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Dr. Sprenger zum Thema „Wie krank ist unser Gesundheitssystem?”

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Herz und Verstand

Herz und Verstand

ser Perspektive ist jedes Gesundheitssystem ein Spiegelbild der Gesellschaft, finanziert von der Bevölkerung, mit unzähligen Akteuren, Rollen und Zuständigkeiten, Zahlungsströmen, Interessen, etc. Ein System mit einer hohen Komplexität.

Gemäß dem aktuellen Zielsteuerungsvertrag Gesundheit hat unser Gesundheitssystem zwei vorrangige Ziele:

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Systems, Personalmangel, Phänomene wie Unter-, Über- und Fehlversorgung, globale Veränderungen, eine zunehmende gesundheitliche und soziale Ungleichheit, etc.

Dr. Martin Sprenger Arzt & Gesundheitswissenschaftler

Die Antwort auf die Frage „Wie krank ist unser Gesundheitssystem?“ kommt auf die Perspektive der gefragten Person an. Jemand, der subjektiv der Meinung ist, eine exzellente Versorgung erlebt zu haben, wird sie anders beantworten als jemand, der das Gefühl hat, schlecht versorgt worden zu sein. Ein Intensivmediziner wird sie anders beantworten, als eine Pflegekraft, ein Soziologe, eine Gesundheitspolitikerin, ein Journalist, usw.

Martin Sprenger ist Arzt und Gesundheitswissenschaftler und hat im Klinikum Bad Gleichenberg versucht, die Frage aus einer systemischen gesundheitswissenschaftlichen, aus einer Public Health Perspektive zu beantworten. Aus die-

1) Dazu beizutragen, dass möglichst viele Menschen ein möglichst langes Leben bei guter Gesundheit und hoher Lebensqualität verbringen.

2) Dafür zu sorgen, dass alle Menschen jene Versorgung bekommen, die sie benötigen, in einer entsprechenden Qualität, an passender Stelle, zur richtigen Zeit. Damit diese Ziele erreicht werden, braucht jedes Gesundheitssystem die dazu notwendigen Strukturen, wie Krankenhäuser, ausreichend Personal, finanzielle Ressourcen, etc.

Ein „gesundes“ Gesundheitssystem sollte aber auch immer an den sich ständig veränderten Bedarf anpasst, geändert und verbessert werden. Im 21. Jahrhundert wird dieser Bedarf vor allem durch die rasante Zunahme an hochbetagten, oft chronisch kranken, sowie betreuungs- und pflegebedürftigen Personen deutlich steigen. Hinzu kommen viele weitere Herausforderungen wie die Finanzierbarkeit des

Martin Sprenger plädierte deshalb für eine stärkere Berücksichtigung des Themas Gesundheit in allen Politikbereichen, um Bedingungen herzustellen, die allen Menschen ein möglichst langes Leben in Gesundheit ermöglicht. Das fängt beim gesunden Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen und bei Investitionen in Bildung an, beinhaltet die Förderung einer gesunden Ernährung und Bewegungsräumen, die Stärkung der psychosozialen Gesundheit und des sozialen Zusammenhalts, die Schaffung von gesundheitsförderlichen Arbeitsund Lebensbedingungen, etc.

Es muss uns aber in Österreich auch gelingen, ein starkes öffentliches Gesundheitssystem zu erhalten und abzusichern. Unverzichtbar dafür sind attraktive Arbeitsplätze für Gesundheits- und Sozialberufe, eine Stärkung der wohnortnahen Versorgung, eine Aufwertung der Pflege, eine Steigerung der Gesundheitskompetenz der Bürger, aber auch eine neue Kultur der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems. Dieses ist kein immer verfügbarer, kostenlos zugänglicher Selbstbedienungsladen.

Ob unser Gesundheitssystem auch in Zukunft „gesund“ ist und die eingangs formulierten Ziele erreicht, hängt also auch von der Bevölkerung, von jedem Einzelnen ab. Wir können alle etwas dazu beitragen, manche mehr und manche weniger. Immer nur „die Anderen“ verantwortlich zu machen, greift sicher zu kurz.

Martin Sprenger ist

• Arzt und Gesundheitswissenschaftler

• Er leitet den Universitätslehrgang Public Health an der MedUni Graz und lehrt an zahlreichen Fachhochschulen und Universitäten

• Ist freier Unternehmensberater und war an verschiedenen nationalen und internationalen Gesundheits projekten beteiligt.

• Im Frühjahr 2020 war Sprenger vier Wochen lang Mitglied der CoronavirusTaskforce des österreichischen Gesundheits-und Sozialministeriums.

• Er ist Buchautor

• Er hat auch in den letzten beiden Jahren sehr intensiv aufgeklärt über „Verhältnismäßigkeit der CoronaMaßnahmen aus gesundheitlicher und rechtlicher Perspektive“, vor allem auch für Kinder.

Ausbildungsstopp trotz Pflegekräftemangel

Bei einer Pressekonferenz in Leoben, stellte eine Allianz aus Betriebsräten, Gewerkschaftern und Führungskräften die Ministerverantwortung in den Raum. Das 2016 beschlossene GuKG, führt zum Auslaufen der klassischen Ausbildung der Diplom Gesundheits- und KrankenpflegerInnen (DGKP) an den Krankenpflegeschulen, dies bereits mit 01.01.2024. Mit der neuen Ausbildungsordnung, können DGKP künftig nur noch als FH-Absolventen diesen Beruf, welcher das Rückgrat der Pflege in unserem Gesundheitswesen darstellt, er- greifen. Schon jetzt ist unbestritten: Mit den Absolventen/innen der FHBachelor-Lehrgänge allein, kann der Bedarf für den gehobenen Pflegedienst nicht ausreichend sichergestellt werden, sind sich die Praktiker aus dem Spitalswesen einig. Klargestellt wird, dass in den Krankenanstalten und Pflegeinrichtungen, sowohl FH-Absolventen wie auch klassisch ausgebildete Diplompfleger dringlichst gebraucht werden. Die Schließung einer dieser Ausbildungsschienen würde aber negative systemrelevante Folgen nach sich ziehen.

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