Solidarität 3/18

Das Magazin von Solidar Suisse | Ausgabe August 3/2018

IM FOKUS

Kinderarbeit in Pakistan: So arbeitet Solidar Suisse

02 Editorial

Pakistan ist ein äusserst faszinierendes Land. Es beheimatet atemberaubende Himalaya-Landschaften, formvoll­ endete islamische Architektur und unglaublich gastfreundliche Menschen. Doch gleichzeitig ist die Gesellschaft sehr patriarchal und konservativ. Die Geschichte von Nida erzählt von diesen Schattenseiten. Die Krankheit ihres Vaters zwang ihre Familie in die Schuldknechtschaft und Nida in die Kinderarbeit. Bis zu 14 Stunden harte Arbeit in einer Ziegelfabrik, im Staub und unter sengender Sonne.

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Felix Gnehm, Barbara Burri Co-Direktion Solidar Suisse

Dass diese Geschichte aus einem wirtschaftlich aufstrebenden Wachstumsmarkt und nicht aus einem der ärmsten Länder stammt, überrascht nicht. In Schwellenländern hat sich die Schere zwischen bettelarm und unverschämt reich rasant geöffnet. In Südasien arbeiten Millionen von Kindern, teilweise unter prekärsten Bedingungen. In dieser traurigen Realität setzt Solidar Suisse an. Dank unserem beharrlichen Engagement geht Nida heute in die Schule, wo sie uns von ihrem Berufswunsch erzählt: Sie will Ärztin werden.

Wie gelingt es, ein Kind aus der Ziegelfabrik auf die Schulbank zu bekommen? In dieser Ausgabe erklären wir, wie gute Projekte der Entwicklungszusammenarbeit funktionieren und solche Erfolgsgeschichten möglich machen können. Zwingende Voraussetzung für Entwicklungserfolge sind dabei qualifizierte lokale Fachleute, viel Zeit, Geduld, der Einbezug lokaler AkteurInnen und ein schlauer Plan, wie Machtstrukturen geändert und Mitbestimmung für die Schwächsten erreicht werden können. Auf diese Weise hat Solidar Suisse Hunderte von Kindern aus der Fabrik oder Heimarbeit geholt und erfolgreich in die Schule integriert.

Felix Gnehm

Barbara Burri

Inhalt 03

INHALT 04

15

Im Fokus – So arbeitet Solidar Suisse 06 Wie erhalten arbeitende Kinder in Pakistan

Zugang zur Schule?

08 Nida muss nicht mehr in die Fabrik.

10 Was Solidar Suisse im Kampf gegen

Kinderarbeit erreicht hat.

16

11 Die lokale Mitarbeiterin Jalvat Ali erzählt

über Herausforderungen bei ihrer Arbeit.

12 Nachgefragt as tut Saeed Watto, Leiter des W Regie­r ungs­p rogramms im Punjab, gegen Kinder­arbeit?

13 Festgehalten Aktuelles im Überblick

14 Hingeschaut Gesetzesgrundlage für faire Beschaffung Geflüchtete Rohingya in Bangladesch

16 Anpacken Soziale Gerechtigkeit ist das wichtigste Anliegen des neuen Solidar-Präsidenten Carlo Sommaruga.

19 Mitkämpfen Über die Tabuthemen Tod und Nachlass sprechen

09 Kolumne 18 Sudoku und Medienschau 19 Impressum 20 Pack es an. Jetzt!

04 So arbeitet Solidar Suisse

IM FOKUS – SO ARBEITET SOLIDAR SUISSE

Wie entsteht ein Projekt – von der ersten Idee über das Konzept bis zur konkreten Umsetzung? Mit wem arbeiten wir zu­ sammen, welche Schwierigkeiten müssen wir bewältigen, welche Erfolge sind zu verzeichnen? Und schliesslich: Was geschieht, wenn wir unsere Unterstützung abgeschlossen haben?

Am Beispiel des Solidar-Projekts gegen Kinderarbeit in Pakistan geben wir Ihnen auf den folgenden Seiten einen Einblick in unsere Arbeitsweise.

Zwei Kinder bei der Arbeit am Webstuhl: ein gewohntes Bild in Pakistan.

Foto: Usman Ghani

06 So arbeitet Solidar Suisse

LERNEN STATT ARBEITEN Am Anfang stand die Überschwemmung. Aus der humanitären Hilfe für die Flutopfer entstand ein Projekt gegen Kinderarbeit. Es ist so erfolgreich, dass die Regierung jetzt das Modell übernehmen will.

Text: Qazi Saqib Basir, Leiter des Solidar-Koordinationsbüros in Pakistan, Grafik: art.I.schock

Im August 2010 kommt in Pakistan der grosse Regen. Der aussergewöhnlich starke Monsun fordert beinahe 2000 Todesopfer und beschädigt rund 1,8 Millionen Häuser. Viele verlieren alles.

Als Erstes leistet Solidar Suisse Nothilfe in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa (KPK), verteilt Nahrung und Hygieneartikel und stellt die Wasserversorgung wieder her. Zudem unterstützen wir gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation Labour Education Foundation (LEF) die betroffenen Menschen dabei, sich wieder eine Existenz aufzubauen.

Schädliche Arbeit Das ist der Startschuss für das Projekt gegen Kinderarbeit. Denn als wir mit LEF diskutieren, wie die Menschen ihre Existenz am besten sichern können, macht uns LEF auf die vielen arbeitenden Kinder in Pakistan aufmerksam. Der karge Lohn, den sie nach Hause bringen, ist für arme Familien unverzichtbar, um überleben zu können. Wir sind interessiert am Thema, setzen wir uns doch weltweit gegen prekäre Arbeitsbedingungen ein. Also geben wir eine Studie zur Situation arbeitender Kinder in Auftrag und machen uns bei einem Besuch in Lahore in der Provinz Punjab selbst ein Bild. Fazit: Viele Kinder arbeiten, statt zur Schule zu gehen, zum Teil unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Auch Gewalt am Arbeitsplatz ist ein grosses Problem.

Wir holen eine zweite Partnerorganisation an Bord: Group Development Pakistan (GD), die sich für den Schutz von Kindern vor Gewalt engagiert.

Ein Antrag bei der Glückskette erhält grünes Licht: Anfang 2014 lancieren wir ein zweijähriges Pilotprojekt gegen Kinderarbeit in Ahmed Town, einem Slumgebiet von Lahore. Geplant ist, den Kindern den Zugang zu Schulbildung zu ermöglichen und sie vor Gewalt zu schützen.

Kinderarbeit als Lehre Das Problem ist komplex. Kinderarbeit ist in Pakistan zwar verboten, aber viele sehen darin kein

Problem: Eltern glauben, dass Kinder wertvolle Fertigkeiten erwerben und mehr lernen als in der Schule. Die Arbeitgeber wiederum wollen billige Arbeitskräfte. Zudem gibt es in den Slums zu wenig Schulen, und diese sind nicht auf Kinder ausgerichtet, die arbeiten müssen.

