Lust auf Gut - München und drum herum 82

Page 52

Essay | Sabine Meister

„Der Weg ist das Ziel” wusste schon der chinesische Philosoph Konfuzius. Diesem Credo hat sich die mit Asien tief verbundene Unternehmensberaterin Sabine Meister verschrieben, und sie setzt dieses Lebensmotto konsequent nicht nur privat, sondern auch in ihrem Geschäftsleben um. Schon früh haben renommierte Topmanager Sabine Meister, die in Hong Kong Marketing und Kommunikationspsychologie studierte und zuerst als Marketingberaterin tätig war, konsultiert, um ihren eigenen Stil zu verfeinern. Neben ihren heutigen Schwerpunkten, der Entwicklung von Markenstrategien und der Durchführung von Transaktionen, kommt für Sabine Meister mit der Mediation eine ganz entscheidende Rolle hinzu: „Die heutige Geschäftswelt erfordert mehr als den bloßen Einsatz von Paragraphen, Geld und Macht; sie verlangt einen einfühlsamen Umgang mit dem Gegenüber. Das Respektieren des Partners dokumentiert Würde - und damit Stil. Guter Stil schafft Vertrauen und war von jeher die Grundlage eines jeden nachhaltigen Abschlusses”, erklärt die Beraterin weiter. Denn: Der Weg ist das Ziel.

052

Style ein wichtiger Katalysator ist. Stil schlägt Grenzpfähle ein, während Style das Terrain sondiert und erweitert. Style ist von hoher Relevanz für die Evolution des Stils. Falls demnächst ein eher exotisches Fashion Victim Ihren Weg kreuzen sollte: Bleiben Sie gelassen und honorieren Sie den Mut. Betrachten Sie es als Laborfall eines etwas zu unbekümmerten Forschers. Stil wirkt mühelos. Wie gesagt, basiert Stil meiner Meinung nach im Wesentlichen auf Reduktion. In der Praxis bedeutet das: Understatement. Zurückhaltung ist das A und O guten Stils. Dies gilt für alles; vor allem auch für die Intensität, mit der man seinen Stil der Außenwelt präsentiert. Stil kennt keine Show-Effekte. Stil bedeutet Souveränität – er wird mit Selbstverständlichkeit gelebt. Wer, wie in Londoner Nobelvierteln des Öfteren zu hören, seinen LuxusSUV als „Chelsea Tractor” herunterspielt, hat Stil verinnerlicht. Unvergesslich ist mir auch ein englischer Adeliger, der bei einem offiziellen Anlass unter quittengelben Hochwasser-Hosen flauschige grasgrüne Socken mit orangefarbenen Streifen trug. Ich weiß nicht, was mich mehr beeindruckte: Das erstaunliche Fashion Statement oder die unbekümmerte Nonchalance des Trägers. Stil ist eindeutig nicht nur eine Frage des „Was”, sondern auch des „Wie”. Stil und Persönlichkeit müssen deckungsgleich sein. Stil bedeutet Authentizität. Stil hat Würde. Audrey Hepburn erscheint in ihrem Audrey-Hepburn-Stil stimmig, Paris Hilton würde darin verkleidet wirken. Es ist das hinlänglich bekannte „Red-Carpet-Phänomen”, das wir von vielen Filmfestspielen oder Preisverleihungen kennen: Normalerweise hinreißend aussehende Schauspielerinnen wirken verkrampft in ihren übertriebenen Roben, die nicht zu ihnen passen. Der Buchtitel des Autors Gottfried Keller, „Kleider machen Leute”

ist meines Erachtens irreführend. Stil kann man nicht einfach überstülpen. Und es reicht auch nicht aus, wenn man seine Regeln sklavisch befolgt. Wahrer Stil hat Format, er hat Ästhetik und ist der äußere Ausdruck einer schönen Seele. Man hat Stil oder man hat ihn nicht; man kann ihn nicht kaufen. Stil braucht, wie die Liebe, eine innere Beteiligung. Stil muss man leben, und deshalb müssen Stil und Person eins sein - sonst ist alles nur Fassade. Stil hat Autorität. Stil entsteht nicht von selbst. Stil ist das Ergebnis einer Wahl – einer Wahl, die seit Jahrhunderten tagtäglich durchgeführt wird und in der immer wieder aufs Neue darüber abgestimmt wird, welche Art der Kleidung, des Auftretens und des Umgangs als vorbildlich und deshalb auch als erstrebenswert gilt. Aus der Fülle der Möglichkeiten filtert Stil das Wesentliche heraus. Stil heißt auch: ein ständiges Finetuning, eine konstante Optimierung. Stil steht täglich auf dem Prüfstand. Das gibt ihm, wie einem dauernd wiedergewählten Staatsoberhaupt, Autorität und Stärke. Stil ist einer der mächtigsten Verbündeten, die man im gesellschaftlichen Leben haben kann. Zusammenfassend meine ich: Stil und Style sind ein unzertrennliches Paar. Sie sind grundverschieden und ergänzen sich dennoch perfekt. Kein Style ohne Stil, kein Stil ohne Style. Stil ist der große, gut gepflegte Park, Style ist die Spielwiese darin. Stil ist der entspannte Sommerabend auf der eigenen Terrasse, wo man ganz bei sich ist, Style ist der Abenteuerurlaub, den man als Herausforderung braucht. Es ist spannend, sich zwischen beiden Welten zu bewegen. Egal, wo man sich verortet, das Credo von George Louis Leclerc Graf du Buffan gilt immer: „Le style c’est l’homme.” Armani würde jetzt sicher fragen: „Gibt es wirklich so wenige gute Menschen?”


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.