Genuss-Kultur | Weingut Schmidt
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Der Bodensee-Schmidt-Stil Es gibt Tage, da freust du dich ganz besonders, Gutmacher für „Lust auf Gut“ zu treffen. Deine Erwartungen sind hoch, deine Sinne schon aus eigenem Interesse geschärft und das Thema total spannend. Der Besuch auf dem Weingut Schmidt in Hattnau bei Wasserburg am Bodensee, war „so ein Tag“. Es war ein herzlicher Empfang vom Hausherrn und Gastgeber Eugen Schmidt, der mich in einem für mich vollkommen unerwarteten Pfälzer Dialekt begrüßte. Ich wurde hellhörig und dachte mir: „Welche Überraschungen hält der Mann noch für dich bereit?“. Völlig beeindruckend ist der Platz, an dem wir uns trafen: das „Pinot“. Ein wahr gewordener Traum von einem Genuss- und Aussichtsplatz, auf 450 Metern Meereshöhe gelegen, als raffinierte Holzkonstruktion harmonisch eingebettet auf einem sanft geschwungenen Hügel inmitten von Weinbergen. Der typische vorarlbergische Architekturstil von Lutz und Ludescher aus Bregenz ist sehr auffällig, ohne aufzufallen. Tische aus dem Bregenzer Wald, Stühle aus Leutkirch und fein geschreinerte Sitzbänke von der Lebenshilfe Dornbirn – Regionalität wird hier nicht zur Floskel, sondern gelebt. „Jeder akzeptiert die Expertise des anderen“, antwortete Eugen Schmidt auf die Frage nach den Herausforderungen dieses Bauvorhabens und des ganzen Bauverlaufs.. Ohne aufgeregt zu wirken, berichtete er von den Bauanträgen, der guten Zusammenarbeit mit den Ämtern und dem professionellen Arbeiten aller Handwerker. Diese zitierte Expertise nimmt man dem Mann gerne ab, wenn er beginnt, über „sein“ Thema zu sprechen und seine Lebensgeschichte zu erzählen. „Alles, was wir jetzt an Weinstöcken und Reben sehen, war früher nicht vorhanden. Das ganze Gebiet war voll mit Obstbäumen und grüner Wiese.“ „Früher“ heißt 1984 – das war die Zeit, als Eugen, Spross einer Pfälzer Weinbauernfamilie, an den Bodensee kam und mit seiner Frau Margret begann, den Boden zu bearbeiten und eine Familie zu gründen.
Margret Schmidt stammt aus einer Obstbauernfamilie, wie es viele am See gibt. Mit Weinanbau in diesem Teil des Bodensees hatten sie erst mal nichts im Sinn. Doch das änderte sich schnell. Man arbeitete sich in das Gebiet ein, analysierte, erkannte die Vorteile der Höhenlage, der schweren sandigen Lehmböden, der kalten Nächte und der heißen Tage. Eugen sprach voller Begeisterung von „cool climate“ und der Kombination aus mediterranem und kontinentalem Klima. Nun wurde es ganz klar: Der Mann ist durch und durch Profi in Sachen Weinanbau. Er wusste ganz genau, was er machte und auch zukünftig tun wird. Mit diesem Wissen und dem festen Willen und Glauben an das ehrliche Handwerk wurden die ersten Müller-Thurgau-Reben gepflanzt. Mittlerweile sind daraus 10 Hektar Rebfläche geworden. Klassische Sorten wie Grauburgunder, Weißburgunder, Spätburgunder etc. sind die Rebsorten der ersten Wahl und werden zu köstlichen, weit über die Region hinaus bekannten Weinen gekeltert. Sehr spannend wurde es, als wir auf das auffällige und ansprechende Logo zu sprechen kamen. „Das war mein Vater, der hatte die Idee und zeichnete eines Mittags am Tisch mit einem Füllfederhalter die Figuren, die das Tagwerk eines Weinbauers symbolisieren sollten, auf ein Papier. Keine Werbeagentur, keine fremden Ideengeber – wir haben schon immer alles selbst gemacht – früher sowie heute.“ Dieses Logo hält schon wieder die nächste tolle Geschichte bereit. Vom Rebenpflanzen und den typischen Arbeiten im Weinberg. Von der Frau in Tracht, die das Traditionelle und Bodenständige symbolisiert, von der goldenen Figur, die die Vermarktung zeigt.