Deshalb wird schnell klar, dass wir alle Beteiligten – Eltern, ArbeitgeberInnen, Kinder, die Gemeinschaft – ins Boot holen müssen. Zuerst geht es darum, das Bewusstsein zu schaffen, dass Kinder ein Recht auf Bildung haben (siehe Seite 11). Doch das ist nicht so einfach. Viele Arbeitgebende weigern sich rundweg, mit unseren ProjektmitarbeiterInnen zu sprechen. Sie sind der Meinung, nichts Unrechtes zu tun, und sehen sich als Lehrmeister, die es den Kindern ermöglichen, Fähigkeiten zu erwerben. So sagt ein Arbeitgeber: «Ich habe als Kind gearbeitet, nun stelle ich Kinder an, sie werden davon lernen wie ich.»

Auf der anderen Seite fürchten sie Sanktionen.

Denn laut Gesetz dürfen Kinder erst ab 15 arbeiten. Häufig beschäftigen Arbeitgebende jedoch schon sieben- oder achtjährige Knirpse. Fliegen sie auf, müssen sie mit happigen Bussen oder gar Gefängnis rechnen. So haben die ArbeitgeberInnen Angst, wir könnten sie den Behörden melden.

Eine Anzeige würde den Kindern allerdings nicht helfen. Sie würden ihr Einkommen verlieren und müssten einfach eine neue Arbeitsstelle suchen.

Deshalb suchen wir immer wieder das Gespräch, informieren und sensibilisieren, machen Druck.

Die Beharrlichkeit zahlt sich aus. Wir bekommen schliesslich Zugang zu einigen Betrieben, machen auf gefährliche Arbeitsbedingungen aufmerksam und erklären, warum Kinder zur Schule gehen sollten. Das Resultat: Etliche ArbeitgeberInnen ändern ihre Haltung. Sie engagieren sich in Komitees, verbessern die Arbeitssicherheit und reduzieren die Arbeitsstunden der Kinder, ohne ihnen den Lohn zu kürzen. Das erlaubt den Kindern, die Schule zu besuchen.

So arbeitet Solidar Suisse 07

Existenzsicherung und Schulbesuch Auch die Eltern bekommen Unterstützung. Bei Solidar lernen sie die Qualität ihrer Produkte zu verbessern und Geschäftspläne zu erstellen.

Dank der Weiterbildung schaffen sie es, ihr Ein­ kommen so zu erhöhen, dass ihre Familie davon leben kann, ohne dass ihre Kinder arbeiten müssen. Auch dass die Kinder ausgeglichener und konzentrierter sind, seit sie die SolidarSchule besuchen, motiviert die Eltern, sich zu engagieren.

Weiterer Problempunkt: Das pakistanische Schulsystem ist nicht fähig, die arbeitenden Kinder aufzunehmen (siehe Seite 12). Deshalb ist der Aufbau von Vorschulen, die mit fortschrittlichen Lehrmethoden arbeiten und auf die Bedürfnisse von arbeitenden Kindern zugeschnitten sind, ein wichtiger Teil des Projekts. Dort lernen die Kinder ihre Rechte kennen, sie erhalten Basiskenntnisse im Rechnen, Schreiben und Lesen, sodass sie später in die Regelschule integriert werden können.

Einige bringen wie Nida Tariq ihre Anliegen in ein Kinderkomitee ein (siehe Seite 8).

Die Bilanz des Pilotprojekts ist in Anbetracht der schwierigen Umstände sehr erfreulich. Fast jedes zweite Kind kann über die von Solidar ge­ führte Vorschule in eine Regierungs- oder Privatschule wechseln. Gut ein Drittel muss gar nicht mehr arbeiten (siehe Seite 10).

Es geht weiter 2017 ist der Pilot abgeschlossen. Die Frage, ob wir das Projekt weiterführen und ausweiten wollen, beantworten wir mit einem eindeutigen Ja. Zu vielversprechend sind die ersten Resultate.

Doch wieder steht ein Hindernis im Weg: Die Regierung hat aus politischen Gründen zunehmend Vorbehalte, mit internationalen NGOs zusammenzuarbeiten. Aber dank Beharrlichkeit und den Erfolgen im Pilotprojekt kann das neue Projekt vor­­ aussichtlich diesen Sommer starten. Ziel ist nun, die Sensibilisierungsarbeit fortzusetzen und die fortschrittlichen Unterrichtsmethoden zuerst in über 350 Vorschulen der Regierung in Lahore und schliesslich in allen 13 000 Vorschulen im Punjab zu verankern.

Pilotprojekt gegen Kinderarbeit in Lahore September 2013 bis Mai 2017

Projektentwicklung & Finanzierungsantrag

Bildung von Komitees

2014

2015

Kampagne Kinderrechte

Verschönerungsaktion öffentliche Schule

2016

2017

Treffen zwischen Basisorganisationen und Behörden

Eröffnung von zwei Vorschulen (Mai und Juni 2015)

Organisation von Übertritten in öffentliche und Privatschulen (Frühjahr 2016 und 2017)

Abschluss Projekt

Finanzierungszusage Glückskette

Projektstart

2013

Geschäftsführungskurse für Eltern Schulungen für Arbeitgebende Weiterbildung für LehrerInnen

Lokalisieren von arbeitenden Kindern

Nachfolgeprojekt in Planung

Studie zur Situation von arbeitenden Kinden

NIDA MUSS NICHT MEHR IN DIE FABRIK Mit acht Jahren ging Nida Tariq zum ersten Mal zur Arbeit in die Ziegelfabrik.

Dank Solidar Suisse konnten sich ihre Eltern aus der Schuldknechtschaft befreien und schicken ihre Kinder nun zur Schule.

Text: Qazi Saqib Basir, Fotos: Usman Ghani

«Noch immer spüre ich den Staub in der Nase und die glühende Hitze auf dem Rücken», erzählt Nida Tariq. Sie musste mit acht Jahren in die Fabrik.

Sechs Tage die Woche, acht bis zehn Stunden am Tag stellte sie unter der sengenden Sonne Ziegel her. Vorgesehen war das nicht. Doch ihr Vater war krank geworden. Er hatte in der Ziegelfabrik gearbeitet. Seine Krankheit führte dazu, dass der Familie das Geld ausging – eine Abwärtsspirale begann. Der Vater ging den Fabrikbesitzer um einen Vorschuss an. Den bekam er auch. Doch zurückzahlen konnte der kranke Vater nicht. Um die Schulden zu begleichen, musste die ganze Familie in die Fabrik, auch alle Kinder über sieben.

«Die Arbeit war sehr anstrengend, immer war alles dreckig – Kleider, Hände, Füsse», erzählt Nida.

«Es gab keine Toilette und nur eine Handpumpe für Trinkwasser.» Der Lohn bemass sich nach der Anzahl Ziegelsteine, welche die Familie herstellte.

Für die 2000 bis 3000 Ziegel, die sie in der Woche schaffte, erhielt sie knapp 4000 Rupies (33 Franken).

