zürich: Bohem Press Verlag ➜ Scheidl, G./Pfister, M. (1986). Die vier Lichter des Hirten Simon.
Gossau-Zürich: NordSüd Verlag.
Lied
➜ Menschenkind im Stall geboren. ➜ Groß sein lässt meine Seele den Hern (DMU, 562).


Seiten
Jesus ist geboren. Er ist das Licht für die Völker.
52 | 53
Wozu die Doppelseite einlädt
Diese Doppelseite greift mit dem Wort vom „Licht“ Motive des Bildes und der Seite davor auf und interpretiert es universal, für alle Völker: Er ist das Licht der Völker. Der greise Simeon repräsentiert im Lukasevangelium das Alter und die Weisheit: der alte Mann und das Kind. Seine Aufgabe besteht darin, den Auftrag des Kindes als Licht für die Völker zu benennen, den großen Zusammenhang zur Sprache zu bringen, und das Kind, den Neubeginn, das Neu-Anbrechende zu segnen. Das Charisma, die Berufung und die besondere Aufgabe des Alters können offensichtlich darin gesehen werden, fern dem Alltäglichen die großen Zusammenhänge zu verstehen und zu segnen. Simeon und Hanna sind die beiden letzten Personen, die uns im Lukasevangelium rund um das Geburtsgeschehen vorgestellt werden. Sie leben ihre Aufgabe als Betende und Segnende. Vom Kind fällt das Licht auf die beiden alten Menschen und erhellt ihr Leben, von den Alten fällt der Segen auf das Kind. So ist diese Seite von liebevoller Beziehung, Segen und Heil geprägt, aus der Hoffnung auf Erlösung erwachsen kann. „Vorrangiges Ziel ist es, nicht den jeweiligen biblischen Text aus seiner Aussage für damals hin zu befragen (was auch notwendig ist), sondern mit seiner Hilfe das heutige Leben mit den darin gemachten Erfahrungen zu erhellen.“ (Mette 2013, 668). Deshalb ist auch nach dem Heute der Kinder als Hörende der Botschaft (Rahner) zu fragen. Aus dem Leben der Kinder korrelieren mit dieser Botschaft einerseits sicherlich die unterschiedlichen Erfahrungen mit ihren Großeltern: Alter und Kind. Des Weiteren werden aber auch die „großen Zusammenhänge“, die großen Wünsche und Sehnsüchte nach Gerechtigkeit und Frieden, gelingendem Leben in Gemeinschaft, Heil und Erlösung angesprochen. Großeltern spielen für Kinder meist eine besondere Rolle, zumindest dann, wenn sie diesen segnenden Blick der beiden Alten aus der Bibel ansatzhaft haben und zum Segen für ihre Enkelkinder werden. Solcher Segen geht über das Alltägliche hinaus und erweckt Hoffnungen und Sehnsüchte, die den Kindern spiegeln, dass das Leben gut werden kann, dass Erlösung hereinragt in diese Welt, dass Heil und Erlösung die bestimmenden Kräfte sind und nicht Unheil, Not und Unterdrückung.
Kompetenzen / Kompetenzdimensionen
Wahrnehmen und beschreiben: welche Aufgaben alte Menschen, besonders auch die Großeltern, haben können und wie sich das im Bibeltext findet. Verstehen und deuten: die Bedeutung des Weihnachtsfestes, die Geburt Jesu ansatzhaft verstehen und als wichtig für die ganze Menschheit deuten. Gestalten und handeln:
Weihnachtskarten mit Segenswünschen gestalten. (Be-)sprechen und (be)urteilen: welche Bräuche, Rituale, Zeichen und Symbole im Advent und um Weihnacht Heil und Erlösung für alle Menschen versprechen. Entscheiden und mit-tun: eine Weihnachtsfeier mitgestalten.
Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte
➜ Weihnachten in den Straßen und Geschäften. ➜ Weihnachten in den Medien. ➜ Adventliches und weihnachtliches Brauchtum und Vorbereitung. ➜ Alte Menschen in unserer Gesellschaft. ➜ Wenn Großeltern beten …
Sehen, lesen, tun und feiern
■ Der Bibeltext Lk 2,25–38 stellt als letzte Figuren rund um das Weihnachtsgeschehen Simeon und die Prophetin Hanna vor. Nach acht Tagen, so beschreibt der biblische Text, sollte die
Beschneidung des Neugeborenen und die kultische Reinigung der Mutter im Tempel durchgeführt werden, so sahen es die jüdischen Gesetze vor. Da eben treten Simeon und Hanna vor, um im Sinne einer neutestamentlichen Prophetie zu verkünden, was das Besondere dieses Kindes im Kontext der Erlösungserwartung ist, sein zukünftiges Schicksal zu benennen und es zu segnen.
