Der Landrat geht

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Dienstag, 8. Februar 2011

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Schöttelndreier und die Schaumburger Identität Der Landrat hat das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schaumburger spürbar gestärkt / Orientierung in Heimat geboten VON SIGMUND GRAF ADELMANN Die niedersächsische Gebietsreform von 1977 legte die damaligen Landkreise Grafschaft Schaumburg und Schaumburg-Lippe zusammen zum neuen Landkreis Schaumburg. Das war für die Schaumburger mehr als nur ein Verwaltungsakt – es war eine Wiedervereinigung. Über 300 Jahre hatten die beiden Teilgebiete der alten Grafschaft Schaumburg unterschiedliche politische und gesellschaftliche Entwicklungen erlebt. Ab jetzt gab es wieder eine gemeinsame Geschichte. Mit Heinz-Gerhard Schöttelndreier als Landrat für den Kreis Schaumburg wurde die duale Verwaltung mit einem ehrenamtlichen Landrat und einem beamteten Oberkreisdirektor an der Spitze beendet. Bei der nun wachsenden Aufgaben- und Ämterfülle vermutete man, dass der Landrat mit Verwaltungsmanagement so ausgefüllt sein würde, dass die repräsentativen Aufgaben, wenn überhaupt, dann von stellvertretenden Landräten wahrgenommen werden müssten. Mancher wunderte sich, als Heinz-Gerhard Schöttelndreier nicht nur politische Themenschwerpunkte, wie zum Beispiel die Wirtschaftsförderung zu seiner Sache machte, sondern auch Kontakt zu den Menschen suchte. Wer die Sprache der Menschen spricht, ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und Heimat in einer zunehmend globalisierten Welt erkennt, kann sie für

Sigmund Graf Adelmann und die frühere Vorsitzende der Schaumburger Landschaft, Ute Bernhardt (Zweite von rechts) im Gespräch mit dem Landrat bei einem Kulturtermin. Fotos: rg (2)

Auf Du und Du mit Max und Moritz: Bekenntnis zur Schaumburger Identität. Leistungen in einer Solidargemeinschaft gewinnen. Eine gute Voraussetzung war, dass die Schaumburger ihre aktuellen, geschichtlichen und traditionellen Gemeinsamkeiten stärker empfinden als Menschen in vergleichbaren Regionen Niedersachsens. Heinz-Gerhard Schöttelndreier fasste das so zusammen: „Der Landkreis Schaumburg ist nicht der Landkreis Peine“. Er meinte damit eine Identität, die sich aus der Geschichte, der Kultur aber auch aus gemeinsamen Lebens- und Arbeitserfahrungen herausgebildet hat. Dabei ging es nicht nur um das Bedürfnis regionale Identität zu bewahren, Heimatgefühl zu vermitteln und ein Gegen-

gewicht zu bieten zu zunehmender Globalisierung und Entwurzelung, sondern die Identität zu stärken, das Zusammenwachsen der beiden Teile Schaumburgs zu fördern, nicht nur mit abstrakten Programmsätzen, sondern durch konkrete Mitarbeit, zum Beispiel in Natur-, Landschaftsund Denkmalschutz. Aus diesem Bewusstsein heraus setzte sich Heinz-Gerhard Schöttelndreier zum Beispiel ein für das Schulbuch „Schaumburger Land – eine kleine Landeskunde“, das jeder Schüler in der siebten Klasse kostenlos erhält. Ebenso machte er die Erhaltung historischer Bausubstanz und der Kulturlandschaft zum Thema. Auf

Landesebene wurde dem Landkreis bescheinigt, dass er federführend in der Förderung der Denkmalpflege sei. Doch auch neue Entwicklungen stärken das Gefühl der Verwurzelung in der Region, wie beispielsweise der Pop- und Rockwettbewerb „Made in Schaumburg“ oder soziokulturelle Projekte wie der „Schaumburger Friede“, bei dem es darum ging, dass möglichst viele Menschen aktiv mitmachen. All dies hat das Schaumburger Zusammengehörigkeitsgefühl spürbar gestärkt und wäre ohne die Tatkraft des Landrats nicht denkbar gewesen. Heinz-Gerhard Schöttelndreier hatte verstanden, dass

Kultur und Wirtschaft eine Zugewinngemeinschaft bilden. Wenn in der Wirtschaft häufig von Standortvorteilen und von der regionalen Einbettung die Rede ist, dann ist das „Bett“ nichts anderes als die regionale Kultur. Viele der Erfolge Schöttelndreiers sind auf dem fruchtbaren Boden der Schaumburger Identität gewachsen. Er ging alle seine Aufgaben mit einer enormen Energie an. Sicherlich wurde seine Energie auch vom spürbaren Wir-Gefühl der Schaumburger gespeist. Ziel der Kulturförderung der Schaumburger Landschaft ist es, regionale Identität zu stärken und immer wieder neu zu schaffen. Dabei wurde besonderer Wert darauf gelegt, Schaumburger Gemeinsamkeiten nicht in museale Schonräume einzugrenzen, sondern sich vital mit ihnen auseinanderzusetzen. Keiner hat das so stark unterstützt wie Heinz-Gerhard Schöttelndreier.

Die regionale Identität ermöglicht dem Einzelnen den Platz, auf dem er lebt, als Heimat zu erkennen. In diesem Sinn grenzt Heimat nicht aus, ist nichts Störrisches und Statisches, sondern durch einen ständigen Wandel offen. Viele der Projekte der Schaumburger Landschaft, auch der gemeinsamen mit dem Landkreis Schaumburg, atmen diesen Geist und geben den Menschen den Freiraum, in dem sie sich kulturell entfalten können. Heinz-Gerhard Schöttelndreier hat als Landrat auf die vorhandene Schaumburger Identität gesetzt und sie immer wieder gestärkt, aus dem Bewusstsein heraus, für die Menschen nicht nur Verwaltungsarbeit zu leisten, sondern ihnen Orientierung in ihrer Heimat zu bieten. Sigmund Graf Adelmann ist Geschäftsführer der Schaumburger Landschaft e.V.

Sehr geehrter Heinz-Gerhard, lieber „Charly“.

Friedrich-Wilhelm Lambrecht

Zwölf Jahre warst du Landrat in Schaumburg – und damit auch zwölf Jahre Botschafter unserer Region. Du hast dich auch immer als Botschafter unseres Schaumburger Bieres verstanden – aus Verbundenheit und Tradition. Das Schicksal von Land und Leuten lag dir stets am Herzen. Bestimmt wirst du auch in Zukunft interessiert verfolgen, was aus den Dingen wird, die du während deiner Amtszeit angeschoben hast. Nimm’ es nicht allzu schwer, dass du nun aus dem Berufsleben ausscheidest. Freu’ dich stattdessen auf das, was jetzt vor dir liegt: zum Beispiel die Zeit mit deiner Familie und für Hobbys. Und wenn du abends beim Essen oder vor dem Fernseher Spezialitäten aus der heimischen Region genießen möchtest, darf eins natürlich nicht fehlen: ein leckeres Bier aus der Schaumburger Privat-Brauerei. Prost – und weiterhin alles Gute, Dein Friedrich-Wilhelm Lambrecht

www.schaumburger-brauerei.de


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