Wenn jemand krank wurde, interessierte das nie­ manden: «No work, no pay», erklärt Nidas Mutter

Shamim Tariq. «Um die Schulden zurückzuzahlen, arbeiteten wir manchmal bis zu 14 Stunden und auch an unserem freien Tag.» Endlich zur Schule Eine Mitarbeiterin der Solidar-Partnerorganisation LEF besuchte die Ziegel­fabrik, in der Nida ar­ beitete, und fragte, ob sie gerne zur Schule gehen würde. «Es war ein Glück, dass mich die Frau ansprach. Natürlich sagte ich ja. Sie redete auch mit meiner Mutter. Bald darauf konnte ich zum ersten Mal zur Schule gehen», erzählt Nida mit Begeisterung in den Augen. Sie fühlte sich in den farbig dekorierten Räumen der Solidar-Schule wohl und merkte schnell, dass sie gerne lernt. Am besten gefielen ihr die Treffen des Kinderkomitees: «Dort erzählten sie uns, dass Kinder Rechte haben.

Einmal habe ich die Sitzung geleitet, das war richtig toll», strahlt Nida. Inzwischen geht sie in die öffentliche Schule, die sie auch abschliessen möchte, obwohl die Bedingungen nicht ideal sind: «Manchmal werden wir geschlagen, vor allem die Kinder, die langsam lernen.» Ihr Traum ist,

So arbeitet Solidar Suisse 09

Neue Perspektiven Nachdem die Mutter über Nida in Kontakt mit der Solidar-Partnerorganisation gekommen war, folgte sie der Einladung, ein Treffen des Eltern­ komitees zu besuchen. «Hier lernte ich, dass Bildung wichtig ist, dass Kinder – und Frauen – Rechte haben. Ich wurde selbstbewusster und getraute mich zu sprechen», erzählt Shamim Tariq, die ebenfalls unter der harten Arbeit in der Ziegelfabrik gelitten hatte. Sie überzeugte ihren Mann, gemeinsam eine Weiterbildung in Geschäftsführung zu besuchen. «Man zeigte mir einen Markt, wo ich günstig Kleider bekomme.

Und ich lernte, so zu verhandeln, dass ich die Kleider teurer wieder verkaufen kann. Das machte mir Mut», sagt Shamim Tariq. Plötzlich sahen sie und ihr Mann Muhammad einen Ausweg aus der Schuldknechtschaft. Sie fragten den Bruder ihres Mannes, ob er ihnen Geld leihen könnte, um die Schuld von 45 000 Rupies (ca. 375 Franken) beim Fabrikbesitzer zu begleichen und eine Rikscha als Existenzgrundlage zu kaufen. Er half. Nun arbeitet Muhammad Tariq als Rikschafahrer und Shamim Tariq betreibt ihr eigenes Geschäft als fliegende Kleiderhändlerin. Mit dem gemeinsamen Einkommen von 18 000 bis 22 000 Rupies (150 bis 180 Franken) können sie die Familie ernähren.

«Nun müssen unsere Kinder nicht mehr arbeiten, sondern erhalten eine Ausbildung», freut sich Shamim Tariq. Ein Wermutstropfen aber bleibt: Die beiden 14- und 18-jährigen Schwestern von Nida dürfen nicht zur Schule. «Mein Mann findet, es schade dem Ruf der Familie, wenn sie zur Schule gehen», meint die Mutter von sechs Kindern. Sie wird ihren Mann weiter davon zu überzeugen versuchen, dass auch Mädchen eine Perspektive erhalten müssen. Damit Nida ihren Wunsch, die Schule abzuschliessen, auch wirklich erfüllen kann.

Solidar-Präsident

Ärztin zu werden: «Wenn jemand krank wird, müssen arme Familien Schulden machen.» Was dies bedeutet, weiss Nida aus eigener Erfahrung.

«Deshalb möchte ich armen Familien helfen, die sich Behandlung und Medikamente nicht leisten können.»

Carlo Sommaruga

Links: Nida vor der Ziegelfabrik, der sie nun entronnen ist.

Rechts: Nidas Mutter (links) ver­kauft einer Kundin ein Oberteil.

Für ein starkes Engagement Im Mai habe ich das Präsidentenamt von Hans-Jürg Fehr übernommen. Meine Wahl ist ein wichtiger Vertrauensbeweis der Mitglieder von Solidar Suisse. Der erste Tessiner Präsident zu sein, der noch dazu aus der Romandie stammt, ist Programm: Ich möchte Solidar als Organisation der internatio­ nalen ArbeiterInnensolidarität in der ganzen Schweiz verankern. Mir wird bewusst, welche Verantwortung und welches Engagement mit dieser Funktion verbunden sind, wenn ich das wunderbare Erbe sehe, das mir Hans-Jürg Fehr hinterlassen hat. Eine Organisation, die sich vom SAH selbständig gemacht und ein eigenes Profil entwickelt hat: mit dem Kampf für Demokratie, soziale Partizipation und faire Arbeit für alle.

Die Herausforderungen für die Zukunft sind zahlreich, sowohl für Solidar Suisse als auch für die Frauen und Männer, die mit uns vor Ort Hoffnung und Projekte aufbauen.

So stellt sich die aktuelle Mehrheit im Bundesrat und im Parlament gegen eine bedeutende Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit. Das zeigt sich am Rückgang des Schweizer Beitrags auf 0,46 Prozent des Bruttoinlands­produkts. Das ist weit vom Ziel der Uno von 0,7 Prozent entfernt und liegt auch unter den 0,5 Prozent, die das Parlament 2011 beschlossen hat. Eine Schande für eines der reichsten Länder der Welt.

Ausserdem möchte der neue Chef des EDA, taub gegenüber den Argumenten von NGOs, die öffentliche Entwicklungshilfe zu einem Hebel der Schweizer Wirtschaft machen. Doch für unsere Partnerorganisationen vor Ort braucht es ein starkes Engagement in der Schweiz. Ich werde dafür sorgen.

10 So arbeitet Solidar Suisse

WAS WIR ERREICHT HABEN

Einkommen der Eltern 140 Mütter und 68 Väter entwickelten mit Unterstützung von Solidar ihr Geschäftsmodell weiter und erstellten Businesspläne. 13 gründeten ein eigenes Unternehmen. 20 erhielten einen Kredit für den Auf- oder Ausbau ihres Unternehmens.

Einem Viertel der Beteiligten gelang es, seine Produktion zu steigern, und gut ein Drittel konnte das Einkommen erhöhen.

Gesundheitsschutz 115 ArbeitgeberInnen – 50 Männer und 65 Frauen – nahmen an Weiterbildungen zur Arbeitssicherheit teil. Danach installierten sie Ventilatoren und verteilten Handschuhe, Atemmasken, Ohrstöpsel und Arbeitsschuhe an die Kinder. Dies führte zu einer Reduktion der Arbeitsunfälle. Die Verteilung von Erste-Hilfe-Sets in den Betrieben verbesserte die Versorgung bei kleinen Verletzungen.