Von ihnen heißt es einerseits: „Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm.“ Und andererseits: „Sie war schon hoch betagt. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit
Fasten und Beten.“ Da werden zwei äußerst fromme Menschen vorgestellt, die ihr alterndes Leben im Dienst am Gebet verstehen, in ganz inniger Beziehung zu Gott leben und „auf die
Erlösung warten“. „In der so menschlichen Begegnung – das neugeborene Kindlein auf den Armen des vom Leben Abschied nehmenden Greises – trifft nicht nur im irdischen Sinn die alte und die neue Zeit aufeinander; hier geht die Erwartungszeit in die messianische Zeit über: Der alte Prophet erkennt und verkündet lobpreisend in dem Neugeborenen die Ankunft des Messias. Das geistgewirkte Zeugnis enthüllt die Christuswirklichkeit in diesem
Kind.“ (Schürmann, S. 124) Zugleich fordert das prophetische
Zeugnis aber auch, diesem Christus glaubend und vertrauend zu antworten, denn durch ihn werden viele zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. ■ Im Lobpreis (Benedictus) des Simeon, der als Abendgebt der Kirche bis heute gebetet wird, beschreibt die Freude des
Alternden, der nun in Frieden ruhen kann, weil er das versprochene Heil geschaut hat, weil sich eben alles erfüllt hat. „Im
Blick auf Christus bekommt das Sterben einen neuen Sinn; des
Christusheils gewiss wird der Weg in das Todesland friedvoll.“ (Schürmann, 125) Dieses Heil gilt universal allen Völkern, der ganzen Erde, das so unscheinbar in diesem Kind beginnt. Für die analytische Psychologie C. G. Jungs ist das Kind der Archetyp des
Neubeginns. Mit jedem Kind beginnt die Welt neu. Das verwunderte Staunen der Anwesenden kann als Anfang des Glaubens verstanden werden, der angezielt wird durch die Verehrung des Kindes. Christen und Christinnen sehen in diesem Kind das
Kommen Gottes in diese Welt, Gott wird ein kleines Kind und hofft auf die Zuwendung und Liebe. ■ Das Bild „Simeon und das Jesuskind“ stammt vom tschechischen Künstler und Kinderbuch-Illustrator Štěpán Zavřel (1932–1999) und findet sich im Buch „Mit Gott unterwegs.
Die Bibel für Kinder und Erwachsene neu erzählt“ von Regine
Schindler. Im Bild sind Maria und der greise Simeon, der das
Jesuskind verehrend und zeigend emporhebt bzw. auf seinen
Händen hält; drei Generationen sind auf dem Bild vereint. Die drei Figuren bilden ein Dreieck, an dessen Spitze das Kind als
Licht für die Völker präsentiert wird. Das Kind breitet in offener Haltung sein Arme aus, wie es später als Erwachsener bis zum 40 Kreuz hin seine Haltung sein wird. Simeon und Maria sind in typisch jüdischer Kleidung dargestellt. Maria hält ihre Hände Feste feiern – Adventdekoration in der Oranten-Haltung wie zum Gebet, im Gesicht, besonders in den Augen, sind das Lächeln und Leuchten als Ausdruck der inneren Freude des greisen Simeon auffallend und verdeutlichen, Einfach zum Nachdenken – Adventdekoration was der Vers darunter „Meine Augen haben das Heil gesehen“ Advent ist die Zeit der Einstimmung, der Vorbereitung, des Zugehens auf anspricht. Die für Zavrel typischen Augen in auffallender Größe das Fest der Geburt Christi, welches wir am Abend des mögen darauf hinweisen, dass Glaube auch mit offenen Augen 24. Dezember feiern. Wer mit der Feier von Weihnachten bis zum Festtag und prophetischem Sehen zusammenhängt, mit dem „Sehen des wartet, gewinnt mit dem Advent eine einzigartige Zeit der Spannung und
Herzens“, mit dem Erkennen Gottes mitten in dieser Welt. Das der Vorfreude. ganze Bild verströmt eine erlösende Leichtigkeit. An jeder Ecke begegnen uns schon im November kerzengeschmückte Christbäume, Lichterketten, leuchtende Weihnachtsmänner und Rentiere,
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht die unsere Sinne langsam überreizen. Symbole sind wichtig, sie können uns helfen, dem Geheimnis der Weihnacht näher zu kommen. Sie fügen ➜ Bibelarbeit als Förderung von Methodenkompetenz: In die Rolle unseren Alltag mit dem Himmel zusammen, verbinden Glauben und der verschiedenen Personen schlüpfen und ihre Gedanken und Leben. Dabei haben die kleinen Dinge oft die größte Wirkung. Eine ihr Empfinden beschreiben. Ich bin Maria. Ich … Ich bin Simeon. einzelne Kerze, ein kleiner Tannenzweig, ein Strohstern. Ganz ohne akustische Begleitung und Blinklicht.