In die Schule statt zur Arbeit In den Vorschulen von Solidar Suisse bekamen viele der arbeitenden Kinder die nötigen Kenntnisse, damit sie in eine offizielle Schule wechseln konnten. Von 538 Kindern in den Vorschulen wurden 238 SchülerInnen – 113 Jungen und 125 Mädchen –

Es geht weiter In einem neuen Projekt werden die innovativen Unterrichtsmethoden der Solidar-Schulen den LehrerInnen an staatlichen Schulen vermittelt, um allen Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen.

erfolgreich in öffentliche und Privatschulen integriert. Von ihnen arbeiten 185 Kinder – 102 Mädchen und 83 Jungen – nicht mehr.

Kindgerechter Unterricht 16 LehrerInnen der öffentlichen Schule erhielten eine Weiterbildung, damit sie ihren Unterricht kind­gerechter und ohne Körperstrafen gestalten.

Später erzählten Teilnehmende, dass sie die Kinder jetzt nicht mehr schlagen, wenn sie Fehler machen, und stattdessen mit ihnen sprechen. Die beteiligten Schulen führten Elternabende ein, was die Haltung der LehrerInnen positiv beeinflusste und zum Konfliktmanagement im Unterricht beitrug.

Foto: Usman Ghani

Beteiligung Es wurde je ein Komitee für Eltern, ArbeitgeberInnen, Kinder und Basisorganisationen gebildet.

Die Beteiligten erhielten Informationen über Kinderrechte und die Wichtigkeit der Schule und konnten ihre Anliegen einbringen. Dies ermutig­ te die Kinder, motivierte die Eltern, ihre Kinder zur Schule zu schicken, und überzeugte Arbeit­ geberInnen, ihre Haltung zu Kinderarbeit zu überdenken und erste Veränderungen einzuleiten.

Kinder beim Unterricht in einer Vorschule.

Sensibilisierung 5086 Menschen – 3035 Frauen, 1565 Männer und 486 Kinder – nahmen an Sensibilisierungsveranstaltungen zu Kinderrechten und Kinderschutz, Bildung, Gleichstellung, Arbeitsrechten und Sicherheit am Arbeitsplatz teil. Das grössere Verständnis für die Bedeutung von Bildung bewirkte einen starken Rückgang der Kinderarbeit.

Versorgung In enger Zusammenarbeit mit Basisorganisationen wurden an Treffen mit 65 RepräsentantInnen der lokalen Behörden konkrete Probleme wie die Abwasserversorgung oder der Bau eines Spitals diskutiert. Familien wurden unterstützt, Geburts­ urkunden zu beantragen, die eine Voraussetzung für den Schulbesuch sind.

So arbeitet Solidar Suisse 11

DIE KNACKNUSS SIND DIE VÄTER Jalvat Ali hat im Projekt gegen Kinderarbeit in Pakistan grosse Herausforderungen gemeistert und beglückende Erfolge erlebt.

Text: Jalvat Ali, Projektkoordinatorin der Solidar-Partnerorganisation Labour Education Foundation, Foto: Usman Ghani

Wenn die Eltern anständige Löhne hätten, müssten die Kinder nicht arbeiten. Davon sind wir aber weit entfernt, denn zum Leben braucht eine Familie das Doppelte des pakistanischen Mindestlohns von 107 Franken pro Monat.

Jalvat Ali Noch weniger verdienen mit 35 bis 40 Franken die Frauen, die zu Hause arbeiten. Trotzdem wollen viele Männer ihre Ehefrauen nicht ausser Haus arbeiten lassen. «Wenn beide verdienen, könnt ihr besser überleben», versuchten wir die Männer zu überzeugen, ihre Frauen unsere Geschäftsführungskurse besuchen zu lassen. Denn die meisten Frauen würden gerne arbeiten gehen. Manche Männer weigerten sich, andere waren offen – oder änderten mit der Zeit ihre Haltung. Wenn ich jetzt durchs Quartier gehe, sprechen mich manchmal ehemalige KursteilnehmerInnen an, um mir zu danken: «Ihr habt uns die Augen geöffnet. Nun arbeiten wir beide, unsere Kinder gehen zur Schule, und wir sind glücklich.» Das gibt mir das Gefühl, etwas zu bewirken.

uniform selbst bezahlen, was sich viele nicht leisten können. Auch ist die Unterrichtsqualität schlecht, die Kinder werden gedemütigt und geschlagen.

Deshalb führen wir Trainings für LehrerInnen durch, um sie über Kinderrechte zu informieren und ihnen die interaktiven Methoden der Solidar-Schulen zu vermitteln – obwohl das eigentlich Aufgabe der Regierung wäre. Sie steht unseren Aktivitäten wohlwollend gegenüber, ihre Prioritäten liegen jedoch weder beim Bildungssystem noch bei den ArbeiterInnen.

Von Geburt an diskriminiert Die Diskriminierung von Mädchen und Frauen be­ ginnt bereits bei der Geburt. Jungen werden freudig empfangen, Mädchen vernachlässigt. Zur Arbeit werden Mädchen wie Jungs geschickt, aber nicht zur Schule. «Wozu? Sie heiraten ja sowieso», meinten die Eltern, wenn wir sie aufforderten, die Mädchen zur Schule zu schicken. Wir erklärten ihnen, dass eine gebildete Frau besser für ihre Familie sorgen kann – und dann vielleicht den Eltern Geld schickt. Die grösste Herausforderung war, die Väter zu überzeugen. Nur wenn sie Ja sagen, kann das Mädchen zur Schule gehen.

Obwohl Bildung laut Gesetz obligatorisch und kostenlos ist, müssen die Eltern Hefte und Schul­

waren kooperativer, und was wir hier sahen, war oft schockierend: kaum Licht, keine Belüftung, keinerlei Schutzkleidung. Einige ArbeitgeberInnen reagierten auf unsere Interventionen, montierten Licht oder Ventilatoren und liessen die Kinder die Solidar-Schulen besuchen, ohne ihren Lohn zu kürzen. Diese sind ganz anders als die öffentlichen Schulen: Mit Blumen und Bildern geschmückt, bieten sie ein kinderfreundliches Umfeld und Unterrichtszeiten, die arbeitenden Kindern den Besuch ermöglichen.

Die SchülerInnen lernen, wie sie sich vor Gewalt und Übergriffen schützen können. Dass es uns gelungen ist, viele Kinder in die öffentliche Schule zu integrieren, freut mich sehr. Denn nur wenn Kinder zur Schule gehen, haben sie eine Perspektive.

ArbeitgeberInnen ins Boot holen Auch stiessen wir bei unserem involvierenden An­satz, Eltern, Arbeitgebende, Kinder und die Gemeinschaft in Komitees zu organisieren, bei den Arbeit­ geberInnen zum Teil auf Granit. Es war sehr schwierig, sie davon zu überzeugen, dass wir nicht von den Behörden kommen. Die grösseren liessen uns nicht einmal ihre Fabrik anschauen. Die kleineren

Wenn die Eltern anständige Löhne hätten, müssten die Kinder nicht arbeiten.