Leuchtende Engel
Ich … Ich bin Hanna. Ich … Ich bin das Jesuskind. Ich … Ich bin ein zufälliger Zuschauer im Tempel. Ich sehe… Wenn ich zu dieser Szene dazukommen würde … Ich würde fragen … ich würde sagen …
… und noch viel mehr
➜ Segenstexte sammeln bzw. selber schreiben. ➜ Lichtbilder gestalten (Farben, Seidenpapier, Buntpapier …) ➜ Lichtbilder in konzentrischen Kreisen malen: Das Licht breitet sich aus. Von ganz hellem Licht zu immer stärker werdenden
Lichtfarben. ➜ Ein Lichtmandala gestalten. Möglich als meditative Einzelarbeit oder in Kleingruppen als Stillearbeit.
Kinderbuch
➜ Fritsch, Marlene (2010). Unser WeihnachtsWinterwunderMit 41 -
Scherenschnittsterne
machBuch. Schwabenverlag.
buntes Transparentpapier, nicht zu dünn Karton für Schablone Stift Schere Glas Teelicht Das Papier in Quadrate oder Kreise schneiden. Dann schwarzes oder weißes faltet man Schrägkreuze, indem man es einige Male Naturpapier Scherenschnittsterne Vorlage entsprechend vergrößern (Mittelstück Das Papier in Quadrate oder Kreise schneiden. Dann immer wieder in der Hälfte faltet (siehe Skizze). ev. buntes Seidenpapier schwarzes oder weißes verlängern, Höhe ändern) und eine Schablone aus Karton anfertigen. Eine Vorlage in Originalgröße gibt‘s auch auf www.sonntagsblatt.at. Aus festem Transparentpapier einen Engel nach der Schablone ausschneiden, die Schlitze ineinander faltet man Schrägkreuze, indem man es einige Male immer wieder in der Hälfte faltet (siehe Skizze). Die offene Seite spitz zuschneiden oder von beiden Enden zur Mitte hin einschneiden, so erhält man die Sternform. Aus den Kanten verschiedene Formen Die offene Seite spitz zuschneiden oder von beiden Enden zur Mitte hin einschneiden, so erhält man die Sternform. Aus den Kanten verschiedene Formen ausschneiden. Schere, Klebstoff Naturpapier ev. buntes Seidenpapier Schere, Klebstoff schieben und den Mittelteil über ein passendes Glas (z. B. altes kleines Weinglas) schieben. ausschneiden. Den Stern öffnen. Bei schwarzem Papier ein buntes Den Stern öffnen. Bei schwarzem Papier ein buntes Seidenpapier auf die Rückseite kleben. Sterne aus Ein Teelicht anzünden und vorsichtig ins Glas stellen. Seidenpapier auf die Rückseite kleben. Sterne aus weißem Papier sehen abends in einem dunklen weißem Papier sehen abends in einem dunklen Man kann auch auf das Transparentpapier einen Fenster besonders schön aus. Fenster besonders schön aus. Spruch oder ein Engelswort schreiben.
Vorlagen auf www.sonntagsblatt.at Vorlagen auf www.sonntagsblatt.at Vorlagen auf www.sonntagsblatt.at
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Seite
Das kann ich
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Die Schlussseite des Kapitels bietet wieder im Sinne der Kompetenzorientierung Möglichkeiten zur Selbstevaluation, der Reflexion des Gelernten und der Überprüfung. Die Bildleiste am unteren Rand lässt einzelne Themen und Inhalte aus dem Kapitel nochmals anklingen: die vier brennenden Kerzen am Adventkranz, Kirche der Seligpreisungen, Geburt Jesu, Mutter und Kind. Die rot strichlierte Seitenumrahmung (vgl. Schatzkästchen) zeigt an, dass die Seite ein Raum zum Hineinschreiben für die Schülerinnen und Schüler ist, wo sie festhalten können, was sie in diesem Kapitel an Wissen und Können erworben haben. In den färbigen kugelförmigen Feldern sind nochmals die Kompetenzen angeführt, die in diesem Kapitel besonders im Vordergrund gestanden sind. Das kann helfen, das Erlernte besser reflektieren zu können bzw. sich wieder zu erinnern, worum es denn eigentlich ging.