12 Nachgefragt

ARMUT UND SCHLECHTE SCHULEN Saeed Watto leitet das Regierungsprogramm für die Eliminierung von Kinder- und Zwangsarbeit im Punjab. Wir wollten wissen, was er als Ursache von Kinderarbeit sieht und was er dagegen tut.

Interview: Katja Schurter, verantwortliche Redaktorin der Solidarität, Foto: zvg

nicht glauben, dass ihre Kinder bessere Aussichten auf Arbeit haben, wenn sie zehn statt fünf Jahre zur Schule gehen. Die vielen arbeitslosen Jugendlichen mit Diplom tragen nicht dazu bei, diesen Eindruck zu widerlegen.

Saeed Watto

NACHGEFRAGT

Wie gross ist das Problem Kinderarbeit in Pakistan?

Gross. Etwa ein Drittel aller Kinder – das heisst 22,6 Millionen – geht nicht zur Schule. Und die grosse Mehrheit dieser Kinder arbeitet.

Was sind die Hauptursachen?

Zwei Dinge kommen zusammen: einerseits die Armut, andererseits sehen die Eltern nicht ein, warum ihre Kinder mehr als vier oder fünf Jahre zur Schule gehen sollen. Viele Kinder brechen die Schule nach ein paar Jahren ab, um zu arbeiten.

Welche Massnahmen ergreift die Regierung, um Kinderarbeit zu bekämpfen?

Unsere Strategie ist die Verbindung von Schulund Berufsbildung. Hier gibt es eine gesetzliche Hürde: Kinder können erst nach acht Jahren Schule eine Berufsausbildung machen. Doch die Realität ist, dass die grosse Mehrheit nicht einmal die Primarschule abschliesst. Zwölfjährige, die nie zur Schule gingen, müssen ins Bildungssystem aufgenommen werden. Wir wollen deshalb Gesetzesänderungen vorschlagen, um dies zu ermöglichen.

Die Eltern sehen nicht ein, warum ihre Kinder mehr als vier oder fünf Jahre zur Schule gehen sollen.

Aber gibt es nicht auch arbeitende Kinder, die nie zur Schule gingen?

Natürlich gibt es Kinder zwischen fünf und neun, die ausschliesslich arbeiten. Doch die Mehrheit der 10- bis 14-Jährigen hat einmal die Schule besucht. Das Problem der öffentlichen Schule in Pakistan ist, dass Frontalunterricht vorherrscht und die Kinder nicht belohnt werden.

Heute kümmert sich das Arbeitsministerium nur um Kinderarbeit, das Bildungsministerium nur um die formelle Bildung etc. Wir möchten die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Behörden stärken, sodass wichtige Entscheidungen besser abgestimmt und koordiniert werden.

Wir haben immer wieder gehört, dass die Kinder geschlagen werden und sich viele Eltern Schulhefte und -uniform nicht leisten können.

Körperstrafen sind gesetzlich verboten, das wird kontrolliert. Die Schule ist kostenlos, auch Schul­ uniform, Bücher und Hefte werden gratis abgegeben. Unser Hauptproblem ist, dass die Eltern

Finden Sie Interventionen wie das Solidar-Projekt hilfreich?

Solidar Suisse hat die informelle Bildung mit innovativen pädagogischen Methoden vorangebracht und eine grossartige Arbeit bei der Sensibilisierung von Arbeitgebenden, Eltern, Kindern und LehrerInnen geleistet. Von diesen Modellen wollen wir lernen.

Foto: Solidar

APPELL AN DEN FIFA-PRÄSIDENTEN

Foto: Katie Simmons-Barth

Festgehalten 13

SOLIDAR ENGAGIERT SICH WEITER­H IN IN NICARAGUA

AUSTAUSCH FÜR GEMEINDEN Anfang Mai lud Solidar Suisse Gemeinden zum Austausch über nachhaltige Beschaffung ein.

Die Teilnehmenden diskutierten über die Probleme, die sich ihnen bei der konkreten Umsetzung stellen, und lernten gegenseitig von den Erfahrungen.

Die vorbildliche Gemeinde Ittigen stellte ihre Richtlinien und Arbeitsinstrumente vor, es gab Informa­ tionen zu den rechtlichen Grundlagen, und Solidar zeigte auf, welche Auswirkungen es auf die ArbeiterInnen im Süden hat, wenn bei der Beschaffung nicht auf Nachhaltigkeit geachtet wird. Einige TeilnehmerInnen betonten, dass das Gemeinderating von Solidar Suisse zum nötigen politischen Druck beiträgt, damit sich die Gemeinden bewegen. www.solidar.ch/gemeinderating

Seit April 2018 wurden in Nicaragua bei Protesten gegen die Regierung über 200 Menschen getötet.

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza hat angesichts der Situation ihre Zusammenarbeit mit der Regierung sistiert. Das Koordi­ nationsbüro von Solidar Suisse vor Ort ist von diesem Entscheid nicht betroffen und unterstützt mit seinen Partnerorganisationen weiterhin die Benachteiligten und die Zivilgesellschaft in Nicaragua. Ausserdem engagiert sich Solidar Suisse im Rahmen der Zentralamerika-Plattform, einer Allianz von 20 Schweizer Hilfswerken, für eine friedliche Lösung des Konflikts.

FESTGEHALTEN

Foto: zvg

Auf dem Papier entwickelt sich die Fifa punkto Einhaltung der Menschenrechte kontinuierlich weiter. So hat sie neben neuen Anforderungen an die WM-Austragungslänger einen Beschwerdemecha­ nismus für MenschenrechtsaktivistInnen und Medien­ schaffende eingeführt. Doch während einige FifaMitarbeitende ernsthaft daran arbeiten, bekennt sich der Präsident nie öffentlich zur statutarisch verpflichtenden Einhaltung der Menschenrechte. Eher fällt er durch zuwiderlaufende Äusserungen auf.

Solidar hat deshalb zum WM-Start einen Filmappell an Gianni Infantino lanciert. 3376 Personen haben den Fifa-Präsidenten aufgefordert, endlich für die Einhaltung der Menschenrechte einzustehen. Die Fifa wies den Appell zurück. www.solidar.ch/appell

Eine Arbeiterin beim Nähen in einer Textilfabrik in Laos.

ERHÄLT NACHHALTIGE BESCHAFFUNG ENDLICH EINE GESETZLICHE GRUNDLAGE? Geht es nach dem Nationalrat, können bald soziale Mindestnormen bei der Beschaffung eingefordert werden.

HINGESCHAUT

Text: Katja Schurter, Foto: Jean-Pierre Pellissier, ILO

In den letzten Monaten war Solidar Suisse öfters im Bundeshaus anzutreffen. Bei der Revision des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) setzten wir uns dafür ein, dass die öffentliche Hand bei ihren Einkäufen auf Nachhaltigkeit achten muss. Gemeinsam mit der NGO-Koalition öffentliche Beschaffung suchten wir immer wieder das Gespräch mit den ParlamentarierInnen.