Ideen und Möglichkeiten für den Unterricht
➜ Die Bilder in der unteren Zeile anschauen, miteinander austauschen, was uns zu den Bildern alles noch einfällt. ➜ Die dazugehörenden Buchseiten suchen und nochmals anschauen bzw. nachlesen. ➜ Zusammenfassen: Was war mir wichtig? Was nehme ich als Schatz für mich mit? Welchen Satz möchte ich mir unbedingt merken?
Literatur
Boff, L. (1986). Mensch geworden. Das Evangelium von Weihnachten. Freiburg i. B.: Verlag Herder. Fischer, I. (2006). Gotteslehrerinnen. Weise Frauen und Frau Weisheit im Alten
Testament. Stuttgart: Verlag Kohlhammer. Fynn (1978). „Hallo Mister Gott hier spricht Anna“. Frankfurt a. M.: Fischer
Taschenbuch Verlag. Fromm, E. (1974). Die Revolution der Hoffnung. Für eine humanisierte Technik.
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. Käbisch, D. (2013). Die Bergpredigt. In: Zimmermann, M./Zimmermann, R. (Hg.)
Handbuch zur Bibeldidaktik. Tübingen: Mohr Siebeck (UTB). S. 210–217. Kahlefeld, H. (1981). Die Gestalt Jesu in den synoptischen Evangelien. Frankfurt a. M.: Verlag Josef Knecht. Kollmann, B (2013). Wundergeschichten. In: Zimmermann, M./Zimmermann, R. (Hg.) Handbuch zur Bibeldidaktik. Tübingen: Mohr Siebeck (UTB). S. 202–210. Limbeck, M. (2012). Abschied vom Opfertod. Das Christentum neu denken. Mainz:
Matthias Grünewald Verlag. Mendl, H. (2013). Korrelation und Bibeldidaktik. In: Zimmermann, M./Zimmermann, R. (Hg.) Handbuch zur Bibeldidaktik. Tübingen: Mohr Siebeck (UTB).
S. 404–409. Mette, N. (2013). Zeitgemäßheit der Bibel. In: Zimmermann, M./Zimmermann, R. (Hg.) Handbuch zur Bibeldidaktik. Tübingen: Mohr Siebeck UTB). S.667–670. Münch, C. (2013): Das Matthäusevangelium. In: Zimmermann, M./Zimmermann, R. (Hg.) Handbuch zur Bibeldidaktik. Tübingen: Mohr Siebeck (UTB). S. 164–171. Neuhold, H. (2019). Subjektorientierung als Grundprinzip des Religionsunterrichts.
In: Pendl-Todorovic, R./Neuhold, H. (2019). Religion entdecken 2. Handbuch zu: begegnen und feiern. S. 8–9. Österreichische Bischofskonferenz (2013). Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht an der Volksschule. Wien: print24.at. Papst Franziskus (2013). Die frohe Botschaft Jesu. Aufbruch zu einer neuen Kirche.
Das apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium – Freude am Evangelium“.
Leipzig: St. Benno-Verlag. Schürmann, H. (1972). Das Lukasevangelium. Erster Teil. Freiburg-Basel-Wien
Verlag Herder. Strasser, P. (2002). Der Gott aller Menschen. Eine philosophische Grenzüberschreitung. Graz-Wien-Köln: Verlag Styria. Strube, S. A. (2013). Weihnachts- und Kindheitsgeschichte Jesu. In: Zimmermann,
M./Zimmermann, R. (Hg.) Handbuch zur Bibeldidaktik. Tübingen: Mohr Siebeck (UTB). S. 149–153. Strube, S. A. (2013). Maria/Mutter Jesu. In: Zimmermann, M./Zimmermann, R. (Hg.) Handbuch zur Bibeldidaktik. Tübingen: Mohr Siebeck (UTB). S. 335–338. Stubhan, M. (2008). Stichwort Barmherzigkeit. In: Kogler, F. (Hg.). Herders Neues
Bibellexikon. Freiburg i. B.: Verlag Herder. Venetz, H-J. (1987). Die Bergpredigt. Biblische Anstöße. Düsseldorf: Patmos Verlag. Welt und Umwelt der Bibel. Archäologie – Kunst – Geschichte. Heft4/2006: „Auf den Spuren Jesu“. Stuttgart. Zulehner, P. M. (1997). Ein Obdach der Seele: geistliche Übungen – nicht nur für fromme Zeitgenossen. Ostfildern: Patmos Verlag.