Wie wichtig nachhaltige Beschaffung ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Bund, Gemeinden und Kantone kaufen jährlich für 40 Milliarden Franken Waren und Dienstleistungen ein. Als Grosskonsumentin hat die öffentliche Hand eine besondere Verantwortung, dafür zu sorgen, dass bei der Herstellung von Uniformen, Pflastersteinen oder Computern keine ArbeiterInnen ausgebeutet werden.

In der Realität tut sie dies jedoch allzu häufig nicht: Bei vielen im Ausland eingekauften Gütern sind miserable Löhne, überlange Arbeitszeiten und gefährliche Arbeitsbedingungen an der Tagesordnung. Zwar ist bereits heute mindestens die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO im Gesetz festgeschrieben. Diese verbieten Zwangsarbeit, Kinderarbeit und Diskriminierung und gewähren die Gewerkschaftsfreiheit. Wichtige arbeitsrechtliche Aspekte, bei denen es im Fabrikalltag oft zu Missständen kommt, sind jedoch nicht abgedeckt: zum Beispiel

Arbeitsbedingungen, welche die Gesundheit nicht ge­fährden, Arbeitsverträge, ein existenzsichernder Lohn und das Verbot überlanger Arbeitszeiten.

Verankerung sozialer Mindestnormen Mitte Juni konnten wir im Nationalrat zumindest einen Teilerfolg verbuchen. Beim Gesetzesentwurf des Bundesrats bestand die Gefahr, dass die Nachhaltigkeit toter Buchstabe bleibt: Er verankerte zwar Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen – sozial, ökologisch und ökonomisch – im Zweckartikel, spezifizierte sie jedoch in den Artikeln zum konkreten Vorgehen kaum. Nun gelang es, einen Paragrafen zu integrieren, der endlich eine gesetzliche Grundlage für strengere Nachhaltigkeitskriterien bietet.

Auch wenn es sich dabei leider nur um eine Kann-Formulierung handelt, bedeutet dies dennoch einen Fortschritt. Denn bisher bewegten sich Beschaffende wegen der fehlenden Gesetzesgrundlage auf dünnem Eis, wenn sie sozial nachhaltig einkaufen wollten. So bestand die Gefahr, dass ein Unternehmen, das den Zuschlag nicht erhielt, weil es die Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllte, vor Gericht das Auswahlverfahren in Frage stellen konnte.

Solidar Suisse engagiert sich nun dafür, dass auch der Ständerat der Verankerung der Nachhaltigkeit im Gesetz zustimmt: damit keine ArbeiterInnen mehr mit Steuergeldern ausgebeutet werden.

Hingeschaut 15

HILFE FÜR FLÜCHTLINGE UND EINHEIMISCHE Die Situation der Rohingya in den Flüchtlingslagern in Bangladesch ist prekär.

Es braucht mehr als die Deckung ihrer Grundbedürfnisse.

Text und Foto: Helmut Rählmann, Programmverantwortlicher Humanitäre Hilfe bei Solidar Suisse

«Wir haben unseren Sohn verloren», erzählt Daw Kyi*, «er wurde von den Soldaten umgebracht, als sie uns aus unserem Dorf in Myanmar vertrie­ ben haben.» Die alte Frau ist schlecht auf den Beinen, die Flucht nach Bangladesch muss für sie beschwerlich gewesen sein. Hier lebt sie nun mit ihrem Mann im Flüchtlingscamp in Cox’s Bazar, im Süden von Bangladesch. Sie zeigt uns ihre Unter­ kunft, gebaut von Solidar Suisse. Sie ist einfach, bietet jedoch Schutz vor Sonne, Wind und Regen.

Der Monsun hat die Wege im Flüchtlingscamp auf­ geweicht, der Schlamm klebt an Füssen und Schu­ hen. «Bei jedem Schritt drohen wir im Schlamm auszurutschen», meint die alte Frau. Im Camp ha­ ben die Flüchtlinge Zugang zum Nötigsten: saube­ res Trinkwasser, bescheidenes Essen, Latrinen und Gesundheitsversorgung. Viele Unterkünfte stehen an steilen, erdrutschgefährdeten Hängen, sie müssen gegen die Wirbelstürme stabilisiert und die sanitären Anlagen erweitert werden.

Besonders schwierig ist die Situation für Frau­ en. Weil sie die weitverbreitete Gewalt im Camp fürchten, verlassen sie ihre Hütten kaum. Inzwi­ schen wurden «Woman and child friendly spaces» eingerichtet, wo sie sich treffen und austauschen können. Hier werden diverse Beratungen und psychologische Hilfe angeboten – und von Frau­ en jeden Alters rege besucht. Viele haben auf der Flucht Schreckliches erlebt.

Spannungen vermeiden Zu Beginn der humanitären Krise nahmen die Ein­ heimischen die Flüchtlinge freundlich auf, inzwi­ schen gibt es jedoch Spannungen. Denn viele BewohnerInnen von Cox’s Bazar leben selber in prekären Verhältnissen. Ihre Häuser sind kaum komfortabler als die rudimentären Unterkünfte im Camp. Sie kochen mit Brennholz, das sie in den umliegenden Wäldern finden. Doch mit der Ankunft von mehr als 700 000 Flüchtlingen wurden die um­ liegenden Wälder in kürzester Zeit abgeholzt, was * Name geändert

das Brennholz stark verteuert hat. Einheimische berichten, dass das Lohnniveau wegen der «billigen Arbeitskräfte» aus Myanmar massiv gesunken sei. Denn in der Not suchen viele Flüchtlinge trotz Verbot eine Arbeit.

«Wir sind zu einer Minderheit geworden», erzählt Khaleda Beguum* aus dem Dorf Paljong Khat, in dem 38 000 Menschen leben, neben einem Lager mit 655 000 Flüchtlingen. «Viele Lebensmittel sind doppelt so teuer wie vor der Krise. Oft können wir uns nur noch eine Mahlzeit am Tag leisten.»

In einer ersten Hilfsaktion hat Solidar für gut 2800 Flüchtlinge Unterkünfte und Latrinen erstellt und den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht.

In der nächsten Phase unterstützen wir neben Flüchtlingen auch die einheimische Bevölkerung, um die Spannungen zu mindern und Verständnis und Toleranz zu fördern. Solidar Suisse wird Frauen und Männer aus den umliegenden Gemeinden ausbilden und ihnen helfen, Geschäftsmodelle zu entwickeln und die Qualität ihrer Produkte zu steigern, damit sie neue KundInnen gewinnen und ihr Einkommen erhöhen können.

Daw Kyi und ihr Mann sind froh, nach ihrer beschwerlichen Flucht ein Dach über dem Kopf zu haben.

16 Anpacken

KOMPROMISSLOS FÜR SOZIALE GERECHTIGKEIT Als Anwalt einer Schweiz, die ihre Verantwortung übernimmt in der Globalisierung, von der nicht alle gleich profitieren, setzt der neue Präsident Carlo Sommaruga seine Expertise und sein Netzwerk für die Ziele von Solidar Suisse ein.

Text: Lionel Frei, Fotos: Lukas Lehmann

ANPACKEN

«Als Präsident von Solidar Suisse ist meine Aufgabe auch, den isolationistischen Tendenzen der Schweiz entgegenzutreten.» Carlo Sommarugas Überzeugung basiert auf einer profunden Analyse der globalen Probleme. Für ihn kann es keine Entwicklung der Menschheit geben ohne eine soziale Globalisierung, die Rechtsstaatlichkeit und eine gerechte Verteilung der Ressourcen einschliesst. Sein Kommentar zur aussenpolitischen Situation der Schweiz ist so ernst wie scharfsichtig: «Wir leben in einer besorgniserregenden Zeit.

Die Schweiz und die internationale Gemeinschaft haben die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) verabschiedet, die ein nachhaltiges Wachstum für jede und jeden anstreben. Doch die politischen Mehrheiten im Land haben eine utilitaristische Vision der Entwicklungszusammenarbeit und kürzen gleichzeitig ihr Budget.» Sprich, Entwicklungszusammenarbeit soll der schweizerischen Wirtschaft

dienen und die Migration nach Europa eindämmen.

Der Wahlgenfer ist weit davon entfernt aufzugeben: Seine Worte sind eine Kampfansage.

Ein Leben für die Solidarität Seit 2003 ist Carlo Sommaruga SP-Nationalrat, er sass in dieser Zeit in verschiedensten Kommissionen, unter anderem der Aussenpolitischen Kommission, und hat ein weitverzweigtes Netzwerk in Bern geknüpft. Durch sein Engagement in Hilfswerken und bei ParlamentarierInnenreisen in fragile Staaten hat er viel Erfahrung in der internationalen Solidarität. «Es ehrt mich, dass ich zum Präsidenten von Solidar Suisse gewählt worden bin.

Die sozialistische und gewerkschaftliche DNA der Organisation entspricht meinen persönlichen Überzeugungen. Ich schätze ihren Ansatz, die Rechte der Ärmsten zu verteidigen, damit sie sich selbst ein würdiges Leben aufbauen können», erklärt er seine Affinität für Solidar. «Ich möchte meine Beziehungen zu Abgeordneten und Behörden – insbesondere zur Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza und zum Seco – für Solidar Suisse nutzen.» Zweifellos wird er als Romand zur Stärkung der Verankerung von Solidar Suisse in der französischsprachigen Schweiz beitragen.

Schiffsjunge bei der Handelsmarine Was hat zu diesem langjährigen Engagement ge­ führt, das für ihn so selbstverständlich zu sein scheint? Am Anfang stand eine Reise nach Latein­ amerika, zu Beginn der 1980er Jahre: «Zwei Wochen nach der Matur ging ich als Schiffsjunge zur Handelsmarine. So reiste ich nach Lateinamerika und entdeckte die Realität des Kontinents von Nord bis Süd: brasilianische Favelas, bolivianische KleinbäuerInnen, afrokolumbianische Marginalisierte, kämpfende Menschen in Nicaragua.» Nach seiner Rückkehr nach Genf begann er sogleich, sich

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tionalrat einen Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative angenommen. Wird er auch vom Ständerat verabschiedet, werden Schweizer­ Unternehmen endlich dazu verpflichtet, die Menschenrechte bei Geschäften im Ausland einzuhalten. «Seit Jahrzehnten kämpfen wir ge-

Ich schätze den Ansatz von Solidar Suisse, die Rechte der Ärmsten zu verteidigen, damit sie sich selbst ein würdiges Leben aufbauen können.

zu engagieren. Zuerst in der Solidaritätsbewegung, später als Präsident von Genève Tiers-Monde, die sich dafür engagiert, dass Genf 0,7 Prozent seines BIP für die Entwicklungszusammenarbeit einsetzt, dann im Vorstand von Swissaid. Neben diesem Engagement studierte er Jus, wurde Anwalt und war als solcher 17 Jahre lang für den MieterInnenverband tätig.

Die Menschenrechte voranbringen Sein Know-how als Jurist hilft ihm auch bei einer für Solidar zentralen Debatte im Parlament: In der letzten Sitzung der Sommersession hat der Na-

gen die Missbräuche der Multis, und es ist uns gelungen, die Bevölkerung für dieses Problem zu sensibilisieren. Auch Solidar Suisse hat dazu beigetragen. Heute ist eine grosse Mehrheit der SchweizerInnen bereit, Ja dazu zu sagen, dass die Multis die Menschenrechte einhalten müssen.

Diese Tatsache hat den Druck auf die opponierenden Wirtschaftskreise so weit erhöht, dass sie einen ersten Kompromiss des Gegenvorschlags mit klarer Mehrheit akzeptiert haben.» Sommaruga macht eine Pause und betont jedes Wort: «Wenn er in Kraft tritt, ist dies ein erster Schritt. Doch wir müssen aufmerksam bleiben, damit die Umsetzung­auch die erwünschte Wirkung hat.» Mehrere Jahrzehnte des Kampfs – von Genf nach Bern – zugun­sten der Benachteiligten in den Ländern des Südens wie in der Schweiz haben ihn gelehrt, dass nichts jemals definitiv gewonnen ist. Ein Grund mehr, den Kampf weiterzuführen.

18 Sudoku und Medienschau

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1. Preis «Leute machen Kleider. Eine Reise durch die

globale Textilindustrie» von Imke Müller-Hellmann 2. Preis ein Tuch aus Burkina Faso 3. Preis ein T-Shirt des Solidar-Projekts LanzArte in Bolivien Einsendeschluss ist der 21. September 2018. Die Namen der GewinnerInnen werden in der Solidarität 4/2018 veröffentlicht. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeitende von Solidar Suisse.

Das Lösungswort des Rätsels in Solidarität 2/2018 lautete «Mitkämpfen».

Pierrette Mikic aus La Chaux-de-Fonds hat einen Kaschmirschal, Regula Caflisch aus Avers am Bach ein Notizbuch aus handgeschöpftem Papier und Susanne Schenda aus Jona Kaffee aus Nepal gewonnen.

Wir danken den Mitspielenden für die Teilnahme.

Lösungswort:

MEDIENSCHAU

Das Lösungswort ergibt sich aus den schraffierten Feldern waagrecht fortlaufend, nach folgendem Schlüssel: 1 = R, 2 = N, 3 = B, 4 = D, 5 = E, 6 = K, 7 = T, 8 = I, 9 = A Schicken Sie das Lösungswort an Solidar Suisse – mit einer Postkarte oder per E-Mail an: kontakt@solidar.ch, Betreff «Rätsel».

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Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9.

Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 × 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Der harte Markt der Hilfe Radio SRF 1, 3. 7. 2018

Entwicklungshilfe NZZ, 21. 6. 2018

Die humanitäre Hilfe steht vor grossen Herausforderungen: Die Spenden halten nicht mit dem grossen Bedarf an Hilfe Schritt, die Krisen werden immer komplexer und der Zugang zur betroffenen Bevölkerung wird schwieriger. Die Schweizer Hilfswerke gehen diese Herausfor­ derungen unterschiedlich an.

«Ein wichtiger Punkt ist, die örtlichen Mitarbeiter und Partner noch stärker in die Verantwortung einzubeziehen», sagt Christian Gemperli, Leiter humanitäre Hilfe bei «Solidar Suisse» – weltweit gesehen einem eher kleinen Hilfswerk. Für die kleinen und mittleren Hilfswerke wird es schwierig, die hohen administrativen Anforderungen der grossen Geldgeber zu erfüllen. Sie können dafür mit einem hohen Spezialisierungsgrad punkten.

Philipp Aerni bemüht eine reduktionistische Sicht auf das Nachhaltigkeits­ziel 8 der Uno (NZZ, 15. 6. 18): «Wachstum durch Unternehmertum» soll Armut und Ungleichheit weltweit beseitigen.

Er blendet dabei die sozialen und Nachhaltigkeitsaspekte der Uno-Agenda 2030 aus und unterschlägt zentrale Aussagen von Ziel 8: «Menschenwürdige Arbeit für alle und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umwelt­ zerstörung.» Welch fatale Wirkung eine solch isolierte Wachstumsdoktrin entfaltet, konnten wir in den letzten Jahrzehnten zur Genüge erfahren: Globale Ungleichheit, Übernutzung von Ressourcen und Klimawandel sind die Folge. Wer sich weigert, die Ursachen von Ungleichheit und die natürlichen Grenzen unseres Planeten zu erkennen, ist kaum an einer nachhaltigen globalen Entwicklung interessiert.

Leserbrief von Felix Gnehm, Direktor Solidar Suisse

Chinhun Tra muss keine Blumen mehr verkaufen SRF 1, 29. 4. 2018 Hunderttausende Menschen aus Kambodscha arbeiten illegal im Nachbarland Thailand, darunter viele Kinder. Chinhun Tra ist eines von ihnen. Als die Polizei sie erwischte, tauchte die Mutter unter. Heute lebt Chinhun Tra in Kambodscha und kann zur Schule gehen. Auch dank der Unterstützung von Solidar Suisse. www.srf.ch/mitenand

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erhält. Und Sie entscheiden, ob Sie – über Ihre Familie hinaus – noch andere Menschen oder Organisationen begünstigen und so in der Zukunft weiterwirken möchten.

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Wenn ja, dann haben wir unser Ziel erreicht, denn wir möchten hier Tabuthemen rund um den Tod ansprechen.

Text: Christof Hotz, Foto: www.im-letzten-hemd.de Nachdenken Film und Fernsehen zelebrieren bis ins widerlichste Detail, wie man Menschen tötet. – Andererseits verdrängen gemäss einer Studie 63 Prozent der Frauen und sogar 75 Prozent der Männer die Auseinandersetzung mit dem Lebensende. Deshalb greifen wir das Thema auf und ermutigen Sie, das Unvermeidliche mit offenen Augen zu akzeptieren. Dazu gehören unseres Erachtens auch Gedanken darüber, was man aufgeschoben hat und was man ändern möchte. Denn 94 Prozent der SchweizerInnen sagen beim Rückblick auf ihr Leben, sie hätten sich für einiges zu wenig Zeit genommen.

An erster Stelle stehen dabei Reisen und Abenteuer.

Vorsorgen Bei diesen Themen bietet eine gute Vorbereitung echte Entlastung für Sie und Ihre Nächsten. Die Frage, was geschieht, wenn Sie infolge eines Unfalles oder einer Krankheit urteilsunfähig werden, kann mit einem rechtsgültigen Vorsorgeauftrag so weit geklärt werden, dass Entscheidungen in Ihrem Sinne und nicht durch eine Behörde gefällt werden.

Weiter entlastet eine Patientenverfügung Ihre Angehörigen von Entscheidungen über Leben und Tod. Mit einem korrekten Testament haben Sie es in der Hand, die Wirkung Ihres Vermächtnisses genau zu planen. Im Rahmen des gesetzlich Möglichen können Sie bestimmen, wer wie viel

Anpacken Wir wünschen Ihnen Mut und Kraft, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und Ihre eigene Lösung zu finden. Sprechen Sie mit Menschen, die Ihnen nahestehen, suchen Sie Antworten bei Ihrer Ärztin oder einem Experten für Nachlässe bzw. Erwachsenenschutz. Und informieren Sie sich in den Solidar-Merkblättern oder persönlich bei mir. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme unter 044 444 19 45 oder christof.hotz@solidar.ch! www.solidar.ch/vorsorge Wir danken der Privaten Trauerakademie Fritz Roth Sie hat uns die Bildmotive aus ihrer Ausstellung «Im Letzten Hemd» kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung überträgt die Tradition des Totenhemdes im häuslichen Wäscheschrank vergangener Zeiten – das als Memento Mori an das Unausweichliche erinnert – auf das Hier und Jetzt: 50 ganz unterschiedliche Menschen wählten dafür ihr ganz eigenes «Letztes Hemd» und liessen sich einmal sehr lebendig und einmal im Gedanken an ihren eigenen Tod porträtieren.

Mehr über das Projekt und die Wanderausstellung erfahren Sie unter www.im-letzten-hemd.de Fotograf: Thomas Balzer

MITMACHEN + GEWINNEN

WI N

Beratung durch die Firma VoBox AG im Wert bis zu CHF 1740.– Siehe Karte oder www.solidar.ch/wettbewerb Die Firma VoBox AG stiftet den wertvollen Preis: eine umfassende Beratung bis zum Erstellen der zugehörigen Dokumente und deren sichere Aufbewahrung für ein Jahr.

Die VoBox AG ist spezialisiert auf Vorsorgeaufträge, die dem neuen Erwachsenenschutzrecht entsprechen und von der KESB anerkannt werden. www.vobox.ch

IMPRESSUM Herausgeber Solidar Suisse, Quellenstrasse 31, Postfach 2228, 8031 Zürich, Tel. 044 444 19 19, E-Mail: kontakt@solidar.ch, www.solidar.ch Postkonto 80-188-1 Mitglied des europäischen Netzwerks Solidar Redaktion Katja Schurter (verantwortliche Redaktorin), Marco Eichenberger, Lionel Frei, Eva Geel, Cyrill Rogger

Layout artischock.net Übersetzungen Milena Hrdina, Katja Schurter, Jean-François Zurbriggen Korrektorat Jeannine Horni, Catherine Vallat Druck und Versand Unionsdruckerei/subito AG, Platz 8, 8201 Schaffhausen Erscheint vierteljährlich, Auflage: 37 000 Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag

inbegriffen (Einzelmitglieder mindestens Fr. 70.–, Organisationen mindestens Fr. 250.– pro Jahr).

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Titelbild Ein Mädchen lernt rechnen in der Solidar-Vorschule im pakistanischen Lahore.

Foto: Usman Ghani.

Rückseite Pack es an. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Tod. Foto: www.im-letzten-hemd.de

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Wir wissen, es ist nicht einfach, sich mit etwas zu beschäftigen, das kaum vorstellbar ist. Trotzdem laden wir Sie ein, sich jetzt mit dem Themenkreis Sterben, Tod, Vorsorge und Nachlass auseinanderzusetzen